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Dieses Buch enthält folgende Western: (349XE) Pete Hackett: Im Banne des Bösen Barry Gorman: Shirley und der Blutsbruder Als ich den Toten in der Wüste fand, vermutete ich zunächst, er sei vom Weg abgekommen und verdurstet. Bis ich das Kugelloch in seinem Hemd entdeckte und wusste, dass irgend jemand diesem armen Teufel aufgelauert und ihn anschließend umgebracht hatte. Aber warum nur? Der Tod dieses Mannes führte mich schließlich nach Lonewells – in eine verlassene Stadt mitten in der Wüste, in der sich nur noch wenige Menschen aufhielten. Weil sie Gold gefunden hatten. Aber sie konnten nicht mehr weg von hier. Denn draußen vor der Stadt lauerte eine Bande von gewissenlosen Halunken, die es auf das Gold abgesehen hatten. Der Tote, den ich gefunden hatte, war ihr erstes Opfer gewesen, und ich wäre fast das zweite geworden. Zum Glück gelang es mir noch, mich nach Lonewells durchzuschlagen. Die Chancen standen jedoch immer noch gut, dass es weitere Tote geben würde. Mich eingeschlossen! Denn diese verdammten Hundesöhne begannen jetzt die Stadt zu belagern. Und für mich und die anderen Menschen wurde es immer auswegloser ..
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Seitenzahl: 272
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Western Doppelband 1009
Copyright
Im Banne des Bösen
Shirley und der Blutsbruder
Dieses Buch enthält folgende Western:
Pete Hackett: Im Banne des Bösen
Barry Gorman: Shirley und der Blutsbruder
Als ich den Toten in der Wüste fand, vermutete ich zunächst, er sei vom Weg abgekommen und verdurstet. Bis ich das Kugelloch in seinem Hemd entdeckte und wusste, dass irgend jemand diesem armen Teufel aufgelauert und ihn anschließend umgebracht hatte. Aber warum nur?
Der Tod dieses Mannes führte mich schließlich nach Lonewells – in eine verlassene Stadt mitten in der Wüste, in der sich nur noch wenige Menschen aufhielten. Weil sie Gold gefunden hatten. Aber sie konnten nicht mehr weg von hier. Denn draußen vor der Stadt lauerte eine Bande von gewissenlosen Halunken, die es auf das Gold abgesehen hatten. Der Tote, den ich gefunden hatte, war ihr erstes Opfer gewesen, und ich wäre fast das zweite geworden. Zum Glück gelang es mir noch, mich nach Lonewells durchzuschlagen. Die Chancen standen jedoch immer noch gut, dass es weitere Tote geben würde. Mich eingeschlossen! Denn diese verdammten Hundesöhne begannen jetzt die Stadt zu belagern. Und für mich und die anderen Menschen wurde es immer auswegloser ..
Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author /COVER EDWARD MARTIN
© dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Über den Autor
Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.
Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie "Texas-Marshal" und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: "Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung."
Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie "Der Kopfgeldjäger". Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.
Ein CassiopeiaPress E-Book
© by Author
© 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress
www.AlfredBekker.de
Hobbs, eine Kleinstadt im südöstlichen Teil New Mexikos, keinen Steinwurf von der Grenze zu Texas entfernt.
Hier war die Welt in Ordnung.
Ken Lonnegan trug den Stern in Hobbs. Er hätte in dieser Stadt alt und grau werden können, wenn dieser heiße Tag nicht das Verhängnis für ihn bereitgehalten hätte.
Das Unheil jagte auf fünf Pferden in die Stadt. Lonnegan saß auf dem Vorbau des Sheriff's Office, seine Beine lagen überkreuzt auf dem Vorbaugeländer. Er döste vor sich hin.
Als der trommelnde Hufschlag erdbebenhaft heran brandete, riss es ihn hoch.
Fünf Reiter bogen um einen Knick der Main Street. Sie hatten sich die Halstücher bis über die Nasen gezogen. Die Krempen ihrer Hüte hatten sich im Reitwind steil aufgestellt. Schnell wie der Wind näherten sie sich. Die Hufe rissen Staubwolken in die glühende Luft.
Eine Sekunde lang war Ken Lonnegan total perplex, dann nahm er die Sechsschüsser in den Fäusten der Kerle wahr.
Die vermummten Gesichter, die Colts, das halsbrecherische Tempo - das alles ließ in Ken Lonnegan die Alarmglocken anschlagen. Er tauchte unter dem Vorbaugeländer hindurch, sprang auf die Fahrbahn und griff zum Colt …
Zwei - drei Schüsse dröhnten. Der Sheriff spürte einen furchtbaren Schlag gegen die Brust, sämtliche Kraft verließ ihn, seine Hand öffnete sich und sein Revolver klatschte zu Boden. Die Reiter verschwammen vor seinen Augen zu undeutlichen Schemen und dann kam die grenzenlose Schwärze. Sie nahm ihn auf und trug ihn fort.
Seinen Aufschlag am Boden merkte Ken Lonnegan schon nicht mehr.
Vor der Bank rissen die Kerle ihre Pferde in den Stand. Zwei sprangen ab und stürmten hinein. Die anderen drei trieben ihre Pferde hin und her und schossen auf alles, was sich bewegte.
Niemand wagte sich den Banditen in den Weg zu stellen. Die Stadt duckte sich unter dem Terror, der sie jäh und unvorbereitet heimgesucht hatte.
"Hands up!", brüllte einer der Banditen in der Bank. "Eine falsche Bewegung, und es knallt!"
Die beiden Clerks waren bleich und rissen die Arme hoch.
Der andere Bandit flankte behände über den Tresen. Er drückte einem der Angestellten die Mündung gegen die Stirn. "Du füllst jetzt alles Geld in dieser Bank in einen Sack, Amigo. Nur die Scheine natürlich. Alles, hörst du? Wenn du auch nur einen einzigen Schein vergisst, gehörst du der Katze."
Der Mann taumelte hoch und ging auf butterweichen Knien zu dem Tresor an der Wand. Seine Lippen zitterten, seine Hände zitterten, er zitterte an Leib und Seele.
"Beeile dich!", geißelte ihn die Stimme des Bankräubers. Ein harter Druck gegen die Niere ließ ihn mit fliegenden Fingern die Kombination des Zahlenschlosses wählen.
Mit einem saugenden Geräusch schwang der Tresor schließlich auf.
In den Augen des Banditen zeigte sich Habgier, als er die übereinander geschlichteten Geldscheinbündel sah.
"In einen Sack damit!", befahl er staubheiser. "Mach schon!"
Der Clerk zog unten aus dem Safe einen Leinensack mit der Aufschrift 'Bank of New Mexiko'. Er stopfte das Geld hinein. Am Ende war der Sack prall voll. Der Clerk zurrte die Schnur zusammen und verschloss so den Leinensack.
Der Bandit riss ihn ihm aus der Hand. Dann schlug er den Clerk brutal mit dem Colt nieder. Vor dem offenen Tresor brach der Mann ächzend zusammen.
Der zweite Clerk saß wie erstarrt auf seinem Stuhl, aus seinen Augen brüllte die Angst.
Draußen krachten immer wieder die Colts. Die Outlaws vergeudeten Unmengen von Blei, um die Bewohner von Hobbs in ihren Behausungen in Schach zu halten.
Die beiden Banditen hetzten aus der Bank und zu ihren Pferden. Der Bandit mit dem Sack voll Geld rief etwas, das im Dröhnen der Schüsse unterging. Er hängte den Sack an das Sattelhorn, warf sich aufs Pferd. Der andere war gleichfalls mit einem Satz im Sattel.
Sie stoben den Weg zurück, den sie gekommen waren, bogen um den Knick der Main Street und jagten aus der Stadt.
Der Hufschlag verklang.
Zurück blieb die Stille des Todes.
Schließlich wagten sich die Menschen aus ihren Häusern …
*
Die Banditen flohen nach Nordwesten. Sie hatten sich die Tücher von den Gesichtern gezerrt. So oft sie sich auch im Sattel umdrehten, von einem Aufgebot aus Hobbs war nichts zu sehen.
Sie ritten in die Unwirtlichkeit der Mescalero Ridge und lagerten.
Auf den Hacken sitzend zählten sie das Geld. Einer der Kerle, ein Mann mit schmalem, knochigem Pferdegesicht von etwa 40 Jahren, knurrte: "12.300 Dollar. Ein Haufen Zeug. Für jeden fast 2.500 Bucks. Nicht schlecht."
Sie teilten das Geld unter sich auf.
Der mit dem Pferdegesicht sagte: "Okay, Leute, sicher ist sicher. Seit es diese verdammten Telegraphen gibt … Nun, wir trennen uns. In einer Woche treffen wir uns oben in Lincoln. Da arbeitet eine Nichte von mir in einem Puff. Shining Star Ranch heißt der Schuppen. Alles klar?"
Die anderen nickten.
Wenig später ritten sie auseinander.
Sie verstreuten sich in alle Himmelsrichtungen.
*
Es war Nacht. Auf der Shining Star Ranch brannte hinter den Fenstern der Arbeitszimmer der Mädchen im Obergeschoss des Haupthauses gedämpftes, rötliches Licht. Am Holm standen einige Pferde. In der luxuriös eingerichteten Bar saßen einige Cowboys, drei Soldaten aus dem nahen Fort Stanton sowie zwei Männer in Anzügen, was verriet, dass sie Bürger der Stadt Lincoln waren, die hier den Druck ihrer Lenden abreagieren wollten.
Es herrschte sozusagen Hochbetrieb. Die hübschen und willigen Girls hatten alle Hände voll zu tun.
Hinter dem Tresen stand Abel O'Connor, der grauhaarige Schotte, mit unbewegtem Gesicht. Jede seiner Bewegungen war von Würde, von vornehmer Erhabenheit getragen. Er schenkte Drinks aus.
Ein Freier in Weidereitertracht kam mit einem der Mädchen zurück. Es war eine rassige, schwarzhaarige Schönheit mit blauen Augen. Was sie an hatte, zeigte mehr als es verdeckte. Der Cowboy versetzte ihr einen Klapps auf den Po, spendierte ihr einen Drink - und schon stand einer bei ihnen und rieb sich nervös die Stelle, an der er glaubte, dass ihm jeden Moment die Knöpfe von der Hose springen.
Es war einer der Burschen im noblen Anzug. Er hatte ein blasses Gesicht, auf seiner Oberlippe saß ein dünner Schnurrbart, seine Hände waren glatt und nicht an schwere Arbeit gewöhnt. Und er war betrunken. Das war deutlich an seinen wässrigen, geröteten Augen zu erkennen.
Mit vor Erregung heiserer Stimme stieß er hervor: "Okay, Brenda, du hast dich jetzt lange genug mit dem Kuhtreiber abgegeben. Jetzt ist die Reihe an mir."
"Nur nicht hetzen, Jonas. Jeder kommt auf seine Rechnung."
Aber Jonas Kilkeene wollte nicht länger warten. Der übermäßig genossene Alkohol überwand seine ihm angeborenen Hemmungen und Komplexe.
In dem Moment, als Brenda Gilson an dem Drink nippen wollte, den Abel nicht mit Alkohol sondern mit Tee mixte, den er in eine Whiskyflasche gefüllt hatte, griff Jonas nach ihrem Arm, um sie vom Barhocker zu ziehen.
Geilheit und Trunkenheit bremsten eben seinen Verstand aus. Da war nichts zu ändern.
Brenda verschüttete das Getränk. Es schwappte auf ihre Oberschenkel zwischen die Strapse, die die grünen Strümpfe hielten, rann über ihre Hand und tropfte zu Boden.
"Du hat wohl Kuhmist im Hirn!", herrschte ihn der Cowboy an. Und im nächsten Moment haute er dem schmächtigen Jonas die geballte Faust auf die Nase.
Jonas Kilkeene ging aufbrüllend auf die Bretter.
"Aufhören!", schrie Brenda und fiel dem Cowboy in den Arm, der sich mit erhobener Faust auf den stöhnenden Mann am Boden stürzen wollte.
In diesem Moment kam Joana Sloane mit dem Burschen in die Bar, den sie im Laufe der vergangenen Viertelstunde von seinem hormonellen Überdruck befreit hatte.
Es war der Kommandant von Fort Stanton, Colonel James McMillan, den es wieder einmal in seiner Einsamkeit auf die Shining Star Ranch gezogen hatte. Seit Wochen hatte er einer hübschen Lady, die in Capitán in der Nähe von Fort Stanton lebte, den Hof gemacht. Er hätte ihr die Welt zu Füßen gelegt. Von einem Tag zum anderen aber war sie mit einem anderen Kerl aus seinem Leben verschwunden. Sie hatte ihm nicht mal einen Abschiedsbrief hinterlassen.
Der Frust hatte ihn hergetrieben.
Die drei Soldaten, die eben erst angekommen waren, sprangen auf, nahmen Haltung ein und legten die Hände an ihre Feldmützen.
Der Colonel lief rot an, kniff die Lippen zusammen, machte auf dem Absatz kehrt und beeilte sich, zu seinem Pferd zu kommen.
Die Soldaten grinsten und setzten sich wieder. Einige zotige Bemerkungen fielen.
Jonas Kilkeene hatte sich wieder hochgerappelt.
Er blutete aus der Nase. Nun fuhr er sich mit dem Handrücken über die Oberlippe und verschmierte das Blut über seine Wange.
"Hier wird nicht gerauft", kam es von Joana. Sie warf dem Cowboy einen strafenden Blick zu.
"Sorry", murmelte der Cowboy, "aber er verschüttete den Drink, den ich Brenda spendiert habe. Mir ist einfach der Gaul durchgegangen."
Abel hatte Brenda ein Tuch gereicht, mit dem sie ihre Oberschenkel und ihre Hand abtrocknete.
Draußen erklang Hufschlag. Jeder dachte, dass Colonel McMillan von der Ranch ritt.
Jonas Kilkeene verzog sich nach draußen. Er hatte jetzt nicht mehr das Empfinden, dass ihm jeden Moment die Knöpfe vom Hosenladen springen. Der kleine Mann zwischen seinen Beinen hatte sich nach dem Schlag fast ansatzlos schlafen gelegt.
Er begegnete in der Halle, von der aus die Treppe hinauf zu den Arbeitszimmern der Girls führte, einem Fremden. Es war ein großer Bursche mit einem knochigen Pferdegesicht, einer schlaksigen Figur und einem tiefsitzenden Colt am rechten Oberschenkel.
Sporenrasselnd schritt er an Jonas vorbei, ohne ihn zu beachten.
Jonas Kilkeene, den der saftige Schlag auf die Nase ziemlich ernüchtert hatte, trat endgültig den Rückzug an. Wie ein Dieb schlich er sich von der Shining Star Ranch. Er war voller Komplexe, verunsichert und froh, dass er nur den einen Schlag abbekommen hatte. Er hatte nicht einmal Rückgrat genug, um den Weidereiter, der ihm das Ding verpasst hatte, dafür zu hassen.
Der Fremde betrat die Bar. Das Klirren seiner Sporen brach ab. Er schaute sich unter der Tür um.
Sein Blick begegnete dem Brendas, deren Lippen sprangen auseinander. Sein eisiger Blick aber ließ sie schweigen. Ihr Herz fing an stürmisch zu pochen.
Er erregte Aufmerksamkeit. Etwas haftete ihm an, das alle Anwesenden in seinen Bann zog. Es war etwas Raubtierhaftes, Animalisches.
"Mein Name ist Garrett - Milton Garrett", tat er kund. "Kann man sich hier für ein paar Tage einmieten? Geld, um zu bezahlen, habe ich. - Hallo, Brenda. Du bist also in die Fußstapfen deiner Mutter getreten. Ho, bist ein knackiges Girl geworden. Wenn ich nicht dein Onkel wäre, dann würde ich es mir einige Dollars kosten lassen."
Brenda musste zweimal ansetzen, dann entrang es sich ihr mühsam und freudlos: "Hallo, Milton. Bist du gekommen, um auch mir das Leben zu versauen, so wie du es meiner Ma versaut hast?"
Er bleckte die Zähne. "Ich habe deine Mutter vor Schlimmerem bewahrt, als ich den Dummkopf erschoss, den sie heiraten wollte. Sie wäre todunglücklich geworden, denn sie war nicht für ein bürgerliches Leben geboren. Sie gehörte allen."
"Natürlich haben wir Gästezimmer", mischte sich Joana ein. Ihr Blick glitt zwischen Brenda und ihrem Onkel hin und her. "Aber ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn du hier wohnst, Hombre."
"Keine Sorge", grinste er. "Ich mische mich nicht ein in Brendas Leben. Ich bin auf dem Weg nach Norden und will mich in Lincoln mit einigen Freunden treffen, die mit mir ziehen. Ich bleibe nur zwei, höchstens drei Tage."
"In der Stadt gibt es sicherlich Zimmer zu mieten", wandte Joana ein.
"Mir gefällt es hier, Süße. Vielleicht bekomme ich Rabatt, wo doch meine bildhübsche Nichte hier anschafft. Wer ist der Chef dieses Ladens?"
"Er heißt Waco Jordan und ist Town Marshal von Lincoln."
Garrett blinzelte, seine Schultern strafften sich. Schließlich wurde sein Grinsen breiter. "Nun, Lady, ich habe nichts zu verbergen. Was ist nun mit dem Zimmer?"
"Es ist der Pferdestall, der für die Gäste umgebaut wurde. Im Hotel in der Stadt …"
Er winkte lässig ab. "Ich bleibe. - Heh, Blondy, ich bin ein Mann in den besten Jahren. Und ich bin ausgehungert. Wie sieht's aus? Würdest du für kurze Zeit mit mir die Matratze teilen?"
Joana nagte an ihrer Unterlippe. Sie stand mitten im Raum wie die zu Fleisch und Blut gewordene Sünde. Sie war ein Prachtweib, und kein Mann konnte das hormonelle Feuerwerk, das bei ihrem Anblick in ihm zu toben anfing, unterdrücken.
Auch Milton Garrett nicht.
In seiner Mitte zog sich das Blut zusammen, die Hose wurde eng, und es war deutlich wahrzunehmen.
"Zehn Dollar", erklärte Joana. Job war eben Job, und zu verschenken hatte sie nichts.
"Ich gebe dir 20, wenn du's mir so richtig besorgst."
Brenda warf Joana einen Blick zu, in dem sich eine Reihe von Gemütsbewegungen verbarg. Sie hasste ihren Onkel und sie wusste, dass er ein gefühlsarmer, perverser Schuft war.
Aber Joana achtete nicht auf Brenda.
Zwischenzeitlich war Marylou hinzugekommen, sogleich aber wieder mit einem der Soldaten nach oben verschwunden.
Einer der Cowboys starrte Milton Garrett düster an. Als sich Joana auf den Burschen zu bewegte, erhob sich der Cowboy mit einem Ruck von seinem Stuhl. Sein Organ grollte: "Ich bin vorher an der Reihe, Joana. Ich habe gewartet, also wird auch er warten, bis er dran ist. Keiner von uns kann zwar 20 Bucks für eine Nummer berappen, aber Kleinvieh macht auch Mist. Du willst es dir doch mit uns nicht verscherzen. Wir können auch zu Strykers Huren gehen."
Joana hatte angehalten.
Unheilvolle Spannung füllte die jäh eingetretene Stille. Ein Hauch von Gefahr und Gewalttätigkeit lag unvermittelt in der Luft.
Und in diese Stille hinein fielen die klirrenden Worte Milton Garretts: "Du kommst dran, Buddy. Aber erst nach mir. Hast du ein Problem damit?"
"Hab ich wohl", knurrte der Cowboy und schob sich langsam hinter dem Tisch hervor. Seine Rechte berührte den Knauf des 45ers an seinem Gürtel.
"Schluss damit!", rief Joana scharf. "Setz dich sofort wieder hin, Charly! Keinen Streit. Jeder kommt auf seine Rechnung."
"Lass ihn, Honey", sagte Garrett unbeeindruckt von der drohenden Haltung des Weidereiters. "Vielleicht braucht er einen Dämpfer."
"Kommt nicht in Frage!", erregte sich Joana. Sie schoss den anderen Cowboys einen hilfeheischenden Blick zu. "Haltet diesen Narren zurück", kam es fast flehentlich über ihre Lippen.
Zwei breitschultrige Kerle erhoben sich. Sie packten Charly und drückten ihn auf einen Stuhl. "Jetzt halt das Maul, du elender Narr!", knirschte einer von ihnen. "Du bist wohl lebensmüde?"
Charly knirschte mit den Zähnen und stierte Garrett gehässig an.
*
Warmes, abgedunkeltes Licht empfing sie in Joanas Zimmer. Das Betttuch war nur provisorisch glatt gezogen. Während sie sich auszog, fragte die schöne Blondine, die die Natur mit allen Vorzügen ausgestattet hatte, die eine Frau nur haben konnte: "Was treibt dich tatsächlich ausgerechnet auf die Shining Star Ranch, Garrett? Es ist doch kein Zufall, dass du hier auftauchst, wo deine Nichte arbeitet. Was ist der Grund?"
Er entledigte sich ebenfalls seiner Kleidung. Sein Steifer stand schräg vom Körper ab und war leicht gebogen. Die Eichel glühte regelrecht, so sehr war sie durchblutet.
Gegen Waco verblasst er, schoss es Joana durch den Kopf. Obwohl er gar nicht mal so schlecht gebaut ist.
"Ich sagte es doch schon. Ich will nach Norden, und ich warte hier nur auf ein paar Kumpels."
Er griff nach ihren großen, prallen Brüsten mit den kieselsteinharten Nippeln. Ihre Haut war glatt und weich. Plötzlich packte er sie an den Oberarmen. "Reden wir nicht lange. Wenn ich dich noch zwei Sekunden länger so dastehen sehe, geht mir einer flitzen, und der Spaß ist vorbei."
Er drückte sie auf das Bett, drängte sich zwischen ihre strammen Oberschenkel, griff nach unten und führte seinen Penis selbst ein. Er begann zu stoßen. Zweimal hin, zweimal her, ein drittes Mal hinein - und schon verdrehte er die Augen.
Er hatte es nicht unter Kontrolle.
Er röhrte wie ein Damhirsch in der Brunftzeit.
Fertig.
Er zog seinen nicht mehr ganz steifen Penis heraus und richtete sich auf. Joana setzte sich. Sie sagte: "Nun, Onkel Milton … So darf ich dich doch sicherlich nennen?" Sie grinste fast schnippisch zu ihm in die Höhe. "Das war nichts Berühmtes. Ist dir das immer noch 20 Bucks wert?"
In diesem Moment erklang vom Ranchhof Hufschlag. Einige Reiter ritten schnell davon. Milton Garrett drehte das Ohr zum Fenster und lauschte. Das Getrappel wurde leiser und leiser und verklang schließlich.
Milton Garrett wandte sich wieder Joana zu. "Ich werde dir die zehn geben, die zu verlangt hast", murmelte er. "Das nächste Mal können wir …"
Er verstummte und zog sich an.
Auch Joana schlüpfte in ihre 'Arbeitskleidung'. Sie ordnete sich mit den Händen ein wenig die Haare. Garrett warf eine Zehn-Dollar-Note aufs Bett.
Joana bekam große Augen als sie die dicke Rolle Geldscheine sah, aus der er den Zehner fingerte. Den Rest des Packens ließ Garrett wieder in seiner Tasche verschwinden.
Wortlos ging Garrett aus dem Zimmer.
Als Joana nach unten kam, erfuhr sie, dass Charly Donegan, jener Cowboy, der sich so sehr erboste, weil sie Milton Garrett den Vorrang gegeben hatte, mit drei seiner Gefährten wutentbrannt die Shining Star Ranch verlassen hatte.
Das waren die Reiter gewesen, die vorhin davongeritten waren.
Brenda Gilson war nicht anwesend. Einer der Soldaten verhandelte gerade mit Jaqueline …
*
Die Cowboys zogen nach Lincoln. Charly Donegan war voll Zorn. Seine Wut brauchte ein Ventil. Er ritt vor das Marshal's Office hin, riss seinen Sixshoter aus dem Holster und feuerte einen Schuss in die Luft. Das dumpfe Wummern wurde gegen die Häuserwände zu beiden Seiten der Straße geschleudert, erhob sich und zerflatterte über den Dächern.
Jacob Morgan, der alte Assistant Marshal, stürzte aus dem Office. Er hatte die Shotgun in beiden Fäusten. Als er die vier Reiter sah, blieb er abrupt stehen. Das Licht fiel auf ihre Gesichter, er erkannte sie, und ließ die Schrotflinte sinken.
"Welcher Narr denkt, dass er hier wild mit seinem Colt durch die Gegend ballern darf?" Seine Stimme klang wie das wütende Gekrächze eines Raben. "Das ist ruhestörerischer Lärm und kostet zehn Dollar Ordnungsgeld."
Charly wog seine Kanone spielerisch in der Hand. "Das war ich, du Witzblattfigur von einem Gesetzeshüter. Ich will den puffbesitzenden Marshal sprechen."
Sein letzter Satz kam fordernd und unduldsam und die Provokation, die in seinen Worten lag, ließ erahnen, wie sehr die Wut ihn beherrschte.
Zwischenzeitlich waren einige Menschen auf die Straße gelaufen, um zu sehen, was es mit dem einzelnen Schuss auf sich hatte. Als sie die vier Reiter vor dem Marshal's Office sahen, kamen sie näher.
Jacob starrte Charly Donegan an wie ein Mann, der sich verhört zu haben glaubte. Schließlich stieß er grimmig hervor: "Die Beleidigung meiner Person kostet dich weitere zehn Dollar Ordnungsgeld, Charly Donegan. Dass du Waco einen puffbesitzenden Marshal nennst kann ich dir nicht ankreiden, denn es stimmt." Jacobs Stimme hob sich. "Na schön, Charly, dann lass mal 20 Bucks rüberwachsen, und ich will die Sache vergessen. Wenn du dich bei mir entschuldigst, dann verzeihe ich dir sogar."
Charly Donegan lachte wild auf. Er stieß den Colt ins Holster, schlug sich auf den Oberschenkel, und rief wild: "Komm doch her, alte Vogelscheuche, und hol dir das Geld. Ja, ich habe es in der Tasche. Hol es dir, du alter, rheumageplagter Knochen."
Ringsum wurde es still.
Charly Donegan schoss weit über das Ziel hinaus. Selbst in den Mienen der drei Cowboys, die Steigbügel an Steigbügel mit ihm verhielten, war das Grinsen erloschen.
Jacob sagte: "Zehn Dollar für die Vogelscheuche, weitere zehn für den alten, rheumageplagten Knochen. Macht 40, Charly. Was für ein Teufel reitet dich? Heh, du bist ein grüner Junge, der wahrscheinlich einen über den Durst getrunken hat. Hör mir zu, Bürschchen. Es mag etwa 30 Jahre her sein. Ich ritt als U.S.-Deputy Marshal kreuz und quer durch das Arizona-Territorium. Eines Tages bezeichnete mich einer als einen säbelbeinigen, minderbemittelten Sternschlepper. Weißt du, was ich …"
Charly Donegan fuhr ihm brüsk in die Rede. "Ach, halt doch die Klappe, alter Lügner. Wenn du jemals U.S.-Deputy Marshal warst, dann bin ich der Heilige Geist. Zur Märchenstunde treffen wir uns vielleicht ein anderes Mal. Hör zu, Alter, bestell Jordan folgendes: Sein Puff ist ein …"
Aus der Dunkelheit einer Gasse erschallte es schneidend: "Was, Charly? Was ist die Shining Star Ranch?"
Charly Donegan und die drei anderen Cowboys erschraken zunächst, auch einige der Umstehenden zuckten zusammen.
Aus der Finsternis schälte sich eine hohe Gestalt. Sie nahm Formen an, trat schließlich ins Licht, das aus allen möglichen Lichtquellen auf die Straße sickerte, und blieb breitbeinig stehen.
Es war Waco Jordan.
Er hatte schon eine ganze Weile zugehört. Als der Schuss brach, war er nicht weit entfernt gewesen.
Charly Donegan zog sein Pferd so weit herum, dass er Front zu Waco einnahm. Seine Gefährten drängten ihre Tiere etwas zurück. Sie wollten kein Stadtverbot für die nächsten Monate riskieren. Sie versuchten aber auch nicht, Charly zurückzuhalten. Der war im Moment giftiger als eine Kobra.
"Schön, Jordan", röhrte Charly. "Dein Puff ist ein mieser Schuppen. Das lass dir von mir gesagt sein. Da braucht nur irgend so ein hergelaufener Revolverheld erscheinen, sich als der Onkel eines deiner Flittchen ausgeben und der Schlampe Joana einen Zwanziger für eine Nummer bieten. Schon sind wir, von denen deine Huren leben, passé. Wir werden den Drecksladen ab sofort meiden und nur noch im 'Lonesome Rider Saloon' verkehren. Du und deine Dirnen, ihr werdet uns bald anflehen, wieder zu erscheinen. Aber wir werden euch was husten."
Waco war hellhörig geworden. Charly sprach in Rätseln. Aber er hatte nicht vor, ihn näher zu befragen. Charly war auch gar nicht in der Verfassung, um Fragen zu beantworten. Er spuckte Gift und Galle. Das nötige Wissen konnte er sich auf der Shining Star Ranch selbst besorgen.
Waco versetzte schroff: "Ich werde weder dich noch sonst wen jemals aus irgendeinem Grund anflehen, Donegan. Es interessiert mich auch gar nicht, was dich so sehr erzürnt hat auf der Shining Star Ranch. Viel wichtiger erscheint mir die Tatsache, dass du grundlos geschossen und dich gegen einen Assistant Marshal ziemlich rüde benommen hast. Du hast jetzt zwei Alternativen: entweder zahlst du das Ordnungsgeld, oder du verlässt auf der Stelle Lincoln und kommst vor Ablauf von vier Monaten nicht mehr zurück. Zehn Dollar entsprechen einem Monat. Also, Charly, entscheide dich."
Die brechende Härte in Wacos Stimme ließ Charly Donegan mit aller Schärfe erkennen, dass einen riesigen Fehler gemacht hatte, als er seinem Zorn freien Lauf ließ.
Er drehte den Kopf und schielte zu seinen Gefährten hin, die deutlich erkennen ließen, dass sie sich heraushalten würden. Er stieß verbrauchte Atemluft durch die Nase aus und knurrte versöhnlich:
"40 Dollar, Jordan! Weißt du, dass ich im Monat gerade 30 verdiene? "
"Natürlich, Charly, ich weiß es. Das Ordnungsgeld soll zu deiner Erziehung und Läuterung beitragen. Sicherlich bist du beim nächsten Mal vorsichtiger, wenn du denkst, du musst hier den unverfrorenen Randalierer spielen."
Charly Donegan zerkaute einen bitteren Fluch. Das Feuer des Zorns war heruntergebrannt, loderte nicht mal mehr auf Sparflamme, und jetzt kam die Ernüchterung.
"Okay, okay, Marshal. Es tut mir Leid." Er drehte den Kopf zu Jacob herum. "Ich war wütend, Jacob, und mit mir ist das Temperament durchgegangen. Ich bitte dich um Verzeihung. Ja, Jacob, es tut mir echt leid."
"Ich weiß nicht, ob Jacob deine Entschuldigung annimmt, Charley", kam es barsch von Waco. "Zu verzeihen ist normalerweise Sache des Himmels. Aber unabhängig davon: Die 40 Bucks wirst du berappen müssen. Du kannst mit mir Ratenzahlungen vereinbaren. Sagen wir zehn Dollar im Monat."
Aus der Menge, die schnell angewachsen war, meldete sich eine Stimme: "Ich übernehme das Ordnungsgeld, Marshal."
Ein Mann bahnte sich einen Weg durch die Rotte.
Waco verzog das Gesicht. Es hatte den Anschein, als musste er gegen eine aufsteigende Übelkeit ankämpfen.
Stan Stryker, der Besitzer des 'Lonesome Rider Saloon', trat vor die Reihe der Zuschauer. Ein breites Grinsen zerlegte sein Gesicht mit der breiten Messernarbe und verlieh ihm etwas Teuflisches. Er winkte mit einigen Banknoten. "Vierzig Dollar, Marshal. Der Mann ist potentieller Kunde meines Etablissements, und er wird andere mit sich ziehen. Also ist es legitim, wenn ich seine Schulden bezahle. Es ist eine Investition, die sich auszahlen wird. Denn bei mir -" er machte eine Kehrtwendung, ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen, griente triumphierend "- ist der Kunde König."
Er drehte sich wieder zu Waco herum.
"Sie können es nicht lassen, Stryker, wie?", fragte Waco ohne irgendeinen Unterton. "Schön." Seine Stimme hob sich. "Jacob, vereinnahme das Geld und gib ihm eine Quittung. - Charly, für heute geht es in Ordnung. Aber noch so ein Auftritt - und du landest im Jail und bleibst drin, bis du von mir aus verfaulst. Verstanden?"
Charly bekam aufgrund der unerwarteten Hilfe durch Stan Stryker wieder Oberwasser und fand zu seiner renitenten Form zurück. Er fühlte sich plötzlich wieder stark und unangreifbar. "Keine Drohungen, Marshal", schnauzte er und spuckte geringschätzig aus. "Wie gesagt: Deinen Laden kannst du dir an den Hut stecken. Ich werde alles tun, um die Shining Star Ranch und ihre Bewohner in den Dreck zu ziehen. Bald werdet ihr dort sehr einsam sein."
Es war nichts anderes als freches Rückzugsgeplänkel, um Gesicht zu wahren. Und obwohl er der Meinung war, sich angesichts der Rückenstärkung durch Stryker diese deutlichen Worte leisten zu können, hütete er sich, noch eine Beleidigung auszusprechen.
"Kommt, Jungs, gehen wir in den 'Lonesome Rider'. Dort sind wir besser aufgehoben."
Mit dem letzten Wort trieb Charley seinen Braunen an. Seine Sattelgefährten folgten nur zögerlich. Jacob Morgan und Stan Stryker verschwanden im Marshal's Office. Die Menschenansammlung löste sich auf. Waco Jordan trat auf den Gehsteig zurück und marschierte in Richtung Mietstall davon.
Er wollte wissen, was auf der Shining Star Ranch los gewesen war.
*
Rocco, das Halbblut, führte Wacos Pferd in den festgestampften Mittelgang. Der Junge sagte: "Vor etwa einer halben Stunde ist ein Fremder hier angekommen, Marshal. Dort steht sein Gaul." Er wies auf einen Rotfuchs in einer der hinteren Boxen.
"Und, ist was besonderes an dem Mann?"
Waco nahm seinen Sattel vom Querbalken und warf ihn auf den Rücken seines Pferdes.
Rocco zuckte mit den Achseln. "Ich weiß nicht, Marshal. Er machte auf mich den Eindruck eines Burschen, der ein ziemlich fixes Eisen schwingt. Ich dachte nur, ich sage es Ihnen, da Stryker doch schon öfter mal einen dieser Schnellschießer ins Land geholt hat, damit er …"
Der Junge brach ab.
"Sicher", murmelte Waco und zog die Sattelgurte fest, "es wäre nichts Neues, dass Stryker mal wieder das Kriegsbeil gegen mich ausgräbt und ein heißes Eisen ins Feuer wirft. Ich werde mir den Burschen ansehen. Wie sieht er aus? Nannte er einen Namen? Oder hat er sonst etwas Aufschlussreiches von sich gegeben?"
"Er sprach fast gar nichts, sondern erkundigte sich lediglich nach dem Hotel. Das war alles. Hm, wie sah er aus?" Rocco legte die Hand gegen die Stirn, dachte nach, dann: "Er ist etwa so groß wie Sie, Marshal, hat ein stoppelbärtiges Gesicht, dunkle Haare, und er trägt den Colt ziemlich tief."
Rocco holte das Zaumzeug von einem Nagel und streifte es über den Kopf des Pferdes. "Yeah", fügte er noch hinzu, "und er sah aus, als käme er von ziemlich weit her. Den Brand, den sein Pferd trägt, habe ich in der Gegend noch nie gesehen. Es ist ein gebrochener Pfeil."
"Broken Arrow." murmelte Waco wie zu sich selbst. Er zuckte mit den Achseln. "Keine Ahnung."
Das Pferd war gesattelt und gezäumt. "Danke, Rocco", sagte Waco, dann zog er das Tier ins Freie und saß auf. Er lenkte es auf die Main Street und dann zur Rio Bonito Brücke.
*
Indessen hatten Charly und die drei Cowboys den 'Lonesome Rider Saloon' betreten.
"Nobel, nobel", knurrte Charly und schaute sich um. Alles hier war für seine Verhältnisse von auserlesenem Luxus. Im Kristall der Leuchter und Gläser in dem Regal hinter dem Tresen brach sich das Licht. Eine Treppe, die mit einem roten Teppich ausgelegt war, führte nach oben. Auf den Barhockern vor dem Tresen saßen einige Mädchen, zeigten Bein bis hinauf zum Ansatz und viel Brust.
Charly schmatzte vor Verlangen. Die Begierde in ihm loderte wie ein heißes Feuer empor.
"Hier blüht unser Weizen, Jungs", jubilierte er. "Schaut euch diese Weiber an. Eine besser als die andere. Warum haben wir unser Jagdrevier nicht längst hierher verlegt?"
"Weil's auf der Shining Star Ranch ehrlich und sauber zugeht", knurrte einer seiner Begleiter, der sich sichtlich nicht wohl fühlte in seiner Haut. "Und wenn ich es mir so richtig überlege, Charly, dann hat Joana dir, als sie diesem Fremden den Vorzug gab, das Fell gerettet. Ich glaube, alter Freund, ich klemme mir meinen Gaul zwischen die Beine und reite heim. Und wer gescheit ist, der tut es mir gleich. Irgendwie ist das heute nicht unser Tag."
"Mach was du willst", murrte Charly. "Ich bleibe."
Einer der anderen mischte sich ein. "Ich verschwinde auch. Ich habe so ein komisches Gefühl. Reite lieber mit uns, Charly. Dein Ärger ist spätestens morgen verraucht. Dann siehst du alles wieder ganz anders. Jetzt …"
Charly winkte ab. "Erst wenn ich mir auf einer dieser Tussies das Rückenmark aus dem Leib georgelt habe, reite ich heim. Hoho, Charly Donegan hat Blut geschleckt, Leute. Jetzt braucht er endlich was auf die Spitze."
Er setzte sich in Bewegung, ohne sich noch darum zu kümmern, ob ihm einer seiner Gefährten folgte. Die blickten ihm sekundenlang mit gemischten Gefühlen hinterher, dann stießen sie sich an und verließen den Inn.
Auf dem Vorbau begegneten sie Stan Stryker, der vom Marshal's Office kam.
"Ihr wollt doch nicht etwa schon wieder das Handtuch werfen, Freunde?", rief Stryker leutselig und lachte jovial. "Den ersten Drink spendiere ich. Also hinein mit euch! Ihr werdet sehr schnell feststellen, dass …"
"Danke", murmelte einer der Burschen und drückte sich an dem Barbesitzer vorbei. "Wir müssen morgen früh bald aus den Federn. Vielen Dank."
Auch die anderen beiden schoben sich an Stryker vorbei, sprangen vom Vorbau und gingen zu ihren Pferden.
Böse schaute Stryker hinter ihnen her.
Drin steuerte Charly eines der Girls an, das in aufreizender Haltung vor dem Tresen auf dem Barhocker posierte und die langen, schlanken Beine übereinander geschlagen hatte.
Die Lady war dunkelhäutig und glutäugig. Die Ansätze ihrer Brüste quollen aus dem hautengen Body, den sie trug.
Als Charly noch zwei Yards von ihr entfernt war, wandte sich ein großer, dunkelhaariger Bursche dem Girl zu, der bisher einen Schritt neben ihr an der Bar gelehnt und sich durstig seinem Bier gewidmet hatte.
"Hi, Süße", sagte er, "bin vor gut einer halben Stunde in dieser Stadt angekommen und ziemlich einsam hier. Wie sieht's aus, könntest du mir vielleicht eine Stunde Gesellschaft leisten, mit allem Drum und Dran, wie es eben einer, der sich einsam fühlt, erwartet?"
"Natürlich, Sonny", flötete die Kleine. "Oben, in meinem Zimmer, erwartet dich so etwas wie ein Paradies für einsame Herzen. Eine ganze Stunde verlangt natürlich einen Aufpreis. Und Sonderwünsche …"
"Wir werden uns sicher einig, Schätzchen", versicherte der Dunkelhaarige. "Nenn mir deinen Namen, Muchacha. Ich heiße Jack - schlicht und einfach Jack."
"Maria Magdalena", sagte sie und lachte ihn an.
"Aaah, die biblische Sünderin. Natürlich. Dass ich auf diesen Namen nicht von selbst gekommen bin. - Also, Maria Magdalena, wenn ich dir die Stunde mit 20 Dollar versilbere - ist das in Ordnung?"
"Für 20 Dollar kriegst du von mir obendrein jede Art von Sonderbehandlung, Sonny. Ich …"
"Schon wieder ein hergelaufener Fremdling, der mit 20 Dollars um sich wirft und uns Alteingesessenen die Weiber wegschnappt!", dröhnte Charly Donegans grimmiges Organ.
Der Cowboy hatte angehalten, den Kopf vorgeschoben wie ein angriffslustiger Bisonbulle, die Fäuste geballt und seiner jäh hochschwappenden Wut Luft gemacht. Ja, er kochte, und da er von Haus aus nicht der Hellste war, gab es nichts, was ihn zur Vorsicht gemahnt hätte.
Der Fremde, der sich Jack genannt hatte, wandte sich ihm zu, taxierte ihn, schätzte ihn ein, und stieß ohne jede Gemütsregung zwischen den Zähnen hervor: "Du meinst sicherlich mich, Amigo?"
"Ich bin nicht dein Freund, Stranger!", bellte Charly wie eine wütende Dogge. "Außerdem habe die Kleine ich aufs Korn genommen. Also schieb dir deine 20 Flöhe in den Arsch. Oder probiere es bei einer anderen."
Ein spärliches Grinsen brach sich in die Züge Jacks Bahn. Fast belustigt erwiderte er: "Cowpuncher, bleib bei deinen Rindern", philosophierte er. Sein Grinsen wurde breiter. "Die spannt dir keiner aus und …"
"Du verdammter Hund!", brüllte Charly und stürzte sich mit erhobenen Fäusten auf Jack.
Maria Magdalena - falls das ihr wirklicher Name war -, schrie erschreckt auf.
Die Köpfe aller Anwesenden waren herumgezuckt, als Charly zu brüllen anfing. Stan Stryker, der gerade zur Tür hereinkam, blieb ruckartig stehen. Seine finstere Miene verschloss sich noch mehr.
Jack reagierte gedankenschnell. Sein Bein zuckte hoch und blieb waagrecht in der Luft hängen. Jacks Fäuste umspannten den Handlauf der Theke. Wie gegen einen Rammbock rannte Charly gegen das ausgestreckte Bein. Es traf ihn genau im Magendreieck.
Charly wurde schlagartig die Luft aus den Lungen gepresst. Rudernd taumelte er zwei Schritte zurück, sein Mund klaffte auf wie der Mund eines Erstickenden, und schließlich verkrampfte er seine Hände über dem Magen.