Wales Reiseführer Michael Müller Verlag - Andreas Bechmann - E-Book

Wales Reiseführer Michael Müller Verlag E-Book

Andreas Bechmann

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Beschreibung

Anders reisen und dabei das Besondere entdecken: Mit den aktuellen Tipps aus den Michael-Müller-Reiseführern gestalten Sie Ihre Reise individuell, nachhaltig und sicher. Mächtige Burgen, imposante Bergketten, geheimnisvolle Moorlandschaften, wilde Küsten, teilweise fast menschenleere Landstriche - Wales ist ein Paradies für Individualisten. Der Norden des Landes eignet sich bestens für ausgedehnte Wandertouren, der Westen ist der perfekte Ort für alle, die raues Meer, Klippen und zerklüftete Küstenlandschaften lieben. In Mittelwales kann man sich genießerisch in der Weite der Landschaft verlieren und mit Hay-on-Wye ein wahres Superlativ-Örtchen besuchen: das größte Bücherdorf der Welt mit sage und schreibe knapp vierzig bis an die Decke vollgestopften Antiquariaten. Der Süden ist ein schönes Ziel für einen Städtetrip: Denn dort liegt Cardiff, eine wunderbare kleine Großstadt, abwechslungsreich, spannend und entspannend zugleich.

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Seitenzahl: 696

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Inhaltsverzeichnis
Unterwegs mit Andreas BechmannOrientiert in WalesWales im ProfilErlebnis KulturErlebnis NaturUnterwegs in WalesCardiffStadtgeschichteSehenswertesDie Innenstadt – Cardiff City CentreCathays Park und Civic CentreCardiff UniversityBute ParkCardiff BayButetownCardiff CastleSpaziergang vom Cardiff Castle zur Llandaff CathedralLlandaffUmgebung von CardiffSaint Fagan’s (Sain Ffagan)Castell CochPenarthBarryTinkinswood und St Lythan’s Burial ChambersDyffryn GardensCosmeston Medieval VillageFlat HolmCaerphillyLlancaiach Fawr ManorSüdostwalesNewport und UmgebungStadtgeschichteSehenswertesCaerleonCaerwentUsk (Brynbuga)Wye ValleyChepstow (Cas-Gwent) und UmgebungTintern Abbey (Abaty Tyndyrn)Monmouth und UmgebungRaglan Castle (Castell Rhaglan)The Three CastlesGrosmont Castle (Castell y Grysmwnt)Skenfrith Castle (Ynysgynwraidd)White Castle (Castell Gwyn)South Wales ValleysBlaenavon (Blaenafon)Merthyr Tydfil (Merthyr Tudful)Rhondda Valley (Cwm Rhondda)SüdwestwalesSwansea (Abertawe)StadtgeschichteSehenswertes in der InnenstadtSehenswertes im Maritime Quarter (Hafenviertel)Sehenswertes westlich des ZentrumsGower-HalbinselMumblesVon Mumbles zur Three Cliffs BayThree Cliffs BayParc le Breos (Parc le Bruce)Von Parkmill nach OxwichHorton und Port EynonRhossili BayKing Arthur’s Stone (Maen Ceti)Weobley CastleCarmarthenshireCarmarthen und UmgebungKidwelly Castle (Castell Cydweli)Llansteffan CastleLaugharne (Talacharn)Llandeilo und UmgebungDinefwr CastleNewton House und Dinefwr-ParkAberglasney GardensDryslwyn CastleNational Botanic Garden of WalesCarreg CennenGarn GochLlandovery (Lanymddyfri)In der UmgebungSüdliches PembrokeshireTenby (Dinbych-y-Pysgod) und UmgebungCaldey IslandManorbier CastleCarew Castle (Castell Caeriw)Lamphey Bishop’s PalacePembroke (Penfro)Küste südlich von PembrokeStackpole EstateSt Govan’s ChapelCastlemartin RangesAngleHaverfordwest (Hwlffordd)In der UmgebungVon Dale nach SolvaDale-HalbinselMarloesGateholm IslandSkomer, Skokholm, GrassholmLittle Haven und Broad HavenDruidston HavenNewgaleSolvaNördliches PembrokeshireSt David’s (Tyddewi) und UmgebungRamsey IslandZwischen St David’s und FishguardPorthgainCarreg SamsonTregwynt Woolen MillStrumble HeadFishguard (Abergwaun) und UmgebungPreseli Mountains (Mynydd Preseli)Dinas IslandNewport (Trefdraeth)Nevern (Nanhyfer) und UmgebungPentre IfanCastell HenllysMittelwalesBrecon-Beacons-NationalparkBlack Mountain (Y Mynydd Du) und Fforest FawrFforest-Fawr-GeoparkLlanddeusant (County Carmarthenshire)Penderyn Welsh Whisky CompanyFour WaterfallsBrecon (Aberhonddu)Usk ValleyTretowerCrickhowell und Llangattock (Crughywel und Llangatwg)Abergavenny (Y Fenni)Black Mountains (Y Mynyddoedd Duon)Llanvihangel CrucorneySkirrid Fawr (Ysgyryd Fawr)PartrishowVale of EwyasHay-on-Wye (Y Gelli Gandryll)Radnorshire und BrecknockshireBuilth Wells (Llanfair-ym-Muallt)Llandrindod Wells (Llandrindod)Llanwrtyd Wells (Llanwrtud)In der UmgebungRhayader (Rhayadr Gwy)Elan ValleyAbbeycwmhir (Abaty Cwm Hir)Presteigne (Llanandras)Knighton (Tref-y-Clawdd)MontgomeryshireLlanidloesNewtown (Y Drenewydd)Welshpool (Y Trallwng)In der UmgebungCardigan BayCardigan (Aberteifi)In der UmgebungAberaeron und UmgebungLlanerchaeronAberystwythVale of RheidolButterfly HouseDevil’s Bridge (Pontarfynach)Bwlch Nant yr ArianStrata Florida AbbeyAn der Dyfi-MündungDyfi National Nature ReserveDyfi FurnaceYnys-hirCors DyfiNordwalesSnowdoniaMachynllethCentre for Alternative Technology (CAT)CorrisCadair-Idris-MassivDolgellauIn der UmgebungBalaIn der UmgebungBarmouth (Abermaw)Rhinog-BergeHarlechBlaenau FfestiniogIn der UmgebungBetws-y-CoedUmgebung von Betws-y-CoedPenmachnoCapel CurigLlanrwstLlanberisMount SnowdonBeddgelertRhyd DduPorthmadogPortmeirionHalbinsel LlŷnCricciethLlanystumdwyPwllheliLlanbedrogAbersochPlas yn RhiwAberdaronBardsey Island (Ynys Enlli)Porth DinllaenNant GwrtheyrnNordwestküste und AngleseyCaernarfonBangorIn der UmgebungAnglesey (Ynys Môn)Beaumaris (Biwmares)Puffin Island und Penmon PrioryLlanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogochPlas NewyddBryn Celli DduAnglesey Sea ZooSalineNewborough Warren und Llanddwyn IslandLlangefniHolyhead (Caergybi)Der NordostenConwyIn der UmgebungLlandudnoGreat Orme (Y Gogarth)Ruthin (Rhuthun)Holywell (Treffynnon)LlangollenNachlesen & NachschlagenGeografie und LandschaftFlora und FaunaStaat und VerwaltungWirtschaftKultur und TraditionGeschichteKlima und ReisezeitAnreiseVerkehrsmittel vor OrtÜbernachtenEssen und TrinkenSport und AktivitätenReisepraktisches von A bis ZÄrztliche VersorgungBarrierefreiheitDiplomatische VertretungenDokumenteErmäßigungenFeiertageGeldHaustiereInformation im InternetInternet & WLANKartenMaße und GewichteNotrufÖffnungszeitenPostRauchenStromTelefonierenUhrzeitZeitungenZollbestimmungenWandern in WalesImpressumFotonachweisÜbersichtskarten und PläneIndex
Alles im Kasten
Die Familie ButeCardiff SportsPembrokeshire Coast National ParkWeinbau in WalesOffa’s Dyke PathDie Schlacht an der Orewin BridgeKleiner Kalender verrückter Veranstaltungen in LlanwrtydGlyndŵrs WayCwm Einion – wandern im KünstlertalWanderrouten auf den Penygadair (893 m)The Iron Ring – königliche Festungskette im Feindesland„Außerordentlich schön“: Nationalparks und andere geschützte GebieteRed Kite FeedingKleiner Sprachführer WalisischDie Artussage (Marcus X. Schmid)Berühmte WaliserAus für LuftkissenbooteHinweise für AutofahrerGreat Little Trains of WalesWales für VegetarierAles from Wales – Biere und Brauereien in WalesTextilfrei in WalesSport in Wales
Kartenverzeichnis
CardiffCardiff Zentrum ÜbersichtCardiff ZentrumCardiff BaySüdostwalesChepstowSüdwestwalesSwanseaTenbySt DavidsMittelwalesBreconAbergavennyHay-on-WyeLlandrindod WellsCardiganAberystwythNordwalesMachynllethDolgellauBetws-y-CoedCaernarfonConwyLlandudnoWanderübersicht (GPS)-Wanderung 1: Rund um Carreg Cennen (GPS)-Wanderung 2: Zum prähistorischen Fort Garn Goch (GPS)-Wanderung 3: An der Nordküste von Caerhafod nach Abereiddy (GPS)-Wanderung 4: Auf den Pen y Fan, den höchsten Berg der Brecon Beacons (GPS)-Wanderung 5: Rund um Llanthony Priory (GPS)-Wanderung 6: Steil über den Minffordd Path auf den Penygadair (GPS)-Wanderung 7: Klassischer Aufstieg über den Pony Path auf den Penygadair (GPS)-Wanderung 8: An der Mündung des Mawddach-Flusses (GPS)-Wanderung 9: Von Nantmor durch das Aberglaslyn Valley (GPS)-Wanderung 10: Von Rhyd Ddu auf den Mount SnowdonZeichenerklärung WalesWales
Tourenverzeichnis
GPS-Wanderung 1: Rund um Carreg Cennen Einfache Rundwanderung.GPS-Wanderung 2: Zum prähistorischen Fort Garn Goch Insgesamt recht leichte, streckenweise aber anspruchsvolle Rundwanderung ohne größere An- und Abstiege.GPS-Wanderung 3: An der Nordküste von Caerhafod nach Abereiddy Leichte Streckenwanderung auf dem Pembrokeshire Coast Path, die an der Steilküste direkt am Meer entlangführt; spektakuläre Ausblicke.GPS-Wanderung 4: Auf den Pen y Fan, den höchsten Berg der Brecon Beacons Durch die Länge sowie die vielen Auf- und Abstiege mittelschwere Rundtour.GPS-Wanderung 5: Rund um Llanthony Priory Mittelschwere Rundtour mit einem steilen An- und einem gemäßigten Abstieg, teilweise auf Wanderwegen, einige Abschnitte aber auch querfeldein.GPS-Wanderung 6: Steil über den Minffordd Path auf den Penygadair Mittelschwere bis schwere Bergtour.GPS-Wanderung 7: Klassischer Aufstieg über den Pony Path auf den Penygadair Mittelschwere Bergtour mit teils schwierigen Abschnitten.GPS-Wanderung 8: An der Mündung des Mawddach-Flusses Moderate Rundwanderung.GPS-Wanderung 9: Von Nantmor durch das Aberglaslyn Valley Einfache Streckenwanderung durch das waldige Tal des Aberglaslyn-Flusses.GPS-Wanderung 10: Von Rhyd Ddu auf den Mount Snowdon Mittelschwere bis schwere Bergtour mit vielen Auf- und Abstiegen über steinige und unbefestigte Pfade.
Unterwegs mit
Andreas Bechmann
Andreas Bechmann ist freier Journalist, Producer und Content Manager und arbeitet für verschiedene Medien in den Ressorts Nachrichten, Sport und Reisen. Er stammt aus Dresden und verbrachte fünf Jahre seiner Kindheit in Moskau. Bechmann studierte Publizistik, unter anderem in Cardiff, Wales. Schon während seines Studiums in Wales begann er, regelmäßig für deutsche, britische und amerikanische Medien zu arbeiten. Neben Englisch spricht er fließend Russisch. Andreas Bechmann lebt in Bonn.
Mit den Walisern ist es ein bisschen so wie mit den Bewohnern des gallischen Dorfes von Asterix und Obelix. Seit Langem wehrt sich das Völkchen gegen die englische Vorherrschaft. Statt eines Zaubertranks bedient man sich hier anderer Mittel: Die Waliser haben einen bescheidenen Stolz und eine Herzlichkeit entwickelt, die entwaffnet. Während der Recherchen zu diesem Buch war ich unterwegs in den Bergen, um einen bekannten Walesexperten und Buchautor kennenzulernen. Mein einziger Anhaltspunkt zu seinem Aufenthaltsort war der Name eines winzigen Dorfes in der Nähe. Auf gut Glück begab ich mich dorthin und fragte den Besitzer der Dorfkneipe. Dieser lieh mir ohne Umschweife eine Karte, auf der er vorher das Haus des Schriftstellers mit einem Kreuz mitten im Nirgendwo markierte. Tatsächlich fand ich es, und der Autor lud mich, einen völlig Fremden, in ein lauschiges Café ein, wo wir wie alte Bekannte plauderten. Er gab mir unzählige Hinweise und Tipps. Abends wollte ich in einer von Hippies betriebenen Jugendherberge unterkommen. Niemand war da, aber alles stand offen. Ich suchte mir ein Bett aus und begann in der Küche zu kochen. Als es dämmerte, kamen die Betreiber zurück - sie hatten den ganzen Tag im Wald meditiert. „Ah, du hast dich schon eingerichtet“, begrüßten sie mich, „fühl dich wie zu Hause.“ Und das tat ich. So sind sie, die Waliser und ihr kleines Land: sympathisch, unkompliziert und überaus gastfreundlich.
Für Raik
Was haben Sie entdeckt?
Haben Sie ein besonderes Restaurant, ein neues Museum oder ein nettes Hotel entdeckt? Wenn Sie Ergänzungen, Verbesserungen oder Tipps zum Buch haben, lassen Sie es uns bitte wissen!
Schreiben Sie an: Andreas Bechmann, Stichwort „Wales“ c/o Michael Müller Verlag GmbH | Gerberei 19, D - 91054 Erlangen [email protected]
Orientiert in Wales
Das Land im Profil
Wales ist ...
♦ Größe: ca. 20.700 km²
♦ Einwohner: ca. 3,1 Mio.
♦ Hauptstadt: Cardiff (ca. 360.000 Einwohner)
♦ Landesprachen: Englisch und Walisisch
... ein Teil des Vereinigten Königreichs
Wales gehört - neben Schottland, England und Nordirland - zum United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland. Es liegt im Westen der Insel Großbritannien und grenzt im Osten an England, mit dem es historisch und kulturell eng verbunden ist.
... ein keltisch geprägtes Land
Stolz blickt Wales auf seine keltische Vergangenheit zurück. Der Erhalt der walisischen Sprache und Identität ist für die Waliser von großer Bedeutung. Neben Englisch ist Walisisch (auch Kymrisch genannt) seit 1993 Landessprache, was sich vor allem durch die zweisprachigen Orts- und Hinweisschilder manifestiert. Etwa 750.000 der drei Millionen Waliser sprechen es - damit ist Walisisch die meistgesprochene keltische Sprache.
... ein Paradies für Wanderer und Bergsteiger
Der 1085 m hohe Mount Snowdon (Yr Wyddfa) im Snowdonia-Nationalpark ist der höchste Berg von Wales und England. Immerhin trainierten hier Edmund Hillary und Tenzing Norgay für ihre Erstbesteigung des Mount Everest im Jahr 1953. Aber nicht nur die Region Snowdonia lässt Wandererherzen höher schlagen, durchs ganze Land schlängeln sich Tausende Kilometer von Wanderwegen. Sie führen an spektakulären Küsten entlang, durch Schluchten, vorbei an Burgen und durch grüne Flusstäler. Es gibt zahlreiche Fernwanderwege, wie etwa den 1400 m langen Wales Coast Path. Gemeinsam mit dem Offa’s Dyke Path entlang der walisisch-englischen Grenze kommt er auf 1658 km (1030 Meilen) und ermöglicht die Umwanderung des gesamten Landes.
Cardiff
Stolz weht der rote Drache über Cardiff Castle, dessen älteste Teile genau wie die Nationalflagge des Landes aus der Römerzeit stammen. Historische Bauten und viktorianische Einkaufspassagen mit individuellen Geschäften und Cafes prägen die „City of Arcades“. Und doch wirkt Cardiff - erst seit 1955 Hauptstadt von Wales - jung und dynamisch, nicht zuletzt wegen der vielen Studenten und Künstler. Ruheoasen zwischen all den Sehenswürdigkeiten, Kulturangeboten und Einkaufsmöglichkeiten sind die vielen Parks. Und am Stadtrand kann man in einem der bedeutendsten Museen des Landes - dem Freilichtmuseum St Fagans National Museum of History - über 60 einzigartige historische Gebäude aus ganz Wales sowie viele archäologische Ausstellungsstücke bestaunen.
Südostwales
Hier liegt die traditionelle Bergbauregion der South Wales Valleys mit ihren Industriedenkmälern, in den grünen Tälern der Flüsse Wye und Usk locken architektonische Kleinode wie die berühmte Klosterruine Tintern Abbey. Mit Caerleon und Caerwent finden sich die bedeutendsten Spuren römischer Besiedlung in Wales. Und die Burgendichte in der ehemals heftig umkämpften Grenzregion sucht ihresgleichen.
Südwestwales
Der Pembrokeshire Coast National Park bietet abwechslungsreiche Küstenlandschaft: Kleine Buchten und breite Sandstrände verstecken sich zwischen Steilklippen, vor der Küste liegen felsige Inseln mit riesigen Vogelbrutkolonien. Die Preseli Mountains im Landesinneren sind übersät mit prähistorischen Monumenten. Direkt hinter Swansea, der zweitgrößten Stadt von Wales, streckt sich die Halbinsel Gower in den Bristol Channel, ein Paradies für Natururlauber und Surfer.
Mittelwales
Die am dünnsten besiedelte und ländlich geprägte Mitte des Landes mit den Cambrian Mountains und den Brecon Beacons gilt vielen als das wahre, unverfälschte Wales: Hier findet man wunderbar einsame Landstriche, kleine Marktstädte - und mit dem Bücherdorf Hay-on-Wye sozusagen das größte Antiquariat der Welt. Im Westen liegt an der Cardigan Bay die quirlige Universitätsstadt Aberystwyth, entlang der Küste ziehen sich lange und teilweise menschenleere Sandstrände.
Nordwales
Der Norden ist die vielleicht abwechslungsreichste Ecke des Landes. Hier dampfen besonders viele historische Züge durch die majestätische Landschaft. Im Snowdonia-Gebirge gibt es schöne und auch anspruchsvolle Wandergebiete. Die Burgen Beaumaris, Harlech, Conwy und Caernarfon gehören zum Weltkulturerbe. Und auf Anglesey und der Halbinsel Llŷn finden sich einsame Strände und Natur pur.
Sightseeing & Bummeln
Erlebnis Kultur
Wales bietet neben seinen vielgerühmten Naturschönheiten auch zahlreiche geschichtsträchtige Bauwerke, die man unbedingt besichtigen sollte. Mittelalterliche Burgen, sagenumwobene Menhire oder Industriedenkmäler warten auf Besucher. Besuchen sollte man auch unbedingt eines der vielen Kultur- oder kulinarischen Festivals.
Eisteddfodau
Eine Institution in Wales und der Höhepunkt des Festivaljahrs sind die sogenannten Eisteddfodau: Bei diesen überaus beliebten Kultur- und Musikfestivals treten Sänger, Musiker, Tänzer, Schauspieler und andere Künstler gegeneinander an. Das größte seiner Art ist das National Eisteddfod of Wales in der ersten Augustwoche.
Burgen bestaunen
Wales hat schon einige Kulturen kommen und (unter)gehen sehen. Kelten, Römer, Sachsen, Wikinger, Normannen hinterließen im Lauf der Jahrhunderte ihre Spuren. Die wohl augenfälligsten sind die genau sechshunderteinundvierzig Burgen - in einem Land, das gerade einmal so groß ist wie Hessen. Zwei ganz besondere unter den vielen Festungen sind diese:
Beaumaris: Beaumaris Castle auf Anglesey ist die letzte und größte Burg von König Edward I. Ihre konzentrische Architektur und Symmetrie stehen für höchste Burgenbaukunst. Bei ihrer malerischen Lage am Wasser, an der Meerenge Menai Strait, macht es auch gar nichts, dass die Burg nie fertiggebaut wurde. Gemeinsam mit Conwy, Harlech und Caernarfon Castle zählt Beaumaris zum Weltkulturerbe.
Pembroke Castle: Am Milford Haven Sound steht die größte mittelalterliche Burganlage des gesamten Königreichs. Die auf einem Felsen zwischen zwei Prielen gelegene mächtige Festung der Normannen konnten die Waliser nie einnehmen.
Skurrile Dörfer entdecken
Hay-on-Wye: Das größte Bücherdorf der Welt liegt im Herzen von Wales. Knapp zwanzig auf unterschiedliche Genres spezialisierte Antiquariate findet man in dem 1600-Einwohner-Örtchen. Die Idee von der ersten Welthauptstadt des Buches wurde Anfang der 1960er geboren. Damals wurden viele Bibliotheken aufgelöst, und so beschloss der Bücherkauz Richard Booth, einen Laden aufzumachen. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten, der Bücherberg wuchs, die Zahl der Antiquariate ebenso. Was Booth dazu veranlasste, im Jahre 1977 feierlich das „Independent Kingdom of Hay“ zu proklamieren, sich zum King Richard Coeur de Livre auszurufen und eine eigene Währung zu prägen. Höhepunkt des Jahres ist Ende Mai das „Hay Festival of Literature and the Arts“ mit rund 80.000 Besuchern.
Portmeirion: Zwischen den Bergen von Snowdonia und der Halbinsel Llyn ließ ein exzentrischer Architekt dieses mediterran anmutende Dorf entstehen. Um eine zentrale Piazza reihen sich bunte Cottages, Türme, Kuppeln, Statuen und Kolonnaden. Und im exotischen Park gedeihen mächtige Rhododendren.
In Marktstädten schlemmen
Abergavenny: Zu einem wahren Gourmet-Zentrum hat sich die Stadt an den Ausläufern des Brecon-Beacons-Nationalparks entwickelt. Neben der alten Markthalle haben sich zahlreiche Sternerestaurants angesiedelt. Das Genießerangebot gipfelt alljährlich Ende September im „Abergavenny Food Festival“.
Industriekultur hautnah erleben
Wales war ein Hotspot der industriellen Revolution. Schon im Jahr 1851 arbeiteten hier mehr Menschen in Bergwerken und Fabriken als in der Landwirtschaft. Die Vorkommen an natürlichen Ressourcen und Bodenschätzen sowie die günstige Lage am Wasser machten Wales im 19. Jahrhundert zur ersten Industrienation der Welt. Aus der Vielzahl der Denkmäler dieser bewegten Zeit sind die drei folgenden unbedingt hervorzuheben:
St-Fagans-Freilichtmuseum: Einer der Höhepunkte auf dem weiten Gelände ist die Reihenhaussiedlung für die Bergarbeiter einer Eisenerzmine aus den South Wales Valleys. Jedes der Häuser zeigt die Inneneinrichtung einer anderen Zeit. Ebenso wie das Workmen’s Institute oder die Gwalia Stores, eine Ladenzeile aus den 1920er-Jahren, vermitteln die restaurierten Gebäude einen guten Eindruck von den Lebensbedingungen der Arbeiter in den Valleys.
Blaenavon: Die Blaenavon Ironworks, eine historische Eisenhütte, und das National Coal Museum, ein ehemaliges Kohlebergwerk, bilden den Kern einer der frühesten Industrielandschaften der Welt. Das Areal mit seinen Industrierelikten, dem Ort selbst sowie den Kanälen und Güterhäfen zählt heute zum Weltkulturerbe und lohnt unbedingt einen Besuch.
Dyfi Furnace: Das Zeitalter der Industrialisierung begann im Süden von Wales, doch Spuren des Erzbergbaus und der -verarbeitung finden sich überall im Land. Der mit Holzkohle betriebene Hochofen zur Verhüttung von Eisenerz aus der Mitte des 18. Jahrhunderts in Dyfi Furnace zum Beispiel ist eine Rarität. Zudem ist die Gegend drum herum wunderschön.
Wandern & Entdecken
Erlebnis Natur
Sattgrüne Wiesen und Hügel, nebelverhangene, schroffe Berge, verwunschene Seen und über 1200 km wunderschöne Küste machen Wales zum Ziel für Naturliebhaber, Wanderer, Outdoor-Fans ... Nationalparks und Gebiete von „außergewöhnlicher Naturschönheit“ machen mehr als ein Fünftel des Landes aus.
Der Titel „Area of Outstanding Natural Beauty“ wird in Großbritannien besonders schönen und schützenswerten Landstrichen verliehen. In Wales sind dies fünf: die Halbinseln Gower und Llŷn, der Höhenzug Clwydian Range, das Flusstal Wye Valley und die Insel Anglesey.
Nationalparks erkunden
Snowdonia National Park: Im Snowdonia-Gebirge finden Kletterer und Bergwanderer dramatische Landschaften und mit dem 1085 m hohen Mount Snowdon den höchsten Berg des Landes. Das Gebirge erhebt sich direkt aus dem Meer. Insgesamt gibt es hier fünf Gipfel über 1000 m und fünfzehn über 3000 Fuß (ca. 914 m), die sogenannten „Welsh 3000s“.
Brecon Beacons National Park: Der 1346 km² große Park im Süden von Mittelwales mit seinen kahlen Bergen ist eine nahezu menschenleere Gegend. In einigen abgeschiedenen Gebieten führt die britische Armee Überlebens- und Orientierungstrainings durch. Ruhesuchende Urlauber können hier die Einsamkeit genießen sowie Höhlen, Wasserfälle und Überreste aus der Eisenzeit entdecken.
Pembrokeshire National Park: Der Park ist Wales’ einziger Küstennationalpark. Hier finden sich die wohl spektakulärsten Abschnitte der walisischen Küstenlinie. Imposant sind das Felsentor Green Bridge of Wales auf der Castlemartin Range und das Hafendorf Porthgain nordöstlich von St David’s, und der Milford Haven gehört zu den schönsten Naturhäfen der Welt.
Paradiese für Vögel und Birdwatcher
Die Küsten des Landes mit ihren breiten Stränden, Steilklippen, zahlreichen Inseln und Inselchen sind ein vielfältiger Natur- und Lebensraum.
Skomer, Skokholm, Grassholm: Geschätzte 39.000 Paare Basstölpel färben die Insel Grassholm weiß, sie ist das drittgrößte Habitat dieser Art weltweit. Die Hälfte der Weltpopulation von Schwarzschnabel-Sturmtauchern - 165.000 Paare - brütet auf Skomer, Skokholm, Bardsey und Ramsey. Auf Skokholm und Skomer kann man auch übernachten. Der Sonnenuntergang und die Geräuschkulisse hier sind wirklich etwas Besonderes.
Holyhead und Bardsey Island: South Stack auf Holyhead vor der Halbinsel Anglesey und Bardsey Island im Süden der Halbinsel Llŷn sind vor allem zur Brutzeit von Mai bis Juli dicht bevölkert von Lummen, Papageitauchern und Tordalken.
Aussichtsreiche Wanderwege
Pembrokeshire Coast Path National Trail: Erwanderbar ist der gleichnamige Nationalpark mit seiner spektakulären Küste unter anderem auf dem 299 km langen National Trail. Er führt an der südwestwalisischen Küste entlang und ist einfach zu gehen. Ein besonders schöner Abschnitt ist die Gegend um Castlemartin Range südlich von Pembroke mit dem natürlichen Felsentor „Green Bridge of Wales“.
Wales Coast Path: Für alle, denen 299 km nicht reichen - dieser Weg umspannt die gesamte walisische Küste und ist mit 1400 km der längste durchgehende Küstenwanderweg der Welt. Kombiniert man ihn mit dem an der englisch-walisischen Grenze verlaufenden Offa’s Dyke Path, kann man Wales vollständig umwandern.
Rhyd Ddu Path in Snowdonia: Der schöne Ort Rhydd Ddu ist ein gutes Basislager für Wanderungen im Snowdonia National Park. Eine tolle Tour führt entlang des Berggrats Nantlle Ridge. Der Rhyd Ddu Path ist die ruhigste Aufstiegsmöglichkeit zum höchsten Berg von Wales, dem Mount Snowdon, und bietet die allerschönsten Panoramablicke. Vom Ort bis zum Gipfel überwindet man 900 Höhenmeter. Der Snowdon South Ridge Path beginnt ebenfalls in Rhyd Ddu und ist ein absoluter Traumpfad zum Mount Snowdon.
Unterwegs mit den „Great Little Trains“
Auf über 15 Strecken dampfen Schmalspur- und Museumsbahnen durch Berglandschaften und Flusstäler, an der Küste entlang und vorbei an Seen - die Fahrt mit ihnen ist vielleicht die schönste Art, das Land zu erkunden.
Ffestiniog Railway Company: Die älteste private Eisenbahngesellschaft der Welt betreibt mit ihren beiden knapp 65 km langen S trecken, der Ffestiniog und der Welsh Highland Railway, die längste Museumsbahn Großbritanniens. Die Routen führen von Porthmadog an der Küste durch das Snowdonia-Gebirge bis zum Gebirgsort Blaenau Ffestiniog oder nach Caernarfon gegenüber der Insel Anglesey.
Talyllyn Railway: Mit ihrer sich von der Küste in die Berge des Cadair Idris hinaufwindenden Trasse zählt die Talyllyn-Bahn zu den schönsten Schmalspurstrecken Großbritanniens.
Snowdon Mountain Railway: Mit dieser Zahnradbahn gelangt man bis knapp unter den Gipfel des 1085 m hohen Mount Snowdon.
Unterwegs in Wales
Cardiff
Cardiff ist das Zentrum von Wales - und eine wunderbare kleine Großstadt: abwechslungsreich, spannend und entspannend. In Sachen Kultur, Ausgehen, Einkaufen und Freizeit ist die Hauptstadt vor allen anderen die Nummer eins im Land. Für die meisten Besucher beginnt ihre Walesreise genau hier.
Facts & Figures
Seit 1955 ist Cardiff die Hauptstadt von Wales. 363.000 Menschen leben hier, mit Umland sind es etwa 890.000. Die Metropolregion Cardiff-Newport zählt 1,1 Mio. Einwohner.
Als größte Stadt und bevölkerungsreichstes County des Landes ist Cardiff das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum, mehr noch: Nach London und Manchester ist Cardiff eine der größten Medienstädte in Großbritannien. Die BBC hat in Cardiff Bay ein riesiges Studioareal errichtet und die Produktion von Serien überwiegend hierher verlagert. Zudem besitzt Cardiff mit über 30.000 Studenten die größte Universität in Wales, ist Kulturhauptstadt und mit der National Assembly for Wales auch sein politischer Mittelpunkt.
Cardiff ist übersichtlich und eine grüne Stadt. Mit knapp eineinhalb Quadratkilometern Fläche ist die Innenstadt kompakt und zu Fuß gut zu erkunden. Früher mit dem Ruf der schmutzigen Industriestadt behaftet und touristisch links liegengelassen, hat sich Cardiff seit den späten 1990ern gewandelt und putzt die Tristesse der 1970er- und 1980er-Jahre allmählich aus seinem Stadtbild. Besonders sehenswert sind die historischen Arkaden mit ihren individuellen Geschäften und Cafés. Seit dem Bau der Cardiff Barrage ist das Hafenareal Cardiff Bay zu einem zweiten Stadtzentrum mit Kultureinrichtungen, Freizeitmöglichkeiten, Restaurants und Bars geworden. Nebenan erwacht auch das alte Geschäftsviertel der einstigen Tiger Bay zu neuem Leben.
Auch das Bahnhofsareal zeigt, wie sich das neue Cardiff aus dem alten erhebt und die Spuren seiner industriellen Vergangenheit mit immer neuen Schichten überlagert. Eingeklemmt zwischen historischem Zentrum und moderner Architektur an der Bay wartet das von öden Nachkriegsbauten geprägte Gebiet auf neue Perspektiven. Unmittelbar hinter Haupt- und Busbahnhof erhebt sich als mächtiger Kontrast dazu das 21. Jahrhundert - in Form von Bürohochhäusern und Hochglanzfassaden.
Was anschauen?
Cardiff Castle: Das bedeutendste historische Gebäudeensemble der Stadt zieht die Besucher in Scharen an. Den Grundstein legten einst die Römer, die Normannen verliehen der Befestigung die Gestalt einer typisch mittelalterlichen Burg, und die viktorianische Familie Bute sorgte dafür, dass die Räumlichkeiten an ein Märchenschloss erinnern.
Cathays Park und National Museum: Cathays Park gehört mit seinen weißen edwardianischen Kuppeln und Türmen zu den schönsten Verwaltungsquartieren Großbritanniens. Neben der City Hall und dem Rathaus befindet sich hier auch das National Museum, das mit einer der bedeutendsten Sammlungen impressionistischer Kunst in Europa aufwartet.
Cardiff Bay: Die Bucht im Süden der Stadt war einst ein quirliger Kohlehafen und als „Tiger Bay“ bekannt, später Krisengebiet, seit einigen Jahren ist sie Mittelpunkt einer Revitalisierung und Wiederöffnung der Stadt zum Meer. Neue Promenaden, Cafés, Kulturzentren und Hotels entstanden, direkt daneben liegt das historische Viertel der Bay. Unter den sehenswerten alten Bank- und Handelshäusern ist die Cardiff Coal Exchange das mit Abstand prächtigste. Das Gebäude wurde inzwischen als Hotel wiederbelebt.
Was unternehmen?
Durch die Arkaden bummeln: Cardiff, die „City of Arcades“, ist eine der attraktivsten Einkaufsstädte Großbritanniens; ihre historischen Arkaden wurden aufwendig mit Liebe zum Detail restauriert und durch neue Bauten wie das St David’s Centre 2 ergänzt.
Ausgehen und feiern: Das Zentrum ist übersät mit Restaurants, Bars, Pubs und Clubs. Vor allem an Wochenenden belebt feierfreudiges Publikum die Innenstadt. Und durch die Nähe zu London ist der Veranstaltungskalender reichhaltig, denn für die berühmten DJs und Bands der britischen Metropole ist es leicht, schnell von einer Hauptstadt in die andere zu wechseln. Dies hat für Besucher oft den schönen Effekt, dass sie in Cardiff die Stars vor kleinerem Publikum erleben können.
Was sonst noch?
Millennium Stadium: Wie ein riesiges UFO ragt das 74.500 Zuschauer fassende Stadion mit seinen 93 Meter hohen Masten in den Himmel. Das 1999 zur Rugby-Weltmeisterschaft eröffnete Stadion ist höchstes Gebäude und markanter Orientierungspunkt mitten in der Stadt. Wer verstehen will, wie die Waliser ticken, sollte das sportliche Nationalsymbol des Landes besuchen - am besten als Zuschauer eines Spiels der Rugby- oder Fußballnationalmannschaft.
Stadtgeschichte
Die Ursprünge von Cardiff finden sich auf dem Gebiet des Cardiff Castle. Das Areal diente seit Jahrtausenden als Festung. Ursprünglich vom walisischen Stamm der Silurer besiedelt, bauten die Römer hier 55 n. Chr. ein Fort. Ab 75 siedelten sich mit dem Bau eines neuen Kastells auch Römer aus Isca dauerhaft an. Der Name Cardiff geht zurück auf das walisische Caer Tâf (Castrum am Taff-Fluss) oder auf Caer Didi (Castrum des Didi - das Fort des römischen Generals Aulius Didius). Nach dem Abzug der Römer aus Britannien um das Jahr 500 blieb das Gebiet bis zu den Eroberungsfeldzügen der Normannen weitgehend verlassen. 1093 n. Chr. ließ Robert Fitzhamon, Eroberer des Gebiets von Glamorgan und späterer Graf von Gloucester, die noch heute existierende normannische Festung errichten. Daneben entstand ein kleines, unbedeutendes Fischerdorf. Beide nahmen bei einer walisischen Revolte im Jahr 1183 Schaden. 1404 wurde Cardiff während der Rebellion von Owain Glyndŵr gegen die englische Vorherrschaft geplündert. Nach der Union zwischen England und Wales, dem ersten der Tudor Acts of Union, kehrte wieder Ruhe und Unbedeutsamkeit in den Marktflecken ein.
Die Geschichte Cardiffs und ihr Aufstieg zu einer bedeutenden Stadt sind untrennbar mit dem schottischen Adelsgeschlecht der Butes verbunden. Man könnte sogar sagen, dass die Stadt ohne die Butes nicht existieren würde: Im Zuge der industriellen Revolution erschufen sie die Stadt geradezu im Alleingang.
Durch Einheiraten gehörten den Butes große Teile von Südwales inklusive des kleinen Hafens von Cardiff. Die exzessive Ausbeutung ihrer Eisen- und Kohlevorkommen in den südwalisischen Valleys machte die Butes zur reichsten Familie der Welt.

Civic Centre mit National Museum und Rathaus

Für so viele Bodenschätze benötigte man einen Hafen, den passenden Ort hatte man ja schon. Zunächst wurde Cardiff 1794 durch den Glamorganshire Canal an das Bergbauzentrum und die damals größte walisische Stadt Merthyr Tydfil angeschlossen. Weitere von den Butes angestoßene Infrastrukturprojekte folgten, z. B. der systematische Ausbau des Hafens ab 1839. 1840 kamen die ersten Bahngüterverkehrsstrecken hinzu, und schon ab 1845 war Cardiff mit den meisten britischen Industriezentren per Eisenbahn verbunden. Als der immense Umfang der Vorräte an Eisen und Kohle erkennbar wurde und der unersättliche Bedarf der Industrialisierung einen wahren „Kohlerausch“ auslöste, kam niemand mehr an Cardiff und seinem Hafen vorbei. Die Butes hatten mit ihren Investitionen vollendete Tatsachen geschaffen und etablierten Cardiff als Umschlagplatz für ihre Güter. Ohne Rücksicht wurden dabei auch Konkurrenten wie John Batchelor (sein Denkmal steht in der Nähe der Old Library) aus dem Geschäft gedrängt. Das Land, auf dem er am Taff-Fluss seine Schiffe baute, war das einzige Fleckchen in Cardiff, das nicht den Butes gehörte. Zudem war Batchelor ein Liberaler, Bute dagegen ein Tory. Innerhalb weniger Jahre wurde Batchelor systematisch ruiniert. So entwickelte sich die Stadt durch die reichste Familie der Welt zum größten Hafen der Welt. Die maximale Umschlagleistung war 1913 erreicht, als 26 Millionen Tonnen Kohle exportiert wurden. Kohle machte 97 % aller Exporte des Hafens aus. Innerhalb von nur knapp 100 Jahren war aus dem Fischerkaff mit weniger als 2000 Einwohnern um 1801 die größte Stadt in Wales geworden. Bis zum Jahre 1900 explodierte die Bevölkerung Cardiffs auf 170.000.
Das rasante Wachstum führte zu scharfen Kontrasten, die zum Teil heute noch im Stadtbild sichtbar sind: Hier die aus allen Landesteilen zusammengewürfelten Industrie- und Minenarbeiter in ihren ärmlichen Siedlungen, auf der anderen Seite unvorstellbarer Reichtum, der sich etwa in den Verwaltungsgebäuden im neuen Civic Centre in Cathays Park sowie in den Universitäts- und Hafenverwaltungsgebäuden spiegelte.
Erst 1905 erhielt Cardiff den Status einer Stadt. Bis 1931 wuchs die Bevölkerung nochmals auf 227.000 Einwohner. Mit der folgenden Depression kam der Niedergang, die Wirtschaft brach ein, die Arbeitslosenzahlen gingen dramatisch nach oben. Zusätzlich brachte der Zweite Weltkrieg die Stadt wie viele britische Industriezentren an den Rand des Untergangs. Die Verstaatlichung der Kohleindustrie ließ die Butes 1947 Cardiff und Wales endgültig den Rücken kehren. Alle Besitztümer wurden der Stadt geschenkt, auch weil die Familie große Schulden angehäuft hatte. Doch im Gegensatz zu anderen ehemaligen Industriestädten im Königreich rappelte sich die Stadt wieder auf. Auslöser für den erneuten Aufstieg war die Entscheidung, Cardiff 1955 zur Hauptstadt von Wales zu machen. Dies sorgte für Tausende neue Stellen und neues Selbstbewusstsein: Cardiff wurde die erste Hauptstadt, die die Waliser jemals hatten.
Die Familie Bute
Die Adelsfamilie der Stuart of Bute hat ihren Stammsitz auf der schottischen Insel Bute auf Mount Stuart bei Rothesay. Die berühmte Familie stammt von König Robert II. (Robert the Bruce) von Schottland ab, dessen Sohn, John Stuart, die Ländereien Bute, Arran und Cumbrae zugewiesen bekam. Aus der Familie stammt auch die schottische Königin Maria Stuart. Ab 1703 trugen die Baronets den Titel „Earl of Bute“, 1796 wurde John Stuart, der 4. Earl, zum ersten Marquis von Bute ernannt. Ab 1766 kamen die Butes in Person von John, Lord Mount Stuart, unter König Georg I. auch kurzzeitig britischer Prime Minister, nach Cardiff und nannten sich von da an zusätzlich „Baron Cardiff of Cardiff Castle in the County of Glamorgan“. Lord Mount Stuart hatte Charlotte Jane Windsor geheiratet, wodurch den Butes riesige Ländereien und das Recht, im Süden von Wales Erz abzubauen, zufielen. Die Familie war maßgeblich verantwortlich, dass aus dem verschlafenen Nest Namens Cardiff eine richtige Großstadt wurde. Mit dem Bau des Bute Docks durch den zweiten Marquis von Bute wurde der Grundstein für den größten Kohlehafen der Welt gelegt. Sein Sohn, John Patrick Crichton-Stuart, der dritte Marquis, war erst sechs Monate alt, als sein Vater starb. Dessen Erbe machte ihn zu einem der reichsten Menschen der damaligen Welt. Bute Park, Bute Library und Bute Building der Universität, Butetown, Bute Docks, Bute Street, Cardiff Castle, Castell Coch und andere Gebäude zeugen bis heute allgegenwärtig von dem überragenden Einfluss der Familie auf die Stadt.
Sehenswertes
Die Innenstadt - Cardiff City Centre
Mit knapp eineinhalb Quadratkilometern Fläche ist die Innenstadt überschaubar und kompakt. Das Stadtzentrum umfasst etwa das Gebiet zwischen Millennium Stadium und River Taff im Westen, zwischen Cathays Park, Bute Park und Cardiff Castle im Norden sowie dem Hauptbahnhof mit den Gleisanlagen im Süden und Osten.

Castle Arcade in Cardiff

Die von Arkaden, Pubs und weitläufigen Fußgängerzonen durchzogene Stadt beeindruckt durch eine Mischung aus Moderne und klassischer Architektur. Hier spielt sich das Leben ab, hier finden sich Cardiff Castle, Bute Park, Cathays Park und die wichtigsten kulturellen und administrativen Einrichtungen der Stadt. Die Queen Street ist die Haupteinkaufsstraße von Cardiff. Hier und auf den ebenfalls als Fußgängerzonen gestalteten Straßen Working Street und The Hayes reihen sich fast alle großen Geschäfte und Filialisten. Die einst stark befahrene High Street/St Mary Street vom Castle in Richtung Hauptbahnhof wurde zur Fußgängerzone umgewandelt.
Die „City of Arcades“ ist berühmt für ihre in Großbritannien einzigartige Dichte an Einkaufspassagen - die Queen’s Arcade und das St David’s Centre sind die größten. 2009 wurde die Verkaufsfläche durch das 675 Millionen Pfund teure St David’s Centre 2 nochmals wesentlich erweitert. Mit dem Neubau der Bibliothek sowie der Umgestaltung des gesamten Straßenzuges drum herum wurde insgesamt eine Milliarde Pfund in das Bauvorhaben gesteckt. Cardiff stärkt damit seine Stellung als eine der beliebtesten Einkaufsstädte im Land.
Besonders schön und einzigartig sind jedoch die alten Passagen aus edwardianischer und viktorianischer Zeit, die sich durch eine Vielzahl von individuellen Läden und Cafés auszeichnen. Mit großem Aufwand wurden sie restauriert und zu neuem Leben erweckt. Zu schade, dass die einst quietschbunten Geschäfte in einen düsteren Einheitslook umgestrichen wurden. Die Royal Arcade von 1858, die älteste, befindet sich gegenüber von St David’s Hall zwischen The Hayes und St Mary Street. Die Morgan Arcade von 1898 ist die am besten erhaltene Passage und liegt gleich nebenan in südlicher Richtung. Zu den insgesamt sieben historischen Passagen zählen noch die Wyndham (1887), Castle (1887), High Street (1886), Dominion’s (1921) und die Duke Street Arcades (1902). Letztere befinden sich genau gegenüber vom Cardiff Castle und beherbergen einen der größten und umfangreichsten Souvenirläden der Stadt.
Central Market: Aus der gleichen Zeit wie die historischen Arkaden stammt auch der unter Denkmalschutz stehende Central Market von 1891. Den Eingang in der St Mary Street schmückt ein Phoenix, zur Erinnerung an den letzten großen Brand. Der Platz davor war früher der Hinrichtungsplatz. Neben seiner Architektur beeindruckt der Markt vor allem durch seine Atmosphäre und das Angebot an Obst, Gemüse, Käse, Fleisch und Fisch, das es trotz wachsender Souvenir-, Kitsch- oder Klamottenstände immer noch gibt. Einige Händler wie Ashton’s Fishmongers handeln seit über 100 Jahren an diesem Ort.
♦ Mo-Sa 8-17 Uhr. St Mary Street. www.cardiffcouncilproperty.com/cardiff-market.
G 39-Kunstgalerie: Die G 39 ist die führende, direkt von Künstlern betriebene Galerie für zeitgenössische Kunst in Wales. Trotz der geringen Größe hat sich die Ausstellung in den Jahren ihrer Existenz zu einer vielbeachteten und respektierten Institution entwickelt. Die Galerie hat ihren alten, beengten Standort auf der Mill Lane neben The Hayes geschlossen und ein geräumiges ehemaliges Warehouse in einer Seitenstraße der Newport Road bezogen.
♦ Mi-Sa 11-17 Uhr. Oxford Street, Tel. 029-20473633, [email protected], www.g39.org.
Martin Tinney Gallery: Größte private, kommerzielle Kunstgalerie in Wales, spezialisiert auf zeitgenössische und historische walisische Kunst. Über drei Etagen verteilt sind die ständig wechselnden Ausstellungen, und auch wenn man nichts kaufen möchte, lohnt der Besuch.
♦ Di-Fr 10-18, Sa 10-14 Uhr. 18 St Andrew’s Crescent, Tel. 029-20641411, www.artwales.com.
Cardiff Story: Das 2011 in der Old Library eröffnete Museum zur Geschichte der Stadt zeichnet die Zeit nach von den Römern und Normannen bis zur Moderne. Das Haus ist interaktiv aufgebaut und kinderfreundlich, überall gibt es Objekte zum Anfassen und Ausprobieren. Im Erdgeschoss ist die Dauerausstellung „Cardiff in Context“ zu sehen, im Untergeschoss residiert das Lern- und Forschungszentrum City Lab. Das erste Obergeschoss wurde zu ungunsten des Museums in ein Café umgewandelt. Höhepunkte des Museums sind ein drehbares Puppenhaus, das das Leben von 1890 bis 2010 illustriert, der historische Flur mit seinen Jugendstilfliesen im Erdgeschoss sowie ein großes historisches Modell der Tiger Bay, des Hafenviertels von Cardiff. Hier sieht man die ganze Dimension der ehemaligen Hafenanlagen und Becken, von denen inzwischen viele zugeschüttet sind. Am Rand des Modells werden historische Gebäude beschrieben. Das Lernzentrum „City Lab“ im Untergeschoss umfasst eine Büchersammlung zur Stadtgeschichte. Cardiff verfügt über eine Vielzahl von historischen und imposanten Gebäuden, über die man sich hier an den Computern informieren kann.
♦ Tägl. 10-16 Uhr. Eintritt frei. The Old Library, The Hayes. Tel. 029-20346214, www.cardiffstory.com.
Cathays Park und Civic Centre
Cathays Park ist das historische Civic Centre, das Verwaltungszentrum der Stadt. Das 24 Hektar umfassende Gelände gehörte bis 1898 dem Marquis von Bute, der es dann für 159.000 £ an die Stadt verkaufte. Um eine rechteckige Parkanlage, die Alexandra Gardens, gruppieren sich eine Reihe von Museen und Verwaltungsgebäuden im edwardianischen Stil (frühes 20. Jahrhundert). Dieser Begriff steht für den neobarocken Stil vieler in der Regierungszeit von König Edward VII. (1901-10) errichteter öffentlicher Gebäude. Zentrales Element in der Mitte des Parks ist das Welsh War Memorial. Das von Säulen umgebene Denkmal mit einem schwerttragenden Hermes und Figuren, die Luftwaffe, Heer und Marine symbolisieren, wurde 1928 zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen walisischen Soldaten eröffnet; heute ist es ein Denkmal für die in allen Kriegen Gefallenen. Um das Memorial herum gruppieren sich die Cardiff City Hall, Gebäude der Cardiff University, der Crown Court und das National Museum. Sämtliche Gebäude wurden aus Portland Limestone errichtet, ein auf der Insel Portland in Dorset geförderter weiß-grauer Kalkstein.

Welsh War Memorial in Alexandra Gardens

National Museum Cardiff: Das Museum im Verbund der derzeit sieben National Museums of Wales ist das größte und bedeutendste in Cardiff. Der 1927 eröffnete Bau mit seiner Kuppel und der großen Halle beherbergt Ausstellungen zur Kunst, Geologie und Naturgeschichte.
Art Gallery: Die nationalen walisischen Kunstsammlungen mit ihren Zeichnungen, Gemälden, Skulpturen sowie Kunsthandwerk wie Silber und Keramikarbeiten zeigen Objekte aus etwa fünf Jahrhunderten, darunter eine der umfangreichsten Impressionistensammlungen Europas: Die Davies Collection ist die größte Sammlung impressionistischer und postimpressionistischer Meister außerhalb von Paris. Renoirs „La Parisienne“, Claude Monets „Waterlilies“, van Goghs „Rain - Auvers” und die „Two Sisters“ von Cedric Maurice zählen zu den Glanzlichtern der Ausstellung.
Evolution of Wales: Beeindruckend gestaltete Ausstellung zur Naturgeschichte vom Urknall bis zu den frühen Menschen. Der Besucher wandert durch die Jahrtausende und erlebt, wie sich, vorbei an quicklebendigen Dinosauriern und Mammuts, an Erdbeben und Vulkanausbrüchen, vom Urknall beginnende langsam unsere Erde formte. Eine sehr anschauliche und für Kinder wie Erwachsene hervorragende Ausstellung.
Natural History in Wales: Zentrale Themen sind Flora und Fauna in Wales. Die Sammlung führt vom Meer in die Berge, sie zeigt einen Riesenhai, eine modellierte Steilküste mit brütenden Seevögeln und weitere Pflanzen und Tiere in ihren Lebensräumen. Abgerundet wird die Sammlung durch Tierpräparate aus aller Welt.
Die durch den Umzug der Archäologie nach St Fagan’s frei gewordene Fläche wird für Wechselausstellungen genutzt.
♦ Di-So 10-17 Uhr. Eintritt frei. Cathays Park, Tel. 0300-1112333, www.museumwales.ac.uk/en/cardiff.
Cardiff City Hall: Schon bevor Cardiff 1905 das Stadtrecht verliehen bekam, begannen seine Bürger mit dem Bau eines einer Stadt würdigen, repräsentativen Verwaltungsgebäudes - man hatte wohl eine Vorahnung oder wollte einfach Tatsachen schaffen. Die Planungen für das Rathaus wurden zusammen mit denen für den Crown Court 1897 ausgeschrieben, die Gebäude 1904 eröffnet. Für die 1905 frisch gekürte Stadt war die Stadtrecht-Verleihung eine große Geste. Insbesondere, weil Cardiff als einzige unter einer Vielzahl von landesweiten Bewerbern zwischen 1897 und 1914 zudem die Lord Mayorality, die Bürgermeisterwürde, erhielt und sich von nun an als die „Metropolis of Wales“ fühlen durfte.
Entsprechend patriotisch und überschwänglich fiel die Gestaltung des Gebäudes aus. Der Rathausturm ist 60 Meter hoch und die mit englischen und walisischen Sinnsprüchen versehenen Glocken schlagen selbstbewusst ihre Westminster-Big-Ben-Melodie. Auf der domartigen Kuppel thront ein großer walisischer Drachen. Oberhalb des Portikus wird das Hauptfenster des Ratssaals von einer monumentalen Figurengruppe flankiert, die die drei Flüsse Cardiffs - Taff, Rhymney und Ely - darstellen. Weitere Figurenensembles am Gebäude stellen „Wissenschaft und Bildung“, „Musik und Poesie“, „Industrie- und Handel“ sowie „Einigkeit und Patriotismus“ dar.
Im Inneren des Gebäudes führt eine großzügige Treppenanlage von der Entrance Hall mit dem Stadtwappen auf dem Teppich zur prächtig ausgestalteten Marble Hall. Diese ist geschmückt mit Skulpturen wichtiger Persönlichkeiten der walisischen Geschichte. Der Assembly Room, reich geschmückt mit ornamentierten Friesen, die die Verbindung der Stadt mit dem Meer darstellen, kann für Veranstaltungen gebucht werden. Im Chamber Room tagen die Abgeordneten der Stadt.
♦ Besichtigung zu den regulären Öffnungszeiten des Rathauses möglich. Eintritt frei. Cathays Park, Tel. 029-20871736, www.cardiffcityhall.com.
Temple of Peace: Sitz des Welsh Centre for International Affairs. Der 1938 eröffnete Tempel war ein Geschenk von David Davies of Landinam an das walisische Volk. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg war Davies an der Gründung internationaler Friedensorgane wie des Völkerbunds maßgeblich beteiligt. Ganz im Sinne des Gründers ist es Ziel des Zentrums, Frieden, Menschenrechte und Völkerverständigung weltweit zu fördern; zugleich dient es als Anlauf- und Informationsstelle für die Vereinten Nationen, die europäischen Institutionen und den Commonwealth.
♦ King Edward VII Avenue, Tel. 029-20821052, www.templeofpeace.wales.
Cardiff University
Um die Alexandra Gardens gruppieren sich eine Reihe historischer Universitätsgebäude, darunter das Main Building (Hauptgebäude), das Bute Building und das Glamorgan Building. Für die 1883 gegründete Universität bedurfte es entsprechender Gebäude, und so wurde im 19. Jahrhundert der Cathays Campus errichtet.
♦ Cathays Park, Museum Avenue und King Edward VII Avenue.
Der Bau des Main Building begann nach Entwürfen des Architekten William Douglas Caroe im Jahr 1905. Inspiriert von den Colleges der Universitäten von Oxford und Cambridge wurde der erste Gebäudeabschnitt 1909 eröffnet. Die Fassade ziert reicher Fresken- und Skulpturenschmuck. Doch fehlte es dem Projekt ständig an Geld, und so wurden die Seitenflügel als letzter Bestandteil des Komplexes erst 1960 fertiggestellt. Die geplante große Halle und andere Gebäudeabschnitte wurden allerdings nie gebaut.
Das Glamorgan Building aus dem Jahr 1911, bis 1995 Sitz des Glamorgan County Council Offices, ist heute ein Lehrgebäude der Universität. Den Haupteingang flankieren zwei den Reichtum der Region symbolisierende Figurengruppen: Schifffahrt und Kohlebergbau.
Das neoklassizistische Bute Building mit seinen romanischen Säulen und dem großen roten walisischen Drachen über dem Eingang beherbergt die Institute für Architektur und Medien. Das ursprünglich für das Cardiff Technical College von Percy Edward Thomas und Ivor Jones entworfene Gebäude mit seiner klaren Formensprache wurde 1916 eingeweiht. Thomas ist auch Architekt der Swansea Guildhall, des Campus der Aberystwyth-Universität und des Welsh National Temple of Peace direkt neben dem Bute Building.
Bute Park
Cardiff ist eine grüne Stadt. Bis ins Zentrum hinein ziehen sich die Parks und bilden mit Bute Park und Cathays Park ihre ästhetische und architektonische Vollendung. Der Bute Park beginnt direkt hinter dem Cardiff Castle und führt am Cathays Park vorbei, das Cardiff Castle fügt sich harmonisch in den Park ein. Das 56 Hektar große Areal erstreckt sich nach Norden hin entlang des Taff-Flusses. Auch Sophia Gardens und die Pontcanna Fields gehören zur weitläufigen Parklandschaft. Entlang des Flusses kann man im Grünen bis zur 4 km entfernten Llandaff Cathedral, zum Castell Coch und weiter aus der Stadt hinausspazieren oder radeln (→ „Spaziergang vom Cardiff Castle zur Llandaff Cathedral”).

Das prächtige Hauptgebäude der Universität

Das ursprünglich als Park dienende Areal wurde im 18. Jahrhundert von Capability Brown gestaltet. Im Zuge des Um- und Ausbaus von Cardiff Castle wurde der Bute Park zwischen 1873 und 1901 für den 3. Marquis von Bute zu dessen Privatgarten ausgebaut. Die aus dieser Zeit stammende viktorianische Landschaftsarchitektur ist noch erkennbar, wurde nach der Übergabe des Parks in den Besitz des Cardiff Councils ab 1947 durch die Anlage eines Arboretums allerdings weitgehend verändert. Heute stehen auf dem Areal etwa 2000 Bäume, darunter zahlreiche botanische Raritäten.
Überall stößt man auf Relikte aus der Zeit vor der Nutzung des Geländes als Park. Noch erkennbar ist im östlichen Teil der im Mittelalter als Mühlengraben angelegte und heute teilweise unterirdisch zu den Docks verlaufende Dock Feeder Canal. Er verhinderte das Versanden der Hafenanlagen weiter unten im Süden.

Das Pierhead Building in Cardiff Bay

Unmittelbar hinter dem Haupteingang zum Park an der Animal Wall findet man den Gorsedd Stone Circle. Der Steinkreis wurde anlässlich des National Welsh Eisteddfod von 1978 errichtet, eines von Sängern, Musikern und Dichtern etablierten Wettstreits, der sich um die Förderung der walisischen Kultur und Sprache bemüht.
Rechts des Kanals befindet sich das Royal Welsh College of Music and Drama, eine unter anderen vom walisischen Hollywood-Star Anthony Hopkins unterstützte Hochschule für Schauspieler und Künstler. 2011 wurde der beeindruckende Neubau der Schule mit großem Saal eröffnet. Im College finden auch zahlreiche öffentliche Ausstellungen und Konzerte statt (Tel. 29-20391391, www.rwcmd.ac.uk).
Die 1999 für die Rugby-Weltmeisterschaft gebaute Millennium Footbridge verbindet den Bute Park mit den auf der anderen Seite des Taff liegenden Sophia Gardens. Eine weitere Brücke, die Blackfriars Footbridge, entstand auf Höhe der Ruinen des Blackfriars Cottage. An der Cowbridge am südwestlichen Ende des Parks befindet sich die Haltestelle des AquaBus, mit dem man nach Penarth, zur Cardiff Bay und zum Cardiff-Bay-Damm (Barrage) fahren kann.
Cardiff Bay
Einst war Cardiff eine pulsierende Industriestadt mit großem Hafen. Mit dem wirtschaftlichen Niedergang verwahrloste auch das Hafenviertel. Übrig blieben heruntergekommene Viertel, soziale Brennpunkte, unansehnliche Industriebrachen und der enorme Tidenhub, die Differenz von nahezu 14 Metern zwischen Flut und Ebbe. Dieser verwandelte Cardiff Bay täglich für 14 Stunden in ein schlammiges Loch, in dem die letzten verbliebenen Boote wie Fische auf dem Trockenen lagen. All das war vor allem für die Touristen keine ansehnliche Szenerie. Mit dem Ziel, das industrielle Erbe um jeden Preis hinter sich zu lassen, wurde in den 1990ern eines der größten und nicht unumstrittenen Bauprojekte Europas beschlossen: die Revitalisierung des gesamten Hafengeländes und, vor allem, des Cardiff-Bay-Viertels. Durch den Bau eines 1,1 km langen Damms sollte im Mündungsgebiet der Flüsse Taff und Ely ein zwei Quadratkilometer großer Süßwassersee entstehen und Investoren für das heruntergekommene, 1100 Hektar große Industrieland anlocken. Der Damm kostete 220 Millionen Pfund.
Der Aufwand für das Projekt hat sich mittlerweile gelohnt: Cardiff Bay hat sich zu einem lebendigen, attraktiven Stadtteil entwickelt. Der Damm erfüllte, wie erhofft, die zentrale Rolle in der Revitalisierung des Hafenviertels. Um historische Gebäude gruppieren sich heute Museen, Promenaden, Kultur-, Freizeit- und Sporteinrichtungen. Mit dem Mermaid Quai entstand eine Promenade mit Pubs, Restaurants und Cafés. Und auch die Investoren haben ihr Ziel erreicht, ihre vormals wertlosen Grundstücke am Wasser zu vergolden. Im Hafenbecken halten Aquabus, Cardiff Boat und die Boote zur Flatholm-Insel. Wer mag, kann eine Bootsfahrt mit dem Schnellboot buchen (Bay Island Voyages).
The Pierhead Building: Der neugotische Backsteinbau, ursprünglich Hauptsitz der Cardiff Railway Company, beherbergte ab 1947 die Hafenverwaltung. 1897 von den Butes gebaut, symbolisiert das Gebäude das auf Wasser (Hafen) und Feuer (Kohle, Eisen) gegründete walisische Selbstbewusstsein. Der Turm wird auch „Walisischer Big Ben“ genannt, obwohl dieser Name wohl eher eine Erfindung der Tourismusindustrie ist, den kaum ein Cardiffer je gehört hat (wenn es in Cardiff einen „Big Ben“ gibt, dann wäre das wohl der Turm der City Hall, hat er doch das gleiche Glockenspiel wie sein Pendant in London). Unter Leitung der National Assembly wurde das Pierhead Building 2011 als Veranstaltungs- und Ausstellungsort wiedereröffnet und gewährt heute Einblick in seine Geschichte und die der Stadt. Die Wechselausstellungen widmen sich walisischen Themen.
♦ Mo-Fr 9.30-16.30, Sa-So 10.30-16.30 Uhr. Eintritt frei. Pierhead, Cardiff Bay, Tel. 0300-2006565, senedd.wales/visit/our-estate/the-pierhead.
Norwegian Church Arts Centre: Wie aus der Fremde angeschwemmt, steht die Norwegische Kirche an exponierter Stelle am Hafenbecken zwischen Docks und Cardiff Bay. 1868 wurde das Gotteshaus als eine der ersten norwegischen Seemanns-Kirchen außerhalb Norwegens erbaut und diente den skandinavischen Seglern auch als kulturelles und soziales Zentrum. Der 1916 in Llandaff geborene bekannte norwegische Schriftsteller Roald Dahl („Charlie und die Schokoladenfabrik“) verbrachte seine Kindheit in Cardiff und wurde in dieser Kirche getauft. Nach Säkularisierung und Schließung 1974 verfiel das Gebäude. Der norwegische Denkmalschutz und eine Initiative in Cardiffs Partnerstadt Bergen sammelten 250.000 Pfund und retteten die Kirche vor dem Abriss. Im Beisein der norwegischen Aristokratie wurde sie 1992 wiedereröffnet und ist heute ein außen historisches und innen vorwiegend modern gestaltetes Kulturzentrum mit Ausstellungen, Konzerten, Veranstaltungen und einem gemütlichen Café.
♦ Harbour Drive, Cardiff Bay, Di-So 10-18 Tel. 029-20492261, www.norwegianchurchcardiff.com.
Senedd / National Assembly Building: Der neue Plenarsaal für die walisische Nationalversammlung, eine leichte und offene Konstruktion aus geschwungenem Holz, Aluminium und Glas direkt neben dem Pierhead Building, kann besichtigt werden. Es gibt öffentliche Bereiche, ein Café - und bei Sitzungen kann man von der Galerie den Parlamentariern zuschauen. Der federführende Architekt, Lord Richard Rogers, zeichnet u. a. auch für das Centre Pompidou in Paris sowie die Lloyd’s Bank und den Millennium Dome in London verantwortlich.
♦ The National Assembly for Wales, Cardiff Bay, Tel. 0300-2006565, www.assembly.wales.
Wales Millennium Centre: Der architektonische Höhepunkt und das Wahrzeichen der neuen Cardiff Bay. Das Ensemble steht am Bute Place, der unmittelbar nördlich an den Roald Dahl Plass angrenzt, ein ehemaliges Hafenbecken, das zugeschüttet wurde und heute als zentraler Platz in der Bay für Veranstaltungen genutzt wird. Die Fassade aus walisischem Schiefer, ein Werk des walisischen Architekten Jonathan Adams, ist von einer bronzenen Hülle überzogen - je nach Tageszeit lässt die Sonne das Bauwerk in den unterschiedlichsten Facetten schimmern. Nachts, wenn das Gebäude angestrahlt ist, erscheinen die Verse der Dichterin Gwyneth Lewis an der Fassade besonders imposant. Das 2004 eröffnete Centre ist heute die zentrale Kultureinrichtung von Wales. Es ist Spielstätte der Welsh National Opera, der National Dance Company, des BBC National Orchestra of Wales; auch Literature Wales, die Organisation für walisische Literatur, sowie das Centre Ty Cerdd, eine Einrichtung für walisische Musik, die Urdd Gobaith Cymru, Wales’ größte Jugendorganisation, sowie das Hijinx-Theater sind hier beheimatet. Kurz: In dem mächtigen Gebäudekomplex sind fast alle großen kulturellen walisischen Institutionen zuhause.
♦ Bute Place, Cardiff Bay, Tel. 029-20636464, www.wmc.org.uk.

Neues Wahrzeichen der Bay: das Millennium Centre

Techniquest: Das Wissenschaftsmuseum ist vor allem ein Entdeckungszentrum für Kinder - alles ist zum Anfassen und Ausprobieren. Die Exponate in Großbritanniens ältestem Wissenschaftszentrum erklären anschaulich, wie etwa ein Magnet- oder Luftkissenfeld funktioniert; man erlebt das Phänomen der optischen Täuschung oder kommuniziert mit Robotern. Hinter der neuen Fassade verbirgt sich übrigens eine historische Gebäudekonstruktion mit einem Gerüst aus Gusseisen.
♦ Variierende Öffnungszeiten, bitte Webseite prüfen. I. d. R.Mi-Fr 14-17, Sa-So 10-17 Uhr (während der Schulzeit), während der Schulferien und an Feiertagen Mo-So 10-17 Uhr. Eintritt 10,90 £, Kinder 9,05 £, ermäßigt 9,54 £. Stuart Street, Tel. 029-20475475, www.techniquest.org.
Red Dragon Centre: Das Freizeitzentrum mit IMAX-Kino, Bowling-Centre, Casino, Fitnessklub und Restaurants ist das größte der Stadt.
♦ Zwischen Cardiff Bay Railway Station und Wales Millennium Centre. Atlantic Wharf Leisure Park, Hemingway Road, www.thereddragoncentre.co.uk.
Doctor Who Experience:Doctor Who ist kein britischer Ableger von Emergency Room oder Doctor House, sondern die „dienstälteste” Science-Fiction-Serie der Welt. Seit der Erstausstrahlung 1963 hat die BBC neben über 840 Folgen auch etliche Filme und aus der Hauptserie hervorgegangene Serien wie Torchwood und The Sarah Jane Project produziert. Berühmtheiten wie Douglas Adams („Per Anhalter durch die Galaxis“) schrieben Drehbücher für die Serie. Nach 16 Jahren Pause werden seit 2005 wieder neue Folgen gedreht. Der außerirdische Time Lord und Weltverbesserer Dr. Who reist durch die Zeit und erlebt dabei spannende Abenteuer, muss sich gegen Daleks, Cyberman und allerlei andere Herausforderungen behaupten. Zuhause ist Dr. Who mit seiner Telefon-Zeitreisekapsel in Cardiff. 2012 installierte die BBC, die ihre Studios nach Cardiff verlagert hatte, eine interaktive Ausstellung - die inzwischen leider wieder zugemacht hat. Nach 12 männlichen Doktoren ist der 13. seit 2018 erstmalig eine Frau.
Cardiff Bay Barrage: Der Ausflug zu dieser Ingenieursleistung lohnt sich. Der 1,1 km lange und 220 Millionen Pfund teure Damm war das Kernstück des Cardiff-Bay-Projekts. Er trennt die Bucht vom Meer und schuf so den zwei Quadratkilometer großen künstlichen See mit einer Uferlänge von knapp 13 km. Mit dem Auto ist der Damm von Penarth aus erreichbar. Zu Fuß, per Rad oder Aquabus gibt es eine Anbindung ab Cardiff Bay. Auf dem Damm selbst befindet sich auch eines der interessantesten Kunstwerke der Stadt. Vom Parkplatz Penarth aus kommend, sind an den Wänden, von den Besuchern meist unbeachtet, auf den Kaimauern gelbe Linien zu sehen. Auf dem Boden findet man irgendwann ein gelbes Kreuz. Erst wenn man sich daraufstellt, versteht man die vom Schweizer Künstler Felice Varini geschaffenen „3 Ellipses for 3 Locks“.
Butetown
Der Name irritiert, steht Butetown bei den Einheimischen doch für einen zersiedelten sozialen Brennpunkt westlich der Bute Street, rund um den Loudoun Square. Heute bezeichnet Butetown das nördlich von Cardiff Bay gelegene alte Herzstück des Hafenviertels rund um die Coal Exchange. Das Hafengebiet hieß früher Tiger Bay, doch wollte man sich mit der beginnenden Revitalisierung des Areals von diesem Namen trennen. Heute finden viele Einheimische den alten Namen inzwischen wieder attraktiver als den künstlichen Begriff Cardiff Bay.
Im 19. Jahrhundert ließ John Crichton-Stuart hier Wohnsiedlungen für die Hafenarbeiter anlegen. Schifffahrtsgesellschaften und Handelsunternehmen hatten in Tiger Bay ihre Niederlassungen, Seeleute aus aller Welt suchten hier Vergnügungen und Unterhaltung. Butetown entwickelte sich zu einer der ersten multikulturellen Gemeinden in Großbritannien mit Bewohnern aus über 50 Ländern. Shirley Bassey, berühmte Sängerin von drei James-Bond-Titelsongs, besang auch die Tiger Bay, wurde sie doch 1937 hier in der Adeline Street geboren. Doch von dem „walisischen Sankt Pauli“ ist nicht viel geblieben. Der industrielle Verfall, die deutsche Bombardierung und vor allem Umbaumaßnahmen in den 1960ern ließen nur wenige architektonische Relikte von früher übrig: Die Spuren der industriellen Docklands sind heute weitgehend ausgelöscht, Hafenbecken wurden zugeschüttet, alte Handelpaläste flächendeckend abgerissen und durch Bauten mit Schuhkarton-Ästhetik ersetzt (wer wissen will, wie es hier zu industriellen Glanzzeiten aussah, sollte die Cardiff-Story-Ausstellung in der Old Library besuchen - s. o. „Die Innenstadt“). Die verbliebenen historischen Reste allerdings sind wunderschön und unbedingt sehenswert. Man findet sie beispielsweise noch um den Mount Stuart Square und um die West Bute Street. Leider profitierte das Viertel bisher nicht, wie erhofft, von der Entwicklung der Cardiff Bay, hier entwickelt sich alles nur sehr langsam, viele Gebäude stehen noch immer leer. Vielleicht ist das aber eine Chance, sich ganz in Ruhe auf Butetown einzulassen.
The Coal Exchange: Die Kohlebörse ist das prächtigste noch erhaltene Gebäude des früheren Hafenviertels. Einst wurde in dieser Kathedrale des Industriezeitalters der Kohlepreis für die ganze Welt festgelegt, auch der weltweit erste Scheck über eine Million Pfund wurde hier ausgestellt. Jahrelang stand das Gebäude leer und verfiel. Inzwischen wurde das Haus zu einem schicken Luxushotel mit Bar und Restaurant umgebaut. Auf keinen Fall auslassen sollte man den umwerfenden früheren Börsensaal gleich hinter Rezeption und Bar.
♦ Mount Stuart Square, Tel. 029-21991904, coalexchangecardiff.co.uk.
Bay Art Gallery: Ein neues kreatives Zentrum der wachsenden Cardiffer Kunstszene. Wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer internationaler und walisischer Künstler.
♦ Di-Sa 12-17 Uhr, nur bei Ausstellungen. Am besten vorher informieren. 54 Bute Street, Tel. 029-20650016, www.bayart.org.uk.
Das Areal zwischen Cardiff Bay und City entlang der Hauptachsen Bute Street und Lloyd George Avenue ist leider ein unwürdiges Verbindungsstück zwischen den beiden Zentren der Stadt. Besserung ist nicht in Sicht. Die trostlose Bebauung und Reihenhausghettos, die an Stelle einstiger Vorzeigebauten aus wirtschaftlichen Glanzzeiten errichtet wurden (Übersicht der Prachtbauten im Cardiff-Story-Museum), sollte man so schnell wie möglich überspringen. Am einfachsten geht das mit Bus oder Bahn (z. B. von Cardiff Central zur Cardiff Bay Railway Station).
Cardiff Castle
Als ältestes Gebäude der Stadt steht Cardiff Castle im Mittelpunkt des touristischen Interesses. Der Gebäudekomplex in seiner heutigen Form geht auf den 3. Marquis von Bute und dessen Architekten William Burges zurück. Seit etwa 2000 Jahren existierten an dieser Stelle Befestigungsanlagen. Das erste Castellum errichteten die Römer etwa um 55 n. Chr. als Handelsstützpunkt, zur Zeit der Unterwerfung des hier ansässigen Volksstammes der Silurer. Einem Neubau um 75 n. Chr. folgte um 250 der Bau eines dritten Kastells. Dieses wurde bis zum Abzug der Römer aus Britannien um das Jahr 500 genutzt.
Der älteste noch erhaltene Teil des „Burgensammelsuriums“ Cardiff Castle ist der im Innenhof stehende sogenannte Keep, der Hauptturm einer mittelalterlichen normannischen Festung aus dem 11. Jahrhundert. Auf einer einfachen Erdhügelburg von Lord of Glouchester Robert Fitzhamon erbaut, diente der Keep von 1126 bis 1134 als Gefängnis für Robert II. Der Sohn von William dem Eroberer unterlag seinem jüngeren Bruder Heinrich I. im Kampf um die englische Krone und das Herzogtum Normandie und war hier bis zu seinem Tode eingekerkert.
Nach häufigen Besitzerwechseln seit 1216 gelangte die Burg 1766 schließlich in den Besitz des Aristokratenclans der Butes. Die ließen die verfallene und stark zugewachsene Anlage Stück für Stück umgestalten, wobei der größte Anteil auf John Crichton-Stuart, den 3. Marquis von Bute, zurückgeht. Dieser beauftragte 1886 den schottischen Architekten William Burges mit dem Umbau des Castle im neugotischen Stil. Hier hatten sich zwei extravagante und schräge Gentlemen gefunden. Burges etwa hatte ein Faible für bunte mittelalterliche Kleidung. Dazu nannte er einen Papagei namens Polly sein Eigen, den er oft piratenartig auf der Schulter mit sich herumtrug. Beide Männer teilten die Leidenschaft für mittelalterlich-gotische Architektur und ließen ihrer Fantasie bei der Gestaltung von Cardiff Castle freien Lauf. So zählen einige der neu entstandenen Gebäude und Räumlichkeiten zu den herausragendsten Beispielen viktorianischer Kunst in Großbritannien. Mit Butes Geld, dem damals reichsten Mann des Empires, und Burges’ Kreativität entstand eines der schönsten Märchenschlösser des 19. Jahrhunderts - jeder einzelne Raum ist eine Reise in eine andere Traumwelt. 1947 verkaufte der 5. Marquis von Bute die Burg und den die Anlage umgebenden Bute Park für ein symbolisches Pfund Sterling an die Stadt.

Cardiff Castle vom Bute Park aus gesehen

Cardiff Castle ist heute ein Touristenmagnet und beherbergt neben den Räumlichkeiten der Butes weitere Attraktionen, wie die Wartime Shelter, Luftschutzräume aus dem Zweiten Weltkrieg oder das Regimentsmuseum der 1st The Queen’s Dragoon Guards and The Royal Welsh, auch „Firing Line - Museum of the Welsh Soldier“ genannt. Im Burghof steht eine mittelalterliche Schleuder, ein Trebuchon. Sehenswert sind unter anderen der Glockenturm, Tiermauer, Bibliothek und Arab Room. Einige Zimmer des Schlosses können im Alleingang besichtigt werden. Einen ausführlicheren Einblick bekommt man bei den Führungen, die alle 20 Minuten stattfinden. Je nach Jahreszeit sind dabei verschiedene Zimmer zu sehen.
♦ März-Okt. tägl., Mo-Fr 10-18, Sa/So 9-18 Uhr, Nov.-Febr. tägl., Mo-Fr 10-17, Sa/So 9-17 Uhr. Erw. 14,50 £, Kind 10 £, Student/Senior 12 £. Das Ticket erlaubt den freien Rundgang auf dem Areal, Eintritt in die Museen sowie Zugang zu einigen Räumlichkeiten der Castle Appartments, inkl. Audioguide. Für 4 £ extra (Kind 3 £, erm. 3,50 £) kann man die House Tour inkl. einer 50-minütigen Führung buchen. Tel. 029-20878100, www.cardiffcastle.com, cardiffcastlemuseum.org.uk.
Clock Tower: Der 40 m hohe Glockenturm unterscheidet sich vor allem von außen durch seine ausgefallenen farbigen Verzierungen von den früheren Steinarbeiten des Castle. Die große goldene Uhr illustriert die Faszination des Marquis von Bute und seines Baumeisters Burges für die Themen Astrologie und „Zeit und Vergänglichkeit“. Der Turm mit seinen Wappen und den die Himmelskörper des Sonnensystems symbolisierenden Figuren beherbergt im Innern einen ganzen Komplex von Zimmern für den Marquis, als er noch Junggeselle war: die Bachelor Rooms.
Winter Smoking Room: Wie außen am Turm setzt sich hier das Thema „Vergänglichkeit“ fort. Tierkreiszeichen schmücken die Decke, Sonnensymbole dominieren die Wanddekoration. Fenster, Gemälde und Ornamente symbolisieren die Jahreszeiten, Tage und Monate. Beeindruckend sind die Schnitzereien und Schreinerarbeiten. Ein großer Kamin ist mit Szenen aus dem mittelalterlichen Leben dekoriert. In einem Schrank mit reichen Schnitzereien und Perlmuttverzierungen findet sich Platz für Zigarren, Zubehör - und für 40 Flaschen. Beim Betreten oder Verlassen des Raums lohnt ein Blick nach oben: Eine Monsterfigur an der Wand sollte neugierige Frauenzimmer vom Lauschen abhalten.
Nursery: Das Kinderzimmer ist an den Wänden rundum mit Märchenmotiven bemalt. So sieht man etwa Rotkäppchen auf dem Wolf reitend, Robinson Crusoe und viele andere bekannte Geschichten. Wer genau hinschaut, erkennt sogar den „unsichtbaren“ Prinzen.
Arab Room: