Weekend Fling - Claire Kingsley - E-Book

Weekend Fling E-Book

Claire Kingsley

4,5

Beschreibung

Es ist nur eine Affäre. Oder etwa nicht?

Als Juliet Blake in meiner Bar auftaucht ist sie traurig, weil ihr Mädelswochenende schiefgegangen ist. Also mache ich das, was ich immer mache - mixe einen Drink und höre zu. Spontan biete ich an, den Rest des Wochenendes mit mir zu verbringen, damit sie an ihrem Geburtstag nicht alleine ist. Ich hatte gar nicht die Absicht, mit ihr im Bett zu landen. Ehrlich nicht! Als es dann doch passiert, ist es einfach nur umwerfend und ich will sie unbedingt wiedersehen. Aber nur als Affäre. Nicht als etwas Ernstes. Dazu ist mein Herz nicht bereit. Niemals.

Der sexy Barkeeper Finn O'Conner denkt, er hat die Lösung für meine Probleme. Ein schief gelaufenes Geburtstagswochenende? Nichts, was ein paar Drinks und heiße Nächte nicht lösen könnten. Das Wochenende mit ihm zu verbringen, ist überhaupt nicht meine Art - in meinem Leben ist alles geordnet, geplant, strukturiert. Mich spontan auf eine Affäre einzulassen stand nicht auf meinem Plan. Und ich habe immer noch alles unter Kontrolle ...

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Über das Buch

Es ist nur eine Affäre. Oder etwa nicht?

Als Juliet Blake in meiner Bar auftaucht ist sie traurig, weil ihr Mädelswochenende schiefgegangen ist. Also mache ich das, was ich immer mache – mixe einen Drink und höre mir ihre Probleme an. Spontan biete ich an, den Rest des Wochenendes mit mir zu verbringen, damit sie an ihrem Geburtstag nicht alleine ist. Ich hatte gar nicht die Absicht, mit ihr im Bett zu landen. Ehrlich nicht! Als es dann doch passiert, ist es einfach nur umwerfend und ich will sie unbedingt wiedersehen. Aber nur als Affäre. Nicht als etwas Ernstes. Dazu ist mein Herz nicht bereit. Niemals.

Der sexy Barkeeper Finn O'Conner denkt, er hat die Lösung für meine Probleme. Ein schief gelaufenes Geburtstagswochenende? Nichts, was ein paar Drinks und heiße Nächte nicht lösen könnten. Das Wochenende mit ihm zu verbringen, ist überhaupt nicht meine Art – in meinem Leben ist alles geordnet, geplant, strukturiert. Mich spontan auf eine Affäre einzulassen stand nicht auf meinem Plan. Und ich habe immer noch alles unter Kontrolle ...

Über Claire Kingsley

Claire Kingsley schreibt Liebesgeschichten mit starken, eigensinnigen Frauen, sexy Helden und großen Gefühlen.

Sie kann sich ein Leben ohne Kaffee, ihren Kindle und all den Geschichten, die ihrer Fantasie entspringen, nicht mehr vorstellen. Sie lebt  im pazifischen Nordwesten der USA mit ihrem Mann und ihren drei Kindern.

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Claire Kingsley

Weekend Fling

Übersetzt von Cécile Lecaux aus dem amerikanischen Englisch

Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Kapitel 1: Juliet

Kapitel 2: Juliet

Kapitel 3: Finn

Kapitel 4: Juliet

Kapitel 5: Juliet

Kapitel 6: Finn

Kapitel 7: Juliet

Kapitel 8: Finn

Kapitel 9: Juliet

Kapitel 10: Juliet

Kapitel 11: Finn

Kapitel 12: Juliet

Kapitel 13: Finn

Kapitel 14: Juliet

Kapitel 15: Finn

Kapitel 16: Juliet

Kapitel 17: Juliet

Kapitel 18: Finn

Kapitel 19: Juliet

Kapitel 20: Juliet

Kapitel 21: Finn

Kapitel 22: Juliet

Kapitel 23: Juliet

Kapitel 24: Finn

Kapitel 25: Juliet

Kapitel 26: Finn

Kapitel 27: Juliet

Kapitel 28: Juliet

Epilog: Juliet

Sechs Monate später …

Nachwort

Impressum

Kapitel 1 Juliet

Mit einem übertriebenen Seufzer lasse ich mich rücklings auf das Bett fallen. »Sagt mir endlich, was ihr vorhabt. Ich halte es nicht mehr aus.«

Wie oft ich versucht habe, aus meinen Freundinnen mehr über den Plan für das Wochenende herauszubekommen? Elf Mal.

Becca wirft mir eine Strickjacke über das Gesicht. »Schluss jetzt. Du erfährst es erst, wenn wir fertig sind.«

Mit einem gequälten Stöhnen werfe ich die Jacke zurück, die von Becca abgewehrt auf dem Fußboden landet. Becca klemmt sich das blonde Haar hinters Ohr und fährt fort, meinen Koffer zu packen.

Wie oft die beiden auf mein Betteln reagiert haben? Kein einziges Mal.

»Halt die Füße still, Juliet«, ermahnt mich Madison. Ihre lockige braune Mähne wirkt leicht zerzaust, und sie trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift: Zicke. »Erst wird fertig gepackt. Anschließend erzählen wir dir dann – vielleicht – was wir vorhaben.«

Es ist, als würden sie mich kein bisschen kennen. Sie sind um sieben Uhr früh am Donnerstag bei mir aufgeschlagen und haben mich noch vor der Arbeit überfallen. Als Nächstes haben sie mir eröffnet, dass wir drei ein langes Wochenende außerhalb der Stadt verbringen, weigern sich aber nach wie vor hartnäckig, mir zu verraten, wohin wir fahren. Oder was genau sie vorhaben. Ich weiß nichts.

Ich hasse Überraschungen, das sollten sie eigentlich wissen. Außerdem habe ich im Vorfeld unmissverständlich klargemacht, dass ich das Wochenende ohne Trara hinter mich bringen möchte. Keine Feier. Nichts. Nada. Ich will kein Wort darüber verlieren und erst recht nicht feiern. Auf gar keinen Fall.

Aber meine Freundinnen Becca und Madison konnten es einfach nicht dabei bewenden lassen. Die beiden weigern sich, meinen Wunsch zu respektieren, meinen Geburtstag schlicht zu ignorieren.

Und jetzt liege ich hier, während meine Freundinnen meinen Schrank durchwühlen und einen Koffer für mich packen. Das Ganze macht mich kirre. Ich muss unbedingt nachsehen, was sie eingepackt haben, bevor es losgeht. Ich kann nicht ins Wochenende aufbrechen mit einem Koffer, den jemand anders für mich gepackt hat. Das hier kann doch nicht ihr Ernst sein. Ich packe immer nach einer Liste, die ich irgendwann mal erstellt habe, und die beiden weigern sich, auch nur einen Blick darauf zu werfen. Als wüssten sie besser als ich, was ich für ein Wochenende alles brauche.

»Das ist das Bescheuertste, was ihr beiden je ausgeheckt habt«, maule ich.

»Hör auf zu jammern, du Riesenbaby.« Madison lacht. »Wir möchten dir eine Freude machen, und du nölst die ganze Zeit herum.«

»Ihr wollt mir eine Freude machen? Dann schenkt mir eine Flasche Wodka und lasst eine alte Frau ihren Kummer in Alkohol ertränken.«

Becca lacht. »Hör auf, die Drama-Queen herauszukehren. Du bist nicht alt.«

»Aber fast«, entgegne ich düster. »Am Samstag werde ich alt.«

»Wenn achtundzwanzig alt ist, dann sind Menschen die meiste Zeit ihres Lebens alt«, kontert Madison. »Geburtstage sind ein Anlass zu feiern, und wir lassen nicht zu, dass du diesen Tag einfach unter den Teppich kehrst.«

»Okay, dann feiern wir eben«, erwidere ich resigniert. »Aber sagt mir endlich, was ihr vorhabt. Ihr wisst doch, dass ich es hasse, wenn ich nicht alles unter Kontrolle habe.«

»Wir werden es dir trotzdem nicht verraten.« Becca faltet einen Rock und legt ihn in den Koffer. »Du musst dich mal locker machen. Dringend. Wir werden dir beweisen, dass spontan sein Spaß machen kann. Auch wenn du glaubst, es würde dich umbringen. Vertrau mir, das wird es nicht.«

Ich stöhne wieder. »Okay, dann sagt mir eben nicht, wo wir hinfahren. Aber lasst mich wenigstens meinen Koffer selber packen.«

»Da du nicht weißt, was wir vorhaben, weißt du auch nicht, was du für dieses Wochenende einpacken musst«, widerspricht Madison. »Im Ernst, Juliet, überlass das mal uns. Geh nach unten und trink deinen Kaffee. Wir packen fertig, und dann fahren wir los.«

Ich schäle mich aus dem Bett. »Also gut.«

»Dein Latte steht in der Küche auf der Arbeitsfläche. Halber Liter, fettreduziert, mit etwas braunem Zucker, extra schaumig.«

»Okay, vielleicht meint ihr es ja doch gut mit mir«, seufze ich und gehe runter.

Becca und Madison sind wirklich die Besten. Ich liebe die beiden von Herzen, sogar dann, wenn sie mir gerade gehörig auf den Zeiger gehen. Ich begreife nur nicht, warum sie ständig darauf bestehen, dass ich mich zu Dingen überwinde, die einfach nicht meinem Wesen entsprechen. Ich plane gerne im Voraus. Was ist daran auszusetzen? Ich bin organisiert und immer bestens informiert. Ich bin pünktlich und zuverlässig. Das sind doch positive Eigenschaften. Trotzdem beharren die beiden immer wieder darauf, dass ich mal die Vorsicht über Bord werfen und etwas riskieren soll. Ich gehe ständig Risiken ein. Erst letzte Woche war ich in einem Restaurant, in dem ich vorher noch nie war, und habe auch nicht die ganze Karte gelesen, bevor ich bestellt habe. Ich habe mich einfach für eins von den ersten Gerichten entschieden, die gut klangen. Wissen die beiden überhaupt zu schätzen, welche Überwindung mich das gekostet hat? Nein, natürlich nicht. Für sie bin ich ein kopflastiger Kontrollfreak.

Ich schnappe mir den Kaffee, den sie mir mitgebracht haben, und setze mich auf die Couch. Dem Umstand, dass ich ein kopflastiger Kontrollfreak bin, habe ich es immerhin zu verdanken, dass ich es so weit gebracht habe, ich verstehe also nicht, wo das Problem liegt. Ich bin selbstständig, habe letztes Jahr dieses hübsche Stadthaus gekauft und verdiene genug, um mir hübsche Klamotten und Schuhe leisten zu können, wenn mir danach ist. Mein Leben ist wunderbar, so wie es ist. Ich brauche kein Geburtstagsüberraschungs-Wochenende.

»Jules«, ruft Madison von oben. »Wo ist deine Kosmetiktasche?«

»Meine Güte, lasst mich wenigstens meinen Badezimmerkram selbst packen«, rufe ich zurück.

»Sag einfach, wo das Ding ist. So kompliziert ist es ja nicht.«

»Die Tasche und alles andere ist in der zweiten Schublade. Alles ist farblich markiert. Bringt mir nichts durcheinander!«

Madison macht sich nicht die Mühe, darauf zu antworten. Ja, ich werde umpacken müssen, und sie werden rumzetern, weil es so lange dauert.

Minuten später schleppt Becca meinen Koffer die Treppe herunter.

Ich springe auf. »Stell ihn dort ab. Ich schaue mal durch, was du eingepackt hast.«

»Nichts da«, entgegnet sie mit einem breiten Grinsen. »Wir fahren. Jetzt sofort.«

»Ich möchte nur sichergehen, dass die Klamotten nicht verknittern«, protestiere ich.

Madison taucht hinter mir auf, legt mir die Hände auf die Schultern und dreht mich in Richtung Haustür. »Auf, Jules. Los geht’s.«

Becca öffnet die Tür und trägt meinen Koffer nach draußen, während Madison mich hinterherschiebt. Im Vorbeigehen schnappt sie sich noch meine Handtasche und drückt sie mir in die Hand.

»Schlüssel«, sagt Madison knapp. »Her damit.«

»Was? Wieso?«

»Weil ich verhindern möchte, dass du ins Haus zurückläufst oder mit dem Wagen flüchtest. Ich schließe ab.«

Mit einem finsteren Blick krame ich den Schlüsselbund aus der Handtasche und lasse ihn klirrend in ihre ausgestreckte Hand fallen.

»Danke«, sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln.

Ich achte darauf, dass sie die Tür auch richtig abschließt, und folge den beiden zu Madisons Auto.

Becca verstaut meinen Koffer im Kofferraum, in dem bereits zwei Gepäckstücke liegen. Sie scheinen es ernst zu meinen mit der Ankündigung, dass wir das Wochenende außerhalb verbringen.

»Das Geburtstagskind darf vorne sitzen«, verkündet Becca und steigt in den Fond.

»Wenigstens etwas.« Ich nehme auf dem Beifahrersitz Platz, während Madison um den Wagen herum auf die Fahrerseite geht.

»Also gut, Mädels«, sagt Madison und startet den Motor. »Seid ihr bereit für ein unvergessliches Wochenende?«

»Ja!«, jubelt Becca.

Ich ziehe die Brauen hoch. »Yay?«

Madison kramt in der Mittelkonsole. Ihre Unordnung stört mich nicht, weil es nicht meine Unordnung ist, aber ich frage mich, wie sie zurechtkommt in diesem Chaos. Überall fliegt etwas herum. Schließlich holt sie ein silbernes Plastikdiadem mit rosafarbenen Plastikedelsteinen hervor.

»Für die Geburtstagsprinzessin«, verkündet sie.

Ich setze lachend das »Krönchen« auf, werfe einen Blick in den Spiegel und streiche mein hellbraunes Haar glatt. »Sehr sexy. Sagt ihr mir jetzt endlich, wohin wir fahren?«

»Nein.«

Ich schüttle den Kopf, lächle aber. Ich kann den beiden nie lange böse sein. Und auch wenn ich mich unwohl fühle bei so spontanen Aktionen, weiß ich, dass wir gemeinsam eine tolle Zeit haben werden. Wie immer.

Madison fädelt sich in den Verkehr ein und fährt in Richtung Highway. Die Fahrtrichtung wird mir einen ersten Hinweis liefern, und ich bin neugierig, welche Route sie einschlagen wird.

Sie hält an einem Stoppschild und wirft mir einen Blick zu. »Soll ich das Gebäude umfahren?«

»Nicht nötig, geht schon.«

»Das Gebäude« ist das Apartmenthaus, in dem Jacob wohnt. Mein Ex. Mein Gerade-erst-Ex.

»Sicher?«, fragt sie. »Ich kann einen Umweg fahren.«

»Ganz sicher. Es macht mir ehrlich nichts aus.« Das entspricht nicht ganz der Wahrheit, und ich sehe Madison an, dass sie mich durchschaut. Aber ich möchte nicht, dass es mir etwas ausmacht, also versuche ich so zu tun, als wäre es mir egal, bis es tatsächlich so ist.

Jacob und ich galten gemeinhin als das perfekte Paar. Wir sind uns sehr ähnlich, darum glaubten alle, wir müssten wunderbar zueinanderpassen. Er ist organisiert, pünktlich und zielstrebig. Wir planen beide gerne im Voraus. Wir mögen beide keine Schnellschüsse, erst recht nicht, wenn es um wichtige Dinge geht. Die Strukturiertheit unserer Beziehung hatte etwas Beruhigendes. Bei Jacob wusste ich immer, woran ich war. Es gab keine Überraschungen.

Genau das wurde mit der Zeit jedoch etwas langweilig. Er bestand auf ritualisierte Abläufe. Ich mag meine Routine, aber bei Jacob war es zwanghaft, er war unfähig, von seinem Schema abzuweichen. Meine Freunde behaupten auch von mir, dass ich in meinen Gewohnheiten festgefahren sei, doch Jacob war so unflexibel wie eine Eisenbahnschwelle.

Und im Bett? Meine Freunde würden es nie für möglich halten, aber in diesem Punkt mag ich es tatsächlich spontan und abwechslungsreich. Ich probiere gerne Neues aus. Jacob weniger. Er hat immer das gleiche Programm abgespult. Jedes Mal. Es war nicht schrecklich, nur eben auch nicht besonders aufregend.

Wir waren zwei Jahre zusammen, und ich dachte, er wäre der Mann fürs Leben. Er war zwar nicht perfekt, aber wer ist das schon? Wir kamen gut miteinander aus. Und ist das nicht genug zum Heiraten? Vertrautheit?

Als er mir dann eröffnet hat, dass er es für besser hielte, wenn wir uns trennten, war ich am Boden zerstört. Ich habe es nicht kommen sehen. Rückblickend weiß ich, dass ich damit hätte rechnen müssen. Und auch wenn es mich verletzt hat, habe ich schon bald erkannt, dass es wahrscheinlich das Beste war.

Und jetzt? Ich werde achtundzwanzig und stehe wieder ganz am Anfang. Das war nicht der Plan, und ich glaube, dass mich das mehr wurmt, als dass Jacob Schluss gemacht hat.

»Ist es tatsächlich erst einen Monat her, dass ihr euch getrennt habt?«, fragt Becca.

»Ja.«

»Kommt mir viel länger vor. Du wirkst schon so entspannt. Einen Monat nach meiner letzten Trennung war ich noch in der Eiscreme-zum-Abendessen-Phase.«

»Ich erinnere mich«, sage ich. »Es ist hart, aber ich konzentriere mich darauf, nach vorn zu sehen.«

»Vielleicht lernen wir ja am Wochenende ein paar heiße Typen kennen«, meint Madison.

»Also, ihr beide haltet mal schön die Füße still«, erwidere ich. »Soweit ich weiß, bin ich hier der einzige Single in der Runde.«

Madison streckt die linke Hand aus und bewundert ihren Verlobungsring. »Stimmt, ich bin in festen Händen. Doch was dich betrifft, Becca, sollte Brandon so langsam zu Potte kommen, sonst würde ich mich an deiner Stelle bald mal nach einer Alternative umsehen.«

»Hör auf«, protestiert Becca lachend. »Nur weil du jetzt verlobt bist, muss ja nicht gleich jeder ans Heiraten denken.«

»Ach komm schon«, sagt Madison. »Ihr seid seit drei Jahren zusammen. Höchste Zeit, dass der Kerl mal Nägel mit Köpfen macht.«

»Das wird er, wenn er so weit ist«, entgegnet Becca. »Ich werde ihn nicht drängen.«

»Also gut«, fährt Madison fort. »Ich werde nicht nach heißen Typen Ausschau halten, aber wenn ich einen entdecke, der zu Juliet passen könnte, werde ich sie verkuppeln.«

Ich lachte. »Meinetwegen. Ich bin ja das Geburtstagskind.«

»Das ist die richtige Einstellung.« Madison wirft mir einen Seitenblick zu. »Weißt du, was? Das würde ich dir gerne zum Geburtstag schenken.«

»Was meinst du genau?«

»Sex.«

Ich lache so schallend auf, dass ich mein Krönchen richten muss. »Ich bezweifle ernsthaft, dass du das in der kurzen Zeit hinbekommst.«

»Wieso? Das wäre doch das ultimative Geburtstagsgeschenk. Wenn mir das gelingt, bin ich die Größte.«

»Wenn du es schaffst, mir an diesem Wochenende einen Mann zu organisieren, kaufe ich dir einen Orden, auf dem steht ›Beste Freundin auf der ganzen Welt‹.«

Becca lacht. »Als ob Juliet mit einem Typen schlafen würde, den sie gerade erst kennengelernt hat.«

»Was stimmt denn nicht damit, dass ich einen Mann gerne etwas näher kenne, bevor ich mich vor ihm ausziehe?«

»Nein, nein, das ist völlig in Ordnung. Ich wollte damit lediglich zum Ausdruck bringen, dass so etwas zu spontan für dich wäre.«

»Wäre es nicht.«

Madison schnaubt. »Wann hast du das denn je getan?«

»Und du?«

Madison mustert mich mit hochgezogener Braue. »Okay, ich weiß, dass du das schon gemacht hast«, lenke ich ein. »Und du, Becca?«

»Nein, noch nicht«, gibt sie zu. »Ebenso wenig wie du.«

»Stimmt. Bisher nicht. Und ich weiß auch nicht, ob ich es könnte. Wahrscheinlich habt ihr recht. Dafür müsste ich mich zu weit aus meiner Komfortzone herauswagen. Aber vielleicht schafft es ja der Sexgott, dem wir dieses Wochenende begegnen, mich umzustimmen.«

Madison lacht. »Schön wär’s. Doch wir haben wirklich ein ganz besonderes Wochenende geplant. Wir wollten dich mit etwas Witzigem überraschen. Du warst so mies drauf wegen deines Geburtstags dieses Jahr, und ich weiß, dass das mit Jacob dir ziemlich zu schaffen gemacht hat. Darum haben wir uns etwas ausgedacht, um dich aufzuheitern. Das wird toll.«

Ich hole tief Luft. »Okay. Tut mir leid, wenn ich mich so schwer tue damit. Ich verspreche, mich etwas locker zu machen und mit euch Spaß zu haben.«

»Das klingt doch schon viel besser«, sagt Madison zufrieden, und Becca greift nach vorne und drückt meine Schulter.

»Verratet ihr mir jetzt, wo wir hinfahren?«, frage ich wieder, als wir auf den Freeway Richtung Süden fahren.

»Nein«, antworten beide unisono.

Seufzend lehne ich mich in meinem Sitz zurück und frage mich, was die beiden ausgeheckt haben mögen.

Kapitel 2 Juliet

Ein paar Stunden später erreichen wir einen kleinen Ort an der Küste namens Jetty Beach. Ich bin als Kind schon mal hier gewesen.

»Wir gehen an den Strand?«, frage ich einen Hauch skeptisch in Anbetracht der grauen Regenwolken am Himmel. Es ist nicht unbedingt Strandwetter.

»Ja, aber kein Grund, so enttäuscht zu klingen«, erwidert Madison geheimnisvoll. »Wir haben etwas ganz Spezielles vor.«

»Es gibt also einen Plan?«

»Natürlich«, bestätigt Madison. »Ich verrate dir nur so viel: Wir haben fußläufig zum Zentrum ein süßes kleines Strandhaus gemietet. Allerdings haben wir keine Zeit, jetzt gleich hinzufahren, weil wir einen Termin haben, der der eigentliche Grund ist, weshalb wir überhaupt hier sind.«

»Einen Termin? Was für einen Termin?«

»Wirst du gleich sehen.«

Wir fahren auf den Highway und die Küste entlang. Nach etwa zwanzig Minuten erreichen wir eine lange Kiesauffahrt, an deren Ende auf einer Klippe oberhalb des Meeres ein Gebäude steht, das aussieht wie eine alte Kirche.

»Was ist das?«

Madison und Becca tauschen einen Blick.

»Ein Fotoatelier«, sagt Madison schließlich.

»Wozu das? Wir lassen Fotos schießen? Und daraus macht ihr so ein Riesengeheimnis?« Ich bin ehrlich perplex.

»Nun ja, nicht wir werden fotografiert, sondern du. Und es sind auch nicht irgendwelche Fotos«, erklärt Madison.

Becca überreicht mir ein schwarzes Kästchen mit einer rosa Samtschleife.

»Das ist dein erstes Geschenk. Du wirst es brauchen.«

Ich löse das Geschenkband und nehme den Deckel ab. Im Inneren befindet sich ein in rosa Seidenpapier eingeschlagenes sexy Negligé. Ich nehme es heraus und halte es hoch. Es ist schwarz und ziemlich durchsichtig. Auch wenn es hübsch ist und mir gefällt, verstehe ich nicht, warum sie es mir auf dem Parkplatz eines Fotostudios schenken.

»Es ist wunderschön, aber warum sollte ich es brauchen? Erzählt mir nicht, ihr habt einen Kerl für mich klargemacht, das war nämlich nicht mein Ernst vorhin.«

»Nein, natürlich nicht«, entgegnet Madison und wirft Becca wieder einen Blick zu. »Der Fotograf hat sich auf Aktfotografie spezialisiert. Er ist richtig gut.«

»Wie bitte?« Meine Stimme ist halb Kreischen, halb Lachen. »Es ist ein Er, und ich soll in diesem Hauch von Nichts vor ihm posieren?«

»Ganz genau«, erklärt Madison. »Wir haben den Termin schon vor drei Monaten gemacht, und er war als Geschenk für dich und Jacob gedacht. Als ihr euch dann getrennt habt, wollten wir das Ganze erst canceln, aber der Typ ist so gefragt, dass es echt schwierig war, überhaupt einen Termin zu bekommen. Er bietet nicht viele solcher Termine an. Normalerweise fotografiert er richtige Models für Kataloge und so. Er ist absolut seriös.«

»Warte erst, bis du seine Fotos gesehen hast«, ereifert sich nun auch Becca. »Wir haben ein paar auf seiner Website angeschaut. Sie sind umwerfend. Absolut ästhetisch und kein bisschen pornografisch oder anrüchig.«

»Er besitzt die Gabe, auch ganz normale Frauen so abzulichten, dass sie umwerfend aussehen«, bekräftigt Madison. »Und da dachten wir, das wäre auch eine coole Art, dich zu feiern als die tolle Frau, die du bist. Und dafür braucht es keinen Mann.«

»Das klingt toll, Mädels. Danke.«

»Du freust dich? Wirklich?«, fragt Becca unsicher. »Wir hatten Angst, du könntest entsetzt sein.«

»Nein, gar nicht. Tatsächlich finde ich es sogar viel reizvoller, das für mich selbst zu tun als für einen Mann. Mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, mich sexy ablichten zu lassen und vor einem männlichen Fotografen in diesem Hauch von nichts zu posieren, aber was soll’s? Packen wir’s an.«

Becca jubelt und Madison lächelt. Wir steigen alle aus, und Becca kramt kurz im Kofferraum und fördert eine Reisetasche zutage.

»Ich habe ein paar Sachen für dich eingepackt«, sagt sie lächelnd.

Bei dem Gebäude handelt es sich eindeutig um eine umgebaute ehemalige Kirche. Die Landschaft ist atemberaubend, und ich frage mich, ob der Fotograf auch Shootings im Freien anbietet. Vielleicht nicht unbedingt mit Frauen in Dessous, auch wenn der Ort so abgelegen ist, dass auch das denkbar wäre.

Ich bin positiv gespannt auf das Shooting, als die Tür geöffnet wird. Der Anblick, der sich uns bietet, verschlägt uns die Sprache. Der Mann in der Tür sieht selbst aus wie ein Model. Er ist etwa in unserem Alter, hat verwuscheltes dunkles Haar, einen Dreitagebart, einen absoluten Traumkörper und wunderschöne grüne Augen.

»Hallo, Ladys«, sagt er mit einem schiefen Lächeln, und ich gebe mir alle Mühe, ihn nicht anzuhimmeln wie ein Mondkalb. »Ihr müsst Juliet und Co sein. Ich bin Ryan Jacobsen. Schön, euch kennenzulernen.«

Madison räuspert sich und schiebt mich nach vorn. »Freut uns auch. Das ist das Geburtstagskind.«

Er lächelt mich an. »Super. Kommt doch rein.«

Madison packt meinen Arm und raunt mir ins Ohr: »Also, wenn der nicht heiß ist, weiß ich auch nicht.«

Langsam frage ich mich, ob Madison hellseherische Fähigkeiten besitzt. Oder hat sie das geplant und wusste, wie der Fotograf aussieht?

Wir betreten einen großen Raum mit riesigen Fenstern, durch die das Meer zu sehen ist. Überall steht Foto-Equipment herum, dazwischen diverse Möbel und Hintergründe auf Metallständern. Vor einer Récamiere hängt ein bauschiger weißer Vorhang, und auf einem Beistelltisch liegt ein Blumenstrauß.

»Machen Sie es sich bequem, Juliet«, sagt Ryan aufmunternd. »Ihre Freundinnen haben mir erzählt, dass sie Ihnen das Shooting zum Geburtstag schenken. Wir gehen es ganz langsam an. Sie haben alle Zeit der Welt. Und sagen Sie mir bitte, wenn Sie etwas Bestimmtes ausprobieren möchten oder etwas auf gar keinen Fall wollen. Sie sind der Boss, okay?«

Ich blinzle, und mir wird bewusst, dass er eine Antwort erwartet. Seine Stimme ist geradezu hypnotisierend. »Klar, ja, natürlich.«

Eine Seitentür öffnet sich, und eine sehr hübsche Frau mit dunkelblonden Haaren kommt herein. Sie hält ein Silbertablett mit drei Sektgläsern in den Händen. Lächelnd hält sie uns das Tablett hin. »Hallo zusammen«, sagt sie. »Viel Spaß beim Shooting.«

Ich nehme mir ein Glas und blicke von der Frau zu Ryan. Er steht neben ihr und legt ihr eine Hand auf den Rücken. Als sie das leere Tablett sinken lässt, ist ihr runder Bauch zu sehen.

Automatisch blicke ich auf seine linke Hand. Ja, er trägt einen Ring. Er ist verheiratet, und das muss seine Frau sein. Seine bildhübsche Frau. Seine bildhübsche, schwangere Frau.

Verdammt.

Immer noch bin ich verunsichert und ganz und gar nicht sicher, ob ich mich überwinden kann, in dem durchsichtigen schwarzen Negligé vor der Kamera zu posieren. Ich kippe einen großen Schluck Sekt herunter, um mir Mut anzutrinken.

»Sie können sich dort hinter dem Vorhang umziehen«, sagt Ryan. »Wenn Sie etwas mitgebracht haben, können Sie das gerne anziehen, ansonsten hängen dort auf dem Ständer ein paar Outfits. Ob Ihre Freundinnen hierbleiben und zusehen sollen, entscheiden ebenfalls Sie. Manche Frauen sind entspannter, wenn eine vertraute Person anwesend ist. Wenn Sie sich aber ohne Publikum wohler fühlen, kann ich einen Teil des Studios abtrennen, und die anderen können dann nebenan warten. Meine Frau Nicole geht mir beim Shooting zur Hand, wenn Ihnen das recht ist.«

»Klar.« Ich werfe einen Blick auf Madison und Becca. »Meine Freundinnen können bleiben. Ich bin nicht sicher, ob ich alleine den Mut aufbringe, das durchzuziehen.«

Ryan legt lächelnd den Arm um Nicoles Schultern. »Kein Problem. Und machen Sie sich keinen Kopf, Juliet. Sie schaffen das.«

Bei seinen Worten läuft mir ein kleiner Schauer den Rücken hinunter. Becca reicht mir die Tasche, und ich verschwinde hinter dem Vorhang, um mich umzuziehen. Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich den Mut aufbringen werde, mich in dem Negligé ablichten zu lassen, probiere es aber an. Es gibt einen großen Spiegel, in dem ich mich betrachten kann. Ich muss zugeben, dass der Hauch von nichts mir gut steht. Mehr als das. Ich sehe in dem kleinen Schwarzen richtig heiß aus. Meine Freundinnen kennen mich gut und haben genau meinen Geschmack getroffen.

Becca hat noch ein paar schwarze High Heels eingepackt, Schminkzeug und etwas zum Haarestylen. Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommt, hätte ich heute Morgen vorgesorgt. Mein Haar ist leicht kraus, und die Feuchtigkeit direkt am Meer tut ein Übriges. Aber ich versuche mein Bestes mit dem, was mir zur Verfügung steht.

Bevor ich hinter dem Vorhang hervorkomme, atme ich noch einmal tief durch und werfe einen letzten Blick in den Spiegel.

»Ich wusste es«, ruft Madison begeistert. »Du siehst unglaublich sexy aus, Jules.«

Lächelnd streiche ich mit den Händen über meine Hüften. »Ich fühle mich so nackt.«

»Sie sehen wunderschön aus«, sagt Nicole. »Das werden tolle Fotos.«

Ryan nickt. »Das denke ich auch. Fangen wir an.« Er zeigt auf die Récamiere. »Ich möchte damit beginnen. Entschuldigen Sie, wenn ich zu persönlich werde, aber ein solches Shooting ist eine sehr intime Angelegenheit. Es ist hilfreich für mich, zu wissen, was Sie sich von dem Shooting erhoffen. Ihre Freundinnen haben mir erzählt, dass Ihre Beziehung kürzlich in die Brüche gegangen ist. Ich denke, wir konzentrieren uns auf Sie als Frau und nicht als Objekt der Begierde eines bestimmten Mannes. Was halten Sie davon, wenn wir die selbstsichere, unabhängige Juliet in Szene setzen?«

Ich muss lächeln. »Klingt gut.«

»Großartig.«

Ryan gibt mir ein paar Anweisungen, schießt ein paar Probeaufnahmen, die er sich auf dem Kamerabildschirm anschaut, passt dann das Licht an und knipst weitere Testbilder.

Madison und Becca haben es sich auf Stühlen bequem gemacht, von wo aus sie das Geschehen verfolgen, während Nicole hin und her geht und Ryan beim Shooting assistiert. Er lichtet mich in verschiedenen Posen ab. Obwohl ich Dessous trage, sind die Posen nicht besonders aufreizend. Ich lehne mit an den Knöcheln verschränkten Füßen an einem großen Spiegel, sitze mit ausgestreckten Beinen auf der Récamiere, einen Arm lässig über die Lehne gelegt, oder mit angewinkelten Knien auf der Kante der Chaiselongue und halte mir einen Strauß Rosen ans Kinn. Nach einer Weile fordert Ryan mich auf, in ein bodenlanges Seidenkleid zu schlüpfen. Nicole drapiert den Stoff und zupft mein Haar zurecht. Ryan weist mich an, mich vor die großen Kirchenfenster zu stellen, und knipst, wobei er immer wieder zu mir kommt, um das eine oder andere Detail zu korrigieren.

Ryans ruhige Stimme leitet mich die ganze Zeit an, sodass ich mich nach wenigen Minuten entspanne und das Ganze nur noch genieße. Ich fühle mich sexy und bin in Flirtlaune. Allein wäre ich nie auf die Idee gekommen, ein solches Shooting zu buchen, und ich muss zugeben, dass Madison und Becca mit ihrer Idee einen Volltreffer gelandet haben. Nicole bringt uns noch ein Glas Sekt, und als Ryan fertig ist, gibt es zum Abschluss für jeden eine köstliche Schokoladentrüffelpraline.

Ich wechsle hinter dem Vorhang wieder in Straßenklamotten und betrachte noch einmal mein Spiegelbild. Meine Wangen sind etwas gerötet, und mein Haar ist etwas voluminöser als sonst, aber es sieht sexy aus. Ich fühle mich hübsch und entspannt. Ryan ist ein wahrer Meister seines Fachs.

Ich komme hinter dem Vorhang hervor und hänge mir Beccas Tasche über die Schulter. Nicole schenkt mir ein warmes Lächeln und umarmt mich zum Abschied. Sie ist so nett und sieht so süß aus mit ihrem Babybauch, dass ich nicht einmal eifersüchtig auf sie bin, dass sie sich einen solchen Traummann geangelt hat. Und wie Ryan sie ansieht … wenn mich jemals ein Mann so ansieht, weiß ich, dass er der Richtige ist.

Ryan reicht mir eine schwarze Mappe. »Das sind die ersten Abzüge. Ich werde die Fotos noch überarbeiten und optimieren, aber ich weiß, dass meine Kundinnen sich immer freuen, wenn sie gleich etwas mit nach Hause nehmen können. Betrachten Sie die Bilder als Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Wenn Ihnen bestimmte Bilder besonders gut gefallen, schicken Sie mir eine Mail, damit sie auch ganz sicher in der Endauswahl sind, die ich Ihnen noch zuschicke.«

Ich nehme die Mappe entgegen. »Vielen Dank. Das hat richtig Spaß gemacht.«

Er schenkt mir ein breites Lächeln. »Das freut mich zu hören. Das ist mir wichtig. Sie bekommen die finalen Abzüge in circa zwei Wochen.« Er blickt von Madison zu Becca. »Ihnen allen noch ein schönes Mädels-Wochenende.«

Wir verlassen das Atelier und gehen zurück zu Madisons Wagen.

»Und?«, fragt Madison.

»Das war spitze«, sage ich. »Und ich bin froh, dass ihr mir im Vorfeld nichts davon erzählt habt, weil ich dann vielleicht gekniffen und ein tolles Erlebnis verpasst hätte.«

Wir steigen ein.

»War nur ich rasend eifersüchtig auf Nicole?«, fragt Becca.

»Aber echt«, seufzt Madison. »Als sie reingekommen ist und mir klar wurde, wer sie ist, war ich so was von enttäuscht. Was für ein Traummann.«

Ich muss lachen. »Ihr solltet euch auch mal ein Shooting bei ihm gönnen. Vor ihm zu posieren war so heiß. Ich fühle mich fast so, als hätte ich Sex mit ihm gehabt. Im Ernst. Das war eine irre Erfahrung. Danke noch mal dafür.«

»Ich glaube auch, dass der Typ einen allein mit seiner Stimme zum Höhepunkt bringen kann«, schwärmt Madison. »Wie auch immer. Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, doch ich sterbe vor Hunger. Lasst uns was essen gehen und uns dabei die Abzüge anschauen.«

Ich blicke auf die Mappe auf meinem Schoß. Ich weiß nicht, ob ich diese Fotos in der Öffentlichkeit angucken möchte, wo sie andere Leute sehen könnten, aber dann sage ich mir, ich werde eben aufpassen, dass uns niemand über die Schulter schaut. Meine Freundinnen haben schon recht damit, dass ich dazu neige, übervorsichtig zu sein. Ich sollte etwas lockerer werden.

»Klingt gut. Lasst uns fahren.«

Kapitel 3 Finn

Ich habe nicht mehr viel Zeit, bis meine Schicht im Pub anfängt, und hole mir auf dem Weg zur Arbeit einen Happen im Mariner’s. Es ist zwar eine ungewöhnliche Zeit zum Mittagessen, aber ich habe verschlafen. Ich habe gestern bis spät in die Nacht gearbeitet, und heute geht meine Schicht wieder bis Ladenschluss. Das bringt meinen Schlafrhythmus total durcheinander, wobei das nicht weiter schlimm ist. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig, und wenn ich die halbe Nacht auf bin und dafür bis ein Uhr schlafe, geht das nur mich etwas an.

Drei Frauen kommen gerade aus dem Restaurant, und ich halte ihnen die Tür auf. Sie sind süß. Ich versuche, Augenkontakt herzustellen, doch sie lachen untereinander und bemerken mich gar nicht. Was soll’s. Ich gehe rein und höre noch, wie ihr Lachen leiser wird, als sie sich vom Restaurant entfernen.

Mein Weg führt mich an den Tresen, und ich bestelle mir ein Sandwich zum Mitnehmen. Ich könnte natürlich im Pub etwas essen, was ich für gewöhnlich auch tue, da der Laden über eine voll ausgestattete Küche verfügt, aber in letzter Zeit habe ich zu oft dort gegessen, und heute ist mir nach einer Abwechslung. Ich verbringe momentan viel zu viel Zeit im Laden. Irgendwie gibt es dort immer etwas zu tun. Natürlich war mir von Anfang an klar, dass ein eigener Laden viel Arbeit machen würde, doch seit ich den Pub von meinem Dad übernommen habe, kommt es mir vor, als würde ich nur noch schuften.

Ich setze mich an einen Tisch, um auf meine Bestellung zu warten. Im Moment bin ich der einzige Gast. Die drei Frauen von eben müssen die einzigen Kunden an diesem Nachmittag gewesen sein. Ich werfe einen Blick auf den Nebentisch, der noch nicht abgeräumt wurde. Zwischen den schmutzigen Tellern liegt eine schwarze Mappe, und ich frage mich sofort, ob die Frauen sie vergessen haben könnten.

Kurz warte ich noch, um zu sehen, ob der Typ, der hier arbeitet, kommt, um den Tisch abzuräumen, doch er lässt sich nicht blicken. Ich sehe zur Tür. Vielleicht haben die Frauen inzwischen gemerkt, dass sie die Mappe haben liegen lassen, und kehren gleich zurück. Es geht mich ja nichts an, aber ich bin von Natur aus schrecklich neugierig, also gehe ich rüber und nehme die Mappe vom Tisch.

Vorne auf dem Deckel steht in Prägedruck ein Name: Ryan Jacobsen Fotograf. Ich kenne Ryan und kenne seine Arbeit. Ich sollte nicht hineinsehen. Nur einen schmalen Spaltbreit öffne ich die Mappe und werfe einen Blick hinein.

Sofort klappe ich den Deckel wieder zu. Wer immer die Frau ist, sie ist heiß. Verdammt heiß. Sie trägt ein durchsichtiges schwarzes Teil und ist eine wahre Schönheit. Ich schaue über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass mich niemand beobachtet, und riskiere noch einen Blick. Ja, ich weiß selbst, dass es sich nicht gehört, sich die Fotos anzusehen, von wegen Intimsphäre und so, aber das Mädel ist der Hammer.

»Ihre Bestellung ist fertig«, sagt der Mitarbeiter des Lokals und kommt mit einer braunen Papiertüte vorne an den Tresen.

Ich habe immer noch die Mappe und möchte sie nicht vor seinen Augen zurücklegen. Also behalte ich sie in der Hand und schlendere betont lässig auf ihn zu. »Danke.«

Er stellt die Tüte auf den Tresen. »Haben Sie die Bräute gesehen, die den Laden verlassen haben, kurz bevor Sie gekommen sind?«

Ich zucke innerlich zusammen, und meine Schultern versteifen sich bei seinem Tonfall. »Ja, klar.«

»Mann, die waren echt heiß.« Er grinst mich anzüglich an. Das soll wohl so etwas wie ein Code unter Männern sein, wie eine Aufforderung, sich mit ihm an der Erinnerung an die Frauen aufzugeilen, die vorhin hier waren.

»Ach ja? Kann sein.«

Er nickt, als hätte er genau diese Erwiderung von mir erwartet. Ich halte immer noch die Mappe in der Hand, und eigentlich wäre es naheliegend, sie dem Mann zu übergeben, damit er sie der Besitzerin zurückgibt, die den Verlust ja früher oder später bemerken wird. Ich habe zwei Möglichkeiten: Ich kann warten, bis der Typ wieder in der Küche verschwunden ist, und die Mappe unauffällig dorthin zurücklegen, wo ich sie gefunden habe, oder aber ich händige sie aus, damit er sie verwahren kann, bis sie abgeholt wird.

Ich entscheide mich spontan für eine dritte Variante. Ich klemme mir die Mappe unter den Arm, nehme die Tüte mit meinem Sandwich an mich und verlasse den Laden.

Wenn ich die Mappe im Restaurant lasse, wird der schmierige Kerl sie finden. Und er wird hineinsehen. Aus einem unerfindlichen Grund macht es mich wütend, mir vorzustellen, wie der Typ sich ihre Fotos ansieht. Ich habe keinen Schimmer, wer die Frau ist, aber ich will nicht, dass der Typ sich an ihr aufgeilt. Allein der Gedanke macht mich unverhältnismäßig sauer, sodass ich wie ein wütender Stier den Bürgersteig hinunter zu meinem Pub stürme.

Ich werde Ryan anrufen und ihm sagen, dass ich die Mappe seiner Kundin gefunden habe. Er kann sie dann kontaktieren und dafür sorgen, dass sie ihre Fotos zurückbekommt. Ich werde sogar ganz Gentleman sein und die Fotos nicht vorher durchsehen. Wobei … Das eine Bild von ihr in dem sexy Negligé macht schon Lust auf mehr.

Nein, ich werde standhaft bleiben. Schlimm genug, dass ich überhaupt einen Blick hineingeworfen habe, auch wenn ich das gerade so noch damit rechtfertigen kann, dass ich wissen wollte, was ich da überhaupt gefunden hatte.