Was ist Spiritismus? - Arthur Conan Doyle - E-Book + Hörbuch

Was ist Spiritismus? E-Book und Hörbuch

Arthur Conan Doyle

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Beschreibung

Arthur Conan Doyle, bekannt für seine berühmte Figur Sherlock Holmes, präsentiert in seinem Buch 'Was ist Spiritismus?' eine detaillierte Untersuchung des Phänomens des Spiritismus. Doyle liefert eine umfassende Analyse der spiritistischen Bewegung, einschließlich ihrer Geschichte, ihrer Praktiken und ihrer möglichen wissenschaftlichen Erklärungen. Durch seine präzise und sachliche Darstellung ermöglicht er es dem Leser, einen tiefen Einblick in diese spirituelle Welt zu gewinnen. Das Buch ist in einem klaren und prägnanten Stil geschrieben, der es sowohl für spiritistische Wissenschaftler als auch für Laien zugänglich macht. Doyle's Fähigkeit, komplexe Themen verständlich zu erklären, macht dieses Werk zu einer wichtigen Ressource für alle, die sich für das Phänomen des Spiritismus interessieren.

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Seitenzahl: 140

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Zeit:2 Std. 20 min

Sprecher:Matthias Ernst Holzmann
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Arthur Conan Doyle

Was ist Spiritismus?

Doyles persönliche Erkenntnisse auf dem Gebiet des Spiritismus: Auf der Suche + Die Offenbarung + Das Leben nach dem Tode + Probleme und BegrenzungenÜbersetzer: Curt Abel-Musgrave
            Books

Inhaltsverzeichnis

Einleitung des Übersetzers
1. Bericht der Mailänder Kommission
2. Professor William Crookes
3. Professor Cromwell Flutwood Varley
4. Professor William James
5. Edward William Cox
6. Sir Oliver Lodge
7. Friedrich Zöllner
8. Dr. Carl du Prel
9. Camille Flammarion
10. Charles Richet
11. Alexander N. Aksakow
12. Prof. Dr. Cesare L'ombroso
13. Prof. Dr. Huxley
14. Dr. Ostwald
15. Dr. A. Freiherr von Schrenck-Notzing
16. Ingenieur Fritz Grunewald
17. W. J. Crawford, Dr. Sc.
18. Dr. Gustave Geley
Erster Teil. Auf der Suche
Zweiter Teil. Die Offenbarung
Dritter Teil. Das Leben nach dem Tode
Vierter Teil. Probleme und Begrenzungen
Anhang – Die nächste Phase unseres Lebens

Einleitung des Übersetzers

Inhaltsverzeichnis

»Die Sache mit dem Mars wollen wir gleich haben!« meinte Michel und lehnte zum Fenster heraus. Einen Augenblick starrte er zum Himmel, drehte sich dann kurz herum und schnarrte: »Auf dem Mars leben keinerlei Wesen. Die sogenannten Kanäle sind Früchte erhitzter Phantasie, nichts als Schatten von Bergen. Und damit ist die Angelegenheit ein für allemal erledigt!«

»Aber, Herr Michel! ...« wagte ich zu stammeln, »so schnell? Und Sie haben ja nicht einmal ein Fernrohr benützt!«

»Ich besitze Gott sei Dank zwei gesunde Augen und brauche keinerlei Fernrohre!« lächelte Herr Michel überlegen.

»Aber, Herr Michel! Wenn man eine wissenschaftliche Frage entscheiden will, so muss man doch erst die Forschungen anderer kennen, muss sich der Hilfsmittel bedienen, welche die Wissenschaft bietet, muss ...«

»Unsinn! Unsinn!« unterbrach mich Michel ungeduldig. »Ich bin mit einem gesunden Menschenverstand ausgerüstet, auf daß ich erkenne ... ich besitze meine eigenen gesunden Augen mit zwei scharfen, angeborenen Linsen, auf daß ich sehe ... was brauche ich da die Hilfe anderer? Selbst ist der Mann! ... Der Mars ist und bleibt unbewohnt! Und damit fertig!«

»Aber, Herr Michel! ... es ist doch heller Tag ... die Sonne scheint am wolkenlosen Himmel ... und wir alle wissen, daß der Mars sich im Lichte der Sonne vor dem menschlichen Auge verbirgt!« ...

»Verbirgt sich?« höhnte Michel. »Sehen Sie, da haben wir ja schon den Schwindel. Bedarf des Dunkels und scheut das Licht! Nicht wahr? Zeichen der Ehrlichkeit! ... Wollen Sie noch einen klareren Beweis, daß die ganze Geschichte Schwindel ist?« ...

»Aber, Herr Michel! ... Der italienische Astronom Schiaparelli ...«

»Ausländer! Gehen Sie mir mit den Ausländern! Wir haben deutsche Wissenschaft ... Was brauchen wir die Ausländer!« ...

»Aber, Herr Michel! ... Entschuldigen Sie doch nur ... Sie haben ja gegen Süden gesehen, während der Mars dort drüben stehen muss ... hinter diesem Hause ... durch die Wände verdeckt ... gegen Norden!«

Da wurde Herr Michel zornig. »Die Richtung meiner eigenen Forschung werde ich mir selber wählen! Darüber brauche ich mich nicht von anderen belehren zu lassen! Um es kurz zu machen: Wenn Sie vorgeben oder auch nur die Möglichkeit annehmen, daß der Mars bewohnt ist, daß sich auf demselben die künstlichen Kanäle eines Schiaparelli befinden ... daß sich alle diese wunderbaren Mysterien vor der Sonne verbergen müssen, um nur im Dunklen existieren zu können, dann ... ja dann, ja, ich muss es gerade heraus sagen, denn die Wissenschaft darf keine Höflichkeit kennen ... dann sind Sie ein Betrüger oder ein Verrückter! ... Jedenfalls verlangen Sie nicht von mir, daß ich ebensolch ein Hornochse sei, wie Sie!« ...

Herr Michel hat gestern gelebt und heute. Am Südpol, am Nordpol, und dazwischen. Überall dort, wo der Mensch hinkommt mit seiner Qual. Herr Michel wird dieses Büchlein verächtlich beiseite werfen und mir zurufen: »Was bedarf ich der Forschung? Was bedarf ich des Fernrohrs und anderer wissenschaftlicher Instrumente? Was bedarf ich der Zeugnisse anderer? Habe ich nicht selbst zwei scharfe Augen und einen unübertrefflichen Verstand? Und wenn ich bei Tageslicht zum Himmel schaue gegen Norden, auch wenn der Mars gegen Süden sieht, so beanspruche ich das Recht endgültigen Urteils und verachte die Worte: Allah weiß es besser!« ...

Herr Michel sitzt auch heute auf vielen akademischen Lehrstühlen, in vielen Redaktionsstuben großer und kleiner Zeitungen, nimmt teil an vielen gelehrten Versammlungen und kirchlichen Konzilen. Dass Gott erbarm! Er hat eine große Rolle in der Weltgeschichte gespielt (zuletzt in Versailles). Er lebte und entschied damals:

Als Sokrates (geb. 470 v. Chr.) den Giftbecher leeren mußte, weil er die ewige Wahrheit kündete, daß der Tod an und für sich kein Übel sei, daß aber die Schuld das größte aller Übel darstelle. Ganz besonders wurde ihm auch die Lehre verdacht, daß die höchste Weisheit des Menschen in der Erkenntnis gipfelt, daß unser Wissen unsicher und Stückwerk sei.

Als Anaxagoras 500 v. Chr. vertrieben wurde, weil er die Unveränderlichkeit des Stoffes, die unendliche Teilbarkeit des Raumes und der Materie erkannte, den leeren Raum leugnete und behauptete, daß die Sonne viel größer sei als der Peloponnes.

Als Plato und Archimedes, Hipparch und Ptolemäus gegen die Lehre des Pythagoras (geb. 570 v. Chr.) wetterten, daß die Erde sich drehe und Ptolemäus diese Lehre bezeichnete als »im höchsten Grade lächerlich«!

Als im Jahre 1306 König Eduard I. das Verbrennen von Steinkohle verbot, wegen »des Rauches und üblen Geruches«.

Als Christoph Kolumbus (geb. 1447) von dem Kirchenkonzil zu Salamanka mit dem Bannstrahl belegt wurde, weil er im Gegensatz zu den Büchern Mosis, den Psalmen, den Propheten und Kirchenlehrern die Behauptung wagte, daß die Erde rund sei.

Als Kopernikus (geb. 1473) von kirchlichen und weltlichen Behörden gehetzt wurde, weil er lehrte, daß die Sonne im Mittelpunkt des Weltsystems stehe, und die Grundlage zum heliozentrischen Weltsystem legte im Gegensatz zum geozentrischen des Ptolemäus. Noch Luther bezeichnete diese Lehre als eine »Narrheit«, weil, wie die Bibel lehrt, Josua der Sonne und nicht der Erde zugerufen habe: »Stehe still!«

Als Kepler (geb. 1571) verfolgt, seine Mutter wegen Hexerei angeklagt und seine unsterblichen Gesetze von den Bewegungen unseres Sonnensystems 1618 und 1619 von der Kongregation des Index expurgatorius in Acht und Bann getan wurden.

Als der große Physiologe Harvey (geb. 1578) durch die Entdeckung des Blutkreislaufes (1628), welche die Grundlage der modernen physiologischen Erkenntnis legte, zum Gegenstand wütender Angriffe wurde, namentlich von Seiten der Universitäten.

Als Galileo Galilei von der »heiligen« Inquisition gefoltert und 1633 gezwungen wurde, die Lehre abzuschwören, daß die Erde nicht der Mittelpunkt der Welt sei.

Als ein und ein halbes Jahrhundert lang die deutschen Regierungen sich der Einführung des im Jahre 1600 erfundenen Webstuhles widersetzten, »weil er den Arbeitern Konkurrenz machte«.

Als Giordano Bruno im Jahre 1600 verbrannt wurde, weil er bekannte, daß das Universum unendlich und mit unzähligen Welten gefüllt sei, die in ihrer Gesamtheit Gott ausmachen.

Als die Astronomen sich weigerten, das im Jahre 1609 entdeckte Fernrohr zu benutzen. Noch 50 Jahre später verharrte ein Astronom vom Rufe des Helvetius auf seiner Weigerung ... ein Schulbeispiel der geistigen Inertia auch gelehrter Forscher.

Als die gelehrte Londoner Royal Society sich weigerte, Benjamin Franklins (geb. 1706) Erfindung des Blitzableiters anzuerkennen und eine Abhandlung des Erfinders drucken zu lassen.

Als 1752 nach Einführung des gregorianischen Kalenders Mitglieder der Londoner Royal Society vom Volk misshandelt wurden, »weil sie den Engländern elf Tage ihres Lebens geraubt hatten«.

Als Galvani, der 1791 die Elektrizität entdeckt hatte, im folgenden Jahre schreiben mußte: »Ich werde von zwei verschiedenen Parteien angegriffen, von den Weisen und von den Dummen. Den einen wie den anderen bin ich ein Spott und man nennt mich den Tanzmeister der Frösche. Trotzdem weiß ich, daß ich eine neue Naturkraft entdeckt habe.«

Als Lavoisiers große Entdeckung, daß die Luft kein Element sei, sondern vornehmlich aus zwei Elementen (Stickstoff und Sauerstoff) bestehe (1774), von seinen Zeitgenossen höhnend zurückgewiesen wurde. Der große Physiker und Chemiker Baumé, Erfinder des Aräometers, bekämpfte diese große, leicht nachzuprüfende Entdeckung und veröffentlichte folgende charakteristische Äußerung: »Die Elemente oder Grundteile der Körper sind von den Physikern aller Jahrhunderte aller Nationen erkannt und festgestellt worden. Es ist nicht zulässig, daß die Elemente, die seit 2.000 Jahren als solche erkannt sind, heute in die Kategorie der zusammengesetzten Substanzen eingereiht werden, und man darf das Verfahren, Luft und Wasser in seine Bestandteile zu zerlegen, ruhig als unsicher hinstellen ... ganz absurdes Geschwätz, um nicht noch mehr zu sagen, ist es gar, die Existenz von Feuer und Erde als Elemente zu leugnen.«

Klingt es nicht, als ob der gelehrte Baumé eine Satire auf sich selbst, auf die dogmatischen Priester aller Bekenntnisse, auf die geistige Inertia der Weisen hätte schreiben wollen, mit dem Leitwort: »Es ist nicht zulässig, daß ...«

Als auch der große Lavoisier ein Opfer dieser geistigen Inertia wurde, und in einem besonderen Berichte an die Pariser Académie des Sciences den Nachweis zu erbringen sich bemühte, daß Meteorsteine nicht existieren können und nichts als ein Produkt der Phantasie seien.

Als Fulton 1803 vergebens die Hilfe der Gewalten anflehte, ihm behilflich zu sein, seine Erfindung des Dampfschiffes zur Ausführung zu bringen, und sogar Napoleon erklärte: »Der Mann ist ein Verrückter. Er will meine Armee mit kochendem Wasser nach England übersetzen.«

Als Julius Robert Mayer (geb. 1814) auf Grund seiner Entdeckung des ewigen Gesetzes von der Erhaltung der Energie (welches zum Fundamente der modernen Mechanik wurde) durch Hohn und Verfolgung zum Selbstmord getrieben wurde. Er selbst erzählt: »Die Aufnahme meiner Arbeit in Poggendorfs Annalen wurde mir verweigert, und unter den Mitgliedern der Berliner Akademie war es nur C. G. Jacobi, der Mathematiker, der sich meiner annahm. Ruhm und äußere Förderung war in jenen Zeiten mit der neuen Überzeugung noch nicht zu gewinnen, eher das Gegenteil.« (Wissenschaftliche Abhandlungen, Leipzig 1882.)

Als im Jahre 1835 die erste Eisenbahn in Deutschland gebaut werden sollte. Die Kirche brandmarkte die Erfindung als Teufelswerk und Versuchung Gottes. Die medizinische Fakultät der Münchener Universität bezeichnete den Plan einer Eisenbahn Nürnberg-Fürth als Verbrechen an dem Volke und verlangte, daß zu beiden Seiten der Schienen eine Mauer aufgeführt werde, welche die Leute auf dem Felde verhindere, durch Einwirkung des schnell fahrenden Zuges einer genau benannten Geisteskrankheit zum Opfer zu fallen.

Als die Pariser Académie des Sciences und die gesamte medizinische Fakultät im Jahre 1829 den menschlichen Magnetismus und die Hypnose leugnete, trotzdem experimentelle Beweise vorlagen, die überzeugend hätten wirken müssen.

Als die größten Autoritäten sich im Jahre 1853 gegen die Möglichkeit aussprachen, einen Kabel zwischen Amerika und Europa zu legen. Einer der hervorragendsten Physiker der damaligen Zeit, Professor Babinet von der polytechnischen Hochschule zu Paris, gab folgendes Gutachten:

»Ich kann diese Pläne nicht ernsthaft nehmen: die Theorie des elektrischen Stromes zeigt unwiderlegbar deutlich die Unmöglichkeit einer solchen Übertragung, selbst wenn man nicht mit dem Strom rechnet, der sich von selbst auf einer so langen elektrischen Strecke bildet und sich schon auf der kurzen Reise von Dover nach Calais fühlbar macht. Das einzige Mittel, die alte und die neue Welt zu verbinden, ist, die Beringstraße zu passieren, vorbei an den Färöerinseln, Island, Grönland und Labrador.«

Als Edison, der Erfinder des Phonographen, als Schwindler gebrandmarkt wurde. Als sein Vertreter am 11. März 1878 in einer Sitzung der Académie des Sciences den Apparat vorführte, stürzte sich einer der Akademiker mit den denkwürdigen Worten auf ihn: »Sie Schuft! Glauben Sie, wir lassen uns von einem Bauchredner zum besten halten?«

Als im Jahre 1890 die gesamte Académie des Sciences die Existenz des Kugelblitzes ableugnete.

Als im Jahre 1896 Graf Zeppelin auf Grund eines Gutachtens der Berliner Universität abschlägig beschieden wurde. Er hatte nach Verausgabung seines eigenen Vermögens die Regierung um Unterstützung gebeten, um seine Erfindung des lenkbaren Luftballons durchzuführen.

Als im Jahre 1897 die Entdeckung der Radioaktivität mit Gelächter begrüßt wurde und einer der gelehrten Professoren höhnend meinte, man müsse offenbar annehmen, daß das Radium-Atom vor allen anderen Atomen mit einer Selbstmordmanie belastet sei.

Die obige Liste ist nicht etwa eine vollständige, aber sie genügt, um uns die verhängnisvolle Rolle vor Augen zu führen, welche die Autoritäten in der Geschichte menschlicher Entwicklung gespielt haben. An jedem entscheidenden Abschnitt dieser Entwicklung wurden die größten, bedeutungsvollsten Fortschritte verlacht, Entdeckungen und Erfindungen wurden in ihrer Ausführung und segensreichen Anwendung behindert, nicht nur von der blöden Masse, sondern auch von den herrschenden Gewalten, von der Kirche und dem Staat, ebenso wie von den Gelehrten, den berufenen Vertretern der Wahrheit, deren Aufgabe es hätte sein sollen, erleuchtete und begeisterte Führer auf dem Wege zur Erkenntnis zu sein. Sokrates und Anaxagoras, Galilei und Pythagoras ... Kolumbus, Kopernikus, Kepler, Giordano Bruno, Lavoisier, Fulton, Franklin, Harvey, Mayer, Curie, Zeppelin ... sie sind Merksteine auf dem Leidensweg des Menschengeschlechtes. Die Erfindungen der Dampfmaschine, des Dampfschiffes und der Eisenbahn, der Telegraphie und des Kabels, der Turbine, des Blitzableiters, der Gasbeleuchtung, des lenkbaren Luftschiffes, des Flugzeuges ... die Entdeckungen der Bewegung der Gestirne, des Kreislaufes des Blutes, der Meteorsteine, des Kugelblitzes, der Zusammensetzung der Luft, der Wellenbewegung des Lichtes, des tierischen Magnetismus, der Radioaktivität ... sie alle wurden verdammt, oft von der Gesamtheit, oft von einem mächtigen Kreise derjenigen, die beanspruchten, das entscheidende Urteil sprechen zu dürfen. Die herrlichsten Gedanken des menschlichen Hirnes nannten sie Wahnsinn, und die auserkorensten Werkzeuge göttlicher Kräfte schalten sie Verführer, Verrückte, Betrüger.

Und dennoch erwies sich die vorwärtsdrängende göttliche Kraft stärker als menschliche Torheit. Oft allerdings erst nach langem Leidensweg.

Es liegt nicht im Rahmen dieser Einleitung, die Gründe für diese Erscheinung ausführlich darzulegen, von so großer und tragischer Bedeutung sich dieselben auch während der ganzen Entwicklung der Menschen erwiesen haben. Professor Camille Flammarion, Direktor der Sternwarte Juvisy-Paris, sagt in seinem Buch »Rätsel des Seelenlebens« (Seite 13): »Der Vorwurf, der die Männer von Geist trifft, daß sie sich den neuen Wahrheiten verschließen, trifft genau so die gesamte Menschheit. Ein Mensch kann in einer Beziehung sehr hochstehend, in einer anderen sehr minderwertig sein. Die angeführten bedauerlichen Beispiele sollen auch keine Spitze gegen die Gelehrten, noch weniger gegen die Wissenschaft an sich enthalten. Aber gerade bei den erleuchteten Geistern bedauert man am meisten, daß auch sie sich von der Engherzigkeit und Beschränktheit ihrer Umgebung nicht frei machen können. Ihre Schwäche sticht von ihrer Größe desto schärfer ab. In gewisser Hinsicht ist dieser Widerstand, diese Halsstarrigkeit, dieser Eigensinn übrigens entschuldbar. Im ersten Moment kann man weder die Größe noch den Wert einer neuen Sache abwägen. Die ersten Dampfschiffe fuhren schlecht und blieben hinter der Leistungsfähigkeit der Segler zurück. Die ersten Gaslaternen gaben sehr wenig Licht und rochen sehr unangenehm. Die Erde schien wirklich fest und stabil zu sein. Luft und Wasser schienen Elemente ... Das Genie und die Erfindung eilt der Zeit voraus. Ganz natürlich, daß die Zeitgenossen da zurückbleiben und nicht sogleich verstehen können ...«

Und derselbe Camille Flammarion sagt an anderer Stelle (Seite 1 und 2 des obigen Werkes): »Viele Menschen leiden buchstäblich an einer geistigen Kurzsichtigkeit. Ihr Horizont bedeutet ihnen die Größe der Welt. Neue Tatsachen, neue Ideen blenden sie und flößen ihnen Abscheu ein. Keine Änderung soll im täglichen Kreislauf der Dinge eintreten. Die Geschichte des Fortschrittes des menschlichen Wissens ist ihnen nur ein toter Buchstabe ... In allen Jahrhunderten, auf allen Stufen der Zivilisation begegnet man solchen Leuten. Kühl leugnen sie alle unerklärlichen Dinge und haben stets ein fertiges Urteil über die unergründliche Organisation des Weltalls bereit. Ebenso gut könnten zwei Ameisen sich über die Geschichte Frankreichs oder über die Entfernung der Sonne unterhalten.«

Der hervorragende Forscher und Arzt Dr. Freiherr von Schrenck-Notzing sagt in seinem Buche »Materialisationsphänomene« (S. 24):

»Nicht die Vernunft überzeugt manchen Forscher, sondern eine Überzeugung tritt erst ein, wenn er gewisse Tatbestände so oft selbst beobachtet hat, daß ihm die Existenz derselben zur Geistesgewohnheit, zu einer vertrauten Sache geworden ist.« Schon Zöllner (Abhandlungen, Band 11) konstatierte dieses psychische Trägheitsgesetz und fügte hinzu: »Dieses ist eine sonderbare Phase des Menschengeistes, und sie ist merkwürdig stark bei Gelehrten, ja, bei diesen noch stärker als bei anderen, wie ich glaube. Aus diesem Grund dürfen wir nicht immer einen Menschen unredlich nennen, weil er sich lange Zeit dem Beweise verschließt. Die alte Mauer des Glaubens muss erst durch viel Belagerungsgeschütz niedergeworfen werden.« Ich meine, daß diese Erklärungen Flammarions, Schrenck-Notzings und Zöllners doch noch einer Ergänzung bedürfen. Ohne Frage ist es Pflicht und Recht wahrhafter Wissenschaftler, über die Reinheit und Wahrheit ihres Heiligtums zu wachen und keinem falschen Priester zu erlauben, mit Irrlehren in das geweihte Gebiet einzudringen. Aber dieses Recht und diese Pflicht dienen nur allzu oft unedlen, unwissenschaftlichen Zielen des kleinen Menschentums. Die große Masse der Wissenschaftler in allen Ländern, das geistige Proletariat, ist Dogmatiker, ebenso wie die große Masse der Geistlichen und der übrigen Menschen. Das Dogma zahlt ihnen Butter und Käse, und jeder Schritt links oder rechts des altgewohnten Weges bedeutet unbezahlte Rechnungen und Gerichtsvollzieher. Das Dogma bringt ihnen den Himmel, soweit derselbe überhaupt für sie erreichbar ist. Das Dogma gibt ihnen Rechtfertigung und Beschuldigung für die Trägheit ihrer Gedanken und schmückt sie überdies mit dem Heiligenschein des Engels, der als Wächter mit dem zweischneidigen Schwerte vor dem Paradies ewiger Wahrheit steht.