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Das Begleitbuch zur Jägerprüfung: "Waldbau" - den mündlichen Teil der Jägerprüfung garantiert bestehen! - Forstwirtschaft und Jagd zusammen denken - Alles zu Waldbau, Lebensabschnitte des Waldes, Betriebsarten, forstliche Eingriffe, Waldschäden und Naturschutz - Wildschäden im Wald erkennen und richtig handeln - Leicht verständlich aufbereitet und didaktisch perfekt durchdacht - Baumarten garantiert richtig bestimmen: Mit ausführlichen Steckbriefen aller prüfungsrelevanten Arten und wertvollen Bestimmungshilfen für verschiedene Entwicklungsstufen
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Seitenzahl: 260
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© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München
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Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
Projektleitung: Dr. Folko Kullmann
Lektorat: Angelika Glock, Stephanie Schlicht
Bildredaktion: Angelika Lang
Korrektorat: Stephanie Schlicht
Covergestaltung: kral&kral design, Dießen a. Ammersee
eBook-Herstellung: Pia Schwarzmann
ISBN 978-3-96747-119-9
1. Auflage 2023
Bildnachweis
Illustrationen: Beatrice Jäger; Mat Kovacic; Anton Walter
Fotos: Beatrice Jäger; AdobeStock; Getty Images; mauritius images; Naturland - Verband für ökologischen Landbau e.V.; PEFC Deutschland e.V.; shutterstock; Reiner Wagner; Wikipedia
Syndication: www.seasons.agency
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»Aha, o. k., und was macht man da?«, »Ich dachte, du trägst später mal Bleistiftrock und High Heels!«, »Das kann ich mir bei dir irgendwie nicht vorstellen …«. Das alles waren Reaktionen aus meinem Freundeskreis, als ich kurz vor den Abiturprüfungen entschieden hatte, dass ich Forstwissenschaft studieren möchte. Zugegeben, nachdem ich voller Motivation meinen Studiengang festgelegt hatte, waren diese Reaktionen ein kleiner Dämpfer, und um ehrlich zu sein, hat mich die Entscheidung ein Stück weit selbst überrascht.
Ich selbst bin ohne Bezug zur Forstwirtschaft und auch zur Jagd aufgewachsen. Beide Themen haben in meinem Leben keine Rolle gespielt, da mir schlichtweg der Kontakt dazu gefehlt hat. Auf dem Gymnasium begegnete mir der Wald nur in Form des tropischen Regenwaldes, hier im Kontext mit Raubbau und ein paar biologischen Grundlagen – die Jagd jedoch wurde nie thematisiert. Dabei sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, die heimischen Ökosysteme und ihre Abläufe zu kennen und im Zuge dessen auch die Möglichkeiten, diese als Mensch bestmöglich zu unterstützen und nachhaltig zu nutzen.
Ich erinnere mich an eine kleine Radtour mit meiner besten Freundin im Frühling vor den Abiturprüfungen. Die Isarauen waren quasi mein »Heimatwald«, und schockiert musste ich bei einer kurzen Pause feststellen, dass ich im Grunde absolut nichts über ihn wusste. Ich ließ meinen Blick über die Flächen schweifen und konnte kaum eine Baumart benennen, die Geräusche der Tierwelt nicht zuordnen. Meine Umgebung war für mich nur eine grüne Kulisse. Dieses Erlebnis war für mich einschneidend. Bereits in den Jahren zuvor habe ich begonnen, mir Gedanken über meinen Lebensstil und die damit zusammenhängenden Auswirkungen zu machen. Die Themen Regionalität, Nachhaltigkeit und Naturschutz waren zu dieser Zeit noch ein Spezialgebiet einzelner Personenkreise. Der Mehrheit ging es vielmehr darum, stets das neueste Automodell, die neueste Mode und einen Reisepass mit möglichst vielen Stempeln zu besitzen, das alles begleitet von dem großen Druck, jederzeit mit den anderen mithalten zu können. Wald, Natur und Ökologie waren »uncool«, ja fast schon »ewig gestrig«. Ich habe mich früher darüber gewundert, dass meine Mutter in unserem Garten eigenes Gemüse angebaut hat. Statt Löwenzahn (der z. B. in den Kartoffelsalat geschnitten wurde) aus dem englischen Rasen zu stechen und Ziergehölze zu pflanzen, wurden die Obstgehölze geschnitten und die Gemüsebeete gepflegt. Rückblickend bin ich dankbar dafür, dass sie ihrer Linie immer treu geblieben ist und so einen Grundstein für mein jetziges Leben gelegt hat. Am Anfang meiner Teenagerzeit begann ich zu hinterfragen, welche konkreten Auswirkungen mein persönlicher Lebensstil hat. Plötzlich beschäftigte ich mich damit, woher meine Lebensmittel und Alltagsprodukte stammen, unter welchen Bedingungen sie hergestellt werden. Das führte dazu, dass ich eine Zeit lang vegetarisch gelebt habe. Für mich war diese Entscheidung eine notwendige Reißleine, die mir Zeit verschafft hat, mich zu sortieren und meinen eigenen Lebensstil zu formen. Auf einmal interessierten mich Bereiche wie die Landwirtschaft, der Gartenbau und, ja, ihn gab es auch noch, der Wald. Dass der Wald und sein Holz ein großes Berufsfeld darstellen, war mir zu dieser Zeit nicht bewusst. Im Abschlussjahr erhielten die Abiturienten unseres Gymnasiums einen Studienführer mit allen Studiengängen an sämtlichen Hochschulen, die es in Deutschland gibt. Seite für Seite blätterte ich ihn durch, bis ich auf das Studium der Forstwissenschaften stieß. Ich las mir die Beschreibung durch und schrieb mich wenige Wochen später für ausschließlich diesen Studiengang ein, einen Plan B gab es für mich nicht. Ich hatte genau das gefunden, was mich bis heute erfüllt. Eine Basis und ein Konzept, um unsere Natur verstehen zu lernen und mit ihr so umgehen zu können, dass wir und nachfolgende Generationen sowohl die Umwelt aufwerten als auch eine sichere Lebensgrundlage für uns selbst bewahren können. Dass ich dabei auch mit der Jagd in Kontakt kommen würde, war mir bewusst. Für mich war die Jagd ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung eines autarken Lebens. Sie bietet mir auf der einen Seite die Möglichkeit, mein eigenes Fleisch ökologisch, fair und regional zu erhalten, und auf der anderen Seite der Natur ein Stück zurückzugeben, beispielsweise durch die Aufwertung von Lebensräumen. Auf dem Weg zum Jagdschein habe ich mehrere Jahre in Revieren mitgeholfen und mich mit der Verwertung des Fleisches vertraut gemacht. Noch vor dem Jagdschein habe ich den Fischereischein erworben und mich somit dem eigenständigen Entnehmen und Verwerten von Tieren weiter angenähert.
Meine Philosophie ist es, der Natur so viel Raum zur Entfaltung zu geben wie irgend möglich.
BEATRICE JÄGER
Nur zu gut erinnere ich mich an mein erstes Stück Wild, das ich selbst erlegt habe. Zum ersten Mal die Person am Abzug zu sein, zum ersten Mal die komplette Verwertungskette zu erleben, zum ersten Mal das direkt aus der Natur tierschutzgerecht gewonnene, unverfälschte, hochwertige Lebensmittel Fleisch selbst zuzubereiten und nicht zuletzt dafür unendlich dankbar zu sein. Dieses Erlebnis war für mich ein Gefühl des Ankommens, des Erdens.
In meinem heutigen beruflichen Alltag vereine ich die Bewirtschaftung des Waldes und anderer Naturflächen mit der Jagd. Meine Philosophie ist es, der Natur so viel Raum zur Entfaltung zu geben wie irgend möglich. Sie so zu unterstützen, dass sie mir im Gegenzug ermöglicht, die natürlichen Ressourcen für mein und unser aller Leben nachhaltig zu nutzen. Ich strebe eine multifunktionale Forstwirtschaft an, die die Belange der Natur und des Menschen nachhaltig vereint. Dabei ist mir die Erzeugung von regionalem, qualitativ hochwertigem Holz gleichwohl ein Anliegen – ebenso wie die aktive Gestaltung und Verbesserung der Lebensraumsituation aller vorhandenen Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensformen.
Beatrice Jäger
Forstwirtschaft und Jagd dürfen gerade in Zeiten des Klimawandels niemals getrennt voneinander betrachtet werden.
Der Wald und die Biotope darin mit der ganzen Vielfalt an Pflanzen,Tieren, Pilzen und Mikroorganismen sind Teil des gleichen Ökosystems, in dem sich Forstwirtschaft und Jagd bewegen und sich wechselseitig beeinflussen. Das Handeln in einem der beiden Bereiche hat direkten Einfluss auf den anderen.
Unsere Wälder sind komplexe Ökosysteme und somit weder rein als Kulisse zu betrachten noch auf ihre Bewohner zu reduzieren. Ein Ökosystem besteht immer aus einem belebten und einem unbelebten Teil. Grundlage des unbelebten Teils (das sind die Biotope, also der Lebensraum an sich) sind die Klimabedingungen (Temperatur, Niederschlag, Sonneneinstrahlung und Wind) und die dadurch vorhandenen natürlichen Ressourcen wie Licht oder Wasser. Darüber hinaus gehören der Boden, der sich aus dem örtlichen Grundgestein bildet, und auch die Topografie dazu. Jedes Biotop stellt eine Lebensgrundlage für unterschiedlichste Organismen dar. Die Gesamtheit der Lebewesen im Ökosystem nennt man Biozönose. Hierzu gehören Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen gleichermaßen. Die Natur hat in ihren Systemen für jedes Problem eine Lösung. Alles, was an Material anfällt, wird von Lebewesen verwendet, entstehender Raum wird direkt besiedelt. Dinge wie Müll existieren hier nicht. Jedoch hinterlässt jedes Lebewesen charakteristische Spuren, die auf den jeweiligen Wohnraum oder die spezielle Ernährung zurückzuführen sind. Wo man Füchse findet, ist ein Bau in der Nähe, wo Maulwürfe leben, wird man Erdhaufen finden, wo Biber wohnen, findet man angenagtes Holz und eine Burg. Auch unser Leben hinterlässt Spuren. Grundsätzlich ist der Mensch ein Teil der Natur, wir lassen uns in den Stammbaum der Biologie einordnen wie jedes andere Tier auch. Wir benötigen zum Leben Platz für unsere Gebäude, Holz und andere Rohstoffe, um diese zu bauen, und natürlich Nahrung. Für das Holz bewirtschaften wir Wälder, für unsere Nahrung bestellen wir Äcker. Jedes Handeln in diesen Bereichen stellt einen Eingriff in ein Ökosystem dar und verändert ein Biotop. Mit der Veränderung eines Lebensraums ändern sich auch dessen Bewohner. Diesen Zusammenhang verinnerlicht zu haben ist die Voraussetzung für jeden Eingriff in unsere Umwelt. Bezogen auf meine Arbeit bedeutet das, dass ich neben den Faktoren, die für die Erzeugung von Holz entscheidend sind, auch über die Auswirkungen auf andere Lebewesen nachdenke und meine Entscheidungen so abwäge, dass ich die bestmögliche Variante für alle Bereiche finde. Jeden Faktor komplett zu berücksichtigen ist nicht möglich. Aber es ist möglich, die Schnittmenge zu optimieren und dadurch ein gutes Ergebnis für alle Bereiche zu erzielen. Bepflanze ich z. B. eine Fläche neu, überlege ich mir, welche Baumarten zum Standort passen und produktiv sind, welches Holz dort erzeugt werden kann. Im gleichen Atemzug beachte ich die große forstbetriebliche Situation. Befinde ich mich im Wald in einem großen Nadelholzbereich, bin ich nah an Gewässern, sind die Altersstrukturen der umliegenden Bäume gleichförmig? Daraus kann ich ableiten, ob ich beispielsweise eher eine Laubholzinsel pflanze, die im Frühjahr Licht auf den Boden lässt und im Herbst durch Sämereien Nahrung bietet, oder ob ich Nadelholz pflanze und so einen Rückzugsort mit Deckung schaffe. Mit der Art und Weise der Umsetzung kann ich wiederum die Fläche in eine andere Richtung lenken.
Die Forstwirtschaft und die Jagd bewegen sich beide im gleichen Ökosystem und beeinflussen sich daher wechselseitig. Das Handeln in dem einen Bereich hat direkte Auswirkungen auf den anderen. Aus diesem Grund ist es wichtig, stets beides zusammen zu betrachten. Die Forstwirtschaft erstrebt einen gesunden Wald, der es uns auch in Zukunft ermöglicht, wertvolle Ressourcen zu beziehen, die Jagd richtet den Fokus auf einen gesunden Wildbestand. Gemeinsam können wir das Ökosystem »Wald« nachhaltig gestalten und die beiderseitigen Interessen vereinen.
Durch forstwirtschaftliche Eingriffe lassen sich Lebensräume z. B. in Bezug auf das Nahrungsangebot für Wildtiere lenken.
Die Forstwirtschaft erstrebt einen gesunden Wald, die Jagd einen gesunden Wildbestand. Nur gemeinsam können wir das Ökosystem Wald nachhaltig gestalten.
Unzählige verschiedene Biotope vereinen sich zu einem Ökosystem, in dem jedes Handeln einen Eingriff darstellt und den Lebensraum verändert.
Die Entwicklung von klimastabilen Zukunftswäldern ist nur möglich, wenn Forstwirtschaft und Jagd zusammenarbeiten. Durchforstungen und Endnutzungen z. B. beeinflussen das Äsungsangebot und somit den Lebensraum fürs Wild.
Jagd und Waldbau stehen in von Wechselwirkungen geprägtem Zusammenhang. Waldbauliche Handlungen beeinflussen die jagdlichen und umgekehrt. Ein gesunder Wald und gesunde Wildbestände können nur existieren, wenn beides ineinander greift.
Unser Wild benötigt ausreichend Nahrung (Äsung) und Rückzugsorte (Deckung). Beides wird durch waldbauliche Eingriffe beeinflusst. Durchforstungen, Endnutzungen und die Wahl der Baumart ändern z. B. das Äsungsangebot. Eine starke Durchforstung beispielsweise lässt Licht auf den Boden durch, wodurch sich eine Krautschicht einstellen kann. Forstkulturen und auch Naturverjüngung entwickeln sich zu Dickungen weiter, die besonders in Form von Nadelholz Deckung bieten und somit einen Ruheort für das Wild darstellen. Laubgehölze, die große Sämereien erzeugen, wie Eichen (Quercus spec.) oder die Rotbuche (Fagus sylvatica), beeinflussen in Mastjahren die Raumnutzung des Wildes. Die Jagd wiederum leistet einen wichtigen Beitrag bei der Etablierung junger Wälder und sollte deshalb frühzeitig in waldbauliche Entscheidungen mit eingebunden werden. Insbesondere Pflanz- und Verjüngungsflächen stellen über mehrere Jahre einen forstlichen und jagdlichen Schwerpunkt dar. Junge Pflanzen sind stetig dem Konkurrenzdruck der krautigen Vegetation ausgesetzt und müssen durch Pflegeeingriffe gefördert werden. Wild findet auf diesen Flächen besonders gute Äsungsbedingungen, was das Aufwachsen der jungen Pflanzen zusätzlich erschweren kann. Aufgrund dieser Wechselwirkungen müssen forstliche und jagdliche Planungen Hand in Hand greifen. Auf Jungflächen lassen sich z. B. jagdliche Kerngebiete mit einer Konzentration des Abschusses festlegen. Das bedeutet im Gegenzug aber auch, dass hier ein Bereich entsteht, der für das Wild mittelfristig nicht mehr vollkommen als Lebensraum zur Verfügung steht. Um dem entgegenzuwirken, kann man beispielsweise umliegenden Lebensraum z. B. mit Wildäckern aufwerten und auch in anderen Bereichen, in denen Wild keinen Druck mehr auf die Pflanzen ausübt, Jagdruhe einkehren lassen. Langfristig gibt es auch waldbauliche Möglichkeiten, den Druck auf entstehende Verjüngungsflächen zu reduzieren, indem gesamtbetrieblich darauf geachtet wird, Äsung und Deckung gleichmäßig bereitzustellen. Hier spielen die Wahl der Baumarten und die Größe der Eingriffe eine Rolle.
Zwei Herzen schlagen in meiner Brust: Ich bin leidenschaftliche Försterin und Jägerin. Doch betrachte ich diese Bereiche nicht getrennt, sie bilden für mich eine Einheit.
BEATRICE JÄGER
Jagd und Waldbau stehen in von Wechselwirkungen geprägtem Zusammenhang und müssen zusammen gedacht und umgesetzt werden. So ist es möglich, die Lebensbedingungen für das Wild und gleichzeitig die Aufwuchsverhältnisse für Jungpflanzen langfristig zu verbessern. Eine gute Zusammenarbeit von Forstwirtschaft und Jagd ist ein zentraler Punkt bei der Entwicklung klimastabiler Zukunftswälder.
Der im Zuge des Klimawandels angestrebte Waldumbau kann auch als Chance gesehen werden, unseren Wald in eine neue Richtung zu lenken, die Nutzung und Natur gleichermaßen gerecht wird.
Der Klimawandel mit all seinen Folgen und Unwägbarkeiten stellt zweifelsohne meine größte berufliche Herausforderung dar. Die Auswirkungen können punktuell sehr unterschiedlich sein, die Vorstellung, dass durchgehend alle Bereiche unserer Lebensräume trockener und wärmer werden, lässt sich so in der Praxis nicht verifizieren. Es wird Gegenden mit deutlich mehr Niederschlag und somit auch höherer Überschwemmungsgefahr geben, gleichwohl werden neue Trockengebiete entstehen. Wie sich das Wetter punktuell ändern wird, in welcher Intensität und vor allem in welchem Zeitraum, bleibt unbekannt. Seit mehreren Jahren steht die Forstwirtschaft im Zeichen des Waldumbaus. Das bedeutet eine Abkehr von großflächigen, gleichartigen und gleichaltrigen Wäldern hin zu einer kleineren Flächenstruktur mit unterschiedlichen Baumarten, die für den jeweiligen Standort geeignet sind. Mit dem Klimawandel kommen beim Waldumbau weitere Unsicherheitsfaktoren hinzu: unwägbare Veränderungen in Bezug auf Temperaturen und Niederschläge sowie Krankheiten und Schädlinge. Wissenschaftliche Untersuchungen geben hier wertvolle Anhaltspunkte zur Gestaltung unseres Zukunftswaldes. In einer dieser Untersuchungen, »Klimahüllen für 27 Waldbaumarten« (1), wurden jeweils die Klimabedingungen (Temperatur und Niederschlag), unter denen 27 Waldbaumarten natürlicherweise vorkommen, mit einer klimatischen Prognose für die Zukunft und dem aktuellen, nach dem Klima ausgerichteten Verbreitungsgebiet in Deutschland verschnitten. Daraus resultieren Diagramme, die sowohl das aktuelle klimatische Verbreitungsgebiet der Bäume als auch das im Zuge des Klimawandels prognostizierte Verbreitungsgebiet zeigen. Das gibt eine wichtige Orientierungshilfe, ob es aussichtsreich ist, an einem bestimmten Standort mit Blick auf die Zukunft eine Baumart zu pflanzen. Neben einheimischen Baumarten sind auch Baumarten mit Ursprungsgebieten im Ausland in die Untersuchung eingeflossen. Was sich allerdings nicht in Prognosen abbilden lässt, sind Faktoren wie neu auftretende Krankheiten und Schädlinge.
Auch wenn die momentane Situation ausweglos scheint, stimmt sie mich hoffnungsvoll. Ich sehe den Waldumbau als Chance, unseren Wald in eine neue Richtung zu lenken, die sowohl unsere Ansprüche an die Produktwelt Holz als auch den Schutz der Natur auf effektive und effiziente Weise vereint.
Der Umbau des Waldes verlangt zwangsläufig die Pflanzung von Bäumen. An Naturverjüngung kann immer nur das aufkommen, was auf den umliegenden Flächen bereits vorhanden ist. Möchte man die großflächigen Strukturen brechen und auch auf Kleinstandorte reagieren, müssen neue Baumarten aktiv eingebracht werden. In der modernen Forstwirtschaft werden kleinere Bestandsgrößen angestrebt, die Pflanzungen im Wald häufig den Status des Besonderen geben. Wachsen hier dann zudem seltene Baumarten, sind die Flächen für Schalenwild, insbesondere das Rehwild als Konzentratselektierer, besonders attraktiv. Das bedeutet, dass vor allem die für den Waldumbau künstlich eingebrachten Jungpflanzen einem höheren Druck durch das Wild ausgesetzt und besonders zu schützen sind.
Die Herausforderungen aus Klimawandel und Waldumbau sind groß, aber nicht unmöglich zu bewältigen. Ziehen alle Verantwortlichen und Mitwirkenden gemeinsam an einem Strang und setzen sich aktiv für die Natur ein, kann es uns gemeinsam gelingen, zukünftigen Generationen einen starken und gesunden Wald zu hinterlassen.
Das Rehwild als Konzentratselektierer findet besonders Geschmack an Jungpflanzen seltener Baumarten.
Der Wald ist in verschiedene Schichten untergliedert und erfüllt unterschiedliche Funktionen, indem er uns wertvolle Ressourcen liefert.
Eine Definition von Wald ist im Bundeswaldgesetz zu finden und wird in den jeweiligen Landeswaldgesetzen noch weiter ausgestaltet. Neben der gesetzlichen Definition gibt es naturwissenschaftliche Ansätze.
Eine absolut simple Frage, solange man sie nicht beantworten muss. Wie man den Begriff »Wald« definieren kann, darüber habe ich mir bis zu meinem Studium nie Gedanken gemacht. Doch dann sitze ich im Hörsaal und bekomme unvermittelt diese Frage gestellt. Verlegen blicke ich auf meinen Schreibblock und fange an zu grübeln: »Das Erste, was mir dazu einfällt, ist eine Fläche mit Bäumen. Doch wie grenze ich dann eine Streuobstwiese davon ab oder einen Garten? Ist ein Park auch ein Wald? Und was die Bäume anbelangt: Es gibt davon ja unzählige Arten! Magnolien habe ich in unseren heimischen Wäldern noch keine gesehen, spielt das für die Definition eine Rolle? Muss die Fläche eine bestimmte Größe haben?«
Eine einfache Frage hatte in mir eine ganze Lawine von weiteren Fragen losgetreten. Und ich bin ehrlich, eine Antwort, die mich zu 100 Prozent zufriedengestellt hat, habe ich damals nicht gefunden.
Den Begriff »Wald« klar zu definieren, ist unglaublich wichtig. Nur so können Gesetze eine einheitliche Grundlage zum Schutz und zur Nutzung des Waldes schaffen. Aus diesem Grund legt der Gesetzgeber im Bundeswaldgesetz (BWaldG) diesen Begriff in § 2 Abs. 1 folgendermaßen fest:
»(1) Wald im Sinne dieses Gesetzes ist jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche. Als Wald gelten auch kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere mit dem Wald verbundene und ihm dienende Flächen.«
Damit ist klar: Streuobstwiesen sind kein Wald, da hier keine Forstpflanzen stehen. In diesem Zusammenhang ist auch die Widmung einer Fläche wichtig. Mit der Widmung einer Fläche, z. B. Wald, Landwirtschaft, Siedlung, geht immer eine spezielle Nutzung einher. Eine landwirtschaftliche Fläche, wie etwa eine Wiese, darf nicht ohne Weiteres bepflanzt und zu Wald umgewandelt werden, da in diesem Fall eine Nutzungsänderung vorliegt, die genehmigt werden muss. Ebenso kann man nicht beliebig ein Stück Wald roden und dort ein Haus bauen, denn auch hierdurch ändert sich die Nutzung. Im fortlaufenden Gesetzestext von § 2 Abs. 2 BWaldG werden von der Definition des Waldes ausgenommene Flächenformen genannt, so z. B. Kurzumtriebsplantagen (in kurzem Umtrieb [kürzer 20 Jahre] über Stockausschläge bewirtschaftete Pappel- und Weidenflächen) oder kombinierte Flächennutzungen, sogenannte agroforstliche Nutzungen. Agroforstsysteme gewinnen insbesondere in den letzten Jahren in Deutschland zunehmend an Beliebtheit. Hier lassen sich z. B. die Erzeugung von Energieholz und die Haltung von Tieren kombinieren. Dabei kann eine Fläche beispielsweise so aufgebaut werden, dass streifenweise eine schnell wachsende Baumart zur Brennholzerzeugung (Pappel oder Weide) auf einer Wiese angepflanzt wird, während die Zwischenfelder frei bleiben. Hier gibt es nun Platz für die Freilandhaltung von Hühnern, die in den Streifenpflanzungen Unterschlupf und reichlich natürliche Nahrung finden. Aber auch kombinierte Systeme mit Ackerbau sind möglich.
Für Fälle wie Christbaumkulturen oder Parkanlagen gibt der Gesetzgeber in § 2 Abs. 3 BWaldG den Ländern die Freiheit, in ihren eigenen Landeswaldgesetzen zu entscheiden, ob diese Flächen dem Wald zuzuordnen sind. Das Bundeswaldgesetz fungiert als Rahmengesetz, das in den Landeswaldgesetzen noch weiter ausgestaltet wird. In § 1 BWaldG wird der Zweck des Gesetzes näher dargelegt. Hier werden die Erhaltung der Waldfunktionen, die Förderung der Forstwirtschaft und der Interessenausgleich von Waldbesitzern und der Allgemeinheit aufgeführt.
Neben der gesetzlichen Definition von Wald gibt es auch naturwissenschaftliche Ansätze. So entwickelt sich auf einer von Bäumen bestandenen Fläche in ausreichender Größe ein für Wald charakteristisches Eigenklima. Sicher ist Ihnen selbst schon aufgefallen, dass es im Sommer im Wald kühler ist als auf Freiflächen und die Bedingungen dort auch häufig feuchter erscheinen. Das Eigenklima entsteht zum einen durch die geringere Sonneneinstrahlung aufgrund des Kronendaches sowie durch eine höhere Luftfeuchtigkeit aufgrund der Verdunstung von Wasser an Blättern und Nadeln und zum anderen durch die geringeren Windgeschwindigkeiten im Wald, was die Austrocknung verringert. Gemäß der Betrachtung von Ökosystemen ermöglichen diese Bedingungen wiederum waldtypischen Lebensgemeinschaften, dort Fuß zu fassen.
Mein Verständnis von Forstwirtschaft entspricht der sogenannten multifunktionalen Forstwirtschaft, die alle Funktionen des Waldes gleichermaßen berücksichtigt.
BEATRICE JÄGER
Der Wald ist für uns nicht ausschließlich Holzlieferant und darf auch nicht auf seine Nutzfunktion reduziert werden. Er bietet uns weit mehr als nur diese eine Ressource, nämlich genauso Schutz, Erholung und Lebensraum.
Wenn wir über Waldfunktionen sprechen, dann geht es um Leistungen, die der Wald für uns und die Umwelt erbringt. Grob lassen sich die Funktionen in Schutz-, Nutz-, Erholungs- und Lebensraumfunktion unterteilen. Hinter den Funktionen stehen unterschiedliche Interessengruppen. Unser Wald ist in seinen Leistungen als Gesamtheit zu sehen. Als den Wald formende Kraft ist die Forstwirtschaft maßgeblich. Hier ist es wichtig, den Wald nicht nur in seiner Nutzfunktion zu betrachten, sondern auch die anderen Funktionen miteinzubeziehen. Mein Verständnis von Forstwirtschaft entspricht der sogenannten multifunktionalen Forstwirtschaft. Das bedeutet, dass mein Ansatz, den Wald zu formen, alle Funktionen gleichermaßen berücksichtigt. Wald ist für mich weder ausschließlich Holzlieferant noch reiner Naturraum. Bei jeder Entscheidung, die ich im Forstbetrieb treffe, wäge ich alle Bereiche ab und überlege mir, wie ich die beste Lösung finden kann, die allen Funktionen möglichst umfassend gerecht wird. Anfänglich war ich besorgt, dass mir der Spagat zwischen den einzelnen Funktionen nicht gelingen könnte oder ich häufig Entweder-oder-Entscheidungen würde treffen müssen. Mit den Jahren jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mit den Stellschrauben, an denen ich drehen kann, häufig positive Effekte für mehrere Bereiche gleichzeitig erzielen kann, die verschiedenen Zielsetzungen sich also nicht im Wege stehen, sondern auch gegenseitig befördern können. Beispielsweise profitiert die Wuchsfähigkeit eines Waldes maßgeblich von der Beschaffenheit des Bodens. Achte ich bei meiner Arbeitsstrategie auf den Bodenschutz, die Verminderung von Erosion und eine mögliche Anreicherung von Nährstoffen, kann ich erreichen, dass der begründete Wald besser wächst.
Alle Waldfunktionen auf einen Blick
→ Schutzfunktion
→ Nutzfunktion
→ Erholungsfunktion
→ Lebensraumfunktion
Der klassische Schutzwald im Gebirge schützt die Menschen vor allem vor Lawinenabgängen.
Geht es um die Begriffe »Wald« und »Schutz« in Kombination, muss man genau zwischen Schutzwald und den Schutzfunktionen des Waldes unterscheiden. Leider werden beide Begriffe häufig synonym verwendet oder vertauscht, obwohl sie klar abgrenzbar sind. Was unter den Begriff »Schutzwald« fällt, ist in § 12 Abs. 1 BWaldG geregelt. Hier wird beschrieben, dass Waldflächen zu Schutzwald erklärt werden können, wenn diese die Allgemeinheit vor Gefahren oder Beeinträchtigungen bewahren. Im Schutzwald gelten dann besondere Regeln für die Forstwirtschaft, die ein bestimmtes Handeln vorschreiben oder einschränken. Als Gründe für die Erklärung zum Schutzwald werden insbesondere der Schutz vor Immissionen, Erosion (durch Wind und Wasser), Austrocknung, schädlichem Oberflächenabfluss und Lawinen genannt. Weitere Auslegungen zum Schutzwald obliegen den Ländern.
Vom Begriff »Schutzwald« klar abzugrenzen sind die »Schutzfunktionen« des Waldes. Denn auch Wald, der nicht gesetzlicher Schutzwald nach § 12 BWaldG ist, kann wichtige Schutzfunktionen erfüllen. Der Bereich der Schutzfunktionen ist weiter gefächert und erstreckt sich auch auf Bereiche wie z. B. den Sichtschutz. Die Schutzfunktionen des Waldes stellen eine wichtige Grundlage dar, um wiederum den Wald selbst zu schützen. Die Schutzfunktionen sind in Waldfunktionenkarten festgehalten und können dort für jedes Gebiet eingesehen werden. Die Waldfunktionenkarten stellen eine Orientierungsgrundlage zur Waldbewirtschaftung dar. Im Folgenden werden die wichtigsten Schutzfunktionen des Waldes näher betrachtet.
Wissenswertes
Schutzwald und Schutzfunktionen des Waldes sind nicht das Gleiche!
Der Boden ist neben dem Klima der wichtigste Produktionsfaktor des Waldes. Er ist naturgegeben und bestimmt, wie gut (d. h., wie schnell bzw. hoch) Pflanzen an einem Ort wachsen können. Zudem besitzt der Boden eine natürliche Puffer- und Schadstoff-Filterfunktion. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Produktionskraft des Bodens zu erhalten. Gefahren für die Bodenfruchtbarkeit bestehen häufig bei mangelndem Bewuchs und Hanglagen. Ein starker Bewuchs, insbesondere Wald, besitzt eine hohe Oberflächenrauigkeit und senkt daher die Windgeschwindigkeit. So wird ein Verwehen wichtiger, nährstoffhaltiger Böden verhindert. Stärkere Regenereignisse, die besonders an Hanglagen eine Rolle spielen, bergen eine weitere Erosionsgefahr. Bodenpartikel werden bei nur spärlicher Vegetation vom Regen weggespült. Partikel, die einmal verweht oder abgetragen wurden, sind unwiederbringlich verloren. Aber auch die Bewegung ganzer Erdmassen, z. B. bei Murenabgängen, kann durch einen gesunden Wald gemindert werden. Die raue Oberfläche, die bremsende Wirkung des Kronendachs und die Armierung des Bodens durch das kräftige Wurzelwerk sorgen dafür, dass das Erdreich auch bei Starkregen zusammengehalten wird. Insbesondere Hangrutsche bergen ein großes Gefahrenpotenzial für Siedlungen und Straßen. Aus diesem Grund hat die Sanierung der Schutzwälder vor allem im Gebirge oberste Priorität. Denn nur eine durchgehende und gesunde Bewaldung oberhalb von Siedlungen und Straßen bietet einen umfänglichen Schutz.
Eine weitere Bodenschutzfunktion erfüllt der Wald in Bezug auf die oberste Schicht des Bodens, den Humus. Humus entsteht aus abgestorbener organischer Substanz, also toten Pflanzen und auch Tieren, die von Mikroorganismen umgesetzt werden. Der entstehende Humus verbleibt als dunkle Schicht, in der Wasser und Nährstoffe gespeichert werden. Humus fungiert zudem als wichtiger Kohlenstoffspeicher. Wald sorgt durch sein Eigenklima und einen permanenten Nachschub an organischer Substanz für den Erhalt bzw. den Aufbau einer Humusschicht. Freiflächen beispielsweise fehlt die Masse an abgestorbener Biomasse, was zusammen mit einer höheren Temperatur zu einem Humusschwund führen kann. Da sich der neue Aufbau dickerer Humusschichten über mehrere Jahrhunderte erstrecken kann, ist die Bewahrung der Humusauflagen ein wichtiges Ziel.
Wasser ist unbestritten eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen. Das Wasser für unser Leben muss durchgehend und in einer hohen Qualität verfügbar sein. Beides unterstützt der Wald. Regen trifft auf die Baumkronen, später auf den Boden und versickert dort. Pflanzen und andere Organismen nehmen das Wasser zusammen mit Nähr- und Mineralstoffen auf. Im weiteren Verlauf wird das Wasser zuerst im Oberboden gespeichert, ist die Wasserspeicherkapazität des Oberbodens ausgereizt, sickert es weiter und gelangt schließlich ins Grundwasser. Beim Passieren der Bodenschichten werden dem Regenwasser Schadstoffe entzogen und z. B. Säureeinträge durch chemische Prozesse gepuffert. Der Wald wirkt somit wie eine natürliche Reinigungsanlage für das Wasser. Die Bäume benötigen zur Durchführung der Fotosynthese eine permanente Wasserzufuhr, entziehen dem Boden daher gleichmäßig Wasser. Der Wasserbedarf des Waldökosystems, die damit verbundenen Prozesse und die Speicherkapazität im Boden verzögern Hochwasserspitzen, verringern Oberflächenabfluss und ermöglichen eine gleichmäßigere Abgabe von Wasser an die Umgebung. Im Gegensatz dazu kommt es beispielsweise bei einem Hochwasser quasi auf einen Schlag zu großen Wassermengen, die vom Boden jedoch nicht aufgenommen werden können. Wald spielt aus den vorgenannten Gründen in Wasserschutzgebieten eine besondere Rolle. Die Forstwirtschaft wird zu den Landnutzungsformen gezählt, die mit dem Trinkwasserschutz am besten vereinbar sind. Quellfassungen für Trinkwasser befinden sich häufig im Wald. Die Umgebung dieser Fassungen ist in unterschiedliche Zonen unterteilt, in denen zum Schutz der Wasserqualität die Intensität sowie die Art und Weise der Landnutzung geregelt ist.
Wälder sind wertvolle Kohlenstoffspeicher und sorgen für die Einbringung von sauberer Luft in stadtnahe Gebiete.
Wald beeinflusst maßgeblich das Klima, sowohl global betrachtet, besonders als Kohlenstoffspeicher, als auch auf die den Wald umgebenden Standorte bezogen. Die Windgeschwindigkeit wird gebremst, in Bezug auf Kaltluftfronten hat Wald einen schützenden Barriereeffekt. Durch das Eigenklima wirkt Wald besonders im Sommer kühlend. Temperaturunterschiede bringen Luft in Bewegung. Warme Luft dehnt sich aus und steigt auf, kalte Luft hingegen komprimiert sich und sinkt ab. Durch diesen Effekt fördert Wald als kühlende Komponente den Luftaustausch in Städten, die sich aufgrund der Versiegelung besonders stark aufheizen. Stadtnahe Waldgebiete tragen entscheidend zur Einbringung sauberer und frischer Luft bei. Aus diesem Grund gilt es, solchen Wald besonders zu schützen, weshalb häufig Wälder in Stadtnähe zu Bannwald mit besonderem Schutz im Sinne des Gesetzes (z. B. Art. 11 BayWaldG) erklärt werden. Bannwälder gelten als unersetzlich für das jeweilige Gebiet und sind aus diesem Grund verstärkt z. B. vor Rodung, im Zuge etwa von Bauprojekten, geschützt.
Wir Menschen brauchen einen sicheren und ansprechenden Lebensraum, bestehend aus Siedlungen, Produktionsflächen und Erholungsräumen. Der Wald leistet einen großen Beitrag zur Sicherung unseres Lebensraums und ermöglicht uns die gesunde und langfristige Nutzung. Er schützt uns vor schädlichen Immissionen, wie Abgasen oder Lärm. Er sichert unsere Straßen vor Erdrutschen oder Steinschlägen. Ganze Regionen können durch den Wald vor starkem Wind, Erosion und Hochwasser geschützt werden. Im Gebirge verhindert ein stammzahlreicher Nadelwald im Winter das Risiko von gefährlichen Lawinenabgängen. Hier hält das Kronendach Schnee vom Boden ab und ermöglicht ein direktes Verdunsten und Tauen des Schnees. Die Schneedecke unter geschlossenem Wald ist dadurch deutlich dünner und in ihrer Struktur vielfältiger als auf einer unbewaldeten Fläche, was ein Rutschen der Schneedecke erschwert. Und neben all diesen positiven physikalischen und chemischen Schutzfunktionen sind unsere Wälder überdies eine echte Augenweide, werten die Landschaft auf und gestalten sie abwechslungsreich. Wald kann beispielsweise in Industrie- oder Baugebieten als Sichtschutz fungieren, was sich auf die Lebensqualität der Bewohner in der betroffenen Gegend positiv auswirkt. Stehen bei meiner forstlichen Arbeit Waldorte zur Wiederaufforstung oder zum Umbau an, die besonders sichtbar sind, ist mir die Ästhetik des späteren Waldes ein besonderes Anliegen. Waldränder bepflanze ich gerne mit blühenden Baumarten wie Kirschen, große Komplexe mit Laubholz lockere ich durch kleine Nadelholzinseln auf, die insbesondere im Winter das Waldbild abwechslungsreich gestalten, und Wege sind häufig von Weiden oder Obstgehölzen gesäumt.
Führt man sich allein sämtliche Schutzfunktionen des Waldes vor Augen, bekommen Wälder plötzlich einen ganz anderen Stellenwert. Sie sichern unsere Lebensgrundlage und sollten aus diesem Grund nicht als selbstverständlich wahrgenommen werden.
Die Nutzung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft hat für den Klimaschutz eine immense Bedeutung.
Bevor ich Försterin wurde, habe ich mir kaum Gedanken darüber gemacht, aus welchen Materialien beispielsweise Gebäude oder Alltagsgegenstände gefertigt sind. Bei meinen Kaufentscheidungen haben sie kaum eine Rolle gespielt. Habe ich z. B. einen Bilderrahmen gesucht, ging ich in ein Fachgeschäft, habe einen Rahmen ausgewählt, der mir gefiel, und habe diesen gekauft. Was sich unter dem Goldlack versteckt, habe ich nicht hinterfragt, da diese Frage bei meiner Auswahl keine Rolle gespielt hat. Heute sind Materialien für mich ein zentraler Punkt bei der Kaufentscheidung – und nicht nur das, auch die Herkunft derselben ist für mich ausschlaggebend. Jedes Material hinterlässt einen CO2-Fußabdruck und unterliegt spezifischen Herstellungsbedingungen. Für die Bereitstellung von Aluminium beispielsweise werden Unmengen an Energie benötigt, für die Herstellung der meisten Kunststoffe dient Erdöl als Grundstoff. Hinzu kommen enorm lange Transportwege, bis zunächst einmal der Rohstoff am Fertigungsort und schließlich das Produkt am Ende bei mir ist. Doch wie sieht das Ganze in Bezug auf Holz aus?
Holz besteht zu 50 % aus Kohlenstoff. Dieser wird im Zuge der Fotosynthese aus dem CO2 der Luft abgespalten. Der dabei frei werdende Sauerstoff wird wiederum in die Luft entlassen. Der im Holz fixierte Kohlenstoff wird erst wieder freigesetzt, wenn das Holz entweder verbrennt oder Mikroorganismen im Zuge der Holzzersetzung nach dem Tod eines Baumes den Kohlenstoff veratmen. Jedes Stück Holz stellt also einen Kohlenstoffspeicher dar, der der Atmosphäre einst CO2