Zwei Spitzen-Western Sonderband 1003 - Barry Gorman - E-Book

Zwei Spitzen-Western Sonderband 1003 E-Book

Barry Gorman

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Beschreibung

Dieser Band enthält folgende Western von (349XE) Barry Gorman: Grainger und die Dynamit-Lady Jessys heißer Ritt Grainger saß in der Falle. Der große Mann kauerte bewegungslos in einem stillgelegten Bergwerk. Finster war es dort wie in der Hölle. Den Rückweg hatte man ihm abgeschnitten. Und einen anderen Weg aus der Mine kannte er nicht. Wenn er sich aber orientieren wollte und ein Streichholz anzündete, gab er eine erstklassige Zielscheibe für seine unsichtbaren Feinde ab. Grainger wusste, dass sie auf ihn lauerten. Er hörte das Knarren ihrer Stiefel und das Klirren ihrer Waffen. Da blitzte plötzlich Mündungsfeuer auf!

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Barry Gorman

Zwei Spitzen-Western Sonderband 1003

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Inhaltsverzeichnis

Zwei Spitzen-Western Sonderband 1003

Copyright

Grainger und die Dynamit-Lady

Jessys heißer Ritt

Zwei Spitzen-Western Sonderband 1003

Barry Gorman

Dieser Band enthält folgende Western von

Barry Gorman:

Grainger und die Dynamit-Lady

Jessys heißer Ritt

Grainger saß in der Falle.

Der große Mann kauerte bewegungslos in einem stillgelegten Bergwerk. Finster war es dort wie in der Hölle.

Den Rückweg hatte man ihm abgeschnitten. Und einen anderen Weg aus der Mine kannte er nicht. Wenn er sich aber orientieren wollte und ein Streichholz anzündete, gab er eine erstklassige Zielscheibe für seine unsichtbaren Feinde ab.

Grainger wusste, dass sie auf ihn lauerten. Er hörte das Knarren ihrer Stiefel und das Klirren ihrer Waffen.

Da blitzte plötzlich Mündungsfeuer auf!

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

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COVER EDWARD MARTIN

© dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

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Alles rund um Belletristik!

Grainger und die Dynamit-Lady

Western vonBarry Gorman

Grainger saß in der Falle.

Der große Mann kauerte bewegungslos in einem stillgelegten Bergwerk. Finster war es dort wie in der Hölle.

Den Rückweg hatte man ihm abgeschnitten. Und einen anderen Weg aus der Mine kannte er nicht. Wenn er sich aber orientieren wollte und ein Streichholz anzündete, gab er eine erstklassige Zielscheibe für seine unsichtbaren Feinde ab.

Grainger wusste, dass sie auf ihn lauerten. Er hörte das Knarren ihrer Stiefel und das Klirren ihrer Waffen.

Da blitzte plötzlich Mündungsfeuer auf!

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

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Alles rund um Belletristik!

1

Instinktiv presste sich der große Mann gegen die Schachtwand. Er versuchte, so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Das heiße Blei hackte knapp neben ihm in das steinige Erdreich.

Grainger hatte seinen Remington schon längst in der rechten Faust. Nur Sekunden nach dem plötzlichen Gewehrfeuer zog er den Stecher durch. Er zielte in Richtung des Mündungsfeuers.

Und traf!

Ein Schmerzensschrei gellte durch den Bergwerk-Streb. Danach ertönten die Stimmen mehrerer Männer. Mindestens drei, wenn Grainger es richtig mitkriegte. Hier, so weit unter der Erdoberfläche, konnte man sich nicht unbedingt auf die eigenen Ohren verlassen.

»Jim hat‘s erwischt.«

»Schlimm?«

»Jedenfalls sagt er nichts mehr.«

»Carl, bist du das?«

»Yeah. Und Donny ist auch noch bei mir.«

»Wo ist der Dreckskerl, der Jim umgeblasen hat?«

»Irgendwo da vorn, an der Flözstrecke. - Hey, Fremder! Schmeiß deine Kanone weg und komm raus!«

Grainger war nicht so dumm, darauf zu antworten. Er hatte sich nach seinem Schuss ohnehin schnell auf allen vieren ein Stück zur Seite bewegt.

Es wäre glatter Selbstmord gewesen, sich diesen Kanaillen zu ergeben. Es waren Killer. Da war sich Grainger sicher. Während er sich lautlos ein Stück vorarbeitete, dachte er noch einmal an seinen aktuellen Auftrag, der ihn in dieses verlassene Bergwerk geführt hatte.

Shadow nannte sich ein geheimnisvoller Bandenboss, der hier im östlichen Teil von Oregon sein Unwesen trieb. Das Land wurde von Heimstättern unter den Pflug genommen. Dörfer und kleinere Städte entstanden fast über Nacht. Ein Siedlertreck nach dem anderen drängte aus dem Osten in die unendlichen Weiten des Oregon-Territoriums am Pazifik. Das heißt, inzwischen war Oregon sogar offizieller Staat der Union geworden.

Es wäre alles in Ordnung gewesen. Aber da war eben dieser Shadow, der den Heimstättern das Leben zur Hölle machte. Immer wieder überfiel seine Bande einsame Farmen und metzelte deren Bewohner nieder. Auch Angriffe auf Siedlertrecks hatte es schon gegeben.

Die lokalen Sheriffs und die US-Marshals waren bisher mit der Shadow-Gang nicht fertig geworden. Und die Army kam zur Bekämpfung dieser Bande ebenfalls nicht in Frage. Im dünn besiedelten Ost-Oregon gab es kaum Kavallerie-Vorposten. Und wenn mal eine Patrouille von Blauröcken unterwegs war, konnten sich die Desperados in dem unübersichtlichen Gelände bequem vor den Soldaten verbergen. Die US-Kavallerie hatte einfach nicht genug Männer in Oregon, um unter jedem Stein und jedem Busch nach Shadows Handlangern zu suchen.

Stattdessen schickte die U.S. Government Squad ihren besten Mann an die Pazifikküste. Grainger sollte hier aufräumen. Die Bäckerburschen aus Washington hatten ihn beauftragt, die Bande zu zerschlagen. Dieser Shadow und seine Schergen sollten vor ein ordentliches Gericht gestellt und die Gefahr damit beseitigt werden.

Grainger hatte sich in einer nahen Stadt umgehört. Und erfahren, dass mit diesem aufgegebenen Bergwerk etwas nicht stimmen sollte. Aber da Grainger nicht an Geister glaubte, wollte er hier lieber seine Suche nach Shadow beginnen.

Doch leider war er entdeckt worden.

Ein Wachtposten, den Grainger ausgeschaltet hatte, konnte noch zuvor einen Warnruf ausstoßen. Der Mann der B7 hatte zwar in das Bergwerk eindringen können. Aber nun sah es nicht so aus, als ob er es wieder verlassen könnte. Jedenfalls nicht lebend.

Aber Grainger war kein Mann, der schnell aufgab.

Er tastete sich geräuschlos vorwärts. Die Fingerspitzen der linken Hand an der Stollenwand neben ihm. Und den Remington schussbereit in der Rechten.

»Henry!«, schrie einer von Shadows Leuten. Grainger zweifelte jedenfalls nicht daran, dass er es mit dieser Bande zu tun hatte. »Der Hombre kommt zu euch rüber! Blast ihm den Schädel von den Schultern!«

»Wird gemacht, Jake!«

Grainger biss die Zähne zusammen. Woher konnten die Kerle wissen, wo genau er sich befand? Es war schließlich überall stockdunkel. Vielleicht lag es ja daran, dass sich die Bande schon so lange in ihrem Bau verkrochen hatte. Da verwandelten sich die Männer wohl allmählich in Grottenolme, dachte Grainger düster witzelnd.

Doch seine Aufmerksamkeit wurde dadurch nicht geschmälert. Und das war auch gut so.

Denn im nächsten Moment bekam er Feuer von rechts!

Gleich zwei Mündungsfeuer blitzten auf. Der typische Räucherspeckgeruch von Pulverdampf stieg Grainger in die Nase. Er hatte sich sofort zu Boden geworfen. Kaum hatten die Waffen seiner Feinde gesprochen, als der große Mann auch schon zurückschoss.

Grainger zog den Stecher durch. Dann zog er den Abzugshahn zurück und feuerte noch einmal. Und ein drittes Mal!

Gurgelnde, erstickte Rufe waren die Antwort. Die Worte konnte Grainger nicht verstehen. Es war fraglich, ob Shadows Männer überhaupt etwas Bestimmtes hatten sagen wollen. Wahrscheinlich hatte Grainger nur ihre Todesschreie gehört.

Grainger eilte ein Stück weit vorwärts, nachdem er wieder vom Boden hochgeschnellt war. Die beiden Schießer, die ihn von links angegriffen hatten, rührten sich nicht mehr. Von ihnen war wohl keine Gefahr mehr zu befürchten. Doch Grainger wusste natürlich nicht, mit wie vielen Gegnern er es insgesamt zu tun hatte.

Das stillgelegte Bergwerk kam ihm vor wie ein riesiges Labyrinth. Tastend lud er seinen Revolver nach. Er hatte nur die Munition bei sich, die sich in seinem Waffengurt befand. Die Winchester steckte im Scabbard an seinem Sattel. Der Agent hatte sein Pferd in gebührender Entfernung zur Mine in einem Wäldchen an einen Baum gebunden.

Nun sprach wieder einer der Verbrecher zu ihm. Die Stimme schien von überall und nirgends zu kommen.

»Fremder? Ich werde Shadow genannt. Du bist in mein Reich eingedrungen. Das war dumm von dir. Sehr dumm sogar. Und du hast meine Leute getötet. Das wirst du bereuen. Doch ich bin ein fairer Gegner. Wenn du dich jetzt ergibst, dann verspreche ich dir eine schnelle Kugel. - Aber wenn wir dich fangen, dann wirst du noch um deinen Tod betteln!«

Grainger ließ sich von der kleinen Ansprache nicht beeindrucken. Er hatte schon genug Verbrecherbosse kennen gelernt, die eine dicke Lippe riskierten. Ihm fiel nur auf, dass dieser Shadow eine sehr unangenehme Stimme hatte. Eine Stimme wie ein Rattenbiss.

Grainger ärgerte sich nur darüber, dass er nicht genau hören konnte, wo sich Shadow befand. Über ihm? Unter ihm? Links oder rechts? Es war unmöglich, das genau zu sagen. Die Stimme klang hohl, als ob der Verbrecher in einen Belüftungsschacht rufen würde. Aber mehr konnte Grainger beim besten Willen nicht feststellen.

Trotzdem war sein Gehör gut genug, um sein Leben zu retten. Denn noch während Shadow seine Drohungen hinausblökte, vernahm der Agent trotzdem ein leises Geräusch neben ihm.

Das Klicken eines Revolverhahns!

Grainger warf sich zur Seite. Die Waffe seines Feindes krachte. Die Kugel jagte als heißer Todeshauch an dem Agenten vorbei. Sie streifte aber nur seine Bisonlederjacke. Der große Mann blieb unverletzt. Und er gab seinem Gegner keine zweite Chance, sein Glück zu versuchen.

Grainger ließ den Remington sprechen. Der Revolver brüllte auf in dem engen Stollen. Ein erstickter Laut ertönte. Dann krachte ein schwerer Körper zu Boden.

Der große Mann verharrte einen Moment lang regungslos. Dann arbeitete er sich weiter vorwärts. Nur wenige Yards weiter stieß er mit seinem Stiefel gegen den Mann, den er zu Boden geschickt hatte. Grainger ging in die Knie und berührte den Körper mit seiner freien Linken. Sofort wusste er, dass der andere mausetot war. Seine große Erfahrung sagte ihm das.

Der Agent richtete sich wieder auf. So weit das in dem niedrigen Stollen für einen großen Mann wie ihn überhaupt möglich war.

Grainger blieb in Bewegung. Nach wie vor hatte er keine Ahnung, wo seine Feinde lauerten. Er wusste nur, dass sie ihm den Weg zum Ausgang versperrt hatten. Wenn er sich in diese Richtung wandte, wurde er von einem Sperrfeuer empfangen, gegen das er als Einzelner nicht ankommen konnte.

Vielleicht gab es ja einen anderen Stollen, der aus der Mine herausführte. Grainger hatte einen Taschenkompass bei sich. Damit hätte er sich orientieren können. Hätte - denn es wäre immer noch Selbstmord gewesen, ein Streichholz anzureißen, um den Kompass ablesen zu können.

Shadows Männer warteten irgendwo im Dunkeln nur darauf, Grainger in ein Sieb zu verwandeln.

Da spürte der Mann der U.S. Government Squad plötzlich einen kalten Hauch an seiner linken Wange. Er hatte sich nicht getäuscht. Das war nicht die dumpfe, schwere Minenluft, die den Bergleuten das Atmen zur Qual machte. Es war eine frische Brise von draußen. Sie deutete auf einen nahen Belüftungsschacht hin.

Grainger tastete sich weiter an der Stollenwand entlang. Da geriet plötzlich das Geröll unter seinen Stiefeln ins Rutschen!

Der Agent versuchte, zurückzuspringen. Aber in der Finsternis hatte er die Abschüssigkeit des Stollens unterschätzt. Und nach ein paar Yards hatte er überhaupt keinen Boden mehr unter den Füßen.

Grainger stürzte in einen Abgrund!

2

Das Girl hatte Brüste so groß wie Melonen.

Die Haut ihres Busens war so weiß wie der Schnee auf den Gipfeln der Rocky Mountains. Und an Form und Größe konnte es ihre Oberweite jederzeit mit den Vorzeige-Züchtungen eines mexikanischen Wassermelonen-Farmers aufnehmen. Hinzu kam, dass diese wundervollen Formen nicht erschlafft den Kontakt mit dem Erdboden suchten. Sondern vielmehr so straff und prall waren, dass man ihre Perfektion kaum begreifen konnte. Gekrönt wurden diese Wunderwerke der Natur von dunkelrosa Spitzen, die groß und neugierig aufrecht standen wie kleine Wachtürme.

Die Besitzerin dieses Prachtbusens hieß Magdalena Cooper. Sie war ein fünfundzwanzigjähriges blondes Girl mit einem sehr hübschen Gesicht und einer schlanken Figur, wenn man von ihrem beeindruckenden Vorbau mal absah.

Magdalena stand vor einem Frisiertisch und kleidete sich an.

Mit einem bedauernden Ausdruck auf dem Gesicht schaute Leonard Miller zu, wie Magdalenas herrliche Brüste unter einem Battist-Unterrock, einem Korsett und schließlich einem lindgrünen, bodenlangen Kleid verborgen wurden.

Der ältere Mann saß auf einem Hocker neben dem Bett. Seine Hände hatte er auf den Knauf seines Spazierstocks gestützt. Wie ein Gent von der Ostküste war Miller gekleidet. Gestreifte Hosen, Gamaschen, Gehrock und Zylinder, der allerdings noch auf dem Kleiderhaken neben der Tür hing.

Man hätte glauben können, dass Magdalena und Miller soeben ein Schäferstündchen miteinander verbracht hatten. Und doch war es nicht so. Leonard Miller gehörte zu den Männern, die durch Alter und eine heimtückische Krankheit längst die Kraft ihrer Lenden verloren hatten. Ihm blieb wirklich nur, eine Frau wie Magdalena bewundernd anzuschauen. Etwas anderes konnte er nicht mit ihr anstellen. Auch wenn er sich noch so sehr bemühte.

Und trotzdem war Miller auf seine Art mit Magdalena glücklich gewesen. Er gab sich vollauf damit zufrieden, seinen Kopf zwischen ihre riesigen Brüste schmiegen zu dürfen. Dadurch wurde zwar das Feuer in seinen Lenden auch nicht wieder entfacht, aber es wärmte immerhin sein altes Herz. Darum sah er es auch nicht gern, dass Magdalena nun weggehen wollte.

Das Girl rollte schwarze Seidenstrümpfe über ihre wohl geformten Beine. Es war, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte.

»Sei nicht traurig, Leo. Ich bin dir sehr dankbar für alles, wirklich. Aber Eddie und ich können dir nicht länger zur Last fallen.«

»Zur Last! So ein Unsinn, Magdalena! Als der älteste Freund deines verstorbenen Vaters habe ich praktisch eine Verpflichtung, für euch zu sorgen!«

»Ich kann sehr gut mein eigenes Geld verdienen«, sagte Magdalena selbstbewusst. »Und zwar nicht als Saloongirl oder Hausmädchen. Vater hat mich in die Geheimnisse seines Handwerks eingeweiht, bevor er von uns gegangen ist.«

Das blonde Girl hatte plötzlich mit den Tränen zu kämpfen. Ein halbes Jahr war es nun her, seit ihr Vater sich versehentlich selbst in die Luft gesprengt hatte. In dieser Zeit hatten Magdalena und ihr zehnjähriger Bruder Eddie bei Leonard Miller in Denver gewohnt. Ihre Mutter war schon bei Eddies Geburt gestorben. Manchmal kam es Magdalena, die bei diesem furchtbaren Ereignis erst fünfzehn gewesen war, so vor, als sei der Bengel ihr eigener Sohn. Jedenfalls hatte sie ihn praktisch großgezogen. In verschiedenen Eisenbahncamps und beim Brückenbau, überall im Westen ...

Leonard Miller holte eine Zigarre aus seinem Gehrock, zündete sie an und begann nervös zu paffen.

»Das Handwerk deines Vaters! Sei mir nicht böse, Magdalena. Aber wohin wird dich das führen? Dein Vater war der beste Sprengmeister im ganzen Westen. Und selbst ihn hat sein Schicksal eingeholt.«

»Das ist nicht fair, Leo! Es war ein Unfall beim Sprengen, der Vater das Leben gekostet hat! Aber Unfälle geschehen überall. Wenn du hier aus dem Haus trittst und unter eine sechsspännige Reisekutsche gerätst, bleibt auch nicht viel von dir übrig.«

»Du weißt genau, was ich meine! Ein Dynamiter lebt nun mal gefährlicher als ein Farmer oder ein Gehilfe in einem General Store.«

»Mag sein. Aber ich bin nun mal keine Farmerin. Und ich habe auch noch nie hinter einer Ladentheke gestanden. Hingegen bin ich mit Sprengstoff aufgewachsen. Als kleines Mädchen habe ich mehr mit entschärften Zündhütchen als mit Puppen gespielt. Ich werde in Vaters Fußstapfen treten! Das bin ich ihm schuldig!«

Leonard Miller stieß seufzend den Zigarrenrauch aus. Er hätte wissen müssen, dass Magdalena den Dickkopf ihres Vaters geerbt hatte. Sein Blick glitt über ihr schönes Gesicht mit den blauen Augen und dem roten Kussmund. Selbst unter dem züchtigen Kleid war ihr Prachtbusen unübersehbar.

Es war wirklich ein Jammer. Magdalena hätte ihm sein altes Herz erwärmen können, wie sie es schon in den vergangenen Monaten getan hatte. Stattdessen sah er sie in seiner Fantasie, wie sie in Männerkleidern mit Dynamit herumfuhrwerkte, die Zündschnur zwischen den Zähnen und die Sprengkapseln in ihren langen, feingliedrigen Fingern.

Aber Miller verfügte über die Erfahrung eines langen Lebens. Daher wusste er, dass man Reisende nicht aufhalten konnte. Niemals.

»Wohin willst du gehen?«, fragte er matt.

»Nach Oregon! Dort gibt es in den Blue Mountains und im Kaskadengebirge noch genügend Brücken und Tunnel, die gebaut werden wollen. Und wo so etwas geschieht, da ist auch eine gute Sprengmeisterin gefragt.«

»Der Name Cooper ist ein guter Name. Er wird dir den Weg ebnen«, räumte Leo Miller ein.

Plötzlich drehte sich Magdalena zu ihm um. Sie kam zu ihm herüber und drückte den Kopf des Sitzenden sanft gegen ihren üppigen Busen. »Sei nicht traurig, Leo! Ich werde dir nie vergessen, was du für mich und Eddie getan hast. Aber du musst verstehen, dass ich auf eigenen Füßen stehen will.«

Miller wurde von Glücksgefühlen durchflutet, die allerdings nicht stark genug waren, um den ewigen Tiefschlaf seiner Lenden zu stören.

Magdalena gab ihm einen zärtlichen Kuss, damit er sie in schöner Erinnerung behielt.

Und während sie ihren väterlichen Freund küsste, wurde die junge Frau von ihrer eigenen Leidenschaft fast verzehrt. Sechs Monate hatte sie nun bei Leo gelebt. Er war leider nicht in der Lage gewesen, ihr das zu geben, wonach sie sich am Stärksten sehnte.

Magdalena wollte nicht nur deshalb nach Oregon gehen, um dort als Dynamiterin ihr eigenes Geld zu verdienen. Vielmehr hoffte sie auch, in dem rauen Staat des Nordwestens einen Mann kennen zu lernen. Einen richtigen Mann, der das ewige Feuer in ihrem Schoß löschen konnte ...

3

Grainger war benommen, aber nicht betäubt.

Er schüttelte unwillig den Kopf. Sein Schädel brummte. Aus einer kleinen Platzwunde an der Stirn sickerte Blut in Graingers Augenbrauen. Der große Mann tastete nach seinem Revolver. Der Remington lag unweit von ihm. Er griff danach.

Die Knochen taten dem Agenten weh. Aber es schien nichts gebrochen zu sein. Wahrscheinlich war er doch nicht so tief gestürzt, wie er angenommen hatte. Aber wer konnte das schon sagen in dieser Finsternis?

Kaum war ihm dieser Gedanke gekommen, als irgendwo über ihm ein Licht angezündet wurde. Die plötzliche Helligkeit schmerzte in Graingers Augen. Er legte den Kopf in den Nacken. Ungefähr acht Yards über ihm konnte er die Umrisse von einigen Männern erkennen. Sie leuchteten mit ihren Blendlaternen in den Abgrund.

Die Kerle hatten erkannt, dass Grainger noch nicht außer Gefecht gesetzt war. Jedenfalls standen sie alle so, dass er sie mit seinen Revolverkugeln unmöglich erreichen konnte. Dafür war der Schusswinkel einfach zu schlecht.

Eine der Kanaillen ergriff nun das Wort. »Ich bin Shadow, Fremder! Und ich könnte meinen Männern befehlen, dich aus sicherer Deckung abzuknallen wie einen Hasen! Aber ich tue es nicht. Willst du den Grund dafür erfahren?«

»Ich sterbe vor Neugier«, erwiderte Grainger trocken.

Leider konnte er den Verbrecher nicht genau sehen, wegen dem die Bäckerburschen aus Washington ihn hierher nach Oregon geschickt hatten. Kein Wunder, denn Shadow hielt sich ebenso außerhalb von Graingers Schussfeld auf wie der Rest seiner Leute.

»Ich lasse dich nicht erschießen, weil ich Rache will. Das wäre ein zu schneller Tod für dich. Du hast ein paar von meinen Männern umgelegt und andere verwundet. Das muss einfach gerächt werden. Wie würde es dir gefallen, dort unten lebendig begraben zu sein? - Holt George!«

Die beiden letzten Worte galten offenbar Shadows Speichelleckern. Grainger konnte hören, wie einer von ihnen davonrannte.

Der große Mann biss die Zähne zusammen. Sein Gehirn suchte nach einem Ausweg. Aber es gab keinen, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Die Wände links und rechts neben Grainger waren zu steil, um an ihnen empor klettern zu können. Abgesehen davon, dass dort oben ein paar Halsabschneider standen, die ihn mühelos von seinem Tun abbringen konnten.

Der Hombre war offenbar inzwischen mit George zurückgekehrt.

»Es gibt Arbeit für meinen Sprengmeister.« Das war Shadows Stimme. »George, da unten auf dem Boden des Abgrundes sitzt ein Dreckskerl, der uns ausspionieren wollte. Spreng den Stollen hier! Aber nicht so, dass dieser Kojote durch herabfallende Gesteinsbrocken krepiert! Er soll da unten verdursten, kapierst du?«

»Verdursten«, echote George. »Alles klar, Boss.«

»Gut. Dann kannst du mit der Arbeit anfangen. Aber geh nicht zu nahe an den Abhang! Der Kerl da unten hat immer noch seine Kanone. Doch die wird ihm bald nichts mehr nützen!« Shadow lachte meckernd, als hätte er einen hervorragenden Witz gemacht. Und aus der Sicht seiner bösen Seele war das grausame Ende, das er für Grainger vorgesehen hatte, ja auch wirklich sehr lustig ...

»Zurück mit euch!«, befahl Shadow seinen Leuten, die im vorderen Teil des Stollens auf ihren Einsatz warteten. »Georgie braucht Platz zum Arbeiten! Und außerdem wird uns hier vorn bald alles um die Ohren fliegen!«

Der Dynamiter stellte sich seine Blendlaterne zurecht und versah die einzelnen Dynamitstangen mit Zündern. Er wollte vor dem Rand des Abgrundes eine Art Sperre heraussprengen. Es würde dann unmöglich sein, zu der Schlucht zu gelangen. Der Feind, der dort unten hockte, würde langsam vor sich hinvegetieren müssen ...

George legte die Zündschnüre. Der Verbrecher zog sich zurück, so weit es ging. Er setzte sein Sturmfeuerzeug in Betrieb.

Die Zündschnüre brannten! In Windeseile fraßen sich die kleinen Flammen vorwärts. Und dann ertönten auch schon die Explosionen. Gleich drei hintereinander.

Der Lärm in dem Bergwerk war ohrenbetäubend. Man hörte, wie Gerölllawinen abgingen. Einzelne schwere Brocken polterten. Gesteinsstaub machte den Männern das Atmen schwer. Sie husteten sich die schwarzen Seelen aus dem Leib.

Doch als sich die Staubwolken senkten, zeigte sich, dass George einen Fehler gemacht hatte. Der Zugang zum Abgrund war nach wie vor frei. Stattdessen war ein Teil der daneben liegenden Felswand verschwunden. Und nun vernahm man ein anderes, gleichmäßiges Geräusch. Wasserrauschen. Shadow stürmte nach vorn, die Blendlaterne in der Hand. Er beachtete nicht, dass dort unten immer noch der große Fremde mit dem Revolver lauerte.

Und das tat Shadows Feind auch nicht mehr!

Der Verbrecherboss leuchtete mit seiner Blendlaterne in die Finsternis hinunter. Er sah Wasser schimmern.

Shadow packte George am Kragen. Der geheimnisvolle Bandit war außer sich vor Wut.

»Weißt du, was du gemacht hast?«

»N...nein, Boss.«

»Du hast den Zugang zu einem unterirdischen Fluss freigesprengt! Dieser Kerl, den ich lebendig begraben wollte, hat sich natürlich sofort hineingestürzt! Wenn wir Pech haben, kann er lange genug die Luft anhalten! Und wenn wir noch mehr Pech haben, kommt der Fluss irgendwo und irgendwann wieder an die Oberfläche. Und weißt du, was das heißt?«

»N...nein, Shadow.«

Der Boss zog wortlos seinen Revolver und erschoss seinen Komplizen aus kürzester Distanz. Selbst den hart gesottenen Buschkleppern seiner Bande liefen kalte Schauer über den Rücken. Shadows Gefühllosigkeit war ohne Beispiel. Dieser Mann war eine Bestie! George sackte tot zu Boden.

Shadow holsterte seinen Revolver. »Das bedeutet, ich muss mir einen neuen Dynamiter suchen. Und zwar einen, der nicht so unfähig ist wie du.«

Missgelaunt starrte Shadow hinunter in die schwarzen Fluten des unterirdischen Flusses. Wenn er Glück hatte, würde sein Feind wenigstens in dem Wasser ersaufen ...

4

Das ist das Ende!

So dachte Grainger, als die Explosionen das Felsmassiv erbeben ließen. Gesteinsbrocken fielen zu ihm hinunter in den Abgrund. Ein faustgroßer Stein streifte den Agenten an der Stirn. Grainger spürte, wie das Blut über sein Gesicht lief.

Der ganze Berg zitterte noch immer. Die Sprengungen zogen Verschiebungen nach sich. In der Dunkelheit konnte Grainger nur ahnen, was mit den Felswänden geschah.

Doch dann merkte er plötzlich, dass er mit den Stiefeln im Wasser stand! Grainger riskierte es nun, ein Streichholz anzuzünden. Er musste sich Gewissheit verschaffen.

Zu seinen Füßen glitt plötzlich das Wasser eines unterirdischen Flusses vorbei! Durch die Gesteinsverschiebungen war jetzt der Zugang zu diesem Gewässer frei geworden. Wahrscheinlich floss es schon seit ewigen Zeiten durch diesen Berg.

Grainger überlegte kurz. Natürlich war es ein Risiko, unter Wasser schwimmend die Flucht zu ergreifen.

Wenn der Fluss zu weit unterirdisch verlief, würde der Agent elend ersaufen.

Doch es gab keine andere Möglichkeit.

Wenn er am Boden des Abgrundes blieb, hatte er überhaupt keine Überlebenschance. Da machte er sich nichts vor. Die Bande konnte ihn entweder aushungern oder ihn in Stücke schießen. Oder bei einem zweiten Dynamitversuch endgültig in Fetzen sprengen.

Grainger pumpte seine Lungen noch einmal ausgiebig voll mit Luft. Dann ließ er sich in das eiskalte Wasser gleiten. Der große Mann kam mit schnellen Schwimmstößen gut vorwärts. Von der Strömung ließ er sich dabei noch unterstützen. Er hatte sich nämlich für die Richtung entschieden, in die das Flusswasser strömte. Ob das ein Fehler gewesen war, würde sich bald zeigen. Hoffentlich war es dann aber noch nicht für eine Rettung zu spät.

Grainger schwamm mit offenen Augen. Er stieß seinen Körper vorwärts wie ein Krokodil in den Everglades. Vor ihm gab es nichts zu sehen, überall herrschte pechschwarze Finsternis. Es war unmöglich zu sagen, wie lange er bereits unter Wasser war.

Jedenfalls lange genug, um mächtig Atemprobleme zu kriegen!

Es fühlte sich an, als würden tausend Bowiemesser auf seine Lungen einstechen. Grainger biss die Zähne zusammen und schwamm weiter. Was hätte er auch sonst tun können? Eine Rückkehr war unmöglich. Bis er wieder in der Grotte anlangte ... Nein, er würde sie überhaupt nicht erreichen und vorher jämmerlich ersaufen.

Dafür war die Strecke, die er schon zurückgelegt hatte, einfach zu lang.

In seinem Kopf begann sich alles zu drehen. Die Augen brannten. Die Kehle schmerzte. Grainger fühlte sich, als ob glühende Eisenstäbe in seine Nasenlöcher getrieben würden. Die Muskeln in den Armen und Beinen wurden immer schwerer.

Und dann war da diese verlockende innere Stimme.

Nur einen Augenblick ausruhen, flüsterte sie ihm zu. Sofort wird es besser gehen ... lass dich einfach auf den Grund sinken ... du hast dich genug angestrengt ...

Der große Mann schob solche Gedanken sofort zur Seite. Wenn er darauf gehört hätte, wäre das der sichere Tod gewesen. Trotzdem merkte er, wie seine Kraft allmählich nachließ. Selbst Graingers scheinbar unerschöpfliche Energie war irgendwann aufgebraucht. Und dieser Zeitpunkt rückte in eine realistische Nähe.

Ein Mann konnte nicht unbegrenzte Zeit unter Wasser bleiben. Das wusste der Agent genau.

Schwer wie Blei waren inzwischen seine Gliedmaßen. Jeder Schwimmstoß wurde zur Qual. Doch da bemerkte Grainger plötzlich, dass die Wassermassen heller zu werden schienen.

Hatte er sich getäuscht? Was das nur eine Illusion? Auch die Strömung wurde nun stärker. Sie trug den Erschöpften schneller vorwärts. Und dann war plötzlich die Schwärze verschwunden. Das Wasser wurde grau oder grün. So wichtig war die Farbe nicht. Auf jeden Fall heller.

Instinktiv schwamm Grainger nach oben.

Sein Kopf brach durch die Wasseroberfläche. Der Agent riss die frische Bergluft förmlich in seine Lungen! Er brauchte eine ganze Weile, bis sein Atem wieder normal ging. Der Kreislauf, durch den Sauerstoffmangel geschädigt, beruhigte sich aber rasch wieder. Zum Glück war Grainger ein Mann in erstklassiger körperlicher Verfassung. Ein Schwächerer als er wäre in dem unterirdischen Flussbett unweigerlich zu Grunde gegangen.

Grainger rieb sich das Wasser aus den Augen und orientierte sich.

Er befand sich in einem kleinen Gebirgssee, der von einem dichten Kiefernwald umgeben war. Langsam schwamm der Mann der U.S. Government Squad an Land. Möglich, dass die Kanaillen hier gleich auftauchten, um ihn zu jagen. Aber dieser Gedanke spielte bei seiner Entscheidung keine Rolle. Er brauchte jetzt dringend eine Ruhepause. Sonst konnte er auch nicht kämpfen.

Grainger kroch in das Unterholz. Er suchte sich ein einsames Plätzchen. Dann legte er sich auf den Rücken und versuchte, möglichst leise zu atmen.

Obwohl er es nicht wollte, fielen ihm die Augen zu.

Innerhalb von ein paar Minuten war er eingeschlafen.

5

Jake Rollins war aufgeregt.

Heute war sein großer Tag. Der Outlaw sollte als Mitglied in Shadows Bande aufgenommen werden.

Viel zu lange hatte Rollins auf eigene Rechnung gearbeitet. Hier ein Pferdediebstahl, dort eine überfallene Poststation. Und dazwischen monatelang nichts. Zeiten, in denen er jeden Penny dreimal umdrehen musste. Falls er überhaupt noch einen Penny hatte ...

Damit sollte jetzt Schluss sein. Rollins hatte die Nase voll von der Hungerleiderei. Aber ehrliche Arbeit kam für ihn ebenfalls nicht in Frage. Daher wollte er sich einer Gang anschließen. Und da kam in diesem Teil Oregons nur eine in Frage.

Shadows Bande!

Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte Rollins Glück gehabt. Er hatte nicht lange warten müssen, bevor dieser Plan in greifbare Nähe gerückt war.

In einem Saloon in Eugene lernte er einen Hombre kennen. Nach einigen Runden Whiskey ließ der Kerl durchblicken, dass er zu Shadows Bande gehörte.

Offenbar hatte er keinen Zweifel, dass Rollins genauso ein Galgenvogel war wie er selbst. Jedenfalls erklärte sich der Halunke bereit, Rollins in die Bande einzuführen.

Und nun befand sich Jake Rollins an einem ihm unbekannten Ort. Seine Augen hatte man mit einer schwarzen Binde verbunden.

Es roch nach Holz, nach Zigarren und nach selbst gebranntem Whiskey. Rollins konnte unmöglich sagen, wie viele Männer sich außer ihm dort befanden. Er hörte nur das Scharren von Stiefeln auf dem Holzboden und das Klirren von Sporen.

Und dann ertönte diese schneidende Stimme.

»Du willst mir also die Treue schwören?«

»Wenn du Shadow bist, dann ja!«

»Ich frage deshalb, weil es dann kein Zurück mehr für dich gibt, Hombre! Wenn du mein Gesicht gesehen hast, gibt es nur noch Treue oder Tod für dich, Rollins!«

»Ich will zu deiner Bande gehören, Shadow.«

»Nun gut. - Nehmt ihm die Augenbinde ab!«

Irgendjemand entfernte den schwarzen Stoffstreifen.

Rollins blinzelte. Er befand sich in einer einfachen Blockhütte, wie es sie überall im Westen gibt. Ein Dutzend Galgenvögel umringten ihn. Aber der Neuling erkannte sofort, welcher von ihnen Shadow sein musste!

Es war der Mann mit den Mörderaugen!

Shadow war ein schmaler, fast schmächtiger Mann. Aber das machte ihn nicht weniger bedrohlich. Sein lang gezogener Schädel erinnerte an den eines Kojoten. Sein dunkles Haar hing ihm in die Stirn, wie man unter dem zurückgeschobenen Stetson sehen konnte.

Shadows Nase war schmal wie eine Messerklinge. Und sein Mund ähnelte einer schlecht verheilten Narbe.

Doch die Augen des Verbrecherbosses beeindruckten Rollins am meisten. Wer einmal dem Blick dieser kalten Augen ausgesetzt war, der würde die Welt nicht mehr so sehen wie früher. Da war sich Rollins sicher.

Shadow grinste teuflisch. »Beginnen wir mit dem Aufnahmeritual!« Der Bandenboss entrollte ein Pergament. Darauf stand in Schönschrift geschrieben: »Ich schwöre Shadow ewige Treue.«

Einer der Kerle packte Rollins' linken Arm. Und bevor er es verhindern konnte, schnitt jemand Rollins mit einem Bowiemesser ins Fleisch!

Bevor das Blut zu Boden fließen konnte, wurde es in einem Becher aufgefangen.

»Unterschreibe mit deinem Blut.«

Shadows Stimme klang wie ein Schlangenzischen. Er drückte Rollins einen Federhalter in die Hand.

Rollins schluckte trocken. Er fragte sich, ob er nicht einen Fehler begangen hatte. Ob er nicht besser weiterhin auf eigene Rechnung gearbeitet hätte. Aber jetzt war es für solche Gedanken zweifellos zu spät.

Der Neuling tunkte das Schreibgerät in sein eigenes Blut. Und unterschrieb das Dokument. Immerhin schaffte er es, dass seine Hand dabei nicht zitterte.

Shadow nickte langsam.

Rollins spürte, dass die Zeremonie noch nicht beendet war. Shadow zog seine Taschenuhr aus der Westentasche.

»Wenn du die nächste Minute überstehst, bist du einen Schritt weiter. - Los, Boys!«

Die beiden letzten Worte galten Shadows Handlangern. Und die gehorchten aufs Wort. Die Galgenvögel stürzten sich alle gleichzeitig auf Rollins!

Ehe der Neuling es sich versah, krachten zahlreiche Fäuste auf seinen Körper. Auch Stiefeltritte musste Rollins einstecken. Er versuchte, sich zu wehren. Aber seine Gegner waren einfach weit in der Überzahl.

Erbarmungslos wurde Rollins von seinen neuen Kumpanen durchgeprügelt. Ihre Fäuste trommelten auf sein Gesicht, seine Rippen, den Rücken ... Rollins schmeckte Blut auf der Zunge. Sein eigenes Blut.

Er fühlte sich, als würden ihm Arme und Beine gleichzeitig gebrochen. Rollings glaubte schon, krepieren zu müssen. Da vernahm er wie aus weiter Feme Shadows Stimme.

»... neunundfünfzig, sechzig - stopp! Der hat genug!«

Rollins lag auf dem Hüttenboden. Er presste sich die Hände zwischen die Beine. Ein Zahn saß locker in seinem Mund. Aus den Augen würde er in den nächsten Wochen nicht so gut sehen können. Er hatte sich zwei saftige Veilchen eingefangen.

»Hoch mit ihm!«, befahl der Bandenboss.

Zwei der Kerle zerrten Rollins auf die Beine. Seine Knie fühlten sich an wie Pudding.

»Jetzt gehörst du zu uns«, sagte Shadow mit einem bösen Grinsen. »Bevor du deine ersten Greenbucks kriegst, musst du allerdings erst mal deine erste Aufgabe erfüllen. Aber vorher wird dich unser Quacksalber wieder zusammenflicken.«

Auf dieses Stichwort hin erschien ein unrasierter Kerl mit einer blechernen Bisquitdose unter dem Arm.

»Keine Angst«, sagte der Unrasierte und holte einige Mullbinden aus der Schachtel. »Ich war im Krieg Sanitäter. Und da habe ich schon viel schlimmere Fälle als dich wieder hingekriegt.«

Das war Rollins in diesem Moment ziemlich egal. Wenigstens gab ihm dieser seltsame Verbrecher-Doc auch etwas Opium-Tinktur gegen die heftigen Schmerzen. Die Männer hatten Rollins auf einen Strohsack gelegt. Und während der Unrasierte ihn verarztete, glitt Rollins sanft in einen Nebel des Vergessens und der Schmerzlosigkeit hinüber ...

6

Sie waren seit Tagen unterwegs. Nun war es gerade erst Mittag, aber die junge Frau hatte momentan genug.

Obwohl Magdalena Cooper reiten konnte wie ein Mann, war sie doch ziemlich müde. Allerdings wären wohl auch die meisten Hombres nach so einem langen Ritt erschöpft gewesen ...

Nur Magdalenas kleiner Bruder Eddie sprühte noch vor Energie. Er hüpfte im Sattel auf und ab, als ob er Ameisen in der Hose hätte.

»Sind wir schon in Oregon, Schwesterherz?«

»Das will ich meinen.«

Magdalena schob sich den Stetson in den Nacken. Sie reiste in Männerkleidung. Das war im Sattel einfach praktischer. Außerdem sprang ihr gigantischer Busen unter dem karierten Flanellhemd den Hombres nicht schon auf große Entfernungen ins Auge. Jedenfalls nicht so extrem wie bei einem Kleid ...

Sie ritten an den Ausläufern eines Berges vorbei. Da sah Magdalena zwischen den Baumstämmen das Wasser eines Gebirgssees aufblitzen!

»Ich hätte jetzt Lust auf ein kühles Bad ...«

»Gute Idee, Schwesterchen«, meinte Eddie großspurig. »Und ich erlege uns einen leckeren Braten zum Mittagessen.«

Der Junge klopfte auf seinen Gürtel. Zu seinem größten Kummer durfte er noch keine Schusswaffe tragen. Magdalena wollte das nicht. Aber Eddie glich diesen Mangel aus, indem er zu einem meisterhaften Benutzer seiner Schleuder geworden war. Kaum ein Ziel, das er mit der lautlosen Waffe verfehlte ...