Wenn der Werwolf dreimal klingelt - Till Burgwächter - E-Book

Wenn der Werwolf dreimal klingelt E-Book

Till Burgwächter

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Beschreibung

Till Burgwächter beschäftigt sich seit mehreren Jahrzehnten mit Horrorfilmen und verbrachte unzählige gruselige Stunden vor der Glotze. In der vorliegenden Essenz dieser Recherchen berichtet er von der mehr als 100-jährigen Geschichte des Genres – mit seinen diversen Spielarten, ausgesucht erschreckenden Filmen und furchtbaren Darstellern. Doch auch (zum Glück) längst vergessene und kuriose Streifen, Skandale, unerklärliche Phänomene am Set und tragische Fehlentscheidungen der Filmschaffenden dürfen nicht fehlen.

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Seitenzahl: 102

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Inhaltsverzeichnis
Wenn der Werwolf dreimal klingelt
Vorwort
Schubladendenken I
Hackfleisch-Logik
Traumterroristen und andere Helden
Schubladendenken II
Brudaa und die Kettensäge
Sechs wirklich unglaublich schlechte Horrorfilme
Soundtrack zum Schlitzen
Sechs Horrorstars, die keiner kennt
Ab durch die Bauchhöhle
Sechs Filme aus der zweiten Reihe, die zu empfehlen sind (echt jetzt)
Verflucht in alle Ewigkeit
Von Kakao und Gelatine
Zehn Horrorfilmtitel zum Gruseln
Spoileralarm
Echte Vorbilder
Hör mal, wer da hämmert
Bildnachweis
Über Till Burgwächter

Wenn der Werwolfdreimal klingelt

Grusel, Gore und ganz viel Blut

von Till Burgwächter

Die edition kopfkiosk wird gestaltet und herausgegeben von Andreas Reiffer | Bd. 11

1. Auflage 2024 © Verlag Andreas Reiffer, identisch mit der Printausgabe

ISBN 978-3-910335-54-7

Verlag Andreas Reiffer, Hauptstr. 16 b, D-38527 Meine

www.verlag-reiffer.de

»Du hättest mich nicht begraben sollen. Ich bin nicht tot.« Freddy Krueger

Vorwort

»Watching horror films the night before, debating witches and folklore, the unknown troubles on your mind. Maybe your mind is playing tricks. You sense, and suddenly eyes fix on dancing shadows from behind.« So poetisch drückt es Iron Maidens Bruce Dickinson in dem Song »Fear of the Dark« aus, wenn es um den Spaß geht, sich mal richtig zu gruseln. Horrorfilme sind seit Jahrzehnten ein Garant für klingelnde Kinokassen und endlose Fortsetzungen. Sie setzen die Regeln der ach so hehren Vernunft außer Kraft, laden ein in eine magische Welt, wo die Regeln andere sind. Wir sitzen dagegen wohlig im Kinosessel, knabbern Popcorn und freuen uns über jedes Opfer, dass der Vampir, Werwolf oder Slasher in die Finger bekommt.

Ja, es ist schon ein bisschen seltsam, diese Obsession für alles Düstere. Aber viele Menschen fühlen sich auf seltsame Art zu verfallenen Landhäusern, verlassenen Friedhöfen oder dunklen Kellerräumen hingezogen. Zumindest so lange sie sicher auf der anderen Seite der Mattscheibe oder Leinwand hocken. Ist es Realitätsflucht, ein Ventil für angestaute Aggressionen oder einfach eine falsch verbundene Synapse im Hirn? Egal, es funktioniert immer und immer wieder, obwohl wir längst wissen, dass hinter der nächsten Ecke das Untier lauert. Am Ende überrascht es uns irgendwie doch. Und wir machen drei Kreuze, dass wir nicht der arme Teufel sind, dem da gerade das Innere nach außen gestülpt wird.

Horrorfilme sind die direkten Nachfahren von schaurigen Bühnenstücken, die im 19. Jahrhundert wiederum auf der Schauerliteratur der vorangegangenen Jahrzehnte basieren. In London und Paris (im legendären Théâtre du Grand Guignol, wo ab 1897 im wahrsten Sinne des Wortes die Fetzen flogen) schocken die Theatermacher ihr Publikum mit nie gekannter, explizierter Gewaltdarstellung, gruseligen Effekten und düsterer Beleuchtung. In Paris sollen im Durchschnitt zwei Personen pro Vorstellung in Ohnmacht gefallen sein. Und doch waren die Aufführungen meistens ausverkauft. Die Pioniere der Filmemacherei orientierten sich an diesen Stücken, unter den Frühwerken der Kinogeschichte befinden sich auffällig viele Gruselfilme. Bram Stokers »Dracula« gehört schon damals, neben Mary Shelleys »Frankenstein« zu den beliebtesten Figuren. »Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens« von Murnau setzt 1922 neue Maßstäbe und hat damit auch Einfluss auf das Genre, das die Spuren des legendären Filmachers (der mit Nachnamen eigentlich Plumpe hieß und in Bielefeld geboren wurde) bis heute in sich trägt.

Nicht wenige Kritiker der damaligen Zeit sagen dem Horror das Ende voraus, als der Tonfilm seinen Triumphzug antritt. Das Phantastische sei nicht in Worte zu fassen, worüber sollte man sich mit einem Monster unterhalten, welche Geräusche macht so ein Wesen? Das alles sei nicht darstellbar. Es kam anders, Horror und Grusel überdauerten die Jahrzehnte, von Anfang an Bezug nehmend auf die Vanitas-Symbolik. Diese entstammt der jüdisch-christlichen Geschichte und steht für die Vergänglichkeit allen Irdischen. Schädel, Knochen, ablaufende Sanduhren, erlöschende Kerzen, Messer, Masken, zerbrochenes Glas, Ratten und vieles mehr begegnet uns bis heute in diversen Filmen. All diese Zeichen stehen für das unweigerliche Ende, das uns allen bevorsteht.

Der Mann, der den Tod zum Schweigen brachte. Nur in Ihrem Theater.

Dieses Büchlein erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt noch so viele Subgenres, die man vorstellen, so viele Filme, über die man sich lustig machen oder die man empfehlen könnte. Es ist nur ein kleiner Einblick in die Welt des Horrors, die den Verfasser dieser Zeilen seit Jahrzehnten treu begleitet. Von zart bis hart, von huschenden Schatten bis zu kreischenden Kreaturen. Also noch einmal tief Luft geholt, die Spritzschutzbrille aufgesetzt und kopfüber hinein in das blutrote Vergnügen.

Schubladendenken I

Ähnlich wie in den verschiedenen Musik-Genres, wie Heavy Metal, Hip-Hop oder Country, haben sich auch im Horrorfilm über die Jahrzehnte diverse Subgenres gebildet, von denen es wieder Subgenres gibt. Die Spanne reicht von naivem Grusel über Psychospielchen bis zur extrem brutalen Gewaltdarstellung in all ihren Ausprägungen. Zur besseren Übersicht werden hier die prägendsten Unterarten mit ihren besonderen Merkmalen in zwei Teilen vorgestellt. Natürlich sind die Übergänge fließend, oft werden verschiedene Genres in einem Film vermischt. Wie zum Beispiel im Klassiker »Alien« (1979), wo Außerirdische auf Body Horror treffen. In »The Seed« (2021) wird diese Idee aufgegriffen und um das Genre Komödie erweitert. Allerdings nur mittelmäßig gelungen. Die Möglichkeiten sind nahezu unendlich, immer wieder bilden sich neue Schlagworte heraus. Wer also weitere Sub- und Subsubgenres kennt, die ihm oder ihr in dieser Aufzählung fehlen, darf sie mit dem eigenen Blut aus dem linken Ringfinger auf einen Zettel schreiben, um Mitternacht auf dem alten Friedhof unten im Tal vergraben und abwarten, was passiert.

Gothic

Die Mama und der Papa allen Grusels der Neuzeit. Die Geschichten und Sagengestalten haben ihren Ursprung oft schon im Mittelalter (oder noch davor), wo man sich von Werwölfen, Vampiren, Wiedergängern, Hexen und ähnlichen Wesen erzählte. Draußen war es mangels elektrischer Lichtquellen stockdunkel, im Haus roch es nach Ziegenmist, der Graf war ein Ausbeuter, es gab kein Radio und keinen Fernseher. Irgendwie musste man sich vom anstrengenden Alltag ablenken, also wurden Schauergeschichten in die Runde geworfen. Die aufgezählten Gestalten überlebten die Zeit und standen Pate für die ersten Kinoerlebnisse. Frühe Tonfilme wie »Dracula« (1931), »Frankenstein« (1932), »The White Zombie« (1932) oder »Die schwarze Katze« (1934) spielen alle mit Motiven, vor denen sich schon Wotan Wagner in seiner verräucherten Kate vor hunderten von Jahren in die Leinenhose gemacht hat. Aber die Klassiker haben bis heute nichts von ihrer Faszination verloren, fast jährlich gibt es Neuverfilmungen mit den bekannten Protagonisten. Daneben gilt heute auch als Gothic Horror, was sich an die Gothic Novellen des 19. Jahrhunderts anlehnt. Gaslicht, die viktorianische Zeit, alte Anwesen mit Spukgarantie, Nebel, Pferdekutschen und verfallene Gottesacker sind die Zutaten für Gänsehaut ohne großen Einsatz von Kunstblut und Gewalt. Ein sehenswertes Beispiel ist der 2012 von den Hammer Studios (ja, die gibt es wieder) veröffentlichte »Die Frau in Schwarz« wo mit den Mitteln der ganz alten Schule eine großartige Atmosphäre kreiert wird.

Okkultismus

Vor rund 2000 Jahren hatte die Marketing-Abteilung einer kleinen Sekte namens Christentum eine wirklich gute Idee. Sie brauchte dringend irgendein Druckmittel, um ihre Schäfchen bei der Stange zu halten. Die hatten im alten Rom schließlich die Todesstrafe zu erwarten, und sonst nur ein so dubioses wie nie bewiesenes Leben nach dem Leben im Paradies als Bonus zu erwarten. Insgesamt keine besonders verlockenden Aussichten für eine Mitgliedschaft in diesem Verein. Also kreierte besagte Abteilung aus heidnischen Vorbildern ein Wesen mit Hörnern, roter Haut und einem Hauptquartier, in dem Abtrünnige nichts als endlose Qualen zu erwarten haben: Voilà, der Teufel der westlichen Welt war geboren. Und siehe da, er funktioniert bis in unsere Zeit.

Zwei Horrorlegenden vereint: Bela Lugosi und Tod Browning.

Die Grundangst, zu Meister Satan abzugehen, wenn wir uns (im christlichen Sinne) nicht vernünftig verhalten, wird schon kleinen Kindern im Religionsunterricht eingetrichtert. Logisch, dass sich dieses Wesen samt seiner Dämonen-Armee ganz vorzüglich für Horrorfilme eignet. Denn auch wenn sich die allermeisten Menschen in aufgeklärten Zeiten ziemlich sicher sind, dass der Gehörnte samt seiner feurigen Folterkeller nicht existiert; so ganz sicher kann man sich dann doch nicht sein. Auffällig ist, dass Satan in Filmen recht selten als Person dargestellt wird. Das mag daran liegen, dass die Figur an sich doch ein wenig ans Kasperletheater erinnert und damit besser in Komödien wie »Little Nicky – Satan Junior« (2000) oder »Kings of Rock – Tenacious D« (2006) passt. In den beiden Streifen wird der Herrscher der Hölle übrigens von Harvey Keitel beziehungsweise Dave Grohl dargestellt. Im Gruselgrenre schwebt er meist nur im Raum, wie in »Rosemaries Baby« (1968) oder »Der Exorzist« (1973). Dämonen hingegen sind beliebt, weil sie sich in allen Farben und Formen darstellen lassen. Außerdem gibt es solche Wesen in allen Kulturen, können also mit nahezu jeder Religion verknüpft werden. Vier Reihen messerscharfe Zähne, sechs Arme, acht Beine, Schleim unterlaufene Glubscher wie ein Karpfen, immer her damit. Dämonen lassen sich super beschwören oder aus ihrem »Schlaf« wecken, die Liste an B-Movies zu diesem Thema umspannt locker einmal den Erdball. Mehr oder minder gelungene Werke neueren Datums aus diesem Regal sind unter anderem »Llorenas Fluch« (2019), »The Vigil – Die Totenwache« (2019) oder »Kandisha« (2021). Hexen, die Buhlen des Teufels, sind ebenfalls ein seit jeher beliebtes Mittel, um Furcht und Schrecken zu verbreiten. Die beiden Vincent-Price-Schnurren »Die Folterkammer des Hexenjägers« (1963) und »Der Hexenjäger« (1968) eignen sich immer noch hervorragend für einen gemütlichen Filmabend. Dem Verfasser sind zudem zwei Filme aus den achtziger Jahren als zumindest kurios im Gedächtnis geblieben. »Witchboard – Die Hexenfalle« aus dem Jahr 1986 mit Tawney Kitaen (bekannt aus diversen Hardrockvideos von Ratt bis Whitesnake) und der sonderbare »Witchcraft – Das Böse lebt« (1988), in dem David Hasselhoff, Linda »Der Exorzist« Blair und Hildegard Knef Seite an Seite spielen. Und nein, das ist kein billiger Scherz, sondern erschreckende Realität.

Geister und Gespenster

Für faule Maskenbildner das beliebteste Genre, denn es reicht ein Betttuch mit zwei Löchern für die Augen, und schon weiß jeder Bescheid. Hui Buh und Casper sind liebe Gespenster, die zur Unterhaltung der Kids umherschweben. Aber sie haben auch böse Cousins und Cousinen, die absolut keinen Spaß verstehen. Dabei muss man sie gar nicht mal sehen, viele Geister bleiben in Gruselfilmen tatsächlich im Nebulösen. Es sind ihre Taten und Flüche, die den größten Schrecken bringen. Alte Hotels oder Herrenhäuser eignen sich perfekt als Wohnort dieser Gesellen, es kann aber auch ein Friedhof, ein verlassenes Dorf, ein Wald oder ein versunkenes Schiff sein. Gespenster sind da nicht so wählerisch. Weil sie oft genug kein Wort sagen, sind sie das perfekte Motiv für Stummfilme, durch die sie in den ersten Jahrzehnten des Kinos voller Wonne geistern. Aber da selbst der Autor dieses Buches für diese Filmära zu jung ist, springen wir schnell weiter zum Tonfilm. »Das Haus auf dem Geisterhügel« (»House on Haunted Hill«) aus dem Jahr 1959, mit Vincent Price in der Hauptrolle, gehört zu den bekanntesten Geistergeschichten, auch wenn nicht ein Gespenst darin auftaucht. Einem ähnlichen Schema folgt »Er kam nur nachts« aus dem Jahr 1964, dessen Drehbuch von Robert Bloch (»Psycho«, Buch: 1959, Film: 1960) geschrieben wurde. Regie führte bei beiden Filmen William Castle, später Produzent von »Rosemaries Baby«. In den Klassikern »Amityville Horror« (1979) und »Poltergeist« (1982) legen die Körperlosen dann endlich mal so richtig los: fliegendes Geschirr, aus dem Nichts entstehende Tornados, rot leuchtende Augen am Fenster, ein Baum erwacht zum Leben. 1995 versucht Bond-Regisseur Lewis Gilbert sich in seinem letzten Werk an klassischen Gespenstern, scheitert trotz Starbesetzung mit »Haunted – Haus der Geister« aber an einer allzu wirren Geschichte um tote Zwillinge, Realität und Illusion. »The Sixth Sense« aus dem Jahr 1999 läuft zwar unter dem Label Psychothriller, schockt damals aber eine ganze Generation von Kinogängern (so lange sie das Ende nicht vorher kannten). 2001 lockt das Remake von »13 Geister« immerhin eine halbe Millionen Deutsche ins Kino. In der Hauptrolle ist Tony Shalhoub zu sehen, der heute vor allem mit seinem Seriencharakter »Monk« verbunden wird.