Walther in der Lehre - Multatuli - E-Book

Walther in der Lehre E-Book

Multatuli

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Beschreibung

Der Nachfolgeroman zu "Die Abenteuer des kleinen Walther" erzählt die Geschichte des jungen Walther weiter, der nun den Start ins Berufsleben wagt.

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Walther in der Lehre

Multatuli

Inhalt:

Multatuli – Biografie und Bibliografie

Vorbemerkung

Walther in der Lehre

Morgenträumereien über die nächstliegende Pflicht. Der civilisatorische Einfluß gestärkter Halskragen. Ein Rezept, wie man anderen Menschen Respekt vor seiner werten Persönlichkeit und seinem Haushalte einflößt.

Unser Held gelangt doch noch ins Haus und thut die ersten Einblicke in das Getriebe der Firma. Ohne was es in der Welt nicht abgeht.

Neue Übungen im Warten und ein Rezept, wie man den Verstand verlieren kann. Neue Bilder. Herr Dieper und Herr Eugenius. Hustender Eintritt in die Handelswelt. Multa tulit!

Herr Wüllekes oder Wilkens und seine Thätigkeit im Hause. Feine gesellschaftliche Rangunterschiede. Walther entfaltet seine erste geschäftliche Thätigkeit. Reminiscenzen. Herr Pompilius.

Walthers Geschicklichkeit in der Rechenkunst gewogen und zu leicht befunden. Seine Einführung in das Fach Merkurs, des Götterboten.

Wie Walther seine Besorgungen machte, und welchen Erfolg er bei den Damen hatte. Beiträge zur Naturgeschichte des Hauses Kopperlith.

Über Papas sämtliche Fuhrwerke und die Würde eines elsässischen Konsuls. Papa selbst tritt in die Erscheinung, und Walther lernt aus den Fehlern anderer.

Aufklärungen über die Thätigkeit des alten Herrn Kopperlith und die Gefühle seiner Herren Söhne. Der Autor denkt sich aus, wie er diese Geschichte romantischer machen könnte. Betrachtung über das Perlensuchen.

Skizzen von schlechtriechenden Landstrichen, die tiefer liegen als die Meeresoberfläche. Ein Mann wie Sie, Mynheer! Herr Pompilius zeigt sich weiter in seiner ganzen Liebenswürdigkeit, was Verstand und Herz angeht.

Der Autor hält eine schöne Vorlesung über den Ursprung einiger vornehmer Vornamen, und verfolgt schließlich die Erhabenheit des "Mannes wie Sie, Mynheer" bis in die feinsten Löcher.

Der Unterricht unseres Helden wird fortgesetzt, und es wird Aussicht, daß er sich allmählich etwas Branchenkunde aneignet. Was er alles behalten muß, und was Wilkens für sich selbst reservierte. Erlösung von einem Feinde.

Die Hoffnungen der Familie Pieterse und die Bedenken Walthers. Wie Gerrit Sloos von der Angelegenheit dachte.

Böse Buben. Gedanken auf einem Hausflur. Ein unhöflicher Barbier und ein beneidenswertes Vögelchen. Die Post. Die Geheimnisse des Handels.

Weitere Geheimnisse des Handels. Das schmierige Papierchen aus dem Judenviertel.

Der Judenwinkel. Der Ruhm der heutigen Bataver, gemildert durch batavische Bescheidenheit. Handel und Nationalökonomie der Vorzeit. Der Autor findet den Leser, anstatt der versprochenen Dukaten, mit einer Kontroverse über die Juden ab.

Eine unbedeutende Geschichte. Der Leser wohnt einem Mittagsmahl im Freien bei und wird dann zu einer mühevollen Fahrt in das dritte Stockwerk eingeladen, wo Walther aber nicht ermordet wird. Über die Enttäuschung des romantisch angelegten Lesers wird sich der Autor zu trösten wissen.

Wieder über das Kleine. Wie die Herren Walthers Fortschritte im Handel anerkannten. Die Wache vor Mevrouws Nerven.

Ein Wiedersehen. Was ein neugeborenes Kalb nicht weiß. Der Autor versäumt eine schöne Gelegenheit, sein Buch anziehend zu gestalten.

Die große Völkerwanderung findet endlich statt. Walthers Fortschritte im Handelsfach, und was ihm fehlte.

Walther sinkt immer tiefer und gerät schließlich hinter "Papas Britschka". Eine schöne Abhandlung über Billeggiaturen.

Weitere Entwicklung der "Buitenplaatsen" nebst ihren feineren Unterschieden, ihrer Bedeutung und ihren Zwecken. Wie unser Held diesen Zwecken dienen mußte.

Walther darf tiefsinnige Gespräche mit anhören und wird vor pedantischem Mitsprechen bewahrt durch eine ehrenvolle Entsendung in die Rollkammer.

Merkwürdige Vergnügungen auf dem Lande. Trauriges Ende eines romantischen Traums vom Wechselkurs. Walther wird wütend und fängt an, sich über seine Chefs eigene Gedanken zu machen. Eine ganz neue Seite seines Charakters.

Ein kurzes, aber sehr wichtiges Kapitel, worin das traurige Ende eines kostbaren Sonnenschirms beschrieben wird. Walther zieht in die Welt, um sieben Gulden und dreizehn Stüber zu suchen.

Walther spekuliert höchst vorteilhaft in alten Kleidern. Schneller Wechsel in der amerikanischen Handelsbewegung, wahrscheinlich nicht ohne Einfluß auf den Wechselkurs.

Was wohl geschehen wäre, wenn ... das nicht gewesen wäre! Allerlei Mord- und Nachtgedanken. Die Rückkehr des verlorenen Bruders

Eine Überraschung allerersten Ranges. Der Leser weiß sicher nicht, was er davon denken soll; wir wollen aber hoffen, daß er es noch einmal erfährt. Die silberne Uhr und die goldenen Friedrichs. Zwei praktische Menschen machen sich auf, um zu handeln.

Eine Mordhöhle. Etwas über entthronte Götter und die vermutlichen Folgen ihrer Absetzung. Ein Ausflug in das Gebiet des Liberalismus, dazu zwei schöne Historien. Romanleser werden dies Kapitel ziemlich entbehrlich finden, aber es scheint, daß der Autor darauf Gewicht legt.

Jetzt kommt die wahre, echte, alte, unverfälschte, katholische Mordshöhle voller klappernder Gebeine und sonstigem schlechten Volk. Ob wohl Pater Jansen und Walther in diesem Kapitel Haarlem erreichen? Ich glaube es nicht, aber die Sache kann doch glücken.

Über Predigten, und wie Walther nicht zum Predigen kommen kann. Predigt von Pater Jansen über die Predigt von Pastor Kuns, erläutert durch eine Predigt von ihm selbst. Wie der Autor Wort hält.

Walther und tugendsame Leser werden durch Fancy, die ein Lynch-Urteil kassiert, enttäuscht. Als Entschädigung liefert sie Beiträge zur Psychologie der Mutterliebe, und Walther wird zum Tröster erhoben.

Fancy gebraucht ein seltsames Mittel zu einem Zwecke, den wir noch nicht einsehen.

Ursprung der Freimaurerei. Wie man es anstellen muß, wenn man mit manchen Leuten Bekanntschaft machen will. Der schließliche Erfolg vieler vergeblicher Versuche

Der falsche Weg und der richtige. Unsere beiden Freunde trennen sich und ziehen in entgegengesetzter Richtung auf Abenteuer ans. Wir gehen bloß mit dem einen mit.

Was Walther bei seiner zweiten Anwesenheit in Haarlem erreichte, und was für überraschende Aufschlüsse er auf der Rückfahrt bekam. Wunderbare Natürlichkeiten im menschlichen Leben

Noch einmal Kaisersgracht und Bellestraat, dann aber Kolveniersburgwall. Der Leser erfährt, wie Pater Jansens Abenteuer geendet hat, wohnt auch sonst noch allerlei interessanten Geschehnissen bei, aber das Weitere muß er sich denken.

Walther in der Lehre, Multatuli

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849632373

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Multatuli – Biografie und Bibliografie

Eigentlich Eduard Douwes Dekker, hervorragender niederländischer Schriftsteller, geb. 2. März 1820 in Amsterdam, gest. 19. Febr. 1887 in Niederingelheim am Rhein, trat frühzeitig in den holländischen Kolonialdienst, stieg in Indien rasch von Stufe zu Stufe und bekleidete bereits 1851 das verantwortungsvolle und angesehene Amt eines Assistentresidenten zu Amboina, von wo er 1856 in gleicher Eigenschaft nach Lebak versetzt wurde. Hier kam es zu offenen Differenzen zwischen D. und der holländischen Kolonialregierung in Batavia. D., der das erbarmungslose Ausbeutungssystem der Regierung der einheimischen Bevölkerung gegenüber aus eigner 17jähriger Erfahrung kennengelernt hatte, versuchte in Lebak mit diesem System zu brechen und den Javanern ein menschenwürdigeres Dasein zu verschaffen. Seine Beschwerden fanden aber in Batavia kein Gehör, er wurde im Gegenteil »ernstlich zurechtgewiesen«, worauf er es vorzog, seine Entlassung aus dem Staatsdienst zu nehmen. Er ging nach Holland zurück, um hier seine Gerechtigkeit für sich und seine Javaner zu suchen, aber seine Bemühungen, der Regierung die Augen zu öffnen über die Mängel des bestehenden Systems, blieben erfolglos. Da griff er zur Feder und schrieb einen Roman »Max Havelaar oder die Kaffee-Auktionen der Niederländischen Handelsgesellschaft« (Amsterdam 1860), den er unter dem seither beibehaltenen Schriftstellernamen Multatuli (v. lat. multa tuli, »ich habe viel erduldet«) veröffentlichte. Die javanischen Zustände sind darin mit glänzender Farbe und glühendem Gefühl geschildert; Natur und Menschen des Morgenlandes, die Tyrannei der indischen Regenten, die Habgier der europäischen Kaufleute treten in das hellste Licht. Der Roman, in einem blendenden, geistreichen Stil geschrieben, erregte in Holland ungeheures Aufsehen. D. entfaltete in den nächsten Jahren, zumeist getrieben durch bittere Not, eine erstaunliche Produktivität. Es erschienen »Minnebrieven« (1861), »Ideen« (1862–77, 7 Bde.), »Duizenden eenige Hoofdtukken over Specialiteiten« (1871) und »Millionen-studien« (1872). Die sieben Bände »Ideen« bilden das große Lebenswerk Dekkers und enthalten unter anderm das Drama »Vorstenschool« (1875, deutsch in Reclams Universal-Bibliothek) und die »Geschichte vom kleinen Walther«, Bilder aus dem Seelenleben eines Knaben, unstreitig der Höhepunkt in Dekkers Schaffen. Eine deutsche Ausgabe seiner Werke in 10 Bänden veranstaltete W. Spohr (Minden 1899ff.). Seine Briefe wurden veröffentlicht von seiner zweiten Lebensgenossin (Amsterd. 1890–92, 6 Tle.), die auch seine gesammelten Werke herausgab (das. 1892, 10 Bde.). Biographien gaben C. D. Busken Huet (inten Brinks »Hedendaagsche Letterkundigen«, 1885) und Meerkerk (Groning. 1900); vgl. auch C. Vosmaer, Een zaaier (Amsterd. 1874), und Th. Swart Abrahamsz, Eduard Douwes D. Eene ziektegeschiedenis (das. 1888).

Vorbemerkung

Eduard Douwes Dekker (mit seinem Schriftstellernamen "Multatuli") ist sicherlich die eigenartigste und bedeutendste Erscheinung der modernen holländischen Litteratur. Er ist am 2. März 1820 zu Amsterdam geboren. In früher Jugend trat er bereits in den Verwaltungsdienst der indischen Kolonien und zeichnete sich auf Sumatra, auf Java und Celebes so aus, daß er mit 31 Jahren bereits den hohen Posten eines Assistent-Residenten bekleidete, zunächst zu Amboina (Molukken), später zu Lebak (Java). Im Jahre 1856 schied er aus dem Kolonialdienste, weil er in seinem Bestreben, das Los der Eingeborenen zu erleichtern, nicht die Unterstützung seiner Vorgesetzten fand, und kehrte nach Europa zurück. Es folgte zunächst eine sehr trübe Zeit. Dekkers Versuch, wieder in den Dienst des Staates zu treten, schlug fehl, und er griff zur Feder, teils um an das Volk zu appellieren und seine Ideen zu verkündigen, teils auch des Broterwerbs halber. Sein Erstlingswerk "Max Havelaar", in dem er seine indischen Erlebnisse beschrieb, machte ihn mit einem Schlage zum berühmten Manne, aber er hatte noch lange mit Sorgen zu kämpfen. Spätere Werke von ihm sind die "Minnebriefe", die "Millionen-Studien", ein Drama "Fürstenschule" und zahlreiche kleinere Schriften. Sein Hauptwerk sind die "Ideen", deren Abfassung sich von 1862 bis 1877 hinzog. Seit 1870 etwa besserten sich seine äußeren Lebensumstände. Er lebte die letzten Jahre seines Lebens zumeist in Deutschland, wo er zu Nieder-Ingelheim ein Landhäuschen besaß. Dort ist er auch am 19. Februar 1887 gestorben.

In seinen "Ideen", einem siebenbändigen Werke voller Betrachtungen über alle möglichen Gegenstände, die den vielseitigen Mann beschäftigten, gleichsam einem Tagebuche seiner Seele, findet sich u. a. die Geschichte eines Knaben, des kleinen Walther, eingesprengt. Er benutzt dies Motiv, um packende Schilderungen von Sitten und Zuständen im holländischen Volke zu geben und gelegentlich auch längere und kürzere Auseinandersetzungen daran zu knüpfen. Die Geschichte wird mehrfach durch längere fremdartige Bestandteile unterbrochen, aber dann stets wieder an dem Punkte aufgenommen, wo der Verfasser stehen geblieben war. Es lag nun nahe, diese Erzählung aus der Menge von heterogenem Material herauszulösen und zu einem einheitlichen Ganzen zu gestalten. Auf diese Weise entsteht ein humoristischer Roman von so vielseitigem Reize, daß man sehr bedauert, dem Autor nicht viel öfter auf solchen Pfaden zu begegnen.

Man konnte bei dieser Arbeit zwei Wege einschlagen. Der eine war: die ganze Erzählung, die den kleinen Walther betraf, kapitelweise herauszulösen und die einzelnen Bestandteile aneinander zu reihen. Aber die Eigenart der Geschichte riet davon ab. Die Walther-Kapitel scheiden sich ganz von selbst in zwei Teile, deren Charakter sehr verschieden ist, und es war wohl zu fürchten, daß beide, hintereinander zusammengefaßt, sich gegenseitig im Eindruck auf den Leser schädigen würden. Beide Teile sind humoristisch und satirisch, aber der erste schlägt mehr in das phantastische Gebiet und führt den Leser durch überraschende Verkettung von Vorkommnissen so ziemlich in alle Schichten der Gesellschaft, während der zweite sich mehr auf einen bestimmten Kreis beschränkt und die in diesem herrschenden Thorheiten gehörig auskostet. Es ist ein ganz anderes Milieu und ein ganz anderer Charakter. So hat es denn der Herausgeber vorgezogen, die beiden Abteilungen getrennt erscheinen zu lassen. Das Recht, so zu verfahren, dürfte einleuchten, wenn man sich überlegt, daß ja das Ganze aus einem größeren Komplexe von allerlei, zum Teil recht abweichendem Material herausgeschält werden mußte, und es also wohl freistehen durfte, das mit einem oder mit zwei Schnitten zu thun. Noch mehr wird die Zulässigkeit dieses – der Ansicht des Herausgebers nach vorzuziehenden – Verfahrens einleuchten, wenn man, und das ist ja die Hauptsache, die beiden so entstandenen Erzählungen einer Prüfung unterzieht.

"Die Abenteuer des kleinen Walther" schildern die Jugenderlebnisse des Helden, seine Schulzeit, sein Familienleben seine erste zarte Liebe, seine Schwärmereien und seine phantastischen inneren und äußeren Erlebnisse: eine blühende, abwechselungsreiche, zwischen Menschenleid und Freude abwechselnde, von Humor überschäumende Darstellung, die mit einer großartigen Phantasiekomödie und darauf folgender Ernüchterung eine effektvolle Krönung findet – ein vollständig abgeschlossenes Werk und so einheitlich, wie nur je humoristische Romane sind.

Jetzt folgt "Walther in der Lehre". Walther tritt in eine ganz neue Umgebung, in die nur selten noch Reminiscenzen aus der heroischen Jugendzeit hineinleuchten, und wo dies geschieht, in einer Weise, die den Charakter der Selbständigkeit dieses zweiten Romans nicht stört. Da dieses Werk hier vorliegt, möge der Leser sich selbst überzeugen, daß der Herausgeber recht hat, und ob es wahr ist, daß man ihn auch genießen könne, selbst wenn man die "Abenteuer" gar nicht kennt.

So fassen wir also hier, der Leser und der Herausgeber, die "Abenteuer" und "Walther in der Lehre" als zwei Romane auf, von dem jeder einzeln seinen besonderen Reiz hat, und die miteinander eigentlich durch nichts verbunden sind, als daß sie denselben Helden in seinen verschiedenen Lebensaltern schildern – wie das in der Litteratur auch sonst vorkommt.

Der Leser wird zweierlei an dem Werke zu bemerken haben. Einmal, daß der Gang der Erzählung hin und wieder durch kürzere Abschweifungen unterbrochen wird, in denen es den Verfasser treibt, sich über gewisse Gedanken, die durch die Geschichte angeregt worden, zu äußern. Größere eingestreute Abhandlungen sind im Interesse der Einheitlichkeit hier ausgeschieden worden. Aber diese kleineren Abschweifungen sind gerade so charakteristisch und so wertvoll, daß es sich schon lohnt, die wenigen Seiten hie und da mit in Kauf zu nehmen. Man muß sich bei der Lektüre Dekkers – oder, da das Pseudonym nun auch einmal in Deutschland Eingang gefunden hat, Multatulis – stets vor Augen halten, daß man diesen Autor nicht etwa nach dem Gesichtspunkte lesen darf, "ob sie sich kriegen". Seine Zwecke und Ziele sind ganz andere, und diese hängen eng mit einzelnen Betrachtungen zusammen, die er in die Geschichte einstreut. Es hieße ihm zu sehr Gewalt anthun, wenn man da im guten Glauben, zu jäten, sich an edlem Gewächs vergriffe.

Ferner wird der Leser, dem der kleine Walther einmal lieb oder interessant geworden ist, bedauern, daß der Autor die Geschichte nicht weitergeführt hat, daß er, um in der Sprache dieser Ausgabe zu reden, nicht diesen beiden Erzählungen noch eine dritte und vielleicht vierte hat folgen lassen. Das bedauert der Herausgeber auch, und zwar um so mehr, als er der Ansicht ist, daß in diesen humoristisch-satirischen Romanen gerade eine besondere Stärke Dekkers lag. Der aufmerksame Litteraturfreund wird sogar der Ansicht zuneigen, daß man gerade in dem letzten Werke technisch einen ziemlichen Fortschritt gegenüber den früheren Werken Dekkers verzeichnen kann. Er beherrscht das Instrument, das er spielt, immer besser und vollkommener, und die dritte und vierte Walther-Erzählung hätte vielleicht noch Vollkommeneres geliefert. Dekker hat diesen naheliegenden Wunsch nicht erfüllt. Wir müssen uns mit dem Gedanken trösten, als ob wir einmal auf einer Reise oder während eines Aufenthaltes in Amsterdam interessante Menschen kennen gelernt hätten, von denen uns später das Schicksal getrennt hat, ohne daß es uns möglich war, ihr späteres Schicksal zu verfolgen und zu sehen, ob sie unseren Hoffnungen gerecht werden. Trotzdem bleibt es uns immer eine angenehme Erinnerung, und das um so mehr, wenn mir uns sagen können, wir verdanken diesem kurzen Zusammentreffen doch mehr als bloß einige Stunden der Erheiterung.

K. M.

Walther in der Lehre

1.

Morgenträumereien über die nächstliegende Pflicht. Der civilisatorische Einfluß gestärkter Halskragen. Ein Rezept, wie man anderen Menschen Respekt vor seiner werten Persönlichkeit und seinem Haushalte einflößt.

Der für Walther so wichtige Montag-Morgen brach für ihn früher an, als für andere Leute. Nicht als ob er so viel weiter nach Osten gewohnt hätte, als die Mehrzahl der Menschen, sondern es war aus innerer Unruhe.

Er hatte wenig oder gar nicht geschlafen und verließ sein Bett, sobald es hell wurde, drei volle Stunden vor der Zeit, da er sich auf dem Comptoir der Herren Ouwetyd und Kopperlith anzumelden hatte. Was also seinen Eifer in diesem Punkte anlangt, so konnte sein väterlicher Freund Doktor Holsma ganz zufrieden sein: Walther war ganz dabei, zu thun, was er von ihm verlangt hatte, nämlich sich um die Pflichten zu kümmern, die unmittelbar vor ihm lagen, und alle phantastischen Ideen beiseite zu lassen. Indessen er sah selbst ein, daß das Aufstehen allein nicht viel besagen will. Er mußte auch, und das vor allem, sich ausschließlich mit den Aufgaben des Tages beschäftigen! Das fiel ihm nicht leicht. Er führte einen sehr schweren Kampf gegen seine fast unbesiegbare Neigung zum Träumen.

Gewiß, gewiß, dachte er – manchmal sogar laut – ich will gut aufpassen, und mein Bestes thun, und arbeiten, bis ich müde bin, und sorgen, daß jeder mit mir zufrieden ist, aber ... sollte ich deshalb Femke nicht erst nochmals sprechen können? Das kann doch kein Grund sein, meine Pflicht im Handel zu vernachlässigen. Soll ich ihr nicht sagen dürfen, daß ich wohl weiß, wo sie mein Bild aufbewahrt, und ... wer sie eigentlich ist? Und ... und ...

Ich will und werde an meine Arbeit denken, ganz allein an meine Arbeit und an die Herren Ouwetyd und Kopperlith. Nachher gehe ich auf ihr Comptoir, und da werde ich nett schreiben, und gut rechnen, denn ... ich kann ja den ganzen "Strabbe", und schwerer als im "Strabbe" werden wohl die Zahlen auf so'm Comptoir auch nicht sein. Und wenn's so wäre, dann ... nein, nein, schwerer als im "Strabbe" sind die Rechnungen auf so'm Comptoir gewiß nicht. Ob solche Herren wohl auch den ganzen "Strabbe" durchgearbeitet haben? Wer hat sie wohl dazu angespornt, als sie jung waren? Daß ich der Erste in Meister Pennewips Schule geworden bin, habe ich Femke zu verdanken. Warum erzählte sie ihrer Mutter, daß ich der klügste Junge in der Schule wäre? Das war nicht wahr ... lange nicht! Später, ja ... da bin ich's geworden, ihr zu Gefallen. Und nun sagt Doktor Holsma, daß ich viel zu wenig wüßte, und ich müßte erst beginnen, zu lernen. Und noch zehn Jahre lang – oder gar noch länger – sollte ich an nichts anderes denken als an meine Arbeit! Alle Griechen sind dann schon ermordet, und ich kann ihnen nicht mehr beistehen. Und Femke hat gewiß 'n Matrosen geheiratet, oder 'n Zimmermann, oder ... 'n Schiffer, der 'ne bunte Mütze aufhat, oder 'n Prinzen, wenn sie will!

Jener Mensch hatte mächtigen Respekt vor ihr, und die anderen auch. Wie sie so stolz dastand – wer hätte das gedacht, daß sie so stolz war! Und in dem Theater, wie der Kaiser ihr zunickte! Er wußte wohl warum. Im ganzen Theater war nichts so hübsch wie sie.

Wenn ich mal ganz groß bin – ich meine: wenn ich den Handel gelernt habe, denn darauf werde ich mich jetzt wirklich zu allererst verlegen ... ja! – na also, später, dann will ich auch so 'n Trauerspiel machen, sodaß auch ein Kaiser zuhören kommt, und die Prinzessinnen, und das Volk, alle miteinander. Ich will auch was von 'nem geraubten Schild hineinbringen, und Femke wird ihn zurückbringen ... sie, oder ich ... oder wir beide. Ja, so soll's sein, ganz anders wie in dieser "Scylla". Und dann soll sich's in dem Stück nicht so reimen, das klingt ja, als ob die Menschen sich zum Narren halten. Wenn ich nur lange genug lebe, um so etwas noch zu versuchen, und wenn sie nur nicht vor der Zeit ...

O wende ab das Auge, das mich raubt Mir selber, meiner Pflicht und meinem Werk. Du schwebst – du winkst, du zeigst auf höhres Ziel, Du willst mich locken fort von meiner Pflicht ... Ich darf nicht, Femke! O, ich bitte dich, Entflieh mir nicht – ich bin noch nicht ich selbst! Ich darf nicht lauschen deiner Stimme, und ich muß, Dich sehend, blind sein – taub, wenn du mich rufst, Und stumm, wenn's in mir wühlt vor lauter Sehnsucht, Mit dir zu sprechen ... Liebe Femke, denn Ich bin ein kleiner Junge noch, muß lernen, Und immer lernen, lernen, lernen, lernen ...

"Was fehlt dir, Walther?" fragte Laurens, Walthers Bruder, der mit ihm in demselben Kämmerchen schlief. "Sagst du Verse auf?"

"Hm – ja – so! Ich sprach so vor mich hin," antwortete er verlegen. "Ich bin aufgestanden, weil's im Bette so heiß war ... und da sprach ich davon!"

Laurens schlief schon wieder, und Walther fühlte sich noch beizeiten gewarnt. War er nicht gerade mit dem Verbotenen beschäftigt gewesen ... mit etwas anderem als der nächstliegenden Wirklichkeit? So hatte ja der Doktor gesagt!

Und noch einmal schweiften seine Gedanken ab. Diese gräßliche Jüffrau Laps, mit der er beinahe ein nächtliches Abenteuer gehabt hatte ... diese alte Betschwester mit ihrer widerlichen Freundlichkeit! Nun, diese Abschweifung war leicht zu beseitigen ... er wusch sich. Und dann, um recht sicher zu sein, und um seine Bußfertigkeit recht deutlich zu machen, setzte er sich und blätterte in seinem "Strabbe".

So vergingen die paar Stunden, die ihn noch vom ersten Frühstück trennten ...

Jüffrau Pieterse, Walthers Mutter, machte viel her von der Wichtigkeit des Tages, und war sehr freigebig im Austeilen guter Lehren. Vor allem mußte er sich sehr manierlich betragen und durch dies Betragen den Herren eine gute Meinung von den Eigenschaften seiner Mutter beibringen. Auch wäre es nicht schlecht, ihnen mitzuteilen, daß er bei den Holsmas auf dem Kolveniersburgwall übernachtet hatte, und daß die Schuhe, die sein Vater verkauft hatte, aus Paris waren ...

"Ja, Mutter," sagte Stoffel, der Schulmeister. "Und vor allen Dingen muß er pünktlich auf dem Comptoir sein. Darauf halten solche Menschen sehr."

"Richtig! Immer ganz pünktlich, denn da halten sie sehr drauf. Und wenn sie dich was fragen, dann mußt du resolut antworten, ganz resolut. Und guck nicht immer so schief, das zerknittert deinen Kragen, und das paßt sich nicht für einen Jungen, der schon auf dem Comptoir ist."

Dieser Kragen hatte in den Vorbereitungen zu den Ereignissen dieses Tages eine große Rolle gespielt. Dieser hochstehende Kragen, der Walther "in den Handel" begleiten sollte, machte einen sehr vornehmen Bestandteil von Jüffrau Pieterses Hoffnung aus. Und Walther dachte auch nicht niedrig von diesem Fortschritt.

Diese beiden brettersteifen Leinenlappen, die seine Wangen einsäumten, machten auf ihn einen doppelten Eindruck. Erstens und hauptsächlich den einer Toga virilis, als das Kleid des Erwachsenen. Zweitens aber auch ein paar rote Streifen, die den Weg von den Mundwinkeln zu den Ohren wiesen.

Er war stolz darauf, und schon darum hätte er gern Femke getroffen. Wer solche "Vatermörder" trägt, ist doch kein Kind mehr, und keiner würde das besser wissen als sie, die als ein Wäschermädchen thätig war, und die deshalb solche feineren Unterschiede von Berufs wegen kennen mußte.

Aber das war auch wahr. Diese ruhmreichen Zeichen der Erwachsenheit hatten auch ihre lästige Kehrseite. Walther mußte immer geradeaus sehen, um diesen Staat nicht zu verderben. Er wußte, daß ihm das ein närrisches Aussehen gab und ihm auch die Neigung einflößte, so zu sprechen wie Stoffel. Aber gerade dies Gemachte, dies Unnatürliche war es, was, nach der nicht ganz unrichtigen Berechnung seiner Mutter, ihm die Gunst seiner neuen Chefs gewinnen mußte. Also:

"Dreh' doch um Gottes willen den Kopf nicht fortwährend nach rechts und nach links. Der Mensch muß vor sich sehen! Da kannst du dich drauf verlassen, solche Herren halten auf Würde und Anstand. Du mußt dich mit deinem neuen Kragen – 's sind alte von Stoffel, aber das macht ja nichts, wie, Trude? – du mußt dich nicht anstellen wie 'n Wilder."

Von Wildheit war keine Rede, als Walther ein Viertelstündchen nach dieser letzten Ermahnung ganz artig an einem gewissen Hause auf der Kaisersgracht klingelte, welches den Namen "Kopperlith" aufwies. Aber ach, es schien, als sollte schon seine erste Berührung mit dieser Firma ein Mißgriff sein.

Zwei Zugänge, nicht gerade sehr einladend, aber doch benutzbar, boten sich dem Besucher dar. Eine doppelte Glasthür zeigte sich unten, und zur Hälfte sogar unter dem Niveau der Straße, daneben jedoch gab eine kleine Treppe Gelegenheit, zu einer Art von "Bel-Etage" vorzudringen. Walther, in seinem Streben nach Würde und Anstand, fand diesen letzteren Weg passender, und mit etwas steifen Knien kletterte er die acht oder zehn Stufen hinauf.

Oben angelangt, zog er so sanft wie möglich die Glocke: man sollte es gerade noch hören! Unwillkürlich, und beinahe mit einem Schreck, bemerkte er durch das Fenster des Seitengemachs das Gesicht einer bejahrten Dame, welche ohne den geringsten Ausdruck von Wohlwollen sein Gesichtchen zu mustern schien. Es sah aus, als wollte sie ihn von der Treppe hinuntergucken. Walther hatte ein unangenehmes Gefühl davon und machte sich so klein wie möglich. Es ist nicht jedem gegeben, und besonders nicht einem, der seinen ersten hochstehenden Kragen trägt, ohne Angst auf der Treppe zu stehen an einem Hause der Kaisersgracht! Mit Vergnügen wäre unser Held schleunigst davongelaufen ... aber dann?

Diese ... Frauensperson fuhr fort, Walther mit ärgerlichen Blicken anzusehen, als könnte sie es nicht vertragen, daß jemand an ihrem Schlosse anklopfte. Die quälende Betrachtung dauerte so lange, daß Walther ernsthaft daran dachte, entweder wieder abzuziehen oder seine klingelnde Abmeldung zu wiederholen. Aber auch zu diesen beiden äußersten Möglichkeiten war ein Mut von ganz anderer Art nötig, als er ... vielleicht einmal haben würde, aber gewiß jetzt gerade ebensowenig besaß wie den, den er brauchte. Was nutzte ihm nun Holsmas herrliche Lehre, jederzeit seine nächstliegende Pflicht zu thun? Was gab es hier zu lernen? Was war zu arbeiten auf dieser Treppe? In des Himmels Namen: er wartete!

Leser, die Umgang haben mit Göttern, Kaisern, Prinzen und Herren von Stellung, wissen wahrscheinlich, daß an jemand, der sich respektiert, schwer heranzukommen ist. Die Bewohner der Amsterdamer Kaisersgracht respektieren sich sehr, worin ich auch das einzige Zeichen von Gottähnlichkeit bei ihnen finde – ohne übrigens behaupten zu wollen, daß sie sich nun gerade in Menschlichkeit sehr auszeichneten. Was übrigens den Respekt betrifft, haben sie eigenartige Manieren, um auch andere damit anzustecken. Wer nicht auf seiner Hut ist, wird krank davon. Ansehnliche alte Schriftsteller, die in "Naturgeschichte der Kleinstädterei" gearbeitet haben, versichern, daß die Dienstboten auf das Respekteinflößen eingeübt worden: sie lassen die Unglücklichen, die durch ein trauriges Los gezwungen sind, sich dem preiszugeben, sehr lange an der Thür warten. Es scheint, daß das diesen Dienst versehende Dienstmädchen dadurch den Besucher in den Wahn bringen soll, entweder daß das Haus so furchtbar groß ist, oder daß sie nicht so schnell kommen kann, weil sie so viel zu kochen hat. Genannte Schriftsteller schreiben diese tiefsinnige Anstandsregel auf Rechnung einer gewissen Jagd nach vornehmem Wesen. Gott bewahre mich, daß ich die Jagd leugne, aber das vornehme Wesen trägt in meinem Munde einen ganz anderen Namen.

Walther wartete mit heldenhafter Geduld. Endlich wurde die Thür durch eine unansehnliche Frauensperson geöffnet, aber gerade bloß so weit, und nicht weiter, als absolut nötig war, um Walther anzuschreien:

"Was willste? Willste bei Mefro? Was haste zu bestellen? Du klingelst Haus! Junge! Ich kann nich deintwegen 'n ganzen Tag hinter der Klingel herlaufen! Warum klingelste Haus?"

Zu Mevrouw? Ach nein, gewiß nicht! Walther dachte nicht an Mevrouwen. Aber ›du klingelst Haus!‹ Was heißt das?

"Oder klingelste Küche?‹

Diese zweite Frage gab Licht. Walther bemerkte, daß zwei Klingelgriffe im Thürpfosten steckten, und daß sie durch die Bezeichnungen "Küche" und "Haus" unterschieden waren. Wer Gemüse, Fleisch, Butter, Milch brachte, hatte sich mittels der Küchenklingel anzumelden. Nur Besucher, die Anspruch machen konnten auf Empfang im Salon, – wenn es so ein Ding gab – durften sich anmaßen, die stolze Hausglocke in Bewegung zu setzen. Walther, der weder Lebensmittel brachte noch bei Mevrouw Visite machen wollte – war sie es, die so unliebenswürdig durch das Fenster gesehen hatte? – Walther erkannte, daß er sich geirrt hatte, und er wußte nicht, wo er hin gehörte. Gerade wollte er sagen, daß er der ... junge Herr Pieterse wäre, als die Magd, gar nicht neugierig auf seine Persönlichkeit, ihm die Thür vor der Nase zuwarf.

Durch mein allzu feuriges dichterisches Genie habe ich mich zu einer Übertreibung verführen lassen. Mehrfach sprach ich von einer Thür, und von einer geöffneten Thür ... ein klein bißchen nur, so ungastlich wie möglich, aber doch geöffnet! das war ja wohl die Wahrheit, aber ... eine Thür? Es war bloß eine halbe. Die Hausthür, hinter der ein rechter Amsterdamer seine Frau, seine Effekten und sein schimmeliges Patriciertum verbirgt, ist in halber Höhe in zwei geteilt. Der Besucher muß erst gehörig rekognosciert sein, ehe man ihm durch das Öffnen der unteren Hälfte den Zugang gestattet. Dies und noch mehr scheint dem Fremden zuzurufen: "Mein Haus! du kommst nicht hinein!"

2.

Unser Held gelangt doch noch ins Haus und thut die ersten Einblicke in das Getriebe der Firma. Ohne was es in der Welt nicht abgeht.

Und noch immer spionierte die häßliche dicke Dame durch das Fenster des seitlichen Zimmers. Es kam Walther vor, als ob sie etwas, was ihn betraf, irgend jemand mitteilte, der in ihrer Gesellschaft war. Ein Herr von weniger als mittleren Jahren beugte sich jetzt über sie weg nach dem Fenster hin und winkte Walther mit nicht sehr freundlicher Miene zu, die Treppe zu verlassen und unten zu klingeln.

Sehr artig nahm Walther seinen Hut ab und schob sich barhäuptig, etwas gebückt, an dem drohenden Fenster vorbei, die Treppe herunter. Wahrhaftig, unten bei der doppelten Glasthür war auch eine Klingel und da las er das Wort "Magazin". Hier werde ich wohl hingehören, dachte Walther. Magazin und Comptoir wird wohl dasselbe sein. Und er schellte.

Die Person, welche die Obliegenheit hatte, sich um diese Klingel zu kümmern, hätte gleichfalls für einen Kurator oder Superintendenten des Respekts gelten können. Sie gab Walther viel Zeit zum Nachdenken, besonders über das Thema, wie schwer es doch sei, im Hause Kopperlith Eingang zu finden. Es ist zu bezweifeln, ob unser angehender Handelsritter von dieser Gelegenheit, sein Denkvermögen zu entwickeln, gehörigen Gebrauch machte.

Außerdem wurde er gestört. Jemand tickte – und nach dem Klang zu urteilen, etwas ärgerlich – gegen das Fenster jenes Seitenzimmers. Walther trat einen Schritt zurück und sah hinauf. Der Herr von soeben bedeutete ihm mit heftigen Bewegungen, daß er noch einmal klingeln sollte, und etwas kräftiger. Walther bedankte sich durch Abnehmen seines Hutes – hatte nicht seine Mutter ihm vor allem Lebensart anempfohlen? – und wagte nun einen kräftigen Zug, auf den aber immer noch kein Offnen der Thür erfolgte. Der Cerberus des "Magazins" hatte augenscheinlich eine sehr hohe Vorstellung von dem Respekt, den die Herren Ouwetyd und Kopperlith nötig hatten. Der Mann übertrieb seinen Eifer.

Das begann sogar der Herr in jenem Seitenzimmer einzusehen, der wieder ans Fenster klopfte und winkte "noch einmal, Donnerwetter!" mit einer Miene, als ob Walther dafür konnte, daß keiner kam, Walther fühlte sehr deutlich, daß der wahre Anstand jetzt von ihm verlangte, sich zu entschuldigen, daß man ihn so lange warten ließ.

Inzwischen schielte er durch die Glasthür und warf neugierige Blicke in das "Magazin".

Einigermaßen in Abweichung von den geometrischen Grundregeln, erfreute sich dieser Raum der Eigenschaften: Lange, Breite und ... Tiefe. Die Breite war mit der des Hauses gleich. Die Länge war an der Vorderseite begrenzt durch die schon bekannten Glasthüren, die in ihrem Bestreben, etwas Licht durchzulassen, durch ein schiefes Eckfenster unterstützt wurden, das seine Hypotenuse mit der Treppe gemeinsam hatte, und außerdem durch noch ein Fenster, das an der vorderen Seite der Treppe auf die Straße ging. Das Winkelchen, das durch dies kleine Fenster sein Licht erhielt, hieß das "Comptoirchen" im Gegensatz zum Comptoir, das wir später zu sehen bekommen. Was übrigens die "Tiefe" des Magazins angeht, so gründet sich diese Bezeichnung sowohl auf die geringe Ausdehnung als auf den "Pegel" des Fußbodens. Ein erwachsener Mensch konnte mit seiner Hand an die Decke reichen, und der Fußboden lag so etwa drei Fuß unter dem Bürgersteig. Er erhob sich nicht mehr über die Gräben, die in die Gracht mündeten, als gerade für die Bewohner nötig war, um nicht mit dem Schmutz mitgespült zu werden. Was die Versorgung mit Licht betrifft, so begreift man, daß diese nicht durch das wenige Glaswerk an der Vorderfront allein beschafft werden konnte. Ungefähr auf ein Drittel der Länge hörte das hineinschleichende Licht auf. Wer aber scharf von Gesicht war und guten Willen hatte, konnte bemerken, wenn er sich durch die Finsternis in der Mitte hindurchgebohrt hatte, daß der Baumeister sich bestrebt hatte, auch an der Hinterfront irgend etwas anzubringen, was nach Verminderung der Dunkelheit aussah. Da war nämlich durch freundliche Vermittlung eines über der Decke gelegenen Raumes etwas zu sehen, was man nicht absolut schwarz nennen konnte. Wie diese Fenstersorte hieß, die das Wunder zu Werke brachte, weiß ich nicht. Eine Laterne, oder ein Guckloch, oder so etwas. Es liegt immer etwas Armseliges in solchen Kunststücken der Baumeister; sie zeugen von Beschränktheit.

Soweit Walthers Blicke in das Magazin eindringen konnten, bemerkte er, daß der Mittelraum der Länge nach von einem breiten Gestell eingenommen wurde, auf dem Stapel von Leinewand lagen. Auch rechts und links längs der Wände waren solche Handelsgüter aufgestapelt, sodaß gerade ein knapper Durchgang an beiden Seiten der langen Tafel übrig blieb. Bloß am vorderen Ende, zwischen dem Comptoirchen und der Glasthür, war einiger Platz geblieben; dort stand ein Möbel auf Böcken, das er später als die "Packtafel" schätzen lernte.

Wahrhaftig! Es begann Aussicht zu werden, daß die Thür endlich doch geöffnet werden sollte.

Daß Walther in einem der Gänge hätte jemand kommen sehen, wäre wohl zu viel behauptet. Nein, Walther sah nichts in dem Dunkel, aber es kam ihm so vor, als ob die Finsternis selbst anfing sich zu bewegen. Etwas Schwarzes schob über den schwarzen Hintergrund. Und dieses Schwarze wurde – ohne Übereilung – etwas brauner und dann mehr grau und dann heller ... wahrhaftig, es nahte ein menschlich Wesen.

Ganz natürlich. Gerrit Sloos kam, die Thür zu öffnen, und er war schon beinahe an der Packtafel. Noch eine Sekunde, und die Zugbrücke dieses verzauberten Schlosses sollte fallen.

Lag darin etwas Wunderbares? Für dich und mich, Leser nichts, aber Walther war schon so nahe dran, zu versteinern oder in seiner Wartestimmung am Erdboden anzuwachsen – alle Verwunderung über die Schwierigkeit, in das Heiligtum einzudringen, war so vollkommen gewichen, daß er nun, als die Thür wirklich aufgethan ward, sich der Verwunderung über das Unerwartete nicht enthalten konnte. Es fehlte wenig und er hatte Gerrit Sloos gefragt, ob er sich nicht irrte!

Statt dessen nahm er – das wievielste Mal schon? – sein Hütchen ab, und Gerrit sah ihn fragend an.

Walther stotterte etwas vor sich hin.

"Bist du Walther Pieterse, der junge Herr, der hier aufs Comptoir kommen soll?"

"Ja...a..a. M'neer."

"Sooo! Du brauchst nicht M'neer zu mir zu sagen. Ich bin Gerrit ... Gerrit Sloos, verstehste. Eigentlich heiß ich Schloßmann, aber ...na, was hat Mensch von den deutschen Moffereien, wie? Darum sag' ich einfach Sloos, und so schreib' ich auch, denn ... ich bin der Knecht, verstehste, der Comptoirknecht. Na, komm mal rein."

Walther stapfte die drei Stufen hinunter, die den Zugang zu dieser Höhle vermittelten. Seine erste Bewegung, als er neben der Packtafel stand, war ein unwillkürlicher Griff nach seiner Nase. Denn ... der Gestank war unerträglich.

"Ach nee," sagte Gerrit, als antwortete er auf diese sprechende Gebärde. "Der Geruch ist nicht vom Magazin – ich sag' bloß Keller, verstehste, denn so sagten wir früher auch, wie der Alte noch mitthat – die Luft ist nicht vom Keller, die ist von den Kanälen, verstehste."

So tröstet eine edle Seele ihren Leidensgenossen.

"Ach so!" sagte Walther, als ob diese Erklärung den Pestgeruch in Balsam verwandelte. "Ach so!"

"Ja, von den Kanälen. Darum steht auch die Ware da gegen die Wand auf Planken, verstehste. Wenn's auf den Fußboden käme, thät's faulen. Komm mit nach'm Comptoir. Aber du kommst viel zu früh. Wir sind in der Saurengurkenzeit. Da ist nicht viel zu thun, verstehste wohl! Aber hör', du mußt nicht vorn bimmeln, am Keller – die jungen Herren sagen jetzt Magazin ... französischer Wind allemal, englische Notting, verstehste ... Na, sie haben's von dem verdrehten Wüllekes – du mußt ins Comptoir reingehen in der Vellestraat. Ich werd's dir zeigen. Heute kommt's nicht drauf an, weil's erste Mal ist, und weil du's nicht weißt. Du siehst, ich hab' dir ja auch aufgemacht ..."

Gott sei Dank!

"Aber sonst, verstehste, wer aufs Comptoir gehört, kommt hinein durch die Vellestraat. Ist ganz leicht zu finden ... wenn du's erst mal weißt. Und darum werd' ich dir's zeigen. Komm man mit. Aber setz' dein Hütchen auf. Brauchst zu mir nicht so höflich zu sein, denn ich bin bloß der Knecht, verstehste. Die Herren kommen nachher, so gegen neune. Ist Sauregurkenzeit, mußt du denken. Und darum hast du auch so lange warten müssen, ehe ich dir aufmachte. Denn ich saß in der Küche, und ich sagte zu dem Mädchen, daß sie aufmachen sollte – es wäre sicher der neue Müllkastenmann, der noch nicht wüßte, wo er bimmeln müßte. Aber sie wollte nicht – ist 'n faules Tier – und ich sagte: ›'s geht mich nichts an, denn wir sind in der Saurengurkenzeit, und da bimmelt so früh keiner am Keller, wer die Sache kennt.‹ Wirst's ja wohl selber sehen, wenn du 'n Weilchen hier bist. Weißt du, wie lange ich schon hier bin?"

Walther klagte sich einer Pflichtvergessenheit an. Wie konnte er sich unterstehen, nicht zu wissen, wie lange Gerrit Sloos schon bei Ouwetyd und Kupperlith in Dienst war? Der Übelthäter stammelte voller Schuldbewußtsein, er wüßte es nicht.

"Na, rate mal!"

Jeder andere hätte nun eine Zahl genannt. Walther aber war zu pflichtgetreu, zu gewissenhaft, um irgend einer Zahl den Vorrang vor den anderen zu geben. Warum zwanzig? Warum dreißig? Warum mehr oder weniger? Er blieb dabei, er wüßte es wirklich nicht, und er hätte auch keine Hoffnung, es zu raten.

"So? Na, da will ich dir's sagen. Vorige Pfingsten war's dreiundvierzig Jahre. Was sagste nun?"

"He!"

"Ja, 's ist 'ne lange Zeit, wie? Wenn du davor stehst, denkst du, 's ist was. Und wenn's vorbei ist – weißt du, was es dann ist? Gar nichts ... 'n englisch Notting! Das wirst du erst sehen, wenn du 'n alter Kerl bist, denn nun bist du bloß 'n jung Bürschchen. Soll mich Wundern, wie du's mit Wüllekes finden wirst – mit M'neer Wüllekes. Zu dem mußt du nämlich M'neer sagen, obschon ich 'n gekannt hab' – da war er kahl wie 'ne Laus. Da hatte er nicht so viel, daß er – mit Verlaub – sich die Nase schnauben konnte, und er lief mir nach, wie die Uhr von 'm Treckschiffer, die 'ne alte Jungfer kommen sieht. Aber nun ... Wind, allemal Wind! Und was ist's? Englisch Notting! Und seine Frau – 'n Schaf von der obersten Sorte – schwatzt immer von Prinzessinnen, die sie mal gesehn hat. Nee, der Wüllekes – wer 'n kennt, kauft 'n nicht. Na, wirst ja selbst sehen, wirst 'n ja kennen lernen, wenn du lange genug lebst. Jeder muß sein' eigen' Weg gehn, und das thu ich auch. Aber dieser Wüllekes ... Guck, hier ist's. Zwischen den Öltonnen da mußt du durch – 's ist hier immer was schmierig, das kommt, weil die Fässer lecken, denn sie lecken immer – aber erst mußt du durch die Stockfischschlagerei, und wenn du das thust, dann kommst du ganz von selber aufs Comptoir."

Wenn Gerrit Sloos mit diesem "von selber" meinte: leicht, bequem, ohne Umstände, oder was man so sagen könnte: auf 'ne nicht unüble Manier – – nun, es sei: über den Geschmack ist ja nicht zu streiten. Er wird es wohl nur so gesagt haben.

Während Walther allen diesen Mitteilungen aufmerksam zuhörte, hatte er den halb unterirdischen Gang zurückgelegt, der von der Kaisersgracht nach der Querstraße führte, in der man den Eingang zum Comptoir von Ouwetyd und Kopperlith zu suchen hatte.

Er prägte die Stockfischschlagerei und den Gang neben dem Öltonnenlager fest in sein Gedächtnis, um sicher zu sein, nie wieder den Spießruten ausgeliefert zu werden, die ihn an der Vorderseite des Hauses heute so gepeinigt hatten.

Daß die erhabene Stockfisch-Industrie und das Öltonnenlager mit dem Geschäft, in dem Walther Lehrling oder wie sie damals in Amsterdam sagten "Jongste-Bedient" wurde, nichts zu thun hatten, wird der Leser sich wohl selbst denken. Auf dem Grundstück lag ein "Servitut," die Verpflichtung, den Durchgang zu gestatten, und der Stockfischschlager mußte leiden, daß auf dem Thürpfosten seines Lokals ein ovales Schildchen prangte mit der Aufschrift:

"Eingang zum Comptoir von Ouwetyd & Kopperlith."

Auch der Ölhändler durfte den Durchgang nicht sperren. Aber er faßte seine Verpflichtung so genau auf, daß man gewöhnlich nicht hindurch konnte, ohne ein paar Ölflecke mitzunehmen.

Jüffrau Pieterse hat oftmals darüber gebrummt, und Walther fand es selber sehr unangenehm. Aber – hatte er sich denn vorgestellt, mit der Welt in Berührung kommen zu können ohne Besudelung?

Bester Junge, das geht nicht!

3.

Neue Übungen im Warten und ein Rezept, wie man den Verstand verlieren kann. Neue Bilder. Herr Dieper und Herr Eugenius. Hustender Eintritt in die Handelswelt. Multa tulit!

Wie ich die letzte Hälfte des vorigen Kapitels noch einmal durchlese, merke ich, daß ich einen großen Teil des Weges, der von der Vellestraat nach dem "Comptoir" führt, ausgelassen habe. Nach dem Vorbeidrücken an den leckenden Ölfässern mußte man durch einen Gang, an einem Hinterhause von ein paar Stockwerken vorbei, und endlich über einen Hof, auf den das Comptoir "heraussah." Der Leser, der auf Genauigkeit Wert legt – und um andere kümmere ich mich nicht – wird gewarnt, diesen Hof nicht mit dem Plätzchen zu verwechseln, das dem "Magazin" so edelmütig ein wenig Licht abgab. Zwischen diesen beiden Luft- und Lichtlöchern lag noch ein großes Stück von einem Hause, lang, schmal und hoch.

Nach dieser Entdeckungsreise führte Gerrit unseren Walther nach dem Comptoir, wies ihm dort ein Schemelchen an und gab ihm den Rat, zu warten, bis die "Herren" kommen würden.

"Es wird wohl noch so 'n Stündchen dauern," sagte er, "denn wir sind in der Saurengurkenzeit. Und ich will mal eben in der Küche ein Schälchen Kaffee trinken. Laß dir's gut gehen so lange!"

Walther trieb in der That die Unbescheidenheit so weit, daß er auf das Stühlchen hinaufkletterte, das ihm angewiesen war, und begann seinen Gedanken nachzuhängen.

Die Gegenstände, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen, waren nicht derart, daß seine Stimmung sehr fröhlich werden konnte. Die Aussicht durch zwei vergitterte Fenster auf den Hof und das Hinterhaus erinnerte ihn – bis auf den Unterschied im Wärmegrad – an das Gedicht des wackeren Tollens über Nowaja-Semlja:

Ein' ewig graue Luft hängt schwer wie Blei hernieder. Kein Sterblicher hält's aus – wer weg ist, kommt nicht wieder. Kein andrer Erdenfleck, und sei er noch so triste, Ist so elendig nackt, so arm an Grün, so wüste!

Meint ihr, daß Tollens solche schöne Verse hätte schreiben können, wenn ihn sein Vater nicht auf das Comptoir eines Farbwaarenhändlers gesteckt hätte? Wo anders hätte sein Auge solch traurige Tinten in sich aufsaugen können, solche Eindrücke des Engen, Bedrückten, Kahlen, Frostigen? Der alte Herr Tollens wußte wohl, was er that. Sein Sohn ist gewiß nur durch ein Blumentöpfchen auf dem Hofe verführt worden.

So verräterisch handelte nun Walthers Schicksal nicht. Kein einziger Gegenstand fiel ihm ins Auge, der ihm einen Vorwand geboten hätte, an etwas zu denken, als: "im Handel, im Handel, ich bin hier im Handel!"

Von Zeit zu Zeit gestattete sich einer der Dienstboten, in der Küche, neben dem unterirdischen Gange, der nach dem Magazin führte, einiges Geräusch zu machen. Dann ließ sich Walther jedesmal von seinem Sitz herabgleiten, um alles, was etwa hereinkommen könnte, mit Höflichkeit zu grüßen. Es kam aber nichts, und Walther bestieg sein Thrönchen wieder.

Aber den Hut behielt er in der Hand, um augenblicks eine grüßende Haltung annehmen zu können, wenn wirklich jemand zum Vorschein kommen sollte.

Auf dem tannenen Fußboden bemerkte er Eindrücke von Fußtapfen. Da glänzte die Narbe, die ein rechtsumkehrtmachender Hacken hinterlassen hatte ... wie hieß doch der Mann, der Einsiedler, den er bei den Holsmas hatte nennen hören? Der Mann auf der Insel, der so erschrak, als er menschliche Fußtapfen erblickte?

An der Wand hingen hie und da Bündel von Papieren, unter dem Schutz von Kartonblättern, mit allerlei Aufschriften, die Walther in Verlegenheit brachten. Da las man: Connossementen, Fakturen, Frachtbriefe, ja sogar: Diverse Notas. Und diese Aufschriften waren von einem vorgedruckten Rand umgeben: Blumen, Blattwerk, Füllhörner und allerlei Ranken, über denen ein splitternackter Merkur thronte, der saß auf Wolken und sah sehr ernsthaft auf die Aufschriften und die üppigen Arabesken herab. In den Wolken stand: "O & K, Nr..." bei späterem Gebrauch auszufüllen.

Das ist der Gott des Handels, dachte Walther. Ob der wohl auch damit angefangen hat, daß er Lehrling auf dem Comptoir wurde? Wie machte man es in dem alten Griechenland, wenn man in der Welt etwas werden wollte? O, ich weiß wohl, die Fabellehre ist Unsinn, aber die Leute, die solche Geschichten ausdachten, mußten sich doch eine Vorstellung vom Anfang gemacht haben. Von wem hatte der Merkur Rechnen gelernt? Damit muß man doch anfangen. Ich will schon aufpassen ... Kapital verhält sich zu Kapital, wie Zinsen zu Zinsen .., dies giebt das, was giebt denn das? Und das Multiplizieren. Und dann Dividieren. Und wenn es Brüche giebt ... unangenehm ist es ja, aber ich suche den allgemeinen Nenner. Ja, ich will schon mein Bestes thun, wie der Doktor gesagt hat ...

Da rasselte wieder etwas auf dem Flur. Vielleicht warf eines der Mädchen den Schrubber hinaus, oder den Wischlappen.

Walther setzte sich vor dem Schrubber und dem Wischlappen in Positur, und vor dem Mädchen, das darüber herrschte. Ach, es kam noch immer kein Mensch. Er hatte noch nichts im "Handel" verrichtet, noch keine einzige Gleichung aufgelöst, keine Zahl für eine ganze Reihe von Brüchen brauchbar gemacht, und doch ... war er müde! Die Uhr schlug schon, oder erst neun. "Schon" für einen, der seit fünf Stunden mit seinen Gedanken beschäftigt war. "Erst" neun Uhr, für einen Arbeiter, der sich so gern auszeichnen wollte und sich nun,. schon vor Beginn des Werkes, erschöpft fühlte.

Walther wurde sehr verdrossen. Von der Vorstellung beherrscht, daß seine hauptsächlichste Arbeit im Rechnen bestehen sollte, besorgt, daß er nicht den Ansprüchen genügen könnte – denn solche ansehnliche Menschen werden sich wohl nicht mit leichten Summen abgeben – legte er sich selbst ein Examen auf, und er war so verwirrt, daß er sich wiederholt ertappte auf: "sechs mal acht ist ... drei und ein Viertel," oder ... gar nichts. O Gott, o Gott, wie soll das werden, seufzte er, mit dem Handel!

Jedesmal, wenn eins der Bilder aus den letztvergangenen Tagen vor ihm auftauchte, jagte er es weg. Nicht die Jüffrau Laps, nicht die Goremest, nicht die gute Frau Claus – er sah den Merkur an, der keine Kleider hatte. Kleider oder nicht – er wollte nichts davon wissen. Er saß da nicht auf dem hohen Stühlchen, um an Mythologie zu denken, oder ans Schämen oder an das Bad an der Pumpe. Weg mit allem: er mußte in den Handel!

Und wohl betrachtet, war er ja schon drin. War er nicht auf dem Comptoir der Herren Ouwetyd und Kopperlith? Mußte er nicht nachher, heute noch, binnen einer Viertelstunde vielleicht, bereit sein, auf die schwierigsten Fragen zu antworten? Auf Fragen, die selbst den großen Strabbe in Verlegenheit bringen müßten? Ach, warum hatte Femke ihm nicht angeraten, der Klügste in der ganzen Welt zu werden, statt bloß in der Schule? Es wäre eine Anstrengung gewesen. Dann hätte er nicht Angst zu haben brauchen, gegenüber diesem Merkur, nicht einmal vor dem schrecklichen Herrn Kopperlith.

Ja, Femke hatte mehr von ihm fordern müssen, als er sich damals bereit erklärte, ihr zu Gefallen alles zu thun! Ihr Wunsch war kindlich. Was hatte er nun davon, daß er der Erste bei Meister Pennewip geworden war? Er war ein bißchen schlauer als Schlachterskeesje, aber das weiß ja jeder, das genügt nicht für die Welt, wenn man Gott des Handels werden will, oder gar um es zum Inhaber eines Amsterdamer "Hauses" zu bringen. Femke hatte es ja gut gemeint, gewiß. Böse war er ihr nicht. Im Gegenteil. Für sie und mit ihr wollte er gern...

Weg, weg mit Femke! Dreimal neun ist siebenunddreißig. Himmel! schon wieder. Es ist um toll zu werden...

So beginnt Wahnsinn. Das Heilmittel für jemand, der das Leiden kennt, ist Ordnung und Arbeit. Man muß die Phantasien, die im Gemüt liegen, auf ihren Platz setzen und dann ans Werk gehen. Wer zu ermüdet ist zum Denken, kann auch Holz hacken. Das hilft, glaubt mir!

Ja, es war für einen undisziplinierten Verstand, um wahnsinnig zu werden. Zum Glück hörte Walther eine Thür schlagen und dann ein Geräusch von Fußtritten. Aber es war nicht im Hause. Ein alter Herr zeigte sich in dem Gange neben dem Hinterhause und betrat den Hof. Der Mann näherte sich den hinteren Fenstern, sah schnell einmal hinein, als wollte er sehen, wer da schon so früh des Morgens auf dem Comptoir wäre, verschwand durch eine gläserne Seitenthür im Korridor und kam dann bald darauf im Zimmer selbst zum Vorschein.

Selbstverständlich hatte Walther eine Haltung angenommen, die für seine Existenz um Entschuldigung zu bitten schien. Es war nicht nötig. Der alte magere Herr nahm es ihm durchaus nicht übel, daß er existierte, und nicht einmal, daß er dort war.

"Bleiben Sie sitzen, junger Herr. Sie sind gewiß der junge Herr Pieterse. Ja, ja, ich weiß wohl. Ganz gut. Gut, junger Herr, Sie sollen hier aufs Comptoir kommen? Nun, 's ist gut. Bleiben Sie sitzen, bleiben Sie sitzen, und kümmern Sie sich nicht um mich. Ich bin der Buchhalter..."

Walther hatte sich verbeugt und wieder verbeugt und genickt, und wenn er wieder einmal in den Handel trat, wollte er seinen Hut auf dem Kopfe behalten, damit er ihn abnehmen könnte, wenn jemand hereinkäme; so hatte seine Mutter ihn belehrt. Er fühlte, daß das bei der Begrüßung des Herrn Dieper fehlte. Der freundliche alte Herr mußte ihn für unhöflich ansehen.

Und das war er nicht, wirklich nicht. Er hatte sogar ein Gefühl von Dankbarkeit gegen den Herrn Dieper, der so liebenswürdig war, ihn aus seiner gräßlichen Einsamkeit zu erlösen.

Um das zu bezeugen, blieb er stehen, selbst als der gute Buchhalter noch einmal hinzugefügt hatte:

"Setzen Sie sich nur, junger Herr ... ich bin der Buchhalter."

Walther fragte nicht, ob dieses "ich bin der Buchhalter" vielleicht andeuten sollte: "setz dich jetzt nur wieder hin: nachher, wenn die Herren kommen, ist es etwas anderes."

Auf diesen Gedanken konnte er um so weniger kommen, als in seinen Augen ein Buchhalter kaum ein weniger erhabenes Wesen war als ein Chef selber. Der Unterschied entging seinem Beobachtungsvermögen gänzlich, und er hätte – wenn er zur Schätzung beider aufgefordert wäre – am Ende denselben Fehler gemacht, wie das Kind, das fragt, warum denn die Wolken niemals hinter dem Monde vorbeischieben.

Der Ausdruck von Diepers Gesicht war eine fortgesetzte Freundlichkeit. Er verschwand einen Augenblick in dem Alkoven, den da hinten ein Wandvorsprung bildete, und kam dann in Buchhalteruniform, d.h. mit einer langen grauen Jacke, zurück, die schon manchen Sturm erlebt hatte, und mit einem schwarzen Käppchen auf seinen weißen Haaren.

Es war nämlich "manchmal ein wenig Zug auf dem Comptoir". So versicherte er Walther, der eine Gebärde machte, daß er diese Mitteilung mit inniger Dankbarkeit aufnähme und bei der ersten Gelegenheit vergelten werde...

Ach, er hätte so gern diesem guten alten Dieper einen Dienst erwiesen. Er stellte ihn noch über Merkur, und fand, daß er einem Engel glich.

"Ja, 's zieht hier manchmal. Und 's ist nichts in der Welt, wovor der Mensch sich so in acht nehmen muß wie vor Zug."

Daß Walther nicht widersprach, wird der Leser wohl glauben. Aber er meinte, das wäre nicht genug. Wie ein Blitz flog ihm der Gedanke durch die Seele, alle Ritzen des Fensters, der Thür, des Fußbodens dicht zu verkleben, um dem freundlichen Greise in seinem furchtbaren Kampfe gegen den mächtigen Feind beizustehen. Wie war es bloß möglich, daß er noch Mittel gefunden hatte, in solch zugiger Welt überhaupt noch greises Haar zu bekommen? Mußte er nicht schon lange – bereits als Säugling – eingegangen sein? Es giebt zähe Naturen, ich weiß wohl, aber wer sollte dem alten Dieper das angesehen haben, daß er dazu gehörte? Der Mann sah gar nicht aus wie ein Held, viel eher wie ein Schwächling, der sich durch die kleinste Luftbewegung konnte umwehen lassen ... und seit beinahe siebzig Jahren hatte er all den Zimmer-Orkanen standgehalten, wovon er als Trophäe den "Fluß", das "Reißen" im Kopfe hatte. Denn, Leser, so belohnt der Abgott "Zug" jeden, der ihm demütig dient und ihn fürchtet in Unkunde und Unschuld. Nach der kurzen Abwechslung, die der Eintritt des Buchhalters unserem Walther verschafft hatte, begann wieder eine neue Zeit der Langenweile.

Dieper hatte einen eisernen Schrank geöffnet und ein halb Dutzend Comptoirbücher herausgenommen, die er auf dem flachen Mittelstück des doppelten Comptoirpults "für zwei", auch "Vis-à-vis" genannt, ordnete.

Gegenüber der Seite, an der jetzt der Buchhalter Platz nahm, stand eine Reihe von Pulten "für einzelne". Und dagegen erlaubte Walther sich eben anzulehnen – es ist geschehen! – als er einen Augenblick vergaß, daß der Buchhalter wohl einmal aufblicken konnte. Aber das that Dieper nicht. Er debitierte und kreditierte gewissenhaft und achtete nicht auf die Dinge dieser Welt, die etwa gegen ein anderes Pult als gerade seines lehnten oder es auch ließen.

Zwischen dem Alkoven und dem eigentlichen Kern des Handelshauptquartiers stand eine Schranke, etwa in Tischhöhe, die die Grenze bestimmte zwischen den fremden Besuchern des Comptoirs und den Glücklichen, die da zu Hause waren. Eine mit Scharnieren daran befestigte Klappe konnte aufgeschlagen werden und dann als Operationsbasis des Geldzählens dienen. Jetzt, in herabhängender Haltung, erfüllte sie die nicht überflüssige Aufgabe, Walthers Langeweile abzuleiten. Hierin wurde das Ding unterstützt durch eine runde Öffnung in einer der Ecken, in die ein eiserner Ring paßte, bestimmt, um den Rand der Geldsäcke festzuklemmen.

Ein Glück für Walther, daß er das nicht wußte. So konnte er sich doch mit der Frage befassen, welches denn eigentlich die Handelsbestimmung dieses Ringes wäre, und auch die des Loches?

Jetzt endlich – Gott sei Dank – passierte etwas. Dieper nahm eine Prise, und Walther stand wie ein Pfahl.

"Die Herren kommen ´n bißchen spät, junger Herr."

Bevor Walther noch Zeit hatte zu versichern, daß er den Herren darum nicht böse wäre und ihnen deshalb ihre Würde als Chefs nicht zu entziehen gedächte, lag der Buchhalter schon wieder über seinem Memorial gebückt.

Richtig besehen, war der Zustand noch unangenehmer als früher. Vorhin langweilte er sich auch. Aber jetzt hatte er noch die Angst dabei, daß Dieper merken könnte, wie sehr er sich langweilte, denn – niemand langweilt sich ohne Schamgefühl. Man läßt sich nicht gern dabei erwischen, woraus man vielleicht schließen kann, daß es nicht erlaubt ist, sich zu langweilen.

Walther hätte sich z. B. in dieser Zeit etwas in der Sicherheit auf der Multiplikationstabelle bis 20×20 oder noch weiter einüben können. Warum nicht? Aber an so etwas dachte er nicht. Seine einzige Sorge war, vor allem Herrn Dieper nicht zu stören. Das war jetzt seine nächstliegende Pflicht!

Um das recht zu schaffen, hielt er sogar den Atem an, mit der natürlichen Folge, daß er in Husten ausbrach.

Es giebt kein so unehrerbietig Ding als die Natur.

"´n bißchen erkältet, junger Herr?" fragte Dieper. "Ja, ja, das kommt von der Wärme. Der Mensch muß sich in acht nehmen, bei so'm Wetter. Mit einmal hat man's weg, mit einmal!"

Das war nun entschieden Pech, daß der Reiz in Walthers Kehle fortdauerte bis zum Eintreten eines der "Herrn" und noch länger. Der arme Junge fühlte sich genötigt, einem seiner Chefs den Rücken zuzukehren, um ihm nicht ins Gesicht zu husten.

Das verdarb die Vorstellung und schleuderte Walther in eins der Abgründchen augenblicklicher Verzweiflung, an denen das Leben so reich ist, die aber später, wenn es vorbei ist, nichts weiter gewesen sind als eine kleine Unebenheit auf dem Wege.

"Morgen, Dieper!" hatte der Eintretende gerufen. "Ist Wilkens noch nicht da?"

"Diener, junger Herr Eugen," antwortete der Buchhalter. "Nein, junger Herr Eugen, Wilkens ist noch nicht hier. Vielleicht mit Mustern aus? Da ist der junge Herr Pieterse."

"So?"

Walther hustete.

"Er muß eben warten, bis Pompilius kommt ... oder Wilkens."

Walther nickte, noch immer hustend, daß er mit der größten Geduld auf Herrn Pompilius oder Herrn Wilkens warten wolle.

"Nehmen Sie ´n Glas Wasser, junger Herr," mahnte Dieper.

"Ja gewiß, lassen Sie ihn ´n Glas Wasser trinken," wiederholte der junge Herr Eugen großmütig. "Da steht Wasser, und ´n Glas auch."

In der That. Neben dem eisernen Schranke, in dem des Nachts die "Bücher" aufgehoben wurden, stand in einer finsteren Ecke auf einem Kasten eine verwitterte Wasserkaraffe, und daneben ein Glas mit erdfarbigem Ansatz. Walther trank ein Paar Züge und behandelte die dazu gebrauchten Gerätschaften mit einer ehrerbietigen Zärtlichkeit, die sauberen Wassers und klaren Glases wert gewesen wären.

Als er endlich ausgehustet hatte, saß der junge Herr Eugen mit breit ausgestreckten Ellbogen vor einem Einzelpulte und las einen französischen Roman. Daß Dieper schon wieder über seinen Büchern lag, versteht sich von selbst.

Walther stand nun neben dem eisernen Geldschrank und dem Kasten, auf den er geräuschlos die kostbaren Gegenstände wieder hingestellt hatte. Ohne sich nur im mindesten zu bewegen, wartete er auf Herrn Pompilius oder auf Herrn Wilkens ...

Seit Anbruch des Tages hatte er nichts anderes gethan als gewartet.

Wie sagt doch der gute Kamphuyzen? "Es muß viel Leid gelitten sein, es muß viel Streit gestritten sein ..."

Was ist aber der Erfolg des vielen Leidens, das gelitten, des vielen Streites, der gestritten werden muß?

Kamphuyzen meint: Friede. Nun, wenn auch das nicht immer, so doch Selbstgefühl und Stolz und Ruhe des Gemütes, die Belohnung dessen, der als Knabe viel getragen, viel gethan, Hitze und Kälte gelitten: "Multa tulit fecitque puer, sudavit et alsit!"

Wollte etwa einer meinen, daß diese beiden Dichtersprüche zu gewichtig, zu ernst, zu klassisch sind für die kleinen Widerwärtigkeiten von der Art, mit denen Walther zu kämpfen hatte – er irrt sich!

Die schwersten Prüfungen, die uns treffen, sind Nichtigkeiten.

Sie überfallen uns täglich, immer wieder, dauernd, und sie finden uns meistens waffenlos. Auch ist keine Ehre zu holen in solchem Kampfe. Moses und der Herr wußten das Wohl. Sie plagten Ägypten nicht mit Tigern, sondern mit Heuschrecken.

4.

Herr Wüllekes oder Wilkens und seine Thätigkeit im Hause. Feine gesellschaftliche Rangunterschiede. Walther entfaltet seine erste geschäftliche Thätigkeit. Reminiscenzen. Herr Pompilius.

Walther litt, das ist wahr. Aber sein Kampf bedeutete nicht viel. Wir können unerörtert lassen, ob er den Mut zum Weglaufen besessen hätte. Gewiß ist, daß er die Seelenstärke hatte, zu bleiben und die Pflicht zu erfüllen, die ihm als nächste vor der Hand lag. So hatte der Doktor Holsma ihm aufgetragen, und so sollte es bleiben.

"Da kommt Wilkens," ließ sich der junge Herr Eugen herab zu bemerken, ohne seine Haltung sonst im geringsten zu ändern, und mit einer gewissen Faulheit im Aussprechen der Worte, als ob für die Deutlichkeit Thür- und Fenstergeld erhoben würde.

Richtig. Herr Wilkens zeigte sich auf dem Hofe. Er ging sehr schnell, um einen Beweis von dem Eifer zu geben, der mit der Uhr nicht übereinstimmte. Die Uhr wird wohl vorgegangen sein.

"Diener, M'neer! 'n Tag, Dieper!"

"Morgen! Das ist der junge Pieterse."

"A-eh! Schööön! A-ei, a-ei!"

Wilkens war ein alter Narr. Sein ganzes Leben war ein Eroberungszug gewesen nach Würde und Wichtigkeit. Da er es auf seine alten Tage nicht weiter gebracht hatte als bis zum Comptoirschreiber und Handlungsreisenden, kann der Leser sich ausrechnen, wie viel Feldschlachten der Mann verloren haben muß. Die stolzeste Eroberung, die ihm blieb, bestand in einem langgezogenen "äh" oder "aaaa" oder so etwas. Wer ihn genauer kannte, hatte nicht viel Furcht davor, aber noch sahen einige Krämer auf dem Lande respektvoll auf zu einem Mann, der so kompliziert reden konnte. Auch Walther fühlte sich sehr klein.

"Ja, M'neer! was meinen Sie? Sollten wir mit dem jungen Menschen nicht warten, bis Herr Pompilius kommt?"

Der junge Herr Eugen stieß einen Laut aus, der alles bedeuten konnte, was man wollte, selbst: "ja!" Und so schien die Antwort von Herrn Wilkens aufgefaßt zu werden, der nun seinerseits in dem Alkoven verschwand und bald, in eine lange Comptoirjacke gehüllt, wieder zum Vorschein kam.