Wasser - Die Elemente der Magie 3 - Michelle Madow - E-Book

Wasser - Die Elemente der Magie 3 E-Book

Michelle Madow

5,0

Beschreibung

Die Elemente der Magie – fünf magische Schüler kämpfen gegen eine uralte Bedrohung. Die USA Today Besteller Serie jetzt endlich auf Deutsch! "Ein Muss!" – USA Today Inhalt: Scheinbar bin ich eine Halbgöttin – und ich kann mit einer Berührung töten. Doch wenn dieses Geheimnis auffliegt, werde ich für immer eingesperrt. Also muss ich mich verstellen – selbst vor denen, die mir am nächsten stehen. Gar nicht so leicht, wenn ich mit meinen vier Freunden nach Griechenland geschickt werde, um die Titanen daran zu hindern, aus der Unterwelt auszubrechen. Uns stehen Proben bevor, die wir vielleicht nicht alle überleben werden. Und Entscheidungen, die unsere Gruppe zu entzweien drohen. Wie lange wird es dauern, bis ich gezwungen bin, meine dunkle Gabe vor den anderen einzusetzen? Werden meine Freunde mich verraten? Und wird sich Blake von mir abwenden, wenn er die Wahrheit erfährt? Denn Blake hält mich für eine Heilerin mit einem Herzen aus Gold. Wenn er nur wüsste … Entdecken Sie jetzt, warum Leser auf der ganzen Welt für Die Elemente der Magie schwärmen!

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WASSER

Die Elemente der Magie – Buch III

von Michelle Madow

Zuerst 2016 erschienen unter dem Titel The Head of Medusa (The Elementals Book III).

Titel: Wasser (Die Elemente der Magie Buch 3)

Autor: Michelle Madow

Übersetzung: Julian Kiefer und Jenny-Mai Nuyen

Verlag: verlag von morgen

Cover: Damonza

Deutsche Erstveröffentlichung: Berlin 2021

ISBN: 978-3-948684-51-8

© 2021 verlag von morgen, Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

INHALTSVERZEICHNIS

INHALTSVERZEICHNIS

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREISSIG

KAPITEL EINUNDDREISSIG

KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG

KAPITEL DREIUNDDREISSIG

KAPITEL VIERUNDDREISSIG

KAPITEL FÜNFUNDDREISSIG

KAPITEL SECHSUNDDREISSIG

KAPITEL SIEBENUNDDREISSIG

KAPITEL ACHTUNDDREISSIG

KAPITEL NEUNUNDDREISSIG

KAPITEL VIERZIG

KAPITEL EINUNDVIERZIG

KAPITEL ZWEIUNDVIERZIG

KAPITEL DREIUNDVIERZIG

KAPITEL VIERUNDVIERZIG

KAPITEL FÜNFUNDVIERZIG

KAPITEL SECHSUNDVIERZIG

KAPITEL SIEBENUNDVIERZIG

KAPITEL ACHTUNDVIERZIG

NACHWORT DES VERLAGS

KAPITEL EINS

„W

ie war es, in Georgia aufzuwachsen? Du hast auf einer Farm gelebt – auf einer Pfirsichbaumfarm, nicht wahr?“

Blake saß mir beim Abendessen gegenüber und sah mir dabei zu, wie ich ein Stück Brot in den Fonduetopf tauchte. Ich rührte mit dem Brot durch den geschmolzenen Käse und konnte mir ein Kichern nicht verkneifen, während ich über eine Antwort nachdachte.

„Was?“ Er beugte sich vor, fast ein wenig besorgt. „Es war doch eine Pfirsichbaumfarm, oder?“

„Ja, das stimmt.“ Ich nickte. „Aber das ist nicht der Grund, warum ich gelacht habe.“

„Hm.“ Er tauchte eine Karotte in den Käse, steckte sie in den Mund und kaute nachdenklich. Einige Sekunden verstrichen, dann sagte er: „Na gut, da du dein Geheimnis offensichtlich nicht teilen willst, muss ich wohl nachfragen – was ist so lustig?“

„Das hier.“ Ich sah mich im schicken Fondue-Restaurant um, in dem die Leute aßen und sich unterhielten, als ob sie sich um nichts in der Welt kümmern müssten. „Wir. Wie wir versuchen, so zu tun, als wären wir normal. So wie die anderen hier.“

„Ich dachte, das wäre der Sinn von diesem ersten offiziellen Date?“, fragte er. „Dass wir wie ein normales Paar zusammen ausgehen.“

Ich lächelte, als er es sagte – ein Paar. Nach all den Verrücktheiten der letzten Monate, seit ich nach Kinsley gezogen war und entdeckt hatte, dass ich eine Halbgöttin war, waren Blake und ich endlich offiziell ein Paar. Bis vor kurzem hätte ich nicht für möglich gehalten, dass es dazu kommen würde. Denn als ich Blake kennengelernt hatte, war er vergeben gewesen. An Danielle. Ihre Beziehung hatte zwar in Scherben gelegen, aber sie waren trotzdem noch zusammen gewesen.

Er hatte sich schließlich von ihr getrennt, aber in der Zwischenzeit waren Blake, Danielle, Kate, Chris und ich von den Göttern mit Kräften über die Elemente ausgestattet worden. Wie Darius – der Älteste von Kinsley und der Lehrer für junge Hexen in der Stadt – uns erklärt hatte, waren wir für eine besondere Aufgabe auserwählt worden: Wir fünf sollten die Titanen daran hindern, aus der Gefängniswelt Kerberos, in die sie vor Tausenden von Jahren gesperrt worden waren, auszubrechen. Das Einzige, was die Titanen zurückhielt, war ein versiegeltes Portal zwischen der Erde und dem Kerberos, aber dieses Portal war so schwach geworden, dass sich einige weniger mächtige Monster bereits hindurchgeschlichen hatten.

Unsere Mission war es, diese Monster zu vernichten, bevor sie jemandem in unserer Welt Schaden zufügten. Und wir mussten das Portal versiegeln, bevor es sich zur Sommersonnenwende vollständig öffnen würde. Wir waren uns immer noch nicht sicher, wie wir das machen sollten, aber neben dem täglichen Training forschten wir nach Antworten.

Wir hatten eine Menge um die Ohren. Nachdem Blake und Danielle sich getrennt hatten, hatte ich ihn als Tabu betrachtet. Wir hatten uns auf unsere Mission konzentrieren müssen, und irgendein persönliches Drama zwischen uns dreien hätte uns alle in große Gefahr bringen können.

Aber es hatte noch einen weiteren Grund gegeben, warum ich gezögert hatte, mich auf Blake einzulassen. Kurz nachdem wir unsere Elementarkräfte erhalten hatten, war mir klar geworden, dass ich mit meinen magischen Fähigkeiten nicht nur heilen konnte. Ich hatte auch die Fähigkeit, durch eine Berührung zu töten. Aber um zu töten, musste ich schwarze Energie herbeirufen, was nach dem Hexengesetz streng verboten war. Hexen, die mit schwarzer Energie erwischt wurden, konnten ihre Kräfte entzogen werden. Oder noch schlimmer – sie konnten hingerichtet werden.

Aus Angst hatte ich niemandem von der dunklen Seite meiner Fähigkeiten erzählt. Nicht einmal Blake. Und da es unmöglich war, ihm nahe zu kommen, ohne ihm die Wahrheit über meine Kräfte zu verraten, hatte ich mich ferngehalten.

Doch letzten Monat hatten wir festgestellt, dass die Monster, die wir getötet hatten, gar nicht wirklich tot waren – sie waren lediglich in den Kerberos zurückgeschickt worden, von wo sie wieder entkommen konnten. Wir hatten erfahren, dass wir drei Zutaten brauchten, um eine magische Tinktur für unsere Waffen herzustellen, mit der wir die Monster in ein Zwischenreich schicken konnten, das sie für ein Jahr gefangen halten würde. Die drei Zutaten konnten nur auf den verborgenen, magischen Inseln der griechischen Mythologie gefunden werden, also waren wir fünf nach Griechenland gereist. Blake und ich waren uns auf dieser Reise immer nähergekommen. Nach einem ermutigenden Gespräch mit Danielle, in dem sie mir gesagt hatte, dass sie sich nicht von irgendwelchem Liebesdrama zwischen uns von unserer Mission ablenken lassen würde, hatten Blake und ich schließlich beschlossen, zusammen zu sein.

Und jetzt, zwei Wochen nach unserer Rückkehr, hatten Blake und ich unser erstes offizielles Date als Paar.

In den letzten Tagen hatte ich mich so sehr auf dieses Treffen gefreut. Ich hatte noch nie ein richtiges Date gehabt – noch nie! Dabei hatte ich es mir schon oft vorgestellt. Keine blöden Liebesbriefe auf dem Schulhof, sondern ein richtiges Date für Erwachsene: Er hatte für Samstagabend einen Tisch in einem der schönsten Restaurants der Stadt reserviert und mich mit seinem Wagen abgeholt, und nun aßen wir lecker. In den Filmen hatte es immer so romantisch ausgesehen, wie die Paare sich verliebt in die Augen schauten und sich endlos unterhielten. Darum hatte ich sofort ja gesagt, als Blake mich Anfang der Woche gefragt hatte, ob ich mit ihm ausgehen wollte.

Das Date sollte eigentlich perfekt sein. Aber bis jetzt lief es furchtbar. Um ‚normal‘ zu sein, hatten wir uns darauf geeinigt, nicht über Magie zu sprechen. Aber da die Magie uns schließlich zusammengebracht hatte, suchten wir verzweifelt nach Gesprächsstoff. Es war unangenehm. Und ‚unangenehm‘ war absolut nicht die Art, wie ich unser erstes Date haben wollte.

„Ich habe gelacht, weil sich mein Leben in Georgia nicht mehr so anfühlt, als wäre es mein Leben gewesen“, sagte ich schließlich. „Ich habe mich so verändert, seit ich hierher gezogen bin. Seit ich weiß, was ich bin. Jetzt habe ich endlich das Gefühl, dass mein Leben einen echten Sinn hat. Das hatte ich vorher nie. Deshalb ist es albern, so zu tun, als wären wir ein ‚normales‘ Paar.“

Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und lehnte sich nach vorne, sein Blick hielt meinen fest. Seine warmen, braunen Augen waren mir so vertraut geworden, dass ich die Anordnung jedes einzelnen goldenen Flecks in ihnen kannte. „Heißt das, du bist bereit, mit dem ganzen Smalltalk aufzuhören?“, fragte er. „Denn das bin ich definitiv.“

„Ja“, sagte ich, ohne zweimal darüber nachzudenken. „Unsere Magie, unsere Fähigkeiten, unsere Abenteuer – ich hasse es, so zu tun, als gäbe es all das nicht. Es fühlt sich an, als stünde eine Mauer zwischen uns. Außerdem, warum sollten wir versuchen, normal zu sein? Normal ist langweilig.“

„Gut“, sagte er und hielt seine Hand über den Fonduetopf. „Denn dieser Käse wird langsam kalt, und ich kenne einen Weg, ihn wieder aufzuwärmen.“

Sekunden später brodelte der Käse, und frische Dampfschwaden stiegen von ihm zur Decke auf. Ich tauchte ein weiteres Stück Brot hinein und stellte erfreut fest, dass er nun die perfekte Temperatur hatte.

„Wie hast du das gemacht?“, fragte ich, nachdem ich fertig gekaut hatte. „Ich dachte, diese Töpfe funktionieren mit Strom.“

Keiner von uns konnte sein Element aus dem Nichts erschaffen. Wir konnten es nur manipulieren. Chris, Danielle und ich hatten Glück, denn unsere Elemente umgaben uns ständig. Für Danielle war es etwas schwieriger, denn wenn sie nicht in der Nähe von flüssigem Wasser war, musste sie das Wasser aus der Luft ziehen, aber darin war sie mittlerweile ziemlich gut geworden. Kate musste in der Nähe der Erde sein, um ihre Fähigkeit zu nutzen – auf dem Meer war sie machtlos. Und Blake trug immer sein Feuerzeug bei sich. Dank der Elektrizität waren die Menschen nur noch selten auf echtes Feuer angewiesen.

„Auch in Strom steckt ein Funken Feuer“, sagte er. „Um Feuer zu kontrollieren, brauche ich nicht mehr als einen Funken.“

„Aber ich dachte, es sei mit Strom zu schwierig, ohne einen Kurzschluss oder eine Explosion zu verursachen?“

„Ich habe geübt.“ Er grinste. „Bist du beeindruckt?“

„Sehr.“ Ich lehnte mich vor und fühlte mich so aufgekratzt wie an diesem ganzen Abend noch nicht. „Du hast es sogar geschafft, ohne die Heizplatte zu sehen.“

Es war erstaunlich, wie weit wir bei der Nutzung unserer Kräfte gekommen waren. Meine Fähigkeit war einzigartig, weil sie mir Macht über den Geist verlieh – und Geist war nichts, was man sehen konnte –, aber die anderen konnten jeweils ein physisches Element kontrollieren. Blake das Feuer, Danielle das Wasser, Kate die Erde und Chris die Luft. Bis vor kurzem hatten wir gedacht, sie müssten ihr Element sehen, um es nutzen zu können. Aber in Griechenland hatten wir auf Leben und Tod gegen die Hydra gekämpft, und Kate hatte Baumwurzeln in die Höhle wachsen lassen, obwohl sie die Bäume nicht hatte sehen können. Seitdem wussten wir, dass es mit genügend Konzentration möglich war, die Elemente zu kontrollieren, ohne sie zu sehen.

„Verbraucht das mehr von deiner Energie?“, fragte ich.

„Ja, das tut es.“ Er nickte. „Aber ein aufgewärmter Käse wird mir wohl kaum die ganze Energie rauben.“

„Du wolltest also nur ein wenig angeben?“, stichelte ich.

„Natürlich“, sagte er. „Schließlich habe ich ein heißes Date, das ich beeindrucken muss.“

Seine Worte ließen mich erröten, und ich fuhr mit meinen Fingern über den Sonnenanhänger an meiner Halskette. Der Anhänger war mir von Apollo, meinem Vater, geschickt worden. Ja, dieser Apollo, der olympische Gott. Aber auch wenn mein Vater ein Gott war, meine Mutter war immer noch ein Mensch … was mich zueiner Mischung aus beidem machte.

Ich war die einzige Halbgöttin in unserer fünfköpfigen Gruppe. Die anderen waren entferntere Nachkommen der Götter, so wie die meisten Hexen. Echte Halbgötter waren selten. Ich hatte nur zwei andere getroffen, Ethan und Rachael, die Zwillingskinder von Zeus. Wir hatten sie in Griechenland kennengelernt, wo wir sie aus dem Land der Lotusfresser gerettet hatten. Zum Dank hatten sie uns bei der restlichen Mission begleitet. Aber Rachael war beim Kampf mit der Hydra ums Leben gekommen. Als ich sie hatte heilen wollen, war es bereits zu spät gewesen. Meine Heilfähigkeiten reichten nicht aus, um Tote auferstehen zu lassen.

Ethan hatte mir anfangs die Schuld gegeben. Aber am nächsten Morgen hatte er mir verziehen – oder es zumindest behauptet. Seit er zurück zu seiner Mutter nach Australien gegangen war, hatte keiner von uns etwas von ihm gehört.

Ich wollte ihn kontaktieren – schließlich war er der einzige andere Halbgott, den ich kannte –, aber ich hatte Angst, dass er nach dem Tod seiner Schwester nichts mehr von mir hören wollte. Also hielt ich mich zurück. Dabei gab es so viel, was ich ihn fragen wollte. Denn im Gegensatz zu mir hatte er seinen Vater kennengelernt. Wir alle hatten seinen Vater kennengelernt, als Zeus auf unserer Jacht in Griechenland erschienen war, um uns bei unserer Mission zu helfen. Sicher, Zeus hatte Ethan und Rachael nicht großgezogen, aber wenigstens hatte er sich beiden vorgestellt.

Was hatte ich getan, dass mein Vater nichts mit mir zu tun haben wollte?

Blake beobachtete, wie ich mit meiner Halskette spielte, und sein Blick wurde ernster. „Hast du noch einmal versucht, deinen Vater zu kontaktieren?“, fragte er. Seine Stimme war sanfter als zuvor, als hätte er Angst, dass mich das Thema verunsichern könnte.

„Ja.“ Ich zog meine Hand von der Halskette weg, und der Anhänger fiel auf meine Brust zurück. „Ich versuche es jeden Abend, bevor ich ins Bett gehe. Es passiert nie etwas. Wahrscheinlich sollte ich es einfach aufgeben … aber ich kann mich nicht dazu durchringen. Denn was, wenn die Nacht, in der ich aufgebe, genau die Nacht ist, in der er mir geantwortet hätte?“ Ich seufzte.

Blake runzelte die Stirn und nahm meine Hand, um mich daran zu hindern, wieder nach dem Anhänger zu greifen. „Du darfst nicht vergessen, dass die Götter beschäftigt sind“, sagte er. „Vor allem jetzt, wo das Portal zum Kerberos schwächer wird. Als Ethan und Rachael mit ihren Anhängern Zeus gerufen haben, brauchten wirseine Hilfe. Vielleicht ist Apollo noch nicht gekommen, weil du so stark bist, dass du ihn nicht brauchst.“

„Danke.“ Ich lächelte, obwohl es sich gezwungen anfühlte. „Du hast es irgendwie geschafft, das in ein Kompliment zu verwandeln.“

„Nun, aber es ist wahr“, sagte er.

„Vielleicht.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ein Teil von mir hofft, dass Apollo in einem olympischen Göttergefängnis festsitzt und dass er mich sehen will, aber nicht kann. Zumindest wäre das ein guter Grund. Aber er hat es immerhin geschafft, mir diesen Anhänger zu schicken – und den Brief, in dem er uns gesagt hat, wie wir das Buch der Schatten benutzen können. Also kann das nicht sein. Er ignoriert mich wirklich einfach.“

„Oder er vertraut darauf, dass du auf dich selbst aufpassen kannst“, sagte Blake mit unerschütterlichem Blick. „Du bist stark, und du hast eine Menge Leute auf deiner Seite – mich, Kate, Chris, Darius und sogar Danielle. Du brauchst Apollo nicht. Denn du hast uns.“

„Ich weiß“, sagte ich. „Aber ich würde ihn trotzdem gern kennenlernen. Deshalb kann ich nicht aufhören, es zu versuchen, auch wenn eshoffnungslos erscheint.“

„Es sind erst ein paar Wochen vergangen“, sagte Blake. „Götter sehen die Zeit nicht so wie wir. Sie sind unsterblich, also müssen sich ein paar Wochen für sie wie nichts anfühlen. Er wird irgendwann kommen. Er hätte dir den Anhänger nicht gegeben, wenn er nicht wollen würde, dass du ihn benutzt.“

„Stimmt wohl“, sagte ich. „Es wäre nur einfach schön, ein Familienmitglied zu haben, mit dem ich über alles reden kann.“

„Du hast immer noch mich“, sagte er. „Und die anderen auch.“

„Ich weiß.“ Ich lächelte, diesmal fiel es mir leicht. „Ihr versteht von all dem mehr, als meine Familie es jemals könnte.“

Er strich mit seinen Fingern noch einmal über meine Hand, bevor er nach einem weiteren Stück Brot griff. Wir aßen das Käsefondue in gemütlichem Schweigen auf und genossen jeden köstlichen Bissen. Ich konnte spüren, dass Blake über etwas Wichtiges nachdachte – er hatte diesen entrückten Blick, als ob er überlegte, wie er seine Gedanken in Worte fassen sollte.

Aber ich wusste, dass ich bei so etwas nicht zu neugierig sein durfte. Er würde seine Gedanken mitteilen, sobald er sie in seinem Kopf geordnet hatte. In der Zwischenzeit war ich glücklich und freute mich über das Essen. Meine Mutter kochte nicht, also war ein Essen auswärts immer ein Vergnügen.

„Hast du daran gedacht, deiner Familie die Wahrheit zu sagen?“, fragte Blake, nachdem die Kellnerin den Tisch abgeräumt hatte.

Bei seiner Frage rutschte mir das Herz in die Hose. Ich hatte gehofft, er würde etwas anderes sagen … vielleicht etwas über seine Gefühle für mich. Blake ging nicht immer offen mit seinen Gefühlen um – in dieser Hinsicht ähnelten wir einander.

Aber wir wussten, dass wir einander gern hatten. Ich hatte mich noch nie für jemandenso sehr interessiert wie für Blake. Als ich ihn das erste Mal getroffen hatte, war ich einfach hin und weg gewesen – ich fand ihn attraktiv, und es war aufregend zu wissen, dass er dasselbe empfand. Als wir in Griechenland gewesen waren, hatten wir einander bei unzähligen Gelegenheiten das Leben gerettet. Blakes Gefühle für mich waren stark genug gewesen, um ihn aus dem Dunstkreis der hypnotisierenden Lotusfrucht herauszuholen, damit wir von der Insel fliehen konnten. In dem Moment, in dem er mir erzählt hatte, wie er meinetwegen wieder zu sich gekommen war, hatte ich gewusst, dass ich mich in ihn verliebt hatte und dass es kein Zurück mehr geben würde.

„Nicole?“, fragte er. „Ist alles in Ordnung?“

„Ja.“ Ich lächelte ihn an und versuchte, die Enttäuschung zu verdrängen. Es war zu viel von ihm zu erwarten, dass er mir hier, in einem Restaurant, umgeben von Fremden, seine Gefühle mitteilen würde.

Wahrscheinlich sollte ich überhaupt nichts erwarten. Was wusste ich schließlich schon von Liebe? Mein erster Kuss war mit Blake gewesen, und jetzt war er mein erster Freund. Ja, wir hatten viel mehr durchgemacht als andere Teenager in unserem Alter, und wir waren mächtiger als alle Hexen der Geschichte, aber das machte mich nicht zu einer Expertin in Sachen Liebe. Ich wusste nicht einmal, was Liebe war, zumindest nicht im romantischen Sinne. Wahrscheinlich war ich etwas voreilig, weil es meine erste Beziehung war.

Aber ich hatte mich auch noch nie um jemanden so sehr gekümmert wie um Blake. Er war schnell zu einem der wichtigsten Menschen in meiner Welt geworden, und ich würde niemals riskieren, ihn zu verlieren. Niemals.

„Ich werde es meiner Familie nicht sagen“, erklärte ich schließlich.

„Warum nicht?“, fragte er.

„Bis zur Sommersonnenwende haben wir das Portal zum Kerberos geschlossen und können wieder ein normales Leben führen“, stellte ich fest – auch wenn keiner von uns wissen konnte, ob das wirklich stimmte. „So wie es jetzt ist, will ich sie nicht beunruhigen. Sie können nichts tun, um mir zu helfen. Es ist besser, wenn sie sich keine Sorgen machen müssen.“

„Vielleicht“, sagte er. „Ich weiß, dass es für mich anders ist, da meine Eltern Hexen sind, aber ich bin froh, dass ich ihnen sagen kann, was wir tun. Wenn nicht alles nach Plan verläuft und ich von einer unserer Missionen nicht zurückkomme, werden sie wenigstens wissen, dass es für einen guten Zweck war.“

„Sag so etwas nicht“, antwortete ich. „Keinem von uns wird etwas passieren. Uns wurden diese Kräfte aus einem bestimmten Grund gegeben – weil die Götter uns dazu bestimmt haben, diese Mission zu erfüllen. Wir werden es alle schaffen. Wir müssen es schaffen.“

Blake blieb stumm, und ich machte mir Sorgen, dass er nicht überzeugt war. „Es hilft natürlich, dass wir dich auf unserer Seite haben“, sagte er schließlich und lächelte mich an. „Unsere Heilerin. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich in der Höhle der Hydra gestorben. Du hast mir das Leben gerettet. Ich glaube nicht, dass ich jemals in Worte fassen kann, wie sehr ich dir danke.“

„Das musst du auch nicht.“ Ich griff nach seiner Hand und drückte sie. „Ich habe dich zuerst in der Höhle gerettet und würde es sofort wieder tun.“

„Selbst wenn du wüsstest, dass Rachael sterben würde?“, fragte er ernst.

„Ja.“ Ich hielt seinem Blick stand, ohne über meine Antwort nachdenken zu müssen. „Ich würde nie riskieren, dass dir etwas zustößt. Niemals.“

„Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass du Rachael anstelle von mir hättest retten sollen“, sagte er. „Das wäre die noble Antwort. Aber ich kann es nicht, denn wenn du sie statt mich gerettet hättest, hätten wir nicht diese Chance, zusammen zu sein. Und ich würde diese Chance um nichts in der Welt aufgeben wollen.“

Sein Blick wich nicht von meinem, und ich spürte, wie mir die Worte auf der Zunge lagen. Ich liebe dich. Ich wollte sie laut aussprechen. Es wäre so einfach, so natürlich.

Doch dann kam die Kellnerin, um uns das Hauptgericht zu servieren, und ich zog erschrocken meine Hand zurück, weil ich so plötzlich aus dem Moment gerissen wurde. Ich musste ein paar Mal blinzeln, um mich wieder zu orientieren. Ich konnte nicht glauben, dass ich kurz davor gewesen war, ein so großes Geständnis zu machen.

Hätte ich es ausgesprochen, wenn die Kellnerin nicht in diesem Moment gekommen wäre? Vielleicht.

Und ich wusste tief in meinem Herzen, dass es die Wahrheit gewesen wäre.

KAPITEL ZWEI

B

lake und ich machten uns gerade an den Nachtisch – Schokoladenfondue –, als unsere Handys beide mit einer Nachricht aufleuchteten.

NOTFALL – Ich brauche euch alle bei mir zu Hause. SO SCHNELL WIE MÖGLICH.

Sie war von Darius, und er hatte sie an alle in unserer Gruppe geschickt – Blake, Chris, Kate, Danielle und mich. Das konnte nur eines bedeuten.

„Ich schätze, ein weiteres Monster ist aus dem Kerberos entkommen“, sagte Blake.

„Wahrscheinlich.“ Ich zog eine Erdbeere durch die geschmolzene Schokolade und sah sie traurig an. „Aber das hier sieht so gut aus. Hätte Darius nicht warten können, bis wir mit dem Dessert fertig sind?“

„Offenbar nicht.“ Ein schelmisches Funkeln ging durch seine Augen, und er beugte sich über den Tisch und sah mich herausfordernd an. „Wie schnell kannst du essen?“

„Ich bin mir nicht sicher.“ Ich hob eine Augenbraue, denn ich konnte mir gut vorstellen, worauf er hinauswollte. „Warum?“

„Weil wir gleich ein Wettrennen machen werden.“ Er teilte alle Stücke auf dem Dessertteller in zwei Hälften – ein Assortiment von Erdbeeren, Bananen, mundgerechten Brownies, Biskuithappen und Marshmallows. „Mal sehen, wer schneller fertig ist.“ Er hielt seine Gabel hoch, und ich tat es ihm gleich und nickte. „Eins … zwei … drei!“

Bevor er drei sagen konnte, hatte ich schon die Erdbeere in meinen Mund gesteckt und den Brownie aufgespießt, um ihn in die Schokolade zu tunken. Ich aß so schnell, dass ich kaum Zeit hatte, es zu genießen. Ich schaufelte mehr und mehr in mich hinein, bis der größte Teil meiner Seite weg war. Ich hatte noch nie so schnell gegessen, aber irgendwie schaffte es Blake trotzdem, mich zu schlagen.

Er kaute zu Ende und ließ die Gabel auf den Tisch fallen. „Fertig“, verkündete er, lehnte sich zurück und verschränkte siegessicher die Arme.

Ich zwang mich, die letzten Bissen Biskuit hinunterzuschlingen, obwohl ich Sorge hatte, ich könnte explodieren. Aber ich musste aufessen, um nicht völlig besiegt zu sein.

„Danke, dass du mich nicht hast gewinnen lassen“, sagte ich, als ich fertig war, und nahm ein paar Schlucke von meinem Wasser, um das ganze Essen hinunterzuspülen.

„Ist das Sarkasmus, was ich da höre?“, fragte er grinsend.

„Nein.“ Ich lächelte und schüttelte den Kopf. „Ich meine es ernst. Ich hasse es, wenn man mich gewinnen lässt. Wenn ich gewinne, dann, weil ich es verdient habe.“

„Genau deshalb habe ich dich nicht gewinnen lassen“, sagte er. „Du magst Wettbewerb. Das weiß ich. Und zum Glück für mich bist du eine echte Herausforderung. Ich würde nichts anderes von meiner Freundin erwarten.“

Ich lächelte. Seine Freundin. Es gefiel mir, wie sich das anhörte.

„Was?“, fragte er, als würde ihn mein Schweigen beunruhigen.

„Nichts“, sagte ich. „Es ist nur … ich war noch nie jemandes Freundin. Es ist schön, wenn du mich so nennst.“

„Dann werde ich daran denken, es öfter zu sagen.“ Er unterschrieb die Rechnung für unser Essen, stand auf und reichte mir die Hand. Ich ergriff sie und erlaubte ihm, mir auf die Beine zu helfen. Als wir uns fast auf Augenhöhe befanden, beugte er sich vor und küsste mich, wobei er den Kuss etwas länger andauern ließ, als es in der Öffentlichkeit üblich war. Es war, als wollte er der Welt verkünden, dass wir zusammen waren. Dass ich ihm gehörte, und dass alle anderen das wissen sollten.

„Bist du jetzt bereit zu gehen?“, fragte er, als er sich von ihr entfernt hatte.

Mein Herz flatterte immer noch. Ich konnte nur nicken.

Er lächelte, offensichtlich amüsiert darüber, wie groß seine Wirkung auf mich war. „Gut“, sagte er, nahm meine Hand und führte mich aus dem Restaurant. „Denn meine Freundin und ich müssen ein paar Monster erschlagen.“

KAPITEL DREI

„W

ölfe“, wiederholte Kate zum dritten Mal, seit Darius uns gesagt hatte, womit wir es zu tun hatten. „Auf dem Friedhof. Das klingt wie aus einer Fernsehserie.“

„Pass nur auf, dass du nicht gebissen wirst“, neckte Chris vom Rücksitz des Wagens aus. „Wir wollen ja nicht, dass du dich in einen Werwolf verwandelst.“

„Werwölfe gibt es nicht“, sagte Kate und verdrehte die Augen. „Aber die Legenden über sie gehen auf die Geschichte von Lykaon zurück. Er war ein König in der Antike. Um zu testen, wie mächtig Zeus war, kochte er seinen eigenen Sohn und servierte ihn Zeus zum Abendessen. Aber Zeus wusste, was er getan hatte, und zur Strafe verwandelte er Lykaon und alle seine Nachkommen in Wölfe. Es ist kein Wunder, dass die Wölfe im Zweiten Aufstand gegen die Olympier kämpften. Sie geben Zeus die Schuld dafür, dass sie so sind, wie sie sind.“

„Das weißt du alles aus dem Stegreif?“, fragte Danielle.

„Schön wär’s“, sagte Kate und hielt ihr Telefon hoch. „Aber nein. Ich habe es gerade auf Wikipedia nachgeschlagen.“

Nach dem Restaurant waren Blake und ich direkt zu Darius’ Haus geeilt – und als Letzte angekommen. Darius hatte erklärt, dass die Hexen im Patrouillendienst ein Rudel Wölfe gemeldet hatten, das aus dem Kerberos entkommen war. Die Wölfe waren über die Straße zum Friedhof gerannt, wo die Hexen einen Schutzzauber hatten beschwören konnten, der sie innerhalb des Zauns gefangen hielt. Aber der Zauber würde nicht ewig halten, und er würde die Menschen nicht davon abhalten, den Friedhof zu betreten, also mussten wir uns um die Wölfe kümmern, bevor ein ahnungsloser Spaziergänger als Abendessen endete.

Nachdem Darius uns alles berichtet hatte, waren wir mit unseren Waffen in den Van geklettert. Blake fuhr, da wir uns alle einig waren, dass Darius nicht mitkommen sollte. Darius war nicht annähernd so stark wie wir, und wir wollten nicht riskieren, dass er verletzt wurde.

Es dauerte nicht lange, bis wir den Friedhof erreichten. Dort angekommen sprangen wir aus dem Wagen, schnappten uns unsere Waffen und machten eine der patrouillierenden Hexen ausfindig. Es war ein Mann, älter als wir, aber immer noch jung, wahrscheinlich Mitte zwanzig.

„Eine Gruppe von Mittelschülern hat versucht, hier reinzukommen und wer weiß was zu machen, aber ich habe sie verscheucht“, sagte er uns. „Der Friedhof wird nicht lange leer bleiben. Diese Wölfe müssen noch vor dem Morgengrauen erledigt werden.“

„Das wird kein Problem sein“, sagte Blake und trat vor. „Wir haben das im Griff.“

Der Mann hob die Augenbrauen. „Bist du dir da sicher?“, fragte er. „Ihr seht alle aus, als wärt ihr noch auf der Highschool.“

Blake antwortete nicht, sondern zündete sein Feuerzeug an, erschuf drei Feuerbälle und ließ sie in einen nahen Baum fliegen. Der Mann starrte mit offenem Mund auf die Flammen.

Dann schoss ein Wasserstrahl auf den Baum zu und löschte die Flammen in Sekundenschnelle.

„Wirklich, Blake?“ Danielle verschränkte die Arme und starrte ihn anklagend an.

„Was?“, fragte er mit unschuldigem Gesichtsausdruck.

„Das war völlig unnötig“, sagte sie und deutete auf den Baum. „Du hast Energie verschwendet, die du vielleicht für den Kampf gegen die Wölfe brauchst, und jetzt ist auch noch der alte Baum beschädigt.“

„Ich habe unserem neuen Freund hier nur gezeigt, wozu wir in der Lage sind“, sagte er. „Außerdem kann Kate den Baum reparieren. Oder, Kate?“

„Glaub mir, das werde ich“, sagte sie. „Nachdem wir uns um die Wölfe gekümmert haben.“

In der Nähe erscholl ein Heulen. Es stammte unverkennbar von einem Wolf. Ein Geräusch wie dieses gehörte in die Berge von Montana, nicht in unsere Stadt am Rande von Boston.

„Kommt schon.“ Ich drehte mich in Richtung des Geräuschs um und griff nach meinem Bogen. „Es kam aus dieser Richtung.“

„Es gibt fünf von ihnen, richtig?“, fragte Chris die Patrouille.

„Ja“, sagte er. „Nach dem, was wir bisher von ihrem Verhalten gesehen haben, bleiben sie bei ihrem Rudel. Es gibt keine einsamen Wölfe in dieser Gruppe.“ Er schaute noch einmal in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und musterte uns erneut. „Seid ihr sicher, dass ihr das hinbekommt? Ihr wollt keine Hilfe?“

„Vertrau mir, wir schaffen das schon“, sagte ich ihm. „Diese Wölfe sind nichts im Vergleich zu den Monstern, die wir schon getötet haben. Es wird am einfachsten sein, wenn du uns das einfach machen lässt.“

Er blickte wieder auf den Baum, aus dessen Krone immer noch Rauch aufstieg. Der Geruch von verbranntem Laub lag in der Luft. „Wie ihr wollt“, sagte er schließlich und wies uns an, durch das Tor zu gehen. „Wenn ihr Unterstützung braucht, ich bin hier.“

Ich nickte ihm zu, und wir marschierten zu fünft in Richtung der Stelle, von der das Heulen gekommen war.

Bereit zum Kampf.

KAPITEL VIER

D

ie Wölfe hatten sich vor der Zeus-Statue versammelt – ein nachgebautes Denkmal in der Mitte des Friedhofs, das vor über hundert Jahren errichtet worden war, um die Götter zu ehren. Da die Statue derzeit repariert wurde, war sie von Gerüsten umgeben. Den Menschen in der Stadt zufolge war die Statue von einem Blitz getroffen worden, der so heftig gewesen war, dass er den steinernen Adler zerstört hatte, den Zeus eigentlich in der Hand halten sollte. Niemand wusste, wohin der Adler verschwunden war – einige der abergläubischeren Leute vermuteten, dass der Gott ihn selbst verbrannt hatte.

Wir waren die Einzigen, die wussten, was wirklich geschehen war: Der Adler war Teil einer Schnitzeljagd gewesen, die die Götter für uns veranstaltet hatten. Wir hatten den Adler von der Statue entfernen müssen, um den darin versteckten Hinweis zu bekommen. Nun stand er in unserem Trainingszentrum in Darius’ Keller.

Damals war es friedlich um die Statue gewesen. Jetzt bildeten wir einen Halbkreis um die Wölfe, drängten sie gegen die Statue und ließen ihnen keinen Platz zum Fliehen. Sie knurrten feindselig, ihre leuchtend gelben Augen starrten uns herausfordernd an. Sie zogen die Lefzen hoch und entblößten ihre Zähne, die im Mondlicht weiß schimmerten. Aber ich hielt ihren Blicken stand und wich nicht zurück. Wenn sie dachten, sie könnten uns einschüchtern, wussten sie nicht, mit wem sie es zu tun hatten.

Sie mussten es hassen, in die Ecke gedrängt zu werden, denn der vorderste Wolf – der größte und offenbar der Anführer – fletschte die Zähne, nahm Anlauf und stürmte auf uns zu.

Er kam keine fünf Meter weit, bevor einer meiner Pfeile sein Herz durchbohrte.

„Drei Punkte für Nicole!“, rief Chris, als würde er ein Sportspiel moderieren. „Volltreffer!“

Er warf ein Messer hoch nach oben, und ein magischer Luftzug strich an meinem Gesicht vorbei, als er seinen Arm senkte. Die Klinge sauste im Steilflug in das Herz eines anderen Wolfs. „Ha. Diese Welpen machen es uns viel zu leicht“, sagte er lachend.

In diesem Moment stürmten Blake und Danielle auf die verbliebenen drei Wölfe zu und hielten ihre Schwerter vor sich. Wenige Augenblicke später lagen zwei weitere Wölfe am Boden, die Schwertklingen funkelten rot vor Blut.

Chris stemmte seine Faust in die Luft. „Unglaublich! Slam Dunks von Blake und Danielle, und beide punkten!“, rief er, immer noch mit der Stimme eines Sportreporters. Er grinste. „So. Es ist nur noch ein Wolf übrig, und wir sind zu fünft.“ Er rieb seine Hände aneinander und musterte den Wolf. „Er hat keine Chance.“

Der Wolf stimmte ihm wohl zu, denn er drückte sich mit gesenktem Schwanz in eine Ecke. Ich hatte meinen Pfeil gespannt, bereit zu schießen, aber als ich das Tier so sah, musste ich innehalten. Trotz des unnatürlichen gelben Glühens in seinen Augen sah es in diesem Moment harmlos aus. Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass es uns angreifen würde, wenn die Chancen zu seinen Gunsten stünden. Aber ich konnte nicht schießen, wenn es uns nicht angriff. Es fühlte sich zu sehr wie kaltblütiges Töten an.

Danielle hielt das nicht auf. Sie stürzte vor und rammte ihr Schwert in sein Herz. Der Wolf stieß ein letztes Wimmern aus und brach vor ihren Füßen zusammen.

„Danielle holt den letzten Punkt und verhilft dem Team zum Sieg!“, rief Chris und klatschte im Siegesrausch. „Die Wölfe hätten wissen müssen, dass sie den Elementen der Magie nichts entgegenzusetzen haben.“

Innerhalb von Sekunden flackerten alle fünf Wölfe auf und verschwanden, als wären sie nie da gewesen. Sie waren in die Vorhölle geschickt worden, wo sie dank des giftigen Serums, mit dem unsere Waffen beschichtet waren, das nächste Jahr über bleiben würden, bevor sie zurück in den Kerberos kamen.

Danielle wischte das Blut von ihrem Schwert und hielt es in die Luft, wobei sie das Mondlicht bewunderte, das auf dem Metall glitzerte. „War das wirklich so lächerlich einfach, oder werden wir einfach besser?“, fragte sie und steckte das Schwert zurück in die Scheide.

„Ihr werdet besser“, sagte eine unbekannte, weibliche Stimme aus dem Schatten. Die Stimme war sanft, und trotzdem wirkte sie ungewöhnlich klar und stark, so als ob ich ihr Echo in meinem Kopf hören konnte. „Aber das bedeutet nicht, dass ihr euch leisten könnt, eingebildet zu werden. Vor allem in Anbetracht all der Herausforderungen, die noch vor euch liegen.“

Ich drehte mich in Richtung der Stimme, als eine große, geisterhafte Frau auf die Lichtung trat. Ihr schwarzes Abendkleid schmiegte sich um ihre Figur wie dunkle Schatten, der Stoff wogte um sie herum und funkelte mit Sternenlicht. Ihr langes, schwarzes Haar fiel ihr bis zur Taille, und ihre Haut war so blass, dass sie im Licht des Mondes förmlich glühte.

Ich blinzelte ein paar Mal, um mich zu vergewissern, dass ich nicht halluzinierte. Sie war da, aber sie wirkte auch leicht verschwommen, als wäre sie ein Geist oder ein Schemen.

„Wer bist du?“, fragte ich leise, immer noch fasziniert von ihrer übernatürlichen Schönheit.

„Ich bin Nyx“, antwortete sie mit einem Lächeln, und die Sterne auf ihrem Kleid glitzerten, während sie sprach. „Die Urgöttin der Nacht.“

KAPITEL FÜNF

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