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Dieser Band enthält folgende Western: (399) Barry Gorman: Grainger und die Dynamit-Lady Pete Hackett: Sie waren Partner Pete Hackett: Das Teufelsweib aus Texas Pete Hackett: Chad Everett – wie eine Ladung Dynamit Grainger saß in der Falle. Der große Mann kauerte bewegungslos in einem stillgelegten Bergwerk. Finster war es dort wie in der Hölle. Den Rückweg hatte man ihm abgeschnitten. Und einen anderen Weg aus der Mine kannte er nicht. Wenn er sich aber orientieren wollte und ein Streichholz anzündete, gab er eine erstklassige Zielscheibe für seine unsichtbaren Feinde ab. Grainger wusste, dass sie auf ihn lauerten. Er hörte das Knarren ihrer Stiefel und das Klirren ihrer Waffen. Da blitzte plötzlich Mündungsfeuer auf!
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Seitenzahl: 556
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Dynamit unter dem Sattel: Western Sammelband 4 Romane
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Grainger und die Dynamit-Lady
Sie waren Partner
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Das Teufelsweib aus Texas
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Chad Everett – wie eine Ladung Dynamit
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Dieser Band enthält folgende Western:
Barry Gorman: Grainger und die Dynamit-Lady
Pete Hackett: Sie waren Partner
Pete Hackett: Das Teufelsweib aus Texas
Pete Hackett: Chad Everett – wie eine Ladung Dynamit
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
Alfred Bekker
© Roman by Author
COVER A.PANADERO
© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen
Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alles rund um Belletristik!
Western vonBarry Gorman
Grainger saß in der Falle.
Der große Mann kauerte bewegungslos in einem stillgelegten Bergwerk. Finster war es dort wie in der Hölle.
Den Rückweg hatte man ihm abgeschnitten. Und einen anderen Weg aus der Mine kannte er nicht. Wenn er sich aber orientieren wollte und ein Streichholz anzündete, gab er eine erstklassige Zielscheibe für seine unsichtbaren Feinde ab.
Grainger wusste, dass sie auf ihn lauerten. Er hörte das Knarren ihrer Stiefel und das Klirren ihrer Waffen.
Da blitzte plötzlich Mündungsfeuer auf!
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von
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Instinktiv presste sich der große Mann gegen die Schachtwand. Er versuchte, so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Das heiße Blei hackte knapp neben ihm in das steinige Erdreich.
Grainger hatte seinen Remington schon längst in der rechten Faust. Nur Sekunden nach dem plötzlichen Gewehrfeuer zog er den Stecher durch. Er zielte in Richtung des Mündungsfeuers.
Und traf!
Ein Schmerzensschrei gellte durch den Bergwerk-Streb. Danach ertönten die Stimmen mehrerer Männer. Mindestens drei, wenn Grainger es richtig mitkriegte. Hier, so weit unter der Erdoberfläche, konnte man sich nicht unbedingt auf die eigenen Ohren verlassen.
»Jim hat‘s erwischt.«
»Schlimm?«
»Jedenfalls sagt er nichts mehr.«
»Carl, bist du das?«
»Yeah. Und Donny ist auch noch bei mir.«
»Wo ist der Dreckskerl, der Jim umgeblasen hat?«
»Irgendwo da vorn, an der Flözstrecke. - Hey, Fremder! Schmeiß deine Kanone weg und komm raus!«
Grainger war nicht so dumm, darauf zu antworten. Er hatte sich nach seinem Schuss ohnehin schnell auf allen vieren ein Stück zur Seite bewegt.
Es wäre glatter Selbstmord gewesen, sich diesen Kanaillen zu ergeben. Es waren Killer. Da war sich Grainger sicher. Während er sich lautlos ein Stück vorarbeitete, dachte er noch einmal an seinen aktuellen Auftrag, der ihn in dieses verlassene Bergwerk geführt hatte.
Shadow nannte sich ein geheimnisvoller Bandenboss, der hier im östlichen Teil von Oregon sein Unwesen trieb. Das Land wurde von Heimstättern unter den Pflug genommen. Dörfer und kleinere Städte entstanden fast über Nacht. Ein Siedlertreck nach dem anderen drängte aus dem Osten in die unendlichen Weiten des Oregon-Territoriums am Pazifik. Das heißt, inzwischen war Oregon sogar offizieller Staat der Union geworden.
Es wäre alles in Ordnung gewesen. Aber da war eben dieser Shadow, der den Heimstättern das Leben zur Hölle machte. Immer wieder überfiel seine Bande einsame Farmen und metzelte deren Bewohner nieder. Auch Angriffe auf Siedlertrecks hatte es schon gegeben.
Die lokalen Sheriffs und die US-Marshals waren bisher mit der Shadow-Gang nicht fertig geworden. Und die Army kam zur Bekämpfung dieser Bande ebenfalls nicht in Frage. Im dünn besiedelten Ost-Oregon gab es kaum Kavallerie-Vorposten. Und wenn mal eine Patrouille von Blauröcken unterwegs war, konnten sich die Desperados in dem unübersichtlichen Gelände bequem vor den Soldaten verbergen. Die US-Kavallerie hatte einfach nicht genug Männer in Oregon, um unter jedem Stein und jedem Busch nach Shadows Handlangern zu suchen.
Stattdessen schickte die U.S. Government Squad ihren besten Mann an die Pazifikküste. Grainger sollte hier aufräumen. Die Bäckerburschen aus Washington hatten ihn beauftragt, die Bande zu zerschlagen. Dieser Shadow und seine Schergen sollten vor ein ordentliches Gericht gestellt und die Gefahr damit beseitigt werden.
Grainger hatte sich in einer nahen Stadt umgehört. Und erfahren, dass mit diesem aufgegebenen Bergwerk etwas nicht stimmen sollte. Aber da Grainger nicht an Geister glaubte, wollte er hier lieber seine Suche nach Shadow beginnen.
Doch leider war er entdeckt worden.
Ein Wachtposten, den Grainger ausgeschaltet hatte, konnte noch zuvor einen Warnruf ausstoßen. Der Mann der B7 hatte zwar in das Bergwerk eindringen können. Aber nun sah es nicht so aus, als ob er es wieder verlassen könnte. Jedenfalls nicht lebend.
Aber Grainger war kein Mann, der schnell aufgab.
Er tastete sich geräuschlos vorwärts. Die Fingerspitzen der linken Hand an der Stollenwand neben ihm. Und den Remington schussbereit in der Rechten.
»Henry!«, schrie einer von Shadows Leuten. Grainger zweifelte jedenfalls nicht daran, dass er es mit dieser Bande zu tun hatte. »Der Hombre kommt zu euch rüber! Blast ihm den Schädel von den Schultern!«
»Wird gemacht, Jake!«
Grainger biss die Zähne zusammen. Woher konnten die Kerle wissen, wo genau er sich befand? Es war schließlich überall stockdunkel. Vielleicht lag es ja daran, dass sich die Bande schon so lange in ihrem Bau verkrochen hatte. Da verwandelten sich die Männer wohl allmählich in Grottenolme, dachte Grainger düster witzelnd.
Doch seine Aufmerksamkeit wurde dadurch nicht geschmälert. Und das war auch gut so.
Denn im nächsten Moment bekam er Feuer von rechts!
Gleich zwei Mündungsfeuer blitzten auf. Der typische Räucherspeckgeruch von Pulverdampf stieg Grainger in die Nase. Er hatte sich sofort zu Boden geworfen. Kaum hatten die Waffen seiner Feinde gesprochen, als der große Mann auch schon zurückschoss.
Grainger zog den Stecher durch. Dann zog er den Abzugshahn zurück und feuerte noch einmal. Und ein drittes Mal!
Gurgelnde, erstickte Rufe waren die Antwort. Die Worte konnte Grainger nicht verstehen. Es war fraglich, ob Shadows Männer überhaupt etwas Bestimmtes hatten sagen wollen. Wahrscheinlich hatte Grainger nur ihre Todesschreie gehört.
Grainger eilte ein Stück weit vorwärts, nachdem er wieder vom Boden hochgeschnellt war. Die beiden Schießer, die ihn von links angegriffen hatten, rührten sich nicht mehr. Von ihnen war wohl keine Gefahr mehr zu befürchten. Doch Grainger wusste natürlich nicht, mit wie vielen Gegnern er es insgesamt zu tun hatte.
Das stillgelegte Bergwerk kam ihm vor wie ein riesiges Labyrinth. Tastend lud er seinen Revolver nach. Er hatte nur die Munition bei sich, die sich in seinem Waffengurt befand. Die Winchester steckte im Scabbard an seinem Sattel. Der Agent hatte sein Pferd in gebührender Entfernung zur Mine in einem Wäldchen an einen Baum gebunden.
Nun sprach wieder einer der Verbrecher zu ihm. Die Stimme schien von überall und nirgends zu kommen.
»Fremder? Ich werde Shadow genannt. Du bist in mein Reich eingedrungen. Das war dumm von dir. Sehr dumm sogar. Und du hast meine Leute getötet. Das wirst du bereuen. Doch ich bin ein fairer Gegner. Wenn du dich jetzt ergibst, dann verspreche ich dir eine schnelle Kugel. - Aber wenn wir dich fangen, dann wirst du noch um deinen Tod betteln!«
Grainger ließ sich von der kleinen Ansprache nicht beeindrucken. Er hatte schon genug Verbrecherbosse kennen gelernt, die eine dicke Lippe riskierten. Ihm fiel nur auf, dass dieser Shadow eine sehr unangenehme Stimme hatte. Eine Stimme wie ein Rattenbiss.
Grainger ärgerte sich nur darüber, dass er nicht genau hören konnte, wo sich Shadow befand. Über ihm? Unter ihm? Links oder rechts? Es war unmöglich, das genau zu sagen. Die Stimme klang hohl, als ob der Verbrecher in einen Belüftungsschacht rufen würde. Aber mehr konnte Grainger beim besten Willen nicht feststellen.
Trotzdem war sein Gehör gut genug, um sein Leben zu retten. Denn noch während Shadow seine Drohungen hinausblökte, vernahm der Agent trotzdem ein leises Geräusch neben ihm.
Das Klicken eines Revolverhahns!
Grainger warf sich zur Seite. Die Waffe seines Feindes krachte. Die Kugel jagte als heißer Todeshauch an dem Agenten vorbei. Sie streifte aber nur seine Bisonlederjacke. Der große Mann blieb unverletzt. Und er gab seinem Gegner keine zweite Chance, sein Glück zu versuchen.
Grainger ließ den Remington sprechen. Der Revolver brüllte auf in dem engen Stollen. Ein erstickter Laut ertönte. Dann krachte ein schwerer Körper zu Boden.
Der große Mann verharrte einen Moment lang regungslos. Dann arbeitete er sich weiter vorwärts. Nur wenige Yards weiter stieß er mit seinem Stiefel gegen den Mann, den er zu Boden geschickt hatte. Grainger ging in die Knie und berührte den Körper mit seiner freien Linken. Sofort wusste er, dass der andere mausetot war. Seine große Erfahrung sagte ihm das.
Der Agent richtete sich wieder auf. So weit das in dem niedrigen Stollen für einen großen Mann wie ihn überhaupt möglich war.
Grainger blieb in Bewegung. Nach wie vor hatte er keine Ahnung, wo seine Feinde lauerten. Er wusste nur, dass sie ihm den Weg zum Ausgang versperrt hatten. Wenn er sich in diese Richtung wandte, wurde er von einem Sperrfeuer empfangen, gegen das er als Einzelner nicht ankommen konnte.
Vielleicht gab es ja einen anderen Stollen, der aus der Mine herausführte. Grainger hatte einen Taschenkompass bei sich. Damit hätte er sich orientieren können. Hätte - denn es wäre immer noch Selbstmord gewesen, ein Streichholz anzureißen, um den Kompass ablesen zu können.
Shadows Männer warteten irgendwo im Dunkeln nur darauf, Grainger in ein Sieb zu verwandeln.
Da spürte der Mann der U.S. Government Squad plötzlich einen kalten Hauch an seiner linken Wange. Er hatte sich nicht getäuscht. Das war nicht die dumpfe, schwere Minenluft, die den Bergleuten das Atmen zur Qual machte. Es war eine frische Brise von draußen. Sie deutete auf einen nahen Belüftungsschacht hin.
Grainger tastete sich weiter an der Stollenwand entlang. Da geriet plötzlich das Geröll unter seinen Stiefeln ins Rutschen!
Der Agent versuchte, zurückzuspringen. Aber in der Finsternis hatte er die Abschüssigkeit des Stollens unterschätzt. Und nach ein paar Yards hatte er überhaupt keinen Boden mehr unter den Füßen.
Grainger stürzte in einen Abgrund!
Das Girl hatte Brüste so groß wie Melonen.
Die Haut ihres Busens war so weiß wie der Schnee auf den Gipfeln der Rocky Mountains. Und an Form und Größe konnte es ihre Oberweite jederzeit mit den Vorzeige-Züchtungen eines mexikanischen Wassermelonen-Farmers aufnehmen. Hinzu kam, dass diese wundervollen Formen nicht erschlafft den Kontakt mit dem Erdboden suchten. Sondern vielmehr so straff und prall waren, dass man ihre Perfektion kaum begreifen konnte. Gekrönt wurden diese Wunderwerke der Natur von dunkelrosa Spitzen, die groß und neugierig aufrecht standen wie kleine Wachtürme.
Die Besitzerin dieses Prachtbusens hieß Magdalena Cooper. Sie war ein fünfundzwanzigjähriges blondes Girl mit einem sehr hübschen Gesicht und einer schlanken Figur, wenn man von ihrem beeindruckenden Vorbau mal absah.
Magdalena stand vor einem Frisiertisch und kleidete sich an.
Mit einem bedauernden Ausdruck auf dem Gesicht schaute Leonard Miller zu, wie Magdalenas herrliche Brüste unter einem Battist-Unterrock, einem Korsett und schließlich einem lindgrünen, bodenlangen Kleid verborgen wurden.
Der ältere Mann saß auf einem Hocker neben dem Bett. Seine Hände hatte er auf den Knauf seines Spazierstocks gestützt. Wie ein Gent von der Ostküste war Miller gekleidet. Gestreifte Hosen, Gamaschen, Gehrock und Zylinder, der allerdings noch auf dem Kleiderhaken neben der Tür hing.
Man hätte glauben können, dass Magdalena und Miller soeben ein Schäferstündchen miteinander verbracht hatten. Und doch war es nicht so. Leonard Miller gehörte zu den Männern, die durch Alter und eine heimtückische Krankheit längst die Kraft ihrer Lenden verloren hatten. Ihm blieb wirklich nur, eine Frau wie Magdalena bewundernd anzuschauen. Etwas anderes konnte er nicht mit ihr anstellen. Auch wenn er sich noch so sehr bemühte.
Und trotzdem war Miller auf seine Art mit Magdalena glücklich gewesen. Er gab sich vollauf damit zufrieden, seinen Kopf zwischen ihre riesigen Brüste schmiegen zu dürfen. Dadurch wurde zwar das Feuer in seinen Lenden auch nicht wieder entfacht, aber es wärmte immerhin sein altes Herz. Darum sah er es auch nicht gern, dass Magdalena nun weggehen wollte.
Das Girl rollte schwarze Seidenstrümpfe über ihre wohl geformten Beine. Es war, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte.
»Sei nicht traurig, Leo. Ich bin dir sehr dankbar für alles, wirklich. Aber Eddie und ich können dir nicht länger zur Last fallen.«
»Zur Last! So ein Unsinn, Magdalena! Als der älteste Freund deines verstorbenen Vaters habe ich praktisch eine Verpflichtung, für euch zu sorgen!«
»Ich kann sehr gut mein eigenes Geld verdienen«, sagte Magdalena selbstbewusst. »Und zwar nicht als Saloongirl oder Hausmädchen. Vater hat mich in die Geheimnisse seines Handwerks eingeweiht, bevor er von uns gegangen ist.«
Das blonde Girl hatte plötzlich mit den Tränen zu kämpfen. Ein halbes Jahr war es nun her, seit ihr Vater sich versehentlich selbst in die Luft gesprengt hatte. In dieser Zeit hatten Magdalena und ihr zehnjähriger Bruder Eddie bei Leonard Miller in Denver gewohnt. Ihre Mutter war schon bei Eddies Geburt gestorben. Manchmal kam es Magdalena, die bei diesem furchtbaren Ereignis erst fünfzehn gewesen war, so vor, als sei der Bengel ihr eigener Sohn. Jedenfalls hatte sie ihn praktisch großgezogen. In verschiedenen Eisenbahncamps und beim Brückenbau, überall im Westen ...
Leonard Miller holte eine Zigarre aus seinem Gehrock, zündete sie an und begann nervös zu paffen.
»Das Handwerk deines Vaters! Sei mir nicht böse, Magdalena. Aber wohin wird dich das führen? Dein Vater war der beste Sprengmeister im ganzen Westen. Und selbst ihn hat sein Schicksal eingeholt.«
»Das ist nicht fair, Leo! Es war ein Unfall beim Sprengen, der Vater das Leben gekostet hat! Aber Unfälle geschehen überall. Wenn du hier aus dem Haus trittst und unter eine sechsspännige Reisekutsche gerätst, bleibt auch nicht viel von dir übrig.«
»Du weißt genau, was ich meine! Ein Dynamiter lebt nun mal gefährlicher als ein Farmer oder ein Gehilfe in einem General Store.«
»Mag sein. Aber ich bin nun mal keine Farmerin. Und ich habe auch noch nie hinter einer Ladentheke gestanden. Hingegen bin ich mit Sprengstoff aufgewachsen. Als kleines Mädchen habe ich mehr mit entschärften Zündhütchen als mit Puppen gespielt. Ich werde in Vaters Fußstapfen treten! Das bin ich ihm schuldig!«
Leonard Miller stieß seufzend den Zigarrenrauch aus. Er hätte wissen müssen, dass Magdalena den Dickkopf ihres Vaters geerbt hatte. Sein Blick glitt über ihr schönes Gesicht mit den blauen Augen und dem roten Kussmund. Selbst unter dem züchtigen Kleid war ihr Prachtbusen unübersehbar.
Es war wirklich ein Jammer. Magdalena hätte ihm sein altes Herz erwärmen können, wie sie es schon in den vergangenen Monaten getan hatte. Stattdessen sah er sie in seiner Fantasie, wie sie in Männerkleidern mit Dynamit herumfuhrwerkte, die Zündschnur zwischen den Zähnen und die Sprengkapseln in ihren langen, feingliedrigen Fingern.
Aber Miller verfügte über die Erfahrung eines langen Lebens. Daher wusste er, dass man Reisende nicht aufhalten konnte. Niemals.
»Wohin willst du gehen?«, fragte er matt.
»Nach Oregon! Dort gibt es in den Blue Mountains und im Kaskadengebirge noch genügend Brücken und Tunnel, die gebaut werden wollen. Und wo so etwas geschieht, da ist auch eine gute Sprengmeisterin gefragt.«
»Der Name Cooper ist ein guter Name. Er wird dir den Weg ebnen«, räumte Leo Miller ein.
Plötzlich drehte sich Magdalena zu ihm um. Sie kam zu ihm herüber und drückte den Kopf des Sitzenden sanft gegen ihren üppigen Busen. »Sei nicht traurig, Leo! Ich werde dir nie vergessen, was du für mich und Eddie getan hast. Aber du musst verstehen, dass ich auf eigenen Füßen stehen will.«
Miller wurde von Glücksgefühlen durchflutet, die allerdings nicht stark genug waren, um den ewigen Tiefschlaf seiner Lenden zu stören.
Magdalena gab ihm einen zärtlichen Kuss, damit er sie in schöner Erinnerung behielt.
Und während sie ihren väterlichen Freund küsste, wurde die junge Frau von ihrer eigenen Leidenschaft fast verzehrt. Sechs Monate hatte sie nun bei Leo gelebt. Er war leider nicht in der Lage gewesen, ihr das zu geben, wonach sie sich am Stärksten sehnte.
Magdalena wollte nicht nur deshalb nach Oregon gehen, um dort als Dynamiterin ihr eigenes Geld zu verdienen. Vielmehr hoffte sie auch, in dem rauen Staat des Nordwestens einen Mann kennen zu lernen. Einen richtigen Mann, der das ewige Feuer in ihrem Schoß löschen konnte ...
Grainger war benommen, aber nicht betäubt.
Er schüttelte unwillig den Kopf. Sein Schädel brummte. Aus einer kleinen Platzwunde an der Stirn sickerte Blut in Graingers Augenbrauen. Der große Mann tastete nach seinem Revolver. Der Remington lag unweit von ihm. Er griff danach.
Die Knochen taten dem Agenten weh. Aber es schien nichts gebrochen zu sein. Wahrscheinlich war er doch nicht so tief gestürzt, wie er angenommen hatte. Aber wer konnte das schon sagen in dieser Finsternis?
Kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, als irgendwo über ihm ein Licht angezündet wurde. Die plötzliche Helligkeit schmerzte in Graingers Augen. Er legte den Kopf in den Nacken. Ungefähr acht Yards über ihm konnte er die Umrisse von einigen Männern erkennen. Sie leuchteten mit ihren Blendlaternen in den Abgrund.
Die Kerle hatten erkannt, dass Grainger noch nicht außer Gefecht gesetzt war. Jedenfalls standen sie alle so, dass er sie mit seinen Revolverkugeln unmöglich erreichen konnte. Dafür war der Schusswinkel einfach zu schlecht.
Eine der Kanaillen ergriff nun das Wort. »Ich bin Shadow, Fremder! Und ich könnte meinen Männern befehlen, dich aus sicherer Deckung abzuknallen wie einen Hasen! Aber ich tue es nicht. Willst du den Grund dafür erfahren?«
»Ich sterbe vor Neugier«, erwiderte Grainger trocken.
Leider konnte er den Verbrecher nicht genau sehen, wegen dem die Bäckerburschen aus Washington ihn hierher nach Oregon geschickt hatten. Kein Wunder, denn Shadow hielt sich ebenso außerhalb von Graingers Schussfeld auf wie der Rest seiner Leute.
»Ich lasse dich nicht erschießen, weil ich Rache will. Das wäre ein zu schneller Tod für dich. Du hast ein paar von meinen Männern umgelegt und andere verwundet. Das muss einfach gerächt werden. Wie würde es dir gefallen, dort unten lebendig begraben zu sein? - Holt George!«
Die beiden letzten Worte galten offenbar Shadows Speichelleckern. Grainger konnte hören, wie einer von ihnen davonrannte.
Der große Mann biss die Zähne zusammen. Sein Gehirn suchte nach einem Ausweg. Aber es gab keinen, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Die Wände links und rechts neben Grainger waren zu steil, um an ihnen empor klettern zu können. Abgesehen davon, dass dort oben ein paar Halsabschneider standen, die ihn mühelos von seinem Tun abbringen konnten.
Der Hombre war offenbar inzwischen mit George zurückgekehrt.
»Es gibt Arbeit für meinen Sprengmeister.« Das war Shadows Stimme. »George, da unten auf dem Boden des Abgrundes sitzt ein Dreckskerl, der uns ausspionieren wollte. Spreng den Stollen hier! Aber nicht so, dass dieser Kojote durch herabfallende Gesteinsbrocken krepiert! Er soll da unten verdursten, kapierst du?«
»Verdursten«, echote George. »Alles klar, Boss.«
»Gut. Dann kannst du mit der Arbeit anfangen. Aber geh nicht zu nahe an den Abhang! Der Kerl da unten hat immer noch seine Kanone. Doch die wird ihm bald nichts mehr nützen!« Shadow lachte meckernd, als hätte er einen hervorragenden Witz gemacht. Und aus der Sicht seiner bösen Seele war das grausame Ende, das er für Grainger vorgesehen hatte, ja auch wirklich sehr lustig ...
»Zurück mit euch!«, befahl Shadow seinen Leuten, die im vorderen Teil des Stollens auf ihren Einsatz warteten. »Georgie braucht Platz zum Arbeiten! Und außerdem wird uns hier vorn bald alles um die Ohren fliegen!«
Der Dynamiter stellte sich seine Blendlaterne zurecht und versah die einzelnen Dynamitstangen mit Zündern. Er wollte vor dem Rand des Abgrundes eine Art Sperre heraussprengen. Es würde dann unmöglich sein, zu der Schlucht zu gelangen. Der Feind, der dort unten hockte, würde langsam vor sich hinvegetieren müssen ...
George legte die Zündschnüre. Der Verbrecher zog sich zurück, so weit es ging. Er setzte sein Sturmfeuerzeug in Betrieb.
Die Zündschnüre brannten! In Windeseile fraßen sich die kleinen Flammen vorwärts. Und dann ertönten auch schon die Explosionen. Gleich drei hintereinander.
Der Lärm in dem Bergwerk war ohrenbetäubend. Man hörte, wie Gerölllawinen abgingen. Einzelne schwere Brocken polterten. Gesteinsstaub machte den Männern das Atmen schwer. Sie husteten sich die schwarzen Seelen aus dem Leib.
Doch als sich die Staubwolken senkten, zeigte sich, dass George einen Fehler gemacht hatte. Der Zugang zum Abgrund war nach wie vor frei. Stattdessen war ein Teil der daneben liegenden Felswand verschwunden. Und nun vernahm man ein anderes, gleichmäßiges Geräusch. Wasserrauschen. Shadow stürmte nach vorn, die Blendlaterne in der Hand. Er beachtete nicht, dass dort unten immer noch der große Fremde mit dem Revolver lauerte.
Und das tat Shadows Feind auch nicht mehr!
Der Verbrecherboss leuchtete mit seiner Blendlaterne in die Finsternis hinunter. Er sah Wasser schimmern.
Shadow packte George am Kragen. Der geheimnisvolle Bandit war außer sich vor Wut.
»Weißt du, was du gemacht hast?«
»N...nein, Boss.«
»Du hast den Zugang zu einem unterirdischen Fluss freigesprengt! Dieser Kerl, den ich lebendig begraben wollte, hat sich natürlich sofort hineingestürzt! Wenn wir Pech haben, kann er lange genug die Luft anhalten! Und wenn wir noch mehr Pech haben, kommt der Fluss irgendwo und irgendwann wieder an die Oberfläche. Und weißt du, was das heißt?«
»N...nein, Shadow.«
Der Boss zog wortlos seinen Revolver und erschoss seinen Komplizen aus kürzester Distanz. Selbst den hart gesottenen Buschkleppern seiner Bande liefen kalte Schauer über den Rücken. Shadows Gefühllosigkeit war ohne Beispiel. Dieser Mann war eine Bestie! George sackte tot zu Boden.
Shadow holsterte seinen Revolver. »Das bedeutet, ich muss mir einen neuen Dynamiter suchen. Und zwar einen, der nicht so unfähig ist wie du.«
Missgelaunt starrte Shadow hinunter in die schwarzen Fluten des unterirdischen Flusses. Wenn er Glück hatte, würde sein Feind wenigstens in dem Wasser ersaufen ...
Das ist das Ende!
So dachte Grainger, als die Explosionen das Felsmassiv erbeben ließen. Gesteinsbrocken fielen zu ihm hinunter in den Abgrund. Ein faustgroßer Stein streifte den Agenten an der Stirn. Grainger spürte, wie das Blut über sein Gesicht lief.
Der ganze Berg zitterte noch immer. Die Sprengungen zogen Verschiebungen nach sich. In der Dunkelheit konnte Grainger nur ahnen, was mit den Felswänden geschah.
Doch dann merkte er plötzlich, dass er mit den Stiefeln im Wasser stand! Grainger riskierte es nun, ein Streichholz anzuzünden. Er musste sich Gewissheit verschaffen.
Zu seinen Füßen glitt plötzlich das Wasser eines unterirdischen Flusses vorbei! Durch die Gesteinsverschiebungen war jetzt der Zugang zu diesem Gewässer frei geworden. Wahrscheinlich floss es schon seit ewigen Zeiten durch diesen Berg.
Grainger überlegte kurz. Natürlich war es ein Risiko, unter Wasser schwimmend die Flucht zu ergreifen.
Wenn der Fluss zu weit unterirdisch verlief, würde der Agent elend ersaufen.
Doch es gab keine andere Möglichkeit.
Wenn er am Boden des Abgrundes blieb, hatte er überhaupt keine Überlebenschance. Da machte er sich nichts vor. Die Bande konnte ihn entweder aushungern oder ihn in Stücke schießen. Oder bei einem zweiten Dynamitversuch endgültig in Fetzen sprengen.
Grainger pumpte seine Lungen noch einmal ausgiebig voll mit Luft. Dann ließ er sich in das eiskalte Wasser gleiten. Der große Mann kam mit schnellen Schwimmstößen gut vorwärts. Von der Strömung ließ er sich dabei noch unterstützen. Er hatte sich nämlich für die Richtung entschieden, in die das Flusswasser strömte. Ob das ein Fehler gewesen war, würde sich bald zeigen. Hoffentlich war es dann aber noch nicht für eine Rettung zu spät.
Grainger schwamm mit offenen Augen. Er stieß seinen Körper vorwärts wie ein Krokodil in den Everglades. Vor ihm gab es nichts zu sehen, überall herrschte pechschwarze Finsternis. Es war unmöglich zu sagen, wie lange er bereits unter Wasser war.
Jedenfalls lange genug, um mächtig Atemprobleme zu kriegen!
Es fühlte sich an, als würden tausend Bowiemesser auf seine Lungen einstechen. Grainger biss die Zähne zusammen und schwamm weiter. Was hätte er auch sonst tun können? Eine Rückkehr war unmöglich. Bis er wieder in der Grotte anlangte ... Nein, er würde sie überhaupt nicht erreichen und vorher jämmerlich ersaufen.
Dafür war die Strecke, die er schon zurückgelegt hatte, einfach zu lang.
In seinem Kopf begann sich alles zu drehen. Die Augen brannten. Die Kehle schmerzte. Grainger fühlte sich, als ob glühende Eisenstäbe in seine Nasenlöcher getrieben würden. Die Muskeln in den Armen und Beinen wurden immer schwerer.
Und dann war da diese verlockende innere Stimme.
Nur einen Augenblick ausruhen, flüsterte sie ihm zu. Sofort wird es besser gehen ... lass dich einfach auf den Grund sinken ... du hast dich genug angestrengt ...
Der große Mann schob solche Gedanken sofort zur Seite. Wenn er darauf gehört hätte, wäre das der sichere Tod gewesen. Trotzdem merkte er, wie seine Kraft allmählich nachließ. Selbst Graingers scheinbar unerschöpfliche Energie war irgendwann aufgebraucht. Und dieser Zeitpunkt rückte in eine realistische Nähe.
Ein Mann konnte nicht unbegrenzte Zeit unter Wasser bleiben. Das wusste der Agent genau.
Schwer wie Blei waren inzwischen seine Gliedmaßen. Jeder Schwimmstoß wurde zur Qual. Doch da bemerkte Grainger plötzlich, dass die Wassermassen heller zu werden schienen.
Hatte er sich getäuscht? Was das nur eine Illusion? Auch die Strömung wurde nun stärker. Sie trug den Erschöpften schneller vorwärts. Und dann war plötzlich die Schwärze verschwunden. Das Wasser wurde grau oder grün. So wichtig war die Farbe nicht. Auf jeden Fall heller.
Instinktiv schwamm Grainger nach oben.
Sein Kopf brach durch die Wasseroberfläche. Der Agent riss die frische Bergluft förmlich in seine Lungen! Er brauchte eine ganze Weile, bis sein Atem wieder normal ging. Der Kreislauf, durch den Sauerstoffmangel geschädigt, beruhigte sich aber rasch wieder. Zum Glück war Grainger ein Mann in erstklassiger körperlicher Verfassung. Ein Schwächerer als er wäre in dem unterirdischen Flussbett unweigerlich zu Grunde gegangen.
Grainger rieb sich das Wasser aus den Augen und orientierte sich.
Er befand sich in einem kleinen Gebirgssee, der von einem dichten Kiefernwald umgeben war. Langsam schwamm der Mann der U.S. Government Squad an Land. Möglich, dass die Kanaillen hier gleich auftauchten, um ihn zu jagen. Aber dieser Gedanke spielte bei seiner Entscheidung keine Rolle. Er brauchte jetzt dringend eine Ruhepause. Sonst konnte er auch nicht kämpfen.
Grainger kroch in das Unterholz. Er suchte sich ein einsames Plätzchen. Dann legte er sich auf den Rücken und versuchte, möglichst leise zu atmen.
Obwohl er es nicht wollte, fielen ihm die Augen zu.
Innerhalb von ein paar Minuten war er eingeschlafen.
Jake Rollins war aufgeregt.
Heute war sein großer Tag. Der Outlaw sollte als Mitglied in Shadows Bande aufgenommen werden.
Viel zu lange hatte Rollins auf eigene Rechnung gearbeitet. Hier ein Pferdediebstahl, dort eine überfallene Poststation. Und dazwischen monatelang nichts. Zeiten, in denen er jeden Penny dreimal umdrehen musste. Falls er überhaupt noch einen Penny hatte ...
Damit sollte jetzt Schluss sein. Rollins hatte die Nase voll von der Hungerleiderei. Aber ehrliche Arbeit kam für ihn ebenfalls nicht in Frage. Daher wollte er sich einer Gang anschließen. Und da kam in diesem Teil Oregons nur eine in Frage.
Shadows Bande!
Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte Rollins Glück gehabt. Er hatte nicht lange warten müssen, bevor dieser Plan in greifbare Nähe gerückt war.
In einem Saloon in Eugene lernte er einen Hombre kennen. Nach einigen Runden Whiskey ließ der Kerl durchblicken, dass er zu Shadows Bande gehörte.
Offenbar hatte er keinen Zweifel, dass Rollins genauso ein Galgenvogel war wie er selbst. Jedenfalls erklärte sich der Halunke bereit, Rollins in die Bande einzuführen.
Und nun befand sich Jake Rollins an einem ihm unbekannten Ort. Seine Augen hatte man mit einer schwarzen Binde verbunden.
Es roch nach Holz, nach Zigarren und nach selbst gebranntem Whiskey. Rollins konnte unmöglich sagen, wie viele Männer sich außer ihm dort befanden. Er hörte nur das Scharren von Stiefeln auf dem Holzboden und das Klirren von Sporen.
Und dann ertönte diese schneidende Stimme.
»Du willst mir also die Treue schwören?«
»Wenn du Shadow bist, dann ja!«
»Ich frage deshalb, weil es dann kein Zurück mehr für dich gibt, Hombre! Wenn du mein Gesicht gesehen hast, gibt es nur noch Treue oder Tod für dich, Rollins!«
»Ich will zu deiner Bande gehören, Shadow.«
»Nun gut. - Nehmt ihm die Augenbinde ab!«
Irgendjemand entfernte den schwarzen Stoffstreifen.
Rollins blinzelte. Er befand sich in einer einfachen Blockhütte, wie es sie überall im Westen gibt. Ein Dutzend Galgenvögel umringten ihn. Aber der Neuling erkannte sofort, welcher von ihnen Shadow sein musste!
Es war der Mann mit den Mörderaugen!
Shadow war ein schmaler, fast schmächtiger Mann. Aber das machte ihn nicht weniger bedrohlich. Sein lang gezogener Schädel erinnerte an den eines Kojoten. Sein dunkles Haar hing ihm in die Stirn, wie man unter dem zurückgeschobenen Stetson sehen konnte.
Shadows Nase war schmal wie eine Messerklinge. Und sein Mund ähnelte einer schlecht verheilten Narbe.
Doch die Augen des Verbrecherbosses beeindruckten Rollins am meisten. Wer einmal dem Blick dieser kalten Augen ausgesetzt war, der würde die Welt nicht mehr so sehen wie früher. Da war sich Rollins sicher.
Shadow grinste teuflisch. »Beginnen wir mit dem Aufnahmeritual!« Der Bandenboss entrollte ein Pergament. Darauf stand in Schönschrift geschrieben: »Ich schwöre Shadow ewige Treue.«
Einer der Kerle packte Rollins' linken Arm. Und bevor er es verhindern konnte, schnitt jemand Rollins mit einem Bowiemesser ins Fleisch!
Bevor das Blut zu Boden fließen konnte, wurde es in einem Becher aufgefangen.
»Unterschreibe mit deinem Blut.«
Shadows Stimme klang wie ein Schlangenzischen. Er drückte Rollins einen Federhalter in die Hand.
Rollins schluckte trocken. Er fragte sich, ob er nicht einen Fehler begangen hatte. Ob er nicht besser weiterhin auf eigene Rechnung gearbeitet hätte. Aber jetzt war es für solche Gedanken zweifellos zu spät.
Der Neuling tunkte das Schreibgerät in sein eigenes Blut. Und unterschrieb das Dokument. Immerhin schaffte er es, dass seine Hand dabei nicht zitterte.
Shadow nickte langsam.
Rollins spürte, dass die Zeremonie noch nicht beendet war. Shadow zog seine Taschenuhr aus der Westentasche.
»Wenn du die nächste Minute überstehst, bist du einen Schritt weiter. - Los, Boys!«
Die beiden letzten Worte galten Shadows Handlangern. Und die gehorchten aufs Wort. Die Galgenvögel stürzten sich alle gleichzeitig auf Rollins!
Ehe der Neuling es sich versah, krachten zahlreiche Fäuste auf seinen Körper. Auch Stiefeltritte musste Rollins einstecken. Er versuchte, sich zu wehren. Aber seine Gegner waren einfach weit in der Überzahl.
Erbarmungslos wurde Rollins von seinen neuen Kumpanen durchgeprügelt. Ihre Fäuste trommelten auf sein Gesicht, seine Rippen, den Rücken ... Rollins schmeckte Blut auf der Zunge. Sein eigenes Blut.
Er fühlte sich, als würden ihm Arme und Beine gleichzeitig gebrochen. Rollings glaubte schon, krepieren zu müssen. Da vernahm er wie aus weiter Feme Shadows Stimme.
»... neunundfünfzig, sechzig - stopp! Der hat genug!«
Rollins lag auf dem Hüttenboden. Er presste sich die Hände zwischen die Beine. Ein Zahn saß locker in seinem Mund. Aus den Augen würde er in den nächsten Wochen nicht so gut sehen können. Er hatte sich zwei saftige Veilchen eingefangen.
»Hoch mit ihm!«, befahl der Bandenboss.
Zwei der Kerle zerrten Rollins auf die Beine. Seine Knie fühlten sich an wie Pudding.
»Jetzt gehörst du zu uns«, sagte Shadow mit einem bösen Grinsen. »Bevor du deine ersten Greenbucks kriegst, musst du allerdings erst mal deine erste Aufgabe erfüllen. Aber vorher wird dich unser Quacksalber wieder zusammenflicken.«
Auf dieses Stichwort hin erschien ein unrasierter Kerl mit einer blechernen Bisquitdose unter dem Arm.
»Keine Angst«, sagte der Unrasierte und holte einige Mullbinden aus der Schachtel. »Ich war im Krieg Sanitäter. Und da habe ich schon viel schlimmere Fälle als dich wieder hingekriegt.«
Das war Rollins in diesem Moment ziemlich egal. Wenigstens gab ihm dieser seltsame Verbrecher-Doc auch etwas Opium-Tinktur gegen die heftigen Schmerzen. Die Männer hatten Rollins auf einen Strohsack gelegt. Und während der Unrasierte ihn verarztete, glitt Rollins sanft in einen Nebel des Vergessens und der Schmerzlosigkeit hinüber ...
Sie waren seit Tagen unterwegs. Nun war es gerade erst Mittag, aber die junge Frau hatte momentan genug.
Obwohl Magdalena Cooper reiten konnte wie ein Mann, war sie doch ziemlich müde. Allerdings wären wohl auch die meisten Hombres nach so einem langen Ritt erschöpft gewesen ...
Nur Magdalenas kleiner Bruder Eddie sprühte noch vor Energie. Er hüpfte im Sattel auf und ab, als ob er Ameisen in der Hose hätte.
»Sind wir schon in Oregon, Schwesterherz?«
»Das will ich meinen.«
Magdalena schob sich den Stetson in den Nacken. Sie reiste in Männerkleidung. Das war im Sattel einfach praktischer. Außerdem sprang ihr gigantischer Busen unter dem karierten Flanellhemd den Hombres nicht schon auf große Entfernungen ins Auge. Jedenfalls nicht so extrem wie bei einem Kleid ...
Sie ritten an den Ausläufern eines Berges vorbei. Da sah Magdalena zwischen den Baumstämmen das Wasser eines Gebirgssees aufblitzen!
»Ich hätte jetzt Lust auf ein kühles Bad ...«
»Gute Idee, Schwesterchen«, meinte Eddie großspurig. »Und ich erlege uns einen leckeren Braten zum Mittagessen.«
Der Junge klopfte auf seinen Gürtel. Zu seinem größten Kummer durfte er noch keine Schusswaffe tragen. Magdalena wollte das nicht. Aber Eddie glich diesen Mangel aus, indem er zu einem meisterhaften Benutzer seiner Schleuder geworden war. Kaum ein Ziel, das er mit der lautlosen Waffe verfehlte ...
Sie ritten auf den Gebirgssee zu. Zunächst mussten die Pferde versorgt werden. Außer ihren beiden Reittieren hatten sie noch ein Packpferd mit weiteren Habseligkeiten bei sich. Magdalena war der Meinung, dass man mit leichtem Gepäck reisen sollte. Vor allem dann, wenn man wie sie noch keine rechte Ahnung hatte, wohin genau die Reise eigentlich ging.
Und Oregon war groß ...
Mit der Schleuder in der Hand stiefelte Eddie los.
»Aber lauf nicht zu weit weg, hörst du?«
»Ich kann schon auf mich aufpassen, Schwesterchen«, erwiderte der Junge fast ärgerlich. Dann verschwand er im Unterholz.
Lächelnd und kopfschüttelnd ließ Magdalena die Hüllen fallen. Vorsichtig glitt sie in das Wasser. Es war herrlich kühl auf ihrer nackten Haut. Aber auch nicht zu kalt.
Die hübsche junge Frau schwamm ein wenig in dem klaren Gebirgssee. Dann ließ sie sich träge im Wasser treiben, genoss die Entspannung. Schließlich verließ sie den See, allerdings ein paar Yards von der Stelle entfernt, wo sie hineingegangen war.
Plötzlich erstarrte Magdalena. Sie erblickte einen Mann im Gebüsch! Aber es war kein Spanner, das nicht. Er lag völlig leblos da. Ein Toter?
Eiskalte Schauer liefen ihr über den Rücken. Aber sie musste sich Gewissheit verschaffen. Vielleicht war er ja gar nicht tot. Sondern schwer verletzt und brauchte Hilfe.
Magdalena vergaß ihre Nacktheit. Mit schwingenden Brüsten lief sie auf die Sträucher zu, zwischen denen der Mann lag.
Die junge Frau kniete sich neben ihn.
Äußere Verletzungen konnte sie an ihm nicht entdecken. Vielleicht hatte er sich ja das Genick gebrochen. Aber auch das konnte nicht sein. Magdalena bemerkte nämlich, dass er tief atmete. Die Kleider des großen, kräftigen Mannes mit den sandfarbenen Haaren waren noch etwas feucht. Offenbar war er mit Kleidern, Stiefeln und Revolvergurt im Wasser gewesen und hatte sich danach in diesem Gebüsch schlafen gelegt. Warum?
Diese Frage drängte sich auf. Und doch war sie nicht das, was Magdalena in diesem Moment am stärksten beschäftigte. Vielmehr konnte sie ihren Blick nicht von der Hose des Fremden abwenden.
Der Mann hatte offenbar heiße Träume. Denn das, was sich unter dem Denimstoff der Jeans abzeichnete, musste einfach gigantisch sein.
Magdalena wurde es heiß und kalt gleichzeitig. Plötzlich spürte sie nur allzu deutlich, wie ausgehungert sie war. Und zwar nicht nach einem Braten, den ihr kleiner Bruder zum Mittagessen erlegen wollte ...
Magdalena hatte seit ewigen Zeiten keinen Mann gehabt. Jedenfalls kam es ihr so vor. Leonard Miller war furchtbar lieb zu ihr gewesen und hatte sie über den Tod ihres Vaters hinweggetröstet. Aber der Gentleman mit den erlahmten Lenden hatte ihr nicht das geben können, was eine gesunde junge Frau nun mal brauchte. Oft oder zumindest regelmäßig.
Und Magdalena brauchte es so sehr ...
Vielleicht war es diese lang angestaute Lust, die sie jede Vorsicht vergessen ließ. Magdalena warf einen prüfenden Blick auf das Gesicht des Mannes mit den sandfarbenen Haaren. Seine kantigen Gesichtszüge wirkten entspannt. Wahrscheinlich schlief er tief und fest. Doch das, was sich in seiner Hose befand, war nicht entspannt. Ganz und gar nicht ...
Magdalenas Herz klopfte bis zum Hals. Sie berührte mit ihren Fingerspitzen die gewaltige Beule. Aber es war immer noch der Jeansstoff dazwischen. Doch Magdalena wollte es jetzt genau wissen!
Ohne nachzudenken öffnete sie die Knöpfe an der Hose des Mannes. Dann griff sie in den Hampelmann, schob den Stoff der Unterwäsche zur Seite. Ein Monstrum sprang ihr entgegen! Magdalena hielt den Atem an. Noch niemals hatte sie ein so gigantisches Instrument gesehen. Sie schloss ihre feingliedrigen Finger um den Mannesstolz. Das heißt, sie versuchte es. Sie konnte ihn nämlich nicht ganz umfassen!
Magdalena musste ein Aufstöhnen unterdrücken. Ihre eigene Lust war durch den Kontakt zu diesem heißen und harten Prachtstück ganz enorm gesteigert worden. Und das hier war endlich, nach Monaten, eine Gelegenheit, ihr innerstes Bedürfnis zu befriedigen ...
Magdalena schmatzte einen KUSS auf die schimmernde Spitze des mächtigen Speers. Er zuckte freudig durch diese Behandlung.
Aber gleich wird es ihm noch viel besser ergehen, dachte die junge Frau. Sie hoffte nur, dass ihr kleiner Bruder noch ein wenig Zeit benötigen würde, um ein Tier für das Mittagessen zu erlegen. Aber sie war inzwischen so erregt, dass sie ihren größten Wunsch nicht länger zurückstellen konnte ...
Magdalena schwang ihre makellosen Oberschenkel über den Mann! Rittlings setzte sie sich auf den mächtigen Pfahl. Ihre eigene Lust war schon so weit entwickelt, dass dieser Riese trotz seiner Ausmaße ohne Schwierigkeiten in sie hinein glitt.
Magdalena stöhnte genussvoll auf, als sie ihn in seiner ganzen Härte und Prallheit in sich spürte. Das war es, was sie viel zu lange vermisst hatte!
Ihre Muskulatur saugte sich um das mächtige Glied, während sie so langsam wie möglich ihren drallen Po hob und senkte. Sie wollte das herrliche Gefühl so lange wie möglich ausdehnen.
Zusätzlich griff sie sich noch selbst an ihre hart aufgerichteten Brustwarzen, um den Reiz in ihrem vibrierenden Körper noch zu erhöhen ...
Das war der Moment, als der Mann mit den sandfarbenen Haaren die Augen aufschlug!
Grainger hatte geträumt.
Im Schlaf hatte er sich an eine dralle Mulattin erinnert. Ein Prachtweib, mit dem er einmal in New Orleans eine heiße Liebesnacht verbracht hatte.
Die bildschöne Lady mit der milchschokoladefarbenen Haut hatte ihn damals nach Strich und Faden ausgesaugt. Anders konnte man das nicht nennen. Sie war im Bett wie ein unersättliches Raubtier gewesen ...
Allmählich kehrte der große Mann aus den Tiefen des Traums in die Wirklichkeit zurück. Doch es war merkwürdig. Es fühlte sich an, als würde sein bestes Stück genauso beansprucht wie damals in diesem Hotelbett in Louisiana. Im Aufwachen zweifelte Grainger daran, wo er war. Und er fragte sich, ob er vielleicht doch noch schlief und träumte.
Denn als er die Augen aufschlug, erblickte er den nackten Körper einer wunderschönen jungen Frau. Zum Greifen nahe!
Und dieses Girl ritt wild auf ihm herum!
Grainger blinzelte. Er hätte sich gerne gekniffen, um herauszufinden, ob er wirklich wach war. Aber das war eigentlich nicht nötig. Denn die Lust, die in seinem Unterleib brannte, war der beste Beweis für die Echtheit dieser hübschen Blonden ...
Nun, da er erwacht war, blieb Grainger nicht untätig. Mit einer Hand glitt er über den seidigen Oberschenkel des Mädchens, bis er ihren drallen Po zu fassen bekam. Und mit der anderen streichelte er ihren üppigen Busen.
Dieser Ausdruck war eigentlich eine schamlose Untertreibung. Diese gewaltigen Massen, die weich und dennoch prall waren, sprengten jede Vorstellungskraft. Und vermutlich auch jedes Korsett!
Das Girl stöhnte auf. Die kraftvollen und gleichzeitig zärtlichen Berührungen durch Graingers harte Männerhand heizten ihre Erregung noch zusätzlich an. Hektische rote Flecken waren auf ihren Wangen erschienen. Ihre Augen glänzten, als ob sie schweres Fieber hätte.
Sie ließ sich auf ihn fallen, sodass sein Speer nun in seiner vollen Länge in ihr steckte. Die Blonde warf den Kopf in den Nacken. Ihre nasse Haarmähne fiel ihr auf die Schultern. Ein kehliger Laut entrang sich ihren schönen Lippen.
Die Fingernägel des Mädchens krallten sich in Graingers muskulöse Brust. Dann hob sie noch einmal ihren Hintern. Und ließ sich abermals nach unten fallen. Ihre Muskulatur walkte Graingers bestes Stück raffiniert und intensiv durch.
Der große Mann hatte nun keine Lust mehr, sich nur passiv verwöhnen zu lassen. Er wollte diesem Girl, das ihn auf so einmalige Weise aus dem Schlaf geweckt hatte, etwas geben.
Und Grainger hatte viel zu geben. Sehr viel!
Der Agent umfasste mit seinen großen Händen ihren süßen Wunderpo. Und dann stieß er zu! Gekonnt und mit Leidenschaft.
Ihre mächtigen Brüste waberten, als die Bewegungen des Liebesspiels durch Graingers zusätzliche Aktivität wilder und wilder wurden.
Magdalena verdrehte die Augen vor Glück. Sie war in ihrem bisherigen Leben kein Kind von Traurigkeit gewesen. Aber so wie an diesem einsamen Bergsee war sie noch niemals genommen worden ...
Sie spürte, wie sich eine Explosion ankündigte. Doch diese Sprengung brachte nicht Vernichtung oder gar Tod, wie Dynamit es tat. Jener Sprengstoff, dessen Gewalt sie so perfekt beherrschte. Doch jene Detonation in ihrem Inneren war ein Ausdruck geballter Lebensfreude.
Und dann geschah es!
Die Liebeslanze des unbekannten großen Mannes war die Zündschnur, mit der die aufgestaute Lust in Magdalenas Körper zur Explosion gebracht wurde. Vor ihren Augen erschienen fiebrig-rote Ringe. Sie begannen einen irrsinnigen Tanz.
Magdalena schrie ihre Lust hinaus! Und während die höchste Wonne bis in ihre Fingerspitzen und Zehen gesprengt wurde, entlud sich auch der große Mann. Und das schien kein Ende zu nehmen.
Erschöpft sank das blonde Girl auf den Körper des Mannes, mit dem sie soeben ein einmaliges Liebeserlebnis gehabt hatte.
Sie gab ihm einen langen, zärtlichen Kuss.
»Wie heißt du?«, fragte der Mann, nachdem sich ihre Lippen voneinander gelöst hatten.
»Magdalena. Und du?«
»Grainger.«
Seine Augenlider hingen schon wieder auf Halbmast, im Gegensatz zu einem gewissen anderen Körperteil. Normalerweise gehörte Grainger nicht zu den müden Männern. Aber der Tauchgang, der ihn fast das Leben gekostet hätte, hatte seine letzten Reserven gefordert. Darum war er nach dem Liebesakt schon wieder reichlich erschöpft.
»Magdalena?«
Das war die Stimme eines Kindes, eines Knaben vor dem Stimmbruch. Sie erklang irgendwo am Seeufer.
Das Girl drückte Grainger noch einen Abschiedskuss auf die Lippen.
»Ich muss jetzt gehen. Aber wir sehen uns wieder, das spüre ich. Schlaf ruhig weiter, großer Mann.«
Das nackte Girl erhob sich. Sie bog die Äste des Gebüschs auseinander.
Dann warf sie noch einen letzten liebevollen Blick auf Grainger.
Was für ein Mann!, sagte sich Magdalena Cooper und eilte davon.
Als sich die Äste wieder in ihre ursprüngliche Stellung zurückbogen, war Grainger schon wieder eingeschlafen.
Magdalena eilte zum Seeufer hinunter. Dort, bei ihren Kleidern, wartete Eddie. Er hatte ein Wildkaninchen erlegt. Der Blick des Jungen flackerte vor Sorge. »Wo warst du denn, Schwesterherz? Ich habe dich schreien hören! Was ist passiert?«
»Ich, äh, ich bin in einen Dorn getreten«, schwindelte Magdalena. Und sie dachte sehnsuchtsvoll an den Dorn zurück, in den sie allerdings nicht gerade getreten war. Magdalena hätte nichts dagegen gehabt, öfter von ihm gestochen zu werden ...
Jake Rollins taten alle Knochen weh.
Der Banditen-Quacksalber hatte seine Wunden zwar versorgt. Trotzdem litt der Verbrecher immer noch unter der härtesten Abreibung, die er je im Leben gekriegt hatte.
Stöhnend erhob er sich von seinem Strohsack. Seine Augen waren so zugeschwollen, dass er seine Umgebung kaum erkennen konnte. Allerdings gab es momentan auch nicht viel zu erspähen. Durch das kleine Fenster der Blockhütte sah Rollins einen Pritschenwagen, der soeben von einigen seiner neuen Kumpane entladen wurde.
»Wieder in Form, Rollins?«
Der Galgenvogel zuckte zusammen. Durch die zweite Tür der Blockhütte war sein neuer Boss eingetreten. Und zwar völlig lautlos. Kein Wunder, dass er Shadow, der Schatten, genannt wurde.
Rollins lief ein eiskalter Schauer über den Rücken. »Ich - ich bin okay, Boss.«
»Das ist schön.« Shadows Stimme klang sanftmütig, doch genauso falsch, wie eine Drei-Dollar-Note aussah. »Komm mit, Rollins! Wenn du für mich arbeitest, dann musst du einiges über meine Pläne wissen.«
Die beiden Halunken traten vor die Hütte. Sie befanden sich am Rand einer bewaldeten Senke. Der Eingang einer zerfallenen Mine war auf dem Grund der Senke zu erkennen.
»Wir hatten einen ungebetenen Besucher«, erklärte Shadow. »Aber er ist krepiert. Tauchen wollte er in dem unterirdischen Fluss, der Dummkopf. Kein Mensch schafft es, so weit unter Wasser zu schwimmen.« Er lachte dreckig. »Jedenfalls hatte ich meinem Dynamiter ursprünglich befohlen, diesen Fremden mit einer Sprengladung lebendig zu begraben. Aber der Sprengmeister hat versagt. Und damit sein eigenes Todesurteil unterschrieben.«
Shadow grinste und führte den Zeigefinger vor der Kehle von links nach rechts. Der Bandenboss fuhr fort:
»Jedenfalls ist mein Dynamiter nun hinüber. Und der Fremde ebenfalls. Meine Männer haben sein Pferd gefunden. Noch ein Beweis dafür, dass er es nicht gepackt hat, die Wasseroberfläche zu erreichen. Der macht uns keine Probleme mehr. Aber das ändert nichts daran, dass ich einen neuen Sprengmeister brauche.«
Rollins glotzte wie ein gekochter Katzenfisch. Er wusste nicht, ob Shadow eine Antwort von ihm erwartete. Aber der Boss redete schon weiter.
»Du fragst dich vielleicht, warum ich unbedingt einen Dynamiter brauche. Nun, wer hier in Oregon mit Sprengstoff umgehen kann, der beherrscht das Land. Die paar Trails, die es gibt, führen durch das Gebirge. Eine richtig platzierte Dynamitladung kann eine ganze Armee stoppen.
Oregon ist ja erst seit 1859 Unionsstaat. Das bedeutet: Onkel Sam hat hier noch nicht viel zu melden. Die Blauröcke und die US-Marshals haben das Land noch nicht im Griff. Und sie werden es auch nicht beherrschen, kapierst du? Denn es gibt nur einen, der hier in Oregon das Sagen hat. Und das bin ich!« Shadow lachte wie ein Satan. »Ich habe noch große Dinge vor mit diesem Staat, Hombre. Aber dafür brauche ich einen Spitzen-Dynamiter!«
Shadow starrte Rollins durchdringend an. Dieser wurde bleich wie eine frisch gekalkte Adobe-Wand.
»Ich, ich habe keine Ahnung von Sprengstoff, Boss! Leider! Ich kann 'ne Dynamitstange kaum von einer Zigarre unterscheiden.«
Shadow machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich hatte auch nicht an dich gedacht, Idiot! - Hast du mal von Hank Cooper gehört?«
Rollins schüttelte den Kopf.
»Das war der beste Dynamiter im ganzen Westen, Rollins! Aber er hat den Löffel abgegeben. Doch seine Tochter lebt noch. Und es heißt, er hätte ihr vor seinem Tod alle Geheimnisse seiner Kunst verraten. Also ist der beste Sprengmeister des Westens momentan eine Lady!«
Rollins fragte sich, woher Shadow diese Dinge wusste. Aber er fragte besser nicht. Ohnehin hatte der Verbrecher die Erfahrung gemacht, dass alle großen Bosse das Gras wachsen hörten. Deshalb waren sie ja gerade so groß geworden.
»Aber es kommt noch besser!« Mit diesen Worten packte Shadow Rollins am Hemdkragen und zog ihn zu sich hin. Rollins erschrak angesichts der Kraft, über die der schmächtige Bandenboss verfügte. »Diese Magdalena Cooper ist auf dem Weg hierher, nach Oregon! Weiß der Satan, was sie hier will! Das kratzt mich auch nicht. Aber du wirst sie entführen, kapierst du? Sie und ihren kleinen Bruder. Den Bengel nehmen wir dann als Druckmittel, falls sie nicht so gern meine neue Sprengmeisterin werden will. Ich gebe dir so viele Männer mit, wie du brauchst. Aber schaff mir diese Magdalena Cooper her! Dann kriegst du auch Löhnung!«
»Alles klar, Boss«, brummelte Rollins. Die Aussicht auf Greenbucks beflügelte ihn ungeheuer. Außerdem wollte er nicht so enden wie Shadows bisheriger Sprengmeister.
Rollins wusste nun, was Shadow mit Männern machte, die versagten ...
Als Grainger erwachte, war die Traumfrau namens Magdalena verschwunden.
Der große Mann blinzelte. Er fragte sich, ob ihm nicht seine todesähnliche Erschöpfung einen Streich gespielt hatte. Aber falls es wirklich ein Traum gewesen war, dann ein verflucht wirklichkeitsnaher. Davon zeugte schon die offene Hose.
Grainger schüttelte den Kopf und grinste. Abgesehen von der Erinnerung an diesen fantastischen Mädchenkörper war seine Lage mehr als bescheiden.
Seinen Wallach hatte er auf der Nordseite dieses Berges zurückgelassen. Grainger zückte seinen Taschenkompass und stellte schnell fest, dass er sich im Süden befand. Er ging nicht davon aus, dass sein Pferd noch dort sein würde. Shadows Leute würden zumindest die nähere Umgebung abgesucht haben.
Immerhin hatten sie ihn, Grainger, noch nicht gefunden. Und das war viel wert, denn er hatte bei dem Tauchgang seinen Remington verloren!
Ein Mann ohne Pferd war hier draußen ein toter Mann. Und ein Mann ohne Schusswaffe war sozusagen doppelt tot.
Nur das Bowiemesser im Stiefelschaft war Grainger verblieben, um sich seiner Haut zu wehren.
Der große Mann dachte nach. Sollte er sich weiter im Gebüsch verkriechen und die Nacht abwarten, um von diesem Ort zu verschwinden?
Das wäre sicherer, gewiss. Aber Grainger war kein Feigling. Außerdem konnte er bei Nacht keine Spuren lesen. Und das würde nötig sein, wenn er wieder in die Nähe von zivilisierten Gegenden kommen wollte.
Grainger stiefelte hinunter zum Seeufer. Nachdem er sich das Gesicht gewaschen hatte, fühlte er sich schon viel besser. Der große Mann trank einige Schlucke von dem klaren, sauberen Gebirgswasser.
Und dann bemerkte er die Hufspuren.
Zwei, nein drei Gäule waren es gewesen, die man hier vor kurzem getränkt hatte. Die Hufspuren führten wieder vom Seeufer weg. Grainger folgte ihnen, wobei der erfahrene Fährtenleser sie genau musterte.
Eines der Pferde sank bei jedem Schritt tief in den Boden ein. Vielleicht hatte der Hombre im Sattel so manches Pfund zu viel auf den Rippen. Oder - was ebenfalls möglich war - es handelte sich um ein Packpferd.
Die beiden anderen Tiere hingegen hatten nur eine leichte Last zu tragen. Eine oder zwei Ladys oder Kinder, schätzte Grainger.
Nun, diese Magdalena, die ihn besucht hatte, war jedenfalls eine voll ausgereifte Frau gewesen. Das hatte Grainger am eigenen Leib erfahren können ...
Er grinste. Und dann entdeckte er die Überreste eines Lagerfeuers. Knochen und Fell ließen darauf schließen, dass sich hier jemand an einem Wildkaninchen gütlich getan hatte. Graingers Magen bekundete mit einem lauten Knurren seinen Neid. Aber es würde wohl noch dauern, bis sich der Agent wieder etwas hinter die Kauleisten schieben konnte.
Die Lagerstätte war keine zwanzig Schritte von dem Platz entfernt, wo Grainger im Gebüsch gelegen hatte. Sein Schlaf musste wirklich eher einer tiefen Ohnmacht geähnelt haben, wenn er von dem köstlichen Geruch gebratenen Wildfleisches nicht erwacht war!
Grainger schluckte und setzte seinen Weg fort. Er folgte den Hufspuren. Er vermutete, dass die Reiter ebenfalls einer Siedlung zustrebten. Zu Fuß würde er sie wohl kaum einholen können. Aber er hatte ein großes Interesse daran, die junge Lady Magdalena wiederzusehen. Allein schon der Gedanke daran ließ ihm die Hose eng werden.
Grainger verließ den Wald, wie es auch die drei Pferde vor ihm getan hatten. Er marschierte am Rand der hügeligen Gebirgsausläufer entlang. Die Hufspuren waren nun so deutlich, dass selbst ein Ostküsten-Gent mit Gehrock und Gamaschen die Fährte nicht verlieren konnte.
Da vernahm der große Mann Geräusche hinter sich.
Das Rollen von Wagenrädern und das Hufgetrappel mehrerer Pferde. Grainger überlegte kurz, ob er sich zwischen den Bäumen verstecken sollte. Aber wozu? Er kannte die Visagen von Shadows Leuten nicht. Selbst die Wache, die er ausgeknockt hatte, hatte er nur halb von hinten gesehen.
Es war also möglich, dass er es mit Bandenmitgliedern zu tun bekam, die nach ihm suchten.
Andererseits: Wenn diese Leute ehrliche Hombres waren, würden sie Grainger mit Recht für verdächtig halten, wenn er sich im Gebüsch verkroch. Außerdem hatte er dann keine Chance, von ihnen mitgenommen zu werden.
Der Agent beschloss, das Risiko einzugehen.
Er blieb ruhig dort stehen, wo er war. Es dauerte nicht lange, bis die Reisenden in Sicht kamen. Zwei Kerle im Sattel waren es, gekleidet wie Weidereiter. Der eine ritt einen Palomino, der andere einen Falben. Und dann war da noch ein Hombre auf dem Kutschbock des Pritschenwagens. Das Fahrzeug wurde von einem Braunen und einem Apfelschimmel gezogen.
Grainger hob die rechte Hand winkend zum Gruß. Gleichzeitig bekundete er damit seine friedliche Absicht. Ganz abgesehen davon, dass sein Revolvergürtel leer war ...
Doch das nutzte leider überhaupt nichts.
Der Mann auf dem Kutschbock brüllte: »Das ist eine von Shadows Kanaillen!« Er riss an den Zügeln.
Die erschreckten Kutschpferde änderten ihre Richtung. Sie pretschten genau auf Grainger zu. Und der Kutscher holte mit der Peitsche aus. Wahrscheinlich, um sie Graingers durch das Gesicht zu ziehen!
Doch dagegen hatte der große Mann etwas. Er war zwar praktisch unbewaffnet, doch er würde sich nicht widerstandslos überfahren und auspeitschen lassen. Hinzu kam, dass Grainger nicht nur der beste Agent der U.S. Government Squad war. Sondern auch noch ein äußerst erfahrener, mutiger und risikobewusster Kämpfer.
Seine drei Gegner hingegen waren Milchbubis!
Eigentlich war es nicht in Ordnung, sie als Männer zu bezeichnen. Jünglinge, das traf die Sache schon eher. Ihre rosigen Wangen wirkten so zart wie der Popo einer Jungfrau. Grainger glaubte nicht, dass sie schon einmal Bekanntschaft mit einem Rasiermesser gemacht hatten.
Aber darüber konnte er später mutmaßen.
Jetzt musste er zunächst den Angriff abwehren. Denn das, was den Boys an Erfahrung fehlte, machten sie durch Hass wieder wett.
Daher versuchte Grainger gar nicht erst, sich von Shadow zu distanzieren. Wenn diese hasserfüllten Greenhorns ihn für einen Verbrecher hielten, konnte sie nichts vom Gegenteil überzeugen. Jedenfalls nicht in diesem Moment.
Die Pferde hatten Grainger schon fast erreicht, als der große Mann zur Seite sprang! Gleichzeitig schlug der Kutscher mit der Peitsche nach Grainger.
Aber der Agent hatte gerade noch rechtzeitig seine Treiber-Handschuhe angezogen, die in der Innentasche seiner Jacke gesteckt hatten. Durch die Handschuhe wurde der Peitschenhieb abgemildert. Der große Mann packte die Peitschenschnur mit beiden Händen.
Damit hatte der Jüngling auf dem Kutschbock nicht gerechnet!
Grainger zog mit ganzer Kraft. Der Kutscher, der sich zum Schlagen halb aufgerichtet hatte, verlor das Gleichgewicht. Er stürzte kopfüber vom Wagen!
Vielleicht hatte er sich den Hals gebrochen. Aber darauf konnte Grainger in diesem Moment keine Rücksicht nehmen. Er hatte den Hombre nicht darum gebeten, gepeitscht zu werden!
Außerdem musste er sich jetzt um die beiden Reiter kümmern. Denn die wollten ihn in die Zange nehmen!
Die Hombres spornten ihre Reittiere zum Galopp an. Wenn die wirbelnden Hufe Grainger trafen, würde das dem großen Mann schlecht bekommen.
Es war nur ein schwacher Trost, dass die Kerle Grainger offenbar lebend fangen wollten. Es wäre ja leicht gewesen, ihn aus sicherer Entfernung abzuknallen wie bei einem Preisschießen. Deckung gab es in nächster Nähe nicht.
Stattdessen schwangen die Reiter ihre Winchestergewehre, die sie als Schlagwaffen einsetzen wollten. Sie hielten die Gewehre an den Läufen und wirbelten die Kolben drohend im Kreis.
Aber Grainger hatte nun auch eine Waffe.
Die Peitsche nämlich!
Sie war dem Kutscher bei seinem unfreiwilligen Kopfsprung aus der Hand gefallen. Grainger nahm nun schnell den Peitschenstiel in die Rechte und holte aus.
Keinen Augenblick zu früh!
Denn schon war einer der Reiter auf Schlagdistanz an Grainger herangekommen. Er setzte die Winchester wie eine Keule ein.
Doch der große Mann konnte im Notfall auch mit einer Peitsche umgehen!
Bevor der Gewehrkolben gegen seinen Schädel krachen konnte, hatte Grainger selbst zugeschlagen. Kurz, trocken, mit erschreckender Genauigkeit. Der Peitschenriemen hatte sein Ziel exakt getroffen.
Nämlich den rechten Handrücken des Reiters!
Unwillkürlich öffnete dieser seinen Griff, mit dem er die Winchester umklammert hielt. Er schrie vor Schmerzen auf. Die linke Hand allein konnte die schwere Waffe nicht halten. Also fiel die Winchester zu Boden.
Direkt zwischen die Beine des galoppierenden Pferdes!
Es war, als hätte jemand dem Tier einen Stock zwischen die Vorderbeine geworfen. Wild wieherte es auf. Dann stolperte es und fiel zu Boden, wobei es den Reiter abwarf.
Grainger reagierte blitzartig. Er schnellte vorwärts und griff sich die Winchester, die herrenlos auf dem Grasland lag.
Der Mann der B7 riss die Waffe in den Anschlag und repetierte. Nun waren die Karten neu gemischt!
Grainger legte auf das dritte Babyface an. Der Hombre war völlig überrascht. Er hielt immer noch sein Gewehr am Lauf, um es als Keule einzusetzen.
»Flossen hoch!«, rief Grainger mit Stentorstimme. »Fallen lassen!«
Das Greenhorn erbleichte. Er und seine Kumpane hatten geglaubt, mit dem unbewaffneten Mann leichtes Spiel zu haben. So konnte man sich täuschen.
Der Jüngling im Sattel zügelte seinen Gaul und löste seinen Griff um das Gewehr. Die Winchester fiel zu Boden.
»Was ist hier los?«
Grainger wirbelte herum. Entweder hatte sich der vierte Mann sehr leise genähert, oder der Agent war durch die Entwaffnung seines letzten Gegners zu abgelenkt gewesen.
Jedenfalls unterschied sich der Mann im Sattel eines Grauschimmels erheblich von den drei Burschen. Grainger erkannte auf den ersten Blick, dass er es mit einem erfahrenen Westmann zu tun hatte.
Ein grauer Bart wuchs im Gesicht des Oldtimers. Tiefe Falten hatten sich wie Canyons in seine wettergegerbte Haut gegraben. Doch er hatte den hellen Blick eines jungen Mannes. Und die Bewegungen des Graubarts wirkten so geschmeidig wie die eines Dreißigjährigen.
Der Oldtimer war in Leggins, Stiefel und Lederhemd gekleidet. Vor sich quer auf dem Sattel hatte er eine Sharps Büffelflinte.
»Da, da war plötzlich dieser Bastard von Shadows Bande, Onkel Lucas«, stammelte der Jüngling, der soeben sein Pferd gezügelt hatte. Er war der Einzige, der momentan sprechen konnte. Die beiden anderen verhinderten Helden lagen immer noch stöhnend am Boden und untersuchten ihre Körper auf ernsthafte Wunden.
»Und woher wisst ihr, dass er zu Shadows Haufen gehört? Hat er es zugegeben, Timmy?«
»Natürlich nicht! Aber ...«
Der junge Hombre verstummte. Offenbar suchte er krampfhaft nach einem Grund, warum Grainger zu Shadows Bande gehören sollte. Aber ihm fiel keiner ein. Beschämt starrte er zu Boden.
Der Oldtimer ritt langsam näher. Grainger bemerkte, dass er die Rechte nicht am Abzug seiner Büffelflinte hatte. Er schaute Grainger durchdringend an.
»Ich heiße Lucas Archer, Mister. Und ich bin schon verdammt lange in dieser Gegend. Da war Oregon noch nicht amerikanisches Territorium. Und jetzt sind wir ein richtiger Unionsstaat. Und ich bin immer noch hier. Was ich sagen will: Ich erkenne einen Schuft und Halsabschneider an der Nasenspitze. Und Sie, Mister, haben ein ehrliches Gesicht.«
Nun mischte sich das Greenhorn ein, das der Alte Timmy genannt hatte.
»Aber der Kerl ist doch verdächtig, Onkel Lucas! Warum läuft er hier ohne Pferd, ohne Hut und ohne Schießeisen in der Wildnis herum?«
»Woher soll ich das wissen? Habt ihr ihn gefragt?«
Darauf hatte Timmy wieder keine Antwort. Er schwieg verbissen. Lucas Archer wandte sich an Grainger.
»Die drei Boys sind keine schlechten Burschen, Mister. Nur etwas heißblütig. Und voller Hass. Aber wer kann es ihnen verdenken? Shadows Bande hat ihre Eltern und ihre kleine Schwester ausgelöscht. Seitdem ist dieser alte Ziegenbock, der gerade mit Ihnen redet, das Einzige, was sie noch an Familie haben.«
Grainger nickte langsam. Nun sah er die besinnungslose Wut, mit der ihn die drei Jünglinge grundlos angegriffen hatten, mit anderen Augen.
»Ich heiße Grainger«, sagte er laut und deutlich, »und ich schwöre bei Gott, dass ich nicht zu Shadows Bande gehöre. Ich bin nur auf der Durchreise und wurde selbst angegriffen. Mein Pferd und meine Waffen sind dabei verloren gegangen.«
Timmy und seine beiden Brüder wirkten ziemlich mürrisch. So richtig schienen sie Grainger noch nicht zu glauben. Doch Old Lucas sagte: »Das Wort eines Mannes ist hier draußen heilig. Wenn man darauf nicht mehr vertrauen kann, dann wird die ganze Welt zur Hölle fahren. - Wenn Sie wollen, Grainger, dann nehmen wir Sie mit nach Paradise.«
Nach Paradise, ins Paradies? Der große Mann musste unwillkürlich grinsen.
»Paradise ist nur eine kleine Stadt, wie es viele hier im Westen gibt«, erklärte Lucas Archer. »Aber für die ersten Siedler, die auf dem Oregon-Trail hierher kamen, muss es wohl ausgesehen haben wie himmlische Gefilde.«
»Gerne, Mr. Archer.«
»Lass den Mister stecken, Grainger! Wir sind hier nicht vor Gericht. Nenn mich einfach Onkel Lucas, das bin ich gewöhnt.«
»Alles klar, Onkel Lucas.«
Inzwischen hatten sich auch Timmys Brüder Bill und Jim wieder aufgerafft. Keiner von ihnen war ernsthaft verletzt worden. Nur der Peitschenhieb, mit dem Grainger Bills Hand getroffen hatte, hinterließ eine blutige Strieme. Onkel Lucas verband sie mit einer Mullbinde aus seiner Satteltasche. Dann mussten seine drei Neffen Grainger die Hand geben, damit wieder Frieden herrschte.
Der Mann der U.S. Government Squad durfte gemeinsam mit Bill auf dem Kutschbock des Pritschenwagens Platz nehmen. Dann schlug die kleine Gruppe den Weg nach Paradise ein ...
Magdalena Cooper hätte glücklich sein sollen.
Und doch wirkte die junge Frau fast bedrückt, als sie das Office der Bergwerksgesellschaft in Paradise wieder verließ.
Ihr Bruder kauerte auf dem hölzernen Sidewalk und schnitzte an einem Ast herum. Nun sprang er auf und blickte seine Schwester erwartungsvoll an. »Was ist, Magdalena? Was haben sie gesagt?«
»Sie haben mich angeheuert.«
Die junge Frau zeigte Eddie ein Bündel Greenbucks, das sie als Vorschuss erhalten hatte. Im Grunde war ihr klar gewesen, dass die Bergwerksleute sie einstellen würden. Der Name Cooper hatte einen guten Klang bei allen, die mit Sprengungen zu tun hatten. Jeder in diesem Geschäft wusste, wie gut ihr Vater gewesen war. Und es war auch jedem bekannt, dass der alte Cooper seine Tochter als Dynamiterin angelernt hatte.
Eddie vollführte einen kleinen Indianertanz auf dem Sidewalk. Der Junge machte einen riesigen Luftsprung. Schließlich versuchte er, mit seiner kindlich hohen Stimme diejenige eines Erwachsenen zu imitieren.
»Miss Cooper, es ist uns eine Ehre, Sie einstellen zu dürfen! Wir werden Ihnen jede einzelne Dynamitstange mit Gold aufwiegen!«
Magdalena kicherte. Ihr kleiner Bruder verstand es mit seiner drolligen Art immer wieder, sie aufzuheitern.
Und eigentlich hatte sie überhaupt keinen Grund, um Trübsal zu blasen. Der lange Ritt nach Oregon war buchstäblich ohne unangenehme Zwischenfälle verlaufen. In dem Pazifik-Staat hatte sie auf Anhieb einen neuen Job gefunden.
Gewiss, der tragische Unfalltod ihres Vaters hing Magdalena immer noch nach. Ihre Mutter war ja schon bei Eddies Geburt gestorben. Manchmal kam es Magdalena so vor, als wäre sie für den Zehnjährigen Mutterersatz. Jedenfalls hatte sie ihn großgezogen, so gut sie konnte ...
Doch das war es nicht, was ihr seit kurzer Zeit Magendrücken bereitete. Da gab es einen ganz anderen Grund.
Es war die Sehnsucht.
Die Sehnsucht nach Grainger, dem großen Mann mit den sandfarbenen Haaren. Magdalena konnte das Erlebnis am Seeufer nicht vergessen. Grainger hatte es, gut bestückt und erfahren, wie er war, verstanden, ihre quälendste Leidenschaft zu befriedigen. Er hatte ein Stück Land, das unter entsetzlicher Dürre litt, wieder bewässert. Dafür war sie ihm auch sehr dankbar. Doch inzwischen brauchte der Boden die Gießkanne erneut. Es bestand sonst die Gefahr, dass die Trockenheit schlimmer als zuvor zurückkehrte ...
Magdalena beschimpfte sich selbst innerlich als dumme Gans. Anstatt sich über diese Gelegenheit zu freuen, die sich ihr geboten hatte, verlangte sie wie ein undankbares Kind ständig nach mehr.
Nie bist du zufrieden!, schalt sie sich aus. Genieße doch einfach die Erinnerung an diesen großen Mann mit seinem herrlich langen, dicken...
Magdalena unterbrach abrupt ihren Gedankengang. Und dafür gab es einen guten Grund. Soeben ritten drei Männer in die Stadt hinein. Zwei Jünglinge und ein Oldtimer, der wie ein Büffeljäger gekleidet war. Doch diese Kerle kümmerten das junge Girl nicht. Aber hinter den Reitern kam noch ein Pritschenwagen angerattert. Auf dessen Bock saßen zwei Männer.
Und einer von ihnen war Grainger! Ihr Liebhaber vom Seeufer!
»Was ist denn mit dir, Magdalena?« Das war Eddies Stimme. Sie drückte Besorgnis aus. »Du hast ja plötzlich ganz rote Flecken auf den Wangen! Wirst du krank, Schwesterchen?«
Unwillkürlich musste Magdalena schmunzeln. »Nein, ich werde nicht krank. Ich habe bloß zu viel Sonne abgekriegt heute. Lass' uns mehr in den Schatten gehen ...«
Und sie traten zurück unter das Vordach des Sidewalks. Magdalena erzählte ihrem Bruder einiges über ihren neuen Job, während sie aus den Augenwinkeln beobachtete, wie der Pritschenwagen vor dem General Store hielt. Während die anderen Männer Säcke abluden, ging Grainger hinein. Als er wieder herauskam, hatte er einen Stetson auf dem Köpf und einen Colt im Holster. Das konnte Magdalena sogar auf die Entfernung erkennen.
Dann verabschiedete er sich per Handschlag von dem Oldtimer und den drei jungen Burschen. Grainger stiefelte zum einzigen Hotel von Paradise. Es trug den nicht sehr fantasievollen Namen Paradise Hotel.
Dort waren auch Magdalena und ihr kleiner Bruder einquartiert. Das Herz der jungen Frau schlug bis zum Hals. Ihr Wunsch, das innerliche Flehen, ihn wiederzusehen, war erhört worden.
Magdalena zog einen Zettel aus ihrer Jackentasche. Sie trug Männerkleidung. Wie immer, wenn sie sich für einen Job bewarb. Erstens wollte sie nicht wegen ihres riesigen Busens in Lohn und Brot kommen. Und zweitens sollte sofort klar sein, dass sie auch in enge Bergwerksschächte kriechen und sich auf Bäume hangeln konnte. Was in einem bodenlangen Kleid schwer möglich war ...
»Ich habe hier eine Liste mit Sachen, die noch besorgt werden müssen, Eddie. Kannst du das im General Store erledigen? Ich muss nachher noch zur Bergwerksgesellschaft und ein paar Einzelheiten besprechen. Wir treffen uns dann auf unserem Zimmer.«
Der Junge freute sich über die wichtige Aufgabe. Magdalena gab ihm den Zettel und Geld. Sie hatte ihren Bruder ein wenig angeschwindelt. Es war nicht die Bergwerksgesellschaft, zu der sie sich magisch hingezogen fühlte.
Es war Grainger ...