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"Gabriel Palacios macht uns auf einfach verständliche und eindrückliche Weise klar, wie wir mit den richtigen Menschen um uns herum ganz Großes bewirken können. Seine Perspektiven sind tief heilsam und bereichernd." Til Schweiger Durch Gedankenlesen Menschen erkennen - der Schlüssel zu einem erfüllten Leben Wie kann ich mein Gegenüber richtig einschätzen? Wie kann ich verschlüsselte Botschaften eines Menschen wahrnehmen und richtig interpretieren? Wer tut mir gut? Wer schadet mir? Könnte ich doch Gedanken lesen…. Das hat sich jeder schon mal gewünscht. Der Autor zeigt, wie es geht, indem er den verborgenen Bereich in unserem Wesen beleuchtet, in dem wir ungeschützt sind wie ein Kind in seiner gesunden Naivität: den Bereich des Unterbewusstseins. Hier liegt das Urvertrauen, das uns im besten Falle die Eltern mit ins Leben gegeben haben. Hier sind wir beeinflussbar und damit auch verletzbar. Dieses Buch, geschrieben aus der täglichen Praxis eines der europaweit erfolgreichsten Hypnosetherapeuten, ist ein Ratgeber für alle, die nach dem ultimativen Werkzeug der Menschenkenntnis suchen. In einfachen Schritten und Übungen zeigt der Autor, was man benötigt, um den wohlwollenden vom manipulativen Menschen im unmittelbaren Umfeld zu unterscheiden. Er vermittelt Schutzmechanismen, die ohne Ablehnung des Gegenüber funktionieren und lehrt Vertrauenstechniken, die dem Gegenüber suggerieren, dass eine Verbindung möglich ist.
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Das Buch
Wie kann ich mein Gegenüber richtig einschätzen? Wie kann ich verschlüsselte Botschaften eines Menschen wahrnehmen und richtig interpretieren? Wer tut mir gut? Wer schadet mir?
Könnte ich doch Gedanken lesen…. Das hat sich jeder schon mal gewünscht. Der Autor zeigt, wie es geht. Sein Buch ist ein Ratgeber für alle, die sich nach einem ausgeglichenen Leben sehnen, in dem sie Menschen richtig einschätzen und die Erkenntnis wirkungsvoll anwenden können.
Der Autor
Gabriel Palacios, geb. 1989 in Bern/Schweiz, befasste sich bereits seit frühester Kindheit aufgrund eines familiären Schicksalsschlages intensiv mit der Gedankenwelt. Heute verhilft der mehrfache Autor, Gedankenleser und Paartherapeut in seinem Therapiezentrum in Bern, durch öffentliche Veranstaltungen und mit seinen Büchern vielen Menschen zu mehr gedanklicher Freiheit. Bekannt wurde er einem großen Publikum durch seine Teilnahme 2009 an einem internationalen TV-Event über mentale Experimente. Gabriel Palacios berät Unternehmen und Prominente, ist Keynote-Speaker und bildet als Präsident des Verbandes Schweizer Hypnosetherapeuten (VSH) sowie als Lehrtrainer der National Guild of Hypnotists (NGH) Hypnosetherapeuten aus.
https://www.gabriel-palacios.ch/
Gabriel Palacios
Wer tut dir gut?
Wie du lernst, Menschen richtig einzuschätzen
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ISBN: 978-3-8437-2011-3
© 2019 by Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinLektorat: Beate KlemmUmschlaggestaltung: Simone Mellar, zero-media.net, MünchenCoverfoto © Marc DeriazInnenillustrationen © Clara Tiefenthaler, kleineseele.ch, Bern
E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
Alle Rechte vorbehalten
Inhaltsverzeichnis
Über das Buch und den Autor
Titelseite
Impressum
Einen Schritt voraus
Menschenkenntnis
Der Geprägte
Der Egozentriker
Der Fantast
Der Sehende
Was ist Menschenkenntnis wirklich?
Weshalb ich Menschen einschätze
Menschen-Typen
Charakter-Typen
Macht
Das Lamm
Der Wolf
Betroffenheit
Die Biene
Der Hund
Sensibilität
Das Reh
Das Rhinozeros
Toleranz
Das Chamäleon
Die Schlange
Energie-Typen
Mischformen
Warnmeldungen des Unterbewusstseins
Wer tut dir gut?
Negative Menschen
Urvertrauen
Deine Fähigkeit, Gedanken zu lesen
Die Technik des Gedankenlesens
1. Verhalten der Gedanken verstehen
2. Empathie anwenden
3. Storytelling
Hinweise beim Gedankenlesen
Augen – das Tor zur Seele
Bewegung – der Ausdruck der Seele
Worte – die Sprache der Seele
Energie – das Maß der Seele
Verschlüsselte Botschaften
Polarität und Resonanz
Schutz – wie wir uns vor Menschen, die uns nicht guttun, schützen
Nahbar und trotzdem unangreifbar
Vertrauen herstellen
Dein Erfolgsweg mit den richtigen Menschen
Selbsttest: Welcher Charakter-Typ bin ich?
MKPI – Modell der kolorierten Persönlichkeits-Instanzen
Auswertung
Koordinatensystem
Dank
Kontakt
Feedback an den Verlag
Empfehlungen
Einen Schritt voraus
Ich betrete den Raum. Meine Klientin sitzt auf dem weichen Therapiestuhl und schaut mit leerem Blick aus dem Fenster. Nur zögernd nimmt sie mich wahr und auch, dass ich nicht der Assistent, sondern der Therapeut selbst bin. Sie begrüßt mich mit einem leicht bemühten Lächeln. Ihre Mundwinkel wirken, als wären sie über lange Zeit hinweg nicht mehr gebraucht worden und als wären sie so aus der Übung gekommen. Als ihr Lächeln, während des Händeschüttelns, wieder verblasst und wir uns hingesetzt haben, beginne ich das Gespräch mit der Frage: »Was kann ich für Sie tun?«
Mit trauriger und zugleich leiser Stimme antwortet sie: »Ich habe Sie aufgesucht, weil ich ein Muster habe, das mich an meinem persönlichen Erfolg hindert. Das Muster, das mich immer die falschen Menschen anziehen lässt. Menschen, die mich an der Nase herumführen, die mich ausnutzen, mich hintergehen und mir einfach nicht guttun.«
Ich halte ihre Worte in meinem Dossier zu ihrer Person fest. Während ich schreibe, herrscht Stille im Raum. Das Einzige, was zu hören ist, ist das über das Papier rollende Kugellager des Kugelschreibers. Danach lege ich den Stift wieder ab und erkläre: »Mithilfe Ihres Bewusstseins haben Sie nun festgestellt, dass Ihr Unterbewusstsein alltägliche Entscheidungen trifft, mit denen Sie scheinbar jene Menschen in Ihr Leben ziehen, die Ihnen nicht guttun. Ihr Unterbewusstsein tut das aus einer guten, wohlwollenden Überlegung heraus und ganz allein für Sie, damit Sie endlich lernen, diese Menschen mit Ihren Gedanken und mit Ihren Handlungen aus Ihrem Leben fernzuhalten. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen versehentlich jemand Ihr Leben betritt, aber dann meist sehr rasch klar wird, dass diese Person Ihr Leben wieder verlassen soll. Es gibt jedoch Personen, die Sie in Ihr Leben lassen, weil diese Personen Ihnen ermöglichen, geistig zu wachsen. Sich geistig weiterzuentwickeln. Wir ziehen die Menschen in unser Leben, die Ähnlichkeiten mit jenen haben, die uns in früher Vergangenheit verletzt haben, damit wir lernen, aus der damaligen Rolle auszubrechen und endlich die Identität unserer Person zu erschaffen, die wir aus tiefstem Inneren eigentlich gerne hätten.«
Meine Klientin nickt. Ihr Blick wandert in alle Richtungen im Raum. Ich erkenne, dass sich gerade zahllose geistige Prozesse in ihr abspielen. Dass ihr Unterbewusstsein Verknüpfungen herstellt. Dass sie vergangene Erinnerungen abruft. Und dass sie sich sehr fest angesprochen fühlt.
Ich fahre fort: »Ein ganz einfaches Beispiel: Ein Mädchen wurde als Kind vom Vater misshandelt. Sie musste erfahren, was häusliche Gewalt bedeutet. Sie fühlt sich schlecht, nicht geliebt, nicht gut genug. Ihr Unterbewusstsein lässt sie in ihrer Zukunft Männer anziehen, die ihr wieder dasselbe Gefühl geben, wie es ihr der Vater gab. Damit sie endlich lernen kann, aus dieser Rolle auszubrechen und eine neue Rolle einzunehmen. Zu zeigen, wie wertvoll sie ist. Für sich und für ihren Wert einzustehen.«
Die Augen meiner Klientin fokussieren sich auf mich. Ich kann sehen, wie sie ihre Lippen zusammenpresst und gegen ihre Tränen kämpft. Sie atmet tief ein, legt ihren Kopf in ihre wie zu einer Vase geformten Hände und sagt mit leiser Stimme: »Jetzt wird mir bewusst, weshalb ich Menschen anziehe, die mich an der Nase herumführen und hintergehen. Weil ich mich schon als Kind in unserer Familie für die Ehrlichkeit eingesetzt habe. Weil ich sah, dass das Hintergehen immer bloß Streit auslöste und ich eine Mediatorin für meine Eltern und Geschwister war.«
»Vermutlich. Und gefällt Ihnen diese Aufgabe der Mediatorin?«
»Eigentlich nicht.«
»Dann verlassen Sie diese Rolle. Lassen Sie sie los. Wie wär’s, wenn Sie solchen Menschen mit Gelassenheit sagen könnten: ›Dann schlagt euch doch gegenseitig die Köpfe ein! Ich schau jetzt auf mich! Jetzt bin ich dran! Weil ich es wert bin! Weil auch ich ein Anrecht darauf habe, mein Leben in seinem Potenzial zu leben und zu genießen!‹ Wie würde sich das anfühlen?«
Meine Klientin entgegnet blitzschnell: »Ja, das wäre nur zu schön.«
Ich erwidere: »Nein, es wäre nicht zu schön. Es ist schön. Und Sie bestimmen von nun an selbst, wen Sie in Ihr Leben ziehen und wer Ihnen wirklich guttut.«
Dieser kleine Einblick in meine Tätigkeit als Coach und Therapeut soll verdeutlichen, wie schnell uns bewusst werden kann, weshalb wir gewisse Menschen in unser Leben ziehen und andere Menschen wiederum nicht.
Es gibt Menschen, die wir in unser Leben ziehen, weil sie etwas in uns auslösen, das wir verarbeiten sollten. Damit wir diesen Menschen gegenüber eine neue Rolle entwickeln können, sodass wir beispielsweise auch aus einer vergangenen Opferrolle ausbrechen und eine neue, wundervolle positive Rolle einnehmen können.
Es gibt aber auch Menschen, die einfach so zusammenhanglos in unser Leben treten. Menschen, die uns einfach nicht guttun und die auch nicht Teil unserer Umwelt sein müssen.
Deshalb werde ich dir in diesem Buch aufzeigen, wie du deine Sinne so präzise schulst, damit du Menschen, die dir nicht guttun, rechtzeitig erkennen kannst. Energievampire. Ausnutzer. Menschen, bei denen immer alles nur schlecht ist. Die auch immer etwas an dir auszusetzen haben und dich runterziehen. Menschen, bei denen die Sonne nicht dann aufgeht, wenn sie den Raum betreten, sondern dann, wenn sie den Raum endlich wieder verlassen. Deshalb zeige ich dir, wie du Menschen richtig einschätzt, damit du jene negativ gestimmten Menschen rechtzeitig erkennen kannst und nicht erst dann, wenn es schon zu spät ist und wieder eine neue Verletzung vorliegt. Ich werde dir konkrete Techniken mitgeben und auch verdeutlichen, auf was du beim Einschätzen anderer Menschen besonders achten solltest. Wie du die Gedanken anderer liest. Die bewussten und sogar die unbewussten Gedanken des anderen. Wie du erkennen kannst, was sie denken, aber nicht sagen. Wie du Gedanken deines Gegenübers erkennst, die nicht mal ihr oder ihm selbst bewusst, aber deutlich vorhanden sind. Welche Pläne sie haben und welches ihre nächsten Schritte sind. Sodass du immer einen wesentlichen Schritt voraus bist.
Ich werde dir auch konkrete Techniken vermitteln, wie du solche Menschen adäquat und mit Gelassenheit aus deinem Leben verabschieden kannst und diese mithilfe eines wundervollen Schutzes auch gar nicht mehr in dein Leben lässt.
Ich werde mit dir gemeinsam auch ältere Muster anschauen. Muster, die dir selbst vielleicht nicht bewusst sind, die du aber im Grunde spielend leicht durchbrechen kannst. Sodass du sofort nur noch die Menschen in dein Leben lässt, die dir wirklich einfach nur guttun. Denn genau das hast du verdient.
Ich werde dir auch aus Teilen meiner persönlichen Geschichte erzählen und dir aufzeigen, wie ich mein Wissen als Experte für Unterbewusstsein, Hypnose und Gedankenlesen gezielt eingesetzt habe. Denn auch ich musste bereits zu Beginn meines Lebens durch tiefe Täler gehen, habe ebenso Menschen angezogen, die mir immer wieder meine Vergangenheit aufzeigten, und setzte daraufhin mein Wissen und meine Fähigkeiten gezielt ein.
Heute bin ich in dem, was ich tue, sehr erfolgreich. Ich leite zwei Ausbildungszentren, einen Buchverlag, einen Verband, einen Bezirksverband und bin mit meinen Vorträgen und Seminaren international auf Tournee. Mit einem Ziel: den Menschen aufzuzeigen, dass sie mehr können, als sie womöglich von sich selbst denken. Dass mehr in uns allen steckt, als wir glauben. Dass wir auf immense Fähigkeiten zurückgreifen können, wenn wir sie gezielt nutzen.
Mein Name ist Gabriel Palacios, und ich freue mich auf eine wundervolle gemeinsame Reise mit dir.
Menschenkenntnis
Wir alle sind Menschenkenner – doch nur wenige sind »Menschen-Erkenner«. Menschenkenntnis hat nichts damit zu tun, wie viele Menschen wir kennen, sondern viel mehr, ob wir die Auffassungsgabe haben, diverse Charaktereigenschaften von Menschen binnen Bruchteilen von Sekunden zu erkennen.
Das Wort »erkennen« ist eine stärkere Bildung des Wortes »kennen«. Dieses stammt aus dem Althochdeutschen für »sich gewahr werden, erfassen, urteilen«. Wenn wir also Menschen erkennen, so ist das eine ausgeprägtere Form dessen, Menschen nur zu kennen. Es ist eine Fähigkeit, nüchtern in den Menschen hineinzublicken, dessen Tiefen zu erkennen.
Doch woher kommt Menschenkenntnis? Wieso haben gewisse Menschen die Fähigkeit, andere Menschen zu lesen, andere hingegen wissen selbst nach langen Gesprächen immer noch nicht wirklich, wer ihnen gegenübersitzt?
Für Menschenkenntnis gibt es diverse Gründe. Befassen wir uns doch mal mit den unterschiedlichen Formen von Menschenkenntnis und deshalb zunächst mal mit jenen Arten von Menschenkennern, die nicht wirklich Menschenkenner sind, es aber von sich stark behaupten. Ich unterscheide hierbei zwischen den vermeintlichen Menschenkennerinnen und -kennern, die primär mit sich selbst reden, also extrem im Inneren sind. Und deren Gegenstück, die vermeintlichen Menschenkennerinnen und -kenner, die primär im Außen orientiert sind und in wirren Sphären herumschwirren, derer sie nicht mächtig sein können. Diese beiden Formen – im Innen und im Außen sein – haben nicht viel damit zu tun, ob man eher introvertiert oder extrovertiert ist. Denn beispielsweise extrovertierte Menschen, also Menschen, die sehr kommunikativ und mitteilungsbedürftig sind, können sich zwar mitteilen, sich selbst darstellen, aber trotzdem »Menschenkenner« sein, die sich primär mit ihrem Inneren befassen. Ob man ein innerer oder ein äußerer »Menschenkenner« ist, hat also nichts mit dem Geltungsdrang oder mit dem kommunikativen Energieniveau zu tun, sondern lediglich damit, ob ich mich mit Informationen befasse, die von innen kommen, oder mit Informationen, die von außen kommen.
Befassen wir uns zunächst mit zwei Typen vermeintlicher Menschenkenner, die sich vorwiegend mit Informationen beschäftigen, die lediglich von innen kommen, und die deshalb die Menschen um sich herum nicht wirklich kennen können. Alles steht immer im Zusammenhang mit ihm selbst:
Der Geprägte
Eine der Formen von vermeintlichen Menschenkennern ist die des Geprägten. Sie handeln insofern »geprägt«, dass sie die im Laufe des eigenen Lebens erfahrenen Tiefschläge einstecken und unterbewusst als schützende Mechanismen auf andere Menschen übertragen. Es ist das unbewusste Einprägen von Eigenschaften jenes Menschen, der sie geprägt hat, woraus Konditionierungen entstehen und das Gehirn beginnt, Menschen in Schubladen zu stecken, was natürlich überhaupt nicht objektiv sein muss, sondern primär subjektiv. Zum Beispiel bei Beziehungsschwierigkeiten:
Eine Frau wird von ihrem Mann, mit dem sie sich verbunden fühlt und dem sie vertraut, betrogen und verletzt. Fortan ist sie von dieser Erfahrung geprägt, die sie natürlich mit diesem Mann verbindet. Dieser Mann liebt Spinat. Der nächste Mann, bei dem sie Trost sucht, hat sie von vornherein belogen, was seinen Familienstand betrifft. Und auch er aß gern Spinat. Kurzum beginnt unser Unterbewusstsein Regeln zu finden, wo es gar keine gibt, und liefert nach intensiver Analyse beider Herren das Ergebnis: Alle Männer, die Spinat lieben, lügen.
Bizarr an der ganzen Sache ist, dass die geprägten Menschen mit ihrem Bewusstsein natürlich wissen, dass dieses »Erkennen«, eben hier als Urteil, nicht stimmen kann – trotzdem aber hält ihr Unterbewusstsein an dieser erfundenen Regel fest, die merkwürdiger nicht sein könnte. Und was geschieht? Jene Frau meidet Männer, die Spinat mögen, wird misstrauisch, wenn sie von dieser Vorliebe erfährt, oder stellt einem potenziellen Partner schon beim Kennenlernen direkt oder indirekt die Frage, ob er Spinat mag.
Menschen, die aus eigener Prägung durch andere Menschen versuchen, Schablonen zu entwickeln, laufen Gefahr, dass sie anderen ihre eigene Erfahrung »andichten«. Deshalb sollte diese Form der Menschenkenntnis eigentlich nicht unter dem Begriff laufen, sondern unter Selbstkenntnis. Wenn wir aus eigenen Erfahrungen unsere falschen Vernetzungen, wie zum Beispiel »Männer, die Spinat mögen, lügen«, verallgemeinern, hat dies lediglich mit unserer eigenen Geschichte zu tun, nicht aber mit der Wahrheit, ist zutiefst subjektiv statt objektiv.
Dieser Mechanismus, aus schlechten Erfahrungen heraus Verknüpfungen zu erstellen, war zu Urzeiten überlebenswichtig. Wurde ein Mensch von einem Raubtier gefressen, einer dem Menschen noch völlig unerforschten Spezies, hat man diese Erfahrung mit dem Tier verinnerlicht, ein Gefühl für Gefahr entwickelt und so gelernt, sich davor in Acht zu nehmen. Nur so konnten die Menschen in einer vergleichbaren Situation ihr eigenes Überleben sichern.
Aussagen von Geprägten wie »Ach, du magst Spinat – wie mein Ex, der mochte auch gern Spinat, aber er hat mich auch betrogen. Wird das bei dir auch so sein?« kontert man am besten mit einer Frage wie: »Meine Ex-Freundin trank gern Wasser, so wie du – sie hat mich hintergangen. Ist dies nun bei dir auch zu erwarten?«
Der Egozentriker
Eine nächste, nur vermeintliche Form von Menschenkenner ist der Egozentriker. Das ist derjenige selbsternannte Menschenkenner, der sich, seine Emotionen, sein Denken und seine Verhaltensweisen in den Mittelpunkt stellt. Der Egozentriker ist derjenige Menschenkenner, der glaubt, dass andere das Gleiche denken wie er, das Gleiche fühlen wie er und auch aus den gleichen Beweggründen gewisse Handlungen an den Tag legen wie er. Der Egozentriker leitet immer stets alles von sich selbst ab und glaubt, auch andere Menschen sehr gut fühlen zu können. In Wirklichkeit fühlt er nur sich selbst.
Die Egozentriker erkennt man oftmals sehr schnell daran, dass sie sich selbst als Empathiker bezeichnen. Sie glauben, sich in andere Menschen hineinfühlen zu können, doch die oder der Einzige, in die oder den sich solche Menschen hineinfühlen, sind sie selbst. Wenn sie glücklich sind, beteuern sie anderen, sie (die anderen) seien heute auffallend gut drauf. Haben sie schwierige berufliche Zeiten, übertragen sie ihre Probleme auf andere mit Sätzen wie: »Man sieht dir an, dass auch an dir die Krise nicht spurlos vorbeigeht.«
Oft leiden die vermeintlich empathischen Egozentriker unter einem subjektiven Wahrnehmungsfehler, mitunter dem Ähnlichkeitsfehler, dass sie in allen anderen das sehen, was sie eigentlich bei sich selbst feststellen, oder dem Kontrastfehler, dass sie in anderen immer nur das sehen, wonach sie eine innere Sehnsucht haben und was sie deshalb in sich selbst suchen.
Ein typisches Beispiel eines egozentrischen Menschenkenners ist, dass er dir, obschon du supergut drauf bist, in die Augen blickt und sagt: »Ich sehe in deinen Augen, dass dich etwas bedrückt.«
Die beste Antwort, die mir hier einfällt, wäre wohl: »Ich glaube, du sieht die Reflexion in meinen Augen.«
Die beiden nun folgenden Menschenkenner sind jene, die sich vorwiegend im Außen befinden und sich dadurch mit sich selbst kaum auseinandersetzen mögen.
Ein im Außen herumschwirrender Menschenkenner, der lediglich versucht, Informationen von außen zu gewinnen, und dabei sich selbst und den Balken vorm Auge vergisst:
Der Fantast
Eine bemerkenswerte Gattung von vermeintlichen Menschenkennern ist die der Fantasten. Fantasten haben eine kreative Fähigkeit, die ihnen auch viele Türen öffnet – auch die in ein neues, noch unergründetes Universum. Denn Fantasten haben die Eigenschaft, etwas hineinzuprojizieren, wo nichts ist, Zusammenhänge zu erschaffen, die es nie gab und auch nie geben wird, weder beim Fantasten, noch bei demjenigen, der gerade vom Fantasten analysiert wird. Fantasten sind wenig feinfühlig, dafür umso philosophischer. Sie können Fragen offen stehen lassen, ohne darauf Antworten finden zu müssen. Sie können dort, wo alles in Ordnung ist, völlig unnötige Fragen stellen.
Fantasten bewegen sich in philosophischen Sphären, die scheinbar fast nur Fantasten vorbehalten bleiben – weil es Sphären mit stets offenen Fragen sind, in die kaum andere sich verirren wollen.
Deshalb sind Fantasten eigentlich harmlos – weil sie lediglich verdeutlichen wollen, dass wir nicht alles wissen müssen und auch nicht alles erklären müssen.
Der Fantast begegnet dir und hinterfragt deine Glücksgefühle – nicht aber in der Rolle eines Therapeuten, der dich behandeln will, sondern vielmehr im philosophischen Sinne von »Ich habe mich mit dir befasst, denn wie du sehen kannst, habe ich dir eine Frage gestellt, auf die es beinah keine Antwort geben kann«.
Dies könnten sie zu vermitteln versuchen mit einer Aussage wie: »Es freut mich, dass es dir gut geht. Aber ist das Leben nicht immer auch ein Auf und Ab? Und möchte man wirklich immer allen Menschen sagen, wie es im Inneren tatsächlich ausschaut?«
Fantasten antwortet man am besten mit einer ebenfalls offenen Frage, welche die Sphären des Fantasten so sehr ins Unermessliche erweitern lässt, dass sie früher oder später mit ihren fantastischen Analysen aufhören müssen.
Der Sehende
Die letzte, wirklich bemerkenswerte Gattung der vermeintlichen Menschenkenner ist die der vorgeblich Sehenden. Sehende sind Menschen, die glauben, Dinge zu sehen, die unsereins nicht sehen kann, sie aber durch irgendwelche Kanäle gechannelt bekommen. Kurz: Sie glauben, ihre Informationen von anderer Stelle zu empfangen als ihre Mitmenschen, denen das nicht vergönnt ist. Ich weiß, dass es tatsächlich und wahrhaft sehende Menschen gibt. In der Überzahl jedoch sind jene, die nur glauben, zu den Sehenden zu gehören, und Dinge sagen, die nicht im Geringsten mit der Wahrheit zu tun haben. Menschen, die glauben, in deiner Glückseligkeit eine tiefe Trauer zu entdecken, weil ihnen diese Information angeblich auf übernatürlichem Wege zugetragen wurde. Wären sie wirklich sehend, würden sie diese Information für sich behalten, um den Gegenwind zu vermeiden. Ein wirklich sehender Mensch weiß, welche Botschaften er vermittelt und welche er für sich behält.
Ich kenne das Gefühl, einem Menschen einen Tipp geben zu wollen, was aber nur für Ablehnung und Skepsis sorgen würde.
Ein wirklich Sehender übermittelt die wichtige Information durch die Blume – so dass der Mensch, der diese Information empfangen wird, diese von selbst, durch diesen ganz dezenten Hinweis erkennen wird.
Die vermeintlichen Seher glauben, dass sie alles sofort vermitteln müssen, was sie selbst glauben und was von nirgendwo sonst als aus einer tiefen Ecke ihres Kleinhirns stammt. Sie sind sich nicht im Klaren, welch negative Spirale dadurch gestartet werden kann.
So scheut ein vermeintlich sehender Mensch nicht davor zurück, einem anderen Menschen, der sagt, er sei unentschlossen, ob er etwas in seinem Leben verändern solle, mitzuteilen: »Ich sehe, dass es für dich an der Zeit für eine radikale Veränderung ist. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt. JETZT oder nie!«
Was der vermeintlich Sehende nicht sieht, ist, dass der andere vielleicht Frau und Kinder hat, mit seinem Job nicht glücklich ist und schon eine längere Zeit mit dem Gedanken spielt, dem Chef mal Paroli zu bieten. Die Aussage »Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die Veränderung« lässt ihn dann glauben, er müsse das jetzt tun, auch wenn der Moment gerade sehr ungünstig ist. Der Mann tut’s – bekommt die Kündigung. Seine Familie – und nicht zuletzt auch er selbst – leidet, und alle wünschen sich, er hätte seinen alten Job wieder zurück.
Vermeintlich sehenden Menschen sollte man mit Aussagen begegnen wie: »Lustig. Siehst du dann auch, dass ich ebenfalls sehend bin und sehe, dass du nicht immer richtig siehst?«
Wir alle sind von vermeintlichen Menschenkennern umgeben, die entweder mit ihrem eigenen Inneren reden, während sie andere analysieren oder über andere urteilen oder wie Glühwürmchen im Außen schwirren und übersehen, dass das Licht, das sie beim Gegenüber sehen, ihr eigenes ist.
Was ist Menschenkenntnis wirklich?
Menschenkenntnis zu besitzen heißt, die Fähigkeit zu haben, andere Menschen wahrzunehmen, in ihrer Verschiedenheit von einem selbst zu verstehen und mit diesen Menschen verknüpfte Merkmale früher als andere zu erkennen.
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