Von 2023 nach 1650: Eine unglaubliche Reise der Schweriner Brüder - Gisela Pekrul - E-Book
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Von 2023 nach 1650: Eine unglaubliche Reise der Schweriner Brüder E-Book

Gisela Pekrul

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Beschreibung

Taucht ein in die Welt von Noah und Joshua, zwei unerschrockenen Brüdern, die auf eine Zeitreise gehen, die Geschichte und Gegenwart verschmelzen lässt! In den lebendigen Straßen von Schwerin, zwischen modernen Bussen, Straßenbahnen und historischen Fassaden, stoßen die Brüder auf ein rätselhaftes Buch, das sie auf eine Reise schickt, die ihr Leben für immer verändern wird. Ein geheimnisvoller Zauberspruch wirbelt sie aus dem Jahr 2023 in das Jahr 1650 – in eine Epoche, in der ihre Hautfarbe Argwohn erregt und ihre Kleidung Fragen aufwirft. Von atemlosen Jagden durch enge Gassen bis hin zu verborgenen Höhlen unter der Stadt – Noah und Joshua, zehn und sieben Jahre alt, begegnen nicht nur neuen Freunden und Feinden, sondern auch dem legendären Petermännchen, dem Schlossgeist von Schwerin, der ihre Schicksale auf unerwartete Weise verwebt. In einer Zeit, die von Aberglauben und Gefahr geprägt ist, müssen die Brüder lernen, was es heißt, mutig zu sein, und entdecken den Wert von Freundschaft und Familie. Doch wie findet man den Weg zurück, wenn die Zeit selbst zum Labyrinth wird? Mit Hilfe des geheimnisvollen Petermännchens, das sowohl Rätsel als auch Rettung bietet, suchen sie nach einem Pfad zurück in ihre eigene Welt. "Von 2023 nach 1650: Eine unglaubliche Reise der Schweriner Brüder" ist ein Zeitreiseabenteuer, das die Herzen junger Leserinnen und Leser erobern wird. Es ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, die Macht von Hoffnung und Freundschaft und die unzerbrechliche Verbindung zwischen Geschwistern. Lasst euch verzaubern und seid bereit für ein Abenteuer, das über die Grenzen der Zeit hinausgeht!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 113

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Impressum

Gisela Pekrul

Von 2023 nach 1650: Eine unglaubliche Reise der Schweriner Brüder

ISBN 978-3-96521-972-4 (E-Book)

ISBN 978-3-96521-974-8 (Buch)

Das E-Book entstand nach der gleichzeitig erschienenen Druckausgabe (978-3-96521-974-8).

Bildbearbeitung, Retusche und Bildmontage (Die Bilder wurden teilweise mit KI erstellt): Ernst Franta.

© 2023 EDITION digital®Imprint des Geschichtlichen Büchertisches Ralf G. Jordan Bischof-Wedekin-Str. 14 31162 Bad Salzdetfurth Tel.: 05064-9609641 E-Mail: [email protected] Internet: http://geschichtlicher-buechertisch.de

Für Kinder von 6 Jahren an

Für Noah, Joshua und Ilijan

Ein Sturm, ein Blitz und ein Zauberspruch

Noah und Joshua sind Brüder und wohnen in der schönen Stadt Schwerin. Der eine geht schon in die vierte Klasse, der andere in die zweite. Beide sind sportlich und klug, mutig, einfallsreich und hilfsbereit, deshalb sind sie in ihren Klassen beliebt. Sie haben viele Freunde. Noah ist zehn Jahre alt, Joshua sieben.

Heute endet die Schule für die beiden schon mittags, und schnell zerstreuen sich die Kinder in alle Winde. Da ist man froh, wenn man einen Bruder hat, mit dem man sich gut versteht.

Um nach Hause zu kommen, besteigen Noah und Joshua in der Speicherstraße den Bus der Linie 10. Sie setzen sich nach hinten, auf den vorderen Plätzen drängen sich die anderen Fahrgäste. Niemand beachtet die dunkelhäutigen Jungen mit den lebhaften schwarzen Augen und dem Kopf voller schwarzer Locken. Sie ähneln ihrer Mutter, die noch viel dunkler ist, weil sie aus Nigeria stammt.

„Gleich kommt die Hospitalstraße“, ruft Joshua aufgeregt und will zum Ausstieg. „Bleib sitzen“, hält ihn der Ältere zurück, „wir sollen doch das spannende Petermännchen-Buch in der Bibliothek abgeben. Deshalb müssen wir bis zum Marienplatz. Mama hat uns außerdem Geld für ein Eis spendiert.“ Seit Joshua laufen kann, passt Noah auf seinen Bruder auf, dass ihm nichts passiert.

„Oh ja, ich freue mich schon auf die Bibliothek, da suche ich mir aber diesmal mein Buch selber aus, und auch das Eis, das mir am besten schmeckt“, sagt Joshua. Und ein bisschen zaghafter: „Werden wir dann aber auch wieder zurück nach Hause finden? Wir waren doch sonst immer mit Mama am Marienplatz und in der Bibliothek.“

Bevor Noah antworten kann, ertönt plötzlich ein leises Lied, das aus seinem Schulranzen zu kommen scheint. Das Handy kann es nicht sein, es ist noch ausgeschaltet, damit es im Unterricht nicht klingelt. Beide gucken neugierig in den Ranzen. Außer der Postmappe, dem Lerntagebuch, der Federmappe und der Brotbüchse mit dem Rest vom Frühstück ist da ja nichts Besonderes drin. Oder doch – das Bibliotheksbuch! Es leuchtet und blinkt wie eine Diskokugel. Noah erschrickt mächtig und hätte den Ranzen beinahe fallen lassen. Doch Joshua greift rechtzeitig zu. Nun hören sie den Gesang schon lauter und holen das Buch etwas ängstlich heraus. Es vibriert in ihren Händen und schlägt von selbst eine Seite auf.

Beide lesen aufgeregt, was dort steht. Joshua, obwohl erst in der zweiten Klasse, kann schon gut lesen und ist fast gleichzeitig mit Noah fertig. Verblüfft starren sie auf den Text. Als sie ihn jedoch nochmals lesen wollen, sehen sie nur das Bild, das früher auf der Seite war: eine eindrucksvolle Ansicht von Schwerin aus dem Jahre 1650, als die Stadt noch ringsum von Wasser und einer Stadtmauer umgeben war. Wegen der Geschichten aus der Vergangenheit ihres Ortes und der seltsamen Einfälle des Schweriner Schlossgeistes hatten sie dieses Buch ja gerade ausgeliehen. Nun sieht das Buch wieder aus wie vorher. Es vibriert und blinkt nicht mehr, kein Gesang ist mehr zu hören. Ganz behutsam legt Noah es wieder in den Ranzen. „Haben wir das nur geträumt?“, fragt er.

Joshua aber, der sich Texte schnell merken kann, fängt leise, damit es die anderen Fahrgäste nicht hören können, zu singen an:

Wenn ihr reisen wollt in jene Zeiten,

die Vergangenheit schon lange sind,

fasst euch an den Händen fest, an beiden,

und ruft laut die Worte in den Wind,

ruft sie dreimal, ruft per Chorum:

„Per-fer sechzehn-fünfzig

                            Cir-cu-lus Annorum!

Sollte dann jedoch euch Heimweh quälen

Und die Furcht, nie mehr zurückzukehren,

keine Angst, ihr müsst den Spruch nur wählen,

der euch hilft, die Heimkehr zu gewähren:

Nexus Tem-po-ris bring uns im Flug hier fort,

Red-de Tem-pus durch die Zeit zum Heimatort!

Noah staunt, wie schnell sich sein kleiner Bruder das lange Gedicht eingeprägt hat, doch dann wiederholen sie flüsternd mehrmals den Text, solange, bis er fest ins Gehirn eingebrannt ist.

Joshua überlegt plötzlich, wobei ihm die Begeisterung anzumerken ist: „Das Bild in dem Buch zeigt doch Schwerin, wie es 1650 ausgesehen hat! Wollen wir uns das nicht anschauen? Die Stadtmauer, die Torwächter und das viele Wasser um die Stadt herum. So viel Wasser haben heute nicht mal unsere Seen. Ja, Noah, das machen wir! Wenn wir am Marienplatz aussteigen, fassen wir uns an den Händen und sagen den Zauberspruch auf. Weißt du ihn noch?“

„Per-fer-sechzehn-fünfzig, Circulus-Annorum!”, murmelt Noah nachdenklich. Dann sagt er aber erschrocken: „Auf keinen Fall, Joshua. Das ist viel zu gefährlich. Damals herrschten strenge Sitten. Ich hab gelesen, dass sogar Frauen als Hexen verbrannt wurden.“

„Das ist mir egal. Wir sind keine Frauen und schon gar keine Hexen. Obwohl ich gern auf einem Besen durch die Luft fliegen würde.“ Dabei grinst der Kleinere verschmitzt. Er macht sich nicht so ernste Gedanken wie sein Bruder.

„Du spinnst ja“, entrüstet sich Noah. „Vergiss den Zauberspruch, womöglich kämen wir nicht wieder in unsere Zeit zurück. Im Jahr 1650 wären wir ganz allein, wir würden dort keinen Doc Brown finden und bestimmt auch nicht unsere Ur-Ur-Ur-Urgroßeltern, die uns helfen könnten.“

„Nexus Tem-po-ris, bring uns im Flug hier fort,

red-de tem-pus durch die Zeit zum Heimatort!“, zitiert Joshua und bettelt: „Ich vergesse den Spruch, mit dem wir wieder zurückkommen, auf keinen Fall, Noah. Lass uns nur kurz in die Vergangenheit reisen und dann gleich wieder zurück.“

Noah, der insgeheim gleichfalls Lust auf so einen Ausflug hat, beginnt zu schwanken. „Na ja, wenn wir am Marienplatz aussteigen, können wir es ja mal versuchen. Das ist so spannend wie in dem Film ‚Zurück in die Zukunft‘. Du erinnerst dich doch auch an Doc Brown und seine Reisen mit der Zeitmaschine, gemeinsam mit Marty McFly. Aber was heißt: ‚In den Wind rufen‘?“

„Schau doch nur mal, wie dunkel der Himmel wird.“ Joshua ist nicht zu bremsen. „Wir rufen es in den Wind, der aufkommt. In der Vergangenheit ist dann vielleicht besseres Wetter.“

Als sie aus dem Bus aussteigen, regnet und stürmt es tatsächlich. Die Menschen hasten schutzsuchend zum Schlossparkcenter oder zur Marienplatzgalerie. Noah will ihnen folgen, aber Joshua hält ihn zurück. „Das ist doch jetzt der beste Zeitpunkt für unsere Reise. Komm, wir stellen uns vor den Geldautomaten. Wenn bei diesem Wetter jemand Geld braucht, holt er es sich in der Bank und nicht hier draußen. Und nun gib mir deine Hände!“

Sie haben das Gefühl, dass der Wind sie wegpusten will, und fassen sich an beiden Händen. Laut schreien sie, um das Unwetter zu übertönen, ihren Zauberspruch:

„Per-fer-sechzehn-fünfzig, Circulus-Annorum!”

Ein Blitz lässt sie zusammenzucken. Joshua singt mit aller Kraft, bevor sein Bruder es sich noch anders überlegt. Zögernd stimmt Noah ein: „Per-fer-sechzehn-fünfzig, Circulus-Annorum!” Nun gießt es wie aus Wassereimern, und ein noch grellerer Blitz durchbricht die schwarze Wolkendecke.

Beide Jungen erfasst ein mächtiger Schwindel, aber voller Vorfreude, dass die Vergangenheit warm und trocken sein wird, schreien sie in den Sturm: „ Per-fer-sechzehn-fünfzig, Circulus-Annorum!”

Dann hüllt sie ein helles Licht ein.

Ein kalter Empfang im Jahr 1650

„Hilfe, ich ertrinke“, schreit Noah, während Joshua tapfer in tiefem Wasser paddelt.

„Die fast leeren Ranzen halten uns oben, wie ein Fallschirm“, beruhigt der Kleine seinen älteren Bruder und versucht sich neugierig zurechtzufinden. „Eben standen wir doch noch auf dem Marienplatz, und jetzt schwimmen wir in einem tiefen Fluss. Wir sind tatsächlich im Jahr 1650 gelandet. Das finde ich krass.“

Noah tut es ihm gleich und ruft entsetzt aus: „Siehst du die Stadtwächter und die hohe Stadtmauer, alles wie auf dem Bild im Petermännchen-Buch. Wie sollen wir aus dem Wasser rauskommen? Die Mauer ist doch viel zu hoch!“

Joshua ist schon wieder guten Mutes: Er hat gesehen, dass es auf der anderen Seite leichter werden könnte. „Wir müssen ans andere Ufer, da ist es flacher. Dort stehen auch ein paar einsame Häuser, aber keine Männer mit Lanzen und Hellebarden.“

Noah dreht sich paddelnd gleichfalls um und erblickt eine Brücke, die über den Fluss zum Stadttor führt. „Da sind aber viele Menschen und Ochsenkarren und jede Menge Reiter. Das ist vielleicht ein Gewimmel. Schnell, Joshua, wir schwimmen von der Brücke weg und von dort zum Ufer, denn wenn uns die Leute sehen, kann das gefährlich werden.“

„Gut, Noah, aber dann laufen wir zu einem der Häuser und trocknen unsere Sachen“, erwidert Joshua zähneklappernd.

„Du hast recht. Zwar regnet und stürmt es jetzt nicht, aber das Wasser ist mächtig kalt. Wir müssen wirklich zusehen, dass wir schnell hier rauskommen.“

Die Jungen schwimmen um die Wette, dabei wird ihnen wenigstens etwas warm. „Nur gut, dass wir das Schwimmabzeichen in Bronze haben“, ruft Joshua keuchend.

Endlich haben sie sich etwas von der Brücke entfernt. Die Holzbohlen knarren immer noch furchterregend, und sie hören die Schritte und das Gemurmel vieler Menschen.

„Ich habe Grund unter den Füßen, komm, wir wollen ans Ufer“. Noah ist etwas schneller als Joshua.

Als sie triefnass aus dem Graben klettern, spüren sie die eisige Kälte mit aller Macht. Vorsichtig spähen sie zur Brücke, aber niemand beachtet sie. Alle haben es eilig, durchs Tor in die Stadt zu gelangen oder aus ihr heraus.

„Wenn wir noch lange in den nassen Sachen herumlaufen, frieren wir zu Eis. Uns bleibt wirklich nichts anderes übrig, als am nächsten Haus anzuklopfen. Los, wir laufen um die Wette, da wird uns warm“, spornt Noah seinen Bruder an, der von der Anstrengung beim Schwimmen kaum noch Luft bekommt.

Kurz darauf stehen sie vor einer kleinen, strohgedeckten Holzhütte. Joshua klopft laut an die Tür. „Wir müssen doch erst überlegen, was wir den Leuten erzählen“, mahnt Noah. „Uns glaubt doch niemand, dass wir aus der fernen Zukunft kommen.“

Zu spät! Ein Junge, so groß wie Joshua, reißt bereits die Tür auf, sieht die beiden entsetzt an und schreit: „Twee swarte Düwels, help, se wüllt uns in de Höll nehmen!“ (Zwei schwarze Teufel, Hilfe, sie wollen uns in die Hölle nehmen!) und schon knallt die Tür wieder zu.

„War das Englisch, was hat er gesagt?“, fragt Joshua.

„Ich hab nur ‚help‘ verstanden, und das ist tatsächlich Englisch.“

Jetzt klopf ich nochmal und frag auf Englisch, Deutsch und Französisch, ob sie zwei frierenden Kindern helfen können. Ich muss aber erst überlegen, wie das in beiden Sprachen heißt. Was wollen wir auf Deutsch sagen?“

Joshua will schnell ins Warme, denn er sieht Rauch aus der Hütte emporsteigen. „Ich frier ganz furchtbar, deshalb müssen wir uns kurzfassen. Nicht, dass sie wieder die Tür zuschlagen. Wie wär‘s mit: ‚Bitte helft uns, wir erfrieren gleich‘?“

„Das ist gut, das kann ich schnell übersetzen“, Noah klopft nun ganz laut.

Die Tür wird stürmisch aufgerissen, und etwa 10 Leute, große und kleine, stürzen, mit Knüppeln, Heugabeln und Dreschflegeln bewaffnet, auf die beiden zu. Alle schreien durcheinander, die beiden Kinder verstehen nur die Worte „Düwel“, „Hex“, „Büdel“, „verswint“ und nehmen Reißaus. Joshua bekommt keine Luft mehr und fällt auf die kalte Erde. Noah will ihn mit letzter Kraft hochheben, sinkt aber vor Schwäche gleichfalls zu Boden.

Nur noch aus weiter Ferne hört er die wütenden Rufe, dann umhüllt beide Jungen eine große Finsternis.

Was die fremden Kinder erzählen. Nein, das kann nicht wahr sein!

Noah schlägt kurz die Augen auf und schließt sie erstaunt wieder. Wo befindet er sich? Eine wohlige Wärme durchströmt seinen nackten Körper, der mit einer dünnen Decke verhüllt ist. Das piekt und fühlt sich an wie Stroh, denkt er. Leise Stimmen in einer fremden Sprache dringen an sein Ohr. Er versucht noch, den Sinn der Worte zu erfassen, da geschieht etwas, das er gar nicht glauben kann. Petermännchen, ganz so wie er in dem Bibliotheksbuch abgebildet ist, hockt plötzlich neben ihm und flüstert: „Gleich werdet ihr die Sprache hier verstehen. Die meisten reden Plattdeutsch, doch keine Angst, bald wird es euch vertraut sein.“

Noah reißt erschrocken die Augen auf, sieht neben sich aber nur seinen Bruder Joshua, der sich suchend umschaut.

„Ich hab von Petermännchen geträumt, als wäre er hier bei uns gewesen. Er hat gesagt dass wir die Sprache dieser Menschen gleich verstehen werden“, berichtet Joshua verwirrt seinem Bruder.

„Du auch?“, fragt der Größere verblüfft. „Dann war es also gar kein Traum und Petermännchen war tatsächlich hier, um uns zu helfen.“ Jetzt wagt auch er es, sich genauer umzusehen. Sie liegen in einer Holzhütte auf Stroh vor einem offenen Feuer. Der Rauch zieht durch ein Loch in der Decke ab. In einer dunklen Ecke sitzen mehrere einfach gekleidete Kinder auf einer Strohmatratze und blicken ängstlich zu den beiden Jungen herüber.

Eine Frau in einem langen schwarzen Rock und einer grauen Bluse, darüber eine angeschmutzte Schürze, kommt eilig auf die beiden Jungen zu. Sie spricht sie auf Plattdeutsch an, was Noah und Joshua plötzlich mühelos verstehen. „Seid Ihr nun doch zu euch gekommen? Wir fürchteten schon, den Totengräber rufen zu müssen.“ Sie gibt jedem einen Becher aus Holz, aus dem eine dunkle Flüssigkeit dampft. „Trinkt das, es ist ein Kräuteraufguss. Er wird Euch wärmen und kräftigen. Ihr wart ja fast erfroren, als wir Euch fanden.“

Die beiden Jungen kosten vorsichtig und wollen die bittere Flüssigkeit wieder ausspucken. Die Frau sieht sie so mahnend an, dass sie brav alles austrinken.

„Wo sind unsere Sachen“, fragt Joshua. „Wir sind doch ganz nackt.“

„Eure edlen Gewänder hängen in der Nähe des Feuers zum Trocknen, sie waren ganz nass. Wie seid Ihr nur in den Stadtgraben gekommen?“

Ein größerer Junge, mit Kniestrümpfen, einer bis zu den Knien reichenden Hose, einem einfachen Leinenhemd und einer Weste bekleidet, kommt vorsichtig näher. Als er in die dunklen Gesichter blickt, spricht er sicherheitshalber ein kurzes Gebet, damit der Herrgott ihn vor bösen Geistern beschützt. „Frau Mutter, ich denke, sie sind auf die Stadtmauer gestiegen und dann in den Graben gestürzt.“ Und indem er sich nun direkt an die beiden Jungen wendet: „Seid ihr vor den Wächtern geflohen und dann von der Mauer gesprungen? Ihr hattet wahrlich Gottes Beistand. Vor kurzem wurden zwei Buben eures Alters gefasst, als sie so etwas wagten. Sie erhielten auf dem Marktplatz derbe Hiebe auf den nackten Hintern. Danach konnten sie kaum noch laufen. Das Volk klatschte Beifall und verlangte sogar noch härtere Strafen.“

Die Brüder sehen sich entsetzt an. Noah murmelt: „Da hatten wir tatsächlich großes Glück.“