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Haben Sie gerade ein Weitwinkelobjektiv gekauft und wissen nicht genau, wie Sie loslegen sollen? Oder fragen Sie sich schon seit einiger Zeit, warum es mit diesem Objektivtyp so schwer ist, gute Fotos zu machen – schwerer als mit Normalbrennweite oder Tele? Dann hilft Ihnen Fotograf und Fototrainer Chris Marquardt. Mit informativen und anregenden Texten sowie inspirierenden Fotos macht er Sie mit Vorzügen und Tücken der Weitwinkelfotografie vertraut. Dabei geht es um technische Grundlagen, gestalterische Richtlinien und um die Genres, in denen der weite Winkel gewinnbringend eingesetzt werden kann: - Landschaft - Architektur - Street - PorträtZwei eigene Kapitel zum Thema Tilt/Shift, inklusive Perspektivkorrektur und Spiel mit Brennweite und Schärfeebene, runden das Buch ab. Dieses Buch hilft Ihnen dabei, die vielen Facetten der Weitwinkelfotografie besser zu durchschauen und zielgerichteter einzusetzen. Nach der Lektüre werden Sie mit mehr Sicherheit zu den kurzen Brennweiten greifen und deren Stärken so gekonnt einsetzen, dass am Ende spannende Bilder entstehen.
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Seitenzahl: 205
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Foto: Pax Ahimsa Gethen
Chris Marquardt ist mit seinen Podcast-Produktionen »Photography Tips from the Top Floor« und »Happy Shooting« mehrfacher Preisträger des internationalen Podcast-Awards und des European Podcast-Awards. Seit 2005 ist er selbstständiger Fotograf und hält seit 2006 internationale Fotoworkshops in Deutschland, Großbritannien, USA oder Kanada. Er hat mehrfach Fotografen auf den höchsten Fotoworkshop der Welt zum Basislager des Mt. Everest mitgenommen. Getreu seiner Maxime »Fahrrad fahren lernt man nicht aus Büchern« sind seine Veranstaltungen auf das Begreifen ausgerichtet. Außerdem ist er regelmäßig live zu Gast vor einem Millionenpublikum im amerikanischen Radio, wo er fotografische Fragen erörtert. Im dpunkt.verlag erschien das Buch »Absolut analog. Fotografieren neu entdecken – in Kleinbild-/Mittel- und Großformat«, das er zusammen mit Monika Andrae verfasst hat.
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Chris Marquardt
Weite und Nähe erfassen mit kurzen Brennweiten – inklusive Tilt/Shift
Chris Marquardt
www.chrismarquardt.com
tipsfromthetopfloor.com
Lektorat: René Schönfeldt
Copy-Editing: Petra Kienle, Fürstenfeldbruck
Grafiken: Peter Marquardt
Satz: Birgit Bäuerlein
Herstellung: Susanne Bröckelmann
Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de
Druck und Bindung: Grafisches Centrum Cuno GmbH & Co. KG, Calbe (Saale)
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN:
Print978-3-86490-389-2
PDF978-3-96088-397-5
ePub978-3-96088-398-2
mobi978-3-96088-399-9
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69123 Heidelberg
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5 4 3 2 1 0
Murderhole Beach, Donegal, Irland.
(24 mm, ISO 100, 0,8 s, f/18)
Für alle, die nicht nur
dem Wie nachjagen,
sondern sich auch über das Warum
Gedanken machen.
Kapitel 1
Ein paar Dinge vorweg
1.1Vorwort
Nach Breite kommt Tiefe
1.2Gebrauchsanleitung
1.3Über mich
1.4Danke
1.5Fotospeak
Kapitel 2
Erste Schritte mit dem Weitwinkel
2.1Abbildung und Tiefe
2.2Winkel und Kontext
2.3Schärfe und Kontext
2.4Landschaft und Aufteilung
2.5Tonne und Objektiv
2.6Tiefe und Effekt
2.7Bildrand und Verzerrung
Kapitel 3
Was ist Weitwinkel überhaupt?
3.1Das Auge
Der Wow-Effekt
3.2Die Brennweite
3.2.1Die Normalbrennweite
Gängige Formate und ihre Normalbrennweiten
3.2.2Tiefe, nicht Weite
3.2.3Der Crop-Faktor
Unsere Kamera ist ein Kino
3.2.4Einordnung der Brennweiten
Weitwinkel
Superweitwinkel
Fischauge
Tele
Supertele
Teleskop
3.3Der Bildwinkel
Warum der Vergleich zwischen Auge und Weitwinkelobjektiv nicht klappt
3.4Gefühlter Weitwinkel
Kapitel 4
Die gestalterische Herausforderung
4.1Weite
4.1.1Viele Dinge im Bild
4.1.2Viel Kontrast im Bild
Wir sind Motten
4.1.3Viel Hintergrund im Bild
4.1.4Viel Verzerrung an den Rändern
4.2Freistellung: Vorder- und Hintergrund
4.2.1… durch Schärfentiefe
4.2.2… durch Kontraste
4.2.3… durch Lichtrichtung
4.3Nähe
4.3.1Physische Nähe
4.3.2Metaphorische Nähe
4.4Tiefe
4.4.1… durch Tiefenstaffelung
4.4.2… durch Vordergrund
4.4.3… durch Linien
4.4.4… durch Kontraste
4.4.5… durch Farben
4.4.6… durch Inhalte
4.4.7… durch Bewegungsunschärfe
4.5Übertreibung
4.5.1Tiefe
4.5.2Linien
Kapitel 5
Weitwinkel in der Praxis
5.1Landschaft
5.1.1Das ist wichtig
Wie weitwinklig muss es sein?
Die richtige Perspektive
Vorder-, Mittel-, Hintergrund
5.1.2Weiteres
Reflexionen
Abwechslung mit längeren Brennweiten
Das Panorama
Verstecken durch Nähe
5.1.3Beispiele
Beispiel: Am Meer
Graufilter
Verlaufsfilter
Beispiel: In den Bergen
Kontraste
Beispiel: Auf dem flachen Land
Referenzen
5.2Architektur
5.2.1Das ist wichtig
Linien: frontal
Ohne Wasserwaage
Linien: vertikal
Strategie 1: Kippen
Strategie 2: Bildwinkel
Strategie 3: Abstand
Strategie 4: Perspektive
Strategie 5: Verschiebung
5.2.2Weiteres
Innen und außen
Linien: seitlich und gekippt
Beabsichtigt oder aus Versehen
5.2.3Beispiele
Beispiel: Kirche
Beispiel: Kloster
Beispiel: Tunnel
5.3Street
5.3.1Das ist wichtig
Die richtige Brennweite
Schärfe und Falle
Schärfefalle
Kontext und Blende
Belichtung und Richtung
5.3.2Weiteres
Aus dem Handgelenk
5.3.3Beispiele
Beispiel: Straße mit Häuserfassaden
Beispiel: Straße mit Menschen
Nur ein Teil
Camping
Beispiel: Straße mit Menschen und Tieren
5.4Porträt
5.4.1Das ist wichtig
Vorder-/Hintergrund
Linien
Kontraste
Farben
Abstand
Hoch/Tief
5.4.2Weiteres
Licht motivieren
Eierköpfe
5.4.3Beispiele
Beispiel: Environmental
Beispiel: Mit Kontext
Beispiel: Negativer Raum
Beispiel: Close-up
Kapitel 6
Weitwinkel technisch betrachtet
6.1Schärfe: Optik
6.1.1Schärfentiefe
Unterschiedliche Brennweite, unterschiedlicher Abstand, gleiche Blende
Unterschiedliche Brennweite, unterschiedliche Sensorgröße, unterschiedliche Blende
6.1.2Schärfevignette
6.2Schärfe: Bewegung
6.2.1Verwacklung
6.2.2Daumenregel
6.2.3Stabilität
6.3Abbildungsqualität: Farben
6.3.1Chromatische Aberrationen
6.4Abbildungsqualität: Helligkeitsverteilung
6.4.1Vignettierung durch Bildkreis
6.4.2Vignettierung durch Filter
Die Atmosphäre
Fotografische Filter
Polfilter
6.4.3Vignettierung durch Winkel
Digitale Sensoren
Verringerung der Winkelabhängigkeit
Analogfotografie
6.4.4Vignettierung durch Streulichtblende
6.5Abbildungsqualität: Verzeichnung
6.5.1Computational Photography
Ein Beispiel
6.5.2Software
6.6Abbildungsqualität: Verzerrung
Fisheye
6.7Abbildungsqualität: Bildfeldwölbung
6.8Panorama: Weitwinkel ohne Weitwinkel
Tipps zur Panoramafotografie
6.8.1Kacheln
6.8.2Füllen
Füllen beim Panorama
6.8.3Schärfentiefetrick
6.9Objektive: Kaufberatung
Die Superzooms
Weitwinkelzooms
Festbrennweiten
Kapitel 7
Tilt/Shift I – Grundlagen
7.1Der Weg zum kleinen Großformat
Das kleine Großformat
7.2Der erste Blick
7.2.1Shift
Schwerpunkt setzen
7.2.2Tilt
7.3Bedienung
7.3.1Tilt und Shift
Shift – verschieben
Tilt – kippen
7.3.2Rotation
7.3.3Bildkreis
7.3.4Alles von Hand
Manuelle Schärfe
Manuelle Belichtung
7.4Sweet spot
7.5Zoom
7.6Vergleichbarkeit
7.7Tilt/Shift für alle
7.7.1Gebrauchtkauf
7.7.2Ausleihen
7.7.3Lensbaby
7.7.4Freelensing
7.7.5Tilt/Shift-Adapter
7.7.6Softwaresimulation
Kapitel 8
Tilt/Shift II – Anwendungen
8.1Architektur & Co.
8.1.1Perspektivkorrektur
8.1.2Schwerpunkt legen, ohne zu kippen
8.1.3Vignettierungstrick
8.1.4Schärfentiefe
8.1.5Unmögliche Situationen
Der Vampir-Trick
Der Brücken-Trick
8.2Landschaft und Natur
8.2.1»Unendliche« Schärfentiefe
8.2.2Schwerpunkt legen
8.2.3Parallele Bäume
8.2.4Wasserflächen
8.3Panorama
8.4Produktfotografie
8.4.1Schärfesteuerung
8.4.2Verzerrungssteuerung
8.5Porträt
8.5.1Selektiver Fokus
8.5.2Längere Beine
8.5.3Street-Trick
8.6Miniatureffekt
8.6.1Muster
8.6.2Vermeintliche Schärfentiefe
8.6.3Farbkontraste, Platzierung, Lichtsetzung
Farbkontraste
Platzierung
Lichtsetzung
8.6.4Im Video
8.6.5Miniatureffekt ohne Tilt/Shift
8.7Tilt/Shift aus der Hand
8.7.1Gittermattscheibe
8.7.2Horizont
Und jetzt?
Anhang
ASonntagsprojekt: Vollformatige Lochkamera im Eigenbau
BFormate und ihre Normalbrennweiten
CCrop-Faktoren
DAuflagemaße unterschiedlicher Systeme
Literaturhinweise
Index
Abb. 1–1Pub, Liverpool.
(24 mm, ISO 800, 1/500 s, f/3,5)
Die Fotografie ist für mich wie ein riesiges Gebäude mit einer nahezu unendlichen Anzahl von Räumen, Fluren, Gängen, Sälen, Kellern und Dachböden. Jedes Mal, wenn ich denke, dass ich die Sache endlich verstanden habe, öffne ich eine weitere Tür und entdecke dahinter einen komplett neuen Gebäudeflügel.
Ich lerne aus dem Bauch. Dafür beginne ich selten mit Literatur, sondern ich muss mir erst einmal die Hände schmutzig machen. Das Neue wird gründlich ausprobiert. Dabei lese ich zwar auch, aber das beGREIFEN funktioniert bei mir eben am besten über die Hände und das Auge.
Genauso habe ich mich dem Thema Weitwinkel angenähert. Der tatsächliche Schritt vom Benutzen des Weitwinkels zum besseren Verstehen gelang mir selbst erst, als ich das sichere Zoom-Objektiv für eine mehrwöchige Reise zu Hause gelassen habe. Der Schritt war nicht einfach. Statt des Immerdrauf hatte ich dann auf einmal nur noch eine Festbrennweite mit 24 mm im Gepäck.
Im Rückspiegel betrachtet war das für mich eine der besten fotografischen Entscheidungen der letzten Jahre. Ich habe mich damit nicht nur selbst aus meinem Komfortbereich geschubst. Die Situation hat mir letztendlich auch die Angst davor genommen, möglicherweise nicht die richtige Brennweite dabei zu haben. Der Sprung ins kalte Wasser funktioniert. Wenn man nicht mal eben heranzoomen und den Bildausschnitt den eigenen Wünschen anpassen kann, muss man kreativ werden. Bewegung hilft oder auch die Überlegung, wie sich der Bildwinkel aus der aktuellen Perspektive so einsetzen lässt, dass trotzdem am Ende ein gutes Bild dabei herauskommt.
Ich habe natürlich auch geflucht. Das eine oder andere Mal habe ich »den Schuss« nicht bekommen. Aber deutlich öfter hatte ich am Ende Bilder im Gepäck, die ich sonst so nie gemacht hätte und auf die ich auch heute noch wirklich stolz bin.
Diese Erfahrung war für mich so prägend, dass ich ein Jahr später das Experiment wagte, einen Workshop nur zum Thema Weitwinkel anzubieten. Statt möglichst großer Themenbreite ging es hier nur um ein einziges Thema und dabei dann entsprechend in die Tiefe. Der Titel dieser Veranstaltung war 24 mm und die Resonanz war toll.
Was ich nicht erwartet hatte: Die intensive Beschäftigung mit dieser schmalen Scheibe des fotografischen Universums hat meinen Horizont auch für viele andere Seiten der Fotografie erweitert. Mein Verständnis der anderen Brennweitenbereiche wurde tiefer und mein Griff zu bestimmten Objektiven ist seither um einiges zielgerichteter geworden.
Abb. 1–2Baikal Ice.
(24 mm, ISO 200, 1/320 s, f/5,6)
Dieses Buch lädt sowohl zum tiefen Einstieg in ein Thema ein als auch zum Stöbern. Ganz besonders wünsche ich mir aber, dass Sie den Weitwinkel begreifen. Anfassen, ausprobieren und lernen. Und das geht am besten mit den Händen und zeitnah beim Lesen. Sie finden deshalb übers Buch verteilt immer wieder Übungshappen. Das sind kleine Dinge, die Sie direkt ausprobieren können. Diese dauern jeweils nicht länger als ein paar Minuten und Sie brauchen dafür nur wenig Zubehör. Die Übungshappen helfen, das Gelesene anschaulich zu machen und zu vertiefen.
Für wen ist dieses Buch?
Dieses Buch ist für alle, …
die einen wichtigen Aspekt der Fotografie begreifen wollen.die sich nicht scheuen, neue Dinge auszuprobieren.die lernen möchten, Tiefe und Weite im Bild so einzufangen, dass später auch der Betrachter darüber staunt.die mehr Sicherheit bei der Auswahl von Brennweiten suchen.die ihren fotografischen Horizont um ein bis fünf Facetten erweitern wollen.die sich die Zusammenhänge eher über den Bauch und die Hände erschließen.Was Sie in diesem Buch nicht finden …
… ist eine Formelsammlung für die Berechnung optischer Eigenschaften. Dieses Buch enthält fast keine Formeln und da, wo es für das Verständnis wichtig ist, werden die Dinge so klar und einfach wie möglich und mit vielen Vergleichen und Bildern erklärt.
Fotografieren ist für mich wie Fahrrad fahren oder schwimmen. Ich lerne am besten aus der Praxis und dieses Buch habe ich genau dafür geschrieben. Sozusagen über die Hände und den Kopf direkt ins Rückenmark. Generell gilt: Erkunden Sie das Buch so, wie Sie es mögen. Springen Sie zwischen den verschiedenen Teilen. Schlagen Sie es zum Beispiel gleich bei der Architekturfotografie in Kapitel 5 auf oder machen Sie zunächst die ersten Schritte in Kapitel 2. Sie müssen es auf keinen Fall stur von vorne nach hinten durchkauen. Gehen Sie auf Entdeckungsreise. Falls Sie lieber linear lesen, funktioniert das auch – dann profitieren Sie sogar von der einen oder anderen aus didaktischen Gründen bewusst gewählten Reihenfolge.
Sie werden in diesem Buch auch so gut wie keine Formeln finden. Mir ist wichtiger, dass Sie die Zusammenhänge begreifen. Das funktioniert für mich selbst am besten, indem ich die Kamera in die Hand nehme und ausprobiere.
In Kapitel 2 »Erste Schritte mit dem Weitwinkel« können Sie sofort ins Thema eintauchen. Hier erhalten Sie den praxisnahen Einstieg und werden zum Mitmachen eingeladen, um die ersten weitwinkligen Schritte zu gehen. Und zwar egal, ob Sie mit der Spiegelreflex-Festbrennweite oder eher mit dem Superzoom-Objektiv Ihrer Bridge-Kamera an den Start gehen.
Kapitel 3 »Was ist Weitwinkel überhaupt?« versucht, die kurzen Brennweiten ins Gesamtbild einzuordnen. Hier wird erklärt, wie der Bildwinkel mit der Sensorgröße zusammenhängt, was unsere Kamera mit einem Kinosaal gemeinsam hat, warum der Crop die Brennweite nicht verändert und warum eine Brennweite von 150 mm durchaus als Weitwinkel durchgehen kann. Hier machen wir sogar einen kurzen Abstecher in die Psychologie der Fotografie.
Kapitel 4 »Die gestalterische Herausforderung« lädt wieder zum Mitmachen ein. Hier lernen Sie zum Beispiel, warum kleine Brennweiten große Subjekte machen, was der Weitwinkel mit der Tiefe anstellt, wie sogar die Belichtung durch die kurzen Brennweiten beeinflusst wird und wie wir typische Kompositionsprobleme beim Weitwinkel in den Griff bekommen.
In Kapitel 5 »Weitwinkel in der Praxis« wird es handfest. Anhand der klassischen Weitwinkelthemen Landschaft und Architektur erhalten Sie konkrete Tipps und Tricks für den Umgang mit dem Weitwinkelobjektiv. Auch die für den Weitwinkel eher untypischen Bereiche Porträt und Street nehmen wir hier unter die Lupe.
Kapitel 6 »Weitwinkel technisch betrachtet« ist besonders interessant für die Technik-Spürnasen (sprich: Geeks). Hier steigen wir über die technische Seite ins Thema ein und betrachten zum Beispiel, was Brennweiten mit Winkelgeschwindigkeiten zu tun haben, wie Auftreffwinkel auf Sensoren sich auf Vignettierung auswirken und wieso Schärfentiefe etwas mit der Brennweite zu tun hat. Außerdem lernen Sie hier, wie Sie selbst ohne Weitwinkelobjektiv weitwinklig fotografieren können.
Die Kapitel 7 und 8 »Tilt/Shift-Grundlagen und -Anwendungen« kommen zunächst vielleicht etwas exotisch daher, haben aber mehr mit dem Weitwinkel zu tun, als man zunächst glauben mag. Das Verschieben des Bildkreises erlaubt eine völlig neue Ausnutzung des Bildwinkels und macht es zum Beispiel im Weitwinkel besonders einfach, stürzende Linien zu vermeiden. Das 24-mm-Tilt/Shift-Objektiv ist bei den eher weitwinkellastigen Genres Landschaft und Architektur besonders häufig im Einsatz und wir betrachten, wie die unterschiedlichen Brennweiten von der Verschiebung des Bildkreises und dem Kippen der Schärfeebene profitieren.
Hallo, ich bin Chris Marquardt und ich habe 2005 mein Angestelltenleben gegen die fotografische Selbständigkeit eingetauscht. Das damals neue Medium Podcast hat mir geholfen, mich viel mehr mit den Dingen zu beschäftigen, die mir Spaß machen. Als Fotograf und Foto-Coach reise ich mit interessanten und interessierten Menschen ans Ende der Welt. Oder auch nur mal ein paar Dörfer weiter. Selbst in unserem Zuhause (wir nennen es die »Viewfinder-Villa« [1]) finden sich regelmäßig Menschen ein, die bei uns in unterschiedlichen Workshops die Fotografie lernen. Die Themen reichen von der Gestaltung und dem Umgang mit Menschen vor der Kamera über das Licht bis zur analogen Großformatfotografie, die Fotografie mit Film im Allgemeinen und streift sogar die Psychologie der Fotografie. Details zu den Veranstaltungen und Fotoreisen finden Sie auf discoverthetopfloor.com.
Als leidenschaftlicher Podcaster erkläre ich regelmäßig, wie die Fotografie funktioniert. Auf happyshooting.de können Sie mir und meinem Mitstreiter Boris Nienke jede Woche ein bis zwei Stunden zum Thema lauschen und Teil einer lebendigen Foto-Community werden. Auf tips-fromthetopfloor.com podcaste ich jede Woche auf Englisch solo über unterschiedliche fotografische Themen und beantworte Hörerfragen. Auf absolutanalog.de/podcast reden meine Partnerin Monika Andrae und ich regelmäßig über die analoge Fotografie und auf curiouslypolar.com spreche ich jede Woche mit Polarwissenschaftler Mario Acquarone über eine meiner weiteren Leidenschaften: die Polargebiete unserer Erde.
Als Berater stehe ich Firmen zur Seite, die verstehen wollen, wie sie ihrer visuellen Präsenz gezielt auf die Sprünge helfen können. Dazu gehört die menschliche Wahrnehmung genauso wie die Grundlagen der guten Gestaltung und das Wissen darüber, wie Bilder in unterschiedlichen Zielgruppen funktionieren.
Als Produzent helfe ich Firmen und Individuen dabei, ihre Ideen in Ton, Bild und Video umzusetzen. Dazu gehört neben der Fotografie auch der Umgang mit dem Bewegtbild und das Einfangen des guten Klangs.
Als Reisender ermögliche ich anderen das Mitreisen, ganz gleich ob in Person oder über die Bilder und Geschichten, die ich von den Reisen mit nach Hause bringe. Viele dieser Geschichten finden sich auch in den Podcasts und an anderen Stellen online wieder.
Als Buchautor kann ich in meine Herzensthemen viel tiefer eintauchen, als es zum Beispiel die Workshops erlauben. Gemeinsam mit Monika Andrae habe ich im Buch Absolut analog die Filmfotografie gründlich unter die Lupe genommen.
Weitere Informationen finden Sie auf www.chrismarquardt.com.
Danke an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten 24-mm-Work-shops. Ohne euch gäbe es dieses Buch nicht. Danke an Jim Rakete für frühe Einflüsse und fürs Schließen des Kreises. Feelin’ Good Bluesband (Martin Kade, Stefan Zenner, Nick Deeg, Hans Madlinger), Hellmut Hattler, Joo Kraus, Tales in Tones (Ralf Schmid, Veit Hübner, Torsten Krill) und Douglas Hopkins für schöne Bilder. Ralf Albert für frankfurter Aussichten. Alexa und Alexander Waschkau für Strahlkraft. Ralf Hüls und Boris Nienke für sachdienliche Hinweise. Tim Vollmer für spannende Locations. Peter Marquardt für nächtliche Linien. Marieke Thüne für Kontaktschließungen. Elisabeth File für geduldiges Frieren. Paul Kelly für niedrige Stative. Richard PJ Lambert für die Solargraphie. Jochen Möller für Hände. 11A für die hübsche Rückwand. Und Moni für alles andere … und den freien Tisch <3.
Falls Sie sich schon länger mit dem Thema Fotografie auseinandersetzen, können Sie diesen Abschnitt getrost überspringen. Für alle anderen, die frisch ins Thema einsteigen, möchte ich hier etwas Licht ins Dunkel des fotografischen Fachchinesisch bringen.
Wir messen Brennweiten in Millimetern (mm) und reden beim Bildwinkel oft davon, wie weit er ist, seltener davon, wie schmal er ist, obwohl das auch korrekt wäre.Brennweiten mit weiten Bildwinkeln (also Weitwinkelobjektive) bezeichnen wir oft als kurze Brennweiten. Bei Teleobjektiven ist dann dafür von langen Brennweiten die Rede.Lichtstarke Objektive, d. h. solche, die mit einer großen Offenblende ausgestattet sind, lassen viel Licht ein. Sie sind deshalb oft helle Objektive.Wenn Fotografen untereinander salopp von Glas reden, denken sie weniger ans Trinken, sondern eher an Objektive. Diese kommen dann sprachlich auch gerne mal in Kombination mit anderen Begriffen vor. Wundern Sie sich also nicht über den Ausdruck »helles Glas«.Anglizismen sind auch in der Fotografie nicht wegzudenken. Wenn Crop gesagt wird, ist vom Beschnitt des Bilds die Rede. Die Größe des Sensors beeinflusst den Bildwinkel. Bei kleineren Sensoren als denen mit 35 mm (dem Vollformatsensor) redet man gerne mal von Crop-Sensoren und vom Crop-Faktor und meint damit eigentlich einen Umrechnungsfaktor für die Brennweite mit äquivalentem Bildwinkel.Die Begriffe Kleinbild und Vollformat sind synonym. Sie unterscheiden sich nur dadurch, dass der Begriff Kleinbild eher in der Analogfotografie und der Begriff Vollformat eher in der digitalen Fotografie verwendet wird. Auch 35-mm-Format hat die gleiche Bedeutung und wird etwas universeller verwendet.Schärfentiefe oder Tiefenschärfe? Im Internet mag das mitunter hitzig diskutiert werden, aber wir wissen doch eigentlich genau, was gemeint ist. Schärfentiefe bezieht sich darauf, wie sich die Schärfe in Bezug auf die Tiefe des Bilds verhält. Tiefenschärfe meint, wie tief die Schärfe im Bild ist. Meine Meinung: Jacke wie Hose.Das Motiv im Bild wird gerne auch als Subjekt bezeichnet. Beide Begriffe sind gleichwertig und obwohl Subjekt im angelsächsischen Sprachraum üblicher ist, wird es auch hierzulande immer wieder verwendet. Beide Begriffe kommen in diesem Buch austauschbar zum Einsatz. Sie meinen beide den Hauptdarsteller des Bilds, den Kernpunkt, das Wichtige. Beim Porträt wäre das zum Beispiel der Mensch, beim Produktfoto das Produkt.Wenn wir für die Panorama-Fotografie aus mehreren Einzelbildern per Software ein größeres Bild zusammenrechnen lassen, sprechen wir vom Stitching (englisch: Nähen, Heften).So wie viele Kameras aus Japan kommen, hat auch die Sprache der Fotografie mit dem japanischen Sprachraum zu tun. Die Unschärfen im Bild – besonders die hinter dem Subjekt – nennt man Bokeh. Das japanische Wort boke [2] hat mehrere Bedeutungen, neben unscharf kann es auch in etwa dumm bedeuten.Erinnern Sie sich noch an das Spiel mit Sonne, Lupe und Papier? In der passenden Entfernung fokussiert das Brennglas die parallel einfallenden Strahlen der Sonne so auf das Papier, dass dieses Feuer fängt. Diese ideale Entfernung zwischen Lupe und Papier, bei der die Sonne maximal scharf abgebildet wird, bezeichnen wir deshalb als Brennweite.Wenn von Perspektive die Rede ist, meinen wir den Standpunkt, von dem aus fotografiert wird. Um die Perspektive zu ändern, müssen wir uns bewegen. Ein- und auszoomen (also die Veränderung der Brennweite) ist keine Perspektivänderung, sondern verändert nur den Bildausschnitt.Verzeichnung (nicht Verzerrung) nennt man die geometrischen Abbildungsfehler von Objektiven. Üblicherweise sind das die Tonnen- oder Kissenverzeichnung.Abb. 1–3Harpa, Island.
(24 mm, ISO 1600, 1/40 s, f/4,5)
Abb. 2–1Frankfurt.
(24 mm, ISO 100, 30 s, f/8,0)
Sie haben sich ein neues Weitwinkelobjektiv zugelegt und wollen es nun zum ersten Mal ausführen? Ihnen ist aufgefallen, dass Ihr Kit-Objektiv auch 18 Millimeter kann? Sie haben auf dem Dachboden das Weitwinkelobjektiv des Großvaters entdeckt? Immer, wenn es um die Fotoausrüstung geht, ist es besonders wichtig, sich mit ihr vertraut zu machen und ihre Eigenheiten zu ergründen. Nur so können Sie in unerwarteten Situationen schnell reagieren und die Vorteile der Optik voll ausspielen. Nehmen Sie sich also etwas Zeit und machen Sie sich sowohl mit den vielen Möglichkeiten als auch mit den Stolperfallen des Weitwinkelobjektivs vertraut.
Abb. 2–2Nikon FE2 mit 20-mm-Weitwinkelobjektiv.
Legen Sie am besten gleich los! Hier finden Sie einen ersten praxisnahen Einstieg ins Thema und ein paar erste Übungen.
Weite Winkel verändern die Abbildung der Tiefe. Abstände zwischen nahen und fernen Objekten erscheinen größer als mit längeren Brennweiten. Diese Eigenschaft lässt sich nutzen, um Dinge im Bild größer aussehen zu lassen, als sie sind. Gehen Sie deshalb ruhig sehr nah heran, gerne auch mal bis zur Scharfeinstellgrenze des Objektivs.
Probieren Sie es selbst: Gehen Sie mit der Kamera und zwei Objektiven nach draußen. Eines davon ist das Weitwinkelobjektiv, das andere ist eine längere Brennweite oder ein leichtes Teleobjektiv. Alternativ können Sie selbstverständlich auch das 18 – 55-mm-Kit-Objektiv verwenden. Beginnen Sie mit dem Weitwinkel und gehen Sie so nah an das Subjekt, wie Ihr Objektiv es zulässt. Als Nächstes erhöhen Sie den Abstand und machen Sie das gleiche Bild mit einer längeren Brennweite, sodass das Subjekt gleich groß abgebildet wird. Wenn Sie die Resultate nebeneinander betrachten, werden Sie sehen, wie anders die unterschiedlichen Brennweiten mit der Tiefe im Bild umgehen.
Abb. 2–3Die Tasse wirkt aus nächster Nähe mit dem Weitwinkel fotografiert deutlich größer als das Glas im Hintergrund.
Abb. 2–4Bei gleichem Abstand zur Kamera zeigt sich, dass sie etwa gleich groß sind.
In Kapitel 4 finden Sie mehr zu diesem Thema.
Große Bildwinkel bilden naturgemäß mehr ab. Manchmal führt der große Winkel dazu, dass sich Dinge im Bild wiederfinden, die störend wirken und vom eigentlichen Subjekt ablenken. Achten Sie bei der Bildaufteilung deshalb besonders darauf, was sich rund um die wichtigen Teile des Bilds abspielt. Gerade den Hintergrund und die Bildränder sollten Sie beim Aufbau Ihres Bilds immer im Auge behalten. Weniger ist hier meistens mehr!
Probieren Sie es selbst: Suchen Sie sich mit dem Weitwinkel ein Motiv in Ihrer Umgebung und spielen Sie mit der Bildaufteilung. Nehmen Sie zunächst bewusst viel Ablenkendes ins Bild. Als Nächstes räumen Sie das Bild gründlich auf. Ändern Sie die Perspektive, aus der Sie fotografieren, ohne näher heranzugehen, sodass Sie weniger Dinge im Bild einfangen.
Viel im Bild erzeugt allerdings auch viel Kontext und der kann wieder helfen, die Bildaussage zu verstärken oder sie sogar erst entstehen zu lassen. Spielen Sie also nicht nur damit, viel oder wenig aufs Bild zu bekommen, sondern denken Sie auch darüber nach, was Sie genau abbilden und wie Sie es im Bild platzieren. Mehr dazu im Kapitel 4, »Die gestalterische Herausforderung«.
Abb. 2–5Durch den großen Bildwinkel landen manchmal viele eher ablenkende Dinge im Bild. Bei diesem Beispiel sollte der Blick des Betrachters durch das starke Vordergrundelement und die dadurch entstehenden führenden Linien auf die gelben Rohre gelenkt werden. Da diese aber beim Weitwinkel relativ klein ausfallen und sich von anderen Bildelementen in der Größe nicht deutlich abheben, wirkt das Bild eher ungeplant und ohne Zentrum.
Abb. 2–6Die Bildaufteilung und die Konzentration auf wenige »Hauptdarsteller« sorgen für ein aufgeräumteres Bild.
Lange und kurze Brennweiten gehen unterschiedlich mit der Schärfentiefe um. Wo das Teleobjektiv den Hintergrund deutlich in die Unschärfe kippt, zeigt der Weitwinkel mehr Schärfentiefe. Das wirkt sich wieder auf den Hintergrund und damit auf den Kontext aus. Je mehr Schärfe, desto eher konkurriert der Kontext mit dem Subjekt. Wie stark ausgeprägt diese Unschärfe ist, können Sie durch die Größe der Blende und den Abstand zum Subjekt beeinflussen. Je größer die Blende und je näher Sie sind, desto unschärfer wird der Hintergrund.
Probieren Sie es selbst: Fotografieren Sie mit dem Weitwinkel das gleiche Subjekt aus unterschiedlichen Abständen und mit unterschiedlichen Blenden. Stellen Sie die Kamera dazu auf den Modus Blendenvorwahl.
Ein Tipp: Die größere Schärfentiefe und die veränderten Größenverhältnisse können Sie übrigens auch gut für Bilder mit forced perspective einsetzen. Damit ist das Spiel mit unterschiedlich großen Dingen im Bild gemeint, zum Beispiel das vermeintliche Abstützen des schiefen Turms von Pisa. Durch die größere Schärfentiefe können Sie unterschiedlich weit von der Kamera entfernte Dinge ähnlich scharf abbilden.
Abb. 2–8Durch die größere Blende wird der Hintergrund »entschärft«.
Abb. 2–7Der Hintergrund lenkt durch die hohe Schärfe vom Motiv ab.
Abb. 2–9Der Himmel sieht interessant aus und bekommt deshalb viel Platz.