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Endlich erfolgreich trainieren, ohne viel zu ändern: mit einfachen Übungen können Reiter die Rückentätigkeit des Pferdes verbessern und seine Gesundheit fördern. Entscheidend ist die Warm-up-und Cool-down-Phase, egal ob Sie Turnier-oder Freizeitreiter sind und ob Ihr Pferd weit ausgebildet ist oder gerade angeritten wird. Runde um Runde reiten mit einem Pferd, das einfach nicht locker werden will und seinen Rücken festhält bringt weder uns, noch unserem Pferd Spaß. Das muss aber nicht sein: Dieses Buch zeigt verschiede Lösungsmöglichkeiten, die dem Pferd helfen, die nötige Rückentätigkeit und Losgelassenheit zu entwickeln, um das Reitergewicht besser tragen zu können. Dabei, und das ist neu, richtet sich das Augenmerk auf die Prozesse des Körpers, die innerhalb der Aufwäm- und Abwärmphase ablaufen. Neben der verbesserten physischen Leistungsfähigkeit steigt auch die Motivation unseres Pferdes. Wie kann das gehen? Ganz einfach: im Wohlfühltempo. Wie eine Aufwärmphase im Wohlfühltempo aussieht und warum der Reiter nicht sofort aufsteigen sollte, beschreibt Eva Sülzle in ihrem Buch ausführlich. Sie gibt Hinweise und Tipps, wie die Leistungsfähigkeit und Gesundheit des Pferdes nachhaltig verbessert werden können. Dabei ist die Regenerationsphase nicht zu vergessen, um das Pferd vor Muskelkater und Rückenschmerzen zu schützen. Es liegt an uns, die Freude an der Zusammenarbeit zu erhalten. Dafür muss man kein Profi sein. Alle Übungen sind verständlich erklärt und von jedermann umsetzbar.
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Seitenzahl: 92
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Sinnvolles Training, mehr Harmonie!
Haftungsausschluss
Die Autorin, der Verlag und alle anderen an diesem Buch direkt oder indirekt beteiligten Personen lehnen für Unfälle oder Schäden jeder Art, die durch in diesem Buch dargestellte Übungen entstehen können, jegliche Haftung ab.In diesem Buch sind einige Reiter abgebildet, die ohne splitter-sicheren Kopfschutz reiten. Dies ist nicht zur Nachahmung zu empfehlen! Achten Sie immer auf die entsprechende Sicherheitsausrüstung für sich selbst: feste Schuhe und Handschuhe bei der Bodenarbeit sowie Reithelm, Reitstiefel/-schuhe, Reithandschuhe und gegebenenfalls eine Sicherheitsweste beim Reiten.
Copyright © 2014 by Cadmos Verlag, SchwarzenbekGestaltung und Satz: r2 medien design, VerdenTitelfoto: Neddens TierfotoFotos im Innenteil: Neddens TierfotoLektorat der Originalausgabe: Claudia WeingandKonvertierung: S4Carlisle Publishing ServicesDeutsche Nationalbibliothek – CIP-EinheitsaufnahmeDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sindim Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.
Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nurnach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
eISBN 978-3-8404-6173-6
Inhalt
Vorwort
Jeder Reiter ist ein Trainer
Was sind Ihre Ziele?
Hauptsache gesund
Gesunderhaltung durch Muskelaufbau
Wie werde ich zum Pferdetrainer?
Die Trainingsphasen
Was passiert in der Muskulatur?
Aufbau und Funktionsweise der Muskulatur
Muskelreize setzen, aber wie?
Warm-up
Zehn Minuten Schritt?
Wie wärme ich mein Pferd systematisch auf?
Das allgemeine Aufwärmen ohne Reiter
Wie sieht die allgemeine Aufwärmphase aus?
Bestimmung des Wohlfühltempos
Wohlfühltempo versus „Auf der Vorhand latschen“
Ausbinden – nein danke!
Aufwärmprogramme ohne Reiter
Mentale Einstimmung auf das Training
Woran merke ich, dass mein Pferd „warm“ ist?
Das spezifische Aufwärmen mit Reiter
Aufwärmprogramme mit Reiter
Wann kann ich mit der Arbeitsphase beginnen?
Was der Rücken über das Training verrät
Aufbau und Funktion des Pferderückens
Das Pferd ist kein Lastenträger
Der schwingende Rücken – Funktion unter dem Reiter
Das über den Rücken gehende Pferd
Häufige Fehler
Störfaktoren im Training
Blockade durch falsch einwirkenden Reiter
Falsche oder unpassende Ausrüstung
Falsche Trainingsplanung
Folgen für das Pferd
Cool-down
Belastung – Anstrengung – Ermüdung – Regeneration
Ermüdung: Ursachen und Symptome
Ursachen und Symptome von physischer Ermüdung
Ursachen und Symptome von psychischer, neuronaler Ermüdung
Regeneration
Was tun bei Muskelkater und Leistungsabfall?
Wie müde ist mein Pferd?
Wie gestalte ich die Cool-down-Phase?
Primäre Regenerationsmaßnahmen
Sekundäre Regenerationsmaßnahmen
Trainingsplan
Nachwort
Literaturverzeichnis
Vorwort
Vielleicht fragen Sie sich, wie man ein ganzes Buch über zehn Minuten Schrittreiten schreiben kann. Schließlich lernen viele Reitschüler, dass man das Pferd ganz leicht im Schritt am langen Zügel auf Betriebstemperatur bringt. Ein wohlmeinender Rat, der Pferd und Reiter aber nicht wirklich fit fürs Training macht.
Wir alle möchten unsere Pferde optimal trainieren und dabei gesund erhalten. Dafür beschäftigen wir uns mit den verschiedensten Ausbildungsmethoden, die ein artgerechtes Reiten ermöglichen und das Zusammenspiel zwischen Pferden und Reitern so harmonisch wie möglich machen sollen. Doch häufig vergessen wir, welche Rollen die Auf- und Abwärmphasen dabei spielen. Ihnen wird im Reitsport zu wenig Beachtung geschenkt.
Von anderen Sportarten wissen wir, wie wichtig es ist, unseren Körper ausgiebig zu erwärmen, um uns auf die bevorstehende sportliche Belastung vorzubereiten. Wir schütteln zunächst einmal den stressigen Alltag von uns ab und regen den Kreislauf und die Muskeln an. Spitzensportler wärmen sich zu Anfang einer Trainingseinheit auf und entspannen am Ende wieder aktiv, da sie auf diese Weise ihre Leistungsfähigkeit verbessern und sich vor Verletzungen schützen. Beim Reiten hingegen sind nicht nur wir der Sporttreibende. Auch unsere Pferde sind Sportler, die Leistungen vollbringen. Aber warum wärmen so wenige Reiter sich und ihr Pferd angemessen auf? Die Reithalle wird betreten, und schon sitzen wir im Sattel. Warum belasten wir unsere „kalten“ Pferde von Anfang an mit unserem Reitergewicht?
Wir müssen uns bewusst machen, dass es kontraproduktiv ist, sportliche Leistungen zu vollbringen, wenn der Organismus noch nicht dazu bereit ist. Sportverletzungen Muskelverspannungen, vorzeitige Erschöpfungszustände, Zerrungen oder auch der Verlust der Bewegungsfreude sind die Folge. So kommt es schnell zu Konflikten zwischen Reitern und Pferden.
Eine systematische Warm-up- und eine die Arbeit abschließende Cool-down-Phase tragen hingegen erheblich dazu bei, die Leistungen des Pferdes zu verbessern und die Freude an der Zusammenarbeit mit dem Menschen zu fördern. Sie sollten, wie in anderen Sportarten auch, zum täglichen Training dazugehören. Kein Kraftsportler beginnt sein Training unmittelbar mit Gewichten. Er läuft sich zunächst auf einem Laufband warm. Aber unsere (Kraftsportler-)Pferde tragen uns vom ersten Augenblick an. Und dass unser Gewicht unseren Partner belastet, wissen viele Reiter: Sie bilden das Pferd schließlich möglichst bis zur Versammlung aus, kräftigen seine Rumpf- und Hinterhandmuskulatur, damit die Vorhand auf Dauer keine Schäden durch das Reiten davonträgt.
Mit diesem Buch möchte ich ein Bewusstsein für die große Bedeutung der Warm-up- und Cool-down-Prozesse schaffen. In den letzten Jahren habe ich mich explizit mit diesen Vorgängen beschäftigt. Als Ausbilderin, Pferdephysiotherapeutin und Sportwissenschaftlerin möchte ich die bisher in der Literatur und Praxis beiläufig wahrgenommene Thematik unter den trainingswissenschaftlichen und anatomisch-physiologischen Aspekten erläutern und für jeden Reiter Möglichkeiten zur praktischen Umsetzung aufzeigen.
Vor diesem Hintergrund sei angemerkt, dass ich mich nicht auf spezifische Reitweisen beziehe. Die Möglichkeiten des Warm-ups und Cool-downs sind reitweisenübergreifend. Es geht um die Gesunderhaltung eines gerittenen Pferdes, egal welcher Rasse oder Nutzung. Ich arbeite mit den Gesetzen der Anatomie und Physiologie und mit Grundsätzen der Verhaltensbiologie. Diese gelten sowohl für das Dressur-, Spring- und Distanz- als auch für das Western- oder Wanderreitpferd. Lassen Sie uns nun eintauchen in ein spannendes Geflecht aus Physiologie, Psychologie und Trainingswissenschaft.
Jeder Reiter ist ein Trainer
Schön, dass wir Reiter erkannt haben, dass wir nur glücklich werden können, wenn es unserem Pferd gut geht.
Was sind Ihre Ziele?
Wenn wir uns mit Pferden beschäftigen, tun wir dies häufig aus einem Grund: Wir wollen reiten. Aber warum? Meist verfolgen wir unterschiedliche Motive. Wir reiten, um uns zu entspannen, um unsere Leistung zu verbessern. Wir reiten, um fit zu bleiben, weil unsere Freunde auch reiten. Oder ganz einfach: weil es uns Spaß macht.
Unsere Motive stellen persönliche Bedürfnisse dar, die wir durch das Reiten befriedigen. Und es gibt noch viele weitere, die wir durch das Reiten stillen können. Reiter ordnen sich selbst den Turnier- oder Freizeitreitern zu. Es gibt Reiter, die leidenschaftlich gern springen, andere wiederum reiten lieber Dressur. Und dennoch haben alle eine große Gemeinsamkeit: die Zusammenarbeit mit dem Pferd.
Deshalb bedeutet Reiten mehr, als „nur“ seine persönlichen Erwartungen und Ziele zu verwirklichen. Wir sind von unserem Partner, dem Pferd, abhängig. Nur wenn wir es schaffen, dass dieser mit uns zusammenarbeitet, können wir Spaß an unserem Sport haben. Folglich sollten wir zuallererst dafür sorgen, dass es unserem Pferd gut geht. Es soll trotz unseres Gewichts auf seinem Rücken gesund bleiben. Nur so können wir lange Zeit Freude an ihm haben.
Ziel einer jeden Ausbildungsmethode ist es daher, das Reitpferd gesund zu erhalten. Höre ich mich in Reiterkreisen um, stelle ich immer wieder fest, dass die Reiter allesamt bestrebt sind, dieser Forderung nachzukommen. Sie sprechen oft davon, dass sie mit ihren Pferden „arbeiten“ müssen. Arbeiten steht dabei für Anstrengungsbereitschaft, Zusammenarbeit, Konzentration, Fleiß, Gehorsam. Mit der Forderung „Arbeite!“ ist oftmals eine negative Assoziation verknüpft. Oft höre ich im Stall Sätze, wie: „Der hat heute überhaupt nicht mitgearbeitet.“ Reiter meinen dann, dass das Pferd sich nicht angestrengt hat oder die Hilfen nicht annimmt. Der Reiter ist frustriert. Aus Unwissenheit setzt er zum Kampf an: Er rüstet sich mit Gerte und Sporen. „Ich will dir ja nur Gutes und harmonisch mit dir zusammenarbeiten“, wird er vermutlich sein Vorgehen rechtfertigen. Aus dem Bestreben, alles richtig und bestmöglich zu machen, damit das geliebte Pferd gesund bleibt, verfallen manche Reiter kläglichen Methoden, die mit Gesunderhaltung und Freude am Reiten nichts mehr zu tun haben. Das Pferd wird schlussendlich doch krank und sie sind frustriert.
Sobald wir aufsteigen, übernehmen wir Verantwortung für die Gesundheit des Pferdes.
Der Begriff „arbeiten“ ist an sich gar nicht falsch. Er implementiert bereits verschiedenste Vorstellungen eines guten Trainings. Nur leider werden diese nicht immer umgesetzt. Erfolgt beispielsweise nach Phasen großer Anstrengung keine Pause, kann die eingeforderte Leistungsbereitschaft schnell zur Überforderung führen. Das Pferd reagiert mit Verspannungen und Ungehorsam. In einem strukturierten Trainingsablauf hingegen wird die zu absolvierende Belastung („Arbeit“) aufgeteilt und passt sich den Voraussetzungen des Pferdes an. Es wird zielgerichtet gearbeitet und somit Verletzungen vorgebeugt.
Ein Training ist somit immer an bestimmte Zielvorgaben geknüpft. Wir machen uns Gedanken darüber, was wir trainieren wollen. Dann planen wir, wie wir an das gewünschte Ziel kommen. Die Trainingsplanung wird dabei von verschiedensten Faktoren beeinflusst (siehe Abbildung 1).
Hauptsache gesund
Das oberste Ziel sollte natürlich die Gesunderhaltung des Pferdes sein. Wir müssen also dafür sorgen, dass unser Pferd trotz unserer Nutzung gesund bleibt – egal, welches Ausbildungsniveau es hat. Die Forderung, dass unser Pferd keine Schäden durch das Reiten davonträgt, beginnt ab jenem Moment, wo wir aufsteigen. Das Wohlbefinden hat höchste Priorität, dem sich spezifische (Teil-)Ziele, wie das Erarbeiten von Lektionen oder das Springen über Hindernisse, unterordnen. Die spezifizierte Ausbildung im Springen, Dressur- und Westernreiten hat der Gesunderhaltung des Pferdes stets nachzukommen. Sie muss die anatomisch-physiologischen Gesetzmäßigkeiten des Pferdekörpers befolgen.
Abbildung 1: Unzählige Faktoren haben Einfluss auf das tägliche Training. Wir müssen sie planend berücksichtigen, um effektiv trainieren zu können.
Die Ausbildung als Reitpferd muss die anatomisch-physiologischen Gesetzmäßigkeiten des Pferdekörpers berücksichtigen und die Gesundheit des Pferdes unterstützen, egal, in welcher Disziplin man unterwegs ist.
Gesunderhaltung durch Muskelaufbau
In der Reiterei sind sich die Lehrmeister einig, dass die Muskelarbeit des Pferdes die Gesundheit maßgeblich bestimmt. Nur ein Pferd, das den Rücken aufwölben kann, schützt sich vor Überlastungen. Dazu muss der Reiter entsprechende Muskelgruppen aktivieren und kräftigen. In diesem Zusammenhang sprechen wir von der Reitpferdemuskulatur. Es reicht nicht, sich damit auszukennen, dem Pferd die Hilfen verständlich beizubringen und diese korrekt anzuwenden. Man muss seine Arbeit auch um das Wissen einer gezielten Trainingssteuerung erweitern. Nur dann kann eine pferdefreundliche Ausbildung stattfinden. Muskelaufbauprozesse und die Gesunderhaltung des Pferdes sind nicht einfach nur Nebeneffekte einer korrekten Ausbildung. Wir müssen sie als feste Bestandteile in den Ausbildungsprozess und die Planung einer jeden Trainingseinheit miteinbeziehen. So können wir Konflikte und Verletzungen aufgrund muskulärer Erschöpfungszustände verhindern.
Wie werde ich zum Pferdetrainer?
Durch kontinuierliche Trainingseinheiten beabsichtigen wir, dass unser Pferd Kraft und Kondition aufbaut, kurz, dass es leistungsfähiger wird.
Der Muskelaufbau kommt nicht von allein – er muss gezielt gesteuert werden. Jeder Reiter ist ein Trainer!
Je besser der Trainingszustand des Pferdes, desto geringer ist die Gefahr, dass es sich verletzt oder Überlastungsschäden davonträgt.
Je besser die Muskulatur des Pferdes ausgebildet ist, desto geringer ist das Risiko, dass das Pferd Schäden durch das Reiten davonträgt. Gut arbeitende Muskeln schützen die Gelenke, trainierte Sehnen sind weniger anfällig für Verletzungen. Aber hier verfallen leider viele Reiter einem weitverbreiteten Irrglauben: Viel Training hilft nicht immer viel!
Verlangen wir von unserem Pferd, dass es sogleich im zügigen Tempo lostrabt und sich anstrengen muss, bewirken wir, dass die Muskeln übersäuern, verspannen und frühzeitig erschöpfen. Auch unser Pferd wird dann höchstwahrscheinlich „sauer“ werden, wenig kooperationsbereit sein und nicht mit uns zusammenarbeiten wollen. Seine Motivation und die Freude an der Bewegung scheinen verloren zu sein. Das Pferd hat Muskelschmerzen.
Um diesem Missstand vorzubeugen, ist ein gutes Training in Phasen unterteilt.
Das Training sollte in Phasen unterteilt sein. Zum Aufwärmen kann man auch vom Boden arbeiten.