Wenn das Jahr zu Ende geht - Esther Wäcken - E-Book

Wenn das Jahr zu Ende geht E-Book

Esther Wäcken

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Beschreibung

Weihnachten, die Zeit, wo Herzenswünsche in Erfüllung gehen. Weihnachten, das kann auch ganz schön hektisch sein und wird mitunter kritisch hinterfragt. Selbst der Weihnachtsmann fühlt sich manchmal missverstanden. Weihnachten, erzählt aus der Sicht meiner Hündin Sindy, die am 24.12. Geburtstag hat. Winterwetter, welches nicht jedermanns oder -fraus Sache ist. Silvester, feiern oder lieber vergessen? All meine über die Jahre hinweg notierten Geschichten und Gedichte zu Weihnachten, Winter, Jahreswechsel, zusammen gefasst zur besinnlichen Freude meiner Leser-innen.

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Inhaltsverzeichnis

Weihnachtsgedanken 1983

Das Weihnachtskind

Oh Tannenbaum – etwas anders

Kleiner, großer Bruder

Sven und Christiane

Ein besonderer Weihnachtswunsch

Omas Weihnachtserinnerungen

Nachdenkliche Weihnachtsgeschichte

Ein Weihnachtsmann in Flecktarnzeug

Der verschwundene Ring

Santa Claudias Rache

Das Anti-Winter-Gedicht

Der missverstandene Weihnachtsmann

Der Adpfent – Ein Schulaufsatz

Unsere Winterlandschaft

Traummann to go

Weihnachtsstress

Hundegeburtstags-Weihnachten

Weihnachts-Tafel

Weihnachtsbaumabschied

Winterwetter

Oh Schnee, du weiße Sch…

Pinky, die Weihnachtsmaus

Mein fünfter Hundegeburtstag

Vampirische Weihnacht

Weihnachtsbaum ade

Zwischen den Jahren

Suukie, das Weihnachtsmotorrad

Jahreswechsel, 2005

Der Kalender

Weihnachten 1971

Weihnachtsgedanken 1983

Der Winterwald, er glitzert weiß

wie tausend Sterne.

Schneeflocken tanzen Reigen leis,

der Mond scheint überm Berge.

Im Eise ist der See erstarrt,

in der Tiefe schlafen die Fische.

Hungrig das Wild im Schnee jetzt scharrt,

träumt vom gedeckten Tische.

In den Stuben der Menschen steht der Weih-

nachtsbaum,

mit Äpfeln und Nüssen geschmückt,

wundervoll anzuschaun,

ein jedes Menschenherz beglückt.

Aus der Weihnachtsstube tönt Gesang,

zu ehren diese heilige Nacht.

Mit wundervollem, frischen Klang

er alle Menschen fröhlich macht.

Das Christkind ist mit seinem Segen

am Weihnachtstag auf allen Wegen.

Das Weihnachtskind

(2006)

Am Spätnachmittag waren Maria und Josef in ihrem Kombi auf dem Weg nach Hause. Schon den ganzen Tag herrschte dichtes Schneegestöber. Kaum gelang es den Räumdiensten, welche unermüdlich im Einsatz waren, wenigstens die Hauptstraßen einigermaßen frei zu halten. Auf den Seitenstraßen mussten die Autofahrer zusehen, wie sie zurechtkamen. Ein heftiger Wind wirbelte die Schneeflocken fast waagerecht über die Straße. Anfang Dezember, Weihnachten stand vor der Tür. Doch Maria und Josef war alles andere als weihnachtlich zumute.

Angefangen hatte alles mit einer Fehlgeburt, die Maria erlitten hatte. Nach gründlicher Untersuchung hatte der Arzt gemeint, Maria würde niemals Kinder bekommen können. Das mochten Maria und Josef nicht einfach so akzeptieren. Sie wünschten sich doch so sehr ein Kind. Ach was, ein Kind! Eine ganze Kinderschar, die fröhlich durch das erst kürzlich erworbene Häuschen und den riesigen Garten tobte. Und jetzt diese niederschmetternde Diagnose! Weitere Ärzte wurden aufgesucht, sie wollten sich nicht nur auf eine Meinung verlassen. Sie recherchierten im Internet, tauschten sich mit anderen Betroffenen aus. Schöpften neue Hoffnung, nur um wieder enttäuscht zu werden. Heute hatten sie erneut einen Spezialisten aufgesucht, dessen Adresse sie im Internet gefunden hatten. Doch auch dieser konnte nichts anderes tun, als letztlich zu bestätigen, was vor ihm schon ungezählte Kollegen gesagt hatten.

Fast war Josef dankbar für das Wetter, welches ihn dazu zwang, konzentriert durch die Windschutzscheibe auf die rutschige Straße zu starren, seine volle Aufmerksamkeit dem Fahren zu widmen. So blieb es ihm erspart, in das unglückliche, tränenfeuchte Gesicht seiner Frau zu sehen.

„Warum adoptiert ihr nicht einfach ein Kind?“, hatte seine Mutter kürzlich vorgeschlagen. Nein, mit diesem Gedanken konnten sich die beiden nicht anfreunden. Was war ein adoptiertes Kind verglichen mit dem Erlebnis eines positiven Schwangerschaftstests, des ersten Ultraschallbilds, der ersten Bewegungen im Mutterleib und schließlich der Geburt selbst? Zu sehr hatten sie beide sich das gewünscht!

Undeutlich bemerkte Josef eine kleine Gestalt, die am Straßenrand entlang wankte, mehrmals zu stürzen drohte. „Anscheinend ein Betrunkener, der seinen vorweihnachtlichen Frust in zu viel Glühwein ertränkt hat“, dachte Josef. Kurz bevor Josef mit dem vermeintlich Betrunkenen auf gleicher Höhe war stürzte dieser tatsächlich mitten auf die Straße. Reflexartig legte Josef eine Vollbremsung hin, die den Wagen bedenklich ins Schlingern brachte, Winterreifen hin, ABS her. Trotzdem gelang es Josef mit Müh und Not, den Wagen unter Kontrolle zu halten und er kam tatsächlich kurz vor dem Gestürzten zum Stehen. Beinahe gleichzeitig sprangen Maria und Josef aus dem Wagen, hin zu der auf der Straße liegenden Gestalt. Wie überrascht waren jedoch beide, dass es sich um ein junges Mädchen handelte. Abgemagert, durchnässt und vor Kälte zitternd, kaum noch bei Bewusstsein. Und Maria fiel es zuerst auf: „Das Mädchen ist hochschwanger!“, rief sie bestürzt, „Wir müssen sie sofort ins Krankenhaus bringen. Vorsichtig bugsierten sie das Mädchen auf den Rücksitz, hüllten es in warme Decken, welche sie stets im Auto mit sich führten. Maria setzte sich ebenfalls nach hinten, bettete den Kopf des Mädchens in ihren Schoß. Matt und kraftlos lag sie da, die Augen geschlossen, nur hin und wieder leicht aufstöhnend. Josef fuhr so schnell und vorsichtig wie möglich ins Krankenhaus.

In der Notaufnahme war der Teufel los. Die Straßenverhältnisse hatten ihren Tribut gefordert, es war zu etlichen, mehr oder weniger dramatischen Unfällen gekommen. Trotzdem fand sich angesichts des Zustands, in dem sich das Mädchen befand, schnell ein überarbeiteter, abgehetzter Notarzt, der sich um sie kümmerte.

„Sofort in der Kreißsaal mit ihr!“, ordnete er an. Das Mädchen war inzwischen wieder bei Bewusstsein. Aus großen, dunklen Augen sah es Maria an, die unsicher neben ihr stand.

„Bitte lass mich nicht allein“, stammelte es leise, hielt dabei mit erstaunlicher Kraft Marias Hand fest.

Fragend schaute Maria zu Josef hinüber. Es war eine merkwürdige Situation. Sie beide kannten dieses Mädchen nicht, hatten dem Krankenhauspersonal nicht mal einen Namen angeben können, als sie das Mädchen ablieferten. Dennoch mochten sie ihren Schützling nicht einfach sich selbst überlassen.

„Wenn die Ärzte nichts dagegen haben, dann solltest du, sollten wir …“, begann Josef unsicher. Für weitere Überlegungen blieb keine Zeit, da das Mädchen von einer Krankenschwester im Eiltempo in den Kreißsaal gebracht wurde. Ganz selbstverständlich blieb Maria bei ihr, während Josef draußen auf dem Flur wartete.

In den nächsten Stunden erlebte Maria all das mit, was sie selbst so niemals haben würde. Sie unterstützte die werdende Mutter. Staunte darüber, mit welcher Kraft und Ausdauer dieses zarte, ausgemergelte Wesen sich tapfer durch die Wehen kämpfte, bis endlich der erste Schrei des Neugeborenen zu hören war. Ein kleiner Junge, erstaunlich groß und kräftig angesichts seiner geschwächten Mutter. Nachdem alles überstanden war, fiel das Mädchen wieder in eine Art Bewusstlosigkeit, während Maria der Hebamme dabei half, das Baby zu baden, zu wickeln und anzuziehen. Widersprüchliche Gefühle brandeten dabei in ihr auf. Sie war unendlich glücklich und dankbar, an diesem Erlebnis teilhaben zu dürfen. Gleichzeitig war da eine erdrückende Traurigkeit, fast schon Wut, dass sie selbst nie, niemals das gleiche erleben durfte.

Maria blieb an der Seite der jungen Mutter, bis diese mit ihrem Kind auf ihr Zimmer gebracht wurde.

„Morgen komme ich wieder, versprochen“, sagte sie zum Abschied, strich dem Mädchen über das wirre, verschwitzte Haar, warf einen letzten Blick auf das schlafende Baby und ging leise hinaus.

Josef sagte gar nichts, nahm seine Frau einfach nur fest in den Arm. Schweigend gingen sie schließlich zum Auto zurück, um nach Hause zu fahren. Dort endlich brach alles aus Maria heraus, ihre Erlebnisse im Kreißsaal, ihre Empfindungen dabei.

„Morgen fahren wir wieder ins Krankenhaus, das habe ich versprochen. Ich muss unbedingt erfahren, wer die Kleine ist und warum sie sich hochschwanger bei Nacht und Kälte allein draußen herum treibt.“

„Ja, wir sollten uns auf jeden Fall um sie kümmern. Scheint ja so, als ob sie sonst niemanden hätten“, stimmte Josef zu.

An Schlaf war noch lange nicht zu denken, dazu waren beide viel zu aufgewühlt. Kaum konnte es Maria erwarten, Mutter und Kind am nächsten Morgen wieder zu sehen, endlich mehr über ihr Schicksal zu erfahren. Dennoch zögerte sie kurz, als sie schließlich vor der Tür zum Krankenzimmer stand. Vom Anblick ihres Schützlings war sie jedoch angenehm überrascht. Mit Hilfe einer Krankenschwester hatte sich das Mädchen inzwischen gewaschen und gekämmt, sich – wie Maria kurz darauf erfuhr – nach langer Zeit endlich wieder richtig satt gegessen. Ihr gestern noch so blasses Gesicht hatte etwas Farbe bekommen. Das Baby lag in ihrem Arm, friedlich mit geschlossenen Augen an ihrer Brust nuckelnd. Leise trat Maria an das Bett heran während Josef unsicher an der Tür stehen blieb.

Das Mädchen schaute auf, begann zu strahlen. „Danke!“, sagte es nur.

„Aber nicht doch! Wofür denn?“, wehrte Maria ab.

„Ohne euch wären wir jetzt vielleicht beide tot. Lange hätte ich nicht mehr durchgehalten.“

„Warum warst du denn überhaupt unterwegs, in deinem Zustand, bei dem Wetter?“

„Ich lebe schon lange auf der Straße, genau genommen, seit ich weiß, dass ich schwanger bin und schließlich meinen Zustand nicht mehr verbergen konnte. Meine Eltern sind streng, sehr streng. Mein Vater, der hätte mich totgeschlagen, wenn seine 15-jährige Tochter mit einem unehelichen Kind ankommt. Und der Vater meines Kindes…“, sie brach ab, es dauerte einige Zeit, bis sie weiter sprechen konnte, „Der sagte mir nur: Dein Problem, wenn du so blöd bist, dich vögeln zu lassen ohne zu verhüten. Glaub ja nicht, dass ich für deinen Bastard aufkommen werde.“

Tränen liefen über ihr Gesicht, ihr Schluchzen ließ den schmalen Körper erbeben.

„Ich bin dann abgehauen, hab nur das Nötigste mitgenommen. Überlebt hab ich mit Betteln und schließlich auch mit Klauen. Ich bin nirgendwo lange geblieben, war ständig unterwegs aus Angst, dass mein Vater mich findet. Wie es jetzt weitergehen soll, das weiß ich nicht. Ich bin nur froh, dass mit dem Baby alles in Ordnung ist.“

„Wie heißt du überhaupt?“

„Marina.“

Unwillkürlich schnappte Maria nach Luft. Abgesehen von einem zusätzlichen N ganz genau ihr Name. Sollte das Zufall sein? Zum ersten Mal meldete Josef sich zu Wort.

„Maria und Marina, wenn das nicht zusammen passt. Ich weiß ja nicht, wie ihr das seht, aber ich denke, Marina und ihr Baby können zunächst mal bei uns unterkommen, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen werden. Und wie hast du den Kleinen genannt?“, fragte er, das Baby fasziniert betrachtend.

„Christopher heißt er. Und ihr meint, wir können wirklich bei euch wohnen?“

„Fragt sich nur, ob das Jugendamt da nicht auch noch ein Wörtchen mitzureden hat. Immerhin bist du erst 15.“

„Oh, hoffentlich ist das möglich. Ihr habt euch so lieb um mich, um uns beide gekümmert. Wenn doch nur meine Eltern genau so wären.“

Später draußen im Krankenhausflur fragte Maria: „Ob das wohl möglich ist, dass wir die beiden als Pflegekinder bei uns aufnehmen?“

„Ich weiß es nicht, wie die Behördenwege da sind, welchen Vorschriften und Gesetze beachtet werden müssen. Aber wir sollten es unbedingt versuchen.“

„Vielleicht ist das unsere Bestimmung, unsere Kinder auf diese Art zu bekommen, wenn es uns schon nicht möglich ist, eigene Kinder zu kriegen.“

„Dann wäre es somit unser ganz privates, vorweihnachtliches Wunder.“

Heiligabend. Maria und Josef hatten sich alle Mühe gegeben, die Wohnung liebevoll weihnachtlich zu schmücken, einen prächtigen Weihnachtsbaum aufzustellen, ja, und nicht zuletzt ein gemütliches Zimmer für Marina und den kleinen Christopher herzurichten. Leicht war es nicht gewesen, die Behörden zu überzeugen, die Pflegschaft für Marina und ihr Baby zu bekommen. Aber jetzt, friedlich und gemütlich vereint in der Weihnachtsstube, waren sich alle Mitglieder dieser auf so denkwürdige Weise zusammen gekommenen Familie einig, dass sich niemand ein schöneres Weihnachtsgeschenk wünschen konnte.

Oh Tannenbaum, etwas anders

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

du liegst in meinem Kofferraum.

Jetzt bring ich dich ganz schnell nach Haus,

du siehst so grün und prächtig aus.

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

du liegst in meinem Kofferraum.

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

ich stell dich in die Stube rein.

Geschmückt sollst du jetzt festlich sein,

Lametta, Kugeln, Kerzenschein.

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

ich stell dich in die Stube rein.

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

jetzt leg ich die Geschenke drunter.

Verwandte, Freunde kommen munter,

das Treiben wird jetzt immer bunter.

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

jetzt leg ich die Geschenke drunter.

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

vorbei sind alle Weihnachtswonnen.

Der Schmuck wird wieder abgenommen,

die Bäume komm’ in Biotonnen.

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum,

vorbei sind alle Weihnachtswonnen.

Kleiner, großer Bruder

(2007)

Es gibt ein Weihnachtsfest, welches ich bestimmt in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde. Damals war ich gerade mal 14 Jahre alt und stand wie jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit vor der Frage, was ich mir wünschen sollte. So viel gab es da gar nicht, was mein Herz begehrte. Vielleicht das eine oder andere interessante Buch. Ein eigenes Pferd, nein, dieser Wunsch war unerschwinglich und vollkommen unrealistisch. Aber tatsächlich gab es nur eines, was ich mir wirklich wünschte und zwar von ganzem Herzen. Ich habe zwei ältere Schwestern, keine Frage, wir lieben uns, wie Schwestern sich nur lieben können und dennoch, mein Leben lang wollte ich immer nur eines, einen großen Bruder! Auch dieser Wunsch schien unrealistisch, gehörte ins Reich der Träume. Wo sollte der herkommen, der große Bruder. Ich war nun mal die Jüngste von drei Mädchen. Wenn überhaupt, dann hätte es ein kleiner Bruder werden können. Aber nicht nur, dass meine Mutter damals wohl schon über das Alter hinaus war, wo es mit dem Babys kriegen noch hätte klappen können, ich habe auch mal eine Bemerkung aufgeschnappt, dass sie sich eine Schwangerschaft nicht noch mal zumuten würde. Und dennoch nahmen meine Eltern meinen Wunsch nach einem Bruder ernst, sehr ernst sogar.

Heute denke ich, dass es doch recht kompliziert gewesen sein muss, der ganze Behördenkram. Wie haben sie das alles bloß vor mir geheim gehalten? Aber ich ahnte nicht mal im Entferntesten etwas, bis