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Wir alle suchen nach der wahren Liebe, doch was ist, wenn sie plötzlich vor uns steht? Wer würde sie schon erkennen? Lina versucht alles, um ihren Mann fürs Leben zu finden. Jeden noch so kleinen Trend macht sie mit, lässt sich ihre Karten legen oder durchforstet die Dating-Apps. Mit der Liebe scheint es dennoch nicht zu funktionieren. Familie und Freunde haben allmählich die Nase voll und glauben, eine Auszeit auf dem Land würde Lina guttun. Doch ob das eine gute Idee ist? Plötzlich sieht sich das kleine Stadtmädchen ganz anderen Problemen gegenüber, die alles in Frage stellen und ihren Blickwinkel drastisch ändern. Mit Liebesdingen kennt sich Nathan nicht aus. Zeit seines Lebens arbeitet er auf dem Hof seiner Eltern und widmet jede freie Sekunde dem Landleben. Dass sie ausgerechnet in der Erntezeit die Tochter von Freunden beherbergen müssen, geht ihm gewaltig gegen den Strich. Lina ist nervig und weckt irgendwie dennoch sein Interesse. Ein wunderschöner Liebesroman mit Ecken, Kanten und dem ganz normalen Leben.
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Wenn der Wind deinen Namen flüstert
May Skeletón
Impressum
Texte: Copyright May Skeletón
Cover: Franziska Göbke unter Verwendung von Bildlizenzen von Shutterstock.com und canva.com
Lektorat: Nightwolve Books
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne die schriftliche Genehmigung der Autorin untersagt. Jegliche Vervielfältigung ist nur mit Zustimmung der Autorin zulässig.
Sämtliche Personen und Handlungen dieser Geschichte sind frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit real existierenden oder verstorbenen Personen oder Ereignissen ist rein zufällig.
© All rights reserved.
Franziska Göbke
Giekersgasse 1
99734 Nordhausen
Inhaltsverzeichnis
Triggerwarnung1
Prolog 3
1 – Lina 6
2 – Nathan 14
3 – Lina 21
4 – Nathan 28
5 – Lina 36
6 – Nathan 45
7 – Lina 54
8 – Nathan 62
9 – Lina 70
10 – Nathan 78
11 – Lina 86
12 – Nathan 94
13 – Lina 102
14 – Nathan 110
15 – Lina 118
16 – Nathan 125
17 – Lina 132
18 – Nathan 139
19 – Lina 146
20 – Nathan 153
21 – Lina 159
22 – Nathan 165
23 – Lina 172
Epilog 179
Buchwerbung 184
Triggerwarnung
„Triggered“ und „getriggert“ bedeuten insbesondere, dass etwas eine starke emotionale Reaktion auslöst. Eine Folge vom „getriggert“ sein ist, dass eine Person nicht mehr rational denkt, sondern sehr emotional wird.
Es ist wichtig, dass du als Leser diesen Punkt NICHT geflissentlich überliest oder gar überschreitest!
Ich möchte dich als Leser bitten, meine Warnung zu beachten, die ich keinesfalls bis ins kleinste Detail ausformulieren kann.
Gewalt, Mobbing, Bulimie, gleichgeschlechtliche Liebe und Suizid bilden nur einen kleinen Teil dessen, den du lesen könntest. Wenn es im Vorfeld zu schweren traumatischen Erlebnissen gekommen ist, dann bitte ich dich, das Buch an dieser Stelle nicht weiterzulesen.
Solltest du in einer akuten Situation sein, dann hol dir bitte Hilfe. Es ist keine Schande und keine Schwäche. Im Leben gibt es Momente, in denen es dir nicht gutgehen darf.
Eine mögliche Anlaufstelle ist das Hilfetelefon: https://www.hilfetelefon.de/gewalt-gegen-frauen/mobbing.html
Bitte geh immer sorgsam mit dir und deiner Gesundheit um.
Deine May
Prolog
Enttäuscht blicke ich über den Tisch, direkt in das blasse Gesicht meiner heutigen Verabredung.
Inzwischen sollte ich daran gewöhnt sein, dass ein Profilbild niemals das zeigt, was sich wirklich dahinter verbirgt. In diesem Fall würde ich behaupten, so viele Filter gibt es gar nicht, wie der Typ über sein vernarbtes Gesicht gelegt hat.
Ich bin keine Person, die auf Äußerlichkeiten achtet oder eine feste Vorgabe hat, wie ein Partner aussehen sollte. Oberflächlichkeit bestimmt keines meiner Treffen.
Aber mal im Ernst – Ehrlichkeit fängt bei mir schon bei einfach Dingen, wie ein Profilbild an. Ich bin, was ich bin, und sollte es niemals hinter einer Maske verstecken.
Nach all den Monaten kann ich jedoch eines mit ziemlicher Sicherheit behaupten: Niemand besitzt nur einen Funken Selbstliebe und falls doch, bohrt sie sich ungespitzt in die Decke.
Ich bin es leid und zum großen Teil auch müde.
Genau aus diesem Grund lächele ich höflich, lege die Serviette an den Rand des Tisches und erhebe mich.
„Es tut mir leid, doch das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Bitte denk nicht weiter darüber nach, es ist ein Problem auf meiner Seite.“
So schnell es mir möglich ist, ohne panisch zu wirken, verlasse ich das Lokal und gehe zu meinem Wagen.
Erst dort atme ich tief durch und seufze frustriert.
Ich sollte damit aufhören und mich nicht weiter mit der Suche nach Mr. Right quälen.
Sollte, denn ich weiß, schon morgen wird die schlechte Erfahrung von heute verraucht sein.
Schon morgen werde ich einen neuen Versuch wagen und erneut enttäuscht werden.
Wieder und wieder ... ein endloses Unterfangen, aus dessen Spirale ich mich nicht befreien kann.
1 – Lina
„Ist das dein verdammter Ernst?“
Selten erlebe ich meine Freundin derart aufgebracht, wie in diesem Moment. Nun, an der Situation bin ich keinesfalls unschuldig. Nicht, nachdem ich ihr offenbart habe, dass aus unserem Mädelsabend nichts wird. Ehrlich, ich habe es vergessen – so richtig. Dass es geschehen ist, nimmt sie mir nicht übel. Lediglich die Tatsache, warum ich unabkömmlich bin.
„Ich verstehe es nicht, Lina. Wieso tust du das? Es ist kein Verbrechen, seine beste Freundin mal zu vergessen. Wir alle besitzen ein Leben und demnach Verpflichtungen ... aber ... Was zur Hölle soll das?“
Noch nie zuvor hat sich Emily derart an den Haaren gepackt und einzelne Strähnen herausgerissen, während sie wütend durch mein Zimmer tigert.
Im Gegensatz zu ihr bin ich nie bei meinen Eltern ausgezogen. Man könnte es Bequemlichkeit nennen, denn ich habe mir die letzten Jahre keine Mühe gemacht, mich nach einer eigenen Wohnung umzusehen.
Was daran liegt, dass du schon seit dem fünfzehnten Lebensjahr vorhast, gleich mit deiner großen Liebe zusammenzuziehen.
Mir bleibt ein bitteres Auflachen im Hals stecken. Wenn ich dem Plan weiterhin folgen will, werde ich vermutlich bis zur Rente bei meinen Eltern wohnen.
„Es tut mir leid, okay? So war das wirklich nicht geplant, aber ...“
Sie fährt mir dazwischen. Zischen und dampfend wie eine Dampflok auf Höchstleistung. „Nein, Lina. Hör endlich auf, für alles immer eine beschissene Ausrede zu finden. Es geht mir auf den Sack! Was stimmt nicht mit dir? So kenne ich dich gar nicht!“
Ich atme tief durch, ehe mein Hintern zurück aufs Bett plumpst. Sie ist noch lange nicht fertig und wird allmählich Fahrt aufnehmen, damit ich am Ende genau das bekomme, was ich verdiene. Emily hat ja gar nicht so unrecht. In letzter Zeit übertreibe ich mit allem. Am meisten jedoch mit meinen Dates. Ich merke ja selbst, dass ich mich langsam verrenne. Ständig probiere ich neue Apps aus, treffe mich mindestens einmal die Woche mit einem neuen Kerl, nur um im Anschluss herauszufinden, dass sie entweder nur Sex wollen oder mich nicht im Geringsten interessieren. Dabei sehne ich mich so sehr nach meinem Mister Right. Nach dem perfekten Prinz Charming, der mein Herz höherschlagen lässt.
Inzwischen bin ich mir sicher, dass keine Märchenliebe existiert. All die schnulzigen Romanzen im Kino oder Fernsehen, ja sogar in Büchern, zeigen uns eine Welt, die zum Träumen einlädt, jedoch nie in der Realität zu finden ist.
„Du kannst dich gern weiterhin in deinen Gedanken und irrsinnigen Träume verstecken. Mir reicht es. Dein Wahn nach dem perfekten Mann nimmt allmählich Formen an, die ich als beste Freundin nicht mehr tolerieren kann. Mach was du willst, doch ich bin weg.“
Emily gibt mir keine Chance, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Im Grunde starte ich auch keinerlei Überzeugungsarbeit, da ich wortlos auf meinem Bett sitzend auf die Tür starre, die sie hinter sich schließt.
Eine anständige Freundin würde aufstehen und ihr folgen. Das Problem an der ganzen Sache ist lediglich, ich weiß nicht, wie ich meine pausenlosen Fehltritte noch entschuldigen soll. Mit weiteren Beteuerungen, wie leid es mir doch tut? Was bringen diese am Ende, wenn ich nicht bereit bin, etwas zu ändern?
Ich kann nicht oder ich will nicht? Inzwischen bin ich mir dessen nicht mehr so sicher.
„Ach verdammte Scheiße auch“, stoße ich zischend aus, ehe ich aufstehe und ins angrenzende Badezimmer eile.
Drei Stunden habe ich gebraucht, um mich für den Abend herauszuputzen. Nach der Nummer mit Emily und dem folgenden schlechten Gewissen möchte ich mir am liebsten ins Gesicht spucken und alles hinwerfen.
Hätte ich einen Funken Anstand, würde ich genau das tun. Allein die jahrelange Freundschaft zwischen Emily und mir hat nichts anderes verdient.
Sie hat absolut recht. Was stimmt mit mir nicht?
Warum wische ich mir nicht mit einer Hand die dicke Schminke aus dem Gesicht und reiße mir die Klamotten vom Leib, um anschließend in den hässlichen pinken Pyjama zu schlüpfen?
Ich müsste mich dafür verachten, dass ich zurück in mein Zimmer eile, die Handtasche und meine Jacke schnappe, um im Anschluss nach unten zu gehen.
Das Haus meiner Eltern ist nicht besonders groß, sodass meine Mutter bereits unten an der Treppe steht, als ich meinen Fuß gerade erst auf die zweite Stufe stelle.
Ihr Blick macht deutlich, dass sie alles bereits weiß oder wir so laut waren, dass sie jedes Wort mitangehört hat.
Was mir jetzt blüht, würde ich mir gern ersparen, doch das wird sie anders sehen. Ich kann schon froh sein, wenn sie nicht die Arme vor der Brust verschränkt und mit diesem gewissen nervigen Unterton nach meinem Vater brüllt. Dann wird es finster – aber so richtig.
Ich komme mir vor wie ein ungezogener dreizehnjähriger Teenager und nicht wie eine Erwachsene.
„Bitte, sag nichts“, sage ich genervt, als meine Füße den Fliesenboden am Eingang berühren.
Wenn etwas noch schlimmer ist als eine Mutter, die dich anschreit oder mit wilden Triaden auf dich einredet, dann, wenn sie schweigen.
Schweigen ist eine Form davon, jemanden zu sagen, dass man nicht wütend ist, sondern enttäuscht.
Auch wenn ich sie darum gebeten habe, fühlt es sich seltsam beklemmend an.
Ich gedulde mich einen winzigen Moment, warte ab, ob sie mir nicht doch etwas sagen möchte – macht sie natürlich nicht – und gehe aus der Haustür.
Habe ich es verkackt? Irgendwie schon! Und warum? Alles für einen Typen, den ich nicht kenne, der aber ganz nett zu sein scheint. Wie alle davor. Jeder Kerl gibt sich Mühe, um die Aufmerksamkeit einer Frau zu wecken. Am Ende sind die meisten davon jedoch eine Luftnummer. Gott weiß, wie viele Ärsche ich schon getroffen habe und rückwärts aus dem Lokal gestolpert bin. Langsam sollte man meinen, habe ich verstanden, dass sich Liebe nicht einfangen oder planen lässt. Sollte! Ganz die Lina, die ich bin, kapiere ich es nicht. Ich könnte hunderte Male auf die Schnauze fallen und anschließend würde ich genüsslich auf das nächste Mal zumarschieren.
So bin ich, doch das entschuldigt nichts! Noch schlimmer ist es, dass ich meine Fehler kenne und absolut nichts unternehme, um etwas daran zu ändern.
Das allein beweist mir, dass ich meine beste Freundin habe gehen lassen, um nun doch in den Wagen zu springen, und zu meinem spontanen Date zu fahren. Mein Bauch grummelt gefährlich. Ein Vorzeichen dafür, dass bald schon alles aus dem Ruder laufen wird. Ich mache mir keine Illusion. Verkackt ist verkackt.
Aussteigen, ins Haus zurückgehen und meine beste Freundin anrufen. Ja, das wäre richtig.
Ich hingegen starte den Wagen und fahre in die Stadt. Meine absolut richtigen Gedanken verschwimmen im Hintergrund. Alles, was im Moment zählt, ist das bevorstehende Treffen.
Ich schwöre mir felsenfest, dass es das letzte ist. Jedenfalls für einen gewissen Zeitraum. Dann konzentriere ich mich auf die Zukunft, meine Familie und natürlich auch darauf, die Freundschaft zu Emily zu retten.
Meine Idee müsste mir jetzt das Gefühl vermitteln, dass ich das hinbekomme. Leider passiert nichts dergleichen. In meinem Hinterkopf schwebt nach wie vor eine kleine Wolke, die sich allmählich zuzieht und Regen ankündigt. Besäße mein Körper eine Warnapp, würde sie genau in diesem Moment schrill leuchten. Normale Menschen würden darauf reagieren – und ich? Ich schlittere vermutlich direkt ins Verderben.
2 – Nathan
„Hast du dich bereits um den Nachwuchs gekümmert?“, ruft mein Vater in den Kuhstall hinein.
Kopfschüttelnd schiebe ich mich leicht aus der Box, um seinem Blick zu begegnen.
„Bin gerade dabei“, rufe ich zurück, ehe ich mich wieder an die Arbeit mache. Bevor ich zurück aufs Feld fahre, müssen die Kälber versorgt werden.
Früher, also vor ein paar Jahren und vor dem schweren Unfall meines Vaters, haben wir den Hof, der sich seit vielen Generationen in Familienbesitz befindet, zusammengeführt.
Inzwischen bin ich gänzlich allein zuständig für Tiere und Feldarbeit. Manchmal sowie zu den Stoßzeiten helfen mir Freunde aus. Anfangs haben wir es mit Arbeitern versucht, doch der Erfolg war eher semimäßig und enttäuschend.
Ich habe mich oft gefragt, was sich die Menschen so vorstellen, wenn es heißt, wir suchen Erntehelfer. Dabei sollte doch klar sein, dass Landwirtschaft kein Zuckerschlecken ist.
Vergeudete Liebesmüh! Leider allerdings ein Punkt, über den ich mich maßlos aufregen könnte. Permanent sozusagen.
Unser Dorf in der holsteinischen Schweiz ist stadtangebunden. Das heißt, süßes kleines tausend Mann Dorf trifft in weniger als zehn Kilometern auf große weite Welt. Zwei unterschiedliche Lebensweisen, die Hardcore aufeinanderprallen.
Ich bin hier aufgewachsen, behütet und mit gänzlich anderen Wertvorstellungen, als ich sie mit dem Schuleintritt erfahren musste. Für mich stand schon am ersten Tag fest, mein Leben findet hier statt. Umgeben von Feldern und Tieren. Ich habe kein Problem damit, aufgrund meiner Entscheidung von vielen Menschen ausgegrenzt worden zu sein. Oder aber keine leichte Schulzeit hinter mir zu haben. Am Ende des Tages war ich derjenige, der sich mit seinem Leben so wohlgefühlt hat, wie es ist.