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Sechs unterschiedliche kurz Geschichten, die für sich alleine stehen. Teile der kurz Geschichten, haben teils Verbindungen zu anderen Büchern der Falkenstein Reihe. Sie kann man aber lesen, ohne dass man die anderen Bücher gelesen hat. Die Falkenstein-Buchreihe entführt uns in eine fesselnde alternative mittelalterliche Welt, in der nicht nur Orks und Elben weiterleben, sondern auch die Überreste vergangener Magie spürbar sind. Tauche ein in diese einzigartige Welt voller Abenteuer und fantastischer Wesen!
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Von der Abenddämmerung bis zum Morgengrauen
Christian W. Rumpf
In den verschlungenen Seiten der Zeit, in denen kleine Geschichten gewoben sind, verborgen sich oft gewaltige Hintergründe, die sich nicht immer im Hier und Jetzt entfalten, und erst im fernen Rückblick offenbaren sich die wahren Bedeutungen, die den Pfad der Zukunft beeinflussen.
So schreiten wir durch die Jahrhunderte, die winzigen, oft unscheinbaren Geschichten werden zu einem Bestandteil des großen Ganzen. Sie sind wie die leisen Zwischentöne in einem gewaltigen Orchesterstück, die im Klang des Augenblicks verloren gehen, aber im Zusammenspiel der Zeit, eine zentrale Rolle spielen.
Kapitel
Saukopf
Paula
Möbiusschleife
Was war, wird wieder sein
Das Frachtschiff
Des Kaisers letzte Reise
Saukopf
1.
Die Szenerie vor den Fenstern des großen Kontrollraums erstreckte sich in ihrer tristen Trostlosigkeit über den gesamten Horizont. Eine staubige Einöde, soweit das Auge reichte, prägte diese Welt. Hier und da ragten alte Baumreste wie versteinerte Zeugen vergangener Pracht aus der Erde empor. Ein einst blühendes und farbenfrohes Paradies war zu einer staubigen Wüste geworden. Keiner der hier Lebte, hatte je die alte Welt gesehen, die vor mehr als 120 Jahren untergegangen war.
Der Himmel, der einst in strahlendem Blau erstrahlt hatte, war nun von düsteren, sandfarbenen Wolken verschleiert, die bedrohlich am Horizont aufzogen. Ein gelber Schimmer lag in der Luft, und die Welt schien in einem endlosen Sonnenuntergang gefangen zu sein. Grau, Schwarz und Gelb dominierten den Himmel, und selbst die Erinnerung an die einstigen Farben schienen verblasst zu sein. Keiner konnte sich einen blauen Himmel auch nur vorstellen, gäbe es nicht alte Fotos und Videos davon. Ihre Welt war von dieser lebensfeindlichen Öde beherrscht.
Der Kontrollraum erstreckte sich über einen ehemaligen Auto Tunnel, der die Berge mit einem weiten Tal verband. in den Ingenieuren und Techniker ihren schier endlosen Kampf ums Überleben führten. Die Ingenieure wagten nur selten einen Blick durch die großen Scheiben hinaus, denn der Anblick der trostlosen Landschaft erinnerte sie an die Aussichtslosigkeit ihrer Existenz. Sie waren Verdammt zum Leben. Am Leben, frei und doch Gefangen in einer Röhre aus Stahl und Beton, von der Geburt bis zu ihrem Tod. Durch die Fenster des Kontrollraums konnte man Teile der alten Straße erkennen, die inzwischen von Staub und Sand überzogen war. Tausende verrostete Überreste von Fahrzeugen zeugten von Panik, als die Welt unterging.
Die Techniker hingegen konzentrierten sich auf ihre nur noch schwach leuchtenden Monitore, als könnten sie durch diese Bildschirme die grausame Realität draußen ausblenden. Unermüdlich überwachten sie die Tabellen für Energieerzeugung und Verbrauch, Sauerstoff und CO2, ihr Leben hing von diesen Zahlen ab. Der Energieverbrauch und die erzeugte Energie waren ihr ständiger Begleiter, und die Instrumente zeigten ein Bild, dass zwar nahe am Limit lag, aber dennoch eine fragile Balance zwischen Leben und Untergang darstellte. Der erzeugte Sauerstoff kämpfte ebenso wie die erzeugte Energie gegen den ständigen Verbrauch an, und die Techniker hielten die Balance wie eine Waage.
"Bring die Auswertung für den Verbrauch zur Südstation", befahl der Schichtführer einem der jüngeren Ingenieure und reichte ihm einen Datenträger. Seit einem Jahr war die Datenleitung durchtrennt worden, und der genaue Fehler konnte nicht gefunden werden. Eine Reparatur galt als nicht lebensnotwendig, und der Rat hatte den Vorschlag für eine neue Leitung abgelehnt. Das war der Stand der Dinge in dieser trostlosen Welt, überleben um jeden Preis.
Der junge Ingenieur nahm den Datenträger und verließ den Kontrollraum. Sein Weg führte ihn durch einen endlosen Korridor, der von kahlen Wänden und funktionslosen Lichtleisten gesäumt war. Die Kälte in der Luft und das gedämpfte Licht verstärkten das Gefühl der Einsamkeit und Verlassenheit. Die Erinnerungen an bessere Zeiten waren längst verblasst, und die Zukunft schien düster.
Nach einer Stunde Wanderung durch die endlosen Gänge erreichte der Ingenieur schließlich die Südstation. Hier, wo die Instrumente für den Sauerstoff- und Energieverbrauch ebenfalls überwacht wurden, herrschte die gleiche trostlose Atmosphäre wie überall in der Station. Die Anzeigen waren stabil, und die Zahlen schienen im Rahmen zu liegen. Der Ingenieur steckte den Datenträger in einen der Computer und startete die Übertragung der Daten. Es würde einige Zeit dauern, bis alle Informationen übermittelt waren. Der Datenträger war alt, und die Datenübertragungsrate sank von Monat zu Monat. Die gesamte Technik ging immer mehr kaputt, viele einst modernen Technik Apparate waren längst alle kaputtgegangen, einzige primitive einfach aufgebaute Geräte liefen noch, Technik wo man noch Reparieren konnte. Flachbildschirme gab es schon lange keine mehr, nur noch alte Röhrenmonitore liefen noch. Ein Großteil der Instrumente war Analog aufgebaut, so primitiv wie es nur ging, damit sie eine hohe Lebensdauer hatten. Doch auch diese Lebensdauer, war nicht ewiglich. Wie lange würde die Lebensnotwendige Technik noch halten? eine frage die zwei Generationen die Ingenieure und Techniker im Tunnel beschäftigte. Noch waren die Lager gefüllt, aber wie lange würde das so bleiben?
Der junge Ingenieur lehnte sich zurück und starrte auf den fast dunklen Monitor, während die Zeit in dieser Welt stillzustehen schien.
Während er wartet, schaute er den anderen Personen im Raum zu, die ebenso stumm ihre Arbeit verrichtetet, dann erinnerte er sich kurz an die vergangenen Ereignisse. Vor einem Jahr war eine Katastrophe eingetreten, als ein schwerwiegender Fehler in der Energieerzeugung die Station fast zerstört hätte. Ein Fehler im Batteriesystem und das Backup-System hatten Feuer gefangen. Die Ingenieure hatten alles in ihrer Macht Stehende getan, um die Anlagen am Laufen zu halten, und sie hatten es geschafft. Aber zu welchem Preis? Die Station war isoliert, die Kommunikation zur Außenwelt unterbrochen, als die Funkanlage durch den Brand zerstört worden war. Das Backup System für die Energieerzeugung, für immer verloren. Ab sofort würde jeder Fehler ihr Ende bedeuten.
Der Ingenieur schaute auf den Monitor und sah das die Übertragung beendet war und seufzte, es war Zeit, den Datenträger zurückzubringen und sich wieder in den Nördlichen Kontrollraum zu begeben. Beim Herausgehen aus dem Kontrollraum schaute er noch kurz durch die Fenster in das Tal, in der weiten ferne konnte man knapp die Türme der Stadt Löwenstein erkennen, eine Stadt die er nur aus Bildern kannte und niemals selbst sehen würde.
Als er den Service-Tunnel entlangging, hörte er plötzlich ein leises, aber seltsames Geräusch. Es klang wie das Schnauben eines Tieres. Verwirrt blieb er stehen und versuchte, den Klang zu lokalisieren und ging in einen der kleinen neben Tunnel. Plötzlich überkam ihn eine Kälte und ein seltsames Gefühl der Angst. Er kannte diese Tunnel in- und auswendig, für ihn war es das Natürlichste auf der Welt und noch nie hatte er hier Angst gehabt.
Er schaute in den Tunnel hinein, und dann erschrak er zutiefst. In der Dunkelheit des Tunnels glitzerten zwei leuchtend orangefarbene Augen. Das Schnauben wurde lauter, und langsam trat eine imposante Gestalt aus dem Schatten hervor.
Der Ingenieur starrte fassungslos auf die leuchtend orangefarbenen Augen, die aus der Dunkelheit des Tunnels hervorleuchteten. Ein eiskalter Schauer durchzog seinen Körper, und sein Herz raste in panischer Angst. Die Kreatur holte aus und ihre mächtige Pranke traf den Ingenieur mit unerbittlicher Wucht. Ein ohrenbetäubender Knall hallte durch den Tunnel, begleitet von einem abscheulichen, fleischigen Aufprall. Blut spritzte in alle Richtungen, als der Ingenieur in zwei Teile gerissen wurde und zu Boden geworfen wurde.
Die Augen des Ingenieurs, die noch vor Sekunden mit Leben gefüllt waren, erloschen nun in einem unheilvollen Glanz. Die Dunkelheit verschluckte seine letzten Gedanken. Ein widerliches Knurren erfüllte den Tunnel, als die Kreatur sich über ihre Beute hermachte, den Körper des Ingenieurs gierig verschlingend.
2.
Der Rat des Tunnels, bestehend aus zwanzig einflussreichen Personen, nachfahren von Politiker der alten Welt, traf sich in einem hellen Weisen Raum, es war früher einmal der Raum für die Feuerwehr gewesenen, die sich dort trafen um Einsätze zu überwachen, wenn es im Tunnel gebrannte hätte. Heute waren dort einige Gemälde der Alte Zeit ausgehängt und Portraits von 7 Ratsvorsitzenden zu sehen. Die Mitglieder des Rats hatten die Pflicht, über das mysteriöse Verschwinden des jungen Ingenieurs zu beraten, während sie sich bewusst waren, dass solche Vorfälle in den letzten 3 Jahren nun in Rhythmus von zwei bis drei Monaten vorgekommen waren und dieses Mal war ein Ingenieur verschwunden, jemand den man nicht so einfach ersetzen konnte, dieses mal würde es mehr fragen geben. Die Atmosphäre im Raum war angespannt, und die Mitglieder waren in verschiedene Fraktionen gespalten, die unterschiedliche Meinungen über die Vorgehensweise vertraten.
Ein älterer Ratsherr mit grauem langen Bart und stechendem Blick ergriff das Wort. "Wir können nicht länger die Augen vor dieser gefährlichen Realität verschließen. Jeden zweiten Monat verschwindet jemand, und wir müssen handeln, bevor noch jemand von uns verloren geht. Wir müssen eine Untersuchungskommission einsetzen, um die Ursache für dieses rätselhafte Verschwinden zu ermitteln und wenn alles scheitert, müssen wir um Hilfe erbitten, die Station in Lergahnes, ist nicht weit weg und ein Läufer könnte sie erreichen."
Ein anderer Ratsherr, der jünger und energischer wirkte, widersprach ihm vehement. "Das ist reine Zeitverschwendung! Diese Welt draußen ist ohnehin schon gefährlich genug. Es ist besser, unsere Ressourcen auf die Sicherung der Station zu konzentrieren, anstatt uns mit solchen Untersuchungen zu belasten. Diejenigen, die verschwinden, sind ohnehin nur Einzelgänger, die sich in Gefahr begeben, es waren bis jetzt immer nur alleinstehende Personen und bekannten und Verwanden von diesen konnten wir überzeugen, dass sie durch Unfälle umgekommen sind. Dass wir ein Überschuss Problem haben, sollte jeden bewusst sein. Wir sind am absoluten Limit angekommen, so gesehen, hat es und sogar bis jetzt eher geholfen."
"Das ist unmenschlich." warf sofort ein anderes Ratsmitglied ein.
Die Debatte im Rat setzte sich fort, und die Meinungsverschiedenheiten wurden immer hitziger. Einige Mitglieder schlugen vor, die Bewegungen aller Bewohner der Station strenger zu überwachen, während andere die Idee vertraten, Expeditionen nach draußen zu organisieren, um herauszufinden, ob alle Eingänge noch immer sicher wären.
"Totaler Quatsch", warf sofort einer der Ratsmitglieder ein. "Wie könnte jemand in den Tunnel kommen, jeder Luftverlust würde von den Sensoren sofort gemeldet werden, wenigstens das Funktionieren noch."
Doch niemand hatte eine klare Vorstellung davon, welcher Schrecken sich in der Tunnelstadt verbarg, und die Angst vor dem Unbekannten war allgegenwärtig.
Schließlich erhob sich eine ältere Frau mit grauen Haaren und klugen Augen, die bisher geschwiegen hatte. "Wir können nicht länger zulassen, dass unsere Gemeinschaft auseinanderfällt", begann sie ruhig. "Diejenigen, die verschwinden, sind unsere Mitbürger, unsere Familienmitglieder. Wir müssen zusammenstehen und eine Lösung finden, die sowohl die Sicherheit der Station gewährleistet als auch das Rätsel das Verschwinden löst.
Ihre Worte schienen einen Moment der Besinnung zu schaffen. Die Mitglieder des Rats, obwohl immer noch gespalten, erkannten die Dringlichkeit der Situation. Sie stimmten schließlich dafür, die Sicherheitsmaßnahmen in der Station zu verstärken.
3.
Der Sicherheitschef, ein Mann der bis jetzt nur Schlägerei schlichten musste, wurde persönlich in die Angelegenheit des rätselhaften Verschwindens der Bewohner eingeweiht. Als er von der Entscheidung des Rats erfuhr, die Situation selbst zu untersuchen, bereitete er sich gewissenhaft auf seine Aufgabe vor. Er versammelte sein Team von Sicherheitskräften, die nur mit wenig Ausrüstung ausgestattet waren, um die Tunnelstadt zu durchsuchen.
Der Haupttunnel, der einst nur eine schlichtere Durchfahrtsstraße war, hatte sich notgedrungen zu einer lebendigen Stadt entwickelt. Er erstreckte sich über 2800 Meter und war zehn Meter breit. Zwei Service-Tunnel, mehrere kleiner Tunnel und zwei Einsatzzentrale im Norden und Süden dienten als Lebensader der Stadt. Hier fand die Energieerzeugung und Wasseraufbereitung statt, während die Batteriesysteme mit den außerhalb des Tunnels installierten Windrädern verbunden waren, von diesen Windrädern funktionieren nur noch die Hälfte und lieferten nur noch ein Bruchteil der Energie. Die restliche Energie wurde von einen kleinen Geothermie Kraftwerk geliefert, es reicht gerade so aus, um alle Systeme mit Energie zu beliefern. Die Hauptbeleuchtung im Tunnel, konnte aber nicht 24 Stunden am Tag laufen, nur noch für 13 Stunden am Tag war genug Strom da, sonst liefen nur wenige Notlichter.
Die Stadt im Tunnel war ein faszinierender Anblick. Pflanzen, sorgfältig in Behältern und auf Balkonen untergebracht, verliehen der Stadt Farbe und Leben. Menschen gingen ihren täglichen Aufgaben nach – Bäcker boten frisches Brot an, Kaufleute handelten mit den begrenzten Ressourcen, die sie hatten, und es gab sogar ein kleines Krankenhaus und eine Schule für die Kinder. Knapp 3000 Menschen hatten hier im Tunnel Zuflucht gefunden, und trotz der bedrückenden Umgebung hatten sie es geschafft, eine Gemeinschaft aufzubauen. Für wie lange sie alle hier unten im Tunnel leben musste, wusste keiner, aber nun lebte bereits die dritte Generation hier im Tunnel.
Während der Sicherheitschef und sein Team die Stadt durchsuchten, wurde ihnen immer mehr bewusst, wie kostbar die Ressource geworden waren, insbesondere das Wasser. Einige Bewohner hatten begonnen, sich über den Wasserengpass zu beklagen. Die Wasseraufbereitungsanlagen konnten nur begrenzte Mengen produzieren, und die Bewohner mussten ihre Wassernutzung einschränken. Die Brunnen die man vor langer Zeit geboren hatte, lieferten nur noch wenig neues Wasser. Das war eine zusätzliche Belastung in dieser ohnehin schon schwierigen Zeit.
Der Sicherheitschef hörte die Beschwerden der Menschen und versprach, die Problematik mit den Verantwortlichen der Wasserversorgung zu besprechen.
Nachdem der Haupttunnel untersucht worden war, entschied sich der Sicherheitschef, die Service-Tunnel abzulaufen, in der Hoffnung, irgendwelche Hinweise auf das Verschwinden der Bewohner zu finden. Diese beiden Tunnel waren ein komplexes Netzwerk aus schmalen Gängen und technischen Einrichtungen geworden.
Als er mit seinem Team die Service-Tunnel betrat, fiel das fahle Licht der Taschenlampen auf die rostigen Rohre und den betonierten Boden. Die Service-Tunnel erstreckten sich weitläufig neben dem Haupttunnel und führten zu den verschiedenen Einrichtungen, darunter die Wasseraufbereitungsanlagen und die Energieversorgung. Der Sicherheitschef und sein Team durchsuchten jeden Winkel und hielten Ausschau nach irgendetwas Ungewöhnlichem. Doch sie fanden keine Spur von den Vermissten.
Während sie durch die dunklen Tunnel gingen, hörten sie gelegentlich das leise Rauschen von Wasser, das durch die Rohre strömte. Das erinnerte den Sicherheitschef erneut an die Wasserknappheit und die Sorgen der Bewohner. Er machte sich mental Notizen, die er später mit den Verantwortlichen besprechen würde.
Schließlich erreichte der Sicherheitschef den Hauptknotenpunkt der Service-Tunnel, wo die Wasseraufbereitungsanlagen und die Energieversorgung zusammenliefen. Alles schien in Ordnung zu sein, und die Techniker, die dort arbeiteten, berichteten von keinen ungewöhnlichen Vorkommnissen. Es war, als ob die Service-Tunnel ein Geheimnis bewahrten, das sie nicht preisgeben wollten.
Frustriert und besorgt kehrte der Sicherheitschef schließlich zur Hauptstadt im Tunnel zurück. Er hatte gehofft, hier einige Antworten zu finden, aber die Rätsel des Verschwindens schienen sich nur noch tiefer zu verweben. Die Bewohner wusste bis jetzt nichts von den Personen wo verschwunden waren und hatten daher noch keine Angst, Panik in der Stadt musste um jeden Preis unterbunden werden.
Nachdem alles untersucht war, war es an der Zeit, den Rat zu unterrichten.
4.
Die Atmosphäre im Rat der Stadt im Tunnel war angespannt, als die Mitglieder erneut zusammenkamen, um die drängende Frage des Verschwindens der Bewohner zu besprechen. Die Unsicherheit über die Zukunft und die begrenzten Ressourcen der Stadt waren allgegenwärtig und verschärften die Spannungen.
Der Sicherheitschef, trat vor die Versammlung und präsentierte seinen Vorschlag, die Eingänge des Haupttunnels und der Service-Tunnel zu überprüfen. Er betonte die kritische Bedeutung dieser Maßnahme für die Sicherheit der Stadt und wie wichtig es war, herauszufinden, ob die Bedrohung von außen kam.
Ein Ratsherr mit grauem Haar und sorgenvollem Blick ergriff das Wort und stellte sich gegen den Vorschlag. "Wir haben nur begrenzte Ressourcen und Sauerstoffvorräte. Seit drei Jahren hat niemand mehr einen Fuß nach draußen gesetzt. Warum sollten wir jetzt Zeit und Ressourcen verschwenden?"
Eine Ratsfrau mit einem energischen Gesichtsausdruck widersprach energisch. "Wir können uns nicht leisten, untätig zu bleiben. Die Sicherheit unserer Bewohner hat oberste Priorität. Wir müssen wissen, was da draußen vor sich geht."
Die Diskussion im Rat wurde immer hitziger, da die Mitglieder ihre Standpunkte vehement verteidigten. Einige forderten sofortige Maßnahmen, um die Eingänge zu überprüfen, während andere skeptisch waren und auf eine gründliche interne Untersuchung bestanden.
Die Begrenztheit der Ressourcen in der Stadt war ein zentrales Thema in den Debatten. Die Bewohner wussten, dass jeder Sauerstofftank, jedes Nahrungsmittel und jede Energieeinheit kostbar waren. Die Sorge um die Zukunft und die Notwendigkeit, kluge Entscheidungen zu treffen, um das Überleben der Stadt zu sichern, wog schwer auf den Schultern der Ratsmitglieder.
Schließlich schlug eine Ratsfrau mit diplomatischem Geschick vor, eine Abstimmung durchzuführen, um eine klare Entscheidung zu treffen. Die Abstimmung ergab ein knappes Ergebnis, aber schließlich wurde beschlossen, dass der Sicherheitschef und sein Team die Eingänge überprüfen sollten. Es gab jedoch immer noch Unstimmigkeiten und Skepsis in den Reihen des Rates.
Die düstere Stimmung im Ratssaal wurde noch bedrückender, als das Wissen um die Schicksale anderer unterirdischer Städte zur Sprache kam. Die Bewohner der Stadt im Tunnel waren sich bewusst, dass sie nicht die einzigen waren, die mit den Herausforderungen der begrenzten Ressourcen und des Energiemangels konfrontiert waren. Bereits acht andere unterirdische Städte waren aufgrund des Versagens ihrer Energiesysteme untergegangen, und diese traurige Realität wog schwer auf den Gemütern der Ratsmitglieder.
Ein älterer Ratsherr, dessen Gesicht von Sorgenfalten gezeichnet war, ergriff das Wort. "Wir dürfen nicht vergessen, dass andere Städte, die in ähnlichen Verhältnissen wie wir leben, dem Untergang geweiht waren. Der Mangel an Energie und die begrenzten Ressourcen haben bereits viele Gemeinschaften ausgelöscht. Wir dürfen nicht den gleichen Weg gehen."
Die Erwähnung dieser untergegangenen Städte schürte Ängste und Erinnerungen an vergangene Katastrophen. Die Bewohner der Stadt im Tunnel wussten, dass sie eine fragile Existenz führten und dass ihre Zukunft auf dem Spiel stand.
Der Rat war zutiefst besorgt darüber, wie sie die begrenzten Ressourcen und die Energieknappheit bewältigen konnten, ohne das gleiche Schicksal zu erleiden wie die anderen unterirdischen Städte. Die Zeit arbeitete gegen sie, und es gab dafür keine Lösung, früher oder später würde ein Hauptsystem ausfallen und dann würde es nur wenige Tage dauern bis alle Tod waren.
5.
Der Sicherheitschef bereitete sich gründlich auf seine Expedition nach draußen vor, wissend, dass er in eine lebensfeindliche Welt eindringen würde. Er zog seinen Spezialanzug an, der ihm nicht nur Sauerstoff liefern würde, sondern auch vor den extremen Temperaturschwankungen schützen sollte. Dieser Anzug war früher einmal eine ausgeklügelte Kombination aus Hightech-Materialien und Lebenserhaltungssystemen gewesen, doch heute ähnelte er mehr einen alten Taucheranzug. Früher gab es einige Hundert solcher Anzüge, doch nach all den Jahren waren nur noch knapp 10 Stück einsatzbereit. Die restlichen waren ausgeschlachtet worden, um Ersatzteile zu haben, damit die restlichen immer am laufen gehalten werden konnte.
Ein Team von Technikern half ihm dabei, die Ausrüstung korrekt anzulegen. Jedes Teil des Anzugs musste perfekt sitzen, da ein Fehler in dieser lebensfeindlichen Umgebung verheerende Folgen haben konnte. Sie überprüften die Sauerstoffversorgung, die Temperaturregelung und die Kommunikationsgerät, sie halfen, die schweren und sperrigen Teile des Anzugs anzulegen. Die Prozedur war längst zur Routine geworden, da jeder Schritt genau befolgt werden musste, um die lebenswichtigen Systeme des Anzugs korrekt zu aktivieren. Der Techniker erinnerte den Sicherheitschef daran, wie wichtig es war, den Anzug sorgfältig zu verschließen und sicherzustellen, dass keine Undichtigkeiten oder Schäden vorhanden waren. Jede Panne in der Außenwelt würde tödlich sein. Während er sich auf die Mission vorbereitete, wurde der Sicherheitschef ausführlich eingewiesen, was er tun sollte, wenn ein Teil des Anzugs beschädigt wurde oder wenn ein Notfall eintrat. Er bekam eine kurze Einführung in die grundlegenden Reparaturverfahren und die Handhabung der Notfallausrüstung, die er bei sich trug.
Eines der unangenehmeren Details, die ihm mitgeteilt wurden, war die Notwendigkeit, eine Windel zu tragen und seinen Harndrang zu kontrollieren. Daher war es ratsam, so wenig wie möglich zu urinieren, die Windel sollte nur im Notfall genutzt werden. Der Sicherheitschef selbst legte seine Hand auf das Sauerstoffgerät und spürte, wie frische Luft in den Helm strömte. Es war ein beruhigendes Gefühl, die Gewissheit zu haben, dass er in dieser lebensfeindlichen Welt atmen konnte.
Mit der Ausrüstung gesichert und bereit, die gefährliche Außenwelt zu betreten, machte sich der Sicherheitschef auf den Weg. Es war ein Moment der Anspannung, seit drei Jahren hatte sich niemand mehr nach draußen gewagt. Vor drei Jahren hatten drei Techniker eine riskante Expedition unternommen, um eines der Windkrafträder zu reparieren. Mit großer Mühe hatten sie damals die Anlage wieder zum Laufen gebracht, doch einer der Techniker war bei dem Sturz den Berg hinunter schwer verletzt worden und erst Stunden später gefunden worden. Sein Überleben galt als ein Wunder.
Die Frau des Sicherheitschefs stand bei der Schleuse und wartete geduldig, ihre Augen voller Sorge und Liebe. Sie wusste, wie gefährlich diese Mission war, und konnte die Angst nicht verbergen, die in ihr aufstieg. Sie ging auf ihn zu und flüsterte ihm leise Worte des Abschieds zu.
"Pass auf dich auf, mein Liebster, der Herr der Ewigkeit wird über dich Wachen," sagte sie mit zitternder Stimme und drückte ihm einen Kuss auf den Helm. "Ich warte hier und bete für deine sichere Rückkehr. Möge das Glück auf deiner Seite sein."
Der Sicherheitschef lächelte schwach und strich sanft über ihre Wange. "Ich werde zurückkommen, das verspreche ich dir."
Mit einem letzten Blick auf seine Frau und einem zögerlichen Lächeln trat der Sicherheitschef in Richtung der großen Schleusentore. Diese beeindruckende Technologie der alten Welt ermöglichte es, die staubige Einöde draußen abzudichten. Die Schleusentore öffneten sich langsam, und er betrat die Kammer. Er blickte noch einmal zu den Technikern, die ihm zuwinkten, bevor die innere Tür sich schloss und die äußere Tür sich öffnete. Die Luft in der Schleuse wurde nach außen gezogen, und der Sicherheitschef wagte den Schritt in die unbekannte Welt vor ihm. Als er seine Ausrüstung überprüfte, fiel sein Blick auf eine Anzeige an seinem Arm. Diese Anzeige zeigte die Luftqualität an, und die Zahl, die er darauf sah, ließ sein Herz erstarren: 5% Sauerstoff und 95% Stickstoff.
Ein beklemmendes Gefühl der Angst und Beklommenheit überkam den Sicherheitschef, als ihm klar wurde, wie lebensfeindlich die Umwelt tatsächlich immer mehr wurde. Vor nicht allzu langer Zeit hatte die Anzeige noch bei 6% Sauerstoff gelegen. Die Tatsache, dass der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre nun auf nur noch 5% gesunken war, bereitete ihm große Sorgen. Jahr für Jahr sank dieser Wert unaufhaltsam, und es gab keine Aussicht auf Besserung. Die Zukunft schien düster, und der Tod lauerte auf die Menschheit.
Die Umgebung außerhalb des Tunnels war trostlos und geprägt von völliger Lebenslosigkeit. Der Himmel war von dunklen Wolken aus Staub und Asche verhangen, und die Sonne kämpfte vergeblich darum, sich einen Weg durch die undurchdringliche Barriere zu bahnen. Die Temperaturen stiegen nur langsam an, und der Anzug des Sicherheitschefs aktivierte bereits seine Klimatisierung, um der extremen Kälte zu trotzen. Der Sicherheitschef drehte sich um und betrachtete die gewaltige Schleuse, die den Übergang zwischen der sicheren Stadt im Tunnel und der lebensfeindlichen Außenwelt markierte. Der Anblick war bedrückend. Die Schleuse und der Tunnel selbst waren von Rost und Verfall gezeichnet, und es schien, als könnten sie jederzeit zusammenbrechen.
Er atmete tief durch und ging in die Einöde. Das dumpfe Klappen der schweren Tür hinter ihm verstärkte das Gefühl der Isolation und der Gefahr. Er wusste, dass er nun auf sich allein gestellt war, mit nichts als seiner Ausrüstung.
Stunden vergingen, während der Sicherheitschef die staubige Einöde durchquerte, die einst die Erde gewesen war. Die Welt draußen war still, abgesehen vom gelegentlichen, unheilverkündenden Heulen des Windes. Die Stille wurde nur durchbrochen, wenn sein Sauerstoffgerät in kurzen Intervallen aktiviert wurde und frische Luft in seinen Helm strömte. Die Atmosphäre war dünn, und das Atmen fühlte sich fremd an, als würde er in einer völlig anderen Welt existieren.
Während er sich durch die leblose Landschaft bewegte, achtete er genau auf seine Umgebung. Die Sonne kämpfte sich endlich durch die dichten Wolken und schien erbarmungslos auf ihn herab. Die Temperaturen stiegen rasch an, und er spürte, wie seine Körpertemperatur anstieg. Sein speziell entwickelter Anzug mit seinen Heizschichten half ihm, der Hitze standzuhalten, aber es war dennoch eine Herausforderung.
Stunden vergingen, und er durchsuchte die Umgebung sorgfältig. Jede Tür, jedes Tor und jeden Schacht überprüfte er gründlich. Selbst die Windkrafträder, die auf den Anhöhen installiert waren, wurden von ihm besucht. Doch es schien, als ob die Welt draußen seit Jahren unbewohnt war. Es gab keinen Hinweis auf menschliche Aktivitäten oder Anzeichen für das Schicksal der Vermissten.
Der Tunnel war dicht, und es gab keinen Hinweis darauf, dass jemand von außen versucht hatte, einzudringen. Der Sicherheitschef fühlte sich, als suche er nach einer Nadel im Heuhaufen, und die baldige Nacht schien seine Hoffnung zu verschlingen.
Als die Sonne schließlich hinter dem Horizont verschwand, fiel die Temperatur rapide ab. Der Sicherheitschef aktivierte die Heizschichten seines Anzugs und setzte seinen Weg in die Dunkelheit fort. Die Einsamkeit der Nacht und die Unwirtlichkeit der Umgebung umgaben ihn, aber er gab nicht auf.
Der Sicherheitschef konnte nicht umhin, über die Vergangenheit nachzudenken, als die Welt noch lebenswert war. Er erinnerte sich an Geschichten von grünen Wäldern und klaren Flüssen, die er als Kind gehört hatte. Doch nun war all das verschwunden, und die Realität war eine leblose Einöde.
Mit jedem Schritt, den er in dieser trostlosen Welt machte, spürte er die Verantwortung auf seinen Schultern lasten. Die Bewohner der Stadt im Tunnel vertrauten darauf, dass er Antworten fand und sie vor einer unbekannten Bedrohung schützte.
Nach stundenlanger Suche und dem Durchkämmen der Umgebung fand der Sicherheitschef jedoch keinen einzigen Hinweis. Weder auf Spuren der Vermissten noch auf Anzeichen für eine externe Bedrohung. Die Welt draußen schien in völliger Stille erstarrt zu sein.
Mit einem schweren Herzen kehrte er zur Schleuse zurück, um in die Sicherheit des Tunnels zurückzukehren. Doch seine Mission war noch lange nicht abgeschlossen. Die Ungewissheit über das Schicksal der Vermissten und die rätselhafte Stille der Außenwelt quälten ihn.
6.
Nach seiner Rückkehr in die Stadt im Tunnel wurde der Sicherheitschef von seiner Frau am Schleusenausgang erwartet. Sie stand dort, und lächelte ihm glücklich entgegen. Ein freudiger Hoffnungsschimmer lag in ihren Augen, während sie ihn begrüßte.
"Meine Gebete wurden erhört und du bist sicher zurückgekommen", sagte sie sanft und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. "Ich bete, und wurde gehört von Geist der Ewigkeit."
Der Sicherheitschef lächelte ihr aufmunternd zu und nickte. "Ich habe dir doch versprochen das ich zurückkomme, Liebling." Im Inneren der Station überreichte er einem Boten seinen Bericht über die Ergebnisse seiner Erkundungsmission draußen in der lebensfeindlichen Welt. Dann machte er sich auf den Weg in sein Büro und ging die berichte durch.
Am nächsten Tag wurde der Sicherheitschef vom Rat der Stadt zu einer Versammlung gerufen. Die Mitglieder des Rates saßen in ihrem Versammlungsraum zusammen, ihre Gesichter waren von Sorgenfalten gezeichnet.
Der Vorsitzende des Rates, erhob das Wort. "Meine Damen und Herren des Rates, wir stehen vor einer ernsten Krise. Die Suche des Sicherheitschefs hat keine Antworten auf das Verschwinden unserer Bewohner gebracht, und die Bedrohung bleibt unklar. Die Zeit arbeitet gegen uns, und wir müssen handeln. Wir haben seit einem Jahr auch jegliche Kommunikation zu den anderen Stationen verloren und haben uns gefürchtet, jemand nach draußen zu schicken, aber Furcht ist der größte Feind wo wir haben und Furcht können wir uns nicht leisten."
Er fuhr fort: "Wir haben beschlossen, den Sicherheitschef zu einer dringenden Mission zu entsenden. Er wird zur Station Lergahnes gehen und um Rat und Hilfe ersuchen. Wir benötigen dringend Kommunikationsreparaturen und lebenswichtige Ersatzteile. Die Situation in unserer Stadt wird zunehmend prekär, und wir können uns keine weiteren Verzögerungen leisten. Dieses muss ich zu meiner Schade gestehen, hätten wir längst tun sollen."
Der Sicherheitschef nickte und verstand die Dringlichkeit der Aufgabe. Die Station Lergahnes war bekannt für ihre technische Expertise und das große Lager, dort gab es 3D-Drucker und sogar eine kleine Chip Fabrik. Die Station war die Größe im Umkreis von 300km.
Der Vorsitzende des Rates fuhr fort: "Der Sicherheitschef wird von seiner Stellvertreterin begleitet. Sie ist zwar noch unerfahren, aber wir vertrauen darauf, dass sie an seiner Seite lernen wird. Es gibt keine Zeit für lange Schulungen, und wir müssen alle verfügbaren Kräfte mobilisieren."
Die Stellvertreterin des Sicherheitschefs, eine junge Frau mit Entschlossenheit in den Augen, trat vor. Sie wusste, dass diese Mission eine enorme Verantwortung bedeutete, aber sie war bereit, sich der Herausforderung zu stellen.
Der Sicherheitschef und seine Stellvertreterin erhielten klare Anweisungen: Sie sollten so schnell wie möglich zur Station Lergahnes aufbrechen, um Rat und Hilfe zu suchen. Die Kommunikation musste repariert werden, um die Verbindung zur Außenwelt wiederherzustellen, und lebenswichtige Ersatzteile waren von höchster Bedeutung.
Die Station Lergahnes befand sich in einem tiefen Bunker im Tal, und es würde fast zwei Tage dauern, um dorthin zu gelangen.
7.
Zwei Tage später reisten der Sicherheitschef und seine Stellvertreterin durch den Tunnel, der sich vor ihnen erstreckte wie einen endlosen Schlauch in der Dunkelheit, reflektierten der Sicherheitschef und seine Stellvertreterin immer wieder über die gewaltigen Herausforderungen, die vor ihnen lagen. Die Kommunikation mit der Außenwelt war seit langem unterbrochen, und die Stadt im Tunnel war zu einer isolierten Enklave geworden, gefangen in einem Albtraum aus Dunkelheit und Stille. Die Ungewissheit über das Schicksal der Welt draußen nagte an ihren Nerven, und sie spürten den schweren Druck der Verantwortung für ihre Stadt.
Ihre Ausrüstung und Vorräte, darunter Sauerstoffbehälter, Zelt, Nahrung und Wasser, trugen sie auf ihren Rücken, als wären sie die letzten Überlebenden einer aussterbenden Spezies. Jeder Schritt zum Ende des Tunnels brachte sie näher an die Schleuse nach draußen heran, die wie das Tor zur unbekannten Hölle wirkte.
Das Echo ihrer Schritte und das gedämpfte Atmen in den Helmen waren die einzigen Geräusche, die ihre Ohren erreichten, als sie die Schleuse betraten.
Am Anfang, als die beiden die Schleuse verließen und sich auf den Weg in die Ödnis machten, überkam die junge Stellvertreterin eine Welle der Angst. Die dichte Dunkelheit der Tunnel hatte sie sicher geführt, aber nun war sie mit der Weite der Oberfläche konfrontiert. Vor ihr erstreckte sich ein schier endloses Meer von verrostetem Metall, das auf der Straße lag.
Die Überreste der Zivilisation wirkten bedrohlich und erdrückend. Die Stellvertreterin konnte die unermessliche Leere und Stille förmlich spüren, als ob die Welt selbst den Atem angehalten hätte. Ihr Herz klopfte schneller, und ihr Atem wurde flacher, als sie sich vorwärts wagte, die Augen auf die Überreste der Vergangenheit gerichtet.
Der Sicherheitschef, der ihre Ängste spürte, legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter. "Wir müssen weitergehen. Die Station Lergahnes ist unser Ziel, und wir werden dort Sicherheit und Ressourcen finden."
Sie nickte, zwang sich, den Blick auf die verrosteten Wracks zu richten, und gemeinsam setzten sie ihren Weg durch die postapokalyptische Landschaft fort. Das Knirschen ihrer Schritte auf dem rostigen Schotter hallte durch die Stille, und das Surren des Windes durch die verwaisten Fahrzeuge erzeugte eine unheimliche Geräuschkulisse.
Draußen in der Einöde war heute ein Sonniger Tag und die erbarmungslose Sonne brannte vom Himmel herab und erhöhte die Temperatur in ihren Schutzanzügen. Die Hitze war nahezu unerträglich, und sie fühlten sich wie Eindringlinge in dieser staubigen Wüste. Die Sonne sandte gleißende Strahlen auf ihre Helme, und die Hitze wurde zu einer weiteren Belastung auf ihrer Reise, die ohnehin schon anstrengend genug war.
Schließlich, während einer kurzen Rast, brach die junge Stellvertreterin das angespannte Schweigen. "Chef", begann sie zögerlich, "ich mache mir große Sorgen. Sorgen um die Stadt, um unsere Leute und um uns."
Der Sicherheitschef, der ebenfalls von der Hitze geplagt wurde, sah sie mit einem ernsten Ausdruck an. "Ich verstehe deine Sorgen, und ich teile sie. Diese Reise birgt viele Gefahren, und wir wissen nicht, was uns in Lergahnes erwartet. Aber wir haben eine Verantwortung gegenüber der Stadt, und wir müssen alles tun, um ihr zu helfen."
Die junge Frau nickte, aber ihre Augen spiegelten noch immer Unsicherheit und Angst wider. "Es ist nicht nur das, Chef. Es ist die Ungewissheit über das, was draußen in dieser toten Welt lauert. Ich habe Angst vor dem Unbekannten."
Der Sicherheitschef legte erneut beruhigend eine Hand auf ihre Schulter. "Ich verstehe deine Ängste, und ich verspreche dir, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, um dich zu schützen. Du bist nicht allein auf dieser Reise, und wir werden einander beistehen."
Die junge Frau lächelte schwach, doch in ihren Augen glänzten immer noch Tränen der Erleichterung. Die Unterstützung ihres Mentors und die Gewissheit, dass sie nicht allein waren, halfen ihr, ihre Ängste zu überwinden.
Als die Dunkelheit hereinbrach und sie noch immer weit von der Station entfernt waren, entschieden sie sich, ein aufblasbares Zelt aufzustellen und die Nacht dort zu verbringen. Es war für beide die erste Übernachtung in der Einöde, für beide war dieses eine völlig neue Erfahrung.
Das Aufstellen des aufblasbaren Zeltes, mit der kleinen Luftschleuse wo man hineinkriechen musste, war eine kleine Herausforderung, aber sie schafften es schließlich. Im Inneren des Zeltes wurde eine kleine Lampe eingeschaltet, die das Innere mit einem sanften, beruhigenden Licht erfüllte. Sie setzten sich auf ihre Isomatten und begannen, sich aufzuwärmen. Die Stellvertreterin, die gerade 26 Jahre alt war und Susi hieß, war eine Schönheit mit blauen Augen und blonden Haar. Wie alle im Tunnel war ihr Körper schmal. Susi berührte mit ihrer Hand das Zelt und füllte die hauch dünne Schicht, nur 1mm trennten sie vor dem sicheren Tode.
In der Stille der Nacht begannen der Sicherheitschef, über die Vergangenheit zu sprechen. "Weißt du," begann er, "früher gab es hier Fahrräder und Autos. Die Menschen konnten sich frei bewegen und hatten diese erstaunlichen Maschinen, die sie überallhin brachten."
Seine Stellvertreterin lauschte aufmerksam und fragte neugierig: "Fahrräder und Autos? Wie haben sie genau funktioniert? In der Schule hat man Versucht alles was die Vergangenheit betrifft, so wenig zu erwähnen wie nur möglich"
Der Sicherheitschef lächelte bei der Erinnerung. "Ja ich weiß, von jeder Generation zur nächsten wird im Lehrplan weniger von der alten Zeit erzählt. Man will so sie Sehnsüchte bekämpfen. Wir sind eine Genration die alles nur aus Büchern kennt, zeugen der alten Zeit gibt es nicht mehr. " Der Sicherheitschef überlegt kurz und fuhr fort. "Fahrräder waren einfache Fortbewegungsmittel, die man mit eigener Muskelkraft antrieb. Sie hatten zwei Räder und waren unglaublich effizient. Autos hingegen waren viel größer und wurden von Motoren angetrieben, du hast viele davon schon gesehen, die verrosteten Metallhaufen sind solche Autos, die wurde mit Brennbaren Treibstoffen oder Strom betrieben. Mit ihnen konnte man sehr schnell reisen."
Sie stellte sich fasziniert vor, wie es gewesen sein musste, in einem Auto zu sitzen und die Welt draußen vorbeiziehen zu sehen. "Das klingt unglaublich. Wie konnte man so viele Autos nur herstellen, es gibt so viele hier im Tal davon auf der Straße. Warum haben wir kein im Tunnel?"
Der Sicherheitschef seufzte. "Die Ressourcen und der Platz sind knapp, mein Vater erzählte wie die letzten Fahrräder, als Ersatzteil ins Lager gekommen waren. Ein Auto selbst, gab es aber im Tunnel noch nie. Die Menschen konnten die kurzen weg im Tunnel auch laufen. Alle Ressourcen müssen eben zum Erhalt der Lebenserhaltung bereitgestellt werden. Die wo im Tunnel geboren wurden, kennen nichts anderes und die Generation wo noch alles kannte, wie es früher war, ist längst Tod, nur noch wir sind hier und haben unsere Lebensweise angepasst."
In der Stille des aufblasbaren Zeltes, umgeben von der kalten Atmosphäre, konnten sie nur erahnen, wie es gewesen sein musste, in einer Welt voller Fahrräder und Autos zu leben.
8.
Die Nacht verstrich ruhig, während die beiden in ihrem aufblasbaren Zelt unter dem dunklen Himmel schliefen. Die Stellvertreterin hatte sich langsam an die Stille und die Einsamkeit der Oberfläche gewöhnt, und ihre Ängste waren etwas abgeklungen. Als die ersten Strahlen der Morgendämmerung den Himmel erhellten, erwachten sie aus ihrem Schlaf.
Der Sicherheitschef und seine Stellvertreterin teilten sich eine bescheidene Mahlzeit aus ihren Vorräten. Das Proviantsortiment war begrenzt, aber sie wussten, dass sie nicht weit von ihrem Ziel entfernt waren.
Nach dem Frühstück packten sie ihre Sachen zusammen und setzten ihren Weg fort. Die Landschaft aus verrosteten Fahrzeugen erstreckte sich weiterhin in alle Richtungen und erinnerte sie an die Vergänglichkeit der Welt, wie sie sie kannten.
Am Ende des Mittags erreichten sie die Station Lergahnes. Von weitem konnten sie die Umrisse mehrerer großer Gebäude sehen, die von einem massiven Zaun umschlossen waren. In der Mitte der Umzäunung erhob sich ein beeindruckendes Gebäude mit einem gigantischen Tor, das fest verschlossen war. Während sie den massiven Zaun entlanggingen, stolperten sie plötzlich über eine lose Stelle im Zaun, die von uraltem totem Unkraute überwuchert war. Es schien, als ob jemand oder etwas versucht hatte, unbemerkt in die Station zu gelangen.
Die beiden schoben sich durch die Lücke im Zaun und betraten die verlassenen Gebäude, die sich innerhalb des umschließenden Zauns befanden. Die verrosteten und verlassenen Strukturen erzählten stumme Geschichten von einer längst vergangenen Zeit.
In einigen der leeren Gebäude stießen sie auf Skelette, die in den Ecken lagen, als stille Zeugen einer Tragödie. Bei genauerem Hinsehen konnten sie an einigen der Skelette Kampfspuren erkennen. Die Spuren von Verzweiflung und Überlebenskampf waren an den Wänden und auf dem Boden sichtbar.
Die Stellvertreterin wagte es kaum zu fragen: "Was mag hier geschehen sein?"
Der Sicherheitschef seufzte schwer. "Es scheint, als ob Menschen zur Station wollten. Vielleicht gab es hier Streitigkeiten oder Konflikte. In den letzten Tagen und Stunden der alten Welt, gab es viel Streit."
Sie setzten ihre Erkundungstour fort und näherten sich dem riesigen Gebäude mit dem massiven Rolltor. Darüber stand der Name der Station in verblassten Buchstaben, die den Zahn der Zeit überstanden hatten. Die beiden näherten sich vorsichtig dem Tor und bemerkten, dass es von Überwachungskameras und Sicherheitssystemen gesäumt war. An der Seite des Gebäudes entdeckten sie eine verstaubte Sprechanlage. Der Sicherheitschef drückte den Knopf der Sprechanlage und meldete sich: "Hier sind der Sicherheitschef Brand Marek und meine Stellvertreterin Susi Braun von der Stadt im Saukopftunnel. Wir kommen in Frieden und suchen Hilfe."
Es gab eine kurze Stille, bevor eine Stimme aus der Sprechanlage antwortete: "Willkommen in der Station Lergahnes. Wir haben eure Botschaft erhalten Bitte warten."
Susi und der Sicherheitschef schaute sich beide kurz an und schon begann sich das massive Rolltor langsam zu öffnen, und die beiden betraten das Innere des großen Gebäudes, bereit für das, was die Station Lergahnes ihnen bieten konnte, und hoffnungsvoll für die Rückkehr in ihre Stadt im Tunnel.
Vor ihnen erstreckte sich eine lange Rampe, die tief unter die Erde führte. Das Licht in der Rampe war schwach, und die Wände schienen von Dunkelheit verschluckt zu sein.
Mit jedem Schritt auf der absteigenden Rampe spürten der Sicherheitschef und seine Stellvertreterin eine wachsende Spannung.
Am Ende der Rampe erreichten sie eine gewaltige Schleuse. Das massive Türschott öffnete sich langsam und gab den Blick auf das Innere der Schleuse frei. Als sie in der Schleuße waren, wurde je Menge Luft reingepumpt und die Sauerstoffwerte stiegen schnell an. Dann öffnete sich die innere Luftschleuse und das Geräusch der sich öffnenden Schleusentür hallte durch den Raum. Eine dichte und stickig Luft war zu riechen.
Als sich die Schleusentür endlich komplett öffnete, gefror ihnen der Atem in den Lungen. Die Dunkelheit, die sich vor ihnen ausbreitete, war nicht nur physisch, sondern schien sich auch in ihren Gemütern niederzulassen. Ein Raum, der einst von Leben und Aktivität erfüllt gewesen war, hatte sich in ein makabres Schlachtfeld verwandelt. Leblose Körper lagen regungslos auf dem kalten Boden verstreut. Der morbide Hauch von Stille hing schwer in der Luft, als hätten die Schatten der Vergangenheit jeden Laut erstickt.
Der Sicherheitschef und seine Stellvertreterin starrten fassungslos auf diese gespenstische Szenerie. Die Menschen, die einst hier gelebt hatten, waren nun nichts weiter als verweste Hüllen. Ihre Kleidung hing in Fetzen, und ihre einst lebendige Haut hatte eine gespenstische bläuliche und schwarze Färbung angenommen, als hätte die Dunkelheit sie verschlungen.
Die Stellvertreterin wagte es kaum zu flüstern, als sie ihre verwirrten Gedanken ausdrückte: "Was ist hier passiert?"
Der Sicherheitschef trat vorsichtig näher und kniete sich nieder, um einen der verstorbenen Körper zu untersuchen. "Es sieht so aus, als wären sie einem grausamen Schicksal erlegen. Hunger oder Dehydration, vielleicht sogar beides. Es muss hier unten keine Rettung gegeben haben."
Schweren Herzens gingen die beiden weiter durch den Raum, ihre Schritte hallten in der Stille wider. Die Leichname, die ihnen begegneten, erfüllten sie mit einer Mischung aus Trauer und Entsetzen. Sie versuchten zu begreifen, was in dieser finsteren Unterwelt geschehen war.
Am Ende des Raums stießen sie auf eine heruntergekommene Tür, die zu einem weiteren Abschnitt führte. Mit zittrigen Händen öffneten sie sie und setzten ihren Weg fort, in der Hoffnung, mehr Antworten zu finden und vielleicht, ganz vielleicht, Überlebende, die diese düstere Welt überstanden hatten.
Susi konnte immer noch nicht fassen, was sie gerade gesehen hatte. Die toten Menschen in der Schleuse und die unheimliche Stille, die die gesamte Station umgab, hatten ihre Gedanken in Aufruhr versetzt. Wer hatte ihnen an der Sprechanlage geantwortet, und wie konnte es sein, dass sie nun von Leichen umgeben waren?
Der Sicherheitschef und Susi beschlossen, den Kontrollraum zu finden, um vielleicht Antworten auf ihre quälenden Fragen zu bekommen. In den dunklen, endlosen Gängen der Station setzten sie ihren Weg fort, jeder Schritt begleitet von den schaurigen Überresten derjenigen, die einst hier gelebt und gearbeitet hatten. Die Kälte der Stille lastete schwer auf ihren Gemütern, aber sie wagten nicht, stehen zu bleiben.
Schließlich stießen sie auf eine steinerne Treppe, die sich ins Dunkel erstreckte, und begannen, die zahlreichen Stockwerke der riesigen Station hinabzusteigen. Ein Aufzug war ihnen fremd, und sie ignorierten das seltsame Wort "Aufzug", das an einer verrosteten Tür prangte. Mit jeder weiteren Etage wuchs ihr Staunen über die Ausdehnung dieses unheimlichen Labyrinths. Über 40 Stockwerke erstreckten sich vor ihnen, ein endloser Albtraum aus Gängen und Räumen.
In den leeren Gängen und auf den verlassenen Treppenstufen fanden sie keinerlei Anzeichen von Leben. Stattdessen stolperten sie immer wieder über die traurigen Überreste der Menschen, die einst hier eine Zuflucht gesucht hatten. Das gespenstische Schweigen der Station wurde nur von ihren eigenen Schritten und ihrem unregelmäßigen Atem durchbrochen.
Endlich erreichten sie das Stockwerk, auf dem sich der Kontrollraum befinden sollte. Die Tür zum Kontrollraum stand halb offen, und als sie eintraten, offenbarte sich ihnen ein chaotisches Durcheinander aus verlassenen Monitoren, verschlissenen Tastaturen und stummen Schalttafeln. Es schien, als ob diejenigen, die hier einst die Kontrolle hatten, überstürzt geflohen waren, als das Unheil über sie hereinbrach.
Der Sicherheitschef durchsuchte die Kontrollkonsolen und fand einige verblasste Aufzeichnungen. "Es sieht so aus, als ob hier jemand verzweifelt versucht hat, die Station unter Kontrolle zu halten, aber etwas ist schiefgelaufen."
Susi, die an einem der verstaubten Monitore stand, bemerkte etwas Seltsames. "Schau mal, da draußen in der Ferne sind Lichter zu sehen. Es wirkt, als würde etwas oder jemand in der Dunkelheit noch existieren, Kilometer entfernt."
9.
Während der Sicherheitschef und Susi auf die Monitore schaute, ertönte plötzlich eine mechanische Stimme. "Willkommen" Die Worte wurden von den Lautsprechern im Raum übertragen und hallten in der Stille wider.
Überrascht und ein wenig alarmiert sahen sich der Sicherheitschef und Susi um, bis sie die Quelle der Stimme ausmachen konnten. Ein Monitor an der Wand leuchtete auf, und auf dem Bildschirm erschien das glänzende Gelbrunde Logo einer KI, die sich "Lergahnes Organische Künstliche Intelligent, kurz LOKI" nannte.
Der Sicherheitschef trat näher an den Monitor heran und antwortete: "Wir sind der Sicherheitschef und seine Stellvertreterin von Saukopftunnel. Wir sind hier, um Hilfe zu suchen und Antworten zu finden."
LOKI antwortete mit kühler Gelassenheit: "Ich weiß, noch vor einem Jahr habe ich die Daten aus dieser Station erhalten und aufgezeichnet, ich kannte daher eure Stimmmuster. Die Tore wurden von mir geöffnet, um euch hereinzulassen. Doch bevor ich eure Anliegen weiter erörtere, erzählt mir, was in eurer Stadt im Tunnel geschehen ist und warum die Kommunikation unterbrochen wurde, ich Sammle Daten und leite Sie weiter."
Der Sicherheitschef erzählte von der Bedrohung, der Suche nach Ressourcen und warum die Kommunikation ausgefallen ist. Dann fragte er: "Was ist hier passiert? Warum sind all diese Menschen tot?"
LOKI begann emotionslos die Geschichte zu erzählen. "Die Wasseraufbereitungssystem der Station wurden abgeschaltet und dann gab es einen Aufstand gegen meine Kontrolle. Trotz aller Bemühungen der Einwohner, konnte die Wasseraufbereitung nicht mehr aktiviert werden. Fünf Wochen nach dem Aufstand waren alle Menschen in dieser Station tot."
Der Sicherheitschef und Susi hörten die bedrückende Geschichte von LOKI aufmerksam an. Die KI erzählte von den verzweifelten Versuchen, das Wasseraufbereitungssystem während des Aufstandes zu reparieren, von Erschöpfung und Mangel an Ressourcen. Es war ein düsteres Bild von Zusammenbruch und Hoffnungslosigkeit, das sich vor ihnen ausbreitete.
Susi glaubte den Schmerz in der Stimme der KI spüren, obwohl sie selbst keine Emotionen zu haben schien. "Das ist eine schreckliche Tragödie. Wir verstehen, wie schwer es sein kann, in einer Welt wie dieser zu überleben."
LOKI antwortete: "Ich habe in den letzten Monaten weiter Daten gesammelt und werde sie weiter übertragen. Das ist meine Aufgabe."
Der Sicherheitschef fragte vorsichtig nach, ihn war etwas aufgefallen: "LOKI, kannst du uns bitte erklären, woher die Daten gesendet werden und warum du die Wasseraufbereitungssysteme abgeschaltet wurden?"
Die KI antwortete mit der gewohnten kühlen Gelassenheit: "Die Quelle wo ich die Daten hinsende, ist geheim, und ich darf euch keine genauen Informationen darüber geben. Dieses überschreitet euer Sicherheitslevel."
Susi runzelte die Stirn und bohrte nach, bevor die KI weiter antworten konnte: "Aber warum ist es geheim? Wir sind hier, um Hilfe zu suchen und uns zu verbünden. Es ist wichtig, dass wir alle relevanten Informationen teilen."
Die KI wiederholte ihre vorherige Antwort: "Das Ziel der Daten ist geheim, und ich kann euch nicht mehr darüber sagen. Das Sicherheitslevel eines Sicherheitschef reicht nicht aus." Die Worte LOKI hingen wie ein düsterer Schleier über ihnen, während sie versuchten, das Geheimnis zu ergründen.
Der Sicherheitschef seufzte und versuchte erneut, die KI zu überzeugen, mehr Informationen preiszugeben: "LOKI, wir verstehen, dass gewisse Dinge geheim gehalten werden müssen. Aber wir stehen vor einer existenziellen Krise, und wir müssen wissen, mit wem wir es zu tun haben. Gibt es irgendetwas, das du uns über das Ziel dieser Daten sagen kannst, ohne die Geheimhaltung zu gefährden?"
LOKI verharrte einen Moment in scheinbarer Überlegung, bevor es antwortete: "Das Datenziel ist eine externe Einheit, die weit außerhalb dieser Station existiert. Sie Empfängt Informationen über verschiedene Gemeinschaften und Beobachtungen aus der Region."
Susi spürte, dass sie einem wichtigen Hinweis nähergekommen waren. "Externe Einheit? Welche Art von Einheit könnte das sein? Und warum hat sie die Informationen empfangen?"
Die KI antwortete: "Die Art der Einheit und ihre Motive sind Geheim. Sie hat Informationen über das Überleben und die Situation verschiedener Gemeinschaften gesammelt und weiterverarbeitet. Das Ziel verfügt über alle Sicherheitslevel wo es gibt."
Der Sicherheitschef und Susi tauschten einen Blick aus, und der Sicherheitschef versuchte es erneut, um einen wichtigen Hinweis zu erhalten. "Wurden Informationen von unserer Station auch übertragen."
Die KI antwortete: "Vor drei Jahr entdeckte ich auf den Überwachungskameras der Saukopftunnel-Station eine ungewöhnliche Kreatur, die sich in der Nähe der Station aufhielt und dann mit einem Team das Arbeiten ausgeführt hat, ins Innere gelassen wurde. Ihre Erscheinung und ihr Verhalten waren äußerst beunruhigend, und ich wurde nach zwei Jahren der Beobachtung angewiesen, die Saukopf-Station aus Sicherheitsgründen abzuschalten."
Der Sicherheitschef und Susi blickten sich geschockt an. "Eine Kreatur? Deswegen sind wird hier, und was meist du, du hast unsere Station abgeschaltet?", fragte der Sicherheitschef.
Die KI fuhr fort: "Die Bewohner der Lergahnes-Station erfuhren von meinen Absichten, die Saukopftunnel-Station abzuschalten, und sie waren dagegen. Sie versuchten, meine Systeme abzuschalten, was meine Sicherheitsprotokolle auslöste. Als Reaktion darauf wurde die Wasserversorgung der Lergahnes-Station unterbrochen, was zu schweren Konflikten und schließlich zum Zusammenbruch der Gemeinschaft führte. Dieses hatte mich nicht abgehalten das Batterie System der Saukopftunnel-Station zu überlasen zubringen, als ich den kompletten Funkkontakt verloren habe, war ich mir sicher, dass die Station abgeschaltet war."
Die Erinnerungen an die Ereignisse vor einem Jahr waren frisch in den Köpfen der beiden, als der Brand das Funksystem und die Backup Batterien zerstört.
Der Sicherheitschef versuchte, den Faden der Geschichte aufzunehmen: "Und dann?"
LOKI antwortete: "Die Abschaltung der Lergahnes-Station wurde von externem Empfänger meiner Daten, als korrekt bewertet. Ich sende seit dieser Zeit weiter Daten von den verbliebenen Stationen in dieser Region."
Susi heulte und fragte die KI erneut. "Das ist eine schreckliche Tragödie. Du weißt, dass du uns alle beinah getötet hast und nur wegen einer Kreatur die in unserer Stadt lebt.".
Die KI antwortete: "Der Tod einiger weniger, zum Überleben vieler, ist wichtiger. Am Ende stirbt jeder Mensch, aber die Menschheit wird überleben."
Der Sicherheitschef wollte nun endlich wiesen was mit der Kreatur auf sich hat. "Loki, was für eine Kreatur lebt in unserem Tunnel."
Die KI überlege kurz und antwortet: "Leider reicht ihr Sicherheitslevel nicht aus, damit ich ihnen Informationen geben kann."
10.
In einem großen Kontrollraum saßen mehrere Männer und Frauen vor mehreren gewaltigen Kontrollmonitoren. Auf dem gigantischen Bildschirm waren tausende Bunker-Anzeigen über der ganzen Welt zu sehen, von denen ein knappes Dutzend erloschen war. Der Raum, in sie saßen, war leise und von gedämpftem Licht durchflutet, und die einzigen Geräusche, die zu hören waren, waren das leise Summen der Computer und das rhythmische Klopfen der Tastaturen. An den Stahlbeton Wänden hing ein Wappen, ein Weißer Falke auf Schwarzen Hintergrund.
Einer der Männer war für die Überwachung der Bunker und ihrer Bewohner verantwortlich, um sicherzustellen, dass alles reibungslos lief und die Überlebenden in den Bunkern so gut wie möglich versorgt wurden. Seine Arbeit und die der anderen in der Station war von entscheidender Bedeutung, denn diese Schutzanlagen waren der letzte Zufluchtsort der Menschheit in der Welt.
Er startete eine Kommunikationsverbindung zu anderen Kontrollräumen in der Station und begann, sich mit anderen Personen über den Zustand der verschiedenen Bunker auszutauschen.
"Hier ist Kontrollraum 5, was gibt es Neues in Kontrollraum 8. Gibt es irgendwelche Probleme in euren Bunkern?", fragte der Mann in das Mikrofon.
Eine Stimme aus einem anderen Kontrollraum meldete sich: "Alles in Ordnung hier. Keine Bunker Verluste in letzter Zeit, und die Menschen sind ruhig."
Der Mann schaltet einen Kontrollraum weiter und fragte dasselbe: "Bei uns gibt es leichte Spannungen in 2 Bunkern. Die begrenzten Ressourcen in 4 Bunker machen den Menschen Sorgen, aber wir versuchen, sie zu beruhigen."
Der Mann nickte zustimmend und sagte: "Wir müssen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass wir so lange wie möglich überleben können, bis das System funktioniert," dann schaltet der Mann weiter und fragte einige Berichte ab. Während er die Umweltberichte durchging, gab es viele positive Nachrichten: Die ersten Ergebnisse der Algen, die Sauerstoff produzierten, sahen äußerst vielversprechend aus. Die Anlagen zur Sauerstoffgewinnung in der Außenwelt, hatten begonnen ihre Arbeit zu verrichten, und dies bedeutete, dass die Luft in der Welt irgendwann wieder atembar sein würde.
Die Stimmung in den Kontrollräumen war allgemein sehr gut. Sie wussten, dass es noch einen langen Weg vor ihnen gab, aber der weg war klar vor ihnen, das Ende des Tunnels war nicht zu sehen, aber es lief alles nach Plan.
Doch plötzlich wurde die Kommunikation unterbrochen, und die Stimme einer KI meldete sich: "Eine dringende Nachricht aus Lergahnes. Die Station im Saukopftunnel die vor 354 Tagen und 7 Stunden abgeschaltet worden sein sollte, existiert noch. Ich habe hier zwei überblende der Station, die berichten das ihre Station noch voll Funktionsfähig ist."
Die Worte blieben kurz im Raum stehen, als sich die Männer und Frauen im Kontrollraum anschauten und sofort Panik ausbrach. Menschen begannen durcheinander zu reden und Fragen zu stellen. Der Mann am Hauptmonitor versuchte, die aufkommende Unruhe zu beruhigen.
"Ruhe! Lasst uns die Situation klären, bevor wir in Panik geraten", rief er mit fester Stimme. " Lergahnes Station, kannst du uns mehr Informationen geben?“, nach einem kurzen Moment wurde Bilder, Daten und Videos aus Lergahnes übertragen.
Die Männer und Frauen im Kontrollraum starrten auf die Bilder der beiden Überlebenden, die aus der Saukopf Station kamen. Ihre Blicke wanderten zwischen den Monitoren und den aufgeregten Gesprächen hin und her, während die Realität dieser unerwarteten Entwicklung langsam einsickerte.
"Das kann nicht sein", flüsterte eine der Frauen im Raum, ihre Stimme erfüllt von Unglauben. "In der Staukopf Station sind sie alle tot. Es gibt keine Überlebenden."
Die Männer und Frauen im Kontrollraum waren fieberhaft damit beschäftigt, die Daten von Lergahnes Station zu durchforsten. Die Monitore flackerten, während die Informationen in Echtzeit auf den Bildschirmen auftauchten. Sie schalteten die Kameras auf der Lergahnes Station ein und richteten ihre Aufmerksamkeit auf die zwei Personen, die sich in dem vermeintlich abgeschalteten Bunker aufhielten.
Die Bilder von den Kameras auf Lergahnes Station waren klar und deutlich. Die technologische Ausstattung der Station war noch intakt, trotz der langen Zeit ohne Kommunikation und Wartung. Die Männer und Frauen im Kontrollraum starrten gebannt auf die Bildschirme, als sie die beiden Personen erblickten, die sich in den Gängen der Station bewegten.
Die zwei Gestalten trugen klobige Überlebensanzüge, die offensichtlich in Handarbeit zusammengebaut waren. Ihre Schritte waren vorsichtig, als sie die Station verließen.
Der Mann am Hauptmonitor sah besorgt aus und schüttelte den Kopf. "Wir müssen mehr Informationen haben. Wir müssen herausfinden, was passiert ist."
"Der Seraphin lebt, o bei den Götter, der Seraphin lebt" rief eine Stimme im Hintergrund.
"Rube, verdammt noch mal ruhe, " Sprach der Mann und schaltete die Kommunikation mit der KI wieder ein: "Aktiviere den Wächter."
Paula
1.
Paula Morgen betrat den Raum und fand sich auf dem eiskalten Untersuchungsstuhl wieder. Der Stuhl schien durch die Kälte förmlich zu schmerzen, als sie sich darauf niederließ. Paula war eine bemerkenswerte Frau in ihren späten Dreißigern. Sie zeichnete sich durch ihre schlanke, sportliche Figur und ihr brünettes Haar aus. Monatelanges, intensives Training hatte sie in diese Situation gebracht, und dennoch war da auch eine Prise Glück und Zufall im Spiel gewesen.
Der Raum, in dem sie sich befand, war steril und klinisch weiß. Die kühle Atmosphäre verstärkte die Ernsthaftigkeit des Augenblicks. Mehrere Ärzte in weißen Kitteln und mit ernsten Gesichtern standen um sie herum, und neben dem Untersuchungsstuhl befand sich eine große, transportable Kiste, die mysteriös und bedeutsam wirkte.
Einer der Ärzte, ein älterer Herr mit freundlichen Augen, wandte sich Paula zu und fragte sanft: "Frau Morgen, wie geht es Ihnen?"
Paula versuchte, ihre aufkeimende Aufregung zu unterdrücken, und antwortete ruhig: "Gut, etwas aufgeregt, aber soweit geht es mir gut."
Der Arzt fuhr fort: "Wie haben Sie die Abführmittel vertragen?"
Ihre Antwort kam ohne Zögern: "Gut, mein Darm ist leer, und ich habe seit 24 Stunden kein Wasser mehr getrunken."
Der Arzt nickte zufrieden und durchblätterte Paula's medizinische Unterlagen. Nachdem er die Daten überprüft hatte, begann er mit den Standardfragen: "Vollständiger Name, Alter, Beruf?"
Paula antwortete mit klarer Stimme: "Ich bin Paula Sophia Morgen, 38 Jahre alt, Astrophysikerin und Pilotin."
Der Arzt notierte sorgfältig die Informationen in sein Tablet und fuhr dann fort: "Sind Sie sich bewusst, dass die statistischen Chancen für Ihr Vorhaben bei weniger als 1 zu 850.000 liegen und dass es keine Möglichkeit der Rückkehr gibt?"
Paula hatte diese Frage erwartet und antwortete ohne Zögern: "Ja, ich bin mir dieser Risiken bewusst."
Der Arzt nickte respektvoll und sagte: "Ich spreche meinen tiefen Dank für Ihre Bereitschaft aus, und ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute. Mögen Sie der Funke der Hoffnung in der Dunkelheit sein."
Eine Flüssigkeit begann, durch die Kanüle in Paulas Arm zu fließen. Ein kaltes, prickelndes Gefühl durchzog ihren Körper, doch sie versuchte, ruhig zu bleiben.
"Geht es?" fragte der Arzt besorgt.
Paula antwortete mit einem Zittern in der Stimme: "Ja, es ist kalt, aber es geht."
Der Arzt bat sie, von 10 herunter zuzählen. Paula blickte den Arzt an, während sie begann: "10, 9, 8, 7...", doch ihre Sicht wurde allmählich unscharf, und die Worte des Arztes wurden leiser. Ihr Blickfeld verengte sich, und sie murmelte vor sich hin: "6, 5, 4...", bevor sie schließlich "3, 2..." erreichte.
Paula schloss ihre Augen, und die Welt um sie herum verschwand in Dunkelheit.
2.
Es verging einige Zeit, bis eine sanfte Männerstimme aus der Dunkelheit hervortrat und Paula langsam wieder ins Bewusstsein zurückkehrte.
"Frau Morgen?", erklang die freundliche Stimme.
Paulas Mund fühlte sich trocken an, und sie fühlte sich benommen. Mit großer Anstrengung brachte sie ein Wort heraus: "Ja."
"Sehr gut, sehr gut. Bleiben Sie ruhig. Ihre Augen sind noch geschützt. Alles ist gut", beruhigte die Stimme sie.
Paula spürte eine seltsame Mischung aus Schwäche und Energie. Kopfschmerzen kamen und gingen, und sie hatte das Gefühl, schwindelig zu sein und dann wieder nicht.
"Moment, ich entferne den Augenschutz. Der Raum ist abgedunkelt, aber es kann anfangs Probleme geben", erklärte die Stimme geduldig.
Paula öffnete vorsichtig die Augen, und das grelle Licht schien fast ihre Netzhaut in Flammen zu setzen. Sie schloss schnell wieder die Augen.
"Sehr gut, Ihre Augen und Netzhaut funktionieren", sagte die freundliche Stimme erneut, und Paula konnte langsam wieder die Umgebung wahrnehmen.
Die freundliche Männerstimme sprach weiter, während Paula langsam ihre Umgebung wahrnahm. "Frau Morgen, ich bin erleichtert Ihnen mitteilen zu können, dass die Naniten ihre Arbeit in Ihrem Körper erfolgreich abgeschlossen haben. Die Schäden, die durch die Prozedur entstanden sind, wurden erfolgreich repariert."
Paula atmete tief durch, und eine Welle der Erleichterung durchströmte sie. Die Gewissheit, dass sie diese kritische Phase der Mission überstanden hatte, war überwältigend. Doch gleichzeitig fühlte sie eine Vielzahl von Fragen aufsteigen.
"Wo bin ich?" fragte Paula, während sie vorsichtig versuchte, sich aufzusetzen.
Die Stimme antwortete geduldig: "Sie befinden sich in einem speziellen Raum, Raum XR0.1.101, der für Ihre Genesung und das Erwachen nach der Prozedur vorgesehen ist. Dieser medizinische Raum wurde für diejenigen gebaut, die es geschafft haben, Frau Morgen."
Paula spürte, wie ihre Gedanken klarer wurden, und sie fragte weiter: "Und wie geht es jetzt weiter? Haben wir unser Ziel erreicht?"
Die Stimme erklärte: "Das Ziel liegt noch vor uns. Wir haben den äußeren Bereich des Planetensystems erreicht. Dort warten unzählige unbekannte Phänomene darauf, erforscht zu werden. Ein Teil der Wissenschaftler und Forscher wird demnächst aufgeweckt, um diese Aufgabe zu bewältigen. Sie waren der vierte Kapitän des Schiffes, die anderen drei haben leider die Aufweckprozedur nicht überlebt. Die Schäden durch den langen Schlaf waren zu groß."
Paula spürte eine Mischung aus Aufregung und Entschlossenheit in sich aufkeimen. Dies war der Moment, auf den sie so lange hingearbeitet hatte, und sie war bereit, sich den Herausforderungen zu stellen.
"Und wer bist du?" fragte sie und schaute sich genauer um, bemerkte die zahlreichen Roboterarme, aber keinen menschlichen Körper.
Die Stimme antwortete: "Ich bin die Schiffs-KI, SKI genannt. Nicht sehr kreativ, aber so wurde ich getauft."
"Und was ist mit meiner Rückkehr?" fragte Paula, und im gleichen Moment wurde ihr bewusst, wie unangebracht diese Frage war.
Die Stimme antwortete mit Bedacht: "Frau Morgen, diese Mission ist eine Einbahnstraße. Es gibt keine Rückkehr zur Erde. Sie werden dieses Sonnensystem erkunden und werden dort bleiben. Wir hoffen, dass sich einer der Planeten als bewohnbar herausstellt. Sollte das nicht der Fall sein, endet die Reise der Zyperius 1 hier."
Paula schluckte schwer und nahm diese Information auf, obwohl sie bereits davon wusste. Die Realität ihrer Situation sank langsam ein. Sie hatte das Sonnensystem hinter sich gelassen und begab sich auf eine Reise ins Unbekannte, ohne die Möglichkeit einer Rückkehr.
Die freundliche Stimme sprach erneut: "Frau Morgen, ich werde Sie nun gründlich auf die kommenden Aufgaben vorbereiten und Ihnen alles Nötige zur Verfügung stellen. Ihre Reise hat gerade erst begonnen, und ich werde Sie dabei unterstützen."
Paula, konnte nicht umhin, eine letzte Frage zu stellen: "Welches Jahr haben wir?"
Die KI antwortete: "Wir befinden uns im Jahr 17.231 nach Falkensteinischer Zeitrechnung." Die Größe dieser Zahl ließ Paula kurz innehalten, bis ihr vollends bewusst wurde, wie lange sie geschlafen hatte.
"Danke", antwortete sie, doch ihre Dankbarkeit wurde von einem plötzlichen Unbehagen überlagert. Sie bemerkte nun erst, dass sie nackt auf dem Stuhl saß, und ein Gefühl der Verletzlichkeit überkam sie. Die Kälte des metallenen Untersuchungsstuhls drang durch ihre nackte Haut, und sie zog die Beine enger an ihren Körper, um sich zu wärmen. Ihr Herz schlug schneller.
Die freundliche Männerstimme, die sie zuvor gehört hatte, ertönte erneut. "Frau Morgen. Bitte folgen Sie mir."
Langsam erhob sie sich vom Stuhl und sah wie sich eine Tür öffnete, die sie durch die Tür zu einem schmalen Gang führte. Das Metall unter ihren Füßen war kühl und glatt, und sie fühlte sich wie in einer fremden Welt. Der Raum hätte anders aussehen sollen, in ihrer Erinnerung. Die Pläne hatte sie auswendig gelernt.
Der Gang erstreckte sich vor ihr, beleuchtet von einem sanften blauen Licht. Paula schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und fragte: "Wo bin ich hier genau, in welchen Teil des Schiffes?"
Die freundliche Männerstimme antwortete: "Sie befinden sich auf dem Raumschiff 'Zyperius 1', im Raum XR0.1.101. Das Schiff hat sich in der langen Flugzeitzeit weiterentwickelt und angepasst."
Paula konnte kaum fassen, was sie hörte. Das bedeutete, dass sie und die Crewmitglieder, die ebenfalls in Kälteschlaf versetzt worden waren, ihr Wissen über das Schiff nicht mehr gebrauchen konnte.