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Wertschätzung ist für das Zusammenleben von Menschen, in der Familie, in der Gesellschaft und im Beruf, unverzichtbar. Wertschätzung schafft Verbundenheit, fördert unser Wohlbefinden und bereichert das eigene Leben. Doch wie kann es gelingen, Menschen achtsam und aufmerksam zu begegnen und sie so anzunehmen, wie sie sind? Anselm Grün zeigt, wie wir mit Hilfe von Freundlichkeit, Höflichkeit, Dankbarkeit und Anerkennung Wertschätzung einüben und konkret zeigen können.
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Seitenzahl: 71
Anselm Grün
Wertschätzung
Die inspirierende Kraft der gegenseitigen Achtung
Vier-Türme-Verlag
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie. Detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Printausgabe
© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2014/2024
ISBN 978-3-89680-632-1
E-Book-Ausgabe
© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2024
ISBN 978-3-7365-0617-6
Alle Rechte vorbehalten
E-Book-Erstellung: Sarah Östreicher
Lektorat: Dr. Ulrike Strerath-Bolz
Covergestaltung: Thomas Uhlig, www.coverdesign.net
Covermotiv: JM Fotografie / Fotolia.com
www.vier-tuerme-verlag.de
Vorwort
Jeder Mensch sehnt sich nach Anerkennung. Er möchte in seinem Wert geschätzt werden, er möchte angesehen werden und so Ansehen bekommen. Doch obwohl wir selbst so bedürftig sind nach Wertschätzung, üben wir sie so wenig. Wir kreisen zu sehr um das eigene Bedürfnis, als dass wir einen Blick dafür hätten, dass die anderen sich ja genauso danach sehnen, von uns wertgeschätzt zu werden. Es wäre so leicht, die Menschen in unserer Umgebung wertzuschätzen. Wir bräuchten es nur zu üben.
Aber es braucht zwei Bedingungen für die Wertschätzung, die wir anderen entgegenbringen:
Die erste Bedingung ist, dass wir uns selbst annehmen und anerkennen, dass wir um unseren eigenen Wert wissen. Solange wir uns wertlos fühlen, gelingt uns die Wertschätzung der anderen nicht. Wir können es uns noch so sehr mit dem Willen vornehmen. Es wird uns nicht gelingen. Denn die eigene Wertlosigkeit treibt uns trotz allen guten Willens immer wieder dazu, den anderen doch zu entwerten. Oder aber wir sind so fixiert auf unser Bedürfnis von anderen anerkannt zu werden, dass wir blind sind für die Bedürfnisse der anderen.
Die zweite Bedingung ist, dass wir uns in die Menschen in unserer Umgebung einfühlen. Wenn wir ohne Vorurteil auf die Menschen sehen, dann werden wir erkennen, dass oft auch hinter ihrem manchmal schwierigen Verhalten die Sehnsucht steckt, gesehen und wertgeschätzt zu werden.
Mit meiner Wertschätzung kann ich die Menschen in meiner Umgebung verwandeln.
Nur wer frei ist vom Kreisen um sich selbst, vermag den anderen in seiner Bedürftigkeit zu sehen. Und dann wird es ihm leichtfallen, ihm seine Wertschätzung zu zeigen. Er wird dafür belohnt durch den verwandelten Blick der anderen. Sie werden nicht mehr so grimmig in die Welt sehen. Ihr Blick verändert sich. Sobald sie meine Wertschätzung wahrnehmen, fangen ihre Augen an zu leuchten. Und diese leuchtenden und fröhlichen Augen tun mir selbst gut. Ich spüre, dass ich mit meiner Wertschätzung die Menschen in meiner Umgebung verwandeln kann. Ich kann ein anderes Klima um mich selbst herum schaffen, ein Klima, das auch mir guttut und mich gut leben lässt.
So möchte ich Sie in diesem Buch einladen, über die Wertschätzung nicht nur nachzudenken, sondern sie zu üben. Ich gehe von konkreten Erfahrungen aus, um Ihnen Mut zu machen, sich selbst wertzuschätzen und Ihre Wertschätzung auch den Menschen zu zeigen, mit denen Sie leben und arbeiten. Ich sage dabei nicht viel Neues. Ich will das in Ihnen ansprechen, was Ihre Seele längst weiß. Aber wir brauchen oft das Wort des anderen, um wieder in Berührung zu kommen mit dem Wissen unserer Seele. Wenn Sie dieses Wissen dann auch praktizieren, werden Sie selbst den Segen erfahren, der von der Wertschätzung ausgeht.
Übung: EINE MINUTE FÜR MICH
Oft überrollt uns die anstehende Arbeit, manchmal wissen wir nicht mehr, wo wir damit beginnen sollen.
Nimm Dir deshalb mehrmals tagsüber bewusst eine Minute Zeit, in der Du Dir überlegst: Was brauche ich jetzt, damit es mir gutgeht? Auch wenn es die Zeit und die Situation nicht immer zulassen, genau das zu tun, was Dir gerade guttun würde, gibt es immer wieder Gelegenheiten für kleine »Atempausen«.
Nutze sie für eine Tasse Tee, ein Stück Schokolade, einen kleinen Spaziergang oder fünf Minuten Nichtstun. Du wirst spüren, dass diese Übung den Alltag verlangsamt und Dich achtsamer werden lässt für Deine eigenen Bedürfnisse.
Nur wer Werte schätzt, kann Werte schöpfen
Wertschätzung und Wertschöpfung – was hat denn das eine mit dem anderen zu tun? Das sind doch zwei Begriffe aus zwei völlig verschiedenen Lebensbereichen. Oder etwa nicht?Das deutsche Wort »Wertschätzen« ist aus zwei Worten zusammengesetzt: Zuerst ist da der Wert. Wert hat mit Würde zu tun. Jeder Mensch hat eine unantastbare Würde. Wer um seinen eigenen Wert weiß, kann auch den Wert des anderen akzeptieren und sich über ihn freuen. Wer jedoch sich selbst als wertlos erlebt, der muss auch den anderen abwerten oder entwerten. Er kann es nicht ertragen, dass andere Menschen einen Wert haben, während er offensichtlich keinen besitzt. Wer um seinen Wert weiß, der ist ein wertvoller Mensch. Wer andere entwertet, drückt damit aus, dass er sich selbst als wertlos empfindet.
Vom Wert ist es nicht weit zur Bewertung. Viele Menschen müssen alles, was sie sagen und tun, und das, was andere sagen und tun, sofort bewerten. Sie fällen immer ein Werturteil. Auf dem spirituellen Weg sollen wir aber lernen, nicht zu werten, selbst unser eigenes Verhalten nicht immer sofort zu bewerten, sondern es einfach einmal anzusehen, es ohne Urteil wahrzunehmen.
Im Wortteil »schätzen« steckt der Schatz. Das Wort »Schatz« meint ursprünglich ein Geldstück und steht auch für Besitz und Reichtum. Seit dem 15. Jahrhundert nennen wir auch einen geliebten Menschen: »Mein Schatz«. Schätzen bedeutet ursprünglich: einen Wert veranschlagen, bewerten, beurteilen. Wir können jemanden gering schätzen oder den anderen falsch einschätzen. Manchmal überschätzen wir einen Mitarbeiter. Oder aber wir unterschätzen ihn.
Wer um seinen eigenen Wert weiß, kann auch den Wert des anderen akzeptieren und sich über ihn freuen.
Wertschätzen meint: dem anderen einen Wert zuteilen, ihn als wertvoll erachten. Wer einen Menschen wertschätzt, sieht in ihm einen Schatz, der auch für andere Menschen wertvoll ist. Wenn ich den Schatz im anderen sehe, kann ich ihn mit Worten benennen. Damit fördere ich die wertvollen Eigenschaften des anderen. Indem ich dem anderen Wertschätzung entgegenbringe, ermögliche ich es ihm, an seinen eigenen Wert zu glauben. Er wird dann wertvoller für seine Mitmenschen.
Wenn ich ihn dagegen entwerte, wird er sich wertlos fühlen. Entweder muss er seinen Wert dann durch ein auffälliges Verhalten beweisen, oder aber er zieht sich zurück, weil er sich selbst nichts zutraut.
Wertschätzung kann aber auch etwas anderes bedeuten: Ich schätze die Werte. Unter Werten verstehen wir bestimmte Haltungen des Menschen, seine Tugenden. Die Alten nennen sie virtutes, was wörtlich »Kraftquellen« bedeutet. Werte sind Ausdruck der Würde des Menschen. Werte wahren die Würde des Menschen.
Wer die Werte schätzt, die etwa die griechische Philosophie uns geschenkt hat, der schützt den Wert und die Würde der Menschen. Indem wir die Werte schätzen, bringen wir auch dem Menschen Wertschätzung entgegen. Und nur wenn wir Werte schätzen, schöpfen wir auch finanzielle Werte.
Wertschöpfung durch Wertschätzung
Wenn ich in Vorträgen über das Führen mit Werten spreche, sagen viele: »Ja, das ist alles ganz nett, aber zuerst muss das Geld stimmen, dann kann man über Werte reden.« Doch ich behaupte, dass das Gegenteil richtig ist: Wertschöpfung entsteht nur durch Wertschätzung!
Das ist kein Wunschdenken, sondern Tatsache. Es gibt inzwischen handfeste betriebswirtschaftliche Untersuchungen, die besagen, dass Unternehmen, die langfristig auf Werte setzen, auf Dauer auch erfolgreicher sind. Viele Unternehmer wissen aus ihrer eigenen Erfahrung: Gewinne erhöht man nicht, indem man immer nur den Preis senkt, sondern indem man seine Stammkunden zufriedenstellt. Stammkunden sehen nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Werte: die Ehrlichkeit, die Zuverlässigkeit, die Qualität der Produkte und Leistungen, die Freundlichkeit des Personals.
Wenn ich über Werte rede, möchte ich nicht moralisieren und sagen: »Wir müssten viel mehr Werte leben!« Ich möchte stattdessen für Werte werben. Werte machen das Leben wertvoll, sie machen auch ein Unternehmen wertvoll. Wenn ein Unternehmen Werte missachtet, ist das immer auch ein Ausdruck von Selbstverachtung und Menschenverachtung. In einem Unternehmen, in dem Menschen nicht mehr geachtet werden, wird auf Dauer niemand arbeiten wollen, und so wird es wertlos.