Vom wörscht Käs zum best Käs - Maddin Schneider - E-Book

Vom wörscht Käs zum best Käs E-Book

Maddin Schneider

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Beschreibung

Was tun, wenn nichts so läuft, wie man es sich vorgestellt hat?

Nachdem seine geliebte Katze und seine hochbetagte Oma von ihm gegangen sind, sein Vermieter ihm gekündigt und sich seine Freundin von ihm getrennt hat, erleidet Maddin den nächsten Schicksalsschlag: Er kann die Tür eines Dixiklos nicht mehr öffnen und muss eine gefühlte Ewigkeit in dem stickigen Gefängnis zubringen – ohne Aussicht auf Rettung. In diesen bangen Stunden reflektiert Maddin sein Leben und besinnt sich auf die zahlreichen Weisheiten seiner Oma. Denn schon sie wusste: „Mer muss des Beste hoffe; des Schlimmste kommt von allein!“ Es bringt also nichts, sich die gute Laune durch miese Gedanken verderben zu lassen.

Seine Überlebensstrategien fürs Dixiklo – oder andere kleine und große Katastrophen im Leben – fasst Maddin in seinem „Maddin-Prinzip“ zusammen und gibt sie gern an seine Leserinnen und Leser weiter. So wird aus jedem „wörscht Käs“ der „best Käs“!

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Seitenzahl: 204

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Über dieses Buch:

Was tun, wenn nichts so läuft, wie man es sich vorgestellt hat?

Nachdem seine geliebte Katze und seine hochbetagte Oma von ihm gegangen sind, sein Vermieter ihm gekündigt und sich seine Freundin von ihm getrennt hat, erleidet Maddin den nächsten Schicksalsschlag: Er kann die Tür eines Dixi-Klos nicht mehr öffnen und muss eine gefühlte Ewigkeit in dem stickigen Gefängnis zubringen – ohne Aussicht auf Rettung. In diesen bangen Stunden reflektiert Maddin sein Leben und besinnt sich auf die zahlreichen Weisheiten seiner Oma. Denn schon sie wusste: »Mer muss des Beste hoffe; des Schlimmste kommt von allein!« Es bringt also nichts, sich die gute Laune durch miese Gedanken verderben zu lassen.

Seine Überlebensstrategien fürs Dixi-Klo – oder andere kleine und große Katastrophen im Leben – fasst Maddin in seinem »Maddin-Prinzip« zusammen und gibt sie gern an seine Leserinnen und Leser weiter. So wird aus jedem »wörscht Käs« der »best Käs«!

Über den Autor:

Maddin Schneider gehört zu Deutschlands bekanntesten Comedians. Seine Laufbahn begann er beim Hessischen Rundfunk. Seit den 90er-Jahren ist er einem großen Publikum durch zahlreiche Auftritte im »Quatsch Comedy Club«, »Sieben Tage, sieben Köpfe« und vor allem in der »Schillerstraße« bekannt. In den »7-Zwerge«-Filmen mit Otto Waalkes spielte er den Zwerg Speedy. Mit seinen Soloprogrammen tourt er seit über 30 Jahren.

Mehr über Maddin und aktuelle Tourdaten finden Sie unter: www.maddin.de

www.facebook.com/schneider.maddin

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Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Originalausgabe 11/2021

Copyright © 2021 Martin Schneider und Kai Schmid

Copyright © 2021 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Projektvermittlung: Isabella Kortz, Pageturner Production GmbH – Bad Aibling, in Kooperation mit Tina van den Berg, Artist and Friend – Lohmar.

Redaktion: Isabella Kortz

Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, nach einer Idee von Sania Haschemi, Pageturner Production GmbH und unter Verwendung eines Fotos von © Ralph Larmann

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN: 978-3-641-27951-6V001

www.heyne.de

Inhalt

Vorwort – oder: Hallösche!

Kapitel 1: Schicksalsschläge – nichts für Gewohnheitsmenschen!

Die Arschhummel – Brombus Anus

Die ungewöhnliche Mai-Trennung und andere Katastrophen

Zwei tödliche Tode

Der kann mich mal

Zum Lachen zum Inder

Das indische Grabmal

Kapitel 2: Der Albtraum vom eigenen Haus – oder: Warum man schimmelige Erdbeermarmelade nicht mit schimmeligen Wänden vergleichen kann

Der Geist von Pippilotta

Das Thema Zusammenziehen und andere heiße Eisen, an denen sich der Mann die Finger verbrennen kann

Von Wasser, das die Wände hochgeht, und anderen Ungeheuerlichkeiten

Die Katastrophe rückt näher – ein Schock auf Empfehlung

Wie man sein Unglück selbst in die Hand nimmt

Kapitel 3: Wenn’s am schlimmsten ist, hört’s noch lange nicht auf!

Die Falle schnappt zu

Sischär is sischär – aber auch bekloppt!

Kapitel 4: Die Klo-Challenge – oder: Wer prüft mich da?

The sexy Way of Thinking – oder: Lieber von Rumäninnen vernascht als vom Säbelzahntiger

Der Höhlen-Hau

Überleben will gelernt sein

Ein niedlicher Survival-Snack – oder: Wie viel Killer steckt in mir?

Gute Gründe, das Leben auch im Dixi-Klo zu feiern

Kapitel 5: Was hab ich nur für’n Karma?

Der Spionage-Engel 0017 vom himmlischen Geheimdienst – oder: Graue Wolke kommt nach Burgholzhausen und observiert Maddin

Kann denn Liebe Sünde sein? Ja!

Deppenresonanz – oder: Immer wieder dieselbe Traumfrau

Gibt es ein Leben nach der Beerdigung?

Die Anti-Bucket-List – und was wirklich rein soll ins Körbchen

Warum der Maddin unbedingt noch einen Froschtunnel bauen muss, um erlöst zu werden

Shitstorm im Kopp – oder: Dübeln ist besser als grübeln!

Auch Männer werden mit zunehmendem Alter immer älter

Kapitel 6: Wie Phoenix aus der Kacke – Befreiung und Verwandlung

Die Geschichte von Onkel Mick

Ein kleines Nachwörtsche – oder: Tschüssie!

Omas gesammelte Weisheiten

Opas dumme Sprich

Dixi-KLOssar

Danke, Danke!

Bildnachweis

Vorwort – oder: Hallösche!

Schön, dass ihr mein Buch lest! Ich selbst kann es noch gar nicht glauben, dass ich das hingekriegt habe. Wenn das meine Oma noch erlebt hätte! Die wäre ganz schön stolz. Mit diesem Buch muss ich mich jetzt auch nicht mehr hinter meinen ganzen Ahnen verstecken, von denen viele etwas Außergewöhnliches in ihrem Leben vollbracht haben. Denn trotz meiner angeborenen, über viele Generationen weitervererbten Intelligenz, war bei mir lange Zeit überhaupt nicht damit zu rechnen, dass ich etwas Besonderes auf die Beine stelle.

Vielleicht erkennt ihr euch in diesem Buch sogar an manchen Stellen selbst wieder? Und denkt: Hey, ich bin ja gar nicht allein, der Maddin is’ genauso bekloppt wie ich! Jedenfalls wünsche ich euch das. Also, ich wünsche euch, dass ihr ganz oft praktisch über euch selbst lachen müsst. Das ist nämlich der beste Weg, über die eigenen Schwächen mit einem Augenzwinkern hinwegzusehen.

Mir geht’s übrigens gerade saumäßig gut – einfach subbär!

Oder, wie meine Oma immer sagte:

»Mir scheint die Sonn aus’m Arsch!«

Und das, obwohl ich erst im letzten Sommer den schlimmsten Schicksalsschlag meines Lebens hatte. Inklusive schwerer Midlife-Crisis und Liebeskummer-Burn-out-Syndrom. Aber wisst ihr, was mein Leben dann komplett verändert hat?

Ein Dixi-Klo!

Obwohl ich darin fast gestorben wäre ...

Die Geschichte mit dem Klohäuschen war nur der Höhepunkt einer ganzen Kette von Schicksalsschlägen, die mich nacheinander aus der Bahn geworfen haben. Die wichtigste Lektion für mich aus all dem Ganzen ist die Erkenntnis, dass aus dem Allerschlimmsten das Allerbeste entstehen kann. Mit anderen Worten:

Der Mist, den man erlebt, kann der optimale Dünger sein für das Glück danach!

Nun erfreut euch an meinen spektakulären Alltagserlebnissen, den kleinen Katastrophen und Missgeschicken, aus denen meine Ahnen und ich immer wieder gestärkt und beflügelt hervorgekommen sind!

Euer

Kapitel 1:Schicksalsschläge – nichts für Gewohnheitsmenschen!

Lieber Martin,

als ich dich das erste Mal sah, dachte ich, das gibt es doch nicht. Es gibt Menschen, die füreinander geschaffen sind. Menschen, die man sieht und weiß, mit dieser Person möchte man sein Leben verbringen. Für immer füreinander da sein, gemeinsam lachen und weinen, zusammen im Aufzug (oder meinetwegen sogar im Dixi-Klo eingesperrt sein), weil es zu zweit nicht schlimm ist, sondern einfach immer nur schön. Zwei, die zusammen Paleo-Diät machen, Auralesen und Lachyoga, die Dinkelvollkorn- Apfelkuchen mit Bio-Rohrohrzucker backen, mit Äpfeln aus dem gemeinsamen Garten hinterm gemeinsamen Haus, hach, Martin, solche Menschen – sind wir nicht.

Wegen dir.

Natürlich vermisse ich nach all der Zeit doch etwas.

Den Butterstreusel und den Kater.

Ja, ich vermisse auch dich. Aber ich kann jetzt Weißmehl-Raffinade-Zucker-Industriekuchen im Bett essen und dabei rauchen. Ich kann endlich mal eine andere Serie gucken als »Dick und Doof« oder »Pippi Langstrumpf«. Und erfriere nachts nicht bei Minusgraden und offenem Fenster.

Ja, ich vermisse dich auch nachts an meiner Seite, aber ich habe endlich einen neuen Pyjama gekauft – nicht bei Grüner Erde, sondern bei H&M in goldenem Glanzsatin, worin ich mir dich 15 Jahre lang vorgestellt habe und wo du nie im Leben hineingeschlüpft wärst, nicht einmal für mich, nicht einmal für die erotischsten Stunden, Martin! Jetzt liegt ER neben mir auf der unbezogenen Bettseite, glänzend, golden und ich sage jede Nacht zu ihm: »Das hast du nun davon!«, bevor ich mir noch ein Toffifee in den Mund schiebe und einschlafe. Wenn ich dann nachts rübertaste, seufze ich glücklich: »Der Frottee ist weg!«

Martin. Nichts, von dem, was du sagtest, stimmte. Als du zu mir sagtest, du hast mir grad noch gefehlt, hat es gar nicht gestimmt. Ich fehlte dir überhaupt nicht. Als ich weg war, hast du sofort den Burgholzhäuser Dorfkern mit allen Menschen aus Kastanien und Streichhölzern nachgebaut und stolz auf Facebook und Instagram gepostet, mit dem Kommentar: »Endlich mal allein daheim!«

Boah, war ich sauer!!!

Wisst ihr, was das Schlimme ist an so einem Schicksalsschlag?

Man kann sich so schlecht darauf vorbereiten!

Die stehen nämlich meistens nicht im Kalender. Wenn ich jetzt beispielsweise wüsste: Am Montagvormittag um 10:45 Uhr werde ich von einem Tanklastzug überfahren, hätte ich die Möglichkeit, an dem besagten Montag einfach nicht vor die Türe zu gehen! Durch mein Wohnzimmer fahren nun mal gewöhnlich keine Tanklastzüge.

Schicksalsschläge ereignen sich aber meistens sehr spontan, weshalb sie gerade für Gewohnheitsmenschen wie mich immer etwas ungelegen kommen. Angenommen, ich würde jeden Vormittag um 10:45 Uhr von einem Tanklaster überfahren, könnte ich viel besser damit leben …

Übrigens fahre ich selbst sehr ungern und eigentlich so gut wie nie mit einem Auto, zumindest nicht als Selbstfahrer. Der Grund dafür ist ganz einfach, dass sich die Verkehrslage ständig ändert, quasi von Sekunde zu Sekunde. Wie kann ich entspannt eine bestimmte Strecke mit dem Auto fahren, ohne vorher genau zu wissen, wie viele andere Fahrzeuge mir wo und wann begegnen werden? Oder wie viele Fußgänger an welchem Zebrastreifen über die Straße laufen? Oder wo eine Katze auftaucht oder eine Wespe durch das Fenster in den Wagen fliegt? Oder wo plötzlich Glatteis auftritt oder es wie aus Eimern schüttet?

Wirklich, ich bewundere all die Autofahrer, die sich jeden Tag todesmutig in den Verkehr stürzen, obwohl sie überhaupt nicht wissen, welche Gefahren da draußen auf sie lauern. Damit möchte ich jetzt nicht sagen, dass ich besonders ängstlich bin. Obwohl Jeannette mir das oft unterstellt hat. Aber ich wollte halt nur ganz einfach immer die Risiken im Leben einigermaßen abschätzen können. Wenn man schon mal täglich seine Überlebenschancen ein bissjevergrößern kann, warum soll man es dann nicht tun?

Ich war immer schon der Meinung, ein geregeltes Leben und ein strukturierter Tagesablauf geben mir eine gewisse Sicherheit. Bestimmte Dinge im Leben sollten sich einfach nicht großartig ändern, finde ich. Zu Jeannette sagte ich einmal: »Ich brauche einfach dieses Gefühl von Kontinenz. Was ich hasse, ist Inkontinenz!« Als studierte Germanistin korrigierte sie mich, beziehungsweise vielmehr meinen Wortgebrauch bei solchen Diskussionen meistens erst einmal:

»Du meinst Kontinuität!«

»Stimmt, die brauche ich auch!«

Im Laufe der Jahre bildeten sich bei mir eine Reihe kleiner Rituale und liebgewonnener Gewohnheiten heraus. So trinke ich jeden Morgen nach dem Aufstehen einen halben Eimer voll warmes Wasser, in dem ich eine Messerspitze Salz aufgelöst habe. Das nächste Ritual, das ich morgens noch vor Sonnenaufgang praktiziere, stieß bei Jeannette jedes Mal auf großes Unverständnis und harte Kritik, wenn sie bei mir die Nacht verbringen durfte. Ich stelle mich unter die Dusche, drehe das Wasser so kalt wie möglich auf und rufe dann mit lauten, kehligen Tönen die Geister meiner Ahnen. Sie meinte dann immer, ich wäre nicht ganz dicht, um diese Uhrzeit so herumzubrüllen. Glaubte sie denn, ich könnte die Ahnen mit Flüstertönen herbeilocken? Wer sich mit schamanischen Praktiken nicht auskennt, sollte besser einfach mal den Mund halten. Das habe ich auch zu meinem Vermieter gesagt, der sich einmal an einem Sonntagmorgen bei mir über »das Herumgeschreie« beschwert hatte. Diese uralten Techniken haben sich seit Jahrtausenden bewährt, warum soll man sie dann ohne wichtigen Grund abschaffen?

Ich will es ja auch nicht übertreiben, aber ein paar Traditionen und Gepflogenheiten sollte man schon beibehalten.

Um 11:00 Uhr lege ich dann täglich eine Frischobst-Pause ein, in der ich einen ungespritzten Apfel der Sorte Roter Boskoop esse. Hier bin ich sogar sehr flexibel, es kann auch mal ein Gelber Boskoop sein oder die Gelbe Goldparmäne, also von wegen stur und verbohrt!

Als Gewohnheitsmensch bin ich zum Beispiel auch von Anfang an ganz entschieden gegen den Klimawandel! Weil ich mich so sehr an das alte Klima gewöhnt habe. In bin ja in dem alten groß geworden! Wenn unbedingt ein Klimawandel stattfinden soll, dann bitteschön hübsch langsam. Innerhalb von 10.000 Jahren würde ich mir das gefallen lassen. Aber doch nicht in diesem wahnsinnigen Tempo!

Das mit dem Klima war übrigens auch immer so ein Thema zwischen mir und meiner Freundin Jeannette. Sie fand den Klimawandel eigentlich richtig toll. Jedes Jahr im Frühling wurde sie total hibbelisch. Dann hat sie sich tonnenweise neue Klamotten gekauft, getreu ihrem Lieblingsspruch: Alles neu macht der Mai!

Wenn sie stunden- und tagelang auf der Jagd nach neuen Kleidern durch Geschäfte und Einkaufszentren lief, nannte ich das einmal einen Amokkauf. Dieses Wort hat sie mir danach streng verboten, ich sollte es nie wieder benutzen.

Ihre Lust an neuen Dingen war so groß, dass sie nicht nur ihre alten Kleider wegwarf, sondern sich auch von alten Möbeln trennte. Kein Wunder also, dass sie sich im Mai auch von mir trennte. Ja, wirklich – jedes Jahr! Immer im Mai. Plötzlich hatte sie ganz viele Hummeln im Hintern. Und diese Arschhummeln trieben sie dazu an, alles Mögliche wegzuschmeißen. Sogar Sachen von mir, in meiner Wohnung! Das ging einmal so weit, dass sie schließlich – jetzt festhalten! – meinen Adventskranz wegschmeißen wollte!! Obwohl sie noch kurze Zeit vorher – im Dezember – gesagt hatte, wie schön der doch sei! Solch ein plötzlicher Meinungswandel ist für einen Mann freilich schwer nachvollziehbar. Es kostet schließlich harte Jahre des Denkens und der geistigen Auseinandersetzung mit sich selbst und dem Leben, um sich seine Prinzipien zurechtzulegen. Und dann wird alles, was Mann sich über die Jahre hinweg zusammengezimmert hat, innerhalb von Sekunden über Bord geworfen – nur wegen einer einzigen Frühlingsarschhummel!

Wenn ich dann gesagt habe: »Nein, der Adventskranz wird nicht weggeschmissen, der nadelt ja noch nicht einmal!« (Weil er natürlich keine Nadeln mehr hatte ...) – war das für sie der Auslöser, sich von mir zu trennen. Die Trennung war also praktisch Teil ihres Frühjahrsputzes.

Ende Juni sind wir dann immer wieder zusammengekommen. Und in zehn Jahren feiern wir was? Ihr werdet es bestimmt schon erraten haben – genau:

Unsere Silbertrennung!

Wenn alles so gut weiterläuft wie bisher ...

Die Arschhummel – Brombus Anus

Die Arschhummel (Brombus Anus) ist eine in Mitteleuropa verbreitete Untergattung der gemeinen Brombus. Sie gehört zur Gattung der Hauptflügler (Hymenoptera), die der Überfamilie Apoidea (Biene) zuzuordnen ist. In der Familie Echte Bienen (Apidae) entstammt sie einer weiteren Unterfamilie (Apinae), der Gattung Hummeln. Ihren Namen verdankt sie ihrer spezifischen Fähigkeit zum Überleben in einer feucht-dunklen Kultur, deren olfaktorische Spezifikation zum Himmel stinkt.

Ursprung und erste Erwähnung

Wann diese Untergattung des ansonsten possierlichen Flügelwesens der Hummel entstanden ist, entzieht sich dem heutigen Wissensstand. Eine ihrer ersten Erwähnungen findet sich bei dem großen Gelehrten Martin Luther, der feststellte: »Er hat humel ym arse.«

Aussehen und Körperbau

Die Brombus Anus ist nur im Detail von der gemeinen Brombus zu unterscheiden. Zum einen zeichnet sie sich durch einen stromförmigeren Körper aus, der das Eindringen in den Anus erleichtert, zum anderen ist ihr Pelz mit einem flüssigkeitsabweisenden Film überzogen, der auch Feststoffe an einer Bindung hindert.

Verhalten in freier Natur

Die Brombus Anus ist eine typische Vertreterin der Bestäubungsinsekten. Durch ihre promiskuitive Veranlagung fliegt sie von Blümchen zu Blümchen und sorgt so für reichlich Nachwuchs. Die Drohnen unter den Brombus Anus haben nicht so viel Glück, sie haben nur einen Zweck, nämlich die Jungkönigin zu begatten. Dazu bleiben ihnen nur wenig Monate in ihrem Leben, während die fleißigen Arbeiter und Arbeiterinnen ihres Volkes sich draußen vergnügen dürfen. Gelegentlich findet man noch die sehr spezielle Klasse »Brauner Bomber«, wie sie im Volksmund genannt werden, die für den Nestbau gewisse Feststoffe beziehungsweise Klebematerialien sammeln.

Natürliche Feinde und das Zusammenleben mit dem Menschen

Neben den schmarotzenden Kuckuckshummeln und der Großen Wollbiene ist der Mensch einer der natürlichen Feinde der Brombus Anus. Durch Fallwinde und Flüssigkeitslawinen sowie Geröllabgänge sind besonders die »Braunen Bomber« gefährdet. Jährlich sterben mehrere hunderttausende Tiere an den Auswirkungen ihrer Arbeit mit und an dem Menschen. Versuche, die reflexartigen Zuckungen der heimgesuchten Menschen zum Beispiel durch Medikamente wie Ritalin zu unterbinden, sind bisher erfolglos gewesen.

Die ungewöhnliche Mai-Trennung und andere Katastrophen

Der letzte Mai war besonders schlimm für mich. Okay, Jeannette hatte sich wieder von mir getrennt; kein Problem – damit kann ich mittlerweile ja gut leben, denn daran bin ich gewöhnt. Aber dieses Mal, das muss man sich mal vorstellen, dieses Mal hat sie sich aus einem vollkommen anderen Grund von mir getrennt als sonst!

Macht man so etwas?!? Nach so vielen Jahren aus ein- und demselben Grund?!

Frauen nennen das spontan und impulsiv. Für mich als Mann war das ein geistiger Amoklauf! Wobei ich meine Haltung dazu mittlerweile geändert habe, aber dazu kommen wir später ...

Wie gesagt, ich war Anfang Mai schon darauf eingestellt, dass alles wieder so ablaufen würde wie gewohnt. Ich hatte sogar dieses Mal extra schon den Adventskranz mit einer Klebepistole am Esstisch festgepappt! Aber das interessierte sie alles nicht die Bohne. Dieses Mal wollte sie etwas ganz anderes, etwas vollkommen Neues, womit ich nie und nimmer gerechnet hatte!

Es war so sehr jenseits von allem, was man sich bei gesundem Menschenverstand hätte vorstellen können … Sie wollte – bitte jetzt festhalten – sie wollte heiraten! H E I R A T E N!!!

Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie entsetzt ich war. Meine ganze Lebensplanung war ja damit zerstört.

Das mit dem Heiraten war auch in finanzieller Hinsicht nicht durchdacht von ihr. Denn für die Zukunft hätte das ja wohl bedeutet: Jedes Jahr Anfang Mai Scheidung und Ende Juni dann wieder Heiraten! Wer soll das bitte bezahlen?!

Klar hab ich also erst mal kategorisch abgelehnt: »Das können wir uns nicht leisten!«

Und das war dann schließlich dieses Mal der Grund für sie, sich von mir zu trennen.

Kein Wort zum Thema Adventskranz!! Frauen sind tatsächlich manchmal unberechenbar. Das wusste schon meine Oma, die sagte immer:

»Die Seele einer Frau und das Innere der Leberworscht bleibe ewig unerforscht!«

Aus lauter Protest hab ich dann aber schließlich selbst den Adventskranz weggeschmissen – mitsamt dem Esstisch!

Der zweite Schicksalsschlag hing mit meiner Wohnung zusammen. Und er war deshalb so schmerzhaft, weil ich meine Wohnung über alles liebte. Sie hatte einen ganz eigenen Charme, der durch die Kleinheit ihrer Größe zustande kam. Die Küche war nicht nur supergemütlich, sondern auch äußerst intelligent eingerichtet – mit integrierter Dusche neben dem Spülstein. Darin konnte man so schön das benutzte Geschirr zwischenlagern. Ach, wie oft ich mit den Füßen in der Bratpfanne geduscht hab … Einfach praktisch: Nach dreimal Duschen war die Pfanne sauber. Das Spülbecken nutzte ich dazu, meine Wäsche einzuweichen. Aufgehängt wurde die auch in der Küche. Dafür hatte ich eine Leine zwischen Gewürzregal und Kühlschrank über den Herd gespannt, den man allerdings während des Trocknens besser nicht hätte benutzen sollen. So wunderte ich mich einmal, warum sich meine Tomatensuppe so schwer rühren ließ – da hatte ich aus Versehen meine Unterhose mitgekocht! Gott sei Dank nicht die lange ...

Alles in allem also eine absolute Traumwohnung, wie man sie außerhalb von Burgholzhausen wohl nur noch in Nizza oder New York finden würde. Da wird es kaum jemand verwundern, dass mich mein nächster Schicksalsschlag so hart getroffen hat: Die Kündigung meiner Wohnung durch meinen eigenen Vermieter! Nach fünfzehn Jahren Wohnen! Natürlich war das nicht nur für mich ein Riesenschock – auch für meine Wohnung, die ja umgekehrt ebenso an mich gewöhnt war. Für mich ist meine Wohnung kein seelenloses Etwas. Im Laufe der Jahre habe ich zu den Einrichtungsgegenständen eine sehr enge Beziehung entwickelt. Wir haben auch gelernt, miteinander zu kommunizieren, und verstanden uns prächtig. Wenn ich abends nach Hause gekommen bin, begrüßte mich mein Kühlschrank mit einem warmen Brummen. Und die Toilette gluckste bei jedem Besuch vor Freude! Dieses zärtliche Band der Harmonie drohte jetzt von der brutalen Kündigung zerrissen zu werden. Wobei der Grund für die Kündigung absolut nicht nachvollziehbar war: Eigenbedarf! Das heißt: Mein Vermieter wollte plötzlich selbst wohnen! Unvorstellbar! Als Vermieter! Das ist doch lächerlich und total egoistisch! Eine Mami sagt doch auch nicht plötzlich zu ihrem Baby: Von heute an geb ich dir nicht mehr die Brust! Ich sauf die Milch jetzt selbst!

So war ich also von heute auf morgen gezwungen, die Brust zu wechseln. Und wie sagte meine Oma in diesem Zusammenhang immer:

»Zwei Unglücke komme meistens zu dritt!«

So kam es dann auch …

Zwei tödliche Tode

Batsch! Nächster Schicksalsschlag: Innerhalb von zwei Wochen sind mein Kater Paulchen und meine Oma beide tödlich verstorben. Zu beiden pflegte ich ein sehr enges und gutes Verhältnis. Denn beide hatten einen ausgeprägten Sinn für Humor. Ganz besonders mein Kater Paulchen. Obwohl er sonst sehr lieb und verschmust war, hatte er eine Vorliebe für schwarzen Humor. Wer ihn nicht so gut kannte, hätte ihm das echt nicht zugetraut! Wie die meisten seiner Art mochte er natürlich gerne Mäusewitze. Einer seiner Lieblingswitze ging so:

Tritt ein Elefant auf eine Maus.

Sagt der Elefant zu der Maus: »Oh, Entschuldigung!«

Sagt das Mäuschen: »Ach, macht doch nichts. Hätte mir ja auch passieren können!«

Darüber hat er sich immer enorm amüsiert. Jeden Tag! Das Schöne ist ja: Katzen können sich einen Witz maximal einen Tag lang merken. Das hab ich ausgenutzt und ihm oft denselben erzählt! Aber ich hatte natürlich auch noch andere für ihn auf Lager. Diesen hier mochte er genauso gerne:

Zwei kleine Mäuschen sind auf dem Heimweg vom Mäusekindergarten. Da fliegt eine Fledermaus über die beiden hinweg. Sagt die eine Maus zur anderen: »Wenn ich groß bin, werde ich auch Pilot!«

Und zum Schluss einen Mäusewitz, den ich noch von der Oma habe:

Eine ängstliche Maus wird von einer Katze verfolgt. Die Maus rennt auf eine Viehweide, und in ihrer Not spricht sie eine Kuh an: »Bitte, liebe Kuh, rette mich!«

Die Kuh ist hilfsbereit und sagt: »Okay, stell dich hinter mich.« Die Maus tut, was die Kuh von ihr verlangt und läuft hinter die Kuh. Dann lässt die Kuh einen Fladen fallen auf die Maus. Leider guckt aber noch das Mäuseschwänzchen heraus. Die Katze sieht ihn, beißt in den Schwanz, zieht die Maus aus dem Kuhfladen und frisst sie auf.

Was lernen wir aus der Geschichte?

1. Nicht jeder, der dich bescheißt, ist dein Feind.

2. Nicht jeder, der dich aus der Scheiße zieht, ist dein Freund.

3. Wenn du schon in der Scheiße sitzt, zieh wenigstens den Schwanz ein!

Paulchen ging mit knapp 21 Jahren. Meine Oma war fast 100. Zum Schluss konnte auch sie keine Witze mehr behalten und ich erzählte ihr jeden Tag denselben.

Die Oma kannte ich ja schon seit meiner Geburt und seitdem war es nun das erste Mal für mich, dass sie tot war. Das mag etwas seltsam klingen, aber ich kannte sie ja nur lebendig – wenn ihr wisst, was ich damit sagen will. Es war ein vollkommen neues, ungewohntes Gefühl, keine Oma mehr zu haben, omalos zu sein. Und katzenlos. Und wohnungslos ... Was für ein schweres Los!

Aber die Erinnerungen an die Oma sind noch sehr lebendig. Vor allem an den Streuselkuchen, den meine Oma sonntags immer gebacken hat. Der war »subbär legendär«! Zwei Finger dick der Teig und obendrauf ganz dick mit Streuseln bestreut. Nicht nur ein paar wenige Streusel, wie man sie oft in Bäckereien bekommt, nein – so richtig viele waren drauf, wie »druff geschisse«! Ehrlich, eine ganze Kloschüssel voller Streusel kippte die Oma auf den Teig! Was für ein Streuselkuchen! Und jedes Mal – ich weiß nicht, wie sie das hinbekommen hat –, jedes Mal war der total trocken. Sogar frisch aus dem Backofen war der schon furztrocken! Der hat immer geschmeckt wie eingeschlafene »Käsfüß«. Aber ich hatte mich so sehr daran gewöhnt, dass ich noch heute keinen Streuselkuchen mehr essen kann, der nicht trocken ist. Da muss richtig Staub fliegen, wenn man reinbeißt! Dann ist er genau richtig.

Zuletzt habe ich öfters für sie eingekauft, weil sie das nicht mehr so gut konnte, und ich war immer wieder erstaunt darüber, welche teilweise sonderbaren Produkte sie mitgebracht haben wollte.

Ein alter Einkaufszettel von der Oma existiert sogar noch, den möchte ich als wichtiges Dokument der Zeitgeschichte hier abdrucken:

Jetzt werdet ihr euch bestimmt fragen, was wollte die Oma jetzt mit über Neunzig mit der Packung Tampons?

Genau, wie es schon auf dem Einkaufszettel angedeutet ist, steckte sich die Oma die als Ohrnstöppel in die Ohren. Und zwar nicht gegen irgendwelchen Lärm, denn sie war schon sehr schwerhörig. Nein, einmal die Woche kam eine jüngere Freundin zu ihr und hat ihr die Haare gewaschen. Damit sie kein Wasser in die Ohren bekam, stopfte sie sich die Tampons mit der Schnur zum Rausziehen in den Gehörgang!

Ein weiterer wertvoller Erinnerungsschatz ist für mich ihre Wortgewandtheit! All die vielen Sprüche und Weisheiten, die meine Oma in den unterschiedlichsten Situationen immer parat hatte.

Morgens nach dem Aufstehen schaute sie zum Beispiel in den Badezimmerspiegel und sagte voller Elan:

»Gude Morsche, liebe Sorsche! Leckt mich am Arsch bis morsche!«

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich dieser Spruch sehr positiv auf schlechte Laune auswirkt. Probiert es doch einfach mal eine Woche lang aus. Stellt euch morgens vor den Spiegel und sagt diesen Spruch mit einem möglichst fröhlichen Gesichtsausdruck. Ihr werdet sehen, dass ihr nie mehr Sorgen haben werdet – außer morgen. Aber morgen kommt ja nie, es ist immer heute!