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Gedichte alle gereimt und formstreng, überwiegend unterhaltsan und knackig sowieso
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Seitenzahl: 80
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Ina Kramer wurde in Mülheim an der Ruhr geboren, machte Abitur in Essen, studierte Freie Kunst und Künstlerisches Lehramt an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, unterrichtete vier Jahre lang Kunst an einem Duisburger Gymnasium, malte und nahm an einigen Gruppenausstellungen teil, assistierte Ulrich Kiesow beim Erstellen des Regelwerks für das Fantasy-Rollenspiel Das Schwarze Auge, trug durch Texte, darunter vier Romane, und zahlreiche Illustrationen zur Ausgestaltung der Spielwelt Aventurien bei, betreute als freie Lektorin diverse Romanprojekte, schrieb Prosa und Gedichte und erhielt 2014 ihren ersten Literaturpreis.
Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf.
Bisher erschienen:
110 Gedichte
Die Albtraumgruppe
und andere Erzählungen
Frau Plaschkes Abenteuer
Roman in drei Teilen
Religiöses
Zeitliches
Natürliches
Persönliches
Krauses
Gelegentliches
Verzeichnis der Gedichte
oder das Nabelmysterium
Ich sah mir neulich Bilder an
von Cranach und von Dürer.
Seitdem frag ich mich dann und wann,
auch den Museumsführer,
woher das erste Menschenpaar
den Nabel hat erhalten.
Die Bibel sagt ja klipp und klar
im Testament, dem alten,
dass Gott den Adam formt und buk
aus Lehm, nach SEINEM Bilde.
Doch schien ein Mensch IHM nicht genug,
und so schuf ER aus Milde
und aus des Adams Rippenstück —
der schlief fest in Narkose —
die Eva ihm zum Freund und Glück,
ein Weib wie eine Rose.
Geboren ward nicht sie, nicht er,
ein Faktum unbestritten.
Wo also rührt der Nabel her
auf beider Bäuche Mitten?
Als Antwort kommt mir in den Kopf —
wird man mich dafür tadeln?
ER SELBST trug schon den Nabelknopf,
den Leib damit zu adeln.
Fand wohl zu glatt den Götterbauch,
und da ER zum Modelle
sich nahm für Adam (Eva auch),
kennt man nun Nabels Quelle.
Die Seele ist ein rätselhaftes Wesen,
sie wiege, heißt es, einundzwanzig Gramm.
Wer mag, solls glauben; wieder andre Thesen
besagen, sie sei zärtlich wie ein Lamm.
Der Seele Körper ist des Menschen Schatten;
so stehts im Märchenbuch von Oscar Wilde.
Das anzuzweifeln wird Herr Wilde gestatten,
auch wenn er es ganz glaubhaft mitgeteilt.
Unsterblichkeit ist jeder Seele eigen.
Das heißt ja wohl, sie lebt unendlich lange.
Unendlichkeit — das Wort gebietet Schweigen!
Der Seele aber wird nun angst und bange.
Den Tieren sei die Seele vorenthalten,
das wurde oft behauptet und gelehrt.
Wird sich die Seele nicht zusammenfalten,
wenn sie das hört, das Herz von Gram beschwert?
Die meine tät es, wenn ich eine hätte.
Doch hab ich sie? Bin dessen nicht gewiss.
Ach, hätte, hätte, seufzt sie, Fahrradkette;
die Einsicht trifft so schmerzhaft wie ein Schmiss.
Du arme Seele, nur im Menschen wohnend,
so leicht und dünn, unsterblich obendrein,
scheint dir ein solches Dasein wirklich lohnend?
Da schlüpft die Seele flugs in meinen Wein.
Am Ende aller Tage wird gerichtet,
das ist gewiss, so steht es in der Schrift.
Da wird nicht mehr verhandelt und geschlichtet,
nicht mehr sortiert, geordnet, umgeschichtet,
nur noch entschieden, wen die Strafe trifft.
Bisweilen wird am Ende auch gewogen;
den Job macht ein Geflügelter von Rang.
Und wer zu oft gelogen und betrogen,
wer unkeusch war und sonstwie ungezogen,
des Seele zittert beim Posaunenklang.
Ja wirklich, eine Seele kann man wiegen!
Nur hat das Seelenwiegen wenig Sinn:
Denn ob gewogen stehend, ob im Liegen,
sie wiegt, mag sie sich krümmen auch und biegen,
ein Gramm und zwanzig, mehr Gramm sind nicht drin.
Des Engels Stimme dröhnt: Zu leicht befunden!
Und wer zu leicht, den schluckt der Höllenschlund.
Auf Erden klagen eher die dicken Runden
ihr Schicksal an und hadern mit den Pfunden.
Im Himmel gehts halt anders zu und bunt.
Wir Menschenseelen sind nur Leichtgewichte,
das wurde grad bewiesen und erklärt.
Drum finden wir, trotz hoher Klerusdichte,
auch keine Gnade vor dem Endgerichte.
Doch wer will schon, dass Menschheit ewig währt?
Der Herr liebt Blut, der Herr liebt Rauch,
hat's nicht mit Kappes, Gerste, Lauch
(und zu bestrafen liebt er auch).
Doch fangen wir am Anfang an,
mit Kain und Abel, wo's begann.
Die Sintflut ist erst später dran.
Der Kain, der Ackerbauer war,
bracht Gott zum Opfer Grünzeug dar,
doch damit kam Gott gar nicht klar.
Der Abel, Viehhirt und nicht Bauer,
war frommer und vor allem schlauer;
er opfert Lämmer. Kain war sauer,
weil Gott sein Opfer ignorierte,
doch das des Abels estimierte,
der ihn mit Fleisch und Blut hofierte.
Dass Kain den Abel drauf bracht um,
war übertrieben, zudem dumm;
Gott nahm es ihm auch ziemlich krumm.
Wie's weiterging, ist ja bekannt:
Kain ward das Zeichen eingebrannt
und nie ein Bub nach ihm benannt.
Dann fand Gott, was er schuf, missraten,
die Menschen, diese Satansbraten.
So sehr sie flehten auch und baten,
er sprach voll Zorn: Ihr seid nicht gut.
Ich rott euch aus durch eine Flut,
mit Stumpf und Stiel und Stock und Hut.
Nur Noah wollte er verschonen,
für seine Frömmigkeit belohnen.
Der sollte in der Arche wohnen
mit seiner Sippschaft, vielen Tieren,
die fliegen oder geh'n auf Vieren.
Nicht alle wollte Gott verlieren.
Und als die Wasser abgeflossen,
bracht da der Noah unverdrossen
dem Herrn zum Opfer Bohnensprossen?
Nein, Quatsch, die war'n noch nicht erfunden.
Auch wusste Noah, die gesunden
der Gaben würden Gott nicht munden.
Drum nahm er Tiere, doch nur reine,
auch Vögel, mittlere und kleine,
dass sich ihr Opferrauch vereine.
Gar lieblich fand Gott diesen Qualm,
viel lieblicher als den vom Halm.
(Das steht bei Mose, nicht im Psalm.)
Wenn man bedenkt, dass nur ein Paar
von jeder Art im Bötchen war,
dann mutet's an gar wunderbar,
dass solche Vielfalt konnt entstehen.
Doch die wird ja demnächst vergehen.
So rundet sich dann das Geschehen.
für Eilige
Der fromme Hiob war ein reicher Mann,
hatt Herden und Gesinde sonder Zahl.
Er war so fromm, wie man nur fromm sein kann,
doch später sollt er leiden schlimme Qual.
Gott sah auf Hiob voller Freundlichkeit:
Das war ein Knecht, so recht, wie Er ihn mocht!
Nur einem ging die Freundlichkeit zu weit,
dem Satan nämlich, der nun Ränke flocht.
Er trat zu Gott aus der Besucher Rund
und sprach zu IHM, gar listig, keck und dreist:
"Dein Hiob-Knecht hat wahrlich allen Grund,
dich zu lobpreisen, denn schön reich und feist
hast du durch deine Gnade ihn gemacht.
Drum ist's kein Wunder, dass der Gute dich
anbetet und verehrt bei Tag und Nacht.
Doch was war, wenn — und darum wette ich
mit dir — der Hiob Hab und Gut verlöre?
Wär weiterhin er dir ein treuer Knecht?
Würd er anstimmen fromme Jubelchöre?
O nein, das würd er nicht; du kennst ihn schlecht!"
"Wohlan", sprach da der Herr, "die Wette gilt.
Nimm Hab und Gut, doch schone Hiobs Leib.
Treib's, wie du's magst mit ihm, recht arg und wild,
nimm Söhne, Töchter ihm, als Zeitvertreib."
Das ließ der Satan sich nicht zweimal sagen:
Mit Gottes Billigung und Teufelsmacht
befahl er, Hiobs Knechte zu erschlagen;
hat ihn zudem um Hof und Vieh gebracht.
Und um das Maß der Bosheit voll zu machen,
nahm er auch Hiobs Kinder, alle zehn.
Doch war's zu früh, um schadenfroh zu lachen,
denn Hiob fluchte Gott nicht, wie wir sehn:
Im Gegenteil, er sprach "Es sei gelobt
der Nam des Herrn!", nachdem er sich geschoren.
Zwar hat der Satan drauf voll Wut getobt,
doch noch gab er die Wette nicht verloren.
"Dürft ich", so sprach er, "Hiobs Körper schinden,
dann wär's vorbei mit Lob und Opfergaben.
Du würdest deinen Knecht nicht wiederfinden."
"Nun gut", drauf Gott, "du kannst den Hiob haben.
Nur lass mir meinen treuen Knecht am Leben!"
"Ja sicher", sagte Satan. "Wenn er tot
wär, würd die Wette keinen Sinn ergeben.
Nur wenn er lebt, hat Sinn des Hiobs Not."
Drauf überzog er Hiobs heile Haut
vom Scheitel bis zur Sohle mit Geschwüren.
Der Hiob jammerte und weinte laut,
doch ließ er sich vom Satan nicht verführen,
auch nicht von seiner unbedarften Frau,
sich zu versündigen und Gott zu fluchen
(und das erwies sich später als recht schlau).
Dann aber kamen, um ihn zu besuchen
und ihn zu trösten, seine drei Genossen,
zerrissen ihre Kleider, und aufs Haupt,
da haben Schmutz und Asche sie gegossen
in ihrem Kummer, dass es nur so staubt.
Nun folgen vierzig lange Klagelieder
auf dreiunddreißig eng beschriebnen Seiten.
Wir geben hier nur eine Kurzform wieder,
ansonsten könnt sich Ungeduld verbreiten.
Der Hiob hadert schwer mit dem Geschick.
Zu viert beginnen sie zu diskutieren,
recht wortreich, und man braucht schon etwas Glück,
um nicht zu rasch den Faden zu verlieren.
Poetisch ist die Sprache zweifellos,
deswegen zieht die Sache sich auch hin.
Manchmal heißt wohl das Fazit: Gott ist groß.
Ein andres Mal bleibt rätselhaft der Sinn.
Zu guter Letzt mischt auch noch Gott sich ein;
der Hiob hatte sich weit vorgewagt.
Und Gott erklärt, dass einzig ER allein
der Schöpfer sei, der alles überragt.
Zerknirscht sinkt Hiob nieder. Er bereut
und widerruft, was Dummes er geschwätzt.
Das ist der Hiob, der den Herrn erfreut!
Das ist ein Knecht, wie Gott der Herr ihn schätzt!
Drum machte Gott ihn reicher als er war,
ersetzte auch die Kinder durch zehn neue
und schenkte ihm noch hundertvierzig Jahr,
auf dass den Herrn er lobe und sich freue.
Wie Satan das Finale fand,
davon steht nichts im dicken Band.
Vielleicht, so könnte es doch sein,
fiel ihm dazu dies Sprüchlein ein:
Und die Moral von der Geschicht?
Mit Gott zu wetten, lohn sich nicht.
Denn, das weiß schließlich jedes Kind,
es ist der Herr, der stets gewinnt.
(unvollständig und selektiv)
Die Menschheit war stets kreativ
darin, sich Götter auszudenken,
denn da ihr Geist schwach und naiv,