Wallenstein. 2 (of 2) - Döblin, Alfred - kostenlos E-Book

Wallenstein. 2 (of 2) E-Book

Alfred, Döblin

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The Project Gutenberg EBook of Wallenstein. II. (of 2), by Alfred DöblinThis eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and withalmost no restrictions whatsoever.  You may copy it, give it away orre-use it under the terms of the Project Gutenberg License includedwith this eBook or online at www.gutenberg.orgTitle: Wallenstein. II. (of 2)Author: Alfred DöblinRelease Date: October 11, 2013 [EBook #43932]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK WALLENSTEIN. II. (OF 2) ***Produced by Jens Sadowski

WallensteinRomanvonAlfred DöblinZweiter Band

1920S. Fischer/Verlag/Berlin

Erste bis dritte Auflage Alle Rechte vorbehalten, besonders das der Übersetzung Copyright 1920 S. Fischer, Verlag

Viertes Buch Kollegialtag zu Regensburg

Durch die beiden Kristallfenster der schönen und reichen Kapelle zu München in der Residenz schien die rote Wintersonne. Das schmale Gewölbe, weißer polierter Gips, nahm purpurne Flecken und Linien an, als würde es angehaucht. Über dem Pflaster von Jaspis und Achat auf Kniestühlen der bayrische Hof, spanische Kostüme, gesenkte Schultern, niedergedrückte Köpfe, grauhaarig, weiße Perücken, dunkle gezügelte Locken. Auf der Kanzel zur Linken des großen Silberaltars mit den Reliquien und dem reitenden Ritter Georg — golden, drei Federbüsche am Helm mit Diamanten, Rubinen, Smaragden — sprach in schwarzem geschlossenen Jesuitenrock ein langer glutäugiger Priester; seine Arme fuhren, ohne daß sie es sahen, über sie weg in der drohenden Erregung:

„Es ist eher erlaubt, Gott zu hassen als zu lieben. Denn Gott steht uns zu fern, zu hoch; es ist eine Sünde, sich ihm zu nahen, selbst in Gedanken. Zu wagen, ihn zu lieben, wie dieses und jenes aus dem Alltag, ihn behängen mit Putz Juwelen und Gold, ihm zarte Gefühle darzubringen: das heißt, ihn erniedrigen. Es ist das Vergehen einer Beleidigung der Göttlichkeit. Kriechen vor ihm, ihm ausweichen, ja ihm grollen: das mag einem Menschen gut anstehen. Ihr habt schon Gott verleugnet in dem Augenblick, wo ihr ihn nicht fürchtet. Er hat euch keine Freundlichkeit gegen sich erlaubt, ist nicht euer Vater, eure Mutter, euer Buhle, euer Herzensbruder. Er ist nicht einmal euer König und Fürst, er lehnt es ab, euer Richter zu sein; sein Gericht ist euch nicht zugänglich; er vollzieht es, wann er will und gegen wen er will. Es läßt sich nicht fassen und erforschen, wer er ist, und darum heißt es nur, Grauen vor ihm empfinden — und so habt ihr getan, was Menschenpflicht ist.

Wehe denen, die glauben, Gott sei unser Vater; es ist fast kein weiterer Schritt nötig, um Ketzerei zu üben. Es heißt: ihr sollt den Sonntag heiligen, um Gottes willen; und Gott selber wollt ihr nicht heiligen? Vergeßt nicht, wer ihr seid, von wo ihr stammt. Wißt ihr, wie die Erbsünde euer Leben eingeleitet hat? Kennt ihr alle Laster, mit denen ihr euch seit jenem Tage schleppt — Glückstag oder Unglückstag? Seht die Niedrigkeit der Menschen, die Erbärmlichkeit ihrer Begierden — und ihr Gotteskinder! Seht euren Tag an, gefüllt mit Arbeit, Sättigen des Leibes, mit hundertfachem Verdruß, hundertfachem Vergnügen, hingeweht das Ganze, von nicht mehr Gewicht als ein Farbenantlitz. Prozesse im Land, Mißgunst, Drang nach Reichtum, Vorrang, Aufsässigkeit der Untertanen, das ist euer Leben, wenn ihr erwachsen und alt seid. Bald mehr, bald weniger Spaß, Spiel, Männer, Weiber, Weine, Biere, Tourniere, Hirsche, Eber, Musik, Bilder, Schlaf, Stumpfheit, Behaglichkeit, Bitterkeit — um nichts und ein bißchen. Trübsinn und Greinen, wenn ihr gichtisch werdet und krumm, mit leeren Kiefern hinter dem Ofen hockt und nur Brei schlucken könnt, Hüftweh, Stuhlbeschwerden, Harndrang, Magenkrämpfe, dann Schlaf und Schlaflosigkeit. Das ist das Leben von Kindern Gottes. Ihr schämt euch, ich fühl’ es mit euch allen; man braucht dies alles nur fassen, sich erinnern, vor Augen halten. Ja, Besinnung, Erinnerung! Ruhe der Seele, Erlöschen der Begierden! Nur ihn wissen, den Gott, das Recht haben, seinen Namen zu kennen, von seinem Dasein zu hören: das ist genug und genug für uns. Das Recht haben, Gott fürchten zu dürfen: seht, ich sprech’ es aus.

Und ihr fühlt, daß ich die Wahrheit sage. Die Wahrheit ist mit mir. Wir wiegen uns nicht in Gefühlen und Träumereien einer Magd. Uns ist das Leben zu ernst; es ist uns gegenwärtig, wir kennen es, haben es erlitten, wissen, was uns erwartet, heute, morgen. Es wird uns kein Engel begegnen, keine Verheißung wird uns ausgesprochen. Lassen wir die Spiele den Kindern, den lieben, und den Toren, den lieben.

Morgen wird die Glocke läuten, dann wird die Frühmesse sein, die Knechte werden in die Höfe stampfen, die Vögte werden hoch auf den Pferden sitzen mit Federhüten und Peitschen. Morgen früh wird die Glocke läuten: wir werden uns im Halbschlaf auf den Rücken legen, dann auffahren, unser Gebet verrichten; und das Geschrei der Kinder nach Milch und Pflege gellt in unsre Ohren. Wir schlucken unsre Frühsuppe, sie kann dünn und kalt sein, wir müssen die Gewölbe durchsehen, wo unsre Schätze und Waren stehen, die Kisten zuschlagen, bald werden die Fuhrwerke über die Brücken knarren; es muß alles verfrachtet und versiegelt sein; wir werden schimpfen mit den Knechten, man wird uns am Fuhrlohn betrügen, wir werden uns wehren; die Bauern schlurren herein.

Wenn morgen die Glocke läutet, hat eine Mutter ihr Kind geboren und freut sich, ihr Mann freut sich und die Geschwister sehen sich das armselige Wurm an. Und an vielen Orten hat sich in dieser Nacht eines verändert, eines ist verhungert und erfroren am Brunnen, vor einer Stalltür, eines erschlagen von Räubern, eines vom Fieber weggerafft, eines alt, siech, todesbedürftig in der Kammer ausgelöscht. Unser Leben, unser Leben! Wie könnte man stolz sein! Wie wagt es einer, stolz zu sein und den Namen Mensch mit Prahlerei im Mund zu führen — es sei denn, er bilde sich etwas ein, auf die Kraft seiner Muskeln, die List seiner Gedanken, die Wildheit seiner Begierden! Und welches Tier wäre ihm nicht da überlegen.

Unser Leben, unser Leben! Gestorben sind wir tausendmal, wenn wir erkannt haben, wer wir sind, aus Stolz; und erhoben hat uns nicht der Kaiserhut, der Kurfürstenhut, der auf unserm Haupt liegt, nicht die Bischofsmütze, die Tonnen Gold, sondern das Grausen, das Entsetzen. Nicht besinnen können: nur das tröstet uns. Die Vergessenheit, der Rausch trägt uns betrügerisch über die Abgründe. Wofern wir sehen, rettet uns von Tod und Vernichtung nur die Furcht.

Brecht, meine Knie! Mein Herz, laß deine Säulen zerfallen! Dach über mir, zerschmettere mich! Kommt angefahren, hundert Rohre, hundert Kartaunen, auf mich gerichtet, hier mein Herz, meine Augen. Ich bin gefroren. Ich kann doch noch immer lachen über euch. In die Luft verpafft ihr euer Eisen und Marmelstein. Ich kann beten, kann zittern!“

Der kranke alte Herzog Wilhelm war über seinen Stuhl nach vorn gefallen, sein weißes Gesicht baumelte, sein Stuhl schwankte seitlich. Der Kurfürst griff mit harter Miene nach links gegen ihn.

Wie der Pater die neue Feste herunterkam und unweit der Kunstkammer an den weiten Stallungen vorüberging, berührte ein unbewaffneter Mann in der Dämmerung seinen Ärmel und sprach ihn, als er sich umwandte und stehenblieb, an, indem er ihn bat, scheublickend, er möchte nicht mit ihm hier stehenbleiben vor den Augen der Passanten und fürstlichen Wächter. Rasch bogen sie in eine Seitengasse. „Ihr seid der Pater, der in der Frauenkirche gepredigt hat; ich habe Euch zugehört. Ich bin Tillyscher Soldat, möchte Euch sprechen.“ „Was wollt Ihr,“ fragte der sehr rührige Jesuit. Heiser, während er ihn aus samtenen Augen verzehrend ansah, bat der untersetzte bärtige Mann, der von der rechten Stirn herunter bis an den Mundwinkel eine blutrünstige Narbe trug, er möchte den Pater in einem geschlossenen Raum, wo er wolle, sprechen über Dinge, die ihm am Herzen liegen; er schwöre, keine Waffen zu haben, nichts Feindliches im Sinn zu haben; er brauche Hilfe. Sie gingen auf Umwegen am Jesuitenkolleg vorbei, stiegen von der Rückwand die Treppe des weiten Konventhauses hinauf. In der dunklen Zelle steckte der Geistliche eine Kerze am Türpfosten an; es war ein schmaler hoher Raum, völlig kahl; über einer Bücherreihe an einer Längswand hing das Bild des heiligen Franziskus in der Wildnis. Der Fremde setzte sich unter die Kerze, gab nach langem Zudringen des Paters Auskunft. Er sei von protestantischen Eltern im Österreichischen geboren, vor Jahren von einer Kommission bekehrt; seine Eltern seien verschollen oder getötet bei den Aufständen; und dann kam er nicht weiter, irrte mit den Blicken immer wieder zu dem großen Gemälde. Was dies Bild bedeute, wollte er dann wissen. Der Pater gab ihm Antwort. Dann stieß der Fremde rasch und hintereinander hervor: er käme — ihm sei prophezeit worden, er werde in diesem Jahr im Krieg umkommen in der Lombardei; er wolle ein Amulett, hätte kein Zutrauen zu einem andern, sei verzweifelt, verzweifelt. Und dabei knirschte der bärtige Mann mit den Zähnen, die Tränen standen ihm in den Augen, er schluckte, schluchzte, blickte den Priester erbärmlich an. Vorsichtig ein Lächeln unterdrückend, fragte der Priester, ob jener ihm wirklich zugehört habe. „Ihr habt ein Amulett,“ bettelte dumpf der andere, immer den Franziskus anblickend, „Ihr wißt alles, ich habe Euch zugehört, gebt mir eins. Denkt an einen andern.“

„Mein Lieber, wenn Euch bestimmt ist, wie Ihr sagt, zu sterben, so wird Euch mein Amulett nichts helfen.“

„Ich will nicht sterben, Ehrwürden. Mein Vater und Mutter sind schon tot um nichts. Ich hab’ nichts verbrochen. Nur Kummer und Plag’ hab’ ich gehabt, und jetzt soll ich sterben.“

„Lieber, Ihr müßt Euch das mit dem Zaubermittel aus dem Kopf schlagen. Das ist verruchtes Soldatenwerk. Seid fromm, betet.“

Erwartungsvoll blickte ihn der gehetzte Mann unter der Kerze an: „Wird mir Gott helfen?“

„Betet.“

„Aber wird er mir helfen?“

„Ihr habt nichts zu fordern.“

„Wozu soll ich beten, wenn es nicht hilft. Gebt mir ein Amulett.“

„Mann, geht Eurer Wege. Ich habe mit Euch nichts zu schaffen.“

Der Pater stand ruhig auf. Der Mann, die Fäuste ballend: „Ich bin doch kein Narr und Lump, daß Ihr mich so wegschickt und mit Worten abspeist.“

„Ihr seid ein Narr. Und das ist noch wenig gesagt.“

Der Soldat zitterte an der Tür, hinter seinem Stuhle stehend: „Weil ich nicht beten will? Es wollen andre auch nicht beten. Und mit ihnen springt man nicht so um wie mit mir; sie brauchen nicht zu sterben.“

„Wer will aus deiner verruchten Gesellschaft nicht beten?“

„Wer? Das fragt Ihr noch? Eure eignen Schüler, die habt Ihr so weit gebracht. Gewiß. Mein Herzensbruder war Novize bei Euch, hat mir geraten, in Eure Andacht zu gehen. Ich hab’s nicht bereut, hab’ wohl gemerkt, daß Ihr alles recht wißt und hab’ Euch in allem recht gegeben. Und so speist Ihr mich ab.“

Der Pater trat an den weinenden Mann, der sich den lumpigen Filzhut vor die Augen hielt: „Wer hat Euch in meine Andacht geschickt?“

„Wer? Wer?“ äffte der andere widerspenstig und grimmig nach; stülpte sich nach kurzem Anstieren des Priesters den Hut auf, sprang mit zwei Sätzen auf das Bild des Franziskus, riß es am Rahmen herunter, raste, den starr stehenden Priester mit dem Bild wider die Brust stoßend, durch die aufgerissene Tür davon; die Kerze schlug er im Vorüberfahren mit dem Holz herunter, so daß er Finsternis hinterließ.

Nach einer Woche wurde dem Pater beim Betreten des Hauses vom Bruder Pförtner gemeldet, daß ein junger Mann ihn vor seiner Zelle erwarte. Der Pater konnte den zum Schutz begleitenden Pförtner gleich zurückschicken; den jungen Menschen, der da stand, erkannte er sofort. Erst als sie in die Zelle traten, bemerkte er, daß der gebräunte feingesichtige Mensch ein Bild am Boden herzog. Der Pater blickte ihn starr an: „Du warst das?“ „Ich habe ihn nicht geschickt, Pater; er lief immer mit mir, er ist ein hilfloses Geschöpf. Das Bild hab’ ich ihm mit List abringen müssen. Hier habt Ihr’s wieder.“

„Ich danke dir. Hast du ein Anliegen? Stell’ es nur an die Wand.“

„Ich muß nicht sterben wie mein ängstlicher Freund, aber Ihr seht: ich bin hier.“

„Hast du ein Anliegen?“

„Ich will Euch nicht um ein Amulett bitten; kann ich Euch sprechen?“

Der Priester setzte sich an das Fenster, wo für Vögel Krumen gestreut waren: „Eure Eltern haben sehr gejammert um Euch.“

Der andere vor dem Bücherpult lächelte streng: „Ich habe mir einen wahrhaft geistlichen Beruf erwählt, sagt das, bitte, ihnen; ich bin Soldat geworden, jetzt unter der dritten Fahne. Ich muß wie die Engel und Teufel um meine Seele kämpfen; wer nicht stark ist, geht dabei unter.“

„Du dienst unter Tilly?“

„Fragt nicht nach mir, Pater. Was tut mir not, Pater?“

„Sprich dich aus, mein Sohn.“

„Ich hab’ ein Dutzend schwere Bataillen mitgefochten, gefangen war ich, bin entwischt. Ich hab’ jahrelang mein Leben geführt, seit ich Euch durchbrannte, wie’s mir gut tat. Als mein Regiment Pikeniere aufgelöst wurde, hab’ ich gebettelt, gearbeitet, kein gut getan; und wie ich unversehens hierher kam und Euch hörte, seht, Pater: da ist keiner gewesen unter allen, die da saßen, der so gelechzt hätte nach Euren Worten wie ich. Ihr müßt mir mehr sagen. Ich — brauch es.“

Bitter sagte der Priester: „Ihr hättet nicht nötig gehabt zu lechzen. Aber du bist ein junges Blut und bist gewiß, daß man dir verzeiht.“

„Sprecht mir von Gott.“

„Schlage du Menschen tot, Dänen, Schweden, und frage nicht nach Gott.“

„Wie steht es mit Gott? Als ich bei Euch lernte, aus Thomas und Aristoteles las, habe ich ganz vergessen zu beachten, was sie sagten; ich nahm es ohne Gedanken an. Jetzt brauch’ ich es; wie steht es mit ihm?“

„Du hast doch Angst, mein Lieber.“

„Wie muß ich von ihm denken, wenn ich lebe, und meinetwegen, wenn ich sterbe.“

Der Priester kauerte sich am Fenster, vor dem die Vögel sprangen, über seinem Schoß zusammen: „Das einzige, was not tut, ist, den Hochmut brechen. Du kannst nicht mehr tun, als Gott aus deinem Herzen reißen. Merk dir dies! Nimm dies auf den Weg. Ja, Gott aus deinem Herzen reißen. Vor dem ungeheuren ewigen Wesen hat jeder dumpfe freche Gedanke in dir zu verstummen; jedes Auge erblindet. Es ist noch zu wenig, wenn geschrieben steht: ihr sollt seinen Namen nicht mißbrauchen. Laß ihn mit deinem Sterben zufrieden. Sein Name, dir sage ich es, soll aus Dir ausgerottet werden. Er soll nichts sein als der Warnungspfeiler vor einem grauenvollen Abgrund: „Bis hierher!“ Der gähnende Abgrund! Die Menschen, weder lebend noch tot, haben teil an ihm. Nichts ist uns von ihm gegeben. Wehe denen, die seiner nur gedenken. Du tust ja recht, mein Lieber, hast nicht nötig, mich zu fragen: tu, was dir beliebt, morde, raube, geh in die Kirche, schenke Almosen, liebe, verheirate dich — es ist ihm, ihm nicht dran gelegen. Wen schert das etwas! Die Menschlein! Ich bin nicht sein Anwalt. Aber sei gewiß: Gott lebt. Nur nicht unser.“

Der andre stemmte gebückt die Ellbogen auf die Knie, stützte das Kinn in die Hände: „Nicht seiner gedenken! Wer aber hat uns dies denn in das Herz gelegt? Wer dies getan hat, war ein Verbrecher am Menschen. Wenn — Ihr recht habt, Pater.“

Still stand der Priester auf: „Ich habe gesprochen, Vincenz.“

„Das hilft mir nicht, Pater, was Ihr mir sagt. Als ich bei Euch lernte, hätte es mir vielleicht genügt. Jetzt brauch’ ich etwas andres.“

„Nimm den heiligen Franziskus, wie dein Herzbruder.“

„Ihr schiebt mich nicht so leicht ab; ich denke doch, Ihr spottet nicht über mich. Wozu braucht Ihr Heilige und den Heiland?“

„Der Heiland sagt aus, wie wir leben sollen.“

„Herr, wie kam der Heiland zu Gottes Wort?“

Der Priester, abgewandt, schwieg lange: „Wir sind Christen. Wir beten zu Christus.“

„Ich weiß nicht, wovon Ihr redet.“

Das starre strenge Gesicht drehte der Priester ihm zu: „Da ist nichts unklar. — Der Hochmut ist zu brechen in den Menschen. Der Gott, den du in dir hast, ist der letzte Rest des Heidentums. ‚Gott‘ sagt der Heide; es ist gleichgültig, ob ein Gott oder mehrere Götter. Man hat euch so lange Ruhe damit gelassen. Es ist Zeit.“

Er beobachtete finster den Soldaten: „Nicht wahr, du willst Heide werden?“

Unruhig, gequält, drohend gab der zurück: „Ich weiß nicht.“

„Was weißt du nicht?“

„Ob Ihr Christ seid.“

Mit kaltem Ausdruck lächelte der Jesuit, indem er den Kopf langsam zurückbog. Der Soldat hob den Arm: „Ihr lacht!“

„Es ist niemand so Christ als ich.“

Dem an der Tür flammten die Augen: „Ihr wollt die Menschen der Verzweiflung ausliefern. Ich habe gebetet, mich gefreut, mich fähig gefühlt zu allen schweren Dingen — durch Gott. Das soll mir alles genommen werden.“

Der Pater setzte sich ans Fenster, schwieg.

„Das soll mir alles genommen werden.“

„Ja.“

Mit schüttelnden Armen: „Und wozu? Wem zu gut?“

„Lieber, nun werde ich wirklich bald lachen. Ich bin Priester der Kirche; was gehen mich Menschen an.“

„So geht doch hin, Pater, und sagt Eure Weisheit dem Papst, den Bischöfen und Mönchen. Sie sind für uns Menschen da.“

„Es ist nicht nötig, sie wissen es schon.“

„Und was sagen Sie?“

„Ja, sie kümmern sich nicht um Gott. Denn sie sind fromm. Sie helfen den Menschen, indem sie sie beschäftigen mit Andachten, Gebetübungen. Für das Christentum sind erst die wenigsten reif.“

Der junge Soldat: „Ich nicht.“

„Nein.“

„Ich wollte Gott wieder in mir errichten. Zu ihm wollte ich beten, mich zu ihm führen lassen. Zu ihm.“

„Nein.“

Wallenstein im Gespräch mit dem Venetianer Pietro Viko, der bei ihm Kreuzzugsideen, gegen den Großtürken, propagierte.

„Will der Herr mir Neuigkeiten erzählen! Ich hab’ in Gradiska für Ferdinand gekämpft. Wittelsbach ist größenwahnsinnig, den Kaiser Ludwig, den Ketzer, hat es nicht vergessen. Man hätte den Wittelsbacher zerschlagen sollen; nun sitzt er an der Isar, der dunkle Mann, prunkt und protzt sich auf, geizt und darbt. Ein Fürst!“

„Er wird dem Kaiser nicht übel zusetzen.“

„Ferdinand ist der beste Mann, ein Edelmann, ein Ritter. Er ist ein Kind. Wenn Ihr daran zweifelt, so seht den Ausgang dieses Kriegsübels an. Den guten Böhmen, meinen Vettern, sollte er den Schädel einschlagen. Er hätte nur nötig gehabt, sein Kaiseramt auszuüben. Aber er war ein Kind. Ich kann mir vorstellen, wie er damals glühte als Kaiser, mit dem Böhmersieg in der Tasche. Und so vor den Bayern zu treten!“

„Ja, er war nicht gut beraten.“

„In der Löwenhöhle ein Kalb verzehren wollen! Warum ging er gerade damals zu Maximilian? Weil München so am Weg lag. Versteht Ihr gut, die Wiener Herren Räte? Er mußte dem Münchener Dank sagen, sich ihm vorstellen. Sie konnten es nicht verhindern; die Herren hatten gerade etwas anderes zu denken.“

„Und da hatte ihn der Max!“

„Die Maus kam ihm spaßhaft vor die Schnauze gelaufen.“

„Haha.“

„Sie fraß ihn. Einmal gepackt, herumgeworfen, dann in die Gurgel geschnappt.“

Wallenstein sagte: „Herr, er hatte schon lange auf den Kaiser gewartet. Der konnte ihm nicht entgehen. Er hatte geholfen, ihm den Kaisermantel umlegen, aber nur um die Lust zu haben, ihn ihm herunterzureißen. ‚Zeig’ mal, was du anhast!‘ sagte der Max. Und als Ferdinand München verließ, hatte er schon fast aufgehört, Kaiser zu sein.“

„Euer Liebden: es sind Zeiten, die erfreulicherweise längst vorbei sind. Ihr werdet bald freie Hand für allerhand haben.“

Wallenstein lachte wieder grell: „Ich hätte in Wien sein mögen, als sie den Ferdinand aus dem Wagen holten von dieser Reise. Begossen, lahm, stumm. Und keiner wußte, was mit ihm war, und er hatte doch in Frankfurt gesiegt, war Römischer Kaiser, und den böhmischen Sieg hatte er damit schon in der Tasche. Was mögen sie sich gedacht haben in der Burg, die weisen Herren! ‚Der Kaiser ist krank, er ist schwermütig,‘ haben sie geschrien, morgens und abends, haben nach den Doktoren im ganzen Reich geschickt.“

„Es ist so.“

Maßlos lachte der Herzog: „Sie werden ihn weidlich zum Purgieren gebracht haben. Gebüßt hat er es, daß er sich hat beglückwünschen lassen von seinem Schwager Max.“

In das Dorf Bubna bei Prag, wo der Herzog eine Meierei besaß, kam eine Truppe Schauspieler Zauberkünstler und Quacksalber gefahren. Erst riefen sie ihre Künste bis nach Prag hin aus; dann schlugen sie einen Bretterzaun auf, bauten eine tiefe Bühne. Vom Herzog auf sein kleines Sommerschloß geladen, veranstalteten einige von ihnen unter großem Geheimnis eines Nachmittags eine besondere Belustigung.

Ein großer Saal stand ihnen zur Verfügung; vornehme Herren und Damen besetzten die Balkons und Galerien; Dienerschaft drängte sich an der offenen Tür. Von den Balkons und Galerien führten Wendeltreppen in den Saal; zu Beginn der Unterhaltung rief von der Tür ein maskierter Schauspieler — er hatte kothurnartige hohe Stiefel, ein griechisches weißes Faltenkleid, trug einen mit Blitzen versehenen Keil in der geschlossenen Rechten; der hoheitsvoll düstere Ausdruck des Zeus —, man hätte davon abgesehen seitens der Truppe, sich am Spiel zu beteiligen. Man möge heruntertreten in den Saal, wer Lust habe. Es werde absonderliche Freude geben.

Im Saal herrschte eine ungeheure Hitze; blickte man von oben herunter, so brodelte und wogte die Luft über dem gefügten Holzboden wie in einem Ofen oder über einem Brand. Die aber unten gingen, merkten von Hitze nichts, auch hatten sie keine Beklemmung der Brust. Aufrecht und übergroß spazierten über die Diele zwei braune Schimpansen, die sich von Zeit zu Zeit auf die Hände fallen ließen und dann rasch liefen; sie kletterten an Säulen hoch, blickten spuckend mit weisen Gesichtern nach der Galerie herüber, ließen sich wieder herab, zeigten vierfüßig jagend ihren hohen Steiß. Woher sie gekommen waren, wußte man nicht. Unten tauchten immer neue Wesen auf; es war nicht zu erkennen, woher sie kamen. Ein junges Fräulein riß sich auf der Galerie von ihrer Begleiterin los, sie wollte sich die kuriosen Affen in der Nähe ansehen. Wie sie die unterste Stufe der Treppe betrat, der heiße Brodem des Saals gegen sie schlug, rannte stürmte sie vorwärts: da lief ein nacktes Geschöpf, das auf der Stelle vor Übermut sprang, sich um sich drehte und jauchzte. Sie ging mit ihren runden rosigen Gliedern, prallem Leib langsam und ungeniert gegen den einen braunfelligen Schimpansen an, der gerade wie auf einer Eisbahn über den Boden rutschte. Ihr wuchs hinten aus dem Rückgrat ein armlanger peitschendicker schwarzer Schweif heraus, mit dem schlug sie ihm vor die Nase; sie trug noch ihre Silberschuh und bunten hängenden Strumpfbänder, ihre übervollen Brüste schaukelten, ihr blondes lockengedrehtes Haar wogte wie eine Kapuze über ihr stumpfnasiges vergnügtes Gesicht. Die beiden Affen balgten sich hinter ihr, dann schlangen sie die Arme umeinander, begannen so, einer den andern festhaltend, ihr zu folgen.

Dicht an der Treppe legte sich ein ernster kleiner Mann, nachdem er sich unglücklich hin und her gewandt hatte, ruhig auf die Diele, zog sich mit den Händen und Knien auf dem Bauch hin. Man trat ihn, schimpfte über ihn. Er bat um Entschuldigung, kroch weiter zwischen den Füßen, unter den Füßen. Bisweilen richtete er sich auf, verschnaufte ernst, sah wehmütig den andern ins Gesicht, ging wieder an seine Arbeit. Niemand unter ihnen wunderte sich über den anderen. Sie waren alle mit sich beschäftigt.

Eine ältere Dame mischte sich ein. Sie trug einen kostbaren Zobelpelz, den sie auch in der Hitze nicht ablegte, aber ihre Hände rührten von Zeit zu Zeit unruhig, während sie gespannt alle beobachtete, die Schnalle vorn an ihrem Hals, die den Pelz zusammenhielt. Plötzlich schrie sie gräßlich, dabei riß sie sich wie erstickend den Umhang auf. Und nun mit offenem Hals stellte sie sich breitbeinig hin an dem Fleck, wo sie war, bog den Kopf zurück, blähte den Hals auf, stieß hochroten Gesichts, während ihre hohe graue Perücke wackelte, einen eselsartigen Trompetenruf aus, mit Blauwerden der Lippen, Zittern der hochgehobenen Arme, die den Fächer fallen ließen. Darauf ging sie rasch, den Fächer aufhebend, die seidenen Röcke wedelnd, weiter, heftig atmend, gewissermaßen erleichtert. Um nach einigen Rundgängen langsamer und zögernd werdend, nach Zausen an ihrem Pelz, wie unter einer Eingebung das helle Geschrei von sich zu geben. Wobei ihr bald von rechts und links, auch von den Zuschauern, heftiges Gelächter antwortete, das sie mit Erblassen, entrüsteter Miene aufnahm.

Einem Offizier geschah, wie er sich in den Saal herunterbegab, ein großes Unglück. Er hatte vor, mit seinem Degen und seiner Muskelkraft der Galerie ein besonderes Schauspiel zu geben. Heimlich warf er sich die Treppe herunter, die letzten Stufen glitt er ab, prallte auf den federnden Boden. Und nun kam er nicht zur Ruhe. Er war wie ein kleiner holzgeschnittener Mann mit zusammengeschlossenen Beinen anzusehen, zusammengeschlossenen Händen, dickem Hals, dickem Kopf; er stürzte bald auf die Hände, da prallte er hoch; stürzte auf den Rücken, da wippte er um; kam auf den Bauch, schoß hoch, stand auf den Füßen, machte einen Schritt. Aber sein tretender Fuß warf ihn hoch; er mußte sich Mühe geben, auf den anderen Fuß zu kommen, und so schnellte er rechts und links meterhoch durch den Saal, immer bemüht, unten ein freundliches Lächeln gegen die anderen, nach der Galerie herauf zu machen, ihnen seinen Degen zu zeigen, seine gewaltigen Armmuskeln. Sofort hatte der Saal sich gegen ihn gewandt, warf ihn auf die Knie, schnellte ihn weiter.

Es kamen viel neue, überall aber war ersichtlich, daß die Situation Keime zu Erregung und Zwistigkeiten barg und daß man einem bösen Wesen gegenüberstand. Es wurde klar, als ein Geistlicher von oben sich entschlossen unter Mitnahme eines Gebetbuches in das Treiben hineinwagte. Auf der Treppe drückte er das Buch gegen seine Brust mit der Linken, mit der Rechten hob er sein silbernes Brustkreuz vor sich. So dachte er bannend in den Saal zu schreiten. In der Tat, sobald er erschien, geriet alles in furchtbares Toben, das Geschrei nahm überhand, die Figuren fuhren toll umeinander. Zugleich aber zog sich der heiße Brodem um ihn in sonderbar spiralig schwebenden Wellen, rauchartig zusammen; wie er mit seinem Kreuz schlug, hingen Flammen an den Spitzen; sein Gebetbuch öffnete er in herausfordernder Ruhe, die Blätter kräuselten sich, wurden gelblich, an den Rändern tief braun. Und jäh brannte das Buch; der erschreckte öffnete die Hand, das Buch loderte am Boden. Wie er das zusammenrinnende bläulich überlaufene Kreuz losließ und gegen die verbrannte Hand blies, seufzte er aus tiefem Herzen auf; er streckte, die Augen schließend, schwarzhaarig, langgewandig wie er war, die Arme sehnsüchtig aus: schon vergingen in den scharfen Luftwellen um ihn seine Talarröcke, die weiten Ärmel. Er konnte tanzartig gehen wie keiner im Saal, einen schmächtigen Jünglingsleib trug er auf langen Beinen, die in Leinenhosen steckten. Aus unverschleierten großen blauen Augen blickte er, er sang hymnisch. Hell trillernd, alle siegreich übertönend, klang seine Stimme; so schön und freudig schmetterte er, daß die auf den Galerien sich mit kleinen Augen scheu ansahen, von gleichgültigen Dingen sprachen und das Beben in sich unterdrücken mußten. Er hatte ein leicht albernes Jungengesicht mit Stuppnase. Einer der beiden Schimpansen zog ihn bald an den Ohren hinter sich her, ängstlich folgte man ihnen, von leisen Angstrufen wurde der Gesang unterbrochen.

Es wirkte verführerisch auf die Massen, die sich an den offenen Türen drängten. Die Türmeister hielten die Stäbe vor, aber die Lockung war zu groß. Man lief, während der Dunst des Saals schwoll, in kleinen Rudeln hinein, hatte sich noch eben die Hände gereicht, war im Saal wie auf dem babylonischen Turm, mit verrenkten Gliedern, hängenden Zungen, sonderbaren Gebärden, fremd gegeneinander, von einer ungekannten Rastlosigkeit und Befriedigung erfüllt. Man lief wie im Traum gegeneinander, prallte voneinander ab, lief wieder gegeneinander, konnte sich darin nicht sättigen. Sie sprangen, schoben sich mit irgendwelchen Begierden in den Saal und dann waren sie jäh entgeistert, absonderlich verloren und verwirrt. Ein paar edle Herren gingen streng durch die Menge, hoben die Arme hoch, schrien den Hut schwenkend: „Hier ist der berühmte edle Soundso, lobt ihn, ehrt ihn“; mit feierlicher Grimasse spazierten sie weiter. Fragte sie einer: „Was kann der Herr?“ antworteten sie: „Alles was man will; nichts ist uns verborgen. Lobt uns, ehrt uns!“ Sie breiteten die Arme aus, nickten würdevoll.

Pferde tummelten sich unter den Menschen, auf denen Männer saßen. Hunde sprangen lüstern umeinander, es war kein Hund in den Saal gekommen. Eine Anzahl Herren blickten nach lauten Ausrufen ihre Umgebung an, dann verunreinigten sie den Boden unter Gestank, wiesen darauf hin, schienen hochentzückt, wieherten vor Lachen. Eine furchtbare Erscheinung zeigte ein Mann, dem die Tränen aus den Augen troffen; ihm war der Kiefer bis auf das Knie gesunken; ungeheuer schnappend mit klaffenden Lippen hing das Maul mit armlangen Zähnen; der Schädel und das obere Gesicht stand trübselig klein dahinter, die blicklosen Glotzaugen und das vertrocknete Bäuchlein mit den Beinchen, die wie Stiele unten tripp-trapp liefen. Er hielt sich bejammernswert an einer Säule auf; von Zeit zu Zeit trippelte er, schlürfte schnaubte schnarchte grausig. Schnüffelnd sich einem Menschen nähernd, faßte er den erstarrenden schreienden eisern bei den Händen, schlug den Oberkiefer wie eine Zange über ihn, rang sich den gebückten strampelnden in den Rachen, saugend, blauwerdend. Unter dem entsetzlichen Gekeif der Zuschauer würgte er das Geschöpf in seinen anschwellenden Leib. Man schlug, spie auf ihn, er heulte, schluchzte; Tränen und Speichel liefen ekelerregend von ihm. Nach kurzen Minuten war das Treiben um den Stummen wieder wie vorher. Nur bläuliche durchsichtige Schatten von Menschen setzten sich neben ihn; das waren, die er verschlungen hatte: sie suchten von Zeit zu Zeit in seinen Mund einzudringen, um ihre Leiber zu holen, aber er sperrte krampfhaft die Kiefern, schnatterte grimmig gegen sie mit den Zähnen.

Atemlos schweißbedeckt drängten manche in einer unsicheren Verzweiflung zurück an die Treppe, an die Saaltür, hatten sogleich ihre alte Gestalt wieder, lächelten lispelten ängstlich. Sie fragten, hatten ein Zittern an sich, brachen in Gelächter aus, als man ihnen erzählte, was unten vorging, drängten stürmisch fort. Manche waren, kaum bei sich, von einer Traurigkeit befallen, saßen fassungslos da, bedeckten das Gesicht.

Unter der Hitze im Saale, dem wachsenden Andrang stieg der Lärm. Die Menschen fielen sich gegenseitig an. Sie bemerkten sich allmählich. Wer nicht fortgeschlichen war, fand sich in seiner neuen Heimat zurecht. Plötzlich schwang sich der Hoppser, der unglückliche Offizier, mit einer, dann einer anderen Dame in die Luft; sie schrie, er juchzte, improvisierte, wenngleich nicht Herr seiner Sprünge, einen ungeheuerlichen klatschenden Tanz über den Köpfen des Gedränges. Er riß dem Riesenmaul einmal einen halberstickten aus den Zähnen; das Brüllen des Enttäuschten, das Keuchen des Befreiten, der schlapp auf dem Arm des Springers durch den Raum segelte. Die Hunde lagen verbissen im Kampf mit den Affen bald hier bald da auf dem Boden. In einem rasenden Entschluß fiel der singende Jüngling, plötzlich verstummend, die vorübertänzelnde Junge mit dem Pferdeschwanz an; sie schlug ihm den Schweif um den Hals, er warf sie um; sie schrie kläglich.

Eine Stimme rief, während grausig Massen von Tieren durch den Saal wogten, Pferde, Kühe, Eber, während blitzartig manche Erscheinungen wechselten, sich überkugelten, rief: „der Herzog, der Herzog.“ Immer durchdringender rief sie. Eine Feuersäule ging durch den Saal, sie sauste wie ein Wasserstrahl, streckte sich langsam gegen die Decke auf; im Wandern äscherte sie Menschen und Tiere ein, die nicht auswichen. Der beizende Qualm wallte durch den Saal.

Da schlug man auf den Galerien und von außen am Saal die Fenster ein. Erschütternd rasselte das Geschrei aus dem Saal und von oben. Die Feuersäule bewegte sich nicht. Wie an den Füßen abgeschnitten brach sie plötzlich zusammen. Der Rauch schwelte über die Diele, legte sich dick über die Geschöpfe, die hilflos im Tumult kreischten und sangen. In Stößen drang frische Tagesluft ein.

Nach diesem alarmierenden Vorfall erlebte die Bevölkerung um Prag und an anderen Teilen Böhmens eine ganze Reihe Teufeleien. Zwei Teufel hatten sich in der Hölle von ihren Ketten losgemacht und schweiften über den böhmischen Boden. Sie suchten besonders die Gegend bei Aussig, an den Felsenwänden des Ziegenberges, am Waltheimer Tal heim, ließen sich in der Abenddämmerung blicken, scheuten bald frech das Tageslicht nicht. In den Monaten April Mai sah man sie über die dreizipfligen Gipfel des Sperlingsteins mit den Spießen im Rücken herumlaufen, langen wippenden mit Widerhaken versehenen Stangen, die oberhalb der Hüften in ihrem Fleisch saßen, mit denen man aus dem Höllenabgrund geworfen haben mußte, als sie entwichen. Sie taten in diesen Monaten, als trügen sie wie müde Knechte der Artillerie ihr Schanzzeug da hinten in einer Lederröhre am Leib und als mochten sie es nicht von sich tun. Man entlarvte sie aber mehrfach, als sie leicht berauscht am Schlosse Tetschen die Mäntel von sich taten und unversehens die Bedienten der Losamente nach dem lustig schaukelnden Gestänge zugriffen, um es davon zu tragen. Ein mordsmäßiges Geschrei, schrilles Keifen und Jaulen erhob sich, die beiden Gevattern warfen die Arme hoch, ihre Augen hingen ihnen wie Äpfel vor der Stirn, ihre Leiber bogen sich nach vorn unter den schönen Westen zusammen, die Stangen zitterten, klirrten metallisch auf den Dielen, jach sausten die Gesellen, Rauch um sich schüttelnd, heulend in den Schornstein, von den Spießen lief grüner Saft herunter, noch vom Dach klapperten und pfiffen sie. Gegen Ende Mai war es aber in der ganzen Gegend, in der sie sich herumtrieben, schon zu bekannt, daß sie entlaufene Teufel wären. Sie hatten einmal selbst davon geplaudert, daß man sie bei einem Aufruhr in der Hölle nicht hätte bändigen können, die Aufruhrsucht in der Hölle wüchse von Tag zu Tag, es werde alles krank und ließe es auf Gewalt ankommen; sie seien nur die Vorläufer von ganzen Scharen. Die beiden konnten sich darauf nirgends mehr sehen lassen, und eines Abends bemerkten Viehtreiber an der Berghalde bei Bodenstedt ein stumm ringendes Paar im Klee, das anscheinend mit Spießen sich zu Leibe ging. Aber es waren Teufel, die geschworen hatten, sich umzubringen oder sich von den Stangen zu befreien. Sie warfen sich in heißem Kampf rechts und links; wie Schwänze, die hochgehoben waren, zappelten an ihnen die Stangen; plötzlich hob der eine den andern, ein Knall, ein rasender Schrei, Wimmern; der eine lag bleich bewegungslos auf dem Rücken, die Lanze dreißig Schritt zersplittert vor ihnen, der Sieger kroch nach ihr, beschnüffelte ihr Ende, von dem das grüne Satansblut troff. Er richtete den Bewußtlosen auf, fuhr ihm mit dem Arm in den Rachen, holte die Zunge zurück, spritzte ihm seinen brennenden Harn ein, wobei der andre würgte, sich wand und wieder zu sich kam. Mit Baumrinde verpflasterten sie das sickernde Loch am Rücken. Dann bellten sie wieder gegeneinander. Der Sieger lief heulend vor Neid um den geraden schlanken andern; der nahm die abgebrochene Eisenlanze, band seinen Gefährten an einen Baumstamm und fing an, lustig auf dessen Stange zu klopfen, darauf ihn zu bespeien und, des Jammerns nicht achtend, zu ziehen, bis er rückwärts stürzte, vom grünen Saft begossen, und jener bald verreckt wäre. Entschlossen stemmte sich der andre an ihn, preßte, Rücken gegen Rücken, die Wunde zu, verstopfte sie mit Pech, das ihm zwischen den Zähnen hervorquoll, und mit dem Körper eines toten Kätzleins, das gerade vor seinen Füßen lag.

So erschienen sie einmal unversehens zu zweit mittags vor der Wegkreuzung bei Bodenstedt, als nackende buschige Teufel, mit trappsigen Pferdefüßen, roten Fellen, stieren Glotzaugen, das schwarze Haar in Strähnen nach rückwärts gestrichen, kaum größer als ein zehnjähriger Junge, rauh miteinander schnatternd. Die Vögel auf den Feldern schwirrten vor ihnen auf. Plötzlich schwirrten die Teufel selber als Raben hinter einer Magd her, über deren Schultern sie fielen, hackend mit ihren spitzen Schnäbeln in das blanke Fleisch. Das gräßliche Gebrüll der Weiber und Knechte; das Geifern der scheugewordenen Ochsen, Flattern der Hühner und Quieken der Schweine war grausig. Die Bauern verbarrikadierten sich in ihren Häusern, läuteten Sturm. Nach einer reichlichen Stunde kamen zwei modisch gekleidete edle Herren des Wegs, hatten Lehm an den seidenen bebänderten Schuhen, schienen ermüdet. Sie sahen erstaunt auf der toten Dorfgasse um sich, riefen sanft nach Menschen, nach einem Trunk Wein, spielten mit ihren Degen. Zaghaft öffnete man die Laden; man fragte aus den Fenstern heraus, ob sie nichts gesehen hätten. Aber die hatten nichts bemerkt; nur einen abscheulichen Gestank hätten sie, wie sie verwundert erzählten, gespürt, aber der könnte von verwesendem Vieh herrühren. Die Bauern hätten sich für geäfft gehalten, wenn nicht die stumpfsinnigen Stalltiere auch jetzt noch heftig um sich geschlagen hätten; das Loch in der Schulter der Magd bearbeitete noch eben der Bader. Sie kamen heraus aus ihren Türen, erwiesen sich beglückt, daß gerade jetzt zwei edle Herren des Weges kamen, denen sie vertrauen könnten. Der eine der Herren betrachtete durch sein Brennglas mit Grimm und Freude, die seine Lippen umwulstete, das Loch in der Haut der Magd; die fuhr jammernd zurück, lief über die Gasse, es sei nicht richtig mit denen, der eine sei der Teufel, der sie gehackt hätte. Allgemein verspotteten die Bauern, die über die Gasse strömten, die Verletzte, dienerten vor dem Besuch. Gerade auf die rabiate Magd hatte es aber der eine Herr abgesehen; er ließ sich noch einmal die besalbte Wunde zeigen, er wolle sie auf italienische Art kurieren. Das Mädchen weigerte sich, der Herr wütete, lachte gell und drohend. Die beschämten und empörten Bauern schoben in einem Häuschen die Widerstrebende ab, er wies stolz das andere Gesindel hinaus. Da drin saß er mit der Magd allein, saß vor ihr, blickte sie an, weidete sich an ihrer Angst. Und während er grinste und die Arme hinter dem Rücken verschränkte, sich seine Nase lang herunterzog, hatte er plötzlich einen dicken starken Schnabel, weitete hob sich sein loser Mantel mit plusternden Federn, saß ein Rabe auf der Bank, stieß mit dem Schnabel in die Wunde, pickte, hackte, riß. Er flatterte um sie, die aufgesprungen war und unter entsetzlichem Geblök um sich schlug, drängte sie ab von der Wand, aus einer Ecke heraus, fuhr ihr gegen die Stirn, vor den kreischenden Mund, kratzte. Er krächzte und freute sich. Mit einem Bein krallte er sich an ihrem Schürzenband über der Schulter fest, dann patschte er in die spritzende Wunde hinein, hier verkniffen tastete er mit dem aufgebogenen Bein ihren Mund ab, riß ihr von der Nase herunter Schramme auf Schramme. Sein dicker fedriger Rumpf drängte sich an ihre erblichene Backe, der Schnabel hackte; auf ihre Nase springend verteilte er nach rechts und links auf die hochstoßenden Hände Hiebe zwischen die Haarwülste, die er auseinanderzerrte, zerzupfte; die starken Flügel schlugen blendend vor ihre Augen. So vertieft war er in den hitzigen Kampf, daß er das Klopfen nicht wahrnahm. Erst als die Tür gesprengt platzte, ließ er wild von ihr. Die draußen sahen noch den mächtigen Raben, seine Federn flogen. Aber schon gleichzeitig saß da und kam ihnen entgegen der degenklingende Herr, zornsprühend, blitzenden Auges, fest gegen sie geworfen: was sie sich erfrechten, er sei eben dabei, den bösen Geist, der in sie gefahren, aus ihr zu vertreiben; da lägen die Federn, nun sei er verschwunden; wüste ungebärdige Tröpfe und Tölpel, die sie seien. Die Hände hatte er auf dem Rücken; als er sie vorholte, waren sie bis an die Knöchel blutrünstig. In ihrem Schrecken sagten sie nichts, ließen ihn durch, die Magd schlug bewußtlos und schäumend um sich am Boden. Beim Wein in der Kammer des Pfarrers beruhigten sich die beiden Herren; sie feierten lärmend den Nachmittag über, bis gegen Abend der verwirrte Geistliche sich ermannte nach der Spätmesse; er wolle sie examinieren, was ihm und dem Dorf die Ehre brächte, von wannen des Weges sie kämen, dann —.

Und während er in der Küsterei nachdachte, war ihm schon, als wenn er wuchs, als wenn etwas Geweihtes aus ihm sprach; fast zornmütig war er und kaum zu halten, sich auf den Weg zu machen. Denn auch die andern Bauern hatte ein Verdacht ergriffen, sie standen vor dem Kirchlein, munkelten miteinander, fürchteten sich. Steckten die Köpfe in das Fenster des Pfarrhauses, die Gäste waren ausgeflogen. Der eine von den beiden, der sich im Hintergrund gehalten hatte, ging pfeifend in der Nachbarschaft herum, hatte Interesse an den Kornhäusern Backöfen Vorratskammern Viehställen, fragte rechts und links seine katzbuckelnden Begleiter, wovon sie meist lebten, was sie am meisten quäle und betrübe. Es war Mißwachs im Jahr gewesen, lange hatte der Regen gedauert, eine kurze Spanne, kaum eine Woche schien die warme Sonne, und man mußte mähen und einbringen, das schwarze Mutterkorn fiel über die Ähren. Der Edelmann, gänzlich unorientiert, sog die Neuigkeiten ein. Seine eindringlichen Fragen waren kurios; wenn aber welche aus dem Haufen über den Herrn lachen wollten und schon daherpolterten, so sah er blitzrasch mit einem gräßlichen ins Herz schneidenden, Blick an ihnen herunter; sie faßten sich an die Brust; es schien, als ob kein Mensch so schnell die Augen bewegen könnte. Zischend, leise, zum Boden schauend, fragte er nach seinem Freund, verschwand im Augenblick um eine Ecke. Schon schoß er wieder gegen sie, scheltend, wo also sein Freund wäre, ob sie ihm ein Leids angetan hätten, er wolle sich beschweren bei der Landeshauptmannschaft, bei der Prager Statthalterei, haderte, schrie, er wolle doch einmal wissen, wo sein lieber Geselle sei. Eine schwarze Henne gluckerte vor ihnen auf einem Dach; er krähte, gackerte sie höhnisch an, schlüpfte, über die Schulter weg den anwandernden Pfarrer erkennend, ihm den Hut entreißend, in die offene Kirche, gackerte noch grinsend an der Tür, er wolle seinen Freund suchen. Und schon schallte der Raum innen wider vom Toben, Lachen, Klatschen. Gegen den Pfarrer höhnte er hinter dem Altar: „Bring’ mir mein Brüderlein“, jauchzte, lockte, der Pfarrer suchte ihm den Hut zu entwenden, ein kalter Schleim sprühte ihn an, er wich voll Ekels zurück, stürzte im Entsetzen die Turmstiege herauf, riß das Glockenseil. Alarm läutete er über das Tal und die Nachbartäler. Die Nachbardörfer antworteten, er gab nicht nach, unablässig unter dem höllischen Krachen und Getobe unter sich riß er die Glocke und ließ sie sausen. Vom Altar zu den Beichtstühlen hüpften sie, kauzten schmutzverbreitend auf den Heiligensäulen Kruzifixen. Mit Wagen Äxten Feuerspritzen Löscheimern knarrten und trabten die Nachbarn an, staubend auf den Alleen. Der Pfarrer, angsterstarrt, sah und hörte im Regen und Anspannen seiner Arme nichts mehr. Auf dem Turm stand er noch, als die Glocke plötzlich hochanschwingend aus dem Stuhl flog, auf die Straße wuchtete und berstend ein Schwein erschlug. Der gleiche Schwung riß ihn zur Seite, er wehte der Glocke nach, zerknickte kopfaufgestellt. Der Raum selbst der Kirche begann zu beben, sich zu dehnen, zu weiten, ein Dunst von Kalk rann an ihren Wänden herunter, im Kirchturm klaffte plötzlich ein Loch, daraus zwischen fallenden Steinen zwei kupferrote geschwänzte Gestalten vorstießen im Zickzack. Aus der Luft meckerte es. In dem Tumult unten fielen sich die Dörfler an; die Nachbarn glaubten sich gefoppt von den Einheimischen, in rätselhafter Weise flammte bei den Leuten eine dunkle Wut auf, sich zu zerfleischen und zerkratzen wie unter einem wilden Juckreiz. Die Glocken der Nachbardörfer dröhnten; von Bergen herunter, die Bäche entlang wälzten sich schreiende Menschen, gräßlich tieffaltige Gesichter, dicke pralle Lippen, stöhnende Brüste, von der Arbeit, vom Essen, vom Schlaf aufbrechend, wo sie standen und lagen. Unten an dem geborstenen Kirchlein schlugen sich, zerrissen sich die verwirrten, sich selbst nicht kennenden Männer und Frauen. In den Kessel mußten sie. Wie sie stockten im Gedränge, schaute einer betrübt und leidend dem andern an den Hals, griff ihm um die Kehle; es war die Not einer gräßlichen zähneknirschenden umdampfenden Lust.

Die Bauern warfen ihre Pflüge hin, schickten die Weiber zum Vieh, saßen, sich die Mäuler schleckend, finster vor ihren Häusern und Ställen. In manchen Landschaften drängten sie zusammen, trollten über die Fluren, fanden ein Behagen darin, sich wechselseitig zu sehen und zu befühlen. Ziellos liefen sie in die Wälder ab, rotteten sich um die Herrschaftshäuser, zerstoben wieder auf die Felder. Sie standen haufenweise in einer stummen Gebanntheit, ratlos, mißtrauisch, mit stockenden Säften vor den kleinen Holzstandbildern an den Wegen, den Kruzifixen. Hier jagte sie keiner fort. Grimmig beschnüffelten sie das Holz. Verächtlich schrie einer: „Wir haben keinen Grund, hier stehenzubleiben. Wir ziehen unserer Wege.“

„Wir bleiben schon hier.“

Sie sahen sich prüfend an, schoben sich zusammen, fühlten wieder die Kraft der Nachbarmuskeln, schoben sich dichter. Enger kreisten sie das Kruzifix ein. Die hinten standen, fühlten sich ferngehalten, drängten heftiger, von ihnen lief der Ruf nach vorn: „Das hat nicht auf unserm Acker zu stehen.“ Und dazu tönte grelles Lachen.

„Christus, Christus!“ dumpften die vordern, schon fast die Säule berührend.

„Die Pfaffen haben ihn hingestellt.“

„Sie wissen, warum sie’s tun.“

„Zieht die Mützen ab! Daß ihr wißt und nicht vergeßt, was man vor dem zu tun hat. Der Herr Pfaff hat ihn hingestellt.“

„Das hat nicht auf unserm Feld zu stehen.“

In ihnen allen krampfte der Drang, etwas zu tun; von Muskel sprang es auf Muskel.

„Werft es um.“

„Die Schandsäule um!“

„Schandsäule.“

Jeder Schrei hatte die Kraft, fünfzig neue nach sich zu ziehen. Wehrlos, schaudernd wurden die vordersten, fast Anbetenden gegen die Säule geworfen; mit ihren Gliedern brach die Menge den Holzstock entzwei, zerknisterte ihn. Dann wußte man, was man wollte; man wogte weiter auf die nächsten Kruzifixe; es war eine Jagd auf die Säulen des Gekreuzigten.

Aus den zurückliegenden Häuschen auf den gepflügten Berghängen sah man ihnen vergrollt, vertattert zu, schloß sich in die Stuben ein: „Auch damit ist es nichts! Sie schaffen’s nicht.“ Der graue Vikar der Gemeinde, plötzlich angesteckt, zerknüllte seinen Talar, hatzte zu seiner Herde herunter, hielt mit stürmischer Brust eine tobende Predigt: es sei geistliches Werk, was sie täten, er nähme sich ihrer an, man hätte ihnen Christus gestohlen, einen falschen untergeschoben. Die Menge verschlang ihn; sie war nur Sturmbock, Stoßbock gegen die Holzsäulen. Aber immer wieder machte er sich frei, von allen Seiten wuchs das Geschrei, man war glücklich nachzustammeln: „Man hat uns Christus gestohlen. Das ist nicht unser Christus. Das ist der Christus der Herren, der Fürsten, der Ritter. Glaubt mir! Der falsche Christus. Zur Fron steht er hier. Sie haben Burgen gebaut mit Kartaunen, Wällen, Gräben, Mauern, um uns zu unterjochen. Die Kirchen sind Burgen. Der Heiland wollte uns befreien davon; sie haben ihn in die Kirchen geführt, gefesselt, eingeschlossen. Auf den Äckern steht er, damit wir wissen, daß wir dienen, daß wir Knechte zu bleiben haben. Kommt, ihr Mühseligen — hoho, kniet, ihr Mühseligen. In Rom steht er in der Petersburg ganz aus Gold. Der Satan hat sich des Heilands bemächtigt. Er hat ihn gestohlen!“

„Wir müssen ihn befreien!“

„Der Papst ist im Bunde!“

„In die Kirchen.“

„Rettet Jesum!“

Von Aussig und Tetschen kamen Männer und Frauen gelaufen, die Scharen vergrößerten sich; die Masse gereizt, tatdurstig; dabei in der Tiefe gepeinigt von dem Gefühl, falsch zu laufen, immer wieder stockend, sich beruhigend. „Wir fordern das Evangelium Jesu, das die Herren uns geraubt haben.“

„Betrüger! Schelme!“

Und doch lief man nicht wider die Herrschaftshäuser, auf die Edelgüter, sondern durch die Dörfer gegen die Kirchen. Und unter dem Gefühl des Irrlaufs wuchs die Wut. Sie schrien, gegen die Haustüren schlagend: „Machet auf! Gebt Christus heraus! Sein Bild her aus den Häusern. Es ist der Falsche.“ Sie rissen Mistwagen aus den Ställen, spannten Ochsen davor, stapelten Kruzifixe, Bilder, Gebetbücher darauf. An den Fenstern weinten die Frauen, die Kinder erschraken vor ihren Vätern, die sie nicht ansahen. Ein junger einäugiger Bauer aus Aussig, ein ehemaliger Mansfelder, weinte brünstig, die Arme windend vor dem Stapel: „Besudelt hat man unsern Herrn Jesum Christ. Du warst nicht unser Schild, denn wir haben dich nicht gekannt. Es war nicht unsere Schuld, wir haben es nicht gewußt. Es war nicht unsere Schuld, daß wir deiner so spät gedenk sind. Verzeih uns Sündern!“

Viele brachen in der Nähe in die Knie nieder. Angstvolles Rufen: „Jesus, Jesus!“ „Verzeih uns!“ „Erbarmen!“ Die Starken, Grollenden ließen sich nicht bewältigen: „Wir wollen ihn retten!“ Einer drängte sich durch, mit Schwimmerstößen gelangte er an den umzingelten Ziehbrunnen; als er am Schwengel zu reißen begann, wich man rechts und links ab. Wie ein Tiger schleppte er den vollen Eimer an den Wagen. Sie verfolgten aufmerksam seine Bewegungen. Er goß im Schwung Wasser über die Kruzifixe, schreiend mit wilder, überschlagender Stimme: „Die zweite Taufe. Es ist geschehen!“ Freudig, mit aufgehobenen Armen betrachtete er das triefende Gehäuf, auch um ihn hob man dumpf sich hingebend die Arme. „In die Erde!“ brüllte der Täufer, fanatisch sich schüttelnd und erbleichend. Sie schoben, automatisch gehorchend, den Wagen aus der Gasse; auf dem ersten Wiesenanger hieben sie mit Piken ein Loch, versenkten die Kruzifixe, auch die schönsten mit den milden Gesichtern und den weinenden Frauen am Fuß. „Sein Leib in die Erde. Er selber auferstanden von den Toten, wohnt im Himmel über uns.“ In das Gewimmel, das sich weiterschob: „Nachdem uns alles so gut gelungen ist, wollen wir zu Prag dem Statthalter sagen, was wir getan haben und was wir denken?“ Mit grimmig fletschenden Zähnen der berserkerhafte Täufer: „Wollen wir nach Wien zum Kaiser und ihm sagen, daß wir die Herren nicht mehr wollen und keine Gewalt wollen und nur Jesum Christum und den Römischen Kaiser über uns anerkennen. Wir verlangen Verantwortung für die Schändung unsers lieben Heilands, man soll uns Jesum wieder ausliefern. Und Buße zahlen.“ „Buße!“ „Buße!“

Leute, die hinzu liefen, fragten: „Wo wollen wir hin?“

Von hinten, aus der Mitte: „Wo ziehen wir hin?“

Kaiser Ferdinand erlebte mit tiefem Glück, wie das deutsche Reich unterjocht wurde. Es war sein Entschluß gewesen, der diese grausige Maschinerie Wallenstein in Bewegung gesetzt hatte, er allein hatte verhindert, daß man die Maschinerie hemmte, sie arbeitete weiter. Rechts und links standen sie an seinem Hoflager auf, um seine Wonne zu schmälern, er sah mit ungestörter Ruhe zu, zwinkerte mitleidig, hoheitsvoll. Fürst Eggenberg war zu nüchtern auf Sicherheit bedacht, konnte nicht spielen, nicht gewinnen; gut, daß er so war, man konnte sich seiner bedienen. Trautmannsdorf hatte Mut, aber er trug an seinem Buckel, liebte es an der Sonne zu liegen und behaglich aus dem Winkel zu kläffen. Freudig grunzte der große Lamormain, roch den großen Braten, der der Kirche im Norden bereitet wurde; damit war es genug, sonst hieß es mäkeln, ihm war niemals recht geschehen. Herrn Meggau flossen die Gelder nicht rasch genug her, Graf Strahlendorf ächzte über die fatale Armee, die nur halb katholisch war, als ob eine Unterwerfung durch protestantische Hand weniger nachdrücklich wäre als durch katholische. Und was machte in München der entthronte Max, jetzt nicht mehr Kaiser im Reiche, sondern Fürst unter vielen, ein zähneknirschender. Das Abenteuer hatte er in schon grauer Zeit heraufbeschworen, ohne ihn wäre der Herzog von Friedland nicht in die Höhe gekommen und angenommen als kaiserlicher General; der Kaiser war ihm Dank schuldig, aber der Bayer war nicht froh über den Lauf der Dinge, es schien so, es schien ganz so, ihm behagte nichts mehr im Reich, Opfer sein machte keinen Spaß. Und Sieger sein dem Friedländer nicht. Den trieb es als sein Verhängnis um, er hatte ein böses giftiges Blut in sich; wenn er Niedersachsen erobert hatte, drängte es ihn nach Dänemark; wenn Dänemark dalag, war Bethlen nicht ruhig; war Bethlen besänftigt, reizte der Türke; der Friedländer war das heiße Schwert, das zu schneiden verlangte, man mußte ihn halten, regieren. Ihm aber, dem Kaiser Ferdinand, war alles durchsichtig; für seine Frömmigkeit hatte ihm die Mutter Gottes diese Menschen und das unterjochte Deutschland verliehen. Der Kaiser, der in diesen Monaten nach der Zerschmetterung der Dänen und Niedersachsen, noch gelb vom Sumpffieber, in der Burg, in Wolkersdorf und Schönbrunn herumwankte, blickte den Dingen scheu und mit einer kichernden Verliebtheit unter die Augen, er empfing sie geheim und stumm wie ein Einsiedler, der Hirsche Rehe in seine Hütte einläßt. Der Zermalmung der Feinde in Schlesien schaute er mit einer schmerzlichen Gespanntheit zu, dann war plötzlich ein Faden in ihm gerissen. Er war plötzlich hellsichtig geworden. Die ungeheuern Märsche kamen, die Siege, er wußte sie vorher; ihm kam vor, er wußte noch vielmehr; manchmal schien ihm, als ob Wallenstein sein Vertrauter war, aber die kalten Meldungen zeigten ihm, daß der Herzog nicht wußte, was vorging. Und so wälzte sich geheimnisvoll leise der Krieg ab vor seinen Füßen; am Hofe tobten ekstatisch die Menschen über die Erfolge, die lauten Glocken dröhnten über Holstein, Pommern. Ferdinand erfüllte sich mit wachsender Ruhe und Scheu. Er wurde behutsam, stille; sein Schicksal sah er draußen sich abspielen. Eine ungeheure Hand wurde sichtbar in diesen von Kriegern Pferden Kanonen getriebenen Ereignissen, die Krieger wußten nicht, was sie taten, warum sie fielen, die Pferde liefen und glaubten den Lederzügeln und dem Kutscher zu gehorchen, die Kanonen waren aus Bronze und keiner glaubte, daß mehr als die Geschicklichkeit der Bedienung die Stein- Blei- und Kettenkugeln lenkte. Eine Hand schrieb für den Sehenden in den niedersächsischen und holsteinischen Boden, Zug um Zug wurde die Schrift deutlicher.

Die Kaiserin sollte daran teilnehmen. Ferdinand dachte wenig an sie, so innig er auch mit ihr zusammen war, mit ihr spazierte, ausfuhr, ihr Geschenke brachte. Er ging mit einer Schöpfung von sich um, einer sanften aufsaugenden Frau, die nur Gewalt in der Inbrunst besaß; eine Gnade des Himmels hat sie ihm zugeschoben, sie war der schwingende widertönende Raum in seiner Seele. Jetzt zeigte er ihr, in der verschlossenen Sänfte mit ihr über Maienhügel fahrend, mit kleinen Sätzen, wie sich draußen alles fügte. Ferdinands Gesicht hatte sich von der Krankheit noch nicht hergestellt; einen fast kahlen kleinen Schädel, von faltiger Haut überzogen, bewegte er auf einem schlottrigen Hals, sein frierender eingefallener Leib verkroch sich, eingeschnürt wie ein Igel, in die braunen und gesprenkelten Pelzmassen, Hände und Füße tremolierten viel. Die weißblauen Augen ließen es sich genügen, geradeaus zu blicken. Er flüsterte demütig: „Wir sind ein Werkzeug des Allmächtigen. Die Gebete und Fürsprachen sind nicht umsonst gewesen.“

Die Mantuanerin, aus allen ihren Zusammenhängen gelöst, ließ sich schon fast willenlos treiben, das Gefühl einer tiefen Sündhaftigkeit wurde sie nicht los. Knirschend beugte bog bäumte sie sich neben ihm zu der Rolle, die er ihr zuschrieb; immer wieder vergewaltigte sie sich mit Graus und Wonne, bog sich für ihn zurecht. Das lombardische Geträllere, süß, frei, mit der Lust einer reinen, hellen Landschaft um sich, die Erinnerung an ländliche Tänze, bunte Kleider, Feste mit sich tragend, vermochte sie nicht mehr zu hören, oder mit einem Hohn, der ihr selbst schmerzlich war. Was die Kirche war, daß es eine Kirche, eine seligmachende heilige Kirche geben mußte, wurde ihr verständlich in ihrer Sündhaftigkeit, rettungslosen Selbstentfremdung; in Gebeten schmiegte sie sich neben den Kaiser, es gab eine reine und selige Gemeinschaft zwischen ihnen, die alles entsühnte, da konnte sie ohne Zittern mit ihm wandern; wenn sie so bleiben konnte mit ihm. Sie wurde Stifterin von neuen Orden; alte zerfallene lockte sie an sich; der Gnadenschatz, den sie sich erwarb, mußte ihr das Leben erleichtern, Dunkel über den Weg gießen, den sie ging. Sie entdeckte mit selbstmörderischer Freude, daß ihr die härtere kühle Luft des Landes zunehmend mehr behagte, daß sie in Straßen fuhr, als wenn sie hier zu Hause wäre. Nur die Fremden, die aus Savoyen und Mantua sie besuchten und sahen, fanden, daß sie mit ihren unnatürlich aufgerissenen Augen nicht mehr zu erkennen war, daß sie wie vom Gram zerschnitten war, bezogen es auf ihre Kinderlosigkeit.

Und wie der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches versunken in die Höhe geschoben wurde von den Siegen, die ihm eine himmlische Macht zuwies, drängten sich im Reiche seine Parteihalter zusammen, sich des Raubs der Siegesbeute zu bemächtigen, wo er sich greifen ließ. Ihre heißen Augen lagen auf den beiden Erzbistümern, zwölf Bistümern in Niedersachsen, mit dem berühmten Magdeburg, Bremen, Halberstadt, Merseburg, Lübeck. Man konnte sie jetzt anpacken, nach denen man solange lüstern war; die Hochstifte waren die Zeugen des Niedergangs der katholischen Macht. Langsam, kaum merklich waren sie in protestantische Hände abgeglitten. Die trüben Zeiten waren vorbei. Unter den ligistischen Mitläufern des Kaisers hörte das Geraune nicht auf, als das Gesicht des Krieges sich unverhüllt zeigte, lächelnd gegen die Wallensteiner, finster gegen den Dänen. Man zog den Kaiser nicht ins Geheimnis, plante mit Ansprüchen an ihn heranzutreten als zu einer Kompensationsforderung bei seinem Machtzuwachs. Die feinhörigen Herren in Wien fingen ihnen das Wasser ab, besänftigten die Wut und das Widerstreben gegen das Vorgehen des Friedländers, indem sie die Rückgabe jener Stifte als mögliches Zugeständnis des Kaisers in Aussicht stellten, nach dem Siege, nach dem Siege. Sie wurden kirr; inzwischen konnte ungehindert der Kriegswagen des eisernen Böhmen über Niederdeutschland fahren. Wenn erst der Böhme und mit ihm der Kaiser in Glorie und Furchtbarkeit flammen werde, werde die Verhandlung über jene Ansprüche ein andres Ansehen bekommen, wie man wünschte: dachten die Räte.

Die geistlichen Herren traten einzeln und in Gruppen in Wien auf; vor dem Reichskammergericht erschienen ihre Abgesandten, vor dem Reichshofrat. Klein war ihr Rechtsgepäck, um so schwerer; es war sicher nach den Friedenssatzungen des vergangenen Jahrhunderts, daß zahllose Güter Erz- und Hochstifte sich in falschen Händen befanden, — wenngleich inzwischen Land und Herrschaft protestantisch geworden war. Aber der Kirche war ihr Besitz entrungen, ihr war nach dem Buchstaben Unrecht geschehen, wie einem Kranken Unrecht geschieht, der nicht essen kann und dessen Speisen unterdessen die Gesunden schlucken. Erregter wurden die Forderungen der Prälaten, je mehr der Hof an sich hielt; Prämonstratenser verlangten ihre Klöster im Erzstift Magdeburg wieder, kaum wäre noch der kleinste Teil der Menschen dort katholisch; Benediktiner regten sich. Unverzüglich, schrien sie in Wien vor den Kammern — und um so hitziger, als die Pracht um sie zeigte, welche Summen aus den eroberten Ländern herflossen —, sogleich sollten jene unbefugten Inhaber die Güter ausräumen und abtreten, samt allen noch vorhandenen Fahrnissen; durch Nachlässigkeit der Geistlichen, durch List und Gewalt der Ketzer sei ihnen ihre Habe entzogen, tausend Seelen um ewiges Heil gekommen. Wie Gläubiger schwirrten sie um die Wiener Burg, schnarrten vor dem ernsten träumenden Kaiser. Er verlangte sie nicht vor sich, als ihm Fürst Eggenberg von dieser Bewegung unter den Altgläubigen erzählte: „Ich bin nicht Kaiser für die Benediktiner und Prämonstratenser.“ Ein zähes Äbtlein, Kaspar geheißen, von dem Prager Kloster Strahow, verstand es, sich einzuschmuggeln, prahlend von seinem verlorenen Kloster Sankta Maria zu Magdeburg zu schwadronieren, auch von den Klöstern Gottesgnad und Jericho im selben Erzstift, bis Ferdinand ihm seufzend ein Zettelchen bot, das eine Anweisung auf den Geldbetrag dieser Klöster darstellte. Damit war Kaspar nicht zufrieden; Prälaten, die davon erfuhren, sahen darin nur ein Zeichen des kaiserlichen Widerstands. Abt Anton von Kremsmünster war Benediktiner, wußte von säkularisierten Gütern seines Ordens; er wandte sich an Eggenberg um Hilfe. Die beiden alten Freunde lächelten sich an: „Ich will Euch nur wiederholen, was die Majestät zum schlauen Kaspar sagte —, daß sie nicht bloß Kaiser der Mönchsorden sei.“ Antonius meinte, es könne doch niemand durch Ausführung von Rechtsbeschlüssen gequält werden, die Leidtragenden seien Ketzer, Rebellen. Eggenberg hob die Hand: „Er will nicht.“ „Er wird wollen, Eggenberg. Man kann es verschieden ansehen, man kann aber auch sagen: es ist nicht schön, am vollen Tisch tafeln und andere hungern lassen.“ „Es ist nicht so, Ihr verkennt ihn.“ „Ich weiß, es ist nicht so. Aber wir wollen tafeln.“

Und die andern schrien nicht mehr Hunger, sondern schon Rache an den Protestanten für die Ablösung jener Stifter und Güter. Der hitzige Abt von Strahow sprach offen aus: Die Kirche habe in der Agonie gelegen vor Jahrzehnten, da sei das Luthertum über sie hergefallen und habe sie ausgeplündert; Leichenraub sei geschehen; das Unrecht muß beseitigt werden, Strafe muß folgen. Mit Strahow sprach ein Profoß der Jesugesellschaft in Wien, sie gingen vor einem wachsenden Klosterneubau hin und her; der Jesuit lobte den Eifer des Abtes, lobte seine Argumente, fand sie nur unvollständig. Und den sehr erstaunten Abt beglückte und stärkte er mit dem Hinweis, zum Leichenraub gehörten zwei, einer der stirbt, und einer der lebt. Ist es ein Verbrechen des Luthertums gewesen, daß es damals lebte; ist es ein Ruhm der heiligen Kirche gewesen, daß sie fast hin war? Wenn Unkraut auf dem Acker überwuchert, kann das Korn nicht gedeihen; wenn das Unkraut ausgerissen ist, findet das Getreide Platz: da ist Recht und Unrecht. Nicht beim Unkraut und Korn, wohl aber beim Gärtner und Bauer. Die Kirche hat Gärtner gehabt, die ihre Äcker nicht gepflegt haben. Jetzt werde man alles nachholen und sich nicht hindern lassen. Heraus mit dem Unkraut; Raum für das blühende Getreide.

Die Kirchenherren erreichten, daß der Abt von Meggau sich an den Herzog von Friedland mit einem Schreiben wandte, was er der Majestät rate und welche vermutlichen militärischen Folgen sich aus einem Zugeständnis ergeben würden. Der Herzog saß in Wismar, organisierte eine deutsche Kriegsarmee gegen Dänemark und arbeitete der drohenden schwedischen