VOM NIMMER-GEIST ZUM IMMER-GEIST. Werde anderen Geistes und empfange Wunder. Nach den Prinzipien von »Ein Kurs in Wundern®« - Robert Rosenthal - E-Book

VOM NIMMER-GEIST ZUM IMMER-GEIST. Werde anderen Geistes und empfange Wunder. Nach den Prinzipien von »Ein Kurs in Wundern®« E-Book

Robert Rosenthal

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Beschreibung

Nach den Prinzipien von »Ein Kurs in Wundern®« – vom früheren Co-Präsidenten der Foundation of Inner Peace! Robert Rosenthal schafft ein breites Spektrum an Annäherungen, um den Neuling ebenso wie den Kenner dabei zu unterstützen, die radikal andere Weltsicht von »Ein Kurs in Wundern®« zu verstehen. Dabei stützt er sich auf Psychologie, Naturwissenschaft, Literatur, auch Kinderbücher, den Reichtum der im Kurs enthaltenen Metaphern sowie persönliche Anekdoten, um den Leser zu einem potenziell lebensverändernden Verständnis jenes Buches zu führen, das viele Menschen als tiefste spirituelle Lehre unserer Zeit betrachten. »Ein Kurs in Wundern®« ist ein spirituelles Selbststudienprogramm, das uns, sehr vereinfacht gesagt, beibringt, einander zu lieben. Das erreicht es dadurch, dass es die Illusion zerstreut, wir seien vereinzelte einsame Wesen, die von Gott getrennt sind. Das letztgültige Ziel ist eine Erfahrung universeller Liebe, universellen Friedens und Einsseins, die weitaus wirklicher und erfüllender ist als alles, was unsere Welt aktuell zu bieten hat. Dabei bedient sich der Kurs einer christlichen Terminologie, selbst wenn die Bedeutung von Begriffen wie Sünde, Erlösung, Himmel und Gottessohn eher an nondualistische spirituelle Überlieferungen des Ostens erinnert. Er kann von überwältigender Schönheit, aber auch von großer Dichte und zuweilen schwer verständlich sein. Mit seinem Buch ermöglicht der Autor jedem Interessenten am Kurs einen ganz und gar mühelosen Zugang zu dieser großen spirituellen Lehre unserer Zeit. Robert Rosenthal war Co-Präsident der Foundation for Inner Peace, dem amerikanischen Originalverlag von »Ein Kurs in Wundern®«, und seit 1992 an Bord des Führungsteams der Stiftung. Ein enger Freund und Schützling von dessen Co-Schreiber Bill Thetford, wurde er im Alter von zwanzig Jahren von Judy Skutch in den Kurs eingeführt. Dr. Rosenthal, der im Jahr 2022 verstarb, war Psychiater und Psychotherapeut mit über dreißig Jahren Erfahrung in der Unterstützung von Einzelpersonen und Paaren. STIMMEN ZUM BUCH: »Mit diesem ausgezeichneten Buch bringt Bob Rosenthal den Leser auf eine völlig neue Ebene. Seine Ausführungen werden viele ansprechen, denen die Großartigkeit des Kurses noch nicht aufgegangen ist. Ganz besonders hat mich das letzte Kapitel fasziniert. Verpasst nicht dieses wichtige Buch!« – Gary Renard, Bestsellerautor von »Als Jesus und Buddha sich kannten« »›Vom Nimmer-Geist zum Immer-Geist‹ kann seinen Lesern enorm viel Zeit dabei ersparen, die Grundprinzipien von ›Ein Kurs in Wundern®‹ zu verstehen. In der direktest möglichen Weise bietet dieses erstaunliche Buch eine Einführung wie auch eine Anleitung zu ersten Fortschritten auf einem wundervollen Weg zu dauerhaftem Frieden und Glück.« – David Hoffmeister, Autor von Begleitbüchern zu »Ein Kurs in Wundern®« »Rosenthal ist ein begnadeter Autor und Beseitiger von Missverständnissen, und seine drei Jahrzehnte klinischer Erfahrung als Psychiater und Psychotherapeut prägen seinen beruhigenden Sprachstil. Häufig arbeitet er auf diesen Seiten nicht direkt mit Schucmans Text, sondern beschreibt ihre Ideen auf seine ganz eigene Weise, was einem Neuling das Verständnis sehr erleichtert. Das meiste, was Rosenthal diskutiert, ist über alle spirituellen Traditionen hinweg anwendbar. Eine äußerst zugängliche und sehr gelungene Einführung in die Lehren von ›Ein Kurs in Wundern®‹.« – Kirkus Reviews, New Yorks Zeitschrift für Literaturkritik

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From Never-Mind to Ever-Mind.

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The Principles of A Course in Miracles®

Deutsche Erstausgabe im AMRA Verlag

Auf der Reitbahn 8, D-63452 Hanau

Hotline: + 49 (0) 61 81 – 18 93 92

Service: [email protected]

Herausgeber & Lektor

Michael Nagula

Einbandgestaltung

Guter Punkt

Layout & Satz

Birgit Letsch

Druck

CPI books GmbH

Copyright © 2019 by Robert S. Rosenthal, MD

Originally published by Gildan Media LLC,

aka G&D Media; www.GanDmedia.com.

German Rights © 2022 by AMRA Verlag

ISBN Printausgabe 978-3-95447-531-5

ISBN eBook-Version 978-3-95447-532-2

Cover und Frontispiz entstanden unter Verwendung des GettyImages-Bildes 1160356351 © cerber82/iStock.

In der deutschen Übersetzung wurden Zitate und sinngemäße Wiedergaben entnommen den im Greuthof Verlag erschienenen Werken Ein Kurs in Wundern® © 1994, 2008 und Die Ergänzungen zu Ein Kurs in Wundern® © 1995, 2001. Nähere Informationen unter www.greuthof.de. Originalausgabe A Course in Miracles®: Foundation for Inner Peace, www.acim.org. Ein Kurs in Wundern®, EKIW®, A Course in Miracles® und ACIM® sind als Marken eingetragen. Die in diesem Buch vorgestellten Gedanken stellen die persönliche Meinung und Interpretation sowie das persönliche Verständnis des Autors dar und nicht die der Rechteinhaber von Ein Kurs in Wundern®.

Alle Rechte der Verbreitung vorbehalten, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks. Im Text enthaltene externe Links konnten vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Für meine Mutter Vivian Greenberg,

deren bedingungslose Liebe

und Unterstützung mir erlaubte,

die Person zu werden, die ich bin, und die

die Messlatte als erste veröffentlichte Autorin

in der Familie hochgelegt hat.

Danke, Mom, für deine Weisheit, deine Wärme,

deine Empathie und all das,

was du so vielen geschenkt hast.

Ich kann nicht in Worte fassen,

wie dankbar ich bin. Fürwahr.

… und …

Für Judy Skutch Whitson, Mutter in einem anderen Sinn,

die mich in Ein Kurs in Wundern® einführte

und mit verblüffender Genauigkeit

zu jenen spirituellen Erfahrungen und

Gelegenheiten hinführte,

die mich in meinem Leben formen sollten.

Ich bin dankbar,

mich dir auf dieser distanzlosen Reise anzuschließen –

zu einem Ziel hin, das sich nie geändert hat.

Inhalt

Einleitung

Das Spiel ums Glück

Glückssuche – Wahrheitsfindung

Die Wahrheit bist du selbst

1 Du bist, was du suchst – du suchst, was du bist

Wegeleuchten ins Nirgendwo

Wissenschaft

Religion

Philosophie

Werdet wie die Kinder

Zur Frage »Wer bist du?«

Bist du das, woran du dich erinnerst?

Cleos Erinnerungen

Das Selbst ausstaffieren: Rollen und Werte

Werte

Rollen

Nimmer-Geist

Immer-Geist

2 Glauben ist Sehen

Wenn der Kontext fehlt

Die Fallstricke der Wahrnehmung

Die Vergangenheit als Kontext

Netzwerke und Erkennen

Wahrnehmung: zerstückelt und zerschnitten

Makros dekonstruieren

Die Gegenwart finden

Die Wahrnehmung verändern

Die Fallstricke des Urteilens

Der letztgültige Kontext

Hinter den Spiegeln

Übungen

Erste Übung: Kontextwechsel

Zweite Übung: Die Fesseln der Wahrnehmung lösen

3 Mit dem Immer-Geist in Berührung kommen: Der perfekte Augenblick

Ein perfekter Augenblick

Schlüsselelemente des perfekten Augenblicks

In perfekte Augenblicke hineinstolpern

Den perfekten Augenblick verlieren

Schau: Das Einssein in Allem erblicken

Übungen

4 Der Ruf der Ganzheit

Was uns die Gänse lehren

Im Ganzen oder in Teilen

Sekten und Stämme

Die Kraft eines gemeinsamen Ziels

Die Erfahrung von Gruppenbewusstsein

Zerfall und Aufbau: Entropie versus Leben

Rebellion im Himmel

Unbeständigkeit und Konkurrenz

Auf der Suche nach der allumfassenden Gruppe

Konkurrenzlose Gemeinschaft

Vorgeschmack auf den Himmel

Übungen

Erste Übung

Zweite Übung

5 Kartoffelköpfe, Alter-Persönlichkeiten und Edelsteine: Das zerbrochene Selbst flicken

Kartoffelköpfe

Ein Modell für das zersplitterte Selbst

Alter-Persönlichkeiten als Selbst-Modelle

Der Weg zur Heilung

Trennung heilen – den Immer-Geist erinnern

Integrierter Geist

Die bindende Kraft

Der zersplitterte Edelstein

Übung

6 Ganzheit in Aktion: »Wunder sind natürlich«

Wie kannst du davon profitieren?

Bergführer

Ursache und Wirkung

Mit dem Heiligen Geist den Wahrnehmungsschalter umlegen

Die Kraft der Kapitulation

Die Genese von Wundern

Ein besserer Weg

Keine Rangordnung der Schwierigkeit

Das Ego schlägt zurück

Ganz gewöhnliche Wunder

Wunder als Fortschrittsmarker

Alle für Eins, Eins für alle

Spiele, die Egos gerne spielen

Danksagungen

Über den Autor

Zum Buch

Quellenangaben

Register

Stimmen zum Buch

Der Autor gibt hier keine medizinischen Ratschlägeund verordnet auch keinerlei Technikenzur Behandlung physischer, emotionaler oder medizinischerProbleme. Die Absicht des Autors ist einzig und allein,Informationen allgemeiner Natur zu liefern,die Ihnen bei Ihrer spirituellen Suche nach spirituellemWohlbefinden helfen können. Für den Fall,dass Sie in irgendeiner Form von den Informationenund Praktiken in diesem Buch Gebrauch machen sollten,übernehmen Autor und Verleger keine Verantwortungfür Handlungen oder Schäden, die aus dem Gebrauchder hier vorliegenden Informationen hervorgehen sollten.Trotz aller Vorsicht und Sorgsamkeit, die der Autor hatwalten lassen, übernimmt dieserkeine Verantwortung für Irrtümer oder Auslassungen.

Die Namen sowie gewisse biografische Details der Personen,deren Geschichten in diesem Buch auftauchen,wurden aus Vertrauensgründen und zum Schutzder Privatsphäre geändert.

Einleitung

Über Ein Kurs in Wundern® zu schreiben ist weder ein leichtes noch ein gradliniges Vorhaben. Möglicherweise gibt es kein spirituelles System, das darzulegen und zu erklären eine größere Herausforderung bedeutet. Der Grund dafür ist, dass der Kurs seinem Wesen nach einfach, unser Widerstand dagegen, seine Botschaft zu hören, aber vehement ist.

Die Kernlehre von Ein Kurs in Wundern® lässt sich in drei kurzen Zeilen aus seiner Einleitung zusammenfassen:

Nichts Wirkliches kann bedroht werden.

Nichts Unwirkliches existiert.

Hierin liegt der Frieden Gottes.1

Der Rest des Kurses – die 1.320 Seiten, die Textbuch, Übungsbuch und Handbuch für Lehrer (in der deutschen Übersetzung) zusammen ergeben – führt diesen einen zentralen Gedanken genauer aus, indem er über vielgestaltige Wege immer wieder auf ihn zurückkommt und neu und unterschiedlich erscheinende Kontexte aufgreift, um dem Schüler zu helfen, ihn zu verstehen und auf sein Leben anzuwenden.

Der Kurs ist holografisch angelegt, und ich meine diesen Begriff nicht nur metaphorisch. Wie auf einer holografischen Fotografie jeder noch so kleine Ausschnitt aus dem ursprünglichen Bild das gesamte Bild enthält, taucht im Kurs der Kerngedanke nicht nur in jedem Kapitel und jeder Lektion wieder auf, sondern sehr oft auch in jedem Absatz oder sogar einzelnen Formulierungen. Daher sind beim Schreiben über den Kurs Wiederholungen und kreisende Ansätze unvermeidlich. Doch ist das Wiederholen nicht ein Herzstück aller Lernprozesse? Sollten dich diese drei Zeilen aus der Kurseinleitung ins Straucheln gebracht haben, hast du wahrscheinlich ihre tiefe Wahrheit erkannt, sie vielleicht in deinem sozialen Netzwerk gepostet und an deine Freunde weitergegeben. Einen Lernprozess aber hätten sie noch nicht ausgelöst. Ein Kurs in Wundern® bringt uns dazu, genau an einem solchen Prozess dranzubleiben, indem er viele Variationen des einen zentralen Themas anbietet. Darin liegen seine Kunst und seine Kraft. Er langweilt uns nicht. Wir gewöhnen uns nicht an ihn. Jede Einsicht erreicht uns, als wäre sie frisch und neu. Und das Ergebnis davon ist, dass wir fürwahr lernen.

Vom Nimmer-Geist zum Immer-Geist ist das erste Buch in einer Reihe, mit der ich dazu beitragen möchte, die Grundlagen von Ein Kurs in Wundern® einer breiten Leserschaft nahezubringen: jenen, die davon gehört haben, aber seine Lehren noch nicht kennen; denjenigen, die sich schon einmal drangemacht und wieder aufgegeben haben, weil seine Sprache zu schwierig oder seine Verwendung christlicher Terminologie zu abschreckend erschien; und jenen, die ihn bereits studieren, aber nach einem tieferen Verständnis auf der Suche sind oder einem einfacheren Weg, seine Ideen Familie und Freunden zu vermitteln. Meines Erachtens hat das vorliegende Buch jeder dieser drei Gruppen Bedeutsames zu bieten. Gleichwohl mögen neuen Schülern manche Konzepte radikal und schwer annehmbar erscheinen, während mir Kursveteranen vielleicht vorwerfen werden, ich würde über das, was sie als Schlüssellehren erachten, rasch hinweg- oder diese sogar ganz übergehen. Sie erinnere ich daran, dass dieses Buch nur das erste in einer langen Reihe darstellt, und bitte sie um Geduld.

Zuallererst wurde Ein Kurs in Wundern® 1975 als formloses Paperback in vier Bänden veröffentlicht, ein Jahr später folgte eine herkömmliche Hardcover-Ausgabe in drei Bänden. Während ich das hier schreibe, sind über drei Millionen Exemplare verkauft worden, mehrheitlich auf Englisch, darunter aber etwa eine Million in den siebenundzwanzig Übersetzungen, die bisher erschienen sind. Mehr als vierhundert gedruckte Bücher wurden über den Kurs verfasst. Die meisten setzen einiges Kurswissen auf Seiten des Lesers voraus. Manche zitieren reichlich aus dem Kurs und versuchen dabei, seine Lehren in eigene Worte zu fassen. Andere wiederum versuchen, den Kurs zu vereinfachen und seine Grundlehren herauszudestillieren, allerdings auf die Gefahr hin, wichtige Ansätze zu übersehen. Und dann gibt es noch ein paar wenige, die den Leser durch Text- und Übungsbuch führen, indem sie jeden einzelnen Absatz mit einem Kommentar versehen.

Ich bezwecke mit Vom Nimmer-Geist zum Immer-Geist etwas anderes. Ich hoffe, es gelingt mir, die Kernprinzipien des Kurses zu vermitteln, indem ich sie durch die Linsen von Psychologie, Neurobiologie, Metaphorik und allgemein vertrauten Erfahrungen betrachte, ohne allzu oft auf seine spezifische Sprache und Terminologie zurückzugreifen. Denn versteht man seine Prinzipien im Vorhinein, hat man weniger mit seiner zuweilen schwierigen Sprache zu kämpfen. Zwar werde ich viele Kurszitate einstreuen, die ich entsprechend kennzeichne, um sie von Nicht-Kurs-Zitaten zu unterscheiden, doch nur selten werde ich sie analysieren oder erläutern. Sie sind mehr als eine Art Kommentarleiste gedacht, als Angebot, über die besprochenen Gedanken mit Worten nachzusinnen, wie sie der Kurs selbst verwendet. Überdies habe ich, vom ersten und letzten Kapitel abgesehen, in alle Kapitel spezifische Übungen eingefügt, die helfen sollen, das Gelesene im eigenen Leben direkt und individuell anzuwenden.

Doch eines sollte klar sein: Dieses Buch will und kann kein Ersatz für das erstaunliche Lehr- und Lernprogramm sein, das der Kurs anbietet, denn dieses muss man selbst in Erfahrung bringen. Es kann jedoch als Einführung und Begleitung dienen, eine Art Reiseführer, der zum erfolgversprechenden Besuch eines fremden Landes einlädt und einen darin unterstützt, dessen Sprache und Kultur schätzen zu lernen. Man entdeckt seine Sehenswürdigkeiten und kehrt bereichert in sein eigenes Leben zurück – oder ist so in den Bann gezogen, dass man immer wieder an den neu entdeckten Ort zurückkehrt und vielleicht beschließt, dort mehr Zeit zu verbringen oder ihn dauerhaft zu seiner Heimat zu machen.

Es gibt kaum Zweifel daran, dass Ein Kurs in Wundern® den Versuch darstellt, in die Lehren von Jesus von Nazareth Licht und sie mit ihrer ursprünglichen Bedeutung wieder in Einklang zu bringen, indem er eine Schneise durch das Gestrüpp jahrhundertelangen Verdrehens und Fehldeutens schlägt. Zu diesem Zweck definiert der Kurs viele gewohnte christliche Begriffe – wie »Christus«, »Gottessohn«, »Himmel«, »Sünde«, »Vergebung«, ja sogar »Kreuzigung« – neu und verleiht ihnen ganz andere Bedeutungen, die eher mit nondualistischen spirituellen Überlieferungen des Ostens übereinstimmen als mit denen des herkömmlichen Christentums. Doch das führt für viele unter uns zu einer abschüssigen Lernkurve, denn während wir schon genug damit zu tun haben, die unorthodoxe Weltsicht des Kurses zu erfassen, haben wir gleichzeitig damit zu kämpfen, alte Glaubenssätze und Vorurteile zu überwinden. Schon für einen Juden wie mich war die erste Annäherung an den Kurs von einem guten Maß an Skepsis begleitet; für jene, die streng katholisch aufgewachsen sind, dürfte der Konflikt noch größer sein.

Ich lernte den Kurs im Alter von zwanzig Jahren kennen. Meine erste Reaktion war durchmischt, und niemals wäre ich an ihm drangeblieben und hätte ihn studiert, hätte ich nicht einige ungewöhnliche synchrone Erlebnisse gehabt, die ich nicht umhinkonnte, als Wunder zu beschreiben. Jetzt bin ich über sechzig Jahre alt. Ich habe die Unterweisungen des Kurses jahrzehntelang hinauf und hinunter geübt und nicht nur zu lernen, sondern durchgängig zu leben versucht – und arbeite immer noch daran. Vor kurzem habe ich die Co-Präsidentschaft der Foundation for Inner Peace übernommen, jener Organisation, die von der Stimme, die den Kurs diktiert hat, mit seiner Veröffentlichung, seinem Vertrieb und der Auseinandersetzung mit ihm betraut worden ist. Und in diesem Sinn ist auch das vorliegende Buch zu betrachten: als Beginn einer solchen Auseinandersetzung. Ich fühle mich dazu berufen weiterzugeben, was ich über die Jahre gelernt habe, und es ist ein Privileg für mich, dieses Buch hier vorlegen zu dürfen. Doch ohne die Hilfe all derer, die vor mir da waren, hätte ich es nicht schreiben können, insbesondere meiner Mentoren Bill Thetford und Judith Skutch Whitson, deren Einfluss auf mein Leben sich in Worten nicht angemessen ausdrücken lassen.

Die Gedanken, denen du in Vom Nimmer-Geist zum Immer-Geist begegnen wirst, sind machtvoll, radikal und subversiv. Wie der Kurs, aus dem sie stammen, sollen sie deine Welt aus den Angeln heben, ja mehr noch: diese verschwinden lassen und dich in einen völlig anderen Geisteszustand versetzen, einen, aus dem jede Angst verbannt ist und Liebe zur durchgehenden Wirklichkeit wird. Deshalb muss ich dich hier gleich zu Anfang bitten, Geduld zu haben, denn diese Gedanken können fordernd und schwer zu erfassen sein. Sie stellen alles, was du über dich und die Welt wusstest, auf den Kopf. Und das wird – das kann ich nahezu garantieren – an gewissen Punkten dazu führen, dass gewisse Anteile deines Geistes in Aufruhr, ja Wut, geraten und sich mit allen Mitteln bemühen werden, dich davon zu überzeugen, dass der Kurs und seine Gedanken nicht mehr als absurder Unfug sind, den du nachhaltig und schnellstens von dir weisen solltest. Dann magst du versucht sein, das Buch in den Müll zu werfen oder jemandem zu geben, den du nicht sonderlich leiden kannst.

Wann immer du an diesen Punkt kommst, jenen Punkt, an dem dein Ego sich seine ach so vernünftige Maske herunterreißt und aus seinem Versteck hervorstürmt, um dir eine zu verpassen, dich zu beschämen, einzuschüchtern und dich wieder auf die Reihe zu bringen, kannst du sicher sein, dass du gerade dabei bist, wirkliche Fortschritte zu machen. Du bist auf dem Weg, etwas Bedeutsames zu erreichen. Du hast den ersten Schritt getan, um Wundern zu erlauben, in dein Leben zu kommen. Du hast deinen Geist zu einem neuen Weg hin geöffnet: einem besseren Weg, einem Ansatz, der es tatsächlich schafft, dir bleibendes Glück und Geistesfrieden zu bringen, die nicht von etwas oder jemandem außerhalb von dir abhängen. Gib also bitte dich selbst nicht auf. Gib die Liebe nicht auf, die im Herzen deines Seins auf dich wartet.

Das Spiel ums Glück

Wenn es eine Wahrheit gibt, die für alle Menschen gilt, dann die, dass wir alle glücklich sein wollen. Und das wünschen wir uns nicht nur für uns selbst, sondern für alle, die wir lieben. Doch egal, wie zufrieden wir zu sein scheinen – egal, wie gut die Dinge gegebenenfalls laufen mögen –, wir können immer auf einen Bereich unseres Lebens verweisen, wo es besser sein könnte. Wir erreichen niemals vollkommenes, dauerhaftes Glück, sondern denken stets, wäre dies oder jenes anders, würden wir glücklicher sein. Wie Ein Kurs in Wundern® es ausdrückt, suchen wir, finden aber nicht. Und vielleicht liegt darin die große menschliche Tragödie.

Ich bin staatlich geprüfter Psychiater und Psychotherapeut mit über dreißig Jahren klinischer Erfahrung, mittlerweile in Rente, und habe mit Personen gearbeitet, die eine wundervolle Ehe führten, aber von einer schwachen Gesundheit oder finanziellen Rückschlägen geplagt wurden. Ich habe mit äußerst erfolgreichen Führungskräften gearbeitet, deren persönliche Beziehungen ein einziges Schlamassel waren; es fehlte ihnen an Wärme und Intimität, und sie waren ständig Konfliktsituationen ausgesetzt. Ich habe mit Leuten gearbeitet, die damit kämpften, chronische Schmerzen oder Müdigkeit zu überwinden, und für die die einfache Aufgabe, morgens aus dem Bett zu kommen und ihren Kindern, bevor sie zur Schule gingen, ein Lächeln zu schenken, ein großer Triumph des Willens darstellte. Ich habe mit Geizhälsen und Philanthropen zu tun gehabt, die sich zwar – ein jeder auf seine Weise – viel auf ihre Errungenschaften einbildeten, aber dennoch verheerend unerfüllt blieben. So ist es eben, das Leben, niemand kann alles haben, sagen wir uns dann. Doch stimmt das wirklich? Was, wenn man durchaus alles haben könnte – nur nicht so, wie man denkt?

Wenn man die Leute befragte, würden, so schätze ich, 99 Prozent glauben, genau sagen zu können, was ihrer Meinung nach in ihrem Leben fehlt – was sie bräuchten, um für immer glücklich zu sein. Und ich wette, du bist einer von ihnen. Auch ich gehörte dazu. Ich studierte metaphysische Systeme, die versprachen, mir zu zeigen, wie ich meine Herzenswünsche manifestieren könne. »Ja, auch du kannst in dein Leben holen, was immer du willst! Wende einfach nur diese simple Technik da an« – und das läuft dann fast immer auf eine Variante der Macht des positiven Denkens hinaus. »Stell dir geistig vor, was du willst. Tu das jeden Tag, Schreib es auf. Umgib es mit Licht. Und es wird eintreffen!« Und siehe da, es klappt – manchmal. Dann wieder nicht so gut. Doch selbst wenn diese Techniken funktionieren, ist das Ergebnis nie dauerhaftes Glück. Es ist wie beim Whack-a-Mole, dem Hau-den-Maulwurf-Spiel: Ist ein Wunsch erfüllt, taucht ein neuer auf, um ihn zu ersetzen. In Wahrheit wissen wir nicht, was wir wollen. Nicht wirklich. Niemand von uns weiß das. Das können wir gar nicht. Laut Kurs sind wir dessen nicht fähig, weil wir etwas zu sein glauben, was wir gar nicht sind.

Weder Vermögen noch Ruhm, Gesundheit oder langes Leben, weder Erfolg noch Liebesromanze, Abenteuer oder Sicherheit werden je eine Garantie für Glück sein. Gewiss mag das eine oder andere davon ein Lächeln in dein Gesicht zaubern und dir ein wenig auf die Sprünge helfen. Doch nur für eine Weile. Erfolg verblasst schnell und wird bald zum Normalfall, bis ein neues Ziel daraus erwächst, das einem verspricht, die Freude wiederherzustellen, die man zuvor empfunden hatte. Glück, das auf äußeren Umständen beruht, zerschellt allzu leicht an den Felsen plötzlicher tragischer Ereignisse: einem unerwarteten Todesfall, einem Karriereeinbruch, plötzlich entdeckter Untreue. Und selbst dann, wenn du mit übermäßigem Glück gesegnet bist, musst du unter Garantie damit rechnen, alt zu werden. Und du wirst sterben. Soviel ist sicher. Und schlimmer noch: So wird es einem Jeden ergehen, den du kennst und liebst.

Zweifellos ein düsteres Bild. Aber ist das alles, meine Freunde? Ist das unser unvermeidliches Schicksal? Oder könnte es eine Alternative geben? Warum sollte Glück so flüchtig, so schwer zu erreichen und unmöglich festzuhalten sein?

Glückssuche – Wahrheitsfindung

Der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe, ein Universalgenie, rang mit genau diesem Problem in seinem monumentalen Werk Faust. Darin wird die Geschichte von einem unglücklichen, lebensmüden und deprimierten Doktor erzählt, der nach Erfüllung sucht, diese aber nicht finden kann. Er schließt einen Bund beziehungsweise eine Wette mit dem Teufel Mephistopheles ab, der gemäß Faust seine Seele Mephistopheles überlässt, sobald dieser ihm ein Erlebnis verschaffen kann, das so tief und bedeutsam ist, dass Faust wünschen würde, dieser Augenblick solle ewig währen. Anders gesagt versucht Faust, das Ephemere in Ewiges zu verwandeln. Der Teufel wirbt um ihn und lockt ihn mit Macht, Magie, Frauen, Wein und Schönheit, doch wie verführerisch auch immer das alles sein mag, keiner von all den Tricks funktioniert. Nichts, was der Teufel in dieser Welt der Zeit zu bieten hat, vermag die Zeit anzuhalten und die Tür zur Ewigkeit zu öffnen. Erst als Faust die Freude entdeckt, die darin liegt, anderen zu helfen, wünscht er, dieser Augenblick möge bleiben, doch da ist er schon bei der göttlichen Wahrheit angelangt und seine Seele nicht länger in Gefahr. Gott und Seine Engel greifen ein, treten Mephistopheles entgegen und heben Faust in den Himmel empor.

In einem weltlicheren, aber nuancenreicheren Szenario schildert der französische Autor Marcel Proust in seinem siebzehnbändigen Werk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit bis in jedes Detail genau und wunderschön, wie es seinem Protagonisten Georges Swann misslingt, durch Liebesromanzen oder sozialen Status Glück zu erlangen. Gleichwohl tauchen in diesem Roman immer wieder Augenblicke auf, in denen normalerweise bedeutungslose sensorische Erlebnisse Swann von den Beschränkungen der Zeit befreien und es ihm ermöglichen, in eine zeitlose Realität einzutauchen – einen Moment, in dem die Angst vor dem Tod verschwindet (mehr zu dieser Art Erfahrung in Kapitel 3). Auch wenn die Suche nach Glück innerhalb der Welt – Glück, wie es die Welt definiert – ein vergebliches Unterfangen ist, gibt es eine größere Realität, die stets gegenwärtig ist – wenn wir Augen haben, sie zu sehen, und Ohren, sie zu hören. Widerfahren uns solche Augenblicke, öffnet sich Triviales zur Transzendenz hin – und dort ist Glück selbstverständlich.

Lange vor Proust und Goethe hatte noch jemand mit dem zerbrechlichen, trügerischen Wesen des Glücks gerungen, allerdings aus der entgegengesetzten Richtung kommend: Siddhartha Gautama – ein Prinz, der im sechsten Jahrhundert vor Christus im heutigen Nepal lebte. Siddhartha führte ein ideales Leben: Er hatte wundervolle Eltern (König und Königin), freundliche und treue Hofdiener, einen komfortablen Palast mit prächtigen eingefriedeten Ländereien, eine wunderschöne liebevolle Frau und aufgeweckte gesunde Kinder. Sein Leben strotzte nur so von Glück, es mangelte ihm an nichts. Doch eines Tages beschloss er, sich über die Grenzen des Palastgrundstücks hinauszuwagen. Den Warnungen zum Trotz, nicht hinauszugehen, ließ ihm seine Neugierde keine Ruhe und keinen Frieden in seinem behüteten Leben. Es drängte ihn einfach, mehr zu erfahren. Und was Prinz Siddhartha an diesem Tag jenseits der Palastmauern erfuhr, veränderte sein Leben für immer, zusammen mit dem Millionen anderer über die Zeitalter hinweg. Es säte den Samen für das, woraus später sein Erwachen zur Erleuchtung wurde, und inspirierte den Kern jener Lehren, die wir heute als Buddhismus kennen.

Was widerfuhr Prinz Siddhartha, als er das Eden verließ, das bisher sein Zuhause gewesen war? Er erblickte einen kranken Mann, einen alten Mann und einen Leichnam. Er wurde mit der Realität von Krankheit, Alter und Tod konfrontiert. Als dessen Zeuge konnte er nicht mehr in seinem paradiesischen Palast bleiben, denn er wusste, dass das eine Lüge war. Und so ging er für immer fort, verließ Eltern, Frau und Kinder und all die Vorteile eines königlichen Lebens, um sich auf die spirituelle Suche nach einem besseren Weg zu machen. Nach vielen Fehlschlägen fand er diesen besseren Weg und erlangte, unter einem Bodhi-Baum meditierend, Erleuchtung. Er hatte aufgehört, Siddhartha zu sein, entledigte sich seiner persönlichen Identität und wurde zum ewigen Buddha.

Das Herzstück von Buddhas Lehren machen die Vier Edlen Wahrheiten aus. Davon betreffen uns hier nur die ersten zwei, denn sie befassen sich direkt mit dem Problem des Glücks, das nicht von Dauer ist. Die Erste Edle Wahrheit besagt, dass alles Leben Dukkha ist, was Unzufriedenheit oder Leiden bedeutet, und die Zweite, dass diese Unzufriedenheit und dieses Leiden ihren Ursprung im Durst haben: einer inneren Leere, die uns dazu antreibt, bestimmten Gegenständen, Personen und Zielen nachzujagen – im flüchtigen Versuch, diesen Durst zu löschen. Doch wie wir wissen, kann dauerhaftes Glück nicht in der Welt gefunden werden. In unseren verzweifelten Bemühungen, dies zu gewährleisten, gleichen wir halbverdursteten, schiffbrüchigen Seefahrern, die Meerwasser schlürfen, um ihren Durst zu löschen. Das Salz im Wasser trocknet sie aus und verstärkt den Durst nur, statt ihn zu stillen. Genauso dient jedes Ding, jede Person oder jedes Erlebnis, hinter denen wir her sind, um den Schlüssel zu unserem fehlenden Glück zu finden, nur dazu, unseren Durst und unsere Sehnsucht zu verstärken.

Die Wahrheit bist du selbst

Ein Kurs in Wundern® liegt mit der ersten der beiden Edlen Wahrheiten Buddhas völlig auf einer Linie. Er macht uns klar, dass wir, unseren eigenen Ratschlägen überlassen, nicht dauerhaft Frieden, Liebe oder Glück finden können. Woran liegt das? Wir suchen stets an den falschen Orten nach Liebe. Wir löschen unseren Durst mit Meerwasser. Schlimmer noch, wir wissen nicht, wo oder wie wir reines Wasser finden. Existiert so etwas überhaupt oder ist das nur ein Mythos, eine Fantasie? Doch gibt es noch ein grundlegenderes Problem, und darin wurzeln alle anderen: Wirwissen nicht, wer wir sind. Ja, so ist es. Wir liegen mit unserer Jagd nach Glück falsch, weil wir unser wahres Wesen nicht verstehen. Wir haben uns zu dem Glauben fehlleiten lassen, wir seien Meeresgeschöpfe und Salzwasser sei gut für uns.

Man kann es auch so betrachten, dass wir unwissentliche Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden sind. Bevor wir unsere wahre Identität nicht von dem Eindringling (laut Kurs dem Ego), der sie gestohlen hat, zurückerlangt haben, wird die Suche nach Glück, Liebe und Zufriedenheit fruchtlos bleiben. Glück muss auf Wahrheit beruhen, sonst ist es wahnhaft. Und im Gegensatz zu Agent Mulder aus Akte X ist die Wahrheit nicht »da draußen« und wartet an der nächsten Ecke auf uns, sondern weilt im Inneren.

Man kann die Wahrheit nicht erreichen, wenn man von falschen Voraussetzungen ausgeht. Wenn du davon überzeugt bist, dass zwei plus zwei fünf ergeben (weil dir dein Vater das erzählt hat, irgendein Professor oder Politiker – oder dein neuester Facebook-Freund das gerade gepostet hat), dann werden alle nachfolgenden Rechnungen fehlerhaft sein. Sucht ein Adler Glück in dem Glauben, ein Strauß zu sein, wird er nie seine Flügel ausbreiten und in den Himmel aufsteigen, sondern kläglich herumhüpfen, sich verzweifelt im Boden festkrallen und nach dem ersten besten Loch Ausschau halten, in dem er sich einnisten kann. Doch kein Loch wird ihn je zufriedenstellen. Eine Katze wird niemals glücklich werden, solange sie Autos hinterherjagt und an Knochen herumnagt.

Wollen wir Glück finden, müssen wir erst das beseitigen, was uns daran hindert, unsere wahre Identität anzuerkennen, und die ist Ein Kurs in Wundern® zufolge reiner Geist. Alle zusammen sind wir Gottes Nachkommenschaft, Gottes Kind, Gottes Sohn, als Ebenbild unseres Schöpfers erschaffen. Doch auch hier benebelt uns die Verwirrung um unsere Identität und wir stellen uns Gott nach unserem Bilde vor: als Körper, für gewöhnlich männlich, weiß gewandet, der uns vom Himmel herunter beäugt und Urteile fällt, wer leben und wer sterben wird, wer wohlgedeihen und wer leiden wird, all das darauf beruhend, ob man unartig oder brav gewesen ist. Doch das ist nicht Gott, sondern bestenfalls der Nikolaus, ganz gewiss nicht der Gott von Ein Kurs in Wundern®.

Versuche dir Gott stattdessen als riesiges, unendliches, einheitliches Feld vollkommener Liebe zu denken – und nichts anderes sonst. (Begriffe, die dem ebenfalls entsprächen, wären Freude oder Glückseligkeit; auf Sanskrit ananda.) Da nur sehr wenige Menschen eine derartige Liebe je erlebt haben, ist sie kaum vorstellbar. Wenn aber Gott vollkommene Liebe ist und uns »nach Seinem Bilde« erschaffen hat, müssen wir ebenso vollkommene Liebe sein. Unser wahres Wesen ist weder der Körper, dessen Konterfei wir im Spiegel erblicken, noch der abgesonderte persönliche Geist, der in diesem Körper haust. Wenn wir glauben, wir seien nicht mehr als das, und auf dieser Grundlage nach Glück suchen, wird es sich uns immer wieder entziehen. Erst dann, wenn wir erkennen, was unserem wahren Wesen – der Präsenz der Liebe in uns und unseren Mitmenschen – im Weg steht, und diese Hindernisse beseitigen, erfahren wir, wer wir in Wahrheit sind. Und wie es in den Evangelien steht, kann uns nur die Wahrheit befreien. Nichts anderes.

Dieses Buch möchte dich motivieren, loszulegen und auf dem Weg zur Wahrheit loszumarschieren. Anschließend wird Ein Kurs in Wundern® dich noch viel weiterbringen – so weit, wie du es zulässt. Der Kurs ist dahingehend angelegt, dir die Erfahrung des reinen Geistes, von Wundern, Einheit und deinem wahren Selbst zu ermöglichen, das nichts anderes als Gott ist – jenes weite, ewige Energiefeld reinster Liebe. Ohne eine derartige Erfahrung bleiben wir Gefangene, egal wie viele Bücher wir lesen oder Workshops wir besuchen. Haben wir jedoch – auch nur ein einziges Mal – diese Erfahrung gemacht, wissen wir mit völliger Überzeugung, was wirklich ist und was nicht, wofür es sich zu kämpfen lohnt und was nicht die leiseste Anstrengung verdient. Fallen wir dann in Angst, Schuld oder Ärger zurück, verstehen wir auch den Grund dafür und können den Weg finden, der uns wieder hinausführt.

Dieser Weg ist einfacher, als du dir vorstellen kannst, und zugleich lächerlich schwer. Einfach, weil es um die Wahrheit geht, und was könnte direkter zum Ziel führen, als wenn man die Wahrheit – einfach – sie selbst sein ließe? Schwer jedoch, weil uns all unser gewohntes Lernen und Erleben in die entgegengesetzte Richtung treibt. Ohne wirkliche Bereitschaft werden uns unsere alten Denkmuster weiterhin beherrschen und sich einer Veränderung widersetzen. Sie kleben an uns und bremsen uns aus, so als würden wir uns in schweren Stiefeln durch dicken Morast schleppen. Auf den folgenden Seiten findest du einen Weg durch diesen Morast. Ich feuere dich an. Und das tun wir alle, denn wie es Ein Kurs in Wundern® klarmacht, wir legen diesen Weg gemeinsam zurück – oder überhaupt nicht.

Betrachte dieses Buch als einen Werkzeugkasten, der dir dabei hilft, der falschen Identität zu entkommen, die dich gefangen hält. Betrachte es als eine Art Leuchtturm, der dich durch die Finsternis dieser Welt leitet – durch seine falschen Versprechungen, seine schemenhaften Fehlwahrnehmungen und leeren Versuchungen hindurch – und dir den Pfad zur Freiheit erhellt. Betrachte es als eine Argumentationskette, die dir helfen soll, das schwere Gewand des falschen Egoselbst abzulegen, welches dich mit seinen Illusionen so geblendet und für dumm verkauft hat, dass du glaubst, das seist tatsächlich du. Wenn du das tust, wirst du schließlich entdecken, dass du nicht in irgendeiner existenziellen Krise steckst. Und du weder bedeutungslos noch allein bist. Nein, das Ergebnis ist nichts weniger als Freude: bedingungslose, vollkommene Freude, die nicht von dieser Welt ist, die du aber erkennen und gewiss mehr willkommen heißen wirst als irgendetwas anderes, was du bisher in deinem Leben erfahren hast.

1

Du bist, was du suchst – du suchst, was du bist

Es gibt niemanden, der sich nicht nach Freiheit sehnte und versuchte, sie zu finden. Doch wird er sie dort finden, wo er glaubt, dass sie sei und gefunden werden könnte.1

Doch was könnte mit größerer Sicherheit gewährleisten, dass Du die Erlösung nicht findest, als all deine Bemühungen darauf zu konzentrieren, sie dort zu suchen, wo sie nicht ist?2

Eine Frau läuft nachts eine Straße hinunter. Sie entdeckt einen alten Mann auf den Knien, der im Schein einer Straßenlaterne fieberhaft nach etwas sucht. In der Annahme, es ginge ihm nicht gut, hält sie an und fragt, was das Problem sei. Er antwortet, er habe seine Autoschlüssel verloren und könne ohne sie nicht nach Hause kommen. Verzweifelt versucht er, sie zu finden. Die Frau sucht geschwind den Lichtkegel um die Straßenlaterne herum ab und erkennt sogleich, dass dort kein Schlüssel liegt. Daraus schließt sie, der Mann sei vielleicht angetrunken oder nicht ganz bei Sinnen, und fragt ihn, wo er seine Schlüssel denn verloren haben könne. »Wahrscheinlich irgendwo dort drüben? Ich bin mir nicht sicher«, sagt er und weist vage in Richtung der im Dunkel liegenden Straße. »Weshalb suchen Sie denn dann hier?«, fragt sie. Da schaut er sie an, als wäre sie diejenige, die nicht alle Tassen im Schrank hat, und antwortet: »Na, weil es dort dunkel ist und ich nichts sehen kann.«

Wenn man nach etwas Bedeutsamem zu suchen beginnt, ist die Schlüsselfrage: Wo? Sucht man am falschen Ort – wie vertraut oder geeignet dieser auch immer sein mag –, kann man sicher sein, das Gesuchte nicht zu finden. Das gilt für alles, ob man seine Schlüssel sucht, seine Lesebrille, einen versunkenen Schatz oder die ewige Wahrheit. Wirst du durch einen schlechten Rat, in die Irre führende Anhaltspunkte oder eine ungenaue Karte von der Fährte abgebracht, verlierst du allmählich den Mut. Vielleicht gibst du dann auf, weil du den Schluss ziehst, dass das, was du suchst, unmöglich zu finden ist, oder höchstwahrscheinlich gar nicht existiert und es auch nie getan hat. Deine mühevolle Erfahrung hat dich gelehrt, dass jeder, der sich auf eine solche Suche begibt, ein Narr sein muss.

Das Traurige daran ist, dass du, wenn du an diesem Punkt angelangt bist, geradewegs an deinem Schatz vorbeilaufen könntest, ohne das je zu erfahren. Er könnte direkt vor deiner Nase auftauchen und »Buh!« rufen, du aber wendest dich ab mit einem dämlichen Grinsen und läufst weiter. Wenn wir also auf der Suche nach der Wahrheit sind – in diesem Fall der Wahrheit, wer und was wir sind –, wo fangen wir da an?

Wegeleuchten ins Nirgendwo

Es gibt drei althergebrachte Wegeleuchten, in deren Lichtkegel jene, die sich auf die Suche nach der Wahrheit gemacht haben, ihre Nachforschungen beginnen: Wissenschaft, Religion und Philosophie. Die Wissenschaft versucht, die Wahrheit durch Experimentieren zu finden, die Religion über den Glauben und die Philosophie durch die Vernunft. Wie der Witz über die drei blinden weisen Männer, die einen Elefanten zu beschreiben versuchen – der eine, indem er dessen unteren Körperbereich ertastet, der zweite dessen Torso und der dritte dessen Beine –, so bekommen Wissenschaft, Religion und Philosophie ein paar Aspekte zwar ganz gut in den Blick, nicht aber das Gesamtbild. Sehen wir uns kurz in dem Lichtkegel um, den eine jede von ihnen ausstrahlt, und schauen, was wir darin erkennen können.

Wissenschaft

Die wissenschaftliche Methode arbeitet mit dem Entwerfen einer Theorie, wie etwas funktionieren könnte, und beweist oder widerlegt diese dann durch Experimente. Die Zielsetzung jedes einzelnen Versuchs ist beschränkt, und statt des Gesamtbilds erhascht man mit jedem einzelnen mageren Ergebnis einen winzigen Aspekt der Wahrheit. Die Idee dahinter ist, dass sich die Einzelaspekte eines Tages sammeln und zusammensetzen lassen – und gemeinsam vielleicht die Wahrheit ergeben werden. Das muss aber nicht unbedingt stimmen. Denn wie bei dem Elefanten kann es sich erweisen, dass das Ganze mehr als die Summe seiner Teile ist. Und keines der Einzelteile selbst reicht aus, um das Wesen des Ganzen zu enthüllen.

Überdies sind Versuchsergebnisse Revisionen unterworfen, wenn neue Erkenntnisse die alten widerlegen und aufheben. Die Medizin ist ein Paradebeispiel dafür. In den 1960er Jahren beispielsweise dachte man, Magengeschwüre würden durch Stress ausgelöst, der zu exzessiver Magensäureproduktion führt. Doch in den 1980er Jahren entdeckte man, dass diese in Wahrheit durch das Bakterium Helicobacter pylori verursacht werden. Gleicherweise hinterfragte bis vor einiger Zeit noch kaum jemand die Theorie, nach der arteriosklerotische Herzerkrankungen hohen Cholesterinspiegeln geschuldet sind, wobei sich das Cholesterin in chaotischen Plaques an den Arterieninnenwänden absetzt. Erst kürzlich haben Studien gezeigt, dass eine weitaus wichtigere Rolle dabei Entzündung spielt.

Doch das wissenschaftliche Experimentieren als Weg zur Wahrheit wirft noch ein größeres Problem auf. Forscher sind eingeschränkt durch (1) die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel (selbst der brillanteste und entschlossenste Wissenschaftler hätte vor der Erfindung des Mikroskops keine Kenntnis von Bakterien haben können) und (2) durch ihr Verständnisniveau. Ist ihr Verständnis in irgendeiner Weise ungenau oder mit Vorurteilen behaftet, dann werden das ihre Ergebnisse ebenso sein.

Es gibt einen Witz, der dieses Dilemma sehr schön illustriert. Ein Amateurwissenschaftler fährt aufs Meer hinaus, um die genaue Größenordnung der Fische zu bestimmen, die entlang der Küste leben. Er lässt sein Boot dreißig Kilometer vor der Küste treiben, wirft mehrmals seine Netze ins trübe Wasser aus und misst jedes Mal die Länge der verschiedenen Fische, die sich darin gefangen haben. Nachdem er seinen Versuch ein Dutzend Mal oder mehr wiederholt hat, fühlt er sich bestätigt genug, behaupten zu können, dass sich im Ozean keine Fische befinden, die kleiner als zweieinhalb Zentimeter lang sind. Sein Fehler? Seine Netze hatten eine Maschenweite von zweieinhalb Zentimetern, die Zwischenräume zwischen den Netzsträngen waren also zweieinhalb Zentimeter groß. Kleinere Fische schlüpften durch die Löcher hindurch und blieben von dem Wissenschaftler unbemerkt, denn der hatte die Grenzen seiner Ausrüstung nicht miteinbezogen, als er seine Schlussfolgerungen zog.

Die Wissenschaft webt viele solche »Netze«, die sie dann in die Welt auswirft, ein jedes mit einer Hypothese, wie etwas funktioniert. Je nach »Fang« – Versuchsergebnis – wird die Hypothese entweder bestätigt oder widerlegt. Doch in diesen Netzen befinden sich Löcher. Diese »Löcher« sind Annahmen, die unbewusst in die Hypothese mit eingebaut, also nicht als Teil von ihr anerkannt sind. Am eklatantesten von ihnen ist die Vorstellung, die Welt sei eine objektive und völlig eigenständige Realität außerhalb von uns selbst, die unabhängig vom Geist existiert; daraus folgt, dass ein Experiment vom Geist des Forschers unabhängig ist, das eine das andere nicht beeinflusst. Die Quantenmechanik aber hat diese Annahme bereits ernsthaft in Frage gestellt. In Anbetracht solcher Infragestellungen ist es zweifelhaft, dass die Wissenschaft jemals in der Lage sein wird, die Wahrheit zu erreichen.

In ferner Zukunft, wenn sich die Instrumentarien vervollkommnet haben und die Theorien unfehlbar geworden sein werden, kann die Wissenschaft vielleicht sehr nahe an eine Erklärung der Wahrheit herankommen. Doch selbst dann könnte diese Wahrheit vom nächsten Versuchsergebnis überholt werden. Wahrheit hingegen bleibt wahr, unabhängig von Versuchsergebnissen und den ihr innewohnenden Tendenzen.

Religion

Was könnte der Zweck von Religion sein, wenn nicht der, die Wahrheit zu offenbaren? Kennen wir diese Wahrheit einmal, sollte auch alles andere in klarem Licht erscheinen: wie man richtig lebt und wie wir mit unseren Mitmenschen und der Erde angemessen umgehen. Doch unterschiedlich, wie sie sind, verstehen Religionen die Wahrheit auf unterschiedliche Art und Weise. Daraus ergibt sich wie bei den Vertretern der Wissenschaft, dass eine jede in Begriffen nach ihr sucht, die mit ihren Kernannahmen und Glaubenssätzen übereinstimmen. Um unser Bild wieder aufzugreifen, hält jede Religion im Lichtkegel ihres eigenen spezifischen Wegelichts Ausschau nach der Wahrheit. Wagst du es, im Schein eines anderen Wegelichts zu suchen oder gar deine eigene Taschenlampe zum Einsatz zu bringen, wirst du als Häretiker verurteilt.

Ein kluger Religionswissenschaftler brachte mir einmal bei, dass der Hauptunterschied zwischen den westlichen Religionen – Judentum, Christentum und Islam – und den östlichen Religionen – Hinduismus, Buddhismus und Taoismus – in der Grundfrage liegt, die diese zu beantworten versuchen. Für den Westen lautet die Frage: Was ist die Welt?

Die jüdisch-christliche Überlieferung setzt zunächst die Wirklichkeit der Außenwelt voraus und fragt dann nach der angemessenen Rolle des Individuums innerhalb dieser Welt. Ganz zu Beginn der Genesis erschafft Gott Himmel und Erde, das Tierreich und so ziemlich alles andere, bevor er sich am sechsten Tag mit der Person Adams der Erschaffung der Menschen zuwendet. Die Welt geht der Menschheit also voraus. Wir sind die letzten auf der Party – in eine Welt hineingeboren, die bereits da und von Gott selbst abgesegnet ist.

Für die Bibel ist die Außenwelt also real und absolut, und Gott kümmert es vor allem, wie ein Individuum sich innerhalb dieser Welt verhält. Daher haben der Körper und seine Taten Vorrang vor der inneren geistigen und gedanklichen Arbeit. Tatsächlich liest sich die gesamte hebräische Bibel wie eine Geschichte der Welt (es sei denn, man deutet sie als Gleichnis, so wie ich es in meinem Buch From Plagues to Miracles mit dem Exodus getan habe).

Doch der Gedanke, die äußere Welt sei ganz und gar real und Gott habe alles in ihr erschaffen, bringt unweigerlich Schwierigkeiten mit sich, nämlich in Gestalt der Frage des Bösen (auch als Theodizee bekannt). Dass es Böses in dieser Welt gibt, ist unbestreitbar. Menschen können äußerst grausam miteinander sein. Schuf Gott dieses Böse? Wenn nicht, wie kann es dann existieren? Wenn ja, welche Art Gott würde so etwas tun? Und wozu? Um das Problem des Bösen zu »lösen«, mussten Theologen eine andere Macht heranziehen, die sich Gott widersetzt: namentlich den Teufel. Doch das macht das Ganze nur noch komplizierter und führt zu weiteren Fragen. Schuf Gott auch den Teufel? Kann ein Gott der Liebe und Güte ein Wesen erschaffen, dessen Aufgabe es ist, sich der Liebe und Güte zu widersetzen? Und wenn Gott den Teufel nicht erschaffen hat, wie konnte er dann überhaupt existieren, es sei denn, er ist Gott in seinem Status ebenbürtig – also eine weitere Erstursache? Träfe das aber zu, wäre Gott nicht mehr allmächtig, Gott wäre nicht mehr Gott.

Diese verzwickten Fragen führen rasch in das unentwirrbare Gestrüpp der Theologie, aus dem es keinen zufriedenstellenden Ausweg gibt: Keine Antwort außer dem Glauben. Was die praktischen Fragen anbetrifft, wie man zu dauerhaftem Frieden und Glück gelangt, bieten westliche Religionen ein System von Verhaltensregeln an. Indes variieren diese notwendigerweise von Kultur zu Kultur und Epoche zu Epoche. Schalentiere sind in der hebräischen Bibel verboten, aber eine Tochter als Sklavin zu verkaufen ist erlaubt. Und aus all den genannten Gründen schaffen es westliche Religionen nicht, einen gangbaren Weg zur Wahrheit anzubieten.

Die östlichen Religionen gehen von einer anderen Prämisse aus. Sie legen den Fokus nicht auf die Frage Was ist die Welt? – und unterstellen folglich auch nicht, dass die Außenwelt real und also eine Schöpfung Gottes sei. Stattdessen fragen sie: Was ist das Selbst? Durch Meditationsarbeit gelangt der Suchende zu dem Verständnis, dass, wenn irgendetwas real genannt werden kann, es der Geist und nur der Geist ist. Die äußere Welt wird als Nebenprodukt des Geistes betrachtet – ein Traum, in dem wir vom Weg abgekommen sind und gewissermaßen herumstolpern, aus dem wir aber nur zu erwachen brauchen. Diese Position bezieht auch Ein Kurs in Wundern®, wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden. Dieser Betrachtungsweise nach ist auch das Böse einfach nur ein Nebenprodukt des Geistes unter anderen und unterscheidet sich in keiner Weise von sonstigen Phänomenen. Gott hat es nicht erschaffen, etwa zu irgendeinem verborgenen Zweck, der jenseits unserer Verständnisfähigkeit läge. Und man braucht auch keinen Teufel. Wir sind frei, unsere eigene innere Forschung zu betreiben, um herauszubekommen, was real ist. Und dann werden wir als einzige Gewissheit entdecken, dass Gewahrsein – Bewusstsein – existiert. Das entspricht in etwa dem berühmten Satz des Philosophen René Descartes Cogito ergo sum: Ich denke, also bin ich, was allerdings genauer heißen müsste: Bewusstsein ist, und das bist du.

Philosophie

Nachdem wir gesehen haben, wie unzulänglich Wissenschaft und Religion sind, bleibt uns als Weg zur Wahrheit nur noch die Philosophie. Und hier gibt es Gutes und Schlechtes zu berichten. Die Philosophie lebt im Reich hoher abstrakter Gedanken, was nicht notwendig etwas Schlechtes ist. Doch philosophischen Argumenten zu folgen ist sehr beschwerlich, denn sie sind weit von der normalen Lebenserfahrung entfernt. So neigen wir dazu, sie als irrelevant abzutun. Allerdings bemüht sich die Philosophie darum, in sich konsistent zu sein, und stimmt insofern mit der Wahrheit überein. Den Antworten aber, die sie auf die großen Fragen gibt, mangelt es an Anwendbarkeit auf die Wissenschaft und deren Anforderungen, und sie kommen auch nicht an das emotionale und transzendente Potenzial heran, das die Religion für sich in Anspruch nehmen kann. Selten erwirkt die Philosophie Veränderungen auf der Ebene des Herzens und des Geistes.

Ein Kurs in Wundern® ist philosophisch in seiner Argumentation, seiner Affinität zur Abstraktion und seinem absoluten Engagement für die Wahrheit. Wissenschaftlich (oder zumindest empirisch) ist er insofern, als er uns auffordert, das, was er sagt, nicht einfach zu glauben, sondern seine Prinzipien direkt in unserem Leben anzuwenden und zu beobachten, was dabei herauskommt. Und auch wenn er keine Religion darstellt, denn er involviert keine Führungspersonen, Kirchen oder Gesetze, ist er spirituell, weil er den Fokus unerschütterlich auf das Transzendente legt – das, was jenseits der Welt der Sinne liegt. Im Kurs geht es nur um Gott, aber nicht um den Gott, der einem sonntags in der Kirche nahegebracht wird. Der Gott von Ein Kurs in Wundern® ist identisch mit Wahrheit und Liebe.

Dieser Gott ist nicht der übermächtige Lehensherr, der Menschen aus einem Lehmklumpen formte und zu Zornausbrüchen neigt, der all deine Gedanken lesen kann, deine Taten kennt und über dich zu Gericht sitzt. Der Gott des Kurses existiert nicht außerhalb von dir in irgendeinem Himmel da oben, sondern in deinem eigenen Geist. Wie in der Einleitung gesagt, erschuf dich Gott tatsächlich, doch als reinen Geist, als Bewusstsein, nicht als Körper. Und Gott ist nicht für alles verantwortlich, was dir in der Welt da draußen widerfährt. Laut Kurs ist Gott sich der Welt nicht bewusst, denn sie ist unsere Erfindung, nicht seine Schöpfung. Um die Wahrheit zu finden, musst du nicht draußen in der Welt suchen, sondern innen in Gott.

Werdet wie die Kinder

Die Suche nach der Wahrheit kann einen auf viele verschiedene Weg führen. Moses erklomm den Berg Sinai, um Gott aus erster Hand zu begegnen. Mohammed zog sich in eine Höhle zurück, um zu Allah zu beten. Jesus wanderte in die Wildnis der Wüste. Buddha setzte sich meditierend unter die Zweige des Bodhi-Baumes. Bemühen wir uns aufrichtig um die Wahrheit, werden wir sie finden, manchmal an den merkwürdigsten Orten.

Kindergeschichten sind eine Fundgrube für die Wahrheit, die man leicht übersieht. Nehmen wir zum Beispiel diesen bekannten Ammenreim:

Row, row, row your boat,

Gently down the stream.

Merrily, merrily, merrily, merrily,

Life is but a dream.

[Ruder, ruder, ruder dein Boot

sanft die Strömung hinab,

heiter, heiter, heiter, heiter,

das Leben ist nur ein Traum.]

Hierin finden wir einige Richtlinien für ein bedeutsames spirituelles Leben. Vergewissere dich, dass du ruderst, ruderst, ruderst – damit beweist du, dass du dich anstrengst, wenn nötig, tu es oft. Doch tu es sanft und immer mit der Strömung, nicht gegen sie – und mit Freude, heiter. Das Wort »heiter« wird vier Mal wiederholt, das Wort »ruder« nur drei Mal, entsprechend der Gewichtung eines jeden. Und schließlich liefert die Koda dieses Verses den entscheidenden Grund für diese Leitlinie: »Das Leben ist nur ein Traum« – eine Wahrheit, der sowohl östliche Religionen wie auch Ein Kurs in Wundern® von Herzen beipflichten würden.

Neben ähnlichen Zeilen gibt es ein einfaches Kinderbuch – einen Klassiker, den ich meinen Kindern, als sie klein waren, besonders gerne vorlas, weil er die spirituelle Wahrheitssuche auf ungewöhnlich scharfsinnige und direkte Weise schildert. Are You My Mother? [Bist du meine Mutter?] von P. D. Eastman erzählt die Geschichte eines Vogelkükens, das aus dem Ei schlüpft und aus dem Nest fällt, während seine Mutter auf Futtersuche für es ausgeflogen ist. Ohne zu wissen, wie seine Mutter aussieht, wandert das Küken nun durch die Welt, um sie zu suchen, und läuft dabei allen möglichen Tieren und Dingen über den Weg (einem Hund, einer Kuh, einem Boot, einem Flugzeug und einem Bulldozer). Jedem von ihnen stellt es die einzige ihm wichtige Frage: »Bist du meine Mutter?« Und jedes antwortet »nein«. Außer dem Bulldozer, der brummt und das Vögelchen mit einer überraschenden Schwenkbewegung in sein Nest zurück hebt, wo es endlich mit seiner Mutter wiedervereint wird.

Vielleicht fragst du dich, inwiefern diese Geschichte ein spiritueller Klassiker sein soll. Das Vogelküken erlebt einen schrecklichen Verlust, als es aus dem warmen und sicheren mütterlichen Nest fällt und sich ganz allein in einer Welt wiederfindet, die es nicht versteht. Wie Adam und Eva »fällt« es – allerdings in diesem »Fall« nur im buchstäblichen Sinn, und außerdem völlig schuldlos. Bei der Suche nach seiner Mutter geht es um Heimkehr und Wiedervereinigung, und diese sind für ein kleines Kind von großer Dringlichkeit, denn die Trennung von seinen Eltern stellt eine große Bedrohung für es dar. Bei einem Kind ist das offensichtlich, doch nicht nur Kinder erleben eine solche Angst und sind mit dieser Geschichte gemeint. Man braucht das Vogelküken nur gegen einen spirituell Suchenden im Allgemeinen auszutauschen, und schon findet man diesen auf der Wanderschaft von Italien nach Indien oder Bali nach Belize wieder, wie er einen Meister nach dem anderen fragt: »Bist du mein Guru? Bist du mein Lehrer? Bist du mein Heimweg?« Im Unterschied zum spirituell Suchenden erhält das Vogelküken die klare und unmittelbare Antwort »nein« und kann mit seiner Suche fortfahren, ohne Jahre in einem langen Prozess zu vergeuden.

Dasselbe Thema von Irrfahrt und Heimkehr taucht, wie bereits angemerkt, in der Geschichte von Adam und Eva in der Genesis auf, aber auch im Buch Exodus (Moses verirrt sich, wird in Ägypten versklavt und macht sich dann auf die Suche nach dem Verlorenen Land), in Homers Odyssee, Parsifal, Shakespeares Der Sturm sowie zahllosen Filmen und Werken der klassischen Literatur. Und es ist auch die Grundvoraussetzung zu Ein Kurs in Wundern®.

Laut Kurs ist die biblische Geschichte von Adam und Eva ein metaphorisches Abbild unserer Trennung von Gott. Irgendwo inmitten der Unendlichkeit der Liebe, die Gott und Seine Schöpfung sind, tat sich ein unmöglicher Spalt auf, in dem wir plötzlich von Gott getrennt zu sein schienen, allein und verloren in einer seltsamen, furchteinflößenden Welt, die ungeschützt, ohne Liebe und von der ewigen Einheit Gottes weit entfernt ist.

Man kann das auch so verstehen, dass wir in Schlaf verfielen – einen äußerst schlechten Traum, einen wahrhaftigen Albtraum von Trennung und Verlust, ohne uns daran zu erinnern, wie wir wieder aus ihm erwachen können. Und da wir uns in unser Träumen verloren haben, haben wir vergessen, dass es eine Alternative gibt. Der Traum ist zur Wirklichkeit geworden: alles, was wir kennen. »Indessen heißt es in der Bibel, dass ein tiefer Schlaf auf Adam fiel, und nirgends findet sich ein Hinweis auf sein Erwachen.«3 Doch die Suche nach der Wahrheit und die Sehnsucht, in unser wahres Heim der Liebe zurückzukehren, wird so grundlegend für unser Erleben hier, dass sie, auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, all unser Tun antreibt. Wir suchen überall nach Liebe, und wenn wir sie nicht finden, oder sie sich unserem Zugriff entzieht, begnügen wir uns an ihrer Statt mit Macht, Lobhudelei und Reichtümern.

Doch kommen wir noch einmal auf Are You My Mother? zurück. Der Verlust des Vogelkükens und seine Suche nach seiner Mutter machen nur die äußere Bedeutungsebene dieser Geschichte aus. Ja, wir wollen unseren Heimweg finden, zurück in die liebenden Arme der ewigen Mutter. Wir lechzen nach diesem Schutz und Zugehörigkeitsgefühl und versuchen es uns über Beziehungen, Familie und Gemeinschaft zurückzuholen. Der Suche des Vogels ebenso wie der unsrigen liegt aber noch eine weitere, tiefere Motivation zugrunde. Denn wenn das Vögelchen seine Mutter nicht ausfindig machen und identifizieren kann, bleibt es im Unwissen über sein eigentliches Wesen. Es kennt sich selbst nicht. Es könnte ebenso gut ein Hund, eine Kuh oder ein Bulldozer sein. In dem Moment aber, in dem es seine Mutter identifiziert, erkennt es auch sich selbst: Es ist ein Vogel. Es hat Flügel. Es kann fliegen!

Des Lehrers ungeachtet, den du wählst, ist das Ziel des Lehrplans: »Erkenne dich selbst.« Es gibt nichts anderes zu suchen.4

Ein Kurs in Wundern® stellt fest, dass jeder Konflikt und jede Verirrung in dieser Welt letztlich das Ergebnis davon sind, dass wir nicht wissen, wer wir sind – es vergessen haben oder unseren Geist absichtlich abwenden und es verdrängen. »Dies ist ein Kurs darüber, wie du dich selbst erkennst.«5 In dem Augenblick, in dem wir uns an unser wahres Selbst erinnern (hier in Großbuchstaben geschrieben, da es so viel mehr ist als das, was wir uns als selbst vorstellen), sind alle unsere scheinbaren Probleme gelöst, denn sie stammen alle aus dieser einen Quelle.

Das zu erreichen ist glücklicherweise nicht so schwierig, wie es sich anhören mag, denn dies Selbst hat uns nie verlassen. Es ist nur vernebelt und überschrieben worden von einem dramatischen Narrativ persönlichen Selbstseins – unserer Lebensgeschichte –, die uns so in Anspruch nimmt, dass wir unser wahres Wesen nicht mehr erkennen. Einer Kursanalogie gemäß ist unser wahres Wesen wie ein »vergessene[r] Gesang«,6 dessen Melodie wir nur noch selten und schwach vernehmen, wie aus weiter Entfernung, und nie mehr als ein paar Töne zugleich; doch die wecken in uns die Erinnerung an einen so wundervollen Ort, eine so ruhige und freundliche Zeit, dass unsere Sehnsucht, dorthin zurückzukehren, größer ist als alles, was die Welt zu bieten hat.

Sich an diesen Gesang des Selbst zu erinnern ist leicht, weil er Realität ist, ja die einzige Realität. Er ist stets da und wartet. Zugleich aber ist es sehr schwer, sich an ihn zu erinnern, denn unser Geist übertönt diesen vergessenen Gesang mit lautem Getöse, das aus mehreren Kanälen mit voller Lautstärke plärrt. Selten nur wird er still und erlaubt der vergessenen Melodie durchzudringen. Da wir es sind, die diesen Krach geschrieben, aufgeführt und aufgezeichnet haben, da er eine Schöpfung unseres Geistes ist, drehen wir die Lautstärke nur mit äußerstem Widerwillen herunter und sind noch weniger bereit dazu, diesen Lärm ganz abzuschalten. Infolgedessen bleibt der vergessene Gesang ungehört. Wir verharren im Unwissen darüber, wer wir sind, und suchen immer weiter, ohne je fündig zu werden.

Allein die Tatsache, dass wir laut Kurs nicht wissen, was wir sind, beweist, dass wir verblendet sind. »Ungewissheit darüber, was du unausweichlich bist, ist Selbsttäuschung in einem derart weiten Umfang, dass ihr Ausmaß kaum zu fassen ist.«7 Jener Teil von uns, der »wer bin ich?« fragt, kann nicht das wahre Selbst sein, sonst hätte er nicht das Bedürfnis, diese Frage zu stellen. Er wüsste es einfach.

Der Kurs nennt diesen abgesonderten unwissenden Teil des Geistes Ego, er verdient aber genauso den Namen Nimmer-Geist, weil er zu jenem Geistesanteil gehört, der nimmer erkennen kann, was er ist, der nimmer