Was war denn da los?! - Felix Melching - E-Book

Was war denn da los?! E-Book

Felix Melching

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Beschreibung

Von echten Amazonen über die unerwartete Schulpflicht nach dem Dreißigjährigen Krieg bis hin zu Israels »bestem Mann«, der eigentlich eine Frau war – die Historiker David Neuhäuser und Felix Melching bieten in diesem Buch kurzweilige, bisweilen absurde, aber immer spannende Einblicke in prägende Ereignisse aus allen Epochen unserer Geschichte. Diese Stories sind nicht nur eine Reise durch die Vergangenheit. Sie sind auch eine Möglichkeit, die Zusammenhänge zu verstehen, die uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind. Ein Muss für jeden, der entdecken möchte, wie die Welt von damals unsere heutige Gegenwart beeinflusst hat.

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Seitenzahl: 343

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Felix Melching und David Neuhäuser

Was war denn da los?!

Spannendes und Kurioses aus der Geschichte von den Amazonen bis zur Eisernen Lady

herausgegeben von Stefan Bergmann

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2024

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt für Kommunikationsdesign, München

E-Book-Konvertierung: ZeroSoft, Timisoara

ISBN Print: 978-3-451-39914-5

ISBN E-Book (EPUB): 978-3-451-83392-2

Inhalt

Vorwort: Panorama des Lebens

Die Antike

Das Orakel von Delphi: Macht und Mühsal der Voraussage

Die Frauen aus der Steppe: Amazonen gab es wirklich

Das Parthenon in Athen: Siegesdenkmal der Demokratie

Archimedes: Der größte Mathematiker der Antike

Sklavenaufstand unter Spartacus: Rebellen ohne Plan

Der Untergang der römischen Republik: Ende im Chaos

Das römische Militär: Die Legionen des Kaisers

Nero-Mutter Agrippina: Die mächtigste Frau Roms

Das Mittelalter

Emma von der Normandie: Königin in chaotischen Zeiten

Spaniens Nationalheld „El Cid“: (K)ein ganz normaler Ritter

Schlacht von Tagliacozzo: Das Ende der Staufer

Konzil von Pisa: Der dritte Papst

Die Neuzeit

Ernst der Fromme und die allgemeine Schulpflicht: Patriarch eines Musterstaats

True Crime: Liebesdrama am Hof in Hannover

Philosoph Giordano Bruno: Querulant im Mönchsgewand

Das Darién-Projekt: Wie die Schotten in der Karibik ihre Eigenständigkeit verspielten

19. Jahrhundert

Suche nach der Nordwestpassage: Franklins letzte Reise

Bau des Londoner Abwassersystems: Die Macht des Gestanks

Gründung des Yellowstone-Nationalparks: „Das größte Wunder der Erde“

Die Schriftstellerin George Sand: „Lieber sterben, als die Republik preiszugeben“

Rasputin: Einflüsterer der Zarenfamilie

Zeitgeschichte

Deutsch-Ostafrika: Grausamer Krieg in den Tropen

Die Nobile-Expedition: SOS aus der Arktis

Fluchtnetzwerk der Nazis nach 1945: Die „Rattenlinie“

Der Aufstieg Fidel Castros: Umsturz auf Kuba

Bobby Kennedy ermordet: Der Hoffnungsträger

Israels Regierungschefin Golda Meir: Charmanter Bulldozer

Das Ende der ersten RAF-Generation: Bomben und Propaganda

Die Roten Brigaden: Mord an Aldo Moro

Der Falklandkrieg: Generäle versus Eiserne Lady

Bildnachweis

Der Herausgeber

Die Autoren

Vorwort

Panorama des Lebens

Warum interessieren sich Menschen für Geschichte? Drei häufig genannte Gründe sind diese: Eine hochmotivierte Lehrkraft im Fach Geschichte hat die Begeisterung geweckt, als man vielleicht 14 oder 15 Jahre alt war. Oder familiäre Betroffenheit führt zu Wissensdurst – Anlass kann etwa ein im Zweiten Weltkrieg gefallener Großvater ebenso wie die Erfahrung von Flucht oder Migration sein, die erst ein paar Generationen zurückliegt und die Nachkommen bis heute beschäftigt. Und manchmal genügt es, zufällig auf ein bestimmtes historisches Ereignis zu stoßen, das einen nicht mehr loslässt, weil sich in dieser Geschichte das ganze Panorama menschlichen Kämpfens, Leidens und Liebens widerspiegelt.

Verweilen wir kurz bei der letztgenannten Motivation für ein besonderes Geschichtsinteresse, denn daran knüpft dieses Buch an: Wir stellen Ihnen 30 Geschichten aus fünf Epochen vor – Antike, Mittelalter, Neuzeit, 19. Jahrhundert sowie Zeitgeschichte (20. Jahrhundert). Die Texte haben die beiden Berliner Historiker David Neuhäuser und Felix Melching im Zusammenhang mit dem Podcast DAMALS und heute recherchiert und geschrieben. Warum gerade diese 30 Geschichten? Weil sie, einfach gesagt, besonders viele Interessierte in ihren Bann zu ziehen scheinen. Sie stellen ein „Best of“ der bisher erschienenen Podcast

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Folgen dar.

„Was war denn da los?! Spannendes und Kurioses aus der Geschichte von den Amazonen bis zur Eisernen Lady“ bietet genau das, was der Titel verspricht. Man kann daher einfach im Buch schmökern, sich nach Lust und Laune lesend durch die Epochen treiben lassen. Mitgedacht, aber nicht genannt sind in diesem Titel darüber hinaus Begriffe wie „Grundlegendes“ oder „Nachwirkendes“. Es geht hier also auch um Ereignisse, in denen sich die Strukturen bestimmter Gesellschaften abbilden. Und die – nicht immer, aber oft – langfristige politische Auswirkungen hatten.

Ein Beispiel: 1982 erklärte die Eiserne Lady, die britische Premierministerin Margaret Thatcher, Argentinien den Krieg, weil die dort regierende Militärjunta die zu Großbritannien gehörenden, vor dem argentinischen Festland gelegenen Falklandinseln hatte besetzen lassen. Es mag auf den ersten Blick schlicht kurios anmuten, dass London wie in seinen besten Zeiten als weltgrößte Seemacht eine riesige Armada in den Südatlantik schickte, um die Invasoren von der winzigen Inselgruppe zu vertreiben.

Bei genauem Hinsehen war der 70 Tage dauernde Waffengang, der insgesamt immerhin rund 900 Tote forderte und allein die Briten etwa 2,5 Milliarden Pfund kostete, jedoch von weitreichender Bedeutung: Ein Mitgliedsland der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, heute EU) setzte ganz bewusst das Mittel des Krieges ein, um seine Interessen zu wahren – zu dieser Zeit ein einzigartiger Rückfall in spätkoloniale Verhaltensmuster. Der Falklandkrieg war, das gilt für beide Seiten, zugleich ein Paradebeispiel dafür, dass seit Menschengedenken Regierende immer wieder hochriskante außenpolitische Abenteuer eingehen, um von ihren innenpolitischen Problemen abzulenken. Der Krieg hatte zudem unmittelbare Folgen: In Argentinien scheiterte die Militärdiktatur kurz darauf, und in Großbritannien wurde die konservative Regierungschefin 1983 mit einem Rekordergebnis wiedergewählt.

Ein anderes Beispiel, der Kategorie Grundlegendes zuzuordnen: Das Drama, das sich 1694 am Hof des Kurfürsten von Hannover abspielte, könnte man zunächst einfach als True Crime vergangener Zeiten verbuchen: mysteriös, spannend, gar aufrüttelnd. Philipp Christoph von Königsmarck, Oberst im Dienst der Hannoveraner, verschwand in der Nacht auf den 3. Juli spurlos. Er war der Geliebte Sophie Dorotheas, die in einer unglücklichen Ehe mit Kurfürst Georg Ludwig lebte – dieser sollte künftig als Georg I. Großbritannien regieren. Mutmaßlich wurde Königsmarck im Auftrag des Herrschers ermordet. Die Strafe, die Sophie Dorothea ereilte, war ähnlich endgültig: Sie musste fortan in einem zwar herrschaftlich ausgestatteten, aber von der Außenwelt streng abgeschirmten Wohnsitz ihr Leben fristen – ihre Kinder sah sie niemals wieder.

Warum durfte ein Herrscher wie Georg nach diesen Vorkommnissen von seiner offiziellen Mätresse begleitet nach England übersetzen, seine Frau dagegen wurde in lebenslänglichen Hausarrest geschickt, nur weil sie sich in einen Offizier verliebt hatte? Das Schicksal der Sophie Dorothea wirft ein Schlaglicht auf die prekäre Stellung vieler adliger Frauen an der Schwelle zum 18. Jahrhundert. Und auf das Selbstverständnis des Herrschers, der einen Rivalen vor aller Augen abservieren ließ.

Überhaupt Frauen: Im Schnelldurchgang durch die Epochen regen die Episoden, in denen die Hauptpersonen weiblich sind, immer wieder zu ähnlichen Fragen an. Wie war es in unterschiedlichsten historischen Gesellschaften um die Handlungs-, Mitwirkungs- und Entscheidungsmöglichkeiten von Frauen bestellt? Und welche Entwicklungen lassen sich daran ablesen? Das beginnt mit den Amazonen. In den griechischen Mythen waren sie kampfstarke Kriegerinnen, die aber von den Heroen besiegt wurden. In der Jetztzeit der Antike trafen sie in Gestalt skythischer Reiterinnen auf ihre griechischen Zeitgenossen. Sie ritten und kämpften vollkommen selbstverständlich, genau wie die männlichen Stammesmitglieder. Für die Griechen stellte diese Realität ein unlösbares Rätsel dar – dem Anschein nach hatten bei den Reitervölkern die Frauen den Männern die Führung entrissen.

Die außergewöhnliche Lebensgeschichte der Nero-Mutter Agrippina zeigt, welche Macht eine zielstrebige Frau im Rom der Kaiserzeit erringen konnte, aber auch, welchen Preis sie dafür zahlen musste. Weitere Protagonistinnen dieses Buchs: die selbstbewusste Emma von der Normandie, Ehefrau gleich zweier englischer Könige des Mittelalters; die in Männerkleidern auftretende Dichterin George Sand und ihr Kampf um die Errungenschaften der Republik im Frankreich des 19. Jahrhunderts; und Golda Meir, die erste und einzige Frau, die Israel als Premierministerin führte.

Ein weiteres Großthema der Geschichte – Krieg – findet sich ebenfalls in mehreren der hier gebündelten Episoden, etwa der Sklavenaufstand unter Spartacus im Römischen Reich, die Schlacht von Tagliacozzo im 13. Jahrhundert, die das Ende der Dynastie der Staufer besiegelte, und der wenig bekannte, aber grausame und opferreiche Krieg in Deutsch-Ostafrika (1914–1918).

Der immerwährende Kampf um Macht in seinen vielfältigen Formen – bis hin zu politischem oder religiösem Extremismus – spielt natürlich auch eine Rolle. Ein Kapitel schildert die Wirren der römischen Bürgerkriege, die zum Ende der Republik führten; eine andere Geschichte, die ohne Gewalt auskommt, aber dennoch für religionspolitische Brisanz steht, zeichnet das Konzil von Pisa nach, mit dem 1409 das Abendländische Schisma beendet werden sollte – am Ende stand aber nicht die Einheit der Kirche, sondern es gab sogar drei Päpste. Oder es geht um den sibirischen Bauern Rasputin, der sich als geistlicher und politischer Berater am Hof von Zar Nikolaus II. und seiner Frau Alexandra unentbehrlich machte, bevor er 1916 im Ergebnis einer Adelsverschwörung ermordet wurde. Und der Terror der linksextremistischen Rote Armee Fraktion (RAF) erschütterte die Bundesrepublik Deutschland so stark wie kein anderer innenpolitischer Konflikt seit 1945.

Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch drei sehr unterschiedliche Geschichten ans Herz legen, die zu meinen Favoriten zählen: Das ist erstens „Die Macht des Gestanks“. Im glühend heißen Sommer 1858 nötigte der unerträgliche Mief der zur Kloake verkommenen Themse die Londoner Stadtväter dazu, endlich ein umfassendes Infrastrukturprogramm aufzulegen. Am Ende stand ein mustergültiges Abwassersystem – ein schönes Beispiel dafür, was beherzte Politik leisten kann.

Die zweite ist „Franklins letzte Reise“, ein schreckliches Kapitel aus dem Zeitalter der Entdeckungsreisen des 19. Jahrhunderts. Sie erinnert daran, welche Risiken Forscher damals freiwillig eingingen – in einer gelegentlich fatalen Mischung aus Neugier, Ehrgeiz und Sportsgeist. Als 1845 zwei britische Schiffe den Anker lichteten, um in der Arktis die legendäre Nordwestpassage zu suchen, ging die Öffentlichkeit in Großbritannien wie selbstverständlich davon aus, dass es bald eine Erfolgsmeldung geben würde. John Franklin, ein erfahrener Offizier, der bei einer anderen entbehrungsreichen Expedition als „der Mann, der seine Schuhe aß“ berühmt geworden war, und seine Männer starben jedoch allesamt. Während mehrerer Winter im Eis kam es unter den letzten noch Lebenden, ausgezehrt von Kälte, Hunger und Vitaminmangel, sogar zu Kannibalismus.

Schließlich lohnt sich auch die Lektüre des schaurigen Schicksals des Philosophen Giordano Bruno, der im Jahr 1600 auf dem Scheiterhaufen endete, besonders: Der „Querulant im Mönchsgewand“ ist die Geschichte eines hochintelligenten, wissbegierigen und produktiven Denkers, dem es allerdings, wie man heute sagen würde, an „sozialer Kompetenz“ mangelte. Anders formuliert: Er verfügte über die einzigartige Fähigkeit, sich an jeder seiner Wirkungsstätten Feinde zu machen. Und als er, die Inquisition im Nacken, Freunde dringend gebraucht hätte, gab es niemanden, der für ihn eintrat.

Noch ein Hinweis: Am Ende jedes Textes finden Sie einen QR-Code, der Sie zur zugehörigen Podcast-Folge führt.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre.

Stefan Bergmann

(Herausgeber)

Die Antike

Das Orakel von Delphi

Macht und Mühsal der Voraussage

Über 1000 Jahre lang stützte sich im alten Griechenland die Stadt Delphi nördlich des Golfs von Korinth auf die weissagende Pythia und das Apollon-Heiligtum. Aus dem ganzen Mittelmeerraum kamen Herrscher und Gesandte, um den Rat des Orakels zu hören. Zum Dank machten sie Delphi reich – doch der Reichtum barg Risiken.

Die Gründung Delphis reicht in die Zeit der Sagen und Legenden zurück. Laut dem homerischen Hymnos an Apollon (zwischen Ende des 7. Jahrhunderts und Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr.) ließ sich dieser zuerst im nahe gelegenen Krissa nieder und schickte sich dann an, einen Drachen zu erlegen, der die Region in Angst und Schrecken versetzt hatte. Durchbohrt von den Pfeilen des Gottes, so heißt es im Hymnos, starb das Untier. Anschließend ging Apollon auf die Suche nach einer Priesterschaft. In Gestalt eines Delfins erschien er der Besatzung eines kretischen Schiffs und befahl den Männern, ihm einen Altar zu bauen und ihm als Apollon Delphinios zu huldigen. Das war der Beginn von Delphi.

In einer anderen Version der Geschichte beschreibt der Dichter Alkaios (um 630–um 580 v. Chr.) einen vom Göttervater Zeus gemaßregelten Apollon, welcher der Anweisung seines Vaters, sich in Delphi niederzulassen, zuerst nicht Folge leistet. Der berühmte Stückeschreiber Aischylos (525–456 v. Chr.) legt der Orakelpriesterin in Die Eumeniden eine ausführliche Beschreibung der delphischen Ursprünge in den Mund. Danach ist Apollon ein Gott in einer ganzen Reihe von Göttern, die einer nach dem anderen an diesem Ort herrschen und das Orakel inspirieren. Alles beginnt mit Gaia, der Erde, der Muttergöttin. Auf sie folgt Themis, auf Themis Phoibe und auf Phoibe schließlich Apollon.

Der griechische Tragödiendichter Euripides schließlich (485/484 oder 480–406 v. Chr.) schildert in seinem Stück Iphigenie in Aulis einen dramatischen Umbruch, bei dem ein Drache wieder eine zentrale Rolle spielt. Dieser bewacht demnach das Orakel der Gaia. Indem Apollon ihn tötet, bemächtigt er sich des Orakels – gegen den Willen Gaias.

Wann tatsächlich ein Kult in Delphi entstand, ist heute schwer zu sagen. Möglicherweise gab es dort schon im 2. Jahrtausend v. Chr. weissagende Frauen. Offenbar drehte sich in Delphi schon sehr früh alles um das Orakel. Nur an neun Tagen im Jahr konnte es befragt werden, nachdem die Gunst Apollons sichergestellt worden war.

Das Orakel, genannt Pythia, war lange Zeit eine junge Frau – bis Echekrates von Thessalien das Orakel entführte und vergewaltigte. Um solch einen Frevel in Zukunft zu vermeiden, entschied man, von nun an älteren Frauen die Aufgabe anzuvertrauen.

Von überall her reisten Herrscher zum Orakel von Delphi, um sich Rat zu holen, so auch Aegeus, König von Attika (Innenbild einer Terrakottaschale, um 440 v. Chr.).

Die Stadt erblüht durch die Dankesgaben der Fragenden

In der archaischen Zeit zwischen 800 und 500 v. Chr. war Delphi ein kleiner, wohlhabender Ort mit Verbindungen ins nördlich gelegene Thessalien. Wegen dieser Beziehungen begann sich das aufstrebende Korinth für Delphi zu interessieren. Korinth integrierte Delphi in sein Handelsnetz. Die griechische Welt dehnte sich in dieser Zeit aus: Städte wuchsen, traten verstärkt miteinander in Verbindung, trieben Handel. Und Delphi profitierte von dieser zunehmenden Vernetzung.

Bedeutsam wurde das Orakel der Stadt nun etwa für die sogenannte Große Kolonisation. Im gesamten Mittelmeerraum gründeten Griechen neue Siedlungen. Bevor sie das taten, holten sie jedoch den Rat des Orakels ein: Nach welchen Zeichen sollte man bei der Suche eines geeigneten Platzes Ausschau halten? Welchen Göttern sollte man opfern? Viele der Kolonien wurden reich und einflussreich. Durch sie wuchs auch der Ruhm Delphis.

Das Orakel gewann bald auch Bedeutung für gesellschaftliche Reformen. Gerade Sparta hielt engen Kontakt zu Delphi. Dem Geschichtsschreiber und Geografen Herodot (490/480–430/420 v. Chr.) zufolge beschäftigten die Könige Spartas spezielle Berater, die ausschließlich für die Beziehungen zu Delphi und zur Pythia zuständig waren. Als Sparta sich mit der „Großen Rhetra“ eine neue Verfassung gab, wurde die Zustimmung des Orakels eingeholt, ebenso bevor es sich Messenien einverleibte und die dortige Bevölkerung versklavte.

Lange bot Delphi als Stadt ein eher bescheidenes Bild. Einen Tempel gab es noch nicht. Der Grund für das langsame Wachstum bestand darin, dass Delphi keiner Macht Gefolgschaft leisten musste. Einerseits fehlten so Investitionen in die Stadt. Andererseits blieb das Orakel politisch unabhängig. Der Aufstieg der Stadt erfolgte nicht zuletzt durch eine allmählich einsetzende Flut kostbarer Gaben. Die Könige Midas, Gyges und Alyattes I. sowie der Tyrann Kypselos von Korinth waren zu dieser Zeit die bekanntesten Gönner Delphis. Mit Statuen und bald auch mit Monumenten zeigten sie sich für eingeholten Rat erkenntlich.

Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. waren die Städte Korinth und Sparta, das Königreich Lydien sowie zunehmend auch Athen die bestimmenden Akteure in Delphi, ohne dass eine dieser Mächte dort direkte politische Macht ausgeübt hätte.

Der wachsende Reichtum der Stadt brachte allerdings Risiken mit sich. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Unabhängigkeit Delphis herausgefordert werden würde. Der sogenannte Erste Heilige Krieg im 6. Jahrhundert v. Chr., bei dem Athen, Sikyon und Thessalien gemeinsam Delphi zu Hilfe eilten, ist für die Forschung ein schwieriges Thema. Den antiken Quellen zufolge rückte die Stadt Krissa den Pilgern zu Leibe, woraufhin das Orakel den hilfsbereiten Städten den Auftrag gab, Krissa Tag und Nacht zu bekämpfen, die Bevölkerung zu versklaven und das Land nicht nur zu verwüsten, sondern es für alle Zeit unbesiedelt und unbebaut zu lassen. Die ersten Berichte über diesen Krieg entstanden aber erst Jahrhunderte später, was Historiker dazu bewogen hat, an seiner Existenz zu zweifeln.

Vermutlich kam es in Delphi in dieser Zeit tatsächlich zu einem Umbruch, dessen episches Ausmaß aber erst später hinzugedichtet wurde. Auf jeden Fall nahmen damals die Pythischen Spiele, Teil der Panhellenischen Spiele, ihren Anfang; der Beschützer Delphis, ein Städtebund mit dem Namen Amphiktyonen unter dem Vorsitz Thessaliens, spielte von nun an eine Rolle in der Stadt. Das vom Orakel beanspruchte Land wurde nicht mehr bebaut, obwohl es fruchtbar war. Außerdem schickte man sich an, einen Apollon-Tempel zu errichten.

Jeder muss die Sprüche selbst deuten – auch der König Krösus

Wer seither in Delphi herrschte, ist schwer zu sagen. Aus den Quellen ablesbar ist allerdings, dass das Orakel einen seiner Gönner und Helfer, den Tyrannen Kleisthenes von Sikyon, verprellte und generell eine eher antityrannische Haltung einnahm. Auch die Spartaner und selbst die Bevölkerung Delphis wurden von nun an mitunter von mahnenden Worten der Pythia überrascht. Das Orakel fühlte sich niemandem verpflichtet.

Zu Berühmtheit gelangte der Orakelspruch für den Lyderkönig Krösus, wovon Herodot zu berichten weiß: Krösus plante im 6. Jahrhundert v. Chr., das Perserreich zu erobern. Er fragte das Orakel: „Soll ich den Krieg gegen Persien wagen?“ Die Antwort: Überquere er den Fluss Halys, falle er also in Persien ein, werde er ein großes Reich zerstören.

Krösus überschüttete Delphi mit Gaben und zog in den Krieg. Doch er erlitt eine vernichtende Niederlage. Nicht das Reich der Perser hatte er zerstört, sondern sein eigenes. Krösus landete auf dem Scheiterhaufen, wurde aber im letzten Moment vom Perserkönig Kyros begnadigt und diente diesem von nun an als Berater.

Seinen neuen Herrn bat er darum, von Apollon und dessen Orakel Rechtfertigung verlangen zu dürfen. Ob es bei ihm Brauch sei, seine Freunde zu betrügen? Das wolle er den Gott fragen. Kyros gewährte die Bitte, und Krösus schickte Boten nach Delphi. Apollon sei undankbar, überbrachten diese Krösus’ Nachricht – ob er sich nicht schäme?

Mit diesen Vorwürfen konfrontiert, antwortete die Pythia, Krösus habe seinem Schicksal, das sich aus einem Frevel seines Vorfahren Gyges herleite, nicht entgehen können. Selbst Apollon habe das nicht ändern können, obwohl er dies gerne getan hätte. So habe er auch für Krösus’ Rettung vom Scheiterhaufen gesorgt. Der folgenreiche Orakelspruch sei indes keine Ermutigung gewesen. Krösus habe ihn lediglich falsch interpretiert.

Der Sturz des Krösus, eines der mächtigsten Gönner Delphis, und sein verbaler Angriff auf die Pythia und den Gott Apollon konnten der Reputation des Orakels nichts anhaben. Weiterhin spielte es eine große Rolle bei Siedlungsneugründungen. Und weiterhin wurde es mit Gaben überhäuft. Mehr und mehr Städte bauten auf dem Gelände des Tempels eigene prunkvolle Schatzhäuser.

Im Jahr 548 v. Chr. wurde diese Pracht allerdings von einem gewaltigen Brand zerstört. Das Feuer, das im Apollon-Heiligtum tobte, war so stark, dass eines der beeindruckendsten Geschenke des Krösus, eine goldene Löwenstatue, samt ihrem Sockel schmolz. Delphi lag am Boden – so schien es zumindest. Tatsächlich wurde nach dieser Katastrophe so deutlich wie nie zuvor, welchen Rang die Stadt in der Mittelmeerwelt eingenommen hatte. Denn kaum waren die Flammen erloschen, machten sich Delphis Unterstützer, die Amphiktyonen, an den Wiederaufbau. Alles sollte noch größer und prunkvoller werden.

Die Kosten für das Unternehmen waren astronomisch hoch: 300 Talente müssten insgesamt beschafft werden, so kalkulierte man. Das entsprach rund 1,8 Millionen Tageslöhnen eines ausgebildeten Soldaten, eines Hopliten. Die Amphiktyonen stellten 225 Talente und überließen es Delphi, die übrigen 75 aufzutreiben – immer noch eine unvorstellbar hohe Summe.

Aus der gesamten griechischen Welt erreichten Spenden die Stadt. Doch die bei weitem größte Gabe stammte von Pharao Amasis (570–526 v. Chr.). Er schickte Alaune, bei den Griechen hochgeschätzte Mineralien, im Wert von 1000 Talenten.

Erst nach 40 Jahren wurden die Arbeiten abgeschlossen. Eine ganze Generation kannte Delphi nur als große Baustelle. Das hielt das Orakel nicht davon ab, weiterhin die Fragen aller Ratsuchenden zu beantworten. So beeinflusste es auch die Geschichte Athens maßgeblich: Das athenische Adelsgeschlecht der Alkmeoniden hatte es in Delphi zu großem Einfluss gebracht. Als es die Tempelbauarbeiten, die ins Stocken geraten waren, auf eigene Kosten zu Ende führen ließ, verstärkte sich dieser Einfluss noch.

So kam es, dass die Spartaner, die das Orakel weiterhin regelmäßig befragten, bald darauf immer wieder zu hören bekamen, sie müssten Athen von seinem Tyrannen Hippias befreien. Sicherlich überließen die Alkmeoniden es nicht gänzlich dem Orakel, Spartas Hilfe zu erwirken, aber unterschätzen sollte man den Einfluss der Pythia auf die Entscheidung der Spartaner nicht. Sparta zog also 510 v. Chr. gegen Athen in der Krieg, der Tyrann Hippias floh, und die Alkmeoniden setzten sich an die Spitze der athenischen Demokratie. Ein neues Zeitalter brach an.

Delphi hatte sich unterdessen in einen Ort verwandelt, an dem zahlreiche griechische Städte versuchten, sich gegenseitig mit immer aufwendigeren Prachtbauten in den Schatten zu stellen – einen Ort der Repräsentation. Doch obwohl das Erreichte mit dem Ansehen der Pythia stand und fiel, gelang es dem Spartanerkönig Kleomenes, das Orakel zu bestechen, um seinen Mitkönig Demaratus loszuwerden. Als das Komplott aufflog, wurde die schuldige Pythia abgelöst, doch hatte die Glaubwürdigkeit des Orakels schweren Schaden genommen.

Sich den Persern kampflos ergeben? Diesen Rat akzeptiert Athen nicht

Das Misstrauen gegenüber dem Orakel wuchs auch deshalb, weil aus Delphi stets entmutigende Antworten kamen, wenn es um den Widerstand gegen das ausgreifende Persien ging. Das änderte sich auch nicht, als die Perser bereits durch Makedonien marschierten. Für die nordgriechischen Städte war der Rat, sich der Übermacht nicht entgegenzustellen, nur pragmatisch. Doch in anderen Regionen wollte man von dieser defensiven Haltung nichts hören.

Als die Pythia den athenischen Gesandten riet, Athen solle die Waffen strecken, weigerten sie sich, den Orakelspruch anzunehmen. Sie erklärten, sie würden nicht eher gehen, bis man ihnen einen besseren Rat gegeben habe. Und tatsächlich rückte die Pythia mit einem zweiten Orakelspruch heraus: Athen solle auf seine hölzernen Wälle vertrauen. So kamen die Athener zu der Entscheidung, ihre Stadt zu evakuieren und den Persern zur See die Stirn zu bieten. Bei Salamis wurde die persische Flotte 480 v. Chr. vernichtend geschlagen.

Nach dem Perserkrieg gaben sich viele nordgriechische Städte große Mühe, ihre Rolle während des Krieges in ein besseres Licht zu rücken – so auch Delphi. Ein Ort wie Delphi, wo der Austausch der griechischen Mächte längst eine prunkvolle Bühne gefunden hatte, musste von dem im Krieg geborenen Zeitgeist – der Entdeckung der kulturellen Einheit Griechenlands – unweigerlich profitieren.

Zum Gedenken an den Sieg bei Salamis wurde in Delphi eine sechs Meter hohe Apollon-Statue errichtet. Auch wenn die Statue heute nicht mehr existiert, so meinen Archäologen dennoch, einen Teil der Inschrift ihres Sockels entziffert zu haben: „Hellanes“ („die Griechen“) steht dort – möglicherweise ist es das erste Mal, dass sich die Griechen selbst als solche bezeichneten.

Auch die entscheidende Feldschlacht bei Plataiai ein Jahr später, in der die verbündeten Griechen das persische Heer besiegten, bekam ein eigenes Monument in Delphi. Und dabei blieb es nicht. Das Heiligtum wurde mehr als je zuvor zu einem Ausstellungsort für Sieges- und Prestigemonumente.

Die geschlossene Front der Griechen hatte jedoch nicht lange Bestand. Athen und Sparta sollten zu bitteren Rivalen werden – und auch die Kontrolle über Delphi spielte dabei eine Rolle. Athen unterstützte schließlich das verbündete Phokis dabei, Delphi einzunehmen, woraufhin der sogenannte Zweite Heilige Krieg (449 oder 448 v. Chr.) entbrannte. Sparta siegte, doch der Sieg war nicht von langer Dauer.

Die letzte Phase: im Griff von Herrschern und Eroberern

Delphi wurde zum Zankapfel. Möglicherweise war die Frage der Spartaner im Jahr 432 v. Chr., ob sie gegen Athen in den Krieg ziehen sollten, die letzte große politische Konsultation des Orakels. Im 4. Jahrhundert v. Chr. hinterließ der Niedergang Spartas ein Machtvakuum, das auch Delphi zu spüren bekam. Der Dritte Heilige Krieg (356–346 v. Chr.) brach los, als die Phoker Delphis Tempelschätze einschmolzen.

Von nun an sollte es für Delphi und sein Orakel ein beständiger Kampf sein, sich vor dem Einfluss seiner Eroberer und „Retter“ zu schützen. Nicht immer war dies erfolgreich. Im späten 4. Jahrhundert v. Chr. waren es die Makedonen, im 3. Jahrhundert v. Chr. die Aitoler und im 1. Jahrhundert v. Chr. schließlich die Römer, die Delphi dominierten. Rom „befreite“ und eroberte Griechenland vollständig, und Delphi wurde zur Kulisse römischer Denkmäler. Den nächsten Frevel beging 87 v. Chr. der römische General und spätere Diktator Sulla (138–78 v. Chr.), der im Krieg gegen Mithridates Delphis Tempelschatz plündern ließ. Kaiser Nero holte schließlich 500 Statuen nach Rom.

Als Kaiser Konstantin seine Hauptstadt nach Konstantinopel verlegte, die 330 n. Chr. eingeweiht wurde, ließ er weitere Statuen und Monumente fortschaffen. Das goldene Zeitalter war endgültig vorüber.

Dennoch überstand die Pythia die Jahrhunderte. Im 4. Jahrhundert n. Chr. hatte das Orakel einen wichtigen Bewunderer: Es war Kaiser Julian (360–363), auch als Julian der Apostat bekannt, letzter nichtchristlicher Kaiser Roms, der alles daransetzte, die Christianisierung zurückzudrehen. Ihm galt der letzte überlieferte Orakelspruch: „Kündet dem Kaiser, gestürzt ist die prunkvolle Halle, Phoibos [Apollon] hat seine Hütte nicht mehr, auch nicht den prophetischen Lorbeer, und auch nicht die Quelle, die spricht. Selbst das redende Wasser ist verstummt.“

Die Frauen aus der Steppe

Amazonen gab es wirklich

Die Helden der griechischen Mythen bekamen es oft mit Amazonen zu tun – Kriegerinnen, die sich nicht selten als ebenbürtige Gegnerinnen erwiesen. Amazonen waren allerdings nicht nur Figuren aus Heldengeschichten, sondern reale Stammeskriegerinnen, welche die Steppen vom Kaukasus bis nach China bevölkerten.

Alexander der Große (336–323 v. Chr.) hielt sich im Jahr 330 v. Chr. in Hyrkanien auf – einer Landschaft im Süden und Südosten des Kaspischen Meeres. Mit einem Heer von 3000 Mann war er auf dem Weg nach Indien, wo er sein Reich bis über die Grenzen der bekannten Welt hinaus ausdehnen wollte. In Hyrkanien, so berichtet unter anderem der Geschichtsschreiber Diodor im 1. Jahrhundert v. Chr., habe ihn die Amazonenkönigin Thalestris aufgesucht. In Begleitung von 300 berittenen Kriegerinnen sei sie im Heerlager erschienen und habe Alexander mitgeteilt, dass sie ein Kind mit ihm zeugen wolle. Sie habe von seinen außergewöhnlichen Taten gehört, und da sie selbst alle Frauen an Stärke und Mut übertreffe, müsse das gemeinsame Kind allen Sterblichen überlegen sein. Alexander willigte ein und verbrachte 13 Tage mit Thalestris. Danach beschenkte er sie großzügig, und die Amazonenkönigin nahm ihren Abschied.

Schon in der Antike stritten Gelehrte über die Authentizität dieser Geschichte. Strabon (um 63 v. Chr.–23 n. Chr.) und Plutarch (um 45–um 125) hielten die Begegnung immerhin für denkbar, blieben aber skeptisch. In der griechischen Öffentlichkeit erfreute sich die Anekdote großer Beliebtheit. Sie erinnerte an die großen Mythen: Eine Heldenfigur, die in sagenumwobene Länder vordringt, trifft auf eine Amazonenkönigin. Die Verbindung zu Herakles, Dionysos, Theseus und Achilles lag auf der Hand.

Achilles tötet die Amazone Penthesilea (Vasenmalerei, um 540–530 v. Chr.).

In den Mythen sind die Begegnungen mit den Kriegerinnen stets gewalttätiger Natur

Denn all diese griechischen Helden bekamen es in der mythologischen Vergangenheit mit Amazonen zu tun. Allerdings gingen diese Zusammentreffen stets anders aus als jenes im makedonischen Heerlager. Griechische Helden trafen Amazonen auf dem Schlachtfeld – und die Begegnungen endeten für gewöhnlich mit dem gewaltsamen Tod der Amazonen, auch wenn es von allen Mythen mehrere Versionen gab. Herakles tötet Hippolyte, Achilles tötet Penthesilea, und Dionysos richtet unter den Amazonen von Samos ein derartiges Blutbad an, dass sich die Erde der Insel für immer rot färbt.

Im 5. Jahrhundert v. Chr., nach der abgewehrten persischen Invasion, erfreute sich in Athen der Mythos um die Amazone Antiope und den Angriff einer Amazonenarmee auf Athen großer Beliebtheit. Die Athener waren überzeugt davon, dass der damalige Angriff der erste barbarische Angriff auf ihre Stadt gewesen sei. Vor diesem Hintergrund hat die Geschichtsforschung Amazonen oft zu griechischen Erfindungen erklärt – zu Symbolen des Ungriechischen, der Wildheit, der Gefahr vertauschter Geschlechterrollen oder der persischen Bedrohung. Die Griechen kannten Amazonen allerdings nicht nur aus ihren Mythen, sondern auch aus Reiseberichten von Händlern und Gelehrten.

Im Norden und Osten der griechischen Welt lebten nomadische Reitervölker, von den Griechen Skythen genannt – zahlreiche Stämme von den Küsten des Schwarzen Meeres bis nach China. Zwischen 1000 und 700 v. Chr. begannen sich Geschichten über die Skythen und ihre Lebensweise unter den Griechen zu verbreiten: Geschichten über Männer und Frauen, die ihr Leben auf dem Pferderücken zubrachten, ihre Säuglinge mit Stutenmilch fütterten, ihre Feinde skalpierten, aus Schädeln tranken, Dampfsaunen und Hanf schätzten, Hosen trugen und sich am ganzen Leib tätowierten.

Die Skythen waren ein wahrhaft fremdes Volk, aber was die Griechen am meisten irritierte, war die Gleichheit der Geschlechter. Zwar gab es an den Ufern des Schwarzen Meeres zahlreiche sesshafte Skythen, doch in den schier endlosen Ebenen jenseits davon, wo umherziehende Stämme keinen Ackerbau betrieben, wuchsen Jungen und Mädchen gleichermaßen als Reiter, Jäger und Krieger auf. Frauen konnten mit den Männern in den Kampf ziehen – und nicht nur das: Sie konnten ihre Stämme auch anführen, sowohl im Krieg als auch im Frieden. Archäologische Funde zeigen, dass etwa ein Viertel der als Krieger bestatteten Skythen Frauen waren.

Antike Autoren von Herodot (490/480–430/420 v. Chr.) bis Orosius (um 385–nach 418) und Jordanes (gest. nach 550) schrieben als Historiker und Ethnografen ein Jahrtausend lang über Amazonen. Sie alle identifizierten Amazonen als skythische Frauen. Natürlich gab es einen Unterschied zwischen den Kriegerinnen der Steppen und den Amazonen der Mythen: Erstere waren eine Tatsache der Gegenwart, Letztere waren Legenden aus der Zeit des Trojanischen Krieges. Wo die Griechen versuchten, Verbindungen zwischen beiden zu ziehen, erschienen die Skythinnen als Relikte eines längst untergegangenen Reiches. Dabei schufen die Autoren aber keine moralisierenden Lehrstücke oder Parabeln für griechische Überlegenheit, wie es in der Forschung oft dargestellt worden ist, sondern sie griffen auf verlässliche Reiseberichte und nicht zuletzt auf die mündlich überlieferten Geschichten der Skythen selbst zurück.

Neue Legenden entstanden dabei wohl auch deshalb, weil die kulturellen Unterschiede so groß waren, dass die Griechen Schwierigkeiten damit hatten, die ihnen zur Verfügung stehenden Informationen richtig zu deuten: Geschichten über Amazonen, die sich regelmäßig mit den Männern anderer Stämme trafen, um sich fortzupflanzen, könnten etwa im Jahresablauf vieler nomadischer Stämme ihren Ursprung haben, bei dem Familien im Lager verblieben, während junge Reiter in großen Gruppen auszogen, um Krieg zu führen – was einem griechischen Reisenden den Eindruck vermitteln konnte, Männer und Frauen lebten weitgehend getrennt.

Außerdem gab es regelmäßige Zusammentreffen der Stämme, bei denen nicht nur Handel getrieben, sondern auch gefeiert wurde. Sexuelle Verbindungen außerhalb des Stammes waren oft das beste Mittel, um Inzucht zu vermeiden. Dass Kinder in die Obhut anderer Stämme gegeben wurden – auch um Allianzen aufzubauen und zu erhalten –, könnte wiederum für die griechische Geschichte verantwortlich sein, Amazonen gäben ihre Söhne an die Väter zurück, während sie die Töchter bei sich behielten.

Was genau das Wort Amazone bedeutet, ist unklar

Die Legende, dass Amazonen sich eine Brust amputierten, um besser mit Bogen und Wurfspeer umgehen zu können, hatte unterdessen ihren Ursprung in der griechischen Angewohnheit, Herleitungen für Fremdwörter zu erfinden. Das Wort Amazone war kein griechisches Wort, und was es genau bedeutete, ist nicht gesichert. Der Geschichtsschreiber Hellanikos von Lesbos (490/480–um 400 v. Chr.) war aber der Meinung, dass mazos wie das griechische mastos (Brust) klinge und mit dem Präfix „a-“ demnach „brustlos“ heißen müsse. Eine andere Herleitung machte aus mazosmaza und die Amazonen damit „gerstenlos“, da die nomadischen Skythen für ihren Fleischkonsum bekannt waren. Die Vorstellung von Kriegerinnen, die sich eine Brust abschnitten, um besser kämpfen zu können, erwies sich allerdings als einprägsamer.

In der griechischen Kunst entstanden keine Bilder oder Skulpturen einbrüstiger Amazonen. Überhaupt waren die Amazonen-Darstellungen der Griechen teilweise sehr realistisch. Nachdem Künstler Amazonen anfangs noch mit schweren Hoplitenrüstungen dargestellt hatten, änderten sie das Erscheinungsbild der Figuren, nachdem mehr und mehr Informationen über Skythen in die griechische Welt vorgedrungen waren. Amazonen wurden nun eher mit skythischen Kappen, Hosen und Tätowierungen dargestellt.

Je mehr Berichte über reitende und kämpfende Skythinnen den Griechen vorlagen, desto mehr versuchten sie, sich einen Reim darauf zu machen, wie die skythischen Männer es ihren Frauen erlauben konnten, Aufgaben zu übernehmen, die dem griechischen Verständnis nach unweiblich waren. Sie erklärten es sich oft damit, dass die Frauen ihre Männer unterworfen hätten und dass bei den Skythen Geschlechterrollen in ihr Gegenteil verkehrt worden seien. Tatsächlich war diese Interpretation allerdings nur eine Fehldeutung der beobachteten Gleichberechtigung. Frauen, die „Männerkleidung“ trugen, sich frei bewegen konnten, ritten, jagten, kämpften und auch in ihrer Partnerwahl frei waren, erschienen den Griechen als Merkmal einer Gesellschaft, in der Männer den Kampf der Geschlechter verloren haben mussten.

Reitervölker: Männer und Frauen müssen anpacken

Während archäologische Funde die Beobachtung unterstreichen, dass Tätigkeiten, die bei den Griechen entweder der Sphäre der Männer oder der Sphäre der Frauen zugeordnet wurden, bei den Skythen von Männern und Frauen gleichermaßen ausgeführt wurden, gibt es keinerlei Hinweise auf eine Gesellschaft, in der Frauen eine den Männern übergeordnete Stellung eingenommen hätten. Das erklärt sich wohl so: In den kargen Ebenen der Skythen mussten einfach alle mit anpacken. Es war eine sehr pragmatische Gleichberechtigung. So kam es vermutlich auch, dass sich junge Frauen und junge Männer gleichermaßen im Kampf und bei der Jagd bewähren mussten, während Mütter und ältere Frauen im Notfall oder aus freien Stücken zu den Waffen greifen konnten.

Die Griechen waren nicht das einzige Städte bauende Volk, dem es schwerfiel, die größtenteils nomadische, skythische Gesellschaft zu verstehen. In indischen und chinesischen Texten der Antike ist von den „Landen der Frauen“ die Rede, wenn es um die berittenen Steppennomaden geht. Perser nannten die Skythen „Saka“, und die Chinesen sprachen von „Xiongnu“, „Yuezhi“, „Xianbei“ oder „Sai“. Antike chinesische Quellen berichten, dass die Frauen der Xiongnu ihren Männern auf dem Pferderücken und im Umgang mit Pfeil und Bogen in nichts nachstanden und dass sie Seite an Seite mit ihren Männern in die Schlacht ritten.

Wie die Griechen erzählten sich Chinesen, Inder und Perser Geschichten von mächtigen Kriegerinnen, die aus der Steppe kamen, um ihre Helden herauszufordern. Im Gegensatz zu den griechischen Mythen konnten diese Geschichten aber ein versöhnliches Ende nehmen. Nichtgriechische Erzähler berichteten von Allianzen, Liebschaften und Freundschaften mit den Skythen – Darstellungen also, die eher denen griechischer Historiker entsprachen.

Die Kriegerinnen genießen bei den Griechen durchaus Sympathie

Das Schicksal der mythologischen Amazonen – dazu verdammt, Herakles, Dionysos und Achilles zum Opfer zu fallen – bewegte die Griechen durch die Jahrhunderte. Die Amazonen erschienen nicht selten als Sympathieträgerinnen, deren Tod das Mitleid der Zuhörer erregte. Sie kämpften ehrenhaft, tapfer, kraftvoll und aus edlen Motiven. Nicht zuletzt war ihnen der „schöne Tod“ vergönnt, der Heldentod im Kampf gegen würdige Gegner – eine Art zu sterben, die bei den griechischen Helden selbst allerdings eine Seltenheit war.

Zahlreiche griechische Städte in Kleinasien führten ihre Gründung auf Amazonen zurück und ehrten diese mit Ritualen. Die Athener, die ihren eigenen Amazonen-Mythos als erste Schlacht gegen fremde Invasoren stilisierten, hielten die gefallenen Amazonen in Erinnerung und schrieben ihnen bronzezeitliche Gräber entlang der Straße nach Piräus zu.

Je mehr man über die Welt der Skythen herausfand, desto denkbarer musste es den Griechen erscheinen, dass es möglich war, die fremdländischen Kriegerinnen nicht nur zu bekämpfen, sondern sie auch für sich zu gewinnen. Dazu passte die Anekdote von Alexander dem Großen und Königin Thalestris nur zu gut. Vielleicht war das auch ein Grund, warum viele Zeitgenossen sie gern glaubten: Sie war ganz anders als die Mythen, und sie kam dem Bild, das man sich von den Amazonen der Gegenwart machte, deutlich näher.

Als die Römer die Macht in der Mittelmeerwelt übernahmen, sollten sie ebenfalls auf Kriegerinnen treffen. Am Schwarzen Meer, dort, wo die Griechen mit den Skythen in Berührung gekommen waren, regierte von etwa 120 bis 63 v. Chr. König Mithridates VI. An seiner Seite – anfangs wohl als Verbündete und Vertraute, später als eine seiner Königinnen – befehligte die Kriegerin Hypsikrateia seine Truppen. Und auch in seiner Armee gab es viele Kriegerinnen. Pompeius’ Legionäre, die Mithridates 66 v. Chr. eine schwere Niederlage beibrachten, konnten kaum glauben, dass sich Amazonen unter ihren Gefangenen befanden. Und Pompeius (106– 48 v. Chr.) beschloss, einige der Frauen mit nach Rom zu nehmen.

Gefangene Amazonen als Attraktion des Triumphzugs

Den Massen wurden sie 61 v. Chr. während des Triumphzuges wohl als „skythische Königinnen“ präsentiert. Danach wurden die Gefangenen nicht hingerichtet, sondern in ihre Heimat zurückgebracht und freigelassen. In Rom hatten die Skythinnen großen Eindruck gemacht. So kamen in der Kunst nun Amazonen-Darstellungen in Mode und beflügelten die Phantasie der Römer: Kaiser Nero (54  – 68) umgab sich mit als Amazonen verkleideten Konkubinen, die mit Streitäxten und Schilden bewaffnet waren; der Historiker Arrian beschreibt nachgestellte mythologische Schlachten, in denen sich römische Reiter als Amazonen verkleideten; Kaiser Commodus (180  –192) ließ seine Konkubine Marcia als Amazone in der Gladiatorenarena kämpfen. Damit war Marcia nicht allein: Weibliche Gladiatorinnen traten nicht selten als Amazonen auf.

Die freigelassenen Skythinnen hatten unterdessen wohl ihr nomadisches Leben wiederaufgenommen und ihre Lebensweise an die nächste Generation weitergegeben – eine Lebensweise, die nicht erst entstanden war, als die Griechen um 1000 v. Chr. mit ihr in Berührung gekommen waren, und die auch nach dem Untergang des Römischen Reichs weiter existierte. Vom Kaukasus bis nach China und Sibirien hielten sich einige Sitten der Skythen bis in die frühe Neuzeit, teils bis in die Moderne. Frühe Ethnografen beobachteten bei der weiblichen Landbevölkerung des Balkans Tätowierungen, die aussahen wie jene der Kriegerinnen auf antiken Vasenmalereien.

Noch im 17. Jahrhundert berichteten europäische Reisende von Angriffen durch männliche und weibliche Stammeskrieger im Kaukasus. Und selbst im 18. und 19. Jahrhundert beschrieben Ethnografen die Lebensweise der Steppenvölker als Fortsetzung uralter Gewohnheiten: Die Nachkommen der alten Skythen züchteten Pferde, besuchten Stammesfeste, erzählten Geschichten, trieben Handel, jagten, lieferten sich auch Scharmützel und gingen sogar auf Raubzüge. Ihre Barden rezitierten Überlieferungen aus alter Zeit, die stark an Herodots Berichte erinnerten.

Bis zum heutigen Tag haben sich bei vielen Nomaden – kirgisischen, kasachischen, aserbaidschanischen oder turkmenischen – Traditionen gehalten, die an die Beobachtungen der antiken Gelehrten erinnern: Männer und Frauen, Jungen und Mädchen messen sich im Reiten und Bogenschießen – und hören von den Heldentaten längst vergangener Tage.

Das Parthenon in Athen

Siegesdenkmal der Demokratie

Nach der Verwüstung Athens durch die Perser dienten die Trümmer auf der Akropolis lange Zeit als Mahnmal. Als die persische Gefahr gebannt war, ließ Perikles einen neuen Tempel errichten, der alle Welt zum Staunen bringen sollte: das Parthenon.

Im Jahr 480 v. Chr. glich Athen einer Geisterstadt. Die Volksversammlung hatte beschlossen, vor dem Anmarsch der Armee des persischen Königs Xerxes I. (486–465 v. Chr.) die Stadt zu räumen. Männer, Frauen und Kinder waren evakuiert und auf die Insel Salamis gebracht worden. Die Kommandeure Athens vertrauten auf die Macht ihrer Flotte. Doch ganz entvölkert war Athen nicht. Wer nicht hatte gehen wollen, suchte gemeinsam mit Schatzmeistern, Priesterinnen und einigen todesmutigen Verteidigern Schutz hinter den Mauern der Festung Athens: der Akropolis. Hier schlug das Herz der Stadt. Hier standen nicht nur die Tempel, hier wussten die Athener sich am Ursprung ihrer Geschichte. Von dort oben konnten sie beobachten, wie sich das gewaltige persische Heer der Stadt näherte, sie in Besitz nahm, plünderte und brandschatzte. Das Symbol ihrer Demokratie – die bronzenen Statuen der Tyrannenmörder – wurde abmontiert.

Auch die Tempel der Akropolis werden von den Persern in Schutt und Asche gelegt

Dann begann der Sturm auf die Akropolis. Und obwohl die Verteidiger in arge Bedrängnis gerieten, hätten sie wohl noch eine Weile durchgehalten, wäre es persischen Elitesoldaten nicht gelungen, unbemerkt die steilen Felswände zu erklimmen. Als die Perser auf den Mauern waren, gab es keine Hoffnung mehr. Viele athenische Verteidiger stürzten sich in den Tod. Andere flohen in die Tempel. Doch die Eroberer folgten ihnen und töteten alle. Xerxes hatte gesiegt. Nun befahl er seinen Soldaten, die Bauten auf der Akropolis zu zerstören.

Die Akropolis war bereits seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. Sitz einer Burg. Heute prägt die Ruine des Parthenons die Silhouette des Bergrückens.

Von der Insel Salamis aus sahen die Athener voller Entsetzen dicke Rauchsäulen gen Himmel steigen. Unter ihnen war auch der etwa 15-jährige Perikles (zwischen 495 und 490–429 v. Chr.). Aus ihm sollte später ein mächtiger Politiker werden. Doch in diesen Tagen lag sein Schicksal – wie das aller Athener – in der Hand der Flottenkommandeure. Und die Flotte sollte die Hoffnungen nicht enttäuschen. In der Seeschlacht vor Salamis im September 480 v. Chr. wurden die Perser vernichtend geschlagen. Das Kriegsglück hatte sich gewendet. Die Feldschlacht bei Plataiai ein Jahr später vollendete den Sieg.

Die Athener kehrten in ihre Stadt zurück, bauten ihre Häuser wieder auf und dankten den Göttern. Aber die Akropolis blieb eine Ruine. Ihre Trümmer sollten als Mahnmal dienen. Jahrzehntelang wurde nichts auf der Akropolis gebaut. In dieser Zeit wurden die Helden des Perserkriegs alt. An ihre Stelle traten jene, für die Athens Zerstörung eine traumatische Jugenderinnerung war – unter ihnen Perikles, der nun nicht nur zur wichtigsten politischen Gestalt Athens aufstieg, sondern der auch daranging, die Akropolis wieder zu einem Symbol athenischer Größe zu machen.

Als ein Bündnis von 150 bis 170 griechischen Städten (später Attischer Seebund genannt) den Persern 449 v. Chr. einen Frieden abrang, der jedwede persische Präsenz aus der gesamten Ägäis verbannte, war Perikles bereits zum mächtigsten Mann Athens geworden. Dem begnadeten Redner gelang das Kunststück, die Basis der Demokratie zu verbreitern, sie allen Bürgern Athens (den freien Männern der Polis) gleichermaßen zugänglich zu machen und dabei stets an der Spitze der Gesellschaft zu bleiben. Während fast alle Ämter per Los bestimmt wurden, wählten die Athener Perikles 15 Jahre in Folge in das letzte einflussreiche Wahlamt – das des Strategen.

Die Akropolis neu zu bebauen, war sein schon lang gefasster Plan. Nach dem entscheidenden diplomatischen Sieg über die Perser machte er sich daran, ihn in die Tat umzusetzen. Enorme Summen, die bislang zur kriegerischen Auseinandersetzung mit den Persern bereitgestanden hatten, sollten nun für Tempel und Statuen ausgegeben werden. Anstelle des alten Tors sollten Propyläen, ein repräsentativer Torbau, errichtet werden, und auf dem Plateau sollten zwei große Tempel entstehen – gefertigt aus dem weißen Marmor des Berges Pentelikon in der Nähe Athens.

In der Volksversammlung gab es sofort Kritik. Perikles wurde vorgeworfen, er wolle öffentliche Gelder verschleudern. Daraufhin verkündete er, er wolle seine Pläne notfalls auf eigene Kosten verwirklichen. Dann werde er den Tempeln die Inschrift „Perikles hat dies gebaut“ einmeißeln lassen. Die Fähigkeit des großen Redners, Mehrheiten hinter sich zu versammeln, verfehlte auch diesmal ihre Wirkung nicht. Die Mitglieder der Volksversammlung unterstützten das Vorhaben mehrheitlich und stimmten dem geforderten Budget zu.

Das Geld kam nicht nur aus Athen, sondern auch von den Mitgliedern des Attischen Seebunds. Perikles hatte bereits 454/453 v. Chr. dafür gesorgt, dass die gemeinsame Kasse von Delos nach Athen verlegt wurde. Und je mehr aus der Allianz gleicher Partner ein athenisches Reich mit tributpflichtigen Untertanen wurde, desto mehr wurde der Schatz von den Athenern als ihr Eigentum angesehen.

Die Tempelbauten werden zum Konjunkturprojekt