Wehenschätze - Ute Richter - E-Book

Wehenschätze E-Book

Ute Richter

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Beschreibung

Wehen sind nicht nur gigantische Geburtsschmerzen. Sie sind Urkraft fuer neues Leben. Sie schenken Schaetze aus Stolz, Dankbarkeit und Mutterliebe. Bist du neugierig, was eine Frau im Laufe eines Jahres ab dem Moment der Empfaengnis ihres Bauchwunders erlebt? In Wehenschaetze vereinen sich elementares Frauenwissen mit der erstmalig vorgestellten Arbeitsweise einer Muetterfuersorgerin, die - gemeinsam mit Hebammen - Schwangere und frischgebackene Muetter liebevoll unterstützt. Einem Tagebuch gleich, gewährt dir der Roman intime Einblicke hinter die Kulissen von Susannes Mutterreise als berufstaetige Spaetgebaerende. Um das Familienleben mit Arbeitsbelastungen, sich einmischenden Angehoerigen, sorgenvollen Erlebnissen und Aengsten zu erleichtern, engagiert das Paar die Muetterfuersorgerin und gewinnt so mehr Lebensqualität. Entdecke, wie die Expertin mit bewaehrten Strategien durch natuerliche Krisen lotst und Ressourcen schafft, die das Paar beim Elternwerden entlasten. Du erfaehrst, wie sich Susanne nach bitteren Erfahrungen diesmal selbstbewusst fuer ihren eigenen Geburtsweg entscheidet. Erlebe mit der Familie, wie sie den Ausnahmezustand Wochenbettzeit Tag und Nacht meistert, wie sich das Paar neu findet und auf gemeinsame Werte besinnt. Wehenschaetze ist kein Heile Welt Ratgeber und kein erdrueckender Muttermythos, unter dessen ueberhoehtem Erfuellungsanspruch Frauen leiden. Der Ratgeberroman oeffnet dir die Augen fuer das Wunder weiblicher Faehigkeiten, neues Leben zu schaffen und in die Welt zu tragen. Er wuerdigt die Leistung der Mutter und ihrer Familie. Freu dich auf ein Lesevergnuegen mit tiefschuerfender Gedankenfuelle und besonderen Herzklopf-Momenten!

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Seitenzahl: 201

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Du willst die Welt verändern?

Würdige die Mütter & Väter, die neue Menschen in die Welt tragen!

Hinweis

In diesem Buch werden Themen rund um die Geburt behandelt, die für einige Leserinnen emotional belastend oder retraumatisierend sein können. Ich bin keine Hebamme, keine Therapeutin oder medizinische Fachkraft und empfehle, bei Bedarf professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Bitte achte auf dein Wohlbefinden und fühle dich frei, Passagen zu überspringen, die dir unangenehm sind.

Urheberrecht

Dieses Werk einschließlich aller seiner Inhalte, insbesondere Texte und Grafiken ist urheberrechtlich geschützt. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichnet, bei Ute Richter. Die – auch auszugsweise – Verwendung der Inhalte dieses Buches kann nur nach meiner vorherigen schriftlichen Zustimmung erfolgen. Alle Rechte einschließlich der Vervielfältigung, Veröffentlichung des auszugsweisen Nachdrucks der Übersetzung und der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen vorbehalten.

Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehme ich keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.

WehenSchätzeInhalt

Vorwort

Schwangerschaftszeit Eine Liebeserklärung ans Leben

Geburtszeit Wehen sind Urkraft für neues Leben

WochenBettzeit 7x7 magische Tage wie ein zeitloser Fluss

Ein Wort zum Schluss

Autorenbeschreibung

Vorwort

Es gibt einen immer wiederkehrenden Satz im Gespräch mit Frauen, den ich nie wieder hören will:

„So eine Mütterfürsorgerin hätte ich auch brauchen können. Leider habe ich nichts davon gewusst.“ Ich selbst gehörte auch dazu.

Deshalb musste dieses Buch entstehen, damit jede Frau, Mutter und Großmutter, jede Fachkraft, jeder Arbeitgeber weiß, dass es sie gibt – die Mütterfürsorgerin!

Ich stelle fest, dass das natürliche Frauenwissen rund ums Kinderbekommen immer mehr verloren geht. Wer hütet den Schatz, der in unserer Weiblichkeit schon immer wohnte? Gemeinsam mit engagierten Frauen ringe ich als Fürsprecherin für Mutterbedürfnisse mit leidenschaftlichem Herzen darum, der aktuellen Zeit des Verlusts kultureller Werte, wie der Gebär- und Wochenbettkultur, zu begegnen.

Zu viele alleingelassene oder erkrankte Mütter und unverstandene Väter in einer Geburtswelt mit häufigen Interventionen und zu hoher Kaiserschnittrate, eine zu hohe Quote von unfreiwillig alleinerziehenden Eltern, zerbrechen täglich an Bevormundungen durch Vorschriften oder Berufsmenschen ohne Herz, an Alltagsherausforderungen.

„Irgendwann schreibe ich ein Buch darüber, dass es Auswege aus der Krise und Lichtblicke gibt“, tönte ich. Die magischen zehn Jahre häuslicher Mütterpflege als FamilienLotSinn® rufen jetzt nach Rückschau und Ernte meiner Erkenntnisse und Erfahrungen.

Irgendwann ist Jetzt!

Ich erinnere mich an die arbeitsreiche Zeit, in der ich bis zu fünf Familien am Tag mit meiner Fürsorge besuchte. Es häuften sich Routinen, ich entdeckte Muster und Herausforderungen, die nahezu jede Familie bewegen, die ein Baby erwartet.

In meinem Ratgeberroman erzähle ich dir nun beispielhaft eine Muttergeschichte. Jedes Detail ist wahr und aus vielen Erlebnissen meiner Klientinnen zu einer Mutterreise zusammengepuzzelt.

Ich erzähle dir, wie mit einem feinen Pinsel gemalt, von den Freuden und Herausforderungen körperlicher und seelischer Veränderungen in den neun Monaten vor der Geburt. Ich führe deine Sinne an der Seite von Susanne wortstark durch wechselvolle Ereignisse und Lebensumstände.

Die Lebensqualität der wachsenden, beruflich stark eingespannten Familie verändert sich durch die Arbeitsweise der Mütterfürsorgerin, die zusammen mit der Hebamme und anderen hilfreichen Dienstleisterinnen die Zeit der Schwangerschaft und rund um die Geburt entlasten und beruhigend wirken.

Das Herzstück des Buches, welches sich nicht allein auf das Geburtsereignis konzentriert, nimmt dich hautnah auf die achtwöchige intensive Reise nach der Geburt mit, wenn sich das Familienleben in Küche, Bett und Badezimmer mit dem neuen Baby zurechtruckelt. Dabei werden mit Ritualen und wertvollen Angeboten Familienwurzeln für bleibende Erinnerungen bedeutend gestärkt.

Auch du, liebe Frau, Mutter und Großmutter, kannst dank meiner im Buch verankerten Methoden und Angebote dein Bedürfnis nach glücklicher Mutterschaft vor- und nachbereiten.

Dieses Buch entstand dank des Mentorings von Angela Löhr in der Expertenbuch Akademie, die nicht müde geworden ist, mich immer wieder neu zu diesem Buch zu motivieren und mich auf meiner Buchgeburtsreise begleitet hat.

Möge mein wichtiger Beitrag aus der Praxis zum würde- und respektvollen Umgang mit Frauen und Familien rund um die Geburt seinen Weg in viele Häuser finden!

Ute Richter

Kopfüber im Kreißsaal

Hans-Thomas

Mir wird übel und schwindlig. Ich verlasse auf dem schnellsten Wege den Kreißsaal und schnappe draußen nach Luft. Gerade so halte ich mich an einem Türrahmen fest und sacke auf dem Flur der Geburtsstation zusammen. Unsere Beleghebamme ist bei Susanne und war in vielerlei Vorgesprächen eingeweiht und weiß Bescheid.

Alles dreht sich. Beim Anblick meiner Frau, als ich zwischen ihren weit geöffneten Beinen aus ihrer maximal gedehnten Vagina den Schleim tropfen sah, und das behaarte Köpfchen sich zum ersten Mal zeigte, schwand meine Kraft dahin.

Mein Puls rast. Ich hätte nicht gedacht, dass mir so etwas passieren könnte. Ich will wieder rein.

Neun Monate vorher

Susanne

In diesem Sommer werde ich 41 Jahre alt. Was meinst du, ist es endlich Zeit für unser zweites Kind? Es steht so viel auf dem Spiel. Die vergangene Nacht war einfach wie ein Traum. Unsere Liebeslust überwallte uns wie eine Ozeanwelle. Wir gaben uns einander hin wie schon lang nicht mehr, seitdem unsere kleine Marie auf der Welt ist.

Ich versank in der Seele und in den Armen meines Mannes. Obwohl wir kaum in einen Tiefschlaf fanden, fühle ich mich durchdrungen und ausgeruht.

Heute Morgen spüre ich meinen ganzen Körper, vom Ziepen meiner Eierstöcke bis zu meinen feurigen Brüsten. Mich umstreichelt der zaghafte Gedanke, dass bei unserem Liebesspiel eine Kinderseele mittanzte und wonnig in meinem Körper Platz genommen hat. Schon so lange hatten wir keinen Sex mehr miteinander. Sollte es etwa gleich gefruchtet haben?

Und nun zwicken mein Bauch und meine Brüste. Heute Morgen stehe ich noch nackt vorm Spiegel meines Ankleideschranks. Nasse Haarsträhnen kitzeln meine Wangen und triefen bis auf meine Schultern. Mein Duschtuch rutscht auf den Boden. Meine Füße spüren den flauschigen Badvorleger. Ich hülle mich nach dieser Wellness-Morgendusche in meinen altrosafarbenen Lieblingsbademantel.

Gedankenversunken stemme ich meine Fäuste in die Hüften. Da drin steckt mein ganzer Stolz, alles, was ich bisher erreicht habe. Meine Augen wandern im Spiegelbild über meinen weiblichen Körper. Schaffe ich es heute, mit ganzem Respekt meine Dellen und Rundungen anzunehmen?

Mein Leben mit der kleinen Marie hinterlässt sichtbare Spuren. Meine Füße brauchen mal wieder pflegende Zuwendung – ich werde einen Termin für eine Pediküre machen. Mit meinen Waden kann ich mich sehen lassen, prima. Ein knielanger Rock geht trotz meiner starken Beine immer.

Ich drehe mich im morgendlichen Sommersonnenlicht, um dem ungünstigen Lichteinfall auf meine Oberschenkel zu entkommen. Seit Jahren übe mich darin, meine Scheu zu überwinden und meinen Körper schamfrei, wohlwollend und milden Auges zu betrachten. Zu schnell werte ich mich ab, weil ich keinem Schönheitsideal entspreche.

Vibrierend, fast zitternd weht durch mein Gemüt, dass sich heute früh etwas so ganz anders anfühlt als an allen anderen Tagen vergangener Jahre. Sollten es die Nachwirkungen unserer Liebesnacht sein, die nur ein Muskelkater sind? Haben mich meine orgasmischen Wellen so durchspült, dass sich jede Zelle mit Energie angereichert hat und nun zu brennen scheint?

Zärtlich streichen meine Fingerkuppen die Konturen meiner Brüste, als könnte ich den hinterbliebenen Hauch der Küsse wiederbeleben.

Meine Hände ruhen auf meinem wackeligen Bauch, der sich nach meiner Schwangerschaft mit Marie nicht mehr straff, sondern ganz weich, ja eher schwabbelig anfühlt. Da beginnt ein leiser, sentimentaler Gedanke, der mich schon den ganzen Morgen begleitet, sich zu regen, wird lauter, nimmt Raum ein. Nahezu unbemerkt lege ich meine sanften Hände beschützend auf meinen Unterbauch, als würde ich mein kostbarstes inneres Universum bedecken. Ich schaue fragend meinem Spiegelbild fest ins Auge meiner Seele. Gewissheit bricht sich Bahn. Ahnend und gleichsam staunend klettert in mir ein Zauberwort aus dem Bauch in den Kopf: Babymama.

Das Zischen vom Sound unseres Kaffeeautomaten ruft mich zu unserem Morgenritual mit meinem geliebten Mann. Schnell ziehe ich mir meine gestreifte Lieblingsbluse vom Bügel, die mich mit ihrer Rüsche an der Knopfleiste so richtig verzaubert. Mit meiner weißen Jeans fühle ich mich immer noch wohl und gleichzeitig angemessen fürs Büro gekleidet. In diesem Wohlfühloutfit spüre ich Freude und Energie, die mir helfen wird, mit meinem Team in einer Stunde am spannenden Projekt weiterzuarbeiten.

Zärtliche Blicke knistern über den Frühstückstisch zwischen meinem Gefährten und mir hin und her, während unser Mädchen noch schlummert und erst in einer Stunde von ihm zur Kita gebracht wird. Wir stimmen uns wöchentlich ab, wer, je nach beruflicher Herausforderung, die Morgenroutine mit unserer Vierjährigen zusammen und in Ruhe verbringt.

Heute kann ich also eher los, was mich sehr erleichtert. Marie trödelt mir morgens doch zu viel herum und strapaziert meine Geduld bis aufs Äußerste. Gegenwärtig halten wir uns den Rücken frei, um uns gegenseitig zu unterstützen und gleichzeitig die knappe Familienzeit zu pflegen.

Hans-Thomas spricht während des Frühstücks gern mit mir, doch heute so gar keinen einzigen Ton. Er hält inne und setzt langsam seine Kaffeetasse ab. Was kommt jetzt? Sein Blick zu mir herüber wird glasig und seine Stimme wirkt brüchig: „Sag mal Schatz, hast du auch den Eindruck, dass diese Nacht eine ganz besondere für uns beide war? Kann es sein oder habe ich es nur geträumt, dass ein Kind in dich hinein gekommen ist …?“ Der Klang seiner Worte verzaubert meine Sinne. Wir fühlen uns zueinander hingezogen, sind uns unendlich nah und strecken uns unsere Hände entgegen.

Einige Wochen später

Susanne

Ich verzichte auf das gute Glas Weißwein in unserem Lieblingsrestaurant und bestelle mir Quellwasser in einem edel geformten Kristallglas. Der Wirt kennt uns gut und geleitet uns diskret an einen Tisch, von wo aus wir einen prominenten Blick über das Tal haben und ungestört den Abend verbringen. Mein Mann überrascht mich mit einem wunderschön schlichten Herbstwiesenstrauß, für den wie immer schon eine Vase am Tisch bereitsteht.

Obwohl Hans-Thomas so viel um die Ohren hat, ist er mir gegenüber aufmerksam und einer der einfühlsamsten Menschen in meinem Leben. Er bemüht sich so sehr, mir seine Liebe zu zeigen. Er gibt mir das Gefühl, das Wichtigste in seinem Leben zu sein. Wir sind Gefährten. Auf ihn hatte meine Seele lange gewartet. Bis dahin schliff ich mich und meine Werte an anderen Männern ab. Verliebtsein war keine Liebe und hielt immer nur kurz. Ich bin, so gesehen, kein Sonntagskind, habe mich jedoch dahin entwickelt.

Mein Handy, das ich heute Abend nur für unsere Kinderfrau freigegeben habe, zeigt ein Emoji von ihr, ein Herz und Daumen hoch. Alles scheint daheim in Ordnung. Ich entspanne mich.

Carola ist von Anfang an bei uns und hütet unsere Erstgeborene. Die beiden sind sehr vertraut miteinander. Wir kennen uns schon lange. Ich hatte mich rechtzeitig um einen langfristigen Babysitter gekümmert. Das schafft uns den nötigen Freiraum, den wir dringend miteinander brauchen. Die ersten Male war ich immer sehr aufgeregt und übte mich im Loslassen. Ich entwickelte ganz langsam Vertrauen in Carola, ihr mein Baby bedenkenlos zu überlassen. Unsere Gewöhnung brauchte echt Zeit für alle Seiten.

Würziger Duft umschmeichelt unsere Nasen. Ein Gruß aus der Küche weht zu uns herüber. Während wir auf unser Essen warten, zieht Hans-Thomas einen Brief aus seiner Tasche. Er nimmt meine Hände in seine und schaut mich eindringlich und tief an, als wollte er mir etwas Wichtiges sagen. Sein Seelenblick ruht wach und warm auf mir.

Hans-Thomas

Ich glaube, wir beide schaffen das.

Unsere Familie ist mein Zuhause. Es gibt für mich nichts Schöneres und Wertvolleres als das. Dafür lebe und arbeite ich. Ich lebe meine Begabungen so gerne in meinem Unternehmen aus. Ich freue mich, dass ich Menschen helfen kann, ihr Ein- und Auskommen zu haben, dass sie sich beruflich entfalten und Erfolg haben. Und doch: Ich bin Susannes Mann, ihr Gefährte und werde wieder Papa! Wir sind innig und tief miteinander verbunden.

„Ich bin schier überwältigt von dem Gedanken, dass du unser neues Leben in deinem Bauch trägst“, sage ich deshalb. „Mir ist klar, dass sich damit alles verändern wird. Nur hab‘ ich noch keinen Plan, wie das gehen soll. Bis zur Geburt bleibt uns nicht unendlich viel Zeit. Bis zum Frühjahr müssen wir uns auf unser neues Leben vorbereiten. Und ich habe die Sorge: Was ist, wenn sich unser Baby eher auf den Weg macht als geplant, wenn es den Zeitplan über den Haufen wirft? Ich muss in meiner Firma noch so einiges umstellen und regeln, um für dich hundertprozentig da zu sein.“

Susanne

Ich sauge sein Bekenntnis tief ein, lasse mich von seinen Worten berühren und kann es kaum fassen, dass mein Mann sich so weit öffnet. Demütig und dankbar vibriert es in mir. Hans-Thomas neigt den Kopf, verbirgt seine glänzenden Augen und sein bebendes Gesicht vor mir. Rollt dort eine Träne aus dem Augenwinkel? Er nimmt meine Hand und drückt sie fest an seine Wange. Meine Fingerkuppen liebkosen seine barthaarige Haut.

Unsere starke Verbindung ist über die Jahre gewachsen und trägt uns sicher durch Zeit. Wir wirken gerade beide so zerbrechlich in unserem Nichtwissen. Und doch schwingen wir zwei seelenberührt und dankbar miteinander.

Wir wissen zwar nicht, wie wir künftig alles unter einen Hut bekommen sollen. Eines ist gewiss: So chaotisch und überfordernd wie bei unserem ersten Mal vor vier Jahren darf es auf keinen Fall wieder werden. Diese Lebenslektion haben wir hinter uns.

Ein gepflegter, gut gelaunter Kellner unterbricht meine Gedanken und platziert unsere Speisen an unserem Tisch. Er beugt sich zu uns herunter und flüstert diskret: „Meine Hochachtung und herzliche Glückwünsche – ich sehe Ihre anderen Umstände.“ Mit einem beschwingten „Guten Appetit“ strebt er lächelnd zum Nachbartisch weiter.

Hans-Thomas blickt mich mit Schalk im Nacken an. Hoffentlich macht er jetzt nicht einen seiner Späße. Er besitzt die Gabe, Menschen erstklassig humorig und haarklein nachzuahmen. Das hebt er sich immer bis zu unserem Heimweg auf, auf dem wir uns beide dann vor Lachen biegen wie die Kinder.

Doch jetzt wächst erst mal mein Appetit auf diese leckere Spinatlasagne mit dem Anblick der glänzenden Tomaten. Genüsslich schmilzt das Essen an meinem Gaumen – mein Wohlfühlgericht.

Wir erheben unsere Gläser mit Wasser und Wein und stoßen auf uns und den Abend in unserem vertrauten Restaurant an, das wir zu unserem zweiten Wohnzimmer erklärt haben. Ungestört zusammen zu sein und zu sprechen, geht oft nur hier.

Dann schiebe ich meinen Teller von mir; mehr geht beim besten Willen nicht rein, obwohl diese Köstlichkeit Leib und Seele schmeichelt.

Während mein Mann seine üppige Portion genießt, dirigiert er mit seiner Gabel in der Luft, um noch einen Gedanken loswerden zu wollen.

Er reicht mir den mitgebrachten Briefumschlag und bittet mich, ihn vor seinen Augen zu öffnen. Neugierig und behutsam reiße ich das Papier auf. Ein roter Flyer mit einer schnellen Kritzelei kommt zum Vorschein: „Grüße und Glückwünsche von meiner Frau mit heißer Empfehlung! Ole & Marion.“

In großen Buchstaben steht dort: „Mit der Mütterfürsorgerin entspannt und organisiert Mutter und Familie werden – exklusive Begleitung durch die Mutterschutzzeit“.

Bei dem sympathisch anmutenden Bild beginnen meine Gedanken einen Freudentanz. Ich spüre Zuversicht. Genüsslich kauend schaut mein Mann zu mir herüber. Sein langjähriger Kollege und Mitarbeiter hatte ihm den Flyer mit zwei knappen Sätzen überreicht: „Ulrike hatten wir voriges Jahr zusätzlich zu unserer Hebamme engagiert, als Marion unser Drittes bekam. Ich kann dir nur sagen, dass eine Mütterfürsorgerin die beste Entscheidung für unsere ganze Familie war.“

Ulrike

Viele Frauen lassen alles laufen, weil es schon IRGENDWIE gehen wird. Schließlich gebären die Frauen seit Jahrtausenden Kinder. Das stimmt, wenn es um den Gebärprozess selbst geht. Familiewerden ist ein großartiges, lebensveränderndes, abenteuerliches Projekt. Gerade für uns Frauen ist es wichtig, zusätzlich zur Familie in eine intakte soziale Gemeinschaft eingebunden zu sein.

Eines der größten Lebensabenteuer ist es, ein neues Wesen in eine soziale Gemeinschaft hineinzugebären. Dies erscheint mir eine Herausforderung unserer Zeit zu sein. Individualisierung ist zwar willkommen – lebenspraktisch wertvoll ist eine Geburt jedoch besser in sozialer Verbundenheit.

Bedenke!

Dein Partner wird Vater und hat Emotionen. Er ist nicht alleiniger Organisator und Macher, sondern Mensch mit eigenen Herausforderungen und hoffentlich nicht der einzige Sozialpartner in deinem Umfeld.

Das Fundament kann wanken, wenn du als Frau „bedürftig“ wirst und dein Partner zusätzlich Pflegeverantwortung für dich übernimmt. Aus Erfahrung weiß ich, dass sich schwangere Frauen zu sehr allein auf ihren Partner verlassen und ihn damit überfordern könnten. Das kann eine große Belastungsprobe für die Beziehung werden. Deshalb ist es hilfreich, ein soziales Netz zu knüpfen, Freundinnen, Familie sowie professionelle Hilfe und Begleitung zu aktivieren.

Mütterfürsorge:

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Der erste Kontakt

Susanne

Meine Vierjährige schreit und zetert durchs ganze Haus. Sie ist mir gerade wahnsinnig anstrengend, anhänglich, weint viel und weicht kaum von meiner Seite. Aber wenn sie erstmal mit ihren befreundeten Kindern in der Kita spielt, ist sie schwer nach Hause zu bewegen. Ich bin zu müde, zu unausgeschlafen, mein Rücken schmerzt. Meine Geduld ist maximal strapaziert. Der Morgen strengt mich an.

Es tut mir sehr leid, dass ich sie anherrsche, weil sie sich vorm Haarekämmen sträubt und so viel kostbare Zeit verloren geht, obwohl wir die verbleibende Zeit doch eigentlich angenehm verbringen wollen, bevor das Baby kommt. Mit Engelszungen rede ich ihr ein paar Mal zu, dass das Bürsten jeden Morgen dazu gehört. Bei ihren langen, dünnen Haaren bilden sich schnell Filze und Knoten. Da müssen wir dranbleiben, sonst brauchen wir einen Friseur.

Ich drohe ihr, obwohl ich das nie wollte. Ich ziehe alle Register. Wenn ich mich selbst sehen könnte, wirke ich wahrscheinlich wie ein Muttermonster. Das ist das Schlimmste für mich, dass mich meine Tochter so erlebt. Ich schäme mich dafür. Doch wie entkomme ich dieser fiesen Masche?

Trotzdem schnappe ich mir die Bürste und hechte unter Geschrei, Weh und Ach hinter ihr her, bis ich erschöpft aufgebe. Ermattet sehe ich ihr dabei zu, wie sie sich selbst mit ein paar bunten Haarspangen und einem Gummiband schmückt.

Ich seufze, als mein Mann sie endlich durch die Haustür geschleust hat und die Tür hinter den beiden ins Schloss fällt. Ich sorge mich, ob ich diese morgendliche Tortur kräftemäßig und zeitlich überhaupt leisten kann, wenn unser Baby erst mal da sein wird.

Es scheint nur eine Kleinigkeit zu sein, sich morgens die Haare zu kämmen. Für mich und meine Tochter ist es ein Riesenthema und immer ein Machtkampf zwischen uns um Nähe und notwendige Fürsorge.

Ich gönne mir meine morgendliche Wellnessdusche. Die brauche ich wie die Luft zum Atmen. Das Wasser über meinen Körper laufen zu spüren, verbindet mich dankbar mit mir selbst und ist Quelle meiner Kraft. Mich zu duschen und zu baden, bedeutet mir, mich innen wie außen erfrischt und gereinigt zu fühlen. Als sei ich neugeboren. Die besten Ideen sprudeln aus mir heraus, wenn ich unterm Wasserstrahl stehe. Heute ist es endlich Zeit, mit der Mütterfürsorgerin zu telefonieren.

Bis ich ins Büro muss, ist noch Zeit. Im Bademantel hocke ich mich mit einer heißen Tasse Kaffee also in meinen dicken Sessel, lege meine Füße hoch und greife zum Telefon. Der Flyer von der Mütterfürsorgerin leuchtet mich an. Ich bin aufgeregt. Keines meiner unzähligen Telefonate im Büro brachte mich so in Schwingung wie dieses heute. Denn jetzt geht‘s um mich selbst, um mein Intimstes. Mein Kopf wird heiß, ich schwitze über der Oberlippe.

„Hallo! Ich habe Sie empfohlen bekommen und von Ihnen gehört. Hier liegt Ihr Flyer. Können Sie uns helfen? Ich erwarte im Frühjahr unser zweites Baby, na ja, das dritte Mal. Haben Sie Kapazitäten für uns frei?“

Ich spreche ununterbrochen wie ein Wasserfall weiter:

„Wissen Sie, wir haben keine Großmutter mehr, die für mich und meine Familie sorgt, während ich mit dem Baby beschäftigt bin und mich selbst im Wochenbett erhole.“

Jetzt erst lasse ich etwas Luft zum Atmen, eine Lücke, in der ich der Stimme am anderen Ende lausche. Unerwartet höre ich einen freudigen, wohligen, mir zu Herzen gehenden Glückwunsch zu meiner Schwangerschaft. Das kommt selten vor, wenn ich mit einer offiziellen Stelle telefoniere, dass sich jemand so mit mir freut und mir emotional freundlich begegnet.

Wärme und Geborgenheit liegen in der fürsorglichen Stimme. Ich lehne mich entspannt zurück. Obwohl ich die Mütterfürsorgerin noch nicht kenne, wir nichts voneinander wissen, ist da dieses sympathische Empfinden und die Gewissheit, mich näher darauf einzulassen.

Ich bin gespannt, wie sie uns helfen kann und welches Angebot sie für uns parat hat. Wie ein kleines Mädchen fiebere ich dem Moment der ersten Begegnung entgegen. Insgeheim spüre ich meinen Wunsch, meine Sehnsucht nach meiner Großmama. Diese Zärtlichkeit in ihrer Stimme erinnert mich zutiefst. Mein Gespür sagt mir jetzt schon, dass sie ‚es ist‘. Als wäre sie ein Engel, der an meiner Seite erscheint. Großmama hatte mir immer prophezeit: „Bitte, so wird dir gegeben. Ich werde vom Himmel aus ein Auge auf dich haben.“

Die Mütterfürsorgerin bringt jahrelange Erfahrungen mit und ihre mitfühlende Kompetenz sprüht schon durchs Telefon. Weil ich eine echte, warmherzige Begleitung auf meiner dritten Mutterreise suche, verabreden wir uns. Mein Herz jubelt. Und genau in diesem Augenblick versetzt mir mein Bauchbaby einen ersten Stoß, so dass ich es deutlich spüre. Verzückt halte ich inne. Heute ist unser erster echter Kontakt durch die Bauchdecke.

Ein denkwürdiger Moment. Meine Hände suchen nach meinem Schatz, erforschen millimetergenau die Klopfstelle. Ob wir uns gleich erneut hier fühlen? Hurra! Ich senke meine Augen und säusele zärtlich liebkosende Worte zu meinem Baby hin.

Mich faszinieren Lebenswege und Biografien. Ulrikes Pfade klingen abenteuerlich. Was hat sie erfahren, dass sie sich dem Schutz frischgebackener Mütter widmet?

Wir vertiefen uns länger ins Telefonat als ursprünglich gedacht. Als sie mir einen kleinen Einblick in ihre Erfahrung schildert, rieselt mir ein Gänsehautschauer den Rücken rauf: Dieser Mütterengel ist durch ihre eigenen dornigen Hecken und dunklen Schluchten gewandert und daran gewachsen. Sie versteht es, ihre eigenen Erlebnisse so zu verwandeln, dass sie mir als Schätze auf meiner Mutterreise dienen. Sie sagt, dass sie selbst zu der Frau wurde, die sie früher zum Beistand gebraucht hätte, als sie Mama wurde. Ich nehme ihr das voll ab.

Und wir treffen auf Gemeinsamkeiten. Nach der ersten Geburt war unsere Partnerschaft überfrachtet so wie bei ihr damals. Ihre mentale und körperliche Gesundheit stand auf der Kippe so wie bei mir. Ob sie mich vor den Abgründen und Tiefen, vor den lauernden Gefahren bewahrt, nicht die gleichen Fehler wie in der ersten Schwangerschaft und nach der Geburt zu begehen?

Ulrike

Rückblickend lernen wir Lebenslektionen. Schau dich von Zeit zu Zeit nach deinen Lebensschätzen um. Sie vermögen, glücklich zu machen.

Meine Denk-Impulse: Was alles hat dich dein Erlebnis gelehrt? Nähere dich aus verschiedenen Blickwinkeln. Versetze dich in die Lage deines Gegenübers. Was hat zu der damaligen Entscheidung geführt? Was hättest du damals gern gewusst?

Am besten funktioniert das mit einem anderen Menschen, dem du vertraust. Berge deinen Erfahrungsschatz und erlange Weisheit und Reife!

Elternwerden als Chance

Susanne

Mein Job macht mir keinen Spaß mehr. Es sind zu viele Projekte zu stemmen. Ich steig‘ aus. Ich nutze lieber die zwei Jahre Elternzeit zuhause für meine berufliche Neufindung. Ich frage mich, wie wir als Paar zusammenbleiben. Wir wollen unsere Familie erweitern und uns nach jetzt zehn gemeinsamen Jahren neu zusammenfinden. Unser Baby und die Auszeit sind unsere Chance, die Elternrollen neu zu definieren.

Wer sind wir? Was wollen wir als Menschen und vor allem als ein Paar? Mit zunehmender Reife stellen sich mir solche Sinnfragen häufiger.

Hans-Thomas

Wir wollen die Elternzeit wirklich als solche nutzen. In der Wochenbettzeit nehme ich mir frei. Ich habe mich lange gefragt, wie wir uns auf ein neues Niveau heben, statt die Babyflitterwochen schläfrig zwischen Windeln, Kochtopf und Wäsche verfliegen zu lassen. Auf keinen Fall wollen wir nach gemeinsamer, kostbarer Zeit feststellen, dass wir sie nicht für uns genutzt haben. Das wäre zu schade und würde uns beide traurig machen. Also suchen wir unsere Chance, an unserem neuen Paar- und Familienleben zu schrauben. Ich hoffe, da kann uns die Mütterfürsorgerin helfen.

Das Wichtigste ist, dass wir unsere Familie und Susannes Gesundheit im Blick behalten. Heikel wird mein Übergang in meinen Beruf als frischer Papa, der mit den zwei Kleinen leichter und sicherer gelingen muss als damals nach Maries Anfangszeit.

Es macht mir Angst, wenn ich daran denke, den ganzen Tag wieder zu arbeiten und meine stillende Frau mit allen Aufgaben allein zu lassen.

Ulrike

So wünsche ich mir Familien, dass sie sich Gedanken darüber machen, wie sie den Lebensanfang gestalten und sich bietende Chancen nutzen. Wann im Leben wird ein Paar so sehr mit sich selbst konfrontiert, so tief bewegend mit dem Leben in Kontakt gebracht wie zur Geburt seiner Kinder?



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