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Aufwachsen in den 1970er-Jahren: Zwischen Pubertät, Flower-Power und der Sehnsucht nach der großen Welt Schmetterlinge im Bauch und der Reiz des Verbotenen Siegfried ist 13 – ein Alter, in dem Abenteuerromane und das Spielen draußen auf den Feldern in den Hintergrund rücken, etwas anderes dafür immer interessanter wird: Mädchen. Was zuerst lästiges Geschnatter war, hört sich plötzlich an wie engelsgleicher Gesang. Außerdem locken der erste Schluck Alkohol, der erste Zug an der Zigarette – die Kindheit ist vorbei, die Ära der Pubertät ist eingeläutet! Auf Reisen: an unbekannte Orte und in die Vergangenheit Doch eigentlich hat er fürs Verliebtsein gar keine Zeit: In der Frühstückspension seiner Tante taucht Sigi in die alltäglichen (und ihm sehr fernen) Probleme der Erwachsenen ein. Ein Ausflug nach Wien lässt das Landleben daheim nahezu beschaulich wirken. Zuhause trüben Streitereien der Eltern die Stimmung, denn der Papa kann die mühsam erarbeitete Unabhängigkeit seiner Frau nur schwer akzeptieren. Nachrichten darüber, was sich in den 70ern in der Welt tut, haben auch auf die Jugend in Österreich Wirkung: Parolen für Frieden und gegen den Vietnamkrieg zieren die Wände von Siegfrieds Schule, Beatles-Frisuren sind todschick und Flower-Power wird groß! Ein Erinnern an Sommertage Herbert Dutzler verwebt meisterhaft Siegfrieds persönliche Erlebnisse mit den gesellschaftlichen Umwälzungen der Zeit. Ein Buch, das uns mit auf eine fesselnde Reise nimmt – in eine Zeit, in der sich für Sigi alles nach Sommer anfühlt, in eine Zeit voller erster Male.
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Seitenzahl: 383
Siegfried ist 13 – ein Alter, in dem Abenteuerromane und das Spielen draußen auf den Feldern in den Hintergrund rücken, etwas anderes dafür immer interessanter wird: Mädchen. Doch eigentlich hat er fürs Verliebtsein gar keine Zeit: In der Frühstückspension seiner Tante taucht Sigi in die alltäglichen (und ihm sehr fernen) Probleme der Erwachsenen ein. Ein Ausflug nach Wien lässt das Landleben daheim nahezu beschaulich wirken. Zu Hause trüben Streitereien der Eltern die Stimmung, denn der Papa kann die mühsam erarbeitete Unabhängigkeit seiner Frau nur schwer akzeptieren. Nachrichten darüber, was sich in den 70ern in der Welt tut, haben auch auf die Jugend in Österreich Wirkung: Parolen für Frieden und gegen den Vietnamkrieg zieren die Wände von Siegfrieds Schule, Beatles-Frisuren sind todschick und Flower-Power wird groß!
Herbert Dutzler verwebt meisterhaft Siegfrieds persönliche Erlebnisse mit den gesellschaftlichen Umwälzungen dieser Jahre. Ein Buch, das uns mit auf eine fesselnde Reise nimmt – in eine Zeit, in der sich für Sigi alles nach Sommer anfühlt, in eine Zeit voller erster Male.
Cover
Titel
Über das Buch
Inhalt
1 Zimmer mit Fließwasser, warm und kalt
2 Malen in Caorle
3 Schulbeginn ohne Krawatte
4 Wandertag mit Totenschädeln
5 Ho Chi Minh, Love and Peace
6 Riesenrad und Heuriger
7 Alles übermalen, alles, sage ich! Und zwar flott!
8 Die neue „Pulp“
9 Demokratie jetzt!
10 Ein großes Talent und ein Sprung in den See
11 Die Liebe auf dem Skikurs
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Über den Autor
Impressum
Einen besonderen Fund aus dem Haus seiner Mutter hatte er mit nach Hause genommen. Es war sein erstes eigenes Fotoalbum, und den Fotos darin nach zu schließen, musste er den Apparat, mit dem er sie geschossen hatte, etwa zu Weihnachten 1970 bekommen haben.
Auf der ersten Seite klebte allerdings kein Foto, sondern eine bunte Ansichtskarte von St. Edelgund, mit dem Bild der Pension Waldrast, die seiner Tante gehört hatte. Daneben sah man auf einem kleinen Bild den Zwölferkogel und darunter den See.
Er erinnerte sich gerne an die entspannten Wochen bei Tante Hermi, einer älteren Schwester seiner Mutter. Es wurde zwar manchmal eng in der Pension Waldrast, weil man im Notfall auch die Schlafzimmer der Familie an Gäste vermietet hatte, aber das war damals nichts Besonderes gewesen, es hatte ein teilweise sehr familiäres Verhältnis zwischen Gästen und Gastgebern gegeben. Damals hatte ihn der Mangel an Privatsphäre auch kaum gestört.
Die eigenen Fotos waren schwarz-weiß. Den See hatte er fotografiert, aber man sah fast nichts als Wasser, nur ein paar Bäume am Ufer. Wie gern er in dem kalten Wasser geschwommen war, und wie lange er schon nicht mehr dort vorbeigeschaut hatte. Dann gab es nur noch zwei Fotos. Einmal hatte er Spiegeleier mit gebratenem Schinken fotografiert. Er musste lachen. Da war er seiner Zeit ja weit voraus gewesen – niemand sonst hatte Essen fotografiert. Aber die Spiegeleier waren sein erstes englisches Frühstück für englische Gäste gewesen, und er hatte es unbedingt seinem Englischlehrer zeigen wollen.
Außerdem war er auf sein recht spezielles Hobby, das Kochen, schon als 14-Jähriger sehr stolz gewesen. Er musste eine Zeitlang nachdenken, bis ihm einfiel, woher das letzte Foto kam. Es zeigte einen klapprigen, über und über bemalten VW-Bus. Erkennen konnte man nur eine übergroße, jesusähnliche männliche Gestalt und das Peace-Symbol. Plötzlich fiel es ihm wieder ein: Da waren ungewöhnliche, junge Gäste auf dem Weg nach Griechenland gewesen, die ihn fasziniert hatten. Sie waren in diesem Bus gekommen. „Warum fotografierst denn sowas?“, hatte sein Papa geschimpft. „Das kostet nämlich einen Haufen Geld, die Fotos entwickeln! Fotografier was Gescheites!“ Dass er ein Foto von diesem Bus hatte, war ihm selbst allerdings mehr wert als die zahllosen Fotos, auf denen die Familie hölzern und aufgestellt an einem Ausflugsziel posierte, er in der Regel mit Sakko und Krawatte. Noch heute musste er den Kopf darüber schütteln, wie man Kinder damals ausstaffiert hatte.
Vorgestern bin ich hier angekommen, bei meiner Tante Hermi in St. Edelgund. Seit heuer heißt es „Bad St. Edelgund“, weil das Heilwasser, das hier aus dem Boden schießt, so gut für’s Rheuma sein soll. Ich hab aber schon gehört, dass es grauenhaft schmeckt. Tante Hermi erhofft sich gute Geschäfte vom neuen Bad, denn sie hat eine Frühstückspension. Das alte Bauernhaus haben sie umgebaut und mit Fremdenzimmern ausgestattet, seit sie in ein neues Haus gleich nebenan gezogen sind. Jetzt kann sie noch mehr Zimmer vermieten, denn vor dem Neubau haben sie selber auch noch im Bauernhaus gewohnt.
Ich selber bin Sigi Niedermayr aus Kastenkirchen, und jeden Sommer schicken unsere Eltern uns – mich und meine Schwester Uschi – für eine Woche nach St. Edelgund zur Tante. Angeblich, damit wir’s auch einmal schön haben in einem Bergparadies, wie Mama sagt, aber in Wirklichkeit wollen sie nur Ruhe vor uns haben. Wenigstens für eine Woche.
„So!“, sagt Onkel Fredi und steigt von der Leiter. „Jetzt ist alles fertig.“ „Fließwasser, warm und kalt!“ hat er auf der Tafel dazugepinselt, weil er in alle Zimmer Waschbecken eingebaut hat. Die Tafel hängt am Balkon und ist von der Straße aus gut sichtbar. „Schaut gut aus, nicht wahr? Jetzt bricht bei uns der Luxus aus!“ Tatsächlich ist der Onkel ein begabter Schildermaler. „Pension Waldrast“ steht groß oben auf dem Schild, natürlich in Grün, wegen dem Wald. Das „warm“ hat er rot gemalt und das „kalt“ blau. Darunter kann man noch ein Schild dazuhängen, jetzt hängt dort „Zimmer besetzt“. Wenn eins frei ist, wird das Schild ausgetauscht, und die Tante hängt „Zimmer frei“ auf. Ich halte ihr dann gerne die Leiter, aber hinauf trau ich mich nicht, weil mir schwindlig wird, wenn ich wo hinaufmuss und hinunterschaue. Das ist auch mit ein Grund, warum ich in Turnen immer nur einen Dreier habe, weil ich nämlich sehr ungern und sehr langsam auf die Leitern im Turnsaal klettere. Von den Seilen ganz zu schweigen. Das hat natürlich auch damit zu tun, dass ich für mein Gewicht etwas zu klein bin.
„Super!“, sage ich zum Onkel. „Aber sollten wir das mit dem Wasser nicht beim Schild draußen an der Straße auch noch dazumalen?“ Der Onkel nickt. „Schon. Aber jetzt hab ich keine Zeit mehr. Das könntest du ja morgen machen!“ Ich winke ab. „So ganz ohne Patzer wie du, das kann ich nicht. Und außerdem kann ich freihändig überhaupt keine Buchstaben malen.“ „Übung macht den Meister!“, sagt der Onkel und drückt mir den Pinsel in die Hand. „Ich wasch ihn dann halt einmal aus!“, flüchte ich mich in eine Ausrede.
Nachdem ich den Pinsel mit Terpentin gereinigt habe, gibt es endlich Abendessen. Tante Hermi hat im Kühlschrank immer einen großen, rechteckigen Plastikbehälter, da sind Wurst und Käse drin. Den stellt sie einfach auf den Tisch, und jeder schneidet sich selber herunter, was er mag. Dazu gibt’s Brot und Butter, und auch ein Glas Essiggurkerl stellt die Tante hin. Es ist immer genug da, und ich bin froh darüber, denn die Bergluft in St. Edelgund, die macht Hunger. Das sagt auch meine Mama. Nur Uschi, meine Schwester, die ist leider heikel, und heute ist keine Sorte Wurst dabei, die sie mag, und auch kein Käse. „Dann isst du halt ein Butterbrot“, sagt die Tante. „Mit Schnittlauch. Den hab ich gerade frisch aus dem Garten geholt.“ Auf so ein Schnittlauchbrot, denke ich mir, habe ich auch Lust.
„Die Waschbecken in jedem Zimmer, die hätt’s nicht gebraucht!“, beschwert sich die Mitzi-Oma. Das ist nicht unsere Oma, sondern die Mutter vom Onkel Fredi. Die wohnt leider auch mit im neuen Haus. Leider, weil sie eigentlich nichts anderes tut, als sich ständig über irgendwas zu beschweren. Meistens über Uschi und mich, weil wir zu laut sind. Dabei kann Uschi gar nichts dafür, dass sie jeden Tag Klarinette üben muss. Sie ist nämlich, so sagen ihre Lehrer, ein musikalisches Talent, und da kann man es sich nicht leisten, dass man die ganzen Ferien nur herumliegt und nicht übt. Außerdem hält es die Uschi ohne Klarinette gar nicht aus, das ist so ähnlich wie mit mir und den Karl-May-Büchern. Und den Donald-Duck-Büchern. Wenn ich da nicht rechtzeitig Nachschub bekomme, dann geht’s mir ganz schlecht. Ich bin der Mitzi-Oma auch zu laut, weil ich mit meinen Holzschlapfen beim Herumrennen im Haus viel zu viel Lärm mache. Dabei hört sie ja angeblich schlecht.
Heute jedenfalls beschwert sich die Mitzi-Oma über den Lärm, der beim Einbau der Waschbecken entstanden ist, und über die hohen Kosten. „Du musst sie eh nicht bezahlen“, entgegnet Tante Hermi. „Und ich kann jetzt zehn Schilling mehr pro Bett verlangen!“ „Früher“, die Mitzi-Oma streckt ihren dürren Zeigefinger hoch, „da haben wir halt einmal in der Woche den Badeofen eingeheizt, und wer sich unbedingt dazwischen auch hat waschen müssen, der ist hinaus auf die Weide gegangen, wo der Wassertrog für die Kühe steht!“ „Ja!“, lacht Tante Hermi. „Aber die Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. Angeblich soll ja jetzt ein Kurhotel gebaut werden, und da soll jedes Zimmer ein eigenes Bad haben.“ Die Mitzi-Oma kann über solchen Unsinn nur den Kopf schütteln. Ich selber finde auch mit dem wöchentlichen Bad das Auslangen, denn bei uns zu Hause gibt es den Badeofen noch, und der wird auch nur einmal in der Woche eingeheizt. Dazwischen legt die Mama größten Wert darauf, dass Gesicht, Hände und Ohren gewaschen werden, mindestens jeden zweiten Tag auch der Hals. Also nur das, was im Alltag sichtbar ist, bei den anderen Körperteilen nehmen wir es nicht so genau.
„Kann ich jetzt noch ein bisschen hinaufgehen, üben?“, fragt Uschi. Ein sehr dünnes Brot hat sie gegessen. Tante Hermi misst sie mit skeptischen Blicken. „Nicht, dass deine Eltern dann glauben, dass du bei uns nichts zu essen kriegst“, sagt sie. „Weil, du bist eh schon so dünn!“ Onkel Fredi lacht, nachdem er seine Bierflasche abgesetzt hat. Er trinkt sein Bier immer aus der Flasche. Und nicht wenig davon. Beim Montieren der Waschbecken hat er auch immer ein Bier in Griffweite stehen gehabt. „Das werden sie schon am Sigi sehen, dass es mit dem Essen bei uns passt!“ Ich sehe ein wenig überrascht auf. Ich bin ja erst beim dritten Brot. Und die Wurst habe ich mir wirklich dünn heruntergeschnitten. Na ja, mitteldünn. Und kaum Butter druntergetan. Aber der Onkel hat nicht ganz unrecht, es wäre wirklich gut, wenn ich ein wenig abnehmen würde, dass der Bauch nicht gar so weit über den Hosenbund hängt. Ich habe leider halt immer so viel Hunger, dass ich mich gar nicht beherrschen kann, wenn ich mich zum Essen hinsetze.
In der Schule ist das natürlich ein Problem, weil da gibt es einige, die machen sich über mich lustig und nennen mich „fette Sau“, wenn ihnen keine ärgeren Schimpfwörter einfallen. Gott sei Dank gibt es da den dicken Holzinger, der ist mir sicher um zehn Kilo voraus und hat riesige, kräftige Hände, die sehr fest zupacken können. Manchmal hilft er mir, wenn er hört, dass mich jemand ärgert. Und außerdem ist es beruhigend, in der Nähe immer jemanden zu wissen, der noch dicker ist als ich.
Im Herbst komme ich in die vierte Klasse, und Uschi kommt in die zweite. Ich hätte ja nie gedacht, dass sie es überhaupt ins Gymnasium schafft, aber irgendwie hat sie sich doch mit lauter Einsern und Zweiern durch die Volksschule geschwindelt. Wahrscheinlich, weil sie so brav ist und nie einen Mucks macht. Und natürlich wegen ihrer ausgeprägten musikalischen Begabung. Papa wollte nicht, dass sie ins Gymnasium geht, aber Mama hat darauf bestanden, weil die Uschi halt einmal Musik studieren soll. Und bisher hat sie sich ganz gut geschlagen, es ist sogar so weit gekommen, dass ich der Erste in der Familie war, der einen Fünfer auf eine Schularbeit mit nach Hause gebracht hat. Das war in Latein, denn dieses Fach war im vorigen Schuljahr neu und liegt mir gar nicht. Wie mir überhaupt nichts recht liegt, wenn man sich dafür anstrengen muss. In Deutsch, Englisch und Mathematik muss ich mich gar nicht anstrengen, das läuft wie von selbst. Auch Physik und Geografie finde ich unglaublich interessant. Aber in Latein, da müsste man die Vokabeln und die Fallendungen und alles ganz genau auswendig lernen, und das interessiert mich leider überhaupt nicht. Und außerdem ist der Kreuzi ein unerträglicher Lehrer. In Wirklichkeit heißt er Kreuzpointner, ist mittelalt, immer übel gelaunt, außerdem noch fahrig und nervös. Was mich eben auch fahrig und nervös macht, wenn er auf mich zukommt, mit seinen Armen fuchtelt und eine Frage vor sich hin nuschelt, die man kaum versteht.
Aber ich darf mir jetzt nicht zu viel Gedanken über die Schule machen, denn es ist Anfang August, und ich will meine Ferien ausgiebig genießen. Nach dem Abendessen muss ich allerdings Tante Hermi in der Küche helfen und das Geschirr abtrocknen. Das ist wenigstens fair geregelt, zu Mittag ist Uschi dran, ich am Abend, und nach dem Frühstück trocknen wir gemeinsam ab. Da gibt es viel zu tun, weil momentan sind 18 Gäste in der Pension, dazu kommen noch Tante und Onkel, die Mitzi-Oma und wir beide. Gott sei Dank sind die Kinder der Tante Hermi schon ausgezogen, das hat den großen Vorteil, dass Uschi und ich in ihren Kinderzimmern schlafen können. Leider hat die Tante jetzt, weil Hochsaison ist, eines davon vermietet und so müssen wir uns ein Stockbett im kleineren Zimmer teilen. Und die Gäste im Nebenzimmer, die hat die Tante extra darauf aufmerksam gemacht, dass ihre Nichte zweimal pro Tag für eine Stunde Klarinette spielt, und ob ihnen das eh nichts ausmacht.
Ich bleib also nach dem Abtrocknen im Wohnzimmer, lege mich auf den Teppich vor dem Fernseher und vertiefe mich in ein spannendes Buch, das ich in der Bibliothek der Pension gefunden habe. Es ist von Thor Heyerdahl und heißt „Expedition Ra“. Es handelt davon, dass dieser Norweger mit einem Papyrusboot den Atlantik überquert hat. Er wollte damit beweisen, dass die alten Ägypter nach Amerika gereist sein könnten. Das Buch ist fast so spannend wie die Wildwestgeschichten von Karl May. Wenn ich so richtig vertieft bin, dann höre ich nicht einmal das Gedudel meiner Schwester.
Gerade, als es furchtbar spannend ist und ich keine Unterbrechung brauchen kann, läutet das Telefon. Tante Hermi hebt ab und ich merke gleich, dass Mama dran ist, weil die Tante einen Bericht über unser Wohlverhalten abzugeben beginnt. Gott sei Dank sagt sie nur Gutes über uns, aber leider muss ich dann doch zum Hörer und selber mit Mama reden. „Vergisst du auch nicht darauf, dir die Ohren und den Hals zu waschen?“, fragt sie. „Nein!“, beteuere ich und schüttle den Kopf. Weil aber Tante Hermi nie so genau hinschaut, lasse ich es in Wirklichkeit im Bad nur ein paarmal laut platschen, damit man hören kann, dass ich mich wasche, und wische mich dann trocken. Aber das muss Mama ja nicht wissen. „Und denkst du auch daran, dass man mit geschlossenem Mund kaut? Und nicht mit vollem Mund reden, hörst du? Und vergiss nicht, dass ich dir beigebracht habe, wie man eine Gabel hält. Nicht wie einen Hammer!“ Ich nicke und sage mehrmals „Ja, Mama!“.
Mama ist gutes Benehmen unheimlich wichtig, und sie ist der Meinung, dass vor allem Papa, aber auch ich rein gar nichts davon verstehen. Die Omi aus Neustadt, das ist Mamas Mutter, hat mir vor ein paar Jahren sogar einmal ein Buch über gutes Benehmen geschenkt. Am Anfang habe ich manches daraus ja noch ernst genommen, aber jetzt kann ich darüber nur mehr lachen. Ich bin ja schließlich kein Kind mehr, dem man alles erzählen kann! Tante Hermi und Onkel Fredi zünden sich Zigaretten an, bevor sie sich auf dem Sofa niederlassen. Ich glaube, das gehört auch nicht wirklich zum guten Benehmen. Aber ich bin es gewohnt, dass man zu jeder Zeit und überall mit Tabakqualm eingenebelt wird.
„Morgen kommen die Engländer!“, seufzt Tante Hermi und nimmt einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. „Hoffentlich geht das gut. Ich meine, mein Englisch … ich hab ja nur zwei Jahre gelernt, und das ist lang her.“ „Aber ich kann Englisch! Ich hab im Zeugnis einen Einser, einen lupenreinen! Ich kann ja mit denen reden!“ Die Tante zieht die Stirn in Falten. „How do you do mit die Gummischuh!“, schmettert Onkel Fredi fröhlich, geht zum Fernseher hin und dreht am Einschaltknopf. „Hau i di a mit die Goisara!“ Das ist ein beliebter Scherz, den er sehr oft anbringt. Onkel Fredi wartet auf die „Zeit im Bild“, die Nachrichtensendung um halb acht, und ich wende mich wieder meinem Buch zu.
„Ja, du! How do you do! Du hast ja nicht einmal eine Ahnung, was das bedeutet!“, sagt Tante Hermi. „Natürlich!“, erwidert Onkel Fredi. „So grüßt man sich in Amerika!“ Ich klappe mein Buch zu, denn nun muss ich mich einmischen. „Also, wir haben gelernt, dass man bis Mittag ‚Good morning‘ sagt. Danach ‚Good afternoon‘ und am Abend ‚Good evening‘. Wenn man ganz höflich ist, sagt man noch ‚Pleased to meet you‘.“
Die Tante verzieht ihr Gesicht zu einer verzweifelten Grimasse. „Sigi, das war mir jetzt schon zu viel. Wie war das noch einmal? Das muss ich mir aufschreiben!“ Sie läuft zu ihrem Schreibtisch und greift nach einem Notizblock. Ich sage ihr die Grußformeln noch einmal an. „Ich schreib mir’s einfach so auf, wie es sich anhört!“, sagt sie. „Weil wenn ich’s englisch aufschreibe, weiß ich dann nicht mehr, wie man’s ausspricht!“ „Es ist doch ganz einfach!“, prahle ich. „Das lernt man schon in der ersten Klasse! Sogar die Uschi kann das!“ „How do you do mit die Gummischuh, hau i di a mit die Goisara!“, wiederholt Onkel Fredi grölend. Er hat nicht zugehört und schon reichlich Bier getrunken. Gott sei Dank wird er dann immer zuerst lustig und dann schläfrig, während mein Papa gern zu fluchen und zu schimpfen anfängt, wenn er zu viel getrunken hat.
„Habt ihr denn noch nie Gäste aus England gehabt?“, frage ich die Tante. Sie schüttelt den Kopf, während Uschi den Kopf zur Tür hereinsteckt. „England?“, fragt sie. „Was ist mit England?“ Die Tante erklärt es ihr. „Ich muss aber nicht mit denen reden, oder?“, fragt sie. Uschi ist nämlich ein wenig schüchtern und hat überhaupt nicht gern mit fremden Leuten zu tun. Sie mag nicht einmal einkaufen gehen, hier in St. Edelgund, weil sie da die Leute im Geschäft nicht kennt.
„Natürlich nicht“, beruhigt sie die Tante. „Der Sigi wird dolmetschen. Hat er versprochen!“ Es klopft an der Wohnzimmertür, und die Tante öffnet. Draußen steht der Herr, der mit seiner Frau im zweiten Kinderzimmer wohnt. „Hätten Se wohl noch ’n Bierchen für uns, liebe Frau Wirtin?“ Er ist ein Deutscher, die sprechen so. Natürlich hat Tante Hermi, obwohl sie eigentlich keine Gastgewerbekonzession hat und kein Bier verkaufen darf. Im Geschäft kostet eine Flasche Bier zwei Schilling, und die Tante verkauft sie für vier Schilling weiter. „Das deckt mir grad die Schlepperei ab!“, sagt sie. „Ich muss ja schließlich auch die leeren Flaschen wieder zurückbringen. Und billiger als im Gasthaus ist es bei mir immer noch.“
„Wie bist du denn überhaupt zu den Engländern gekommen?“, frage ich Tante Hermi. „Die Kurverwaltung hat sie mir vermittelt“, sagt sie. „Seit neuestem heißt unser Fremdenverkehrsbüro so. Wir sind nämlich jetzt ein Kurort. Wegen dem Wasser.“ „Das so stinkt!“, mischt sich Uschi ein. „Das würd ich nie trinken! Bäh!“ Sie streckt die Zunge heraus. „Wenn du so Kreuzweh hast wie ich“, ächzt der Onkel Fredi und hievt seine Füße auf den Couchtisch, „dann würdest alles trinken, wenn sie dir nur versprechen, dass es besser wird!“ „Ja, aber von den Füßen auf dem Tisch wird’s sicher nicht besser!“, schimpft Tante Hermi. „Was bist denn du für ein Vorbild für die Kinder! Runter mit den Flossen!“ Stöhnend gehorcht der Onkel. Es ist mir schon aufgefallen, dass hier im Haus die Tante den Ton angibt, noch mehr als bei uns zu Hause, wo Papa wenigstens meistens aufbegehrt, wenn Mama irgendwas entscheidet, ohne ihn zu fragen.
„Und die haben mich halt gefragt“, fährt die Tante fort, „ob ich auch Engländer nehmen täte, ob ich mir das zutraue. Und mit den Franzosen, da ist es ja auch gut gegangen, da haben wir uns halt mit Händen und Füßen …“ „Franzosen waren auch schon da?“, staune ich. „Wie sind denn die hierhergekommen?“ Die Tante zuckt mit den Schultern. „Genauso wie die Engländer, nehme ich an. Mit dem Auto halt.“
Ich bin verblüfft. Dass man so weite Reisen mit dem Auto unternehmen kann! Wir haben zwar seit ein paar Jahren einen VW Käfer, den Papa günstig von einer Nachbarin gekauft hat, deren Mann an Lungenkrebs gestorben ist. Der VW steht aber meistens im Heustadel und Papa muss ständig daran herumschrauben oder -schweißen. Mama schimpft dann immer und erinnert Papa daran, dass sie lieber noch ein wenig gespart und dann einen Ford Cortina gekauft hätte. Weil der hätte wenigstens einen ordentlichen Kofferraum, und außerdem hat der Mann von einer ihrer Freundinnen einen Ford Cortina, und da ist nie etwas kaputt. Ich kenne die Streitereien meiner Eltern praktisch auswendig, weil sie sich immer um die gleichen Dinge drehen und immer gleich ablaufen. Enden tun sie meistens damit, dass Papa die Tür hinter sich zuschlägt, zum Kirchenwirt geht und spät nachts die Stiege hinaufpoltert.
Ich hab schon den ganzen Tag gebettelt, dass ich heute Abend die Sondersendung über Apollo 15 sehen darf. Diesmal haben die Astronauten ein Mondauto mit an Bord gehabt und sind auf dem Mond herumgefahren. Sie sind zwar gestern schon wieder zurück zur Erde gestartet, aber heute soll es eben eine Sondersendung geben, mit Filmmaterial, das bisher noch nicht gesendet worden ist. Leider bin ich der Einzige, den die Mondlandungen noch interessieren, sie sind inzwischen zum Alltag geworden und bei weitem keine Sensationen mehr. Mit 15 km/h sind die da oben herumgefahren, und auf manchen Aufnahmen kann man sehen, dass das Mondauto richtig über die Hügel hüpft. Es ist ja auch viel leichter, als es auf der Erde wäre. Auf dem Rückflug wird es noch einen spannenden Moment geben, denn der Kommandant der Kapsel muss aussteigen, um Datenkassetten einzusammeln. Es wird der erste Raumspaziergang in Mondnähe sein. Ich erkläre das alles der Tante und dem Onkel, aber die gähnen leider nur. Es ist eine Tragödie, dass sich so wenige Leute bei uns für den Fortschritt in der Wissenschaft interessieren. In zehn Jahren, das versprechen die Wissenschaftler, wird es eine ständig bewohnte Mondbasis geben, und in 20 Jahren wird man als Tourist dorthin fliegen und dabei zuschauen können, wie die Marsrakete auf dem Mond zusammengeschraubt wird.
Später im Bett lese ich noch in meinem Thor Heyerdahl und staune über so viel Mut. Mit einem aus Schilfstengeln zusammengebundenen Boot nach Amerika zu fahren, das ist eine ganz unglaubliche Geschichte. Amerika, das ist überhaupt ein Zauberwort für mich. Die ganzen Wildwestgeschichten von Karl May spielen dort, und die Raketen zum Mond, die starten auch in Amerika. Ob ich einmal auf dem höchsten Wolkenkratzer der Welt, auf dem Empire State Building, stehen werde? Das wird wohl ein Traum bleiben, fürchte ich. Denn gegen Ende der Ferien fahren wir wieder nach Caorle, mit dem Bus, weil unser Käfer für eine so weite Reise nicht taugt, sagt Mama. Weiter bin ich in meinem Leben bisher nicht gekommen.
Den nächsten Tag verbringe ich in großer Anspannung, denn wir erwarten die Engländer. Ich halte mich meist auf der Terrasse auf, damit ich sie nicht übersehe. Leider vertreibt mich zu Mittag der Regen, und ich muss mit meinem Buch unter dem Balkon Schutz suchen. Aber ich will trotzdem der Erste sein, der sie begrüßt.
Endlich, gegen halb vier am Nachmittag, taucht ein seltsames Auto in unserer Einfahrt auf. Es ist ziemlich groß, grün und von einer Marke, die ich nicht kenne. Das Kennzeichen hat viel dickere Buchstaben als unsere und endet mit einem „G“. Ein österreichisches Auto kann es also nicht sein. „Tante Hermi!“, schreie ich und stürme durch die Terrassentür in die Küche. „Sie sind da! Die Engländer sind da!“ „Mein Gott!“ Die Tante springt auf und streicht ihre Schürze glatt. „Hoffentlich geht das alles gut!“ „Welches Zimmer kriegen sie denn?“, frage ich. „Die Nummer drei! Das mit dem Eckbalkon!“ Die Tante rennt zur Haustür, ich in ihrem Schlepptau. Die Engländer stehen hinter dem geöffneten Kofferraumdeckel und haben Schirme aufgespannt. „Sag ‚Good afternoon‘“, flüstere ich Tante Hermi noch zu. Sie schüttelt schon Hände. „Good afternoon, Missis Langdon!“, sagt sie. Und „Good afternoon, Mister Langdon!“. Es werden Hände geschüttelt, die Ankömmlinge lächeln. Er hat rötliches Haar und einen ebenso rötlichen Vollbart, während die Frau dunkelhaarig ist und in einem recht eleganten grünen Kleid steckt, das ungefähr dieselbe Farbe wie das Auto hat.
„I am Sigi!“, dränge ich mich vor, weil die Tante vergessen hat, mich vorzustellen. „And I can speak English!“ Die beiden lachen. „Wonderful!“, sagt Mrs. Langdon. Ich hab mir natürlich schon zurechtgelegt, was ich sagen werde. „May I carry your suitcase?“, frage ich und greife nach einem Koffer, der schon auf dem Boden steht. Er ist auch grün, genauso wie Auto und Kleid. Damit er nicht nass wird, schnappe ich ihn gleich, um ihn aufs Zimmer zu tragen. Mrs. Langdon duftet auch ganz wunderbar, was mich erstaunt, weil sie doch sicher stundenlang im Auto unterwegs waren.
Mr. Langdon wuchtet einen noch größeren braunen Koffer aus dem Auto. Hinten auf dem Auto steht „Rover P6“, und es ist auch ein internationales Kennzeichen angebracht, auf dem „GB“ steht. „You have room number three!“, erkläre ich und gehe voran. Den Engländern scheint das Zimmer zu gefallen, sie loben die Aussicht auf den Zwölferkogel und hinunter ins Dorf bis zur Kirche. „Marvellous!“, zwitschert Mrs. Langdon und schiebt den Vorhang zur Seite. Mr. Langdon kramt in seiner Hosentasche und drückt mir schließlich einen Zehner in die Hand. Zehn Schilling! Dafür muss ich normal Tante Hermi zehnmal beim Abtrocknen helfen! So viel Trinkgeld habe ich noch nie bekommen! „Aber das wäre doch gar nicht nötig!“, beeilt sich Tante Hermi, die ein bisschen rot geworden ist, weil sie außer Nicken und Mit-den-Händen-Deuten noch nichts gesagt hat, nachdem sie die Langdons begrüßt hat.
„And now“, sagt Mrs. Langdon, „I’d like to take a bath. After that long drive.“ Ich verstehe jedes Wort, sie spricht sehr deutlich und fast genauso wie unser Englischlehrer. Oje, denke ich mir, da wird die Tante nicht so erfreut sein. Denn wenn zwei Leute baden, dann wird bei uns das warme Wasser knapp, und weil der Boiler bloß mit Nachtstrom aufheizt, der viel billiger ist, haben dann die anderen Gäste möglicherweise kein warmes Wasser mehr für ihre Waschbecken. „Sie möchte baden!“, erkläre ich der Tante. „Selbstverständlich!“, nickt sie. „I show you the bath!“ Leider sagt sie „Bass“, ohne das „th“. Aber immerhin hat sie sich getraut. Sie geht auf den Gang hinaus und zeigt Mrs. Langdon den Weg.
„Oje“, seufzt die Tante, als wir wieder unten in der Küche sind. „Wenn die womöglich jeden Tag baden wollen, dann gute Nacht!“ „Vielleicht können wir ihnen das mit dem Boiler erklären?“, schlage ich vor. Die Tante schüttelt den Kopf. „Jetzt schauen wir einmal. Man darf die Gäste schließlich nicht vergrämen. Vielleicht geht es sich ja eh aus mit dem Warmwasser. Müssen wir halt sparen, ich mach mir zum Abwaschen was auf dem Herd heiß.“ „Schließlich“, erinnere ich sie, „steht auf dem Schild auch ‚Warmwasser‘.“ Die Tante verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. „Schilder sind geduldig!“, sagt sie. „Die müssen Geld haben wie Heu!“, fügt sie hinzu. „Das Kleid, das Auto, zehn Schilling Trinkgeld … warum die nicht in ein Hotel gegangen sind?“, fragt sie mehr sich selbst als mich. „Vielleicht, weil’s ihnen mit Familienanschluss besser gefällt!“ Die Tante wiegt zweifelnd den Kopf.
Familienanschluss bedeutet, dass sich manche Gäste am Abend zu uns ins Wohnzimmer setzen und mit der Tante und dem Onkel Wein und Bier trinken. Manchmal spielt Onkel Fredi dann auf der Ziehharmonika und alle singen dazu. Der Fernseher bleibt natürlich ausgeschaltet. Ich selber halte nicht so viel vom Familienanschluss, ich lese lieber.
Ich schleiche mich noch einmal in die Pension hinüber. Vielleicht brauchen die Engländer ja was, und ich bekomme noch einmal ein Trinkgeld. Im ersten Stock höre ich es dann kichern und platschen. Anscheinend hat Mrs. Langdon schon ihr Bad einlaufen lassen. Aber hört man da nicht zwei Stimmen aus dem Bad? Natürlich! Ein gekichertes „No, Jim!“ verstehe ich, und dann höre ich auch Mr. Langdon grummeln. Sind die beiden miteinander in die Badewanne gestiegen? Davon habe ich überhaupt noch nie gehört, dass ein Mann und eine Frau sich eine Badewanne teilen. Und wahrscheinlich ist es sogar ein bisschen unanständig. Andererseits wird es die Tante freuen, wenn ich es ihr erzähle, denn so sparen die beiden wenigstens warmes Wasser. Ich verziehe mich, bevor mich noch jemand sieht und womöglich denkt, dass ich an der Badezimmertür lausche.
Weil es noch immer regnet, gehe ich in unser Zimmer, wo Uschi gerade damit beschäftigt ist, ihrer Puppe die Haare zu kämmen. „Ich hab schon Englisch geredet!“, prahle ich. „Und die beiden Engländer, die sitzen gerade miteinander in der Badewanne!“ Uschi klappt die Kinnlade hinunter. „In der Badewanne? Miteinander?“ Ich nicke. „Wahrscheinlich seifen sie sich gegenseitig ein.“ Meine Fantasie spielt mir gerade wilde Streiche. Mrs. Langdon ist eine sehr hübsche Frau. „Aber … darf man denn das?“, fragt Uschi. Ich zucke mit den Schultern. „Vielleicht macht man das in England so. Und vielleicht haben sie ja auch eine Badehose an, und einen Badeanzug.“ „Aber das … der Mitzi-Oma darfst du das nicht erzählen!“, flüstert Uschi. „Die schmeißt die zwei dann nämlich gleich hinaus!“
Da könnte Uschi durchaus recht haben. Die Mitzi-Oma hat es sehr mit der Moral und schaut immer genau darauf, ob zwei, die miteinander ein Zimmer nehmen, auch verheiratet sind. Sie hat sich furchtbar darüber aufgeregt, dass die Roten, die jetzt regieren, es erlaubt haben, dass man an Paare vermietet, die nicht verheiratet sind. Das ist der Untergang des christlichen Abendlandes, hat sie geschimpft. Erst vor einem Monat oder so haben die Roten auch beschlossen, dass es nicht mehr verboten ist, dass man ein warmer Bruder ist. Darüber hat sich nicht nur die Mitzi-Oma, sondern auch meine Mama aufgeregt. Weil sie, so sagt sie, Angst hat, dass diese warmen Brüder jetzt überall aus ihren Löchern schlüpfen und die Buben auf dem Schulweg abpassen, um sie mit zu sich nach Hause zu nehmen. Deutlicher wird Mama mit ihren Anspielungen nie, aber ich hab eine ungefähre Vorstellung davon, was sie meint. Papa hat sich ja immer wieder gesorgt, dass ich selber ein warmer Bruder werde, weil ich lieber koche, als beim Fußball zuzuschauen, aber da braucht er sich keine Sorgen zu machen. Ich bin nämlich ein bisschen in die Ulli Gehbauer verliebt, die jetzt schon in die fünfte Klasse kommt und mich keines Blickes würdigt, aber immer, wenn ich sie sehe, spüre ich so ein wohliges Kribbeln im Bauch und ich würde auch gern einmal mit ihr … also, eigentlich habe ich keine Ahnung, was ich gerne mit ihr machen würde.
Schamhaftigkeit ist in meiner Familie überhaupt ein großes Thema, das ist ja der Grund dafür, dass ich völlig von den Socken bin, weil ein Ehepaar miteinander badet. Bei uns wird das fein säuberlich getrennt erledigt, und ich habe meine Eltern noch nie nackt gesehen. Dass sie aber gelegentlich miteinander nackt gewesen sein müssen, wenn sie uns bekommen haben, das habe ich natürlich mittlerweile begriffen. Aber auch nur, weil die in unserer Klasse, die ältere Geschwister haben, einen Informationsvorsprung besitzen, den sie in der Klasse bereitwillig teilen. Nur deswegen habe ich schon gewusst, dass da unten bei mir bald Haare wachsen werden, bevor die ersten da gewesen sind. Nebenbei, im Geschichtsbuch ist auch ein Bild von einer antiken Statue, die einen nackten Mann darstellt. Da sieht man ganz deutlich, dass da unten Haare sind. Da muss sich der Bildhauer ganz schön angestrengt haben, dass er die halbwegs hingekriegt hat.
Am nächsten Morgen stürzt die Tante ganz aufgeregt in die Küche. „Sigi, du musst mir helfen!“, ruft sie. „Die Engländer sind mit dem Frühstück nicht zufrieden! Und ich versteh nicht, was sie wollen!“ Dazu muss man sagen, dass es bei Tante Hermi ein ganz normales Frühstück gibt: Kaffee oder Tee, Semmeln, Butter und Marmelade. Und für die mit einem ganz ausgefallenen Geschmack als Sonderwunsch noch Honig. Die Semmeln von unserem Bäcker sind wirklich erstklassig, goldbraun und knusprig, da kann sich eigentlich niemand beschweren. Ich habe selber gerade in eine gebissen, die dick mit Marmelade bestrichen ist. „Wisch dir den Kakaobart ab und geh hinaus, vielleicht verstehst du sie.“ „Wahrscheinlich ein englisches Frühstück“, murmele ich, denn darüber haben wir im Englischunterricht schon gelernt. Die Engländer mögen zum Frühstück Eierspeise, gebratenen Speck, gegrillte Champignons und Baked Beans. Die letzteren habe ich allerdings bei uns noch nie gesehen. Das sind Bohnen mit Tomatensoße, und Bohnen gehören nicht gerade zu meinen Leibspeisen.
Ich wische mir also den Mund ab und schlurfe hinaus, weil ich noch nicht ganz wach bin. „Good morning!“, sage ich. „My aunt doesn’t speak so good English!“, erkläre ich. „This is not a problem“, lacht Mr. Langdon. „We were asking for some scrambled eggs and bacon!“ Im ersten Moment schaue ich ein wenig ratlos drein, er hat so schnell gesprochen. „Wir würden gerne haben gemischte Eier. Und ein wenig vom gebraten Speck!“, sagt nun Mrs. Langdon. „Sie können ja Deutsch!“, staune ich. „Ein klein wenig.“ Sie winkt ab. Mrs. Langdon ist auch heute sehr elegant gekleidet in einem hellbraunen Kostüm. Am Hals trägt sie eine auffällige goldene Kette mit einem Anhänger, in dem ein grüner Stein schimmert. Ihr Ausschnitt ist, für St. Edelgunder Verhältnisse, ein wenig gewagt. Außerdem duftet sie noch stärker als gestern, aber anders.
„No problem!“ Ich wende mich wieder Mr. Langdon zu. „I can cook. I make English breakfast for you. Eggs and bacon and … we don’t have baked beans. And also, not …“ Mir fällt nicht ein, wie Champignons auf Englisch heißen, das haben wir, glaube ich, noch nicht gelernt. Die waren zwar auf dem Bild vom englischen Frühstück drauf, aber nicht im Text. Mrs. Langdon beugt sich zu mir herüber und fährt mir durch die Haare. „Eggs and bacon will be just fine!“, gurrt sie. Mir wird ein wenig warm von ihrem Duft. Ich mache, dass ich in die Küche komme.
„Haben wir Eier und Speck?“, frage ich. „Eier und Speck zum Frühstück?“ Die Mitzi-Oma ist gerade aus dem Wohnzimmer aufgetaucht. „Das wäre ja noch schöner! Was glauben denn diese Ausländer eigentlich, was wir noch alles für sie …“ „Oma, verschwind jetzt aus der Küche, hier wird gearbeitet!“, weist sie Tante Hermi energisch zurück. Die Oma murmelt zwar vor sich hin und schüttelt missbilligend den Kopf, verschwindet aber wieder im Wohnzimmer. Als mir Tante Hermi den geräucherten Speck zeigt, bin ich plötzlich ein wenig skeptisch. Er besteht nämlich praktisch nur aus Fett, und das Zeug im Englischbuch hat ganz anders ausgeschaut. Außerdem ist er ziemlich stark geräuchert, wer weiß, ob die Engländer sowas essen. „Oder sollen wir lieber einen Schinken nehmen?“, kommt mir die Tante zu Hilfe. „Ja, nehmen wir einen Schinken!“
Ich schlage vier Eier in die Pfanne, das geht sich gerade aus. „Was sind denn eigentlich gemischte Eier?“, frage ich die Tante. Sie hält kurz inne. „Vielleicht … weißt was, mach einfach Spiegeleier. Wird schon passen.“ Das glaube ich auch, denn auf dem Bild im Englischbuch waren Spiegeleier. Also etwas, das Engländer jedenfalls essen. „Ich brauch noch eine Pfanne, für den Schinken!“ Die Tante stöhnt. „So viel Geschirr!“ Fünf Minuten später liegen auf zwei Tellern je zwei Spiegeleier und zwei Scheiben gebratener Schinken. Ich lasse es mir nicht nehmen, selbst zu servieren. Es ist das erste Mal, dass ich für Gäste koche, und ich bin fast ein wenig gerührt.
„Oh!“ Mrs. Langdon klatscht in die Hände. „Fried eggs! And ham!“ „Wonderful!“, lobt Mr. Langdon. „You wouldn’t have any brown sauce, by chance?“ „Äh, sorry?“, frage ich, ein wenig verwirrt. „Jim nimmt immer braunen Soße zum Frühstück!“, erklärt Mrs. Langdon. Ich schüttle den Kopf. „Haben wir nicht!“ Obwohl es sich nicht gehört, schaue ich den beiden noch ein wenig beim Essen zu. „Your breakfast is wonderful, Sigi!“, sagt Mrs. Langdon. „Did you really cook it yourself?“ Ich nicke und werde ein wenig rot, als mir Mrs. Langdon wieder über die Haare streicht.
„Hier jibt et auch Eier und Speck? Dat hab ich ja jar nich jewusst!“ Der Deutsche, der gestern Abend noch ein Bier geholt hat, kommt an unserem Tisch vorbei. „Äh“, sage ich und lege einen Finger vor den Mund. Ich habe jetzt keine Lust, jeden Morgen für alle Gäste Eier zu braten, wirklich nicht. „Kostet aber extra!“, sage ich. Der Deutsche schüttelt nur den Kopf und lässt sich am Nebentisch nieder. Wenn die Engländer mich jetzt verstanden haben, dann bin ich in einem Dilemma.
„We came here“, sagt Mr. Langdon, „to see three things.“ Anscheinend hat er das mit den Extrakosten überhört. Oder es ist ihm egal. „The Dachstein and Hallstatt and the salt mines.“ Ich nicke. „This is all not far from here. And it is very beautiful!“, ermutige ich die beiden. „Your breakfast was fantastic!“ Mr. Langdon wischt sich den Mund. „But I understand it is an extra?“ Ich muss ziemlich verzweifelt dreinschauen, denn Mrs. Langdon erbarmt sich. „Jim sagt, es ist ein Extra. Ham and eggs.“ Ich nicke und habe das Gefühl, dass meine Sprachkenntnisse irgendwie an einer Grenze angelangt sind. Deshalb nehme ich die beiden leeren Teller und verschwinde in der Küche.
„Also, ich hab denen gesagt, dass es ein Extra ist. Die Eier mit Schinken. Wegen dem Deutschen. Der hat so geschaut, als hätte er das auch gern.“ „Das fehlt grade noch, dass wir jetzt jeden Tag für die ganze Mannschaft Spiegeleier braten!“ Die Tante schüttelt den Kopf und lässt Wasser ins Abwaschbecken laufen. „Wie viel verlangst du denn dafür?“, frage ich. „Weiß ich noch nicht. Jetzt wird’s gleich Zeit zum Geschirrabtrocknen.“ Ich sause hinauf, um Uschi zu holen, denn das Abtrocknen, so ist es ausgemacht, ist unsere gemeinsame Angelegenheit.
Als ich wieder hinunterkomme, sitzt die Mitzi-Oma am Küchentisch und tunkt ihr Kipferl in den Kaffee. Sie hat es gern sehr weich, weil ihre Zähne nicht mehr so mitspielen. „Wo kommen wir denn da hin“, schimpft sie, „wenn die Leute jetzt schon einen Schinken zum Frühstück wollen? Und Eier? Demnächst müssen wir vielleicht noch Wurst und Käs und was weiß ich noch alles zum Frühstück herrichten!“ „Ist schon gut, Oma“, beschwichtigt sie die Tante. „Die Zeiten ändern sich halt. Jetzt, wo wir ein Kurort sind, da werden vielleicht bald mehr Ausländer kommen. Und die haben halt so ihre Vorstellungen.“ „Bäh, Eier!“, mischt sich Uschi ein. Sie mag nämlich keine Eier, außer, sie sind in einem Kuchen drinnen, wo sie sie nicht sieht. Uschi ist überhaupt sehr heikel.
„Wir haben überhaupt nichts zum Frühstück bekommen, wie wir jung waren!“, schimpft die Mitzi-Oma weiter. „Höchstens einen Sterz!“ „Kaffee auch keinen? Und was ist ein Sterz?“ Die Oma lacht auf. „Der Bub, der weiß nicht einmal, was ein Sterz ist. Und einen Kaffee – höchstens einen Linde-Kaffee. Wir waren keine so feinen Leute, die jeden Tag in der Früh einen Bohnenkaffee gekriegt haben!“ „Jetzt schmeckt er dir aber schon, der Bohnenkaffee, gell?“, fragt die Tante etwas spitz, während sie in Windeseile die Frühstücksteller im heißen Wasser schrubbt und dann ins Trockengitter stellt. „Was ist denn ein Sterz?“, erkundige ich mich, während ich einen Teller nach dem anderen abtrockne und ins Küchenkastl schlichte.
„Was ein Sterz ist, willst wissen?“, fragt die Mitzi-Oma. Manchmal ist sie ein wenig umständlich. Ich nicke. „Schmalz brauchst du dazu, und eine Suppe, und Salz, und Polenta. Und wenn wir Glück gehabt haben, dann hat’s auch noch Grammeln dazu gegeben.“ Da bin ich jetzt überrascht. „Polenta? Das hat’s in Italien auch gegeben. Aber Papa hat gesagt, das fressen bei uns nur die Schweine.“ „Blödsinn!“, schimpft Oma. „Bei euch in Oberösterreich vielleicht, wo die Bauern riesige Felder haben und mit dem Traktor darauf herumfahren. Aber wir haben nix gehabt, wir haben den Polenta selber fressen müssen! Und gut hat er uns geschmeckt!“ „Ist schon gut, Oma!“, sagt Tante Hermi. Sie ist das Gejammer der Mitzi-Oma offenbar gewöhnt. Ich würde es mit ihr nicht lange aushalten, da ist mir meine Oma daheim schon lieber. Mit der verstehe ich mich gut, außer, wenn es um die Kirche und um den lieben Gott geht, weil da ist sie ein wenig stur. Sie geht auch jede Woche beichten, obwohl ich mich frage, was sie eigentlich zu beichten hat, denn Sünden sehe ich bei ihr keine.
Nach dem Abtrocknen gehe ich hinaus auf die Terrasse, um zu sehen, wie denn das Wetter heute werden wird. Es ist schon ziemlich warm, und keine Wolke zeigt sich am Himmel. Die Engländer kommen gerade aus der Haustür. „Isn’t the weather wonderful today?“, fragt Mrs. Langdon. Sie hat sich schon wieder umgezogen und trägt eine enge, schwarz-weiß gemusterte Hose, die viel zu kurz ist, weil bis zu den Schuhen fast 20 Zentimeter fehlen. Obenrum hat sie ein ärmelloses, geknöpftes Oberteil in Dunkelweiß, und die Schuhe sind auch weiß und glänzen. „We are taking the cable car up to the Dachstein!“, kündigt Mr. Langdon an und unterstreicht die geplante Seilbahnfahrt durch passende Gesten. Er trägt ein Sakko über seinem Hemd und braune Halbschuhe. Ich bezweifle, ob das die geeignete Ausrüstung für eine Bergtour auf dem Dachstein ist, halte aber meinen Mund, weil es mich nichts angeht. „Bye, Sigi!“, winken sie mir zu und steigen ins Auto. Das hat übrigens das Lenkrad rechts. Da wird es Mr. Langdon schwer haben, einen Laster zu überholen, weil er überhaupt nichts sehen kann. Drinnen werde ich sicher nichts von unseren Halbschuhtouristen erzählen, denn sonst fängt die Mitzi-Oma wieder zu lamentieren an.
Ich glaube, ich werde heute zum See fahren. Das ist zwar mit Tante Hermis altem Damenrad eine ziemliche Strapaze, aber das Schwimmen im See wird mich für alles entschädigen, es gehört nämlich für mich im Sommer einfach dazu, ich bin am liebsten im Wasser. „Kann ich dein Radl haben, Tante? Ich möchte gern an den See, und zu Fuß ist es zu weit!“ „Gern, Sigi. Wenn du mir vorher einkaufen fährst? Weil dafür tät ich das Radl auch brauchen.“ Ich seufze, ergebe mich aber in mein Schicksal. Der Korb wird ordentlich voll, denn Tante Hermi hat jede Menge Eier, Schinken, Butter und so weiter bestellt. Was sie fürs Frühstück braucht. Die Semmeln liefert der Bäcker jeden Morgen direkt an die Haustür.
„Uschi, magst du mitfahren? Ich könnte dich auf dem Gepäckträger …“ Aber Uschi schüttelt den Kopf. Sie mag Wasser überhaupt nicht, der See ist ihr zu kalt und der Gepäckträger zu gefährlich. Ich bin erleichtert, aber fragen habe ich sie müssen, das wäre der Tante gar nicht recht, wenn ich einfach davonfahre, ohne dass Uschi weiß, wohin.
Ich brauche für den See nur ein Handtuch und mein Buch. Die Badehose habe ich unter der Lederhose schon an. Gott sei Dank verdiene ich bei der Tante für jedes Mal Geschirrabtrocknen einen Schilling, dazu kommt noch der Zehner von den Engländern. Da kann ich mir heute auch einmal eine Wurstsemmel und ein Kracherl leisten. Die Fahrt zum See ist eine echte Plagerei, obwohl es eher bergab geht und ich den Wind im Rücken habe. Das alte Fahrrad quietscht und scheppert, und ich bin schweißgebadet und völlig außer Atem, als ich ankomme. Obwohl der See nicht wirklich warm ist, weil es die letzten drei Tage geregnet hat, genieße ich das Wasser in vollen Zügen. Ich bin überhaupt mehr ein Wasser-Typ, denn da fühle sogar ich mich leicht und wie auf Wolken.
Weil es am See so wunderbar ist und ich außerdem den Thor Heyerdahl noch auslesen muss, vergesse ich völlig auf die Zeit, und es ist schon weit nach sechs, als ich mich auf den Heimweg mache. Der ist nun mehr als strapaziös, denn es geht die meiste Zeit bergauf und noch dazu herrscht Gegenwind. Ein paarmal muss ich absteigen, mir den Schweiß abwischen und ein Stück schieben. Als ich knapp vor sieben bei der Pension Waldrast eintreffe, steht auf dem Parkplatz ein seltsames Auto. Es ist ein VW-Bus, aber er ist über und über bemalt. Love-Peace-Happiness steht auf der Seite, und dahinter sind junge Leute in bunten Gewändern aufgemalt, die meisten mit langen Haaren. Außerdem gibt es bunte Katzen und Papageien. Ich staune. Was für Gäste können das sein?
Tante Hermi steht schon auf der Terrasse. „Ich hab mir solche Sorgen gemacht! Um sechs, haben wir ausgemacht!“ „Es war so … anstrengend!“, keuche ich. „Den Berg …“ „Hast Hunger?“, unterbricht mich die Tante. Ich nicke eifrig. Drinnen steht noch die ganze Jause auf dem Küchentisch. „Gleich hätt ich’s weggeräumt!“, sagt sie. „Und ihr müsst heute im Wohnzimmer schlafen. Auf der Ausziehcouch!“ Ich sehe mit vollem Mund auf zu ihr. „Warum denn das?“, frage ich. „Es sind zwei vorbeigekommen, ein Pärchen. Deutsche. Sie haben dringend ein Zimmer gesucht und nichts mehr gefunden. Da hab ich gesagt, wenn sie das Kinderzimmer mit dem Stockbett haben wollen, dann …“ „Passt schon!“, sage ich. Im Wohnzimmer steht nämlich der Fernseher, und wenn ich Uschi dazu bringe, dichtzuhalten, dann können wir spätabends noch fernsehen. Zumindest ohne Ton. „Sind das die mit dem komischen Bus?“ Die Tante nickt. „Brauchst aber die Oma nicht extra drauf aufmerksam machen. Sie schauen schon ein bisschen seltsam aus, aber sie waren sehr nett. Und sehr müde.“