Von Comanchen umzingelt - Alfred Wallon - E-Book

Von Comanchen umzingelt E-Book

Alfred Wallon

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Beschreibung

Matt Wayne stellt in Creston City den Mörder seiner Frau, aber dafür bekommt er Schwierigkeiten mit Sheriff Joe Cutis. Der sperrt ihn kurzerhand ein und will ihn zusammen mit dem Bankräuber Vance Gilmore am nächsten Tag in die Bezirkshauptstadt bringen. Dort soll man ihm den Prozess machen und dann verurteilen. Als der Sheriff mit seinen beiden Gefangenen die Kutsche besteigt, ahnen weder er noch die anderen Passagiere, dass Quanah Parkers Comanchenstamm einen Trupp Soldaten überfallen und alle Männer getötet hat. Der Hass der Comanchen richtet sich jetzt auf die Postkutschenstation der Overland Line, die das erste Etappenziel der Kutsche ist.

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Von Comanchen umzingelt

ONLY eBook - Western

Buch 23

Alfred Wallon

In dieser Reihe bisher erschienen

e101 Alfred Wallon Die letzten Tage von Stonewall Jacksone102 Alfred Wallon Das Gewissen eines Killerse103 Alfred Wallon Stahlspur nach Leadvillee104 Alfred Wallon Die Pioniere von Kentuckye105 Alfred Wallon Tod am little big Horne106 Alfred Wallon Geistertanze107 Alfred Wallon Die Expeditionen des Jedediah Smithe108 Alfred Wallon Die Expeditionen des Meriwether Lewis und William Clarke109 Alfred Wallon John Calhouns Geheimnis - Die Calhouns - Eine Texas-Dynastie - Band 1e110 Alfred Wallon Revolver-Rachee111 Alfred Wallon Blutige Grenzee112 Alfred Wallon Der rote Generale113 Alfred Wallon Fehderecht im Pleasant Valleye114 Alfred Wallon Piano-Krieg in Dodge-Citye115 Alfred Wallon Auf der Spur des Mörderse116 Alfred Wallon Wettlauf mit dem Tode117 Alfred Wallon Corrigan Jagt die Walker-Bandee118 Alfred Wallon Wenn Hass regierte119 Alfred Wallon Das Massaker von Santa Ritae120 Alfred Wallon Terror in San Franciscoe121 Alfred Wallon Alaska Höllee122 Alfred Wallon Die Wölfe von Virginia Citye123 Alfred Wallon Von Comanchen umzingelt

© 2024 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a,  51570 Windeck

Redaktion: Alfred Wallon

Titelbild: Mario Heyer unter Verwendung der KI Software Midjourney

Umschlaggestaltung: Mario Heyer

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-7579-9724-3

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Inhalt

Von Comanchen umzingelt

Über den Autor

Von Comanchen umzingelt

„Mary!“, brüllt der Betrunkene und schlägt die beiden Fäuste hart gegen die massive Eichentür des Bordells. „Verdammt, nun lass mich doch rein! Hast du nicht gehört? Ich will doch nur ...“

Die Stimme des Mannes bricht jäh ab, als plötzlich die Tür aufgerissen wird. Im Lichtschein zeichnet sich die hünenhafte Gestalt eines Schwarzen ab, der sich vor dem Betrunkenen aufbaut und ihn zornig anblickt.

„Du schreist die ganze Gegend zusammen, Hank“, sagt der Schwarze zu ihm. „Warum verschwindest du nicht und gibst dich zufrieden mit dem, was du hast? Du weißt doch genau, dass das hier eine Nummer zu groß für dich ist. Also verzieh dich endlich und gib Ruhe - oder willst du es auf die harte Tour haben?“

Der Betrunkene, der auf ziemlich unsicheren Beinen steht, wirft dem schwarzen Türsteher des Bordells einen wütenden Blick zu. Sein Hirn ist so vom Alkohol umnebelt, dass er die warnenden Worte gar nicht begreift.

„Nigger, du hast mir überhaupt nichts zu sagen!“, entfährt es ihm stattdessen. „Lass mich endlich rein zur hübschen Mary - sie wartet doch schon auf mich. Und was das Bezahlen angeht - das tue ich morgen, ganz bestimmt morgen.“

Er ignoriert den Schwarzen und will einfach an ihm vorbeigehen. Da packt ihn auf einmal die harte Faust des Türstehers unsanft am Kragen seines schmutzigen Hemdes.

„Du hast es nicht anders gewollt, Hank.“

Und dann bekommt der betrunkene Hank die Prügel seines Lebens. Der Schwarze macht kurzen Prozess mit ihm, schlägt ihn mit wenigen, aber dafür umso kräftigeren Hieben zusammen und befördert den armen Teufel dann mit einem Tritt in die Pferdetränke wenige Schritte neben dem Eingang.

Wasser spritzt hoch auf, als Hank in der Pferdetränke landet und dann japsend nach Atem ringt. Er schluckt eine Menge Wasser, kann sich dann schließlich mit letzter Kraft aus dem Trog ziehen, bevor er erschöpft zusammenbricht und das Bewusstsein verliert.

Der Schwarze geht auf ihn zu, beugt sich über ihn. Dann schleift er den Bewusstlosen weg vom Eingang des Bordells, das den wohlklingenden Namen „Mary’s Paradise“, trägt. Schließlich sollen die zahlenden Gäste nicht mitbekommen, wie man hier mit Leuten umspringt, die nicht das nötige Kleingeld haben, aber dennoch Ärger machen wollen.

Während der Türsteher den Bewusstlosen hinters Haus zieht, verlässt ein Mann eine Seitenstraße, von der aus er diesen kurzen Zwischenfall beobachtet hat. Der Mann ist groß und wirkt indianerhaft. Sein Name ist Matt Wayne, und er hat einen langen Trail hinter sich. Ein Trail, der ihn nun bis nach Creston City geführt hat. Oder noch genauer - bis zu diesem Bordell, in dem sich der Mann befindet, der von Matt Wayne verfolgt wird.

Matt nutzt seine Chance und betritt das Bordell, ohne dass ihn der Schwarze daran hindern kann. Denn der ist ja noch beschäftigt mit dem Betrunkenen.

Rauchgeschwängerte Luft schlägt dem großen Mann entgegen, als er nach einem schmalen Flur schließlich einen großen Raum erreicht. Einige Mädchen mit ihren Verehrern halten sich hier auf. Wer hier verkehrt, der muss Geld haben, denn Matt erkennt sofort die stilvollen Möbel und den schweren Kristallleuchter an der Decke. Ganz zu schweigen von den Mädchen, die recht hübsch sind und es bestimmt auch verstehen, ihren Freiern das Geld aus der Tasche zu ziehen und ihnen dafür Liebe vorheucheln. Wie die schlanke Mulattin, die mit einem gutgekleideten Mann nach oben geht, der ihr Vater sein könnte.

„Hallo, Großer!“, hört Matt auf einmal eine zuckersüße Stimme hinter sich. Sofort dreht er sich um und blickt in das grell geschminkte Gesicht einer drallen Blondine, die in ihm natürlich einen neuen Kunden sieht. „Willkommen in Mary’s Paradise.“ Sie lächelt ihn geschäftstüchtig an. „Du bist neu in der Stadt, nicht wahr? Trotzdem bist du hier genau richtig. Denn hier gibt es viele Möglichkeiten, wie man sich die Zeit vertreiben kann.“

Es ist eine eindeutige Einladung, die Matt innerlich kalt lässt. Trotzdem muss er mitspielen, wenn er erreichen will, was er sich vorgenommen hat. Natürlich hat er schon längst bemerkt, dass Buck Ferris nicht hier ist. Da aber das Pferd dieses Halunken am Geländer draußen angeleint ist, amüsiert sich Ferris wohl mit einem der Mädchen oben - und genau das will Matt nun herausfinden.

„Du gefällst mir, Honey“, sagt Matt mit einem falschen Grinsen. „Warum gehen wir nicht einfach nach oben und unterhalten uns in Ruhe über das, was du mir vorschlagen willst?“

„He, du gehst ja gleich zur Sache!“ Das blonde Mädchen lacht und registriert sofort den Geldschein, den Matt aus seiner Jackentasche holt. Spontan wirft sie sich Matt an den Hals. „Ich heiße Sally, und du kannst sicher sein, dass dich eine heiße Nacht erwartet.“

„Wo ist dein Zimmer, Sally?“, will er von der blonden Hure wissen.

Sallys Zimmer befindet sich gleich am Anfang des langen Ganges. Sie öffnet rasch die Tür und lässt Matt zuerst eintreten. Noch während Matt kurz die spärliche Einrichtung des Zimmers begutachtet, ist Sally schon dabei, das billige Flitterkleid von ihrem wohlgeformten Körper zu streifen. Weil sie natürlich glaubt, dass es Matt kaum abwarten kann, mit ihr ins Bett zu gehen.

„Warte mal“, lässt sie Matts Stimme plötzlich innehalten. Der Tonfall ist nun härter und entschlossener, und Sally zuckt unwillkürlich zusammen, als sie den kalten Blick des Mannes sieht. „Hier hast du hundert Dollar“, fährt Matt rasch fort und drückt dem fassungslosen Mädchen fünf zerknitterte Geldscheine in die Hand. „Das ist bestimmt mehr als du in zwei Nächten verdienst.“

Er sieht an Sallys gierigem Blick, dass er richtig liegt mit seiner Vermutung.

„Du musst auch nicht viel für das Geld tun. Ich will von dir nur wissen, wo der rothaarige Bursche mit der Narbe auf der rechten Wange steckt. Ich weiß, dass er hier ist - also wo ist er?“

In seiner Stimme klingt etwas an, was Sally eine leichte Gänsehaut über den Rücken jagt. Weil sie auf einmal zu ahnen beginnt, dass dieser Mann Gewalt mit sich bringt.

„Was hast du denn vor?“, fragt sie leise. „Willst du vielleicht ...?“

„Das ist meine Sache“, unterbricht sie Matt. „Ich will jetzt von dir wissen, wo Buck Ferris steckt!“

Noch während ihm diese Worte über die Lippen kommen, zieht er seinen Colt 45 Peacemaker aus dem Halfter. Da wird Sally noch eine Spur blasser.

„Er ist ... er ist bei Mary, unserer Chefin“, erwidert sie rasch. „Er hatte viel Geld bei sich, und Mary kennt ihn wohl von früher. Auf jeden Fall ist sie gleich mit ihm gegangen.“

„Welches Zimmer?“

„Die linke Tür am Ende des Ganges“, antwortet Sally.

„Gut.“ Matt nickt und geht zur Tür. Er öffnet sie, riskiert einen kurzen Blick hinaus auf den Gang, erkennt aber, dass dort alles still und ruhig ist.

„Du bleibst jetzt besser hier und rührst dich nicht von der Stelle“, rät er der eingeschüchterten Sally. „In den nächsten Minuten wird es hier verdammt laut. Hast du das begriffen?“

Matt ist erleichtert, als er sieht, dass Sally auf keine dummen Gedanken kommen wird. Dann verlässt er ihr Zimmer.

* * *

Er hört das kehlige Lachen der Frau, noch bevor er vor der Zimmertür steht. Dann erklingt die Stimme eines Mannes, und schon wenige Augenblicke später bricht die Unterhaltung ganz ab. Stattdessen vernimmt Matt Wayne ein leises Stöhnen, gefolgt von einem heftigen Keuchen. Es bedarf keiner großen Phantasie, um zu wissen, was da gerade abläuft. Für Matt Wayne ist es aber genau der richtige Moment.

Er umschließt die Waffe fest mit der nervigen Rechten und wirft sich dann mit Schwung gegen die Tür. Das Holz gibt mit einem lauten Bersten unter Matts Gewicht nach. Noch während Matt seinen Schwung abzubremsen versucht und dabei die Waffe auf das Bett an der gegenüberliegenden Wand richtet, sieht er seinen Gegner. Buck Ferris liegt in inniger Umarmung zusammen mit Mary im breiten Bett.

Auch wenn Matt den Moment der Überraschung auf seiner Seite hat, so reagiert Buck Ferris schneller, als Matt das erwartet hat. Er packt die nackte Mary und stößt sie Matt entgegen, während er selbst rasch nach seiner Waffe greift, die auf dem kleinen Tisch neben dem Bett liegt. Dabei wirft Ferris auch die Petroleumlampe um, und es wird mit einem Schlag dunkel.

Matt Wayne flucht, weil er nicht abdrücken kann, denn er wird durch die Frau behindert, die Ferris in seine Richtung gestoßen hat. Zwar hat das nur drei Sekunden gedauert, aber sie reichen aus, um Ferris die Zeit zu verschaffen, die dieser nun braucht, um sich gegen den unerwarteten Eindringling zur Wehr zu setzen.

Ein Schuss bellt im dunklen Raum auf. Im selben Atemzug schreit die Frau laut auf und fällt dumpf auf die harten Bretter des Fußbodens. Matt ahnt Schlimmes, als er plötzlich eine nasse klebrige Flüssigkeit an seiner linken Hand spürt. Mary ist halb auf ihn gefallen, und die Kugel von Buck Ferris, die eigentlich Matt Wayne galt, hat stattdessen sie getroffen!

Diesen Moment der Verwirrung nutzt Ferris, um nach seiner Hose zu greifen und dann mit einem geschmeidigen Satz aus dem Fenster zu springen. Und das, bevor ihm Matt eine Kugel nachschicken kann.

„Verdammt!“, flucht Matt laut, während er sich aufrappelt und zum Fenster eilt, wo Buck Ferris gerade verschwunden ist. Das ist der Augenblick, wo zwei weitere Schüsse dicht hintereinander fallen. Etwas schlägt mit einem hässlichen Klatschen in die Fensterbrüstung dicht vor Matts Magen. Er entgeht den Kugeln nur deshalb, weil Ferris zu hastig abgedrückt hat.

Nun endlich kann Matt auf den flüchtenden Ferris schießen. Er ist erfahren genug, um zu wissen, dass nicht der erste Schuss zählt, sondern vielmehr ein ruhiges und dafür umso genaueres Zielen. Und deshalb erwischt Matts Kugel auch den Banditen am linken Bein. Buck Ferris schreit laut auf und gerät ins Taumeln, kann sich jedoch wieder fangen. Der nur mit einer Hose bekleidete Mann humpelt weiter und will sich hastig in Deckung bringen.

Irgendwo hinter sich im Dunkel des Zimmers hört Matt Wayne die verletzte Mary leise stöhnen. Draußen auf dem Flur sind jetzt aufgeregte Stimmen zu vernehmen, die sich dem Zimmer nähern. Gleich werden sie da sein. Aber so lange wird Matt Wayne nicht warten, denn sein ganzes Interesse gilt dem Mann, dessen Fährte er schon seit mehr als drei Wochen folgt. Jetzt ist der Bursche greifbar nahe, und Matt wird sich von niemandem daran hindern lassen, diesem Schweinehund endlich die Abrechnung zu präsentieren.

Er springt ebenfalls aus dem Fenster, kommt federnd auf dem Boden auf und läuft auf die Stelle zu, wo Buck Ferris untergetaucht ist.

„Da ist der Kerl!“, schreit jemand aus Marys Zimmer. „Da vorn läuft er - dieser Killer.“

Noch bevor die letzten Worte verhallt sind, fällt auch schon ein Schuss. Die Kugel, die Matt gelten soll, streicht allerdings weit an ihm vorbei. Es fallen zwar noch weitere Schüsse, aber der indianerhafte Mann mit den schwarzen Haaren und den dunklen Augen ist längst untergetaucht.

Ich erwische ihn, denkt er und lauscht angestrengt in die Nacht hinein.

Es ist sein Glück, dass sich das Bordell am Stadtrand befindet und der übrige Lärm, den man zu dieser Stunde sonst in einem Amüsierviertel vorfindet, kaum zu hören ist. So vernimmt er wenige Minuten später schwere Schritte vor sich im Dunkel und weiß demzufolge, welche Richtung der flüchtende Ferris eingeschlagen hat. In gut hundert Yards Entfernung befindet sich der Corral, wo die Overland Line die Pferde für die Postkutsche untergebracht hat. Wahrscheinlich hofft Buck Ferris, sich jetzt noch ein Pferd schnappen und im letzten Augenblick seinem Verfolger entkommen zu können. Das muss Matt auf alle Fälle verhindern.

„Bleib stehen, Ferris!“, brüllt Matt. „Es hat keinen Sinn mehr. Du bist am Ende!“

Das Einzige, was er damit erreicht, ist ein weiterer Schuss, den Ferris nun auf Matt abgibt. Und diesmal hat der rothaarige Halunke mehr Glück als beim ersten Mal. Seine Kugel erwischt Matt am linken Oberarm. Es ist zwar nur ein Streifschuss, aber Matt spürt dennoch den brennenden Schmerz in der Wunde.

Trotzdem gibt er sich nicht geschlagen. Er rennt mit keuchenden Lungen weiter, ist förmlich davon besessen, Buck Ferris nicht entkommen zu lassen. Denn dieser Hundesohn hat sein ganzes Leben zerstört, und dafür muss er büßen.

Der Mond taucht aus den dichten Wolken hervor und erhellt den Weg zum Corral mit einem silbrigen Licht. Matt kann so Ferris besser erkennen, sieht, wie dieser jetzt den Corral fast schon erreicht hat. Nochmals reißt er die Waffe hoch, atmet tief, bevor er abdrückt.

Im Mündungsfeuer sieht Matt, wie Buck Ferris, der schon halb übers Corralgatter geklettert ist, wie von einer unsichtbaren Faust gepackt und dann nach vorn gestoßen wird. Matts Kugel stößt ihn in den Staub des Corrals, wo er stöhnend liegenbleibt. Er will zwar die Hand mit der Waffe heben und auf den herbeieilenden Gegner schießen, aber dazu ist er bereits zu schwach. Der Revolver entgleitet seinen Fingern.

Matt richtet den Peacemaker auf den Rothaarigen, während er auf das Corralgatter zugeht. Dann erst erkennt er, dass von Buck Ferris keine Gefahr mehr ausgehen wird. Matts Kugel hat ihn seitlich getroffen, mitten ins Leben.

Matt klettert nun ebenfalls über das Gatter, bleibt dann neben dem schwerverletzten Ferris stehen, der jetzt mühsam den Kopf hebt, während er Blut verliert. Sein Blick ist eine Mischung aus Angst und Unverständnis, als er Matt ansieht.

„Du hast ... mich gut ... getroffen“, kommt es dann mühsam über seine Lippen. „Wer zum Teufel … bist du?“

„Ein Mann, der dich gesucht und gefunden hat“, erwidert Matt Wayne in kaltem Ton. „Und jetzt zahlst du dafür.“

„Was?“ entfährt es dem rothaarigen Ferris. „Ich kenne dich … gar nicht, Mister.“ Er bricht ab, als ihn eine plötzliche Welle des Schmerzes überkommt.

„Es war vor mehr als einem Jahr“, sagt Matt ruhig. „Da kamen zwei Männer auf eine Farm westlich des Rio Concho in Texas. Hast du das vielleicht schon vergessen, Ferris? Erinnerst du dich nicht mehr an die junge hübsche Frau, die du und dein Partner erst vergewaltigt und dann getötet habt?“

Er hält inne und erkennt zu seiner Genugtuung, wie Ferris auf einmal begreift. Er scheint zu ahnen, wer dieser Mann ist.

„Sie hatte noch ihr ganzes Leben vor sich“, fährt Matt nun fort. „Wir beide wollten uns eine neue Heimat schaffen, bis ihr gekommen seid und alles zunichte gemacht habt. Ich war in Fort Worth und konnte meine Frau nur noch begraben. Dann aber folgte ich euch. Oh, ihr habt es zwar geschafft, eure Fährte zu verwischen, in dem ihr euch getrennt habt. Trotzdem habe ich deinen Partner erwischt, wenig später in Fort Leavenworth. Er war genauso überrascht wie du jetzt, als ich ihn stellte und niederschoss. Aber bevor er starb, erzählte er mir noch von dir. So konnte ich deine Fährte wieder aufnehmen, und als du hierherkamst, wusste ich, wen du besuchen wolltest. Dein Partner wusste, dass du zu Mary wolltest. Jedes Jahr bist du einmal vorbeigekommen, und diesmal hat der Tod dich eingeholt.“

„Fahr doch ... zur Hölle!“ Der Sterbende stöhnt. „Ja, ich erinnere mich noch ... an deine Frau. Sie hat ... sehr geschrien, als Luke und ich mit ihr ...“

Er will noch mehr sagen, aber ein Blutsturz erstickt seine Worte. Er bäumt sich noch einmal auf und fällt dann zurück. Leblose Augen starren durch Matt Wayne hindurch.

Bittere Leere überkommt Matt, als er auf den Toten zu seinen Füßen blickt. Er hat darauf gehofft, jetzt endlich am Ende dieser rauen Fährte triumphieren zu können, weil er Stellas Tod gerächt hat. Aber alles, was geblieben ist, ist die Erinnerung an ein Leben, das unendlich weit hinter ihm zurückliegt und ihm sogar wie ein Traum aus einer anderen Welt erscheint.

„Bleib so stehen und rühr dich nicht!“, erklingt auf einmal eine harte Stimme irgendwo hinter Matt. Gleichzeitig hört er das Knacken eines Gewehrhahns.

„Lass deine Waffe fallen - aber ein bisschen plötzlich!“, fordert nun die gleiche unbeugsame Stimme von Matt, und dieser beschließt, der Aufforderung zu folgen. Müde lässt er den Peacemaker fallen und dreht sich dann ganz vorsichtig um. Dabei hebt er die Hände hoch, um dem anderen zu zeigen, dass er genug vom Töten hat.

„Roy, geh hinüber und hol dir seine Waffe“, sagt der Mann, der mit einer doppelläufigen Greener-Schrotflinte auf Matt zielt. „Aber sei vorsichtig und halte dich aus dem Schussfeld. Der Bursche da ist ein narbiger Wolf - einer von der Sorte, bei denen man immer aufpassen muss.“