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Seitenzahl: 116
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Werte des Goetheschen Lebens
Georg Simmel
Inhalt:
Georg Simmel – Biografie und Bibliografie
Werte des Goetheschen Lebens
Werte des Goetheschen Lebens, Georg Simmel
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849616991
www.jazzybee-verlag.de
Geb. 1. März 1858 in Berlin, gest. 26. September 1918 in Straßburg.
S. verbindet die psychologisch-genetische, evolutionistische mit einer logisch-idealistischen, an Kant und Hegel orientierten, vielfach »dialektischen« Betrachtungs- und Denkweise. Das Erkennen enthält apriorische Faktoren, die aber (als Kategorien) eine Entwicklung durchmachen, nicht unverändert bleiben. Alle Formen und Methoden des Erkennens haben sich im Verlaufe der menschlichen Geistesgeschichte entwickelt und entwickeln sich weiter, so aber, daß das Erkennen eine formende, gesetzgebende Aktivität des Geistes bleibt, welche aus dem Chaos der Erlebnisse erst einen sinnvollen, verständlichen, einheitlichen Zusammenhang gestaltet. Die Kategorien usw. stammen aus »der dem Geiste eigenen Fähigkeit, zu verbinden, zu vereinheitlichen«, können aber als historische Gebilde die Totalität der Weltinhalte nie völlig adäquat aufnehmen. Das Ich hat die Funktion der Einheitsetzung, das Streben zur Einheit. Die Wahrheit ist, rein logisch, etwas Zeitloses, Absolutes, vom subjektiven Denken Unabhängiges, sie gehört dem »dritten Reich«, dem »Reich der ideellen Inhalte« an; diese Inhalte sind wahr, gleichviel ob sie gedacht werden oder nicht. Das Geistige bildet inhaltlich einen geschlossenen Zusammenhang, den unser individuelles Denken unvollkommen nachzeichnet. Die ideellen Inhalte sind nicht, sie gelten, sie sind nicht mit den psychologischen Vorgängen zu verwechseln. Anderseits hat die Wahrheit auch eine biologisch-evolutionistische Seite. Wahr sind hier jene Vorstellungen, die, als reale Kräfte in uns wirksam, »uns zu nützlichem Verhalten veranlassen« (vgl. James). Durch Selektion haben sich bestimmte Vorstellungen als wahr erhalten, nämlich jene, »die sich als Motive des zweckmäßigen, lebenfördernden Handelns erwiesen haben« (vgl. Nietzsche). »Die Nützlichkeit des Erkennens erzeugt zugleich für uns die Gegenstände des Erkennens.« Es gibt so viele prinzipielle »Wahrheiten«, als es verschiedene Organisationen und Lebensanforderungen gibt. Das Objektive und Wahre bedeutet die »gattungsmäßige Vorstellung«.
Auch in der Ethik verbindet S. die genetisch-relativistische Betrachtungsweise betreffs der empirischen Einzeltatsachen mit einem gewissen Apriorismus und Idealismus. So ist das Sollen etwas Ursprüngliches und Objektives, als eine Forderung, die mit der Sache selbst gegeben ist, als ein »in dem Verhältnis von Seele und Welt präformiertes Sollen, das einer besonderen, aber nicht weniger übersubjektiven Logik unterliegt, wie das Sein«. Unser Bewußtsein empfindet Forderungen an sich, die es durch den Willen realisieren kann. Das Sollen schlechthin ist eine »Urtatsache«, eine »ursprüngliche Kategorie«, mag auch der Inhalt des Sollens noch so wechseln und sozial-historisch bedingt sein. Tatsächlich sind es immer »historische Zustände der Gattung, die in dem Einzelnen zu triebhaftem Sollen werden«. Der »Wille der Gattung« kommt in uns zum Ausdruck, kündigt sich imperativisch an. Ein ungeheurer Teil der an uns gestellten Ansprüche ist sozialen Inhalts, ohne daß dadurch die Unbedingtheit des idealen Sollens überhaupt, die »innere Logik ideeller Ansprüche« beeinträchtigt wird. Das sittlich Gute besteht nicht im Anstreben des Glücks u. dgl. (gegen den Eudämonismus), sondern es ist eine »unmittelbare Qualität und Lebensform des Willensprozesses«. Etwas ist gut, weil und wofern es Inhalt eines an sich guten Willens ist. Die moralischen Imperative sind »Ausmündungen, Ausformungen, Substantialisierungen des guten Willens«. Die Sittlichkeit liegt nicht im Material des Willens, sondern in diesem selbst, in dessen Funktion. Das Ideal des sittlichen Verhaltens liegt im Unendlichen. Das Sollen kann sich an den verschiedensten Inhalten verwirklichen; die Einheit des Zieles ist nicht notwendig, es genügt die Einheit der psychologisch-ethischen Funktion, die den Zweck trägt. Ursprünglich ist das sozial Erforderte die Norm des Verhaltens der Einzelnen. Den »kategorischen Imperativ« Kants kritisiert S. nach der Richtung der Versöhnung des Individualismus mit der Allgemeinheit des Handelns. Das Gewissen ist nach S. gleichsam ein »rückwärts gewandter Instinkt«; es ist die.Lust oder Unlust der Gattung über die Tat, die in uns zum Ausdruck kommt. Der Altruismus ist ebenso primär wie der Egoismus, er ist »Gruppenegoismus«, ein vererbter Instinkt. Sehr oft. »machen die Motivierungen unserer Handlungen... an Punkten Halt, die völlig und definitiv außerhalb unser selbst liegen«. Auch enthält das Ich noch eine Fülle von Motiven außer dem »Glück«. – Die Freiheit des Willens bedeutet, daß sich der Charakter des Ich ungehindert im Wollen ausprägen kann, das Vermögen, das für uns wertvolle Wollen realisieren zu können. Freiheit ist »Selbstbestimmung«, sie ist zugleich, weil das Ich nur so sein kann, wie es ist, Notwendigkeit. Die Verantwortlichkeit ist nicht aus der Willensfreiheit abzuleiten, sondern umgekehrt: »Derjenige ist frei, den man mit Erfolg verantwortlich machen kann.« Zurechnungsfähig ist jemand, wenn die strafende Reaktion auf seine Tat bei ihm den Zweck: der Strafe erreicht.
Die Grundfrage der Geschichtsphilosophie ist die: wie ist Geschichte möglich? Geschichte ist nur durch Kategorien, apriorische Verbindungsformen möglich, sie ist kategorial verbreitete Wirklichkeit und daher hat die Geschichtsphilosophie die »Aprioritäten festzustellen und zu erörtern, durch welche aus dem Erleben... Geschichte als Wissenschaft wird«. Die Kompliziertheit des historischen Geschehens gestattet nicht die Aufstellung eigener historischer Gesetze, wenn auch das Historische auf (biologisch-psychologischen) Gesetzmäßigkeiten beruht. Das ganze Spiel der Geschichte ist die Folge, Erscheinung oder Synthese dieser primären Gesetzmäßigkeiten, geht aber nicht aus einem besonderen Gesetz hervor.
Die Soziologie ist die »Wissenschaft vom Gesellschaftlichen als solchen, von den Formen der Vergesellschaftung, von den Beziehungsformen der Menschen zueinander«. Die Soziologie ist keine Universalwissenschaft vom Menschen u. dgl., sondern eine besondere Methode; sie abstrahiert vom Inhalt des Gesellschaftlichen, achtet nur auf dieses, wie der Mathematiker etwa nur auf die geometrische Form, nicht auf das Material der Körper achtet. Die Soziologie, hat die »Kräfte, Beziehungen und Formen zum Gegenstand, durch die die Menschen sich vergesellschaften«, sie ist die »Lehre von dem Gesellschaft-Sein der Menschheit«. »Gesellschaft im weitesten Sinne ist offenbar da vorhanden, wo mehrere Individuen in Wechselwirkung treten. Die besonderen Ursachen und Zwecke, ohne die natürlich nie eine Vergesellschaftung erfolgt, bilden gewissermaßen den Körper, das Material des sozialen Prozesses; daß der Erfolg dieser Ursachen, die Förderung dieser Zwecke gerade eine Wechselwirkung, eine Vergesellschaftung unter den Trägern hervorruft, das ist die Form, in die jene Inhalte sich kleiden.« Solche Formen sind Über- und Unterordnung, Konkurrenz, Arbeitsteilung usw.; wichtig sind besonders auch die kleinen, flüchtigen Wechselwirkungen von Person zu Person. Die sozialen Verbindungen erwachsen aus bestimmten Trieben oder Willenstendenzen (Zielen), sind etwas Psychisches, aber nichts Psychologisches, denn die Soziologie hat es nicht mit psychologischen Vorgängen, sondern mit Inhalten solcher zu tun, mit Kombinationen soziologischer Kategorien, mit etwas Sachlichem. Es gibt keinen Gesamtgeist, wohl aber eine seelische Beeinflussung der Individuen durch ihre Vergesellschaftung. In der Gesellschaft herrscht Arbeitsteilung und Differenzierung, verbunden mit Integrierung, indem jede Befreiung zu einer neuen Bindung führt. Die Religion wurzelt in den Gesamttendenzen der Persönlichkeit und ihrer Beziehung zum All.
SCHRIFTEN: Das Wesen der Materie nach Kants physischer Monadologie, 1881. – Über soziale Differenzierung, 1890; 3. A. 1906, – Einleit. in die Moralwissenschaft, 1892-93; 2. A. 1901. – Die Probleme der Geschichtsphilosophie, 1892; 2. A. 1905; 3. A. 1907. – Philosophie des Geldes, 1900; 2. A. 1907. – Vorlesungen über Kant, 1904; 2. A. 1905. – Die Religion, 1906. – Schopenhauer u. Nietzsche, 1906. – Soziologie, 1908. – Hauptprobleme der Philosophie, 1910. – Das Problem der Soziologie, Schmollers Jahrbücher, Bd. 18, 1894. – Skizze einer Willenstheorie, Zeitschr, f. Psychol. d. Sinnesorgane, Bd. 9, – Beitrag zur Erkenntnistheorie der Religion, Zeitschr. f. Philos., Bd. 118. – Über eine Beziehung der Selektionslehre zur Erkenntnis, Archiv f. systemat, Philos., 1895. – Über die Grundfrage des Pessimismus, Zeitschr. f. Philos., Bd. 90. – Zur Psychologie der Frau, Zeitschr. f. Völkerpsychol, 1890, u. a.
"Meine Arbeiten sind immer nur die aufbewahrten Freuden und Leiden meines Lebens." (Goethe, 1775).
"Meine ernstlichste Betrachtung ist jetzt die neuste Ausgabe meiner Lebensspuren, welche man, damit das Kind einen Namen habe, Werke zu nennen pflegt." (Goethe, 1815).
Wer sich über die Werte einer menschlichen Existenz, beurteilend oder genießend, Rechenschaft ablegt, wird nach zwei Richtungen blicken müssen, von denen her das Leben die allgemeinsten Formen des Wertvollen und Bedeutsamen erzeugen kann.
Das Leben selbst, in der Unmittelbarkeit und Gegenwart seines Daseins und seiner Kräfte, ist der erste Träger von Werten: schaffend und genießend, empfindend und spielend, in sittlicher Bewährung wie in Gewinn und Verlust dem Schicksal gegenüber, kann es sich als groß und wesentlich und wertvoll - freilich auch als das Gegenteil von alledem bewähren.
Diese Werte bezahlt der Vorgang des Lebens mit seiner Vergänglichkeit; wenn er gelebt ist, ist er vorbei, aufgelöst in anders geformte Wirkungen und in die Schattenbilder der Erinnerung.
Aber als geistiges Leben hat er die mit keiner anderen Daseinstatsache vergleichliche, alle menschliche Kultur begründende Fähigkeit: ein Ergebnis zu bewirken, das, unabhängig von dem Prozess seiner Erzeugung und dessen Vorübergehen, eine selbständige Existenz besitzt.
Kunstwerke und Erkenntnisse, religiöse Lehren und soziale Verfassungen liegen in diesem Bezirk des vom Leben zwar Erzeugten, aber vom Leben Gelösten, gegen seine Entstehungskräfte selbst gleichgültig Gewordenen.
Und hier erheben sich ganz neue Werte, an sachlichen Maßstäben, an zeitlosen Ideen, an der Realität der Dinge gemessen.
Dies ist die andere große Wertmöglichkeit unserer Existenz, dass sie die Erzeugnisse ihrer Energien aus sich heraus setze, in eine von ihr selbst geschiedne, überdauernde Ordnung, in der diese Ereignisse wie Dinge selbst stehen und sich ihren Rang nach Normen von Schönheit und Größe, von Tiefe und Wahrheit bestimmen.
Die Betonungen des höheren Lebens pflegen in sehr ungleichmäßiger Weise nach der einen oder der anderen dieser Richtungen zu fallen und uns in Widersprüche und Konflikte unserer Beurteilungen, ebenso wie unserer praktischen Entscheidungen zu verwickeln.
Das strömende, nur auf sein eigenes Gesetz hörende Leben, mit den Werten, die es seiner Unmittelbarkeit verleihen oder ihr entnehmen kann, übertönt unzählige Male die objektiven Werte unseres Schaffens, die selbständige Bedeutung seiner Erzeugnisse verblasst vor den Werten des erzeugenden Lebens selbst; und dann wieder versinkt das Subjekt mit seiner vorüberfliegenden Existenz, es wird, widerstandslos oder in Kämpfen, zurückgeschoben, ein bloßes Mittel für die Sachwerte, die überpersönliche Bedeutung unserer Arbeit oder vielmehr der Resultate unserer Arbeit.
Sucht man nun zu den mannigfaltigen Werten, deren Summierung die Goethesche Existenz als etwas Unvergleichliches erscheinen lässt, nach einer zentralen Formulierung - nicht für Einzelwerte, sondern für deren Vereinheitlichung -, so möchte ich diesen Wurzel- oder Gipfelpunkt seines Wesens so bezeichnen: der Prozess seines Lebens, die von innen hervorbrechende, stetige Strömung seiner Triebe und Kraftentladungen war den Ergebnissen dieses Lebens harmonischer zugeordnet, die sachlichen, von ihrem Entstehungsprozess ganz gelösten Werte seines Werkes waren den inneren, gelebten Werten inniger verbunden, als wir es sonst von einer Existenz des gleichen Größenmaßes wissen.
Hier wurde eine Existenz gelebt, die an sich einen höchsten Wert darstellte, von dem ihrer Produkte ganz unabhängig: nach der Tiefe ihrer Geistigkeit, nach der Kraft und Freiheit ihres Idealismus, nach der Fülle ihres Aufnehmens und Sichausströmens, nach der strengen Schönheit, zu der er sein leidenschaftliches Verhältnis zu Dingen, Menschen und Ideen gestaltete.
Und dieses Leben, mit alledem nur von seinem individuellen Gesetz gelenkt, seinen eigenen Ausdrücken nach in allem Tun nur einem Spieltrieb und Liebhabertum folgend, - schuf hiermit Kunstwerke, wissenschaftliche Erkenntnisse, Deutungen des Lebens, von einer so reinen Sachlichkeit, solcher Treue gegen den Gegenstand, so objektiver Vollendung, als wäre alles dies sozusagen unmittelbar aus den Gesetzen der Dinge selbst, aus den ganz überpersönlichen Forderungen der Kunst hervorgegangen.
Der große Spalt, der unsere Existenzwerte so oft auseinander treibt: zwischen dem subjektiven Lebensprozess, der seine Bewährungen in sich selbst trägt und sich in seinen Zeitgrenzen vollendet, und dem objektiven Werke, dessen Wert sich, jenseits aller Lebensbedingtheit seines Entstehens, nach bloß sachlichen Maßstäben entscheidet - dieser Spalt setzt sich bei Goethe nicht wie bei den meisten von uns bis in den Wurzelgrund der Existenz fort.
In diesem letzten Fundament besaß er eine Einheitlichkeit - keine starre, prinzipielle, sondern eine lebendige, durch unzählige Wechselstadien und Widersprüche hindurch entwickelte -, die es ihm gestattete, sich seinen Neigungen und Impulsivitäten gewissermaßen unbekümmert anzuvertrauen, als müssten diese ihn von sich aus zu der Produktion des sachlich, überzeitlich Wertvollen führen; und die in demselben Maße, in dem dies Leben, rein als Leben, ein subjektiv vollendetes wurde, als hätte es alle Kräfte und Werte in seine Gegenwart gesammelt, das Werk in die Höhen hob, die wir kennen.
- Dies ist natürlich nur ein erstes und allgemeinstes Schema seines Wesens, nur die Form umreißend, in der sich mit ihm, in einziger Weise, die allgemeinen Menschheitswerte aufgegipfelt haben.
Aber hiermit motiviert sich das von jeher bestehende Gefühl, dass wir an Goethe mehr haben als die Summe seiner Werke.
Nicht im Sinne des ungeheuren biographischen Materials, das ja, von dem Bedürfnis tieferen Verstehens her gesehen, eigentlich neben seinen Werken steht; kennten wir nämlich auch das ganze Milieu, alle Modelle, die gesamten äußeren "Anregungen" zu jedem seiner Werke, so würden wir tatsächlich darüber alles dasjenige wissen, was eben nicht goethisch ist, was also das Spezifische der Leistung, um dessentwillen wir uns überhaupt um sie kümmern, gerade nicht enthält.
Vielmehr, wodurch er uns mehr ist als die Schöpfer, die für uns nur in der Summe ihrer Werke bestehen, das ist - kurz und etwas paradox ausgedrückt - das Bewusstsein, jedes dieser Werke und Worte sei von Goethe.
Jener Wert, der dem geistigen Erzeugnis von seinen rein sachlichen Normen her zukommt, wird hier aufgenommen, genährt, gesteigert von dem Strom des persönlichen Lebens, der unmittelbar aus eigener Quelle fließt.
Dadurch, dass jede seiner Äußerungen in einer unerhörten Einheit und Kontinuität aus der rein selbstgesetzlichen Innerlichkeit dieses Lebens quillt, haben sie alle untereinander, bei aller Mannigfaltigkeit, ja Gegensätzlichkeit ihrer Inhalte und auch ihrer Werte, eine organische Beziehung zueinander, als gehörten sie demselben Blutkreislauf zu; und dadurch wird gewissermaßen jede einzelne um die Totalität aller bereichert.
Dass wir Goethe als ganzen haben, das enthebt jedes Werk und jedes Wort von ihm der Isoliertheit des Wertes, der nur seinem Sachgehalt zukäme.
Wie Goethe nun einmal als Gesamterscheinung und unvergleichlicher Besitz der deutschen Kultur vor uns steht, ist sein einzelnes Werk, in seinem letzten Sinne und seiner Bedeutung für uns, weit weniger aus der Gesamtheit der Lebensleistung gelöst, als es bei Kunstwerken sonst der Fall ist.