Wege zum Hundeherz - Ines Kizildere - E-Book

Wege zum Hundeherz E-Book

Ines Kizildere

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Beschreibung

Ines Kizildere beleuchtet und hinterfragt in 70 unterhaltsamen Kurzgeschichten Alltägliches im Zusammenleben mit unseren Hunden und lässt viele unserer Gewohnheiten und Verhaltensweisen – und natürlich auch die unserer Hunde – in einem ganz neuen Licht erscheinen. Damit zeigt sie den Menschen neue Wege auf – Herzenswege – zu einer intensiveren Verbindung zu unseren Hunden. Jeder Hundefreund wird sich in vielen der geschilderten Episoden wiedererkennen und mit Sicherheit die eine oder andere alltägliche und immer wiederkehrende Situation neu erfahren und überdenken. Unter dem Namen "Tierisches Stadtgeflüster" wurden die Hundegeschichten (und nicht zu vergessen auch eine Katzengeschichte …) über einen Zeitraum von zwei Jahren in der am Wohnort der Autorin ansässigen Zeitung veröffentlicht und erfreuten sich großer Beliebtheit. "Die Geschichten erzählen von der Liebe zu den Tieren, von Freundschaften und Abschieden, von Achtsamkeit und Respekt oder den Absurditäten des Alltags, denn manchmal treiben uns unsere Vierbeiner auch einfach nur in den Wahnsinn." (Ines Kizildere)

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Seitenzahl: 177

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Impressum

 

ISBN 9783946723318ISBN Druckversion: 9783946723325

Ines Kizildere

Wege zum Hundeherz

Mit Liebe, Verständnis und Humor durch den Alltag

 

Copyright 2016

Korrektorat: Gisela Polnik

Illustrationen: Christine Goeb-Kümmel

Verlag: Begegnungen, Schmitten, www.verlagbegegnungen.de

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Prolog

Aller Anfang war ein Traum

Achtsamkeit im Leinenverkehr

Alles eine Frage des Blickwinkels

Aufstand der Haustiere

Augen auf beim Hundekauf! Über Welpenfarmen

Beste Freunde

Dürfen wir mal schnuppern?

Das Leben im Hier und Jetzt

Das Leben im Sterben

Das verbindliche Hundespiel

Der Canis Tyrannicus

Der emotionale Ausnahmezustand ...

Der Hasenkrimi oder wie Miezis Welt aus den Fugen geriet …

Der Stress mit der Wurst

Der Tierschutzhund

Der Zeitfaktor Hund

Die Alpharolle

Die glanzlose Krone der Schöpfung

Die Hobbyvermehrer

Die Magie des ersten Augenblicks

Die Lebendigkeit der Stille

Die Marotten der Zwei- und Vierbeiner

Die Mitleidsfalle

Die Sache mit der Bindung

Die Stellung unserer Hunde

Die Stimme des Herzens

Die Wichtigkeit der Trauerarbeit

Dinge zwischen Himmel und Erde

Echter Angsthase oder Hypochonder?

Ein paar Gedanken über die Liebe

Eine mögliche Definition der „Hundeerfahrung“

Facetten der Vermenschlichung

Geliebte Routine

Gemeinsam einsam

Gepflegte Feindschaften

Gute Vorsätze

Hart erkämpfte Ich-Zeit

Hunde als Brücke zur Menschlichkeit

Hunde als Mietobjekte

Hunde im Backofen

Hundeblicke – Augenblicke

„Ja, gleich!“ und „Jetzt nicht!“ - Über misslungenes Zeitmanagement

Leistungswille und Loyalität durch kompetente Führung

Machen Tiere uns wirklich zu besseren Menschen?

Machtspiele

Man kann mehr als nur einmal lieben

Muss es denn ausgerechnet Tierschutz sein?

Über das Messen mit zweierlei Maß

Über Macht, Verantwortung und Dankbarkeit

Peinlichkeiten mit Hund

Schreckliche Sehnsucht

Seelenhunde

Tiere sind keine Geschenke, auch nicht zu Weihnachten!

Verletzlichkeit

Vorausschauendes Denken kann Leben retten

Warum haben Menschen eigentlich Tiere?

Wenn die Seele weint ... Tiere und ihre Vergangenheitsbewältigung

Wenn Tiere unsere Lehrer sind

Wie man seinen Hund bettet, so benimmt er sich auch (1)

Wie man seinen Hund bettet, so benimmt er sich auch (Teil 2)

Wie viel Kind verträgt ein Hund?

Der ganzheitliche Ansatz

Große Lieben beginnen nicht immer einfach

Kostbarkeiten des Lebens

Sinn und Sinnlosigkeit

Tiere mit Behinderung – oder was macht das Leben lebenswert?

Verantwortung bis über den Tod hinaus

Wenn die Chemie nicht stimmt

Wut als Ausdruck tieferer Gefühle

Über die Autorin

Sternschnuppenlicht

Weitere Tierbücher des Verlags Begegnungen:

 

Prolog

Wenn man mich nach meiner Leidenschaft fragt, so ist die Antwort trotz aller Bodenständigkeit: „Ich brenne für die Magie des Lebens, für alles Verborgene hinter offensichtlichen Strukturen und ganz besonders für das Seelenleben unserer Tiere.“

Ich liebe es, gezeigtes Verhalten zu hinterfragen, um zu dem eigentlichen „Warum“ zu gelangen, denn meistens ist nichts so, wie es scheint, und alles hat einen tieferen Ursprung. Um ihn zu finden, muss ich mich auf die Herz- und Seelenebene begeben und dort ein wenig forschen. Meine Vorgehensweise besteht darin, die Fakten in ihre Einzelteile zu zerlegen und mit den emotionalen Erkenntnissen ein ganzheitliches Mosaik zusammenzusetzen. Kurz und knapp könnte man sagen, dass ich den Kopf mit dem Herzen verbinde.

Genau diese Verbindung musste ich in den letzten zwanzig „Hundejahren“ lernen. Nach vielen gemachten Fehlern an und mit meinen Hunden gelangte ich zu der Erkenntnis, dass viele Lehrbücher und Trainer damals – und vielleicht auch heute noch – nach Schema F arbeiten, das den Fokus eher auf die Erziehung anstatt auf eine innige Beziehung legt. So begann ich das Schreiben mit der Intention, die Menschen für neue Wege, ich nenne sie gerne Herzenswege, zu sensibilisieren. Weg vom Buch, hin zur Intuition und zum tiefen Verstehen als Grundstein einer Freundschaft, die auch nicht perfekt sein muss.

70 Kurzgeschichten erzählen von der Liebe zu unseren Tieren, von Freundschaften und Abschieden, von Achtsamkeit und Respekt oder den Absurditäten des Alltags, denn manchmal treiben uns unsere Vierbeiner auch einfach nur in den Wahnsinn.

Viel Freude beim Lesen!

Ines Kizildere

Aller Anfang war ein Traum

Um die Osterzeit vor zehn Jahren träumte ich von einem merkwürdigen Namen: Schmui. Zu diesem Namen gehörte ein kleiner, spezieller Hund, der zu diesem Zeitpunkt gerade mal geboren war. Manche Träume vergisst man sofort, dieser blieb jedoch immer sehr präsent und begleitete mich ständig.

Am 23.06.2004 führten mich die im Traum gesponnenen Fäden ins Tierheim und da saß er, mein kleiner Schmui, meine neue große Liebe. Mein Herz hat ihn sofort erkannt, mein Kopf war wenig begeistert, denn niemals, nie wollte ich einen Rüden haben. Aber was hat die Vernunft schon noch für eine Chance, wenn man verliebt ist?

Nun möchte man meinen, dass hier bei uns alles rund läuft, da ich mich hauptberuflich mit den Verständnisproblemen zwischen Mensch und Tier beschäftige, aber ich muss leider geringfügige Abweichungen von der Perfektion gestehen.

Seine erste Amtstat nach dem Zahnen war, dass er mit einem kriegerischen Aufschrei seine neuen Beißerchen in die Wade der Mutter meiner Chefin schlug – sehr zu meinem Entsetzen. Alle fanden das witzig, da er ja so eine süße, flauschige „Fußhupe“ ist. Ich war mit den Nerven am Ende und rechnete mit einem Gehirntumor, der seine Persönlichkeit ins Unberechenbare veränderte. Das Licht, dass es ganz einfach mein Fehler war, ging mir erst später auf.

Seit dem ersten Tag macht er sich einen Spaß daraus, meine zahlreichen Gummilatschen zu verstecken, und zwar jeden Tag an einem neuen Ort. Mit einem Stock und verkniffenem Gesicht stochere ich im Garten nach meinen Schuhen, bestenfalls liegen sie alle in seinem Körbchen.

Wenn ich ihn rufe, muss er immer erst noch eine Nachricht an einen Grashalm heften, auch wenn nur noch heiße Luft kommt. Außer mein Puls steigt über 200, dann klappt das auch sofort.

Einmal nannte ein Mann ihn einen hässlichen Köter, ich muss nicht erwähnen, dass ich diese impertinente Person mit meiner verbalen Machete in ihre atomaren Einzelteile zerlegt habe.

Wie man sieht, sind wir weit entfernt von jeglicher Perfektion, aber ich strebe auch nicht danach. Wir sind Lebewesen und keine Maschinen. Unser Geheimnis sind die echte Bindung und das tiefe Vertrauen. Wir haben eine innige Verbindung von Herz zu Herz, das ist alles, was zählt.

Auf dieser Basis haben wir in den letzten zehn Jahren viel gelernt, voneinander und miteinander, und auch ich habe mein Lehrgeld bezahlt, um an diesen Punkt zu kommen.

Ich kenne ihn in- und auswendig, es gibt nichts Neues mehr an ihm zu entdecken, und trotzdem macht mein Herz immer noch jeden Morgen einen Hüpfer, wenn wir aufwachen, und ich empfinde eine tiefe Dankbarkeit für unsere Verbindung.

Achtsamkeit im Leinenverkehr

Beim Spazierengehen stoßen zwei Hundebesitzer aufeinander, einige hundert Meter liegen noch zwischen ihnen. Der eine nimmt seinen Hund an die Leine in der Erwartung, der andere möge das auch tun ... Weit gefehlt!

Der Körperhaltung nach zu urteilen, ist der Leinenhund eher ängstlich und unsicher. Der frei laufende Hund wird von seinem Besitzer nicht zurückgerufen und stürmt auf den Leinenhund zu, gefolgt von den Worten: „Der tuuuut nix!“

Der Mensch am Ende der Leine bekommt sichtliche „Schnappatmung“ und ist jetzt völlig auf sich gestellt, da der andere Besitzer immer noch sehr weit entfernt ist.

Dann überschlagen sich die Ereignisse, der Freiläufer bedrängt den Leinenhund allein schon durch seine körperliche Überlegenheit. Als er dann auch noch zur obligatorischen „Auspuffbeschnupperung“ ansetzt, verliert der Leinenhund die Nerven und schnappt um sich. Spätestens an diesem Punkt ist die Reizschwelle von „TUT NIX“ erreicht und er setzt zum Gegenangriff an. Bestandteile der Szene sind: Ein Mensch (jetzt schon kurz vor dem Herzinfarkt), zwei ineinander verbissene Hunde und ein anderer Mensch, der erst noch zum Ort des Geschehens laufen muss, weil der Radius seines Freiläufers einfach viel zu groß war und außerhalb seiner Einwirkung lag.

Mit etwas Achtsamkeit und Respekt hätte man sich hier viel Blut, Kummer und Schmerz ersparen können.

Hundebesitzer, die ihren Hund an die Leine nehmen, haben dafür IMMER einen Grund!

In diesem Fall war es die Unverträglichkeit, bedingt durch Unsicherheit. Weitere Gründe können sein: Der Hund ist erst seit Kurzem in der Familie und man muss sich erst kennen lernen; der Hund ist generell unverträglich (schlechte Vorgeschichte); der Hund wurde frisch operiert (nicht immer offensichtlich); der Hund hat eine ansteckende Hautkrankheit etc.

Es gibt viele Gründe für die Leine, nichtsdestotrotz müssen auch diese Hunde vor die Tür.

Und wenn wir alle ein wenig aufeinander achten, wird unser Zusammenleben auch viel entspannter und freundlicher. Letztendlich ist es eine Frage des Respekts vor den Bedürfnissen anderer.

Alles eine Frage des Blickwinkels

Hiermit möchte ich zu einem Perspektivenwechsel einladen. Wir schlüpfen in die Rolle unserer Tiere und betrachten uns mit deren Augen. Diese Methode empfiehlt sich sehr, um bestehende Disharmonien in der Mensch-Tier-Beziehung zu verstehen und nachhaltig aufzulösen.

Eine häufige Problematik ist: „DER hört einfach nicht und macht, was er will!“

Wir haben genau zwei mögliche Lösungsansätze. Entweder wir schleppen unseren Hund auf die Therapiecouch, versuchen seine Fehler auszubügeln und werden schnell merken, dass sich keine Besserung einstellt. Oder, ein anderer Ansatz, es ist zu hinterfragen, ob wir unsere Botschaften klar kommunizieren und unser Hund überhaupt weiß, was wir von ihm möchten.

Wenn ich meine Wünsche in lange Sätze ohne Punkt und Komma verpacke, dazu noch Fragezeichen ans Satzende bringe, dann sehe ich, wie mein Hund langsam die Augenbrauen hebt, innerlich abschaltet und weiter seine Nachrichten an den umliegenden Grashalmen checkt. Unerzogener Hund? Nein, ich habe einfach auf ganzer Linie mit meiner Kommunikation versagt. Mein Hund sieht, dass sich mein Mund bewegt, es kommt viel heraus, aber gesagt habe ich eigentlich nichts. Wie nimmt mein Tier dabei meine Körperhaltung wahr? Stehe ich da wie ein Schlaffi oder bin ich präsent in meiner Körpersprache? Wie ist meine Stimmlage? Grell und hektisch, leise und unsicher oder gar zu laut und angsteinflößend?

Ein Mensch, der in schlaffer Körperhaltung schrill lamentierend auf dem Feld steht, wirkt aus der Perspektive unserer Hunde nicht besonders anziehend. Verständlicherweise ergreifen sie die Flucht und regeln ihr Leben lieber selbst, da sie sich an diesem Menschen weder orientieren noch irgendwelche Sicherheiten von ihm erwarten können.

Die Änderung des Blickwinkels ist überall da interessant, wo unsere Hunde Verhaltensauffälligkeiten zeigen, die nicht durch ein Trauma entstanden sind. Das Hinterfragen unserer eigenen Persönlichkeitsstruktur und Ausstrahlung sollte immer der erste Ansatz sein.

Ich bin zu fünfzig Prozent Teil meiner Mensch-Hund-Beziehung, aber zu hundert Prozent verantwortlich für unser seelisches Fundament. Dieses besteht aus den Säulen der souveränen Führung und dem Bieten von Schutz und Sicherheit. Für den Alltag und aus der Perspektive meines Hundes bedeutet das eine klare Kommunikation, in der Kopf und Herz im Einklang sind. Ferner beschütze ich ihn vor Situationen, die ihn überfordern (z. B. ungleiche Hundekontakte) und gebe ihm die Sicherheit, dass ich berechenbar bin und nicht wie ein Fähnchen im Wind jeden Tag meine Meinung ändere.

Erfahrungsgemäß reicht es ganz oft aus, dass wir Menschen uns ändern und sich unsere Hunde automatisch mitwandeln. Vieles von dem, was wir leben und verinnerlichen, strahlt ins Außen und wirkt dort im Unterbewusstsein weiter. Deswegen liegt der Schlüssel nicht in der Therapie des Offensichtlichen, sondern im ganzheitlichen Auflösungsprozess der verborgenen Strukturen aller Beteiligten.

Die Konfrontation mit sich selbst kann manchmal etwas schmerzhaft sein, vielleicht findet auch nicht jeder gleich den richtigen Ansatzpunkt. Hilfreich bei der Selbstreflexion sind dann sehr gute Freunde, die sind nämlich so nett und verpacken den Holzhammer mit viel Samt und Liebe.

Aufstand der Haustiere

Als wenn es Singles bei der Partnersuche nicht schon schwer genug haben, kann ein dazugehöriges Haustier diese an sich romantische Angelegenheit deutlich verkomplizieren.Denn der Weg in das Herz eines Menschen mit Tier führt unweigerlich an dessen Herz vorbei.

Ein passender Partner sollte natürlich Interesse an Hund oder Katze zeigen und deren Existenz wertschätzen, denn sie gehören unwiderruflich zum Gesamtpaket. Wer dem Vierbeiner keine Sympathie entgegenbringt, scheidet oft bereits in der Vorrunde aus. So hat es sich schon mal zugetragen, dass sich ein Mensch beim Kennenlernen wenig positiv über den Hund seiner Angebeteten äußerte, dieser ihn daraufhin ins Hosenbein gebissen hat, woraufhin sie ihm (dem Mann) sein Trennungsmahl aus Versehen auf einem Teller kredenzte, den der Hund vorher abgeleckt hatte. Ups, wie konnte das nur passieren?

Die meisten Menschen geben sich aber sehr viel Mühe, sie wissen um die Wichtigkeit der Gunst des Vierbeiners, der sich von den aktuellen Ereignissen wenig erbaut zeigen kann. Viele Hunde bangen um ihre Poleposition, denn in einem Singlehaushalt haben die Tiere nun mal sehr viel mehr Aufmerksamkeit als in der Betriebsamkeit einer Familie. Sie fühlen sich wie kleine Prinzen und Prinzessinnen und wollen diesen Status natürlich nicht mehr hergeben, geschweige denn teilen, auch wenn sie den „Neuen“ an sich eigentlich mögen. Nur eben nicht in ihrem Haus. So haben viele Hunde ständig einen angefressenen Gesichtsausdruck und überlegen wahrscheinlich fieberhaft, wie man sich dieses „Lästlings“ auf möglichst galante Art und Weise entledigen könnte.

Erträgt der potenzielle neue Partner den offensichtlichen Boykott und ist die Verliebtheit immer noch groß genug, steht irgendwann die erste Übernachtung an. Manch einer wähnte sich hier schon auf der Zielgeraden in dem Unwissen, dass manche Tiere ihn in seiner persönlichen Hölle willkommen heißen werden. Die meisten Hunde und Katzen haben auch im Schlafzimmer ein Körbchen, weil es einfach kuschelig ist, wenn das Rudel zusammen ist. Diese Tatsache ist jedoch für viele sehr ungewohnt und stellt eine weitere Hürde dar. Denn kaum einer fühlt sich wohl, wenn die diabolische Katze ihn mit starren Blicken durchbohrt oder sich der putzige Kaukase in kurzer Abwesenheit von Frauchen mit einem Brummen auf dem Objekt der Begierde platziert. Die Schmetterlinge im Bauch mutierten zu einem knurrenden „Brusttoupet“. Sperrt man sie aus, kann man sich sicher sein, dass die Katze an der Türklinke rackelt oder schlimmstenfalls in seine Schuhe lullt. Hunde sind begnadet darin, mit vehementer Penetranz unter dem Türspalt durchzuatmen, da wird man gelinde gesagt irre. Manch einer hat spätestens hier das Handtuch geworfen.

Ich bin mir sicher, dass die Liebe ihren Weg findet, auch wenn einige Romanzen mit aufständischen Haustieren kompliziert beginnen. Hilfreich sind auch hier, wie so oft im Leben, eine große Portion Humor und die Bereitschaft zu Kompromissen.

Es ist irgendwie schon herzerwärmend, wie manche Tiere mit ihren Mitteln ihre geliebte Routine verteidigen. Mit der Zeit werden sie erfahren, dass ein Partner sie nicht vom Thron stößt oder ihnen das Wasser abgräbt. Ein neuer Mensch im Leben bedeutet nämlich auch ein Zugewinn an Liebe, Streicheleinheiten und „Schmackis“, sie müssen diese neue Sichtweise aber erst lernen und akzeptieren.

Augen auf beim Hundekauf! Über Welpenfarmen

Spielt man mit dem Gedanken, einen Hund ins Haus zu holen, bieten sich dem Interessenten zahlreiche Möglichkeiten: Seriöse Züchter, gute Tierschutzvereine, fragwürdige Hobbyvermehrer sind einige Wege, die uns zu einem vierbeinigen Begleiter führen.

Wer sich bei der Suche Zeit lässt, wird auch schnell auf eine weitere Option stoßen, nämlich auf die Billig-Welpen in ominösen Kleinanzeigenportalen. Die einen bestellen dort ihre Möbelgarnitur, die anderen einen Rassewelpen für 100 Euro. Diese meist viel zu jungen und oft auch kranken Tiere werden auch gerne auf Märkten in Pappkartons feilgeboten oder gleich direkt aus dem Kofferraum heraus verkauft.

Traurigerweise scheinen die Käufer nicht die offensichtlichsten Fakten zu hinterfragen: Wo sind die Eltern der Welpen? Wo kommen sie her? Warum haben die Kleinen kaum die Augen offen und warum sitzen so viele verschiedene Welpen bei einem einzigen Anbieter? Wie kann ein Rassehund nur 100 Euro kosten?

Wer da nachforscht, wird auch fündig. Die Elterntiere sitzen zu Hunderten in engen, dunklen Verliesen, in ihren eigenen Exkrementen ohne ausreichend Futter und Wasser in Osteuropa. Dort wird mit Zwangsschwängerung am laufenden Band „produziert“, um die westeuropäische „Geiz-ist-geil-Mentalität“ zu befriedigen. Ausschussware wird bestenfalls mit dem Hammer exekutiert oder gleich lebendig entsorgt. Die Hunde führen bis zu ihrem grausamen Tod ein ebenso grausames Leben.

Die Welpen sind oft erst vier bis fünf Wochen alt und tragen meistens verborgene, tödliche Krankheiten wie Parvovirose in sich, die Papiere sind natürlich gefälscht. Im LKW passieren sie die Grenzen und werden dann in Deutschland verkauft. Die Welpenhändler haben wenig Sinn für Ethik und Moral, sonst würden sie ihr Geld nicht mit der Ausbeutung von wehrlosen Lebewesen verdienen, dafür besitzen sie eine ausgeprägte betriebswirtschaftliche Ader. Dieser Handel ist ein Millionengeschäft, finanziert durch naive und kostenbewusste Käufer, die sich vorher nicht ausreichend informieren und somit die Geschäfte vorantreiben.

Nun gibt es aber auch so genannte Zwischenhändler, oft etabliert auf großen Höfen in den Grenzgebieten. Sie kaufen eine ganze Ladung Welpen, stecken diese in Pferdeboxen oder ähnliche Verschläge und verkaufen die Tiere dann gewinnbringend. Auch hier hinterfragt keiner die Situation und die Ämter schreiten nicht ein, denn die Hunde haben ja Wasser und Nahrung, somit ist rein rechtlich für alles gesorgt.

Schnell entpuppt sich das Schnäppchen als finanzieller Totalschaden, wenn die schlummernden Krankheiten ausbrechen und die Folgen der schlechten Haltung sichtbar werden. Mangelerscheinungen und Knochendeformationen sind an der Tagesordnung. Dazu entwickeln die Tiere lebenslange Ängste und Neurosen, da sie die wichtige Prägungsphase reizarm und ohne Kontakt zur Außenwelt verbracht haben.

Vielleicht fragt sich jetzt einer, wie man dem Ganzen Einhalt gebieten kann. Die Lösung ist so simpel wie Erfolg versprechend: Wenn niemand mehr ganz rigoros von dort einen Welpen kaufen würde, müssten die Händler sich eine anständige Arbeit suchen. Diese und die nachfolgende Generation der Hunde würden wahrscheinlich erbärmlich sterben, aber dann wäre der Albtraum vermutlich vorbei.

Wir Menschen unterschätzen unsere Macht als Kaufkraft. Es liegt allein in unseren Händen, das Elend dieser Welt zu lindern und sie zu verbessern. Wir allein hätten die Macht über Billigfleisch, Käfigeier, Palmölprodukte und vieles mehr. Und eben auch über Welpenfarmen in Osteuropa. Dazu müsste man sich nur seines Einflusses als Käufer bewusst werden und seine persönliche Komfortzone verlassen!

Authentizität oder was wir von unseren Hunden lernen können

Schon als Kind faszinierte mich eine Eigenschaft an den Tieren ganz besonders, nämlich ihre absolute Echtheit.

Tiere sind für mich einfach pur und unverfälscht, ihr Herz ist ein großes Meer an Emotionen, an denen sie uns täglich ohne Scham teilhaben lassen.

Sie zeigen ganz offen ihre Eifersucht auf andere Subjekte, ihre große Trauer, wenn sie abends nicht mitkommen dürfen, oder ihre riesige Wiedersehensfreude, wenn wir nur mal kurz im Keller waren (wir hätten ja auf der Treppe umkommen können).

Unsere Hunde hinterfragen nicht, wie ihre Gefühle bei anderen ankommen, sondern zeigen sie offen und erwarten auch ganz selbstverständlich eine sofortige Bedürfnisbefriedigung, am besten pronto. In dieser Hinsicht sind sie so herrlich unangepasst.

Mir geht dabei immer das Herz auf und ich beneide unsere Tiere um diese seelische Reinheit, die sie einerseits so verletzlich und andererseits auch so stark macht. Sie kennen keine Masken und keine Falschheit.

Wie oft antworten wir Menschen auf die Frage nach unserem Befinden mit: „PRIMA, könnte gar nicht besser sein!“, obwohl uns das Wasser schon bis zum Hals steht. Schon bevor wir das Haus verlassen, setzen wir die erste Maske auf, eine für die Nachbarn, die nächste für Kollegen, eine andere für den Chef. Bis zum Abend haben einige Menschen schon einen erschöpfenden Maskenmarathon durchlebt und sich selbst zigmal verraten. Manche verlieren sich auch in ihren anstrengenden Bemühungen, die eigene „Wahrhaftigkeit“ zu verstecken.

In einer engen Mensch-Hund-Verbindung können in diesem Fall dann auch Probleme mit unseren Hunden auftreten, denn sie können dieses „Theater“ nicht einordnen und sind dadurch völlig verunsichert. Unser Hund schaut uns direkt ins Herz, durch alle Masken hindurch. Er weiß sofort, wie die momentane Stimmung ist, dazu muss er uns nur angucken. Er sieht die große Traurigkeit hinter einem erzwungenen Lächeln, den unterdrückten Ärger oder was wir sonst noch alles gerne verstecken würden.

Was unsere Tiere allerdings nicht wissen, ist, wie sie mit dieser Falschheit umgehen sollen, diese emotionale Kluft kann sie sehr belasten. Mitunter entwickeln sie bizarre Verhaltensweisen, um diese Unsicherheit zu kompensieren. Da hilft auch keine Fehlersuche beim Hund, sondern nur die eigene Reflexion und Innenschau.

Je mehr Masken wir ablegen und je näher wir unserer eigenen Authentizität kommen, desto enger und sicherer wird dann auch die Beziehung zu unseren Hunden. Wir werden echter und einschätzbarer, was ein großer Sicherheitsfaktor für sie ist. Wenn wir selbstkritisch und offen sind, können wir viel von unseren Tieren lernen und uns anhand ihres Verhaltens reflektieren. Mit etwas Mut kommen wir auf Umwegen irgendwann bei uns selbst an und können vielleicht auf die eine oder andere Maske verzichten. Eventuell würde dies sogar die zwischenmenschlichen Beziehungen etwas vereinfachen. Unsere Vierbeiner leben es uns jeden Tag vor.

Was ist so schlimm an ein wenig Menschlichkeit? Sind es nicht unsere Gefühle und Verletzlichkeit, die uns zu dem machen, was wir sind?

Menschen, weit entfernt von der Perfektion, aber voller Emotionen, derer man sich nicht schämen muss.

Beste Freunde

Als ich vor zehn Jahren beschlossen hatte, mich wieder in Hundegesellschaft zu begeben, wollte ich alles anders machen als vorher. Da ich weiß, wie schmerzhaft der Verlust eines Tieres ist, sollte mein Hund dieses Mal nur Hund sein und sich nicht so tief in mein Herz schleichen können wie mein vorheriger.

Einen Namen sollte er haben und ich würde ihm ein schönes Leben bieten, denn er hatte bislang nur Schlimmes erlebt. So weit, so gut.

Was soll ich sagen? Dieser grandiose Vorsatz hielt genau von zwölf bis Mittag, an Tag zwei habe ich mein Umfeld mit Verzückungsrufen schon völlig genervt. Ich hatte mein Herz erneut verloren und einen neuen kleinen Freund gewonnen. Mittlerweile einen besten Freund mit vier Füßen und unkontrollierbaren Flatulenzen, aber meine Toleranz ist ja grenzenlos.

Manche werden sagen, dass Lebewesen verschiedener Spezies keine besten Freunde sein können, aber im Laufe der Zeit sind die Gemeinsamkeiten größer als die Unterschiede.