Weltenspringer: Weltenspringer - James Riley - E-Book

Weltenspringer: Weltenspringer E-Book

James Riley

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Beschreibung

Dieses Abenteuer ist total abgefahren. Besser als Dumbledore zu retten. Das Leben wäre totlangweilig, wenn es keine coolen Bücher gäbe. Noch besser wäre es allerdings, wenn man der Held aus seiner absoluten Lieblingsreihe sein könnte, über die wirklich jeder spricht. Das weiß niemand besser als Owen. Denn als er nach einem zum Gähnen langweiligen Schultag beobachtet, wie seine Mitschülerin Bethany aus einem Buch klettert – ja, richtig, AUS EINEM BUCH –, bringt er sie dazu, ihn auf ihre nächste Reise mitzunehmen. Dabei vergisst Owen allerdings die wichtigste Regel überhaupt: Greif nie in die Geschichte ein!

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Buchinfo

Als Owen erfährt, dass seine Mitschülerin Bethany in die Welten von Büchern springen kann, ist er total begeistert und überzeugt sie, ihn in sein Lieblingsbuch zu begleiten. Denn wie großartig wäre es, seinen Helden in Action zu erleben?!

Kaum zwischen den Seiten angekommen, tut Owen jedoch genau das, was er auf keinen Fall machen sollte: Er greift in die Geschichte ein und schlägt den vermeintlichen Bösewicht k.o.

Nun gerät alles aus den Fugen: Plötzlich findet Owen sich selbst in der Rolle des Helden wieder – und das auch noch im Finale der Geschichte und mit einem neuen fiesen Hauptgegner, den er bisher gar nicht auf dem Plan hatte!

Ein packendes Abenteuer beginnt. Mit einem Mal stehen die Welten Kopf – und Owen und Bethany vor einem unglaublichen Abenteuer, denn jedes Kapitel birgt neue Gefahren …

Autorenvita

© Maarten de Boer

James Riley, geboren in Connecticut, lebt heute in der Gegend um Washington. Sein Erstlingswerk, die »The Half Upon a Time«-Trilogie, wurde in den USA zum Bestseller und wäre wohl kaum entstanden, hätte Riley nicht in einem alten Schulheft eine ermutigende Bemerkung seines damaligen Klassenlehrers entdeckt. So nahm er sich dessen Worte zu Herzen, mehr zu schreiben, und arbeitet bereits fleißig an seiner nächsten Romanreihe für Kinder und Jugendliche, die »Weltenspringer«. Seine grenzenlose Fantasie beschränkt sich aber nicht nur auf seine Bücher: Als größte Angst nennt er augenzwinkernd den Fall, aus 500 Metern Höhe in einen Swimmingpool voller Spinnen zu fallen, die auf Schlangen reiten.

Den Figuren aus meiner Geschichte gewidmet:

ES TUT MIR ALLES FURCHTBAR LEID.

KAPITEL 1

Owen hätte am liebsten einfach nur laut geschrien. Aber es kam kein Ton heraus. Stattdessen ging der Albtraum immer nur weiter und zwang Owen, sich im tiefsten Herzen eine Frage zu stellen:

»Kann mir irgendwer sagen, wie viel drei Viertel mal zwei Drittel sind?« MrBarberry, Owens Klassenlehrer, stand vor der Tafel, er hatte die Arme verschränkt und wartete darauf, dass sich eine Hand hob.

Nein, nicht diese Frage. Die eigentliche Frage war: Konnte auf dieser Welt irgendetwas noch langweiliger sein als Bruchrechnung? Owen runzelte die Stirn, als MrBarberry die Suche nach Freiwilligen aufgab und sich einfach ein Opfer suchte. »Mari? Drei Viertel mal zwei Drittel?«

In einen Raum ohne Fenster und Türen eingesperrt zu sein, ohne etwas zu tun, während man mit verbundenen Augen eine Baumsorte nach der anderen aufzählen muss? Das wäre ganz schön langweilig, aber nicht annähernd so langweilig wie Bruchrechnung.

»Ein halb«, antwortete Mari, woraufhin MrBarberry zustimmend nickte.

Vielleicht wenn man von irgendwem genug Limo bekäme, um stundenlang wach zu bleiben, und wenn dieser Jemand einem dann Anleitungen zum Montieren von Möbelstücken vorläse? In einer anderen Sprache?

Aber was, wenn man diese andere Sprache, ohne es zu merken, aus Versehen lernte? Manche Leute würden die Langeweile dafür wohl in Kauf nehmen. Das kam also nicht infrage.

»Owen?«, fragte MrBarberry. »Was ist mit dir? Ein Drittel mal zwei Drittel?«

»Zwei Neuntel«, sagte Owen mit gespielter Begeisterung.

»Richtig«, sagte MrBarberry und drehte sich zur Tafel um, während Owen seinen Gedanken wieder freien Lauf ließ.

Vielleicht zu Hause festzusitzen, krank und mit so hohem Fieber, dass man weder nachdenken noch irgendwas anderes tun konnte, außer vor der Glotze zu hocken? Und der einzige funktionierende Sender war ein Shoppingkanal, der nur Werbung für andere Shoppingkanäle brachte? Das wäre ganz schön langweilig.

»Ein Drittel mal ein Drittel?«, fragte MrBarberry. »Gabriel?«

»Ein Neuntel?«, fragte Gabriel mit trübem Blick.

Nein, nichts da, Bruchrechnung stand eindeutig ganz oben auf dem Siegertreppchen. Und zwar mit Abstand.

Könnte nicht irgendein verirrter elektrischer Impuls schon vorzeitig zum Ende der Stunde läuten? Das war zwar noch nie passiert, aber Optimismus gehörte definitiv zu Owens Stärken. Und darauf war er ganz schön stolz, denn es war nicht leicht, angesichts dieser vielen Matheprobleme optimistisch zu sein.

»Wie sieht es aus mit vier Fünftel mal ein Achtel?«, fragte MrBarberry. »Bethany, möchtest du das übernehmen?«

Es kam keine Antwort, deshalb drehte sich MrBarberry um. »Bethany?«

Owen warf einen Blick nach hinten und entdeckte, dass Bethany sich hinter ihrem Mathebuch versteckte, nicht einmal ihr Kopf war zu sehen. War sie etwa eingeschlafen? Das wäre mutig. Blöd, aber mutig.

Immerhin passierte etwas, so wurde die Stunde wenigstens um einen Bruchteil weniger langweilig. Owen grinste hinter vorgehaltener Hand. Ha!

»Bethany!«, brüllte MrBarberry.

Bethany fuhr auf ihrem Stuhl zurück, wobei ihr Mathebuch nach vorne kippte und ein weiteres Buch freilegte: Charlie und die Schokoladenfabrik.

Oha.

MrBarberry starrte Bethany eine Sekunde lang wütend an, während sie sich mit verwirrter und zugleich ängstlicher Miene umschaute. Owen zog den Kopf ein und wartete darauf, dass MrBarberry lostobte, aber zum Glück läutete in diesem Moment die Schulglocke zur Mittagspause.

»Na, dann geht«, sagte MrBarberry. »Alle, außer dir, Bethany.«

Bethany nickte, ihre langen bronzefarbenen Haare fielen ihr ins Gesicht. Owen warf ihr im Gehen einen mitfühlenden Blick zu, dann bemerkte er etwas Seltsames.

War das Schokolade an ihrem Kinn?

In dem Moment versperrten ihm die anderen aus der Klasse den Blick, und er zuckte mit den Schultern. Auf gar keinen Fall wollte er riskieren, ebenfalls angebrüllt zu werden. Außerdem bedeutete die Mittagspause mindestens eine halbe Stunde ohne Bruchrechnung.

Nachdem er in einer schier endlosen Schlange an der Essensausgabe gewartet hatte, die er unbedingt seiner Liste der langweiligsten Dinge aller Zeiten hinzufügen musste, hielt Owen mit Pizza und Milch auf seinem Tablett nach einem freien Platz in der Mensa Ausschau. Er steuerte einen Tisch mit drei Jungs aus seiner Klasse an, die ihn vollkommen ignorierten, als er auf sie zukam, deshalb ging er weiter und tat so, als ob er sowieso allein sitzen wollte.

Genau aus diesem Grund hatte er immer ein Buch bei sich. Allein zu sitzen war nicht gerade neu.

Owen hatte Kiel Gnomenfuß und das Ende von allem bereits zweimal gelesen, aber in der nächsten Woche würde das siebte Buch der Serie erscheinen, und da konnte es nicht schaden, sein Wissen noch einmal aufzufrischen. Es war ohnehin schwer genug gewesen, ein Exemplar auszuleihen, obwohl seine Mutter in der Bücherei arbeitete. Der Band, den er dabeihatte, endete damit, dass Dr.Verity den Magister, Kiels Lehrer, am Ende doch noch überraschend angriff. Owen kannte mindestens fünf Leute, die bei der Vorstellung, der Magister könnte sterben, zu Heulen angefangen hatten. Und zehn, die behaupteten, die Serie sei von Harry Potter abgekupfert, was ja auch irgendwie stimmte, aber trotzdem waren alle davon begeistert.

Als Owen mit dem letzten Kapitel anfing, in dem Dr.Verity in den auf dem Kopf stehenden Turm des Magisters einbrach, sah er aus dem Augenwinkel, wie Bethany mit wütenden Schritten die Mensa betrat. Sie ließ sich an einem Tisch auf der anderen Seite des Raumes auf einen Stuhl fallen, zog ihr Buch hervor und schaute sich misstrauisch um. Dann senkte sie den Kopf, aß offenbar etwas, richtete sich wieder gerade auf und schaute sich abermals um.

Was machte sie da eigentlich? Aß sie hinter ihrem Buch? Hatte sie denn überhaupt etwas zu essen? Versuchte sie …

Mist. Was sie jetzt tat, war, ihn anzustarren.

Sofort blickte Owen in sämtliche andere Richtungen, nur nicht zu Bethany hinüber, aber es war zu spät. Sie knallte ihr Buch zu, schaute Owen wütend an und stürmte dann mit verärgertem Schnauben aus der Mensa.

Owen seufzte und ließ sein eigenes Buch auf den Tisch sinken. Bethany war es sicher schon peinlich genug, dass sie angebrüllt worden war, dass sie jetzt auch noch angestarrt wurde, machte alles bestimmt noch schlimmer. Gratuliere, Owen.

Sein schlechtes Gewissen schubste Owen vom Stuhl und schickte ihn hinter Bethany her, um sich zu entschuldigen oder wenigstens einen Witz zu reißen. Doch als er den Flur erreichte, war da keine Bethany. Der ganze Flur war leer, bis auf das Exemplar von Charlie und die Schokoladenfabrik, das Bethany eben noch gelesen hatte und das jetzt unter einem Schließfach auf dem Boden lag.

Moment mal … Sie hatte nicht nur ihr Buch auf dem Boden liegen lassen, sondern – schlimmer noch – Owen konnte schon aus der Ferne sehen, dass es aus der Bücherei seiner Mutter stammte. Das Buch gehörte Bethany nicht einmal!

Und waren das da Schokoladenflecken?

Das war nicht lustig. Was dachte Bethany sich bloß dabei? Wer lieh sich ein Buch aus und verschmierte es mit Schokolade, auch wenn es, ihr wisst schon, zur Geschichte passte? Andere Leute wollten diese Bücher schließlich auch lesen, und sie wollten auf ihrem Exemplar keine Essensflecken haben.

Owen schüttelte den Kopf, schnappte sich das Buch und ließ es in seine Schultasche fallen, dann ging er zurück in die Mensa, um sich den wirklich wichtigen Angelegenheiten zu widmen, zum Beispiel Dr.Veritys Überfall auf den Magister. Leider beschloss die Glocke, gerade jetzt zu läuten – gemein, aber nicht unerwartet. Owen brachte seinen Abfall weg und schlurfte widerwillig zu weiteren Stunden voller geisttötender Halbbildung.

Endlich, gnädigerweise, nahm dieser Tag ein Ende, und Owen schoss wie eine Kanonenkugel durch die Tür. Draußen zu sein war so ein gutes Gefühl, dass er viel schneller als sonst zu der Bücherei lief, in der seine Mutter fast jeden Nachmittag arbeitete. Wie meistens würde Owen sich dort nützlich machen, einerseits, weil seine Mutter das wollte, dann aber auch, weil es Spaß machte, so viele Bücher um sich herum zu haben.

Er begrüßte seine Mom, die geschäftig herumwuselte, danach setzte er sich an seinen üblichen Platz am Tresen, wo er einige Stunden lang Bücher ausgab. Diese Arbeit konnte interessant sein (denn er sah, was die Leute lasen), peinlich (denn er sah, was die Leute lasen) oder langweilig (denn er sah, was die Leute lasen). Meistens trafen zwei der drei Möglichkeiten alle paar Minuten zu, und an diesem Abend war es nicht anders.

Als es endlich ruhiger wurde, holte Owen seufzend seine Hausaufgaben hervor. Denn egal wie beschäftigt seine Mutter auch sein mochte, sobald er nichts mehr zu tun hatte, drückte sie ihm umgehend eine neue Aufgabe aufs Auge. Gerade als er sein Mathebuch hervorziehen wollte, entdeckte er Bethanys Exemplar von Charlie und die Schokoladenfabrik.

Hm. Das hatte er irgendwie vergessen. Eigentlich wollte er es Bethany zurückgeben und sie wegen der Schokoflecken vorwurfsvoll anstarren. Aber jetzt, wo er darüber nachdachte, wusste er nicht einmal mehr, ob Bethany nach der Mittagspause zur Naturkundestunde erschienen war. Genau genommen konnte er sich nicht daran erinnern, sie dort oder überhaupt am Nachmittag in irgendeiner anderen Stunde gesehen zu haben. Vielleicht war sie nach Hause gegangen, weil ihr schlecht war, nachdem sie zu viel Schokolade gegessen und ein Buch als Serviette benutzt hatte?

Owen zuckte mit den Schultern und registrierte das Buch als zurückgegeben. Bethany würde es schon finden, wenn sie weiterlesen wollte.

Seine Mutter sah ihn an, als er das Buch auf einen Stapel von Büchern legte, die in die Regale zurückgestellt werden sollten. Er seufzte und stand auf, denn er wusste, was jetzt kommen würde. »Die gehören alle in die Kinderabteilung«, sagte seine Mutter. »Ich schließe jetzt, danach muss ich noch etwas im Büro erledigen. Mach bitte deine Hausaufgaben fertig, wenn du die Bücher zurückgestellt hast.«

Uääh. Natürlich. Owen hob einen Bücherstapel auf, der ihm bis zum Bauchnabel reichte, dann ging er damit langsam zur Kinderabteilung.

Wie immer herrschte dort das pure Chaos, als ob ein Hurrikan mitten zwischen die Bücher von Rick Riordan eine Atombombe geschleudert hätte. Genervt machte sich Owen ans Werk, dabei legte er einige Bücher beiseite, die er interessant fand – das war das einzig Gute am Aufräumen.

Zehn Minuten später war die Kinderabteilung immerhin ordentlicher, obwohl sich nun auf den ohnehin überfüllten Regalen Bücherstapel türmten. Owen sah sich traurig den Stapel an, den er in die Kinderabteilung geschleppt hatte, weil er diese Bücher ja auch noch zurückstellen musste. Stöhnend griff er nach Charlie und die Schokoladenfabrik, ihm war jetzt schon klar, dass dafür sowieso kein Platz sein würde.

Als er den Buchstaben D für Roald Dahl gefunden hatte, passierte etwas Seltsames. Seine Hand … zuckte.

Er sah seine Hand und das Buch darin an, wahrscheinlich hatte er sich den Stromstoß nur eingebildet.

Doch dann zuckte das Buch erneut.

»Au!«, sagte er und ließ das Buch fallen. Es knallte auf den Boden und blieb für einen Moment dort liegen.

Kurz darauf zuckte es zum dritten Mal.

Was war hier los? Owen wich zurück, als sich der Einband und einige Seiten ganz von selbst öffneten. Spukte es in der Bücherei? Oder war das Buch verhext? Und war es normal, irgendwie fasziniert davon zu sein, auch wenn man Angst hatte?

Und dann passierte etwas, mit dem Owen nie im Leben gerechnet hätte.

Fünf von Schokolade verschmierte Finger schoben sich aus der Mitte des Buches, packten den Rand und hievten sich heraus.

KAPITEL 2

Als Bethany sich langsam an ihren mit Schokolade verschmierten Händen aus Charlie und die Schokoladenfabrik hievte, seufzte sie. Warum war sie so lange dort geblieben? Jetzt war sie später als spät dran. Es war einfach so unvorstellbar entspannend gewesen, hinter dem Schokoladenfluss zu sitzen, den Umpa-Lumpas bei der Arbeit zuzusehen und nicht von MrBarberry oder ihrer Mom angeschrien zu werden.

Als ihr Kopf aus dem Buch auftauchte, machte sie sich plötzlich allerdings sehr viel weniger Sorgen, weil sie zu spät war, und sehr viel mehr, weil Owen, ein braunhaariger, ganz normal aussehender Junge aus ihrer Klasse, sie anglotzte, als ob seine Augen gleich herausfallen würden.

»Bethany?«, krächzte Owen. Seine Stimme war fast zu leise, um gehört zu werden.

»Owen!«, sagte sie, zog den Kopf ein, kletterte vollständig aus dem Buch und schloss es mit einem Tritt.

»Du … warst in dem Buch?«, fragte er und schaute zwischen ihr und dem noch immer schokoladigen Buch, das auf dem Boden lag, hin und her.

»Red keinen Blödsinn«, sagte sie zu ihm und rang sich ein falsches Lachen ab. »Du hast mich nur nicht gesehen. Ich hab die ganze Zeit hier gesessen und gelesen.«

Owen schüttelte den Kopf. »Ich hatte es in der Hand«, sagte er und zeigte darauf. »Dann ist es herumgehüpft, und du bist einfach herausgekrochen. Das hab ich gesehen!«

»Das ist doch verrückt«, erwiderte Bethany, während sie das Buch aufhob und ihm unter die Nase hielt. »Wie hätte ich denn in einem Buch sein können? Das ist aus Papier!« Sie ließ es wieder sinken und schnaubte. »Du hast einfach zu viele Bücher gelesen.«

Owen wollte gerade etwas erwidern, aber als sein Blick auf das Buch fiel, fing er an, seltsame Quietschgeräusche auszustoßen. Bethany folgte seinem Blick und stöhnte, weil ihre Daumen in die Buchseiten eingetaucht waren.

Na gut, das machte ihre Behauptung nun wirklich nicht überzeugender. Uäh.

Owens Quietschgeräusche wurden schlagartig lauter, und er wich eilig von Bethany zurück.

Bethany zuckte zusammen und fing an, »pssst« zu sagen, in dem Augenblick fiel ihr etwas ein. Owen hatte sie in der Mensa beobachtet, als sie Schokolade aus dem Buch gezogen hatte – manche Tage waren so schrecklich, dass sie nur noch Süßes wollte. Owen war der Junge, der sie in Panik versetzt hatte.

Nachdem ihre Mutter am Morgen wütend gewesen war, nach dem langen schrecklichen Tag, an dem MrBarberry sich endlos über Brüche ausgelassen und sie dann angeschrien hatte, nachdem sie in der Klasse hatte sitzen müssen, während sie doch in Prydain oder in Oz oder im Wunderland hätte sein können, war die Tatsache, dass Owen sie in der Mittagspause fast erwischt hätte, der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Genau das war es: Sie hatte die Schule satt, ihre Lehrer, ihre Mutter, alles.

Sie hatte die Mensa verlassen, fest entschlossen, den Rest des Tages in der Welt der Fantasie zu verbringen. Dabei hatte sie es nicht einmal abwarten können, einen sicheren Ort aufzusuchen, ehe sie ins Buch gesprungen war. Sie hatte Nachsitzen riskiert, na gut, aber das wäre nicht das erste Mal, und ihre Mutter hatte es bisher nie erfahren, da sie immer spät von der Arbeit nach Hause kam. Solange Bethany vor ihrer Mom dort war, konnte ihr nichts passieren.

Aber sie war nun einmal nicht zu Hause, und jetzt hatte Owen gesehen, wie sie aus einem Buch gesprungen war. So weit hätte es nicht kommen dürfen.

»Owen«, sagte Bethany, packte ihn am Shirt und zog ihn zurück in die Kinderabteilung. »Du wirst mir jetzt ganz still zuhören, sonst schmeiße ich dich in die Schokoladenfabrik. Hast du das verstanden?«

Owen nickte rasch, und sie ließ ihn los. Sofort machte er einen Sprung in Richtung Ausgang.

Bethany knirschte mit den Zähnen. Ohne zu zögern griff sie nach seiner Hand und zog ihn in die Seiten eines Buches aus einem Stapel auf dem Boden, ohne auch nur einen Blick auf den Titel zu werfen. Bethany und Owen glitten so schnell in die Seiten, dass er vermutlich nicht einmal kapierte, was vor sich ging.

Kurz darauf fanden sie sich mitten in einem brennenden London wieder, während riesige grüne Strahlen die Gebäude um sie herum explodieren ließen.

»AHH!«, schrie Owen, hielt aber ganz schnell die Klappe, als ein Todesstrahl über seinem Kopf durch die Luft zischte.

Bethany schob ihn in ein ausgebranntes Gebäude. »Das sind Marsianer«, brüllte sie durch das Tosen der Invasion und zeigte auf die riesigen runden Raumschiffe, die auf robothaften Tentakelbeinen durch die Stadt wanderten und alles und jeden mit grünen Strahlen beschossen. »Wir sind in Krieg der Welten. Also beruhig dich und sei still, sonst pumpen sie dich mit marsianischem Laser voll.« Etwas ging vor dem Haus in die Luft, und Owen fuhr zusammen, aber Bethany packte ihn abermals an seinem Shirt. »Wenn du dich ruhig verhältst und unentdeckt bleibst, kann uns nichts passieren. Sie werden alle krank und sterben an ’ner Erkältung oder Bakterien oder so ähnlich.«

»Marsianer?«, fragte Owen, so leise, dass man ihn durch den Wahnsinn auf den Straßen kaum verstand. Er schaute hinaus, sprang aber sofort wieder zurück, als ein weiterer Strahl ein Auto hochgehen ließ. »In echt? Marsianer?«

Bethany zögerte, sie wusste nicht genau, was sie darauf antworten sollte. »Hier im Buch schon. In der echten Welt haben die Marsianer London natürlich nicht wirklich zerstört. Das wäre doch wahrscheinlich in den Nachrichten gekommen.«

Owen sah sie verwirrt an, dann steckte er den Kopf wieder aus dem Gebäude. »Aber … wo ist die Armee? Wer kämpft gegen sie?«

Bethany rümpfte die Nase. »Ich hab das Buch schon eine ganze Weile nicht mehr gelesen, aber ich glaube, die Armee steckt ganz schön Prügel ein. Mit Schusswaffen können sie den Marsianern ja nichts anhaben. Deshalb sind wir aber nicht hier.« Sie zog Owen wieder ins Haus und starrte ihm in die Augen. »Du kannst niemandem hiervon erzählen, Owen. Du kannst nicht einmal mir davon erzählen, weil wir nie wieder darüber reden werden. Und du wirst das hier ganz wunderbar für dich behalten. Hast du mich verstanden?«

Er blickte sie für eine Sekunde an, schüttelte den Kopf und stieß sie weg. »Müssen wir denen nicht helfen?«, schrie er und zeigte hinaus. »Wir können ihnen erzählen, dass die Marsianer krank werden, und dann können sie die Aliens anniesen oder so.«

Er kapierte es einfach nicht. »Nein!«, sagte sie eindringlich. »Das Buch ist schon geschrieben. Wir können es nicht ändern. Du begreifst offenbar nicht, was hier abläuft.«

»Aber wie kann es geschrieben sein, wenn es gerade jetzt passiert?«, brüllte Owen. »Sieh es dir doch an!«

Stöhnend packte sie seine Hand und sprang mit ihm aus dem Buch. Bethany gab sich keine Mühe, einen langsamen Abgang hinzulegen. Um vorsichtig zu sein, hatte sie keine Zeit. Mit einem Affenzahn schossen sie aus Krieg der Welten und knallten etwas härter, als Bethany es vorgehabt hatte, gegen das nächste Bücherregal. Ehe Owen auch nur ein Wort sagen konnte, riss Bethany ihn zwischen die Seiten eines anderen Buchs. Er schrie auf, verstummte aber sogleich, als sie auf einem Feld mit Schachbrettmuster landeten. Er blickte sich um und brachte wohl vor lauter Überraschung keinen Ton mehr heraus.

»Siehst du?«, sagte sie. »Wir sind in den Büchern. Das hier ist die Welt der Fantasie, Owen. Du kannst hier nichts ändern, weil alles schon geschrieben ist. Wenn wir auf die letzte Seite von Krieg der Welten gesprungen wären, hätten die Menschen die Marsianer bereits besiegt. Ich habe einfach vor dem Sprung nicht darauf geachtet, wo wir landen.« Was zugegebenermaßen dumm war und etwas, das sie niemals, niemals tat. Aber das hier waren besondere Umstände.

Owen schien sie nicht gehört zu haben. Er streckte eine Hand aus und ließ ein kleines geflügeltes Schaukelpferd auf seinem Finger landen.

»Wo sind wir jetzt?«, flüsterte er, und das Pferd wieherte ihn an.

»Wunderland«, sagte sie. »Oder genauer gesagt Hinter den Spiegeln. Ich glaube, das ist noch immer Wunderland, aber ich habe nie so richtig begriffen, wie das funktioniert.«

»Wunderland? Wie bei Alice?«, fragte Owen, als eine Brot-und-Butter-Fliege in seinen Haaren landete.

»An dieser Stelle im Buch ist sie wahrscheinlich unterwegs zum namenlosen Wald«, antwortete Bethany. »Ich gehe den Hauptfiguren immer aus dem Weg. So vermeidet man am leichtesten, dass man die Geschichte durcheinanderbringt. Und ich muss mich nicht um die Handlung kümmern, sondern kann mich einfach nur amüsieren.«

Owen drehte sich zu ihr um, während allerlei märchenhafte Insekten um ihn herumschwirrten. »Bitte, sag mir, dass das hier kein Traum ist. Ich weiß, es muss einer sein, sicher bin ich an der Bücherausgabe eingeschlafen, aber bitte, mach, dass es kein Traum ist …«

Sie streckte die Hand aus und zwickte ihn, so fest sie konnte. Das war eine gute Gelegenheit, einem Teil ihres Ärgers freien Lauf zu lassen.

Owen keuchte auf und riss seinen Arm zurück, dann sah er sie wütend an. »Du hättest einfach ›Nein, es ist kein Traum‹ sagen können.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Also, weißt du noch, worüber wir gesprochen haben? Dass wir nie wieder darüber reden werden?«

»Wie machst du das?«, fragte er sie. »Wie … wie kannst du in Bücher springen? Die sind doch bloß Wörter auf Papier.«

Sie seufzte. »Schon, im Moment gilt das auch für dich. Wenn du den Mund halten kannst, zeige ich dir, wie ich es mache. Aber diesmal wird nicht gebrüllt oder sonst was, okay?«

Er nickte. Daraufhin packte sie seinen Arm und sprang abermals mit ihm aus dem Buch in die Bücherei, nun ein kleines bisschen sanfter. Bethany ließ Owen los und hielt ihm das Buch vor die Augen. Dann schob sie ihre Hand langsam in Alice hinter den Spiegeln.

Als ihre Finger die Seite berührten, schmolzen sie und nahmen eine neue Gestalt an. Sie wurden zu allerlei Wörtern wie »Fingerknöchel« und »Nagel« und »Daumen«, alle beschrieben, welcher Körperteil sie gewesen waren. Die Wörter verbreiteten sich auf der Seite wie Rührteig und wurden vom Buch aufgesogen. Am Ende schob Bethany ihren Arm bis zur Schulter hinein.

»Ich fuchtle im Wunderland jetzt vor deinen Augen mit den Fingern herum«, sagte sie zu ihm.

Owen lachte verlegen, dann verzog er das Gesicht und kippte bewusstlos rückwärts auf den Boden.

Bethany schüttelte den Kopf. »Invasionen aus dem All und Schaukelpferdfliegen sind kein Problem, aber hierbei fällst du in Ohnmacht?«

KAPITEL 3

Owen wurde davon geweckt, dass seine Mutter ihn rief. Sofort stützte er sich auf die Ellbogen und hielt eilig Ausschau nach Strahlenkanonen oder weißen Kaninchen oder etwas in der Art.

Leider sah er nichts anderes als eine aufgeräumte Kinderbuchabteilung.

Nein. Nein, nein, nein! Hatte er das alles geträumt? Bedeutete das, dass er wieder im wirklichen Leben feststeckte? ARGH!

»Owen«, rief seine Mutter noch einmal. »Wieso brauchst du so lange?«

»Tut mir leid, war noch am Lesen«, rief er zurück, dann schnappte er sich sein Kiel-Gnomenfuß-Buch und lief zum Eingang der Bücherei, bei jedem Schritt wurde er allerdings niedergeschlagener. Nein! Es musste einfach wirklich sein! Wenn es wirklich war, bedeutete das, dass es im Leben mehr gab als langweilige Unterrichtsstunden und langweilige Arbeiten nach der Schule und anderen langweiligen Kram. Dass Bethany in Bücher sprang, war das Gegenteil von langweilig, und deshalb musste es wirklich sein, wenn es im Leben überhaupt irgendeine Gerechtigkeit gab!

Lesen Sie weiter in der vollst?ndigen Ausgabe!

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