VON DER LIEBE UND ANDEREN WUNDERN - Gabriele Sommer - E-Book

VON DER LIEBE UND ANDEREN WUNDERN E-Book

Gabriele Sommer

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Beschreibung

Dies ist die Geschichte eines Engels der zur Erde kommt, um in dieser Lebensschule all´das zu erlernen, was ihm an guten Eigenschaften und wichtigen Erkenntnissen für seinen unsterblichen Charakter fehlt. Unser Engel inkarniert als Mädchen. Sie hat eine Unmenge an Prüfungen zu bestehen und muß holprige Lebenswege gehen. All´dies sieht ihr Lebensplan genau so vor - ihr Lebensplan, den sie sich vor diesem Leben, mit ihrem Engel-Lehrer in der anderen, geistigen Welt vorgenommen hat. Als sie ganz viel gelernt hatte, durfte sie endlich, als reife, erwachsene Frau, ihre Berufung annehmen, wegen der sie auch auf die Erde kam.

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Gabriele Sommer

VON DER LIEBE UND ANDEREN WUNDERN

Meine Geschichte

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Mein Leben

1. Kindheit

2. Jugend

3. Junge Erwachsene

4. Erwachsen

5. Ein neuer Weg

6. An einer Kreuzung auf dem neuen Weg

7. Treffen interessanter Menschen

8. Reife Erwachsene

9. Widmung

10. Tip

11. Zum Schluß

Impressum neobooks

Mein Leben

                               Um klar zu sehen genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung

1. Kindheit

Es gibt kein Wunder für den, der sich nicht wundern kann

(Marie von Ebner-Eschenbach, 1830-1916)

Es waren einmal eine junge Frau und ein junger Mann.

Die hatten sich sehr lieb und wünschten sich ein Baby.

Da beschloß ein kleiner, lockiger Engel als ihr Kind auf die Erde zu kommen.

So war es mit seinen zukünftigen Eltern, vor diesem Leben, abgesprochen worden.

Als sie alle noch dort in der anderen Dimension waren.

Na gut, vielleicht war es nicht ganz so.

Denn nach vielen Jahren erkannte dies schöne Wesen, daß es doch nicht ganz freiwillig in dies Leben gekommen war.

Sondern Gott, der/die ja unsere Ureltern sind, hatte zu ihr gesagt, daß sie sich nun wieder einmal in ein Leben begeben soll.

Damit sie Altes, Kummervolles, das ihre Seele seit unendlichen Jahren quälte und schwach machte, abzuarbeiten um sich dann konzentrieren zu können auf ihre Gaben und Fähigkeiten, mit denen Gott sie ausgestattet hatte.

Ganz zum Anfang, als sie als göttlicher Teil in die Welt kam.

Denn, vor der Erde und der Menschheit lag ein großer Wandel und da brauchte er jede einzelne Seele, die mithalf.

So, wie viele Seelen es eben ganz am Anfang aller Zeiten Gott versprochen hatten.

Da zu sein, wenn Gott und manche Wesen sie brauchten.

So, suchte Gott Eltern aus für dies lockige Kind, beriet mit ihrem geistigen Team, was sie ungefähr wann erleben und hoffentlich lernen würde und schon war sie da, in diesem neuen Leben auf der Erde.

Zuerst hatte sie einen großen Schreck, daß sie nun wieder einmal so begrenzt in einem Körper leben sollte und dann noch bei dieser Frau.

Mit der sie einiges zu bearbeiten hatte in ihrem folgenden Leben.

Das wußte sie.

Und sie sah kurz, wer ihr in welcher Gestalt begegnen würde und wie schwer es werden könnte.

Aber wieviel Liebe und Zuneigung sie auch umgeben wird.

Dann senkte sich auch über sie der Schleier des Vergessens und los ging es mit diesem Leben:

Seine Mama konnte den kleinen Engel vieles lehren, was er noch nicht wußte.

Und auch sein Papa hatte Eigenschaften, von denen unser Lockenkopfengel gerne lernen wollte.

Vielleicht konnte ja auch er seine Eltern etwas lehren?

Hier auf die Erde kommt man, um zu lernen.

Es ist genau wie zur Schule gehen, denn unser eigentliches Leben ist in der anderenWelt.

Und in dieser anderen Welt, wo wir gar keine Körper haben, sondern nur Geist-Seele, also reine Energie sind, haben wir auch kein Geschlecht.

Wir sind Beides.

Männlich und weiblich.

Lockenkopfengel bekam einen Körper,

fand seine Eltern und

kam an einem schönen Sommer-Sonnen-Sonntag, in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts,

im Norden Deutschlands,

in der ehemaligen DDR,

bei ihrer Familie an.

Sie wurde ein Mädchen.

Mama und Papa waren außer sich vor Glück und Freude und zeigten stolz ihren kleinen Engel herum.

Lockenköpfchen bekam sogar den weiblichen Vornamen seines männlichen Engelfreundes, den es dort in der anderen Wirklichkeit hatte.

Dieser Freund war ihr Lehrer, Vertrauter und wollte sie auf der Erde beschützen, führen und leiten, wenn sie ihn brauchte.

Zusammen mit noch ein paar anderen Engeln und aufgestiegenen Meistern.

Das war ihr geistiges Team.

Das haben wir alle.

Und wir können unser geistiges Team immer fragen und rufen, wenn wir sie brauchen und manchmal vielleicht nicht weiter wissen.

Sie war meistens ein ruhiges, ernstes Kind.

In den ersten Monaten allerdings weinte sie sehr viel.

Sie hatte nach und nach vergessen, warum sie hier auf die Erde kam.

Das geht allen Neugeborenen und ganz jungen Babys so.

Und erst recht uns Erwachsenen.

Wenn wir in einem Körper leben, verstehen wir Menschen anfangs nicht mehr, warum wir plötzlich weg sind aus dem Paradies.

Warum alles so anders ist.

Wir finden uns in einem Leben wieder, mit einem Körper, der nun unser Haus ist, der unseren Geist und unsere Seele einschränkt.

Anstatt weiterhin in der gewohnten, lichten, fröhlichen, strahlenden Freiheit zu sein.

Wir Menschenkinder vergessen alles, was wir uns vorgenommen haben hier zu lernen in der Erden-Lebens-Schule.

Mit unseren Engelfreunden haben wir nämlich normalerweise einen Plan ausgearbeitet, in dem genau besprochen worden war, was wir lernen und erleben wollen im Erdenleben.

Platon, ein begnadeter Gelehrter, lange vor Chrisus lebend, nannte es:

Vom Wasser des Vergessens trinken.

Man kann sich vorstellen, daß es Dinge gibt, die nicht nur schön und einfach zu erlernen sind.

Wir wollen oder sollen unsere Grenzen kennen lernen,

unseren Charakter schulen,

uns Wissen aneignen, möglichst durch Erfahrung.

Oder vielleicht Disharmonien ausgleichen, die wir mit anderen Wesen in alten Leben hatten.

Aber, wir sind ja immer beschützt, denn unsere Engelfreunde sind bei uns.

Sie wachen und begleiten uns ein Leben lang.

Es ist nur so schade, daß wir das als Menschen zeitweise vergessen.

Und darum nicht merken.

Aber, wenn wir uns dann erinnern, daß sie bei uns sind,

daß es einen Grund hat, hier auf der Erde zu sein,

dann wird alles einfacher.

Wenn wir unsere Freunde bitten, uns immer beizustehen, dann sind sie da.

Und helfen uns, vor allem in schweren Lebenssituationen!

Es ist ja dummerweise so, daß man aus schmerzhaften Erlebnissen am Meisten und am Intensivsten lernt.

Vergessen dürfen wir auch niemals, daß der Schöpfer uns alle mehr liebt, als wir Menschen es uns überhaupt vorstellen können.

Keiner von uns ist jemals ungeliebt!

Gott kennt jeden Einzelnen von uns und kümmert sich um uns mit nie endender, bedingungsloser Liebe und Zuneigung!

Manchmal auch Strenge und Kosequenz, wie es Eltern eben machen.

Auch da sage ich `leider`,

denn viele Menschen wollen diese Liebe und Fürsorge nicht annehmen.

Und haben sich von Gott irgendwann einmal abgewandt.

Lockenkopfengel kam in dies Leben mit einer Menge an Gaben und Talenten.

Mit viel Kreativität und sogar Weisheit.

Das heißt, sie hatte in anderen Leben schon viel gelernt, das sie nun hier, in diesem Leben, anwenden sollte.

Sie war ein Krieger in den Leben ohne Körper, im Orbit.

Sie wollte so gerne gegen das Böse kämpfen, das es auf der Erde und im Universum gibt und allen traurigen Kindern und Erwachsenen helfen, fröhlich zu sein.

Dazu aber mußte sie selbst erst noch ganz viel erleben und verstehen lernen, um es dann mit dem schon Gelernten zu verbinden.

Ihr Papa war Neulehrer.

So hießen damals nach dem Krieg die jungen Menschen, die als Lehrer arbeiteten.

Ihr Papa wollte eigentlich Medizin studieren, wurde aber kurz nach seiner Immatrikulation, als ganz junger Soldat, in den 2. Weltkrieg einberufen.

Man hat ja schon aus Filmen oder Büchern mitbekommen, daß Hitler zum Ende des 2. Weltkrieges so viele junge Menschen noch einzog, um den einmarschierenden Feind aufzuhalten.

Wie schrecklich das war.

Und dabei lag der Krieg da schon in den letzten Zuckungen.

Nach dem Krieg war an Studieren erst einmal nicht zu denken.

Wichtiger war es, Essen heranzuschaffen.

Lehrer wurden gebraucht und so meldete er sich, auch wegen der Lebensmittelkarten die es gab, für diese Arbeit.

Die neuen Lehrer bekamen kurze Unterweisungen und begannen dann gleich zu unterrichten.

Ihr Papa war ein flotter junger Mann, witzig, etwas verrückt, und gab sich aus Spaß als Dr. Wendhusen aus.

In seiner Freizeit.

Wie er auf den Namen kam weiß man nicht.

Er hatte so eine Tasche, die einem Arztkoffer ähnelte.

Den Spitznamen Dr. Wendhusen behielt er sein Leben lang.

Und so zog er mit einem anderen jungen Mann, der der Bruder ihrer Mama war, durch die Gegend.

Ihre Mama war Sportlerin durch und durch.

Sie spielte intensiv Handball viele Jahre lang.

Noch in der Kriegszeit hatte sie ihre Ausbildung beendet und arbeitete als kaufmännische Angestellte.

Sie war eine hübsche, sportliche, junge Frau.

Kein Wunder, daß der Papa sich in sie verliebt hatte.

Die ersten Jahre lebte Lockenkopfengel mit ihren Eltern und der Omi richtig glücklich.

Sie wurde so sehr geliebt von allen Erwachsenen.

Der Mittelpunkt aller war sie.

Sie bekam ständig von Bekannten und Freunden der Eltern zu hören, wie süß sie doch sei und daß sie wie ein richtiger Engel aussähe.

Ja, sie hatte Locken, ein liebliches Gesichtchen und war wirklich schön anzusehen.

Aber, was ging bei all´ diesen Komplimenten in ihrem Inneren vor?

Ja, man gewöhnt sich sehr schnell an Schmeicheleien.

Irgendwann fühlte sie sich wie eine kleine Prinzessin.

Und benahm sich oft auch so.

Sie mochte es, im Mittelpunkt zu stehen und genoß das permanente Interesse aller Erwachsenen.

Und wehe, wenn einmal irgend jemand vergaß, sie mit schönen Worten einzulullen!

So ging das viele Jahre ihres Lebens.

Vor allem die ersten Lebensjahre prägen einen Menschen.

Sie brauchte immer Anerkennung.

Bekam sie die nicht, tat sie etwas, was beim Gegenüber Aufmerksamkeit erregte.

Nicht nur in ihrer Kindheit hatte sie das Problem, Anerkennung zu benötigen, wie die Luft zum Atmen.

Sondern das war auch eine Weile noch so, als sie schon erwachsen war.

So war sie später die am besten angezogene Frau dort, wo sie arbeitete.

Sie kaufte wie verrückt Kleidung, nur um aufzufallen.

Um irgend etwas, das ihr immer zu fehlen schien, zu überdecken.

Im Laufe ihres Lebens hatte sie zeitweise, aus den oben genannten Gründen, falsche Werte entwickelt.

Luxus, Auffallen um jeden Preis, mangelndes Selbstwertgefühl mit schöner Kleidung zu überdecken, das waren ihre Prämissen.

Aber, der Reihe nach.

Dann, als sie ungefähr drei Jahre alt war, lernte ihr Papa eine andere Frau kennen und verliebte sich in sie.

Sie war so ganz anders als Mama und verdrehte Papa den Kopf.

Diese andere Frau wollte den Papa unbedingt haben.

Mama war plötzlich immer traurig.

Und auch Lockenkopfengel verstand gar nicht, warum Mama immer weinte.

Und wo war Papa so oft?

Morgens, wenn sie aufwachte, war er meistens nicht zu Hause.

Lockenkopfengel fühlte sich einsam und auch traurig.

Die Traurigkeit von Mama war richtig ansteckend.

Immer wenn Papa dann nach Hause kam, war Lockenkopfengel glücklich.

Sie durfte seine Haare kämmen und einmal ging Papa ausversehen sogar mit einem Zopf auf die Straße.

Das fanden sie alle ganz doll lustig.

Papa zauberte auch manchmal und Lockenkopfengel lachte und hüpfte und sprang vor Begeisterung und glaubte, ihr Papa konnte das wirklich.

Er war ihr Held.

Das waren so schöne Stunden, wenn Mama, Papa und sie morgens zusammen aufwachten und Papa dann für Mama ein Zuckerei machte, das Mama im Bett aß.

Es war schön, eine richtige Familie zu sein.

Mama ging oft zum Sport und dann war Papa für sie da.

Das mochte Lockenkopfengel – auch mal alleine sein mit ihrem Papa.

Sie hatte ihre Eltern sehr, sehr lieb, lachte mitihnen und fühlte sich beschützt und aufgehoben.

Aber eines Tages kam Papa nach Hause und sagte, daß er nun zu der anderen Frau ziehen wird.

Aber er will noch oft zu Besuch kommen.

Lockenkopfengel verstand nicht.

Warum denn?

Papas Wohnung war doch hier bei Mama und ihr.

Als Papa sich dann verabschiedete und die Wohnung verließ, ging es Lockenkopfengel sehr, sehr schlecht.

Sie weinte, schrie, strampelte und klammerte sich an Papa fest.

Das verstand sie ja nicht.

Sie merkte, daß irgend etwas ganz schrecklich falsch war.

Sie konnte das einfach nicht aushalten.

Mama mußte sie von hinten in die Wohnung ziehen.

Es war so, so schlimm!

Von da an hatte sie ihr ganzes Leben lang mit Verlustängsten zu kämpfen.

Sie hatte das Urvertrauen in Familie und Liebe verloren.

Sie konnte einfach nicht mehr daran glauben!

Sie war so einsam.

Zuerst weinte sie sehr viel.

Genauso wie Mama.

Sie war außer sich vor Schmerz, vermißte ihren Papa so fürchterlich und bekam ein schlimmes Trauma.

Als Erwachsene schrieb sie dann einmal:

Als ich ein Kind von ungefähr vier Jahren war, trennten sich meine Eltern.

Mein Papa hatte eine andere Frau.

Meine Eltern versuchten, mir dies lange Zeit zu verheimlichen und eine heile Welt vorzuleben.

Es gab eine Szene, die in mir damals etwas ganz Großes ausgelöst hat.

Die Szene war folgende:

Mein Papa hatte uns wieder besucht, denn meine Eltern gaukelten mir vor, daß Papa nur darum oft weg war, weil er viel arbeiten mußte.

An diesem bewußten Tage verabschiedete sich mein Papa wieder, nachdem er bei uns auch über Nacht geblieben war.

Papa ging aus der Wohnung, war dann im Treppenhaus, Mama stand hinter mir an der Wohnungstür, er winkte mir zu.

Ich aber wollte mit ihm gehen.

Mochte nicht, daß er wegging.

Nein, Mama hielt mich fest, das ging ja nicht.

Ich wollte aber daß Papa blieb, denn ich spürte intuitiv diesen großen, endgültigen Abschied.

Ich weinte und Papa weinte und ich wollte ihn nicht weglassen.

Ich streckte meine Arme aus, weil Papa mich auf den Arm nehmen sollte, wie er es so oft tat.

Mama hielt mich von hinten fest, damit ich nicht hinterher laufen konnte.

Ich schrie inzwischen, versuchte mich loszureißen, ich wollte Papa nicht gehen lassen, er sollte mich doch auf den Arm nehmen, um mich zu trösten, um mir Geborgenheit, Wärme, Kraft und Liebe zu geben.

Sicheheit auch.

Die brauchte ich so sehr.

In dem Moment.

Und immer als Kind.

Wie alle Kinder.

Und wir alle weinten.

Es war so schrecklich und traurig und unendlich schmerzhaft.

Papa ging.

Ich beruhigte mich irgendwann und verzog mich mit gebrochenem Herzen in meine kleine Kammer in unserer Wohnung, die mir als Rückzugsort diente.

Ich konnte zu der Zeit weder schreiben noch lesen.

Aber meine Seele verfasste einen Brief, den ich für 60 Jahre lang in meinen virtuellen Schrank meines Unterbewußtseins legte.

Es war ein weißes Stück Papier, in grünem Umschlag, den ich ganz nach links oben legte.

Dort war er sicher und eines Tages wollte ich ihn lesen und mich erinnern, was meine Seele sich nach diesem, für mich traumatischen, Ereignis wünschte und für die Zukunft vornahm und erhoffte.

Ich wußte von diesem Brief in grünem Umschlag, der links oben auf der Hutablage lag, schon sehr lange.

Er war irgendwann als reife Erwachsene wieder in mein Bewusstsein gelangt.

Oft nahm ich ihn heraus und versuchte ihn zu entziffern.

Aber meine Seele war noch nicht so weit seinen Inhalt anzusehen. 

Ich sah nur Buchstaben, die keinen Sinn ergaben.

Zuerst mußte ich dies alte Trauma bearbeiten und loslassen und noch andere Erfahrungen machen, die mich an diesen bestimmten Punkt in meinem Leben führten.

Im April diesen Jahres war es so weit, daß ich meinen Brief öffnen und lesen konnte.

Endlich war die Zeit reif dafür.

Denn ich konnte ihn nun endlich auch verstehen und begriff, daß ich mein Leben sowieso auf diese Herzenswünsche immer wieder unbewußt ausgerichtet hatte!

1.) Ich will einen Mann haben, der nur mich liebt (keine anderen Partner).

2.) Diesen Wunsch behalte ich für mich....

3.) Ich will mithelfen, daß niemals ein Kind so traurig ist, wie ich.

4.) Ich will Schriftstellerin sein.

Ich habe meinen Brief fein säuberlich zurück gelegt, um nie mehr zu vergessen, was meine wirklich kraftgebenden Herzenswünsche/Lebensziele in diesem Leben für mich sind.

Dann wurde sie ganz stumm und still.

Sie war so traurig.

Und sie dachte immer:

“Warum geht Papa weg?

Hat er Mama und mich nicht mehr lieb?“

Und ganz tief in ihr drin, denn sie war ja noch klein, reifte ein Gedanke:

„Was habe ich falsch gemacht, daß Papa weggegangen ist?“

„Bestimmt bin ich schuld, daß mein Papa uns nicht mehr lieb hat.“

Und sie probierte alles, damit ihr Papa wieder nach Hause kommt.

Damit sie wieder eine Familie sind.

Wie sie es doch vorher waren.

Das war ja so schön.

Aber sie schaffte es nicht.

Und sie dachte ganz schlecht von sich selbst.

Sie hatte sich selbst nicht mehr lieb – und niemanden sonst!

Ihrer Mama gab sie die Schuld dafür, daß Papa nun bei der anderen Frau lebte.

Lockenkopf selbst fühlte sich häßlich und dumm und als jemand, den man einfach nicht lieb haben konnte.

Sie war so fürchterlich enttäuscht, denn sie hatte ihren Papa ja so sehr lieb und er ging trotzdem weg.

Nun wollte sie am besten nie mehr jemanden so doll lieb haben.

Weil es so furchtbar weh tut, wenn der dann weggeht.

Das tun sie doch alle eines Tages!

Egal wie sehr man sie liebt!

Diese Glaubensmuster prägten sie fortan.

Sie weigerte sich fast ihr halbes Leben, sich selbst anzunehmen.

An das Glück, die Geborgenheit und den Frieden, den man in einer Familie finden kann, zu glauben.

Ganz schlechte Selbstwertgefühle prägten nun ihr Leben.

Sie meinte immer, ihr Körper sei nicht hübsch.

Sie glaubte, sie sei nicht klug genug, um geachtet und geliebt zu werden.

Einfach nicht gut genug.

Und so weiter.

Dieser Mangel an Selbstwert ging sogar so weit, daß sie egozentrisch wurde.

Sie schwor sich, daß sie sich von nun an immer in den Mittelpunkt stellen wollte, um Anerkennung zu erhaschen.

Sie wurde mehr und mehr zornig, wenn sie nicht gelobt wurde oder zu wenig Aufmerksamkeit bekam.

Das war so als Kind und oft als Erwachsene noch.

Jemand sagte einmal, sie habe ein ganz schönes Geltungsbedürfnis.

Und so zog sie das im Leben an, was sie glaubte.

Ob es das war, was Lockenkopfengel lernen wollte?

Verlassensängste zu überwinden?

Denn dazu brauchte man ja Erlebnisse um es zu üben und zu lernen.

Hatte sie diesen Fehler schon in anderen Leben gemacht, daß sie, immer wenn sie traurig war oder verlassen wurde, anfing an sich zu zweifeln.

Und sogar an Gott?

Am Fluß des Lebens.

Oder daran, daß ja auch andere Menschen ihre Lebensaufgaben hatten und ihre Prüfungen bestehen mußten?

Und sie manchmal mittendrin war.

Es aber mit ihr nichts zu tun hatte.

Damit, daß sie nicht gut genug war zum Beispiel!

Und daß sie immer dann, in ihrem Schmerz, so wütend wurde, daß sie andere, die sie verantwortlich hielt für ihr Unglück, bestrafen wollte.

Und es auch tat?

Wenn es ihr schlecht ging, wandte sie sich da ab von der LIEBE?

Wo waren ihr Urvertrauen in die Liebe, das Leben und in Gott?

Wenn man ohne Liebe ist, dann ist man leer, traurig.

Wie füllt man diese Leere auf?

Und was ist das Gegenteil von Liebe?

Sind es Wut, Groll und Zorn?

Entstanden vielleicht durch Enttäuschung, Schmerz, Verlust?

Aber diese Eigenschaften sind nicht Gott.

Gott ist einzig Liebe und Licht.

Lockenkopfengel entfernte sich mehr und mehr von der Liebe.

Sie versank in Traurigkeit und war oft melancholisch.

Sie war sich sicher, kein Recht auf Lebensfreude, Glück und Glückseligkeit zu haben.

Am Wochenende durfte sie ihren Papa besuchen, in der Woche wohnte sie bei ihrer Mama.

Papa verwöhnte sie und Mama versuchte sie zu erziehen.

Papa streichelte sie und hielt stundenlang ihre Hand.

Mama erwartete, daß sie zu Hause mithalf, Pflichten übernahm.

Das war ein großer Unterschied!

Sie war so gerne bei ihrem Papa.

Aber bald hatten Papa und seine neue Frau eigene Kinder.

Da war sie nicht mehr die Einzige, die seine Liebe und Zuwendung erwartete.

Und bekam.

Sie stand irgendwo in der Schlange nach Liebe von ihm an.

Nun war sie vier Jahre alt.

Mama wohnte mit ihr in der Wohnung, die Papa als Neulehrer zugewiesen bekommen hatte.

Papa wohnte mit seiner neuen Frau um die Ecke.

Mama war ein einsamer, trauriger Mensch geworden.

Lockenkopfengel sah sie fast nur noch weinen.

Es war so schwer für sie als kleines Kind dies alles zu verstehen und mit ansehen zu müssen.

Hilflosigkeit breitete sich in ihr aus.

Sie wollte auch getröstet werden.

Ihr Papa war weg!

Die Mama hatte keine Kraft dazu.

So sehr litt sie selbst.

Mama sagte zu Lockenkopf, die andere Frau hat uns den Papa weggenommen.

Papa sagte zu ihr, die Mama hatte keine Zeit mehr für mich, weil sie so viel Handball gespielt hat.

Da kam dann die andere Frau und Papa hat sich in sie verliebt.

Mama tröstete sich mit dem einen und anderen Mann.

Das konnte ihr ja keiner verdenken.

Sie suchte Vergessen, Liebe, Trost und Geborgenheit.

Und dann wurde sie schwanger.

Das war im Jahr 1960.

Verhütung, Pille, Abtreibung waren kein Thema, keine Selbstverständlichkeit, wie heute.

Die Frau konnte noch nicht selbst über ihr Leben bestimmen.

Geschieden, inzwischen mit einem vier jährigen Kind, unglücklich, schwanger –

was macht man da bloß?

Sie wollte das neue Kind nicht.

Das Geld war knapp.

Mama kam gerade so über die Runden mit ihrem Gehalt.

Zweimal fuhr Mama mit Lockenköpfchen in den Urlaub.

Mama war schwanger und mußte auch mal raus.

Einmal, im Winter, waren sie eine Woche lang in Hartmannsstein im Harz.

Eine Weile später dann eine Woche in Marienbad, in der damaligen CSSR.

Das waren FDGB Urlaube.

Da sagte Lockenkopf zu Mama so oft, daß sie dies und das Papa erzählen will, wenn sie nach Hause kommt.

Papa mußte doch auch alles erfahren.

Sie feierten Weihnachten dort in dem einen Urlaub.

Das erste Mal ohne Papa.

Und Lockenköpfchen machte sich so große Gedanken um ihren Papa.

Überlegte, wie es ihm wohl so gehen würde ohne seine kleine Tochter und ohne Mama.

Sie hatte Angst, daß er ganz einsam und alleine ist.

Der Gedanke war schrecklich für das Kind.

Sie konnte gar nicht in Ruhe schlafen und weinte deswegen oft.

Immer dachte sie, daß der Papa unendlich traurig sein müßte ohne seine beiden Liebsten.

Das las Mama ihr später, als sie erwachsen war aus Briefen vor, die sie wiederum an ihre Mama, also Mima, schrieb.

„Papa“ war jedes zweite Wort bei der Kleinen.

Mama zerriß es bald das Herz.

Und das Kind verstand ja nicht, daß der Papa nun ein ganz neues Leben hatte.

Einmal waren sie nach Gernrode verreist.

Da war es warm.

Es war der Sommer vorher.

Mama wollte, daß Lockenkopf schwimmen lernt.

Das war nicht so einfach.

Lockenköpfchen hatte so panische Angst wenn sie den Schwimmring umhatte.

Sie dachte immer, sie würde nach vorne ins Wasser „kippen“ und nicht mehr hochkommen und keine Luft mehr bekommen.

Und das Wasser war so schrecklich kalt.

Es dauerte ewig, bis die Kleine schwimmen lernte.

Da waren wohl noch ganz, ganz alte Erinnerungen in ihr.

Wer weiß woher und seit wannn.

Vielleicht aus Atlantis?

Als sie da lebte?

Drei mal sogar!

1961 wurde Lockenköpfchens Bruder geboren.

Auch er bekam den Namen seines großen, starken Schutz-Engel-Freundes aus der anderen Welt.

Das machte Mama unbewußt.

Nein, das stimmte ja auch nicht ganz.

Vor diesem Leben hatte sie sich die Namen ja schon überlegt und mit allen abgesprochen.

Sie gab ihren Kindern also genau die Namen, die absolut zu ihnen paßten und sie so immer erinnerten, wer ihre Lebensbegleiter auf der Erde waren.

Unser Lockenkopf hatte ein großes Problem damit, nun einen Bruder zu haben.

Sie war es doch, die die alleinige Aufmerksamkeit der Erwachsenen gewöhnt war.

Die Liebe von Mama und Oma wollte sie nicht teilen.

Vor allem, weil ihr Papa nun auch weg war.

Da brauchte sie diese ganze Aufmerksamkeit ja noch viel mehr.

Dann standen manchmal alle Erwachsenen um das Kinderbettchen ihres Bruders herum und sagten zu ihr:

“ Na, nun freust Du Dich sicher, daß Du einen Spielgefährten bekommen hast?“

Nein, sie freute sich überhaupt nicht.

Sie verstand die Welt nicht mehr.

Sie war viereinhalb Jahre alt, kein Papa war mehr da, dafür aber ein schreiender neuer Bruder.

Das wollte sie alles nicht.

Einsam fühlte sie sich.

Verraten und verlassen.

Eines Tages war sie alleine mit dem ungeliebten Baby, das dort im kleinen Bettchen lag.

Der Bruder schaute sie aus großen Augen an, als sie zu ihm herunter sah.

Sie war nur wütend auf ihn und hielt ihm die Nase zu.

Und auch den Mund.

So konnte er keine Luft bekommen.

Und nicht mehr schreien.

Er sollte endlich still sein!

Wenn er jammerte, kamen alle gelaufen.

Sie war die große Schwester und mußte immer nur helfen.

Er ging ihr auf die Nerven.

Sie wollte, daß er nicht mehr da ist.

Er sollte einfach weg sein.

Alles sollte so sein, wie früher.

Aber zum Glück kam sein - oder ihr? – Schutzengel und griff ein.

Sie nahm lieber die Hand wieder weg.

Aber ausstehen konnte sie ihren Bruder viele Jahre lang nicht.

Eines Tages, in einem Sommer, als sie noch klein war, fuhr sie mit ihrer Familie an den Strand.

Dort spielte sie so vor sich hin.

Ein bißchen hier, ein wenig da.

Irgendwann dann sah sie Mama nicht mehr.

Oh, welch ein Schreck.

Wo waren Mama und der Bruder?

Wo war ihre Familie?

Angst!

Panik.

Schmerz.

Erinnerung.

Verlassenheitsgefühle.

Einsamkeit.

Sie weinte fürchterlich und lief und lief.

So klein war sie und alle Menschen so groß und es waren so viele und alles sah so gleich aus und der Strand war so lang und, und, und.

Sie lief weinend und schluchzend so lange, bis irgendein gütiger Erwachsener sich ihrer annahm und sie zu einem Rettungsturm brachte.

Dort wurde sie ausgerufen.

Zum Glück konnte sie sich nach der ersten Panik an ihren Namen erinnern.

Und so kam dann Mama auch bald.

Was für ein Glück!

Sie fühlte sich noch nie so einsam.

Dies Erlebnis wiederholte sich umgekehrt später in ihrem Leben.

Sie war in Bulgarien, zur Hochzeitsreise, mit ihrem Mann.

Da lag urplötzlich ein kleines Mädchen in ihrer Nähe im Sand und sah sehr einsam aus.

Weinte vor sich hin.

War ganz alleine.

Als unser erwachsenes Lockenköpfchen dann fragte, wo ihre Eltern seien, sagte das verängstigte Kind, daß sie ihre Mama und Papa verloren hätte.

Da konnte unser Lockenkopf sofort die ganze Angst und Hilflosigkeit des Kindes verstehen.

Nahm sie an die Hand, sprach tröstend und beruhigend auf die Kleine ein und suchte mit Hilfe eines Rettungsschwimmers die Eltern des Kindes.

So lange blieb sie bei ihr, bis sie sie gefunden hatten.

Und hielt dabei ihre Hand.

Bald fanden sie die Eltern!

Lockenköpfchen kam dann in den Kindergarten.

Dort war sie schon ein kleiner Anführer.

Und hatte auch dort mit Aufmerksamkeitsdefiziten zu tun.