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Magisterarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Pädagogik - Schulpädagogik, Note: 2,0, Universität Erfurt, Sprache: Deutsch, Abstract: Widerstand gegen die nationalsozialistische Herrschaft leisteten viele Menschen aus unterschiedlichsten Gründen. Aus politischer oder religiöser Überzeugung, aus Einsicht, dass das Regime beseitigt werden müsse, aus Entsetzen über die Verbrechen im Dritten Reich, Mitleid den Opfern gegenüber oder aus anderen Motiven. Einige Personen leisteten im Dritten Reich Widerstand, indem sie sich mutvoll gegen eine Welt der Unterdrückung auflehnten und dennoch unbenannt in der deutschen Geschichte verschwanden. Dabei zeigte sich der Widerstand in vielfältigen Facetten. Hierzu zählen zum Beispiel der passive Widerstand, der sich in der Form von Emigration, Sabotage oder auch Gehorsamsverweigerung äußerte, sowie der aktive Widerstand, zu dem Flugblätter, Wortkampagnen und Gewaltmethoden wie das Attentat vom 20.Juli 1944 gehören. Getragen wurde die Widerstandsbewegung von mehreren Personengruppen, die sowohl der eigenen als auch anderen Nationen entsprangen. Meist waren es Minderheiten aus politischen, sozialen, religiösen und humanitären Fraktionen, die Widerstand ausübten. Diese Arbeit befasst sich mit einem Bereich der deutschen Widerstandsbewegung, welcher erst relativ spät in Erscheinung getreten ist. Der militärische Widerstand im Nationalsozialismus formierte sich um 1938 mit dem Ziel der Beseitigung des Regimes. Speziell soll das Augenmerk auf das Attentat auf Adolf Hitler durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg vom 20. Juli 1944 gelegt werden.
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Abkürzungsverzeichnis
1a Erster Generalstabsoffizier
AHA Allgemeines Heeresamt
FHQ Führerhauptquartier
i.G. im Generalstab
KPD Kommunistische Partei Deutschlands
NSDAP Nationalsozialistische Deutsche
Arbeiterpartei
OKH Oberkommando des Heeres
SA Sturmabteilung
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands
SS Schutzstaffel
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1. Einleitung
Widerstand gegen die nationalsozialistische Herrschaft leisteten viele Menschen aus unterschiedlichsten Gründen. Aus politischer oder religiöser Überzeugung, aus Einsicht, dass das Regime beseitigt werden müsse, aus Entsetzen über die Verbrechen im Dritten Reich, Mitleid den Opfern gegenüber oder aus anderen Motiven. Einige Personen leisteten im Dritten Reich Widerstand, indem sie sich mutvoll gegen eine Welt der Unterdrückung auflehnten und dennoch unbenannt in der deutschen Geschichte verschwanden. Dabei zeigte sich der Widerstand in vielfältigen Facetten. Hierzu zählen zum Beispiel der passive Widerstand, der sich in der Form von Emigration, Sabotage oder auch Gehorsamsverweigerung äußerte, sowie der aktive Widerstand, zu dem Flugblätter, Wortkampagnen und Gewaltmethoden wie das Attentat vom 20.Juli 1944 gehören. Getragen wurde die Widerstandsbewegung von mehreren Personengruppen, die sowohl der eigenen als auch anderen Nationen entsprangen. Meist waren es Minderheiten aus politischen, sozialen, religiösen und humanitären Fraktionen, die Widerstand ausübten.
Ich habe mich für das Thema „Widerstand im Dritten Reich am Beispiel Stauffenberg. Der Film ‚Operation Walküre’ als Quelle im Geschichtsunterricht der neunten und zehnten Klasse der Regelschule“ entschieden, weil Widerstand, egal in welcher Form, besonders im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus einen wichtigen Themenbereich im Geschichtsunterricht darstellt. Der Bezug zur Gegenwart ist aktueller als je zu vor. In vielen Ländern der Erde wird heute aktiver und passiver Widerstand geleistet. Speziell im islamitischen Raum lassen sich mehrere Beispiele dazu finden. Weiterhin bin ich der Überzeugung, dass durch das Thema „Widerstand“ ein großer Beitrag zur Friedens- und Demokratieerziehung geleistet werden kann. Für das Medium Film als Arbeitsmaterial für den Unterricht habe ich mich aus zwei Gründen entschlossen. Erstens kann ein Film die Vergangenheit in bewegten Bildern darstellen und eine größere Aufmerksamkeit erzielen. Sicherlich birgt die Verwendung von Filmen gewisse Gefahren, auf die ich erst später eingehen möchte. Dennoch ist es ein Medium, welches in den nächsten Jahren für die Verwendung im Unterricht von größerer Bedeutung sein wird. Zweitens sind in den letzen Jahren zahlreiche Spielfilme zum Thema Nationalsozialismus entstanden und auch in Zukunft wird in bestimmten
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Abständen, zum Beispiel anlässlich bedeutsamer Jahrestage, die Thematik wieder aufgegriffen und verarbeitet.
Diese Arbeit befasst sich mit einem Bereich der deutschen Widerstandsbewegung, welcher erst relativ spät in Erscheinung getreten ist. Der militärische Widerstand im Nationalsozialismus formierte sich um 1938 mit dem Ziel der Beseitigung des Regimes. Speziell soll das Augenmerk auf das Attentat auf Adolf Hitler durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg vom 20. Juli 1944 gelegt werden. Der Titel „Widerstand im Dritten Reich am Beispiel Stauffenberg. Der Film ‚Operation Walküre’ als Quelle im Geschichtsunterricht der neunten und zehnten Klasse der Regelschule“ weist auf die Zweiteilung der Arbeit hin. Im ersten Abschnitt wird auf geschichtswissenschaftlicher Ebene das Phänomen Widerstand diskutiert. Nach einer Personenbeschreibung von Claus Schenk Graf von Stauffenberg und dessen Werdegang werden die Entwicklungen des militärischen Widerstandes und die Notwendigkeit einer Veränderung erörtert. Im Anschluss daran werden einige Verschwörer des 20. Juli 1944 vorgestellt und die Ziele des Staatsstreichs dargelegt. Eine Chronik des 20. Juli 1944 schließt sich dem an, bevor das Scheitern und die Folgen des misslungenen Attentats gedeutet werden. Im zweiten Bereich der Arbeit wird auf didaktisch - pädagogischer Ebene der Einsatz von Filmen und die existierenden Filmgattungen und dessen Eignung für den Geschichtsunterricht diskutiert. Speziell der neu erschienene Film „Operation Walküre. Das Stauffenbergattentat“ bildet die Grundlage dafür. Darauf aufbauend wird eine fiktive Doppelstunde für den Geschichtsunterricht einer neunten oder zehnten Klasse der Regelschule geplant, bei der dieser Film zum Einsatz kommen soll. Die Literatur zum Widerstand im Dritten Reich ist sehr umfangreich. Da das Thema immer noch aktuell ist, erscheinen auch weiterhin neue Abhandlungen zum Widerstand, speziell zum 20. Juli 1944. Die umfassendste Biografie zu Claus Schenk Graf von Stauffenberg verfasste wohl Peter Hoffmann mit seinem Werk „Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Brüder“. Auch Christian Müller veröffentlichte mit seinem Buch „Oberst i. G. Stauffenberg“ ein sehr fundiertes Werk zu dieser Thematik. Durch die Briefe Stauffenbergs an seine Frau und Familie konnten die Geschehnisse wirklichkeitsnah rekonstruiert werden. Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg war in der Lage den Historikern ihre Sicht über die Zeit und das Attentat zu schildern. So ist
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Quellenlage ausreichend vorhanden und bietet wissenschaftliches sowie persönliches Material zur Bearbeitung dieser Thematik.
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Der Begriff „Widerstand“ lässt sich für viele Bereiche des menschlichen Lebens interpretieren. Eine klare Definition zu geben ist schwierig, da verschiedenste Wissenschaften durch unterschiedliche Methoden und Deutungsweisen versucht haben, diesem Begriff eine Dimension zu geben. Für den Gebrauch in der Geschichtswissenschaft wird nach dem Zweiten Weltkrieg das Wort „Widerstand“ vor allem für politische und militärische Handlungen gegen das Hitlerregime und dessen Verbündete verwendet.1Ein passender Definitionsversuch lässt sich meiner Meinung nach bei Ryszka finden:
„In der Sprache, […] assoziiert der Terminus ‚Widerstand’ eine spontane Handlungsweise gegen eine organisierte Macht (vor allem gegen eine Staatsgewalt), welche die Machtausübung missbraucht, menschliche Rechte verletzt oder ihr erteilte und allgemein
2anerkannte Verpflichtungen in grober Weise vernachlässigt.“
Diese Form des Widerstandes grenzt sich vom Begriff einer politischen Opposition ab, denn diese, so sollte es zumindest sein, kann ohne Risiko und legitim, außer in einer Diktatur, im politischen Rahmen agieren. Im Kontext dieser Arbeit soll vor allem der Widerstand in einer Diktatur untersucht werden. Hierbei liegt der Schwerpunkt nicht allein auf politischen Problemen sondern umfasst auch moralische und rechtliche Fragestellungen.3In allen Ebenen einer diktatorisch regierten Gesellschaft gab es unterschiedlichste Gründe für den Widerstand. Ein gemeinsames Credo existierte dennoch. Die Aufrechterhaltung der Würde des Menschen, das Eintreten für die Menschlichkeit, die Verteidigung von Ordnungsprinzipien des freiheitlichen
1Vgl. Ryszka, Franciszek: Widerstand: Ein wertfreier oder ein wertbezogener Begriff? in:
Schmädeke, Jürgen; Steinbach, Peter (Hrsg): Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die
deutsche Gesellschaft und der Widerstand gegen Hitler, München 1985, S. 1107 (im Folgenden
zitiert als: Ryszka: Widerstand)
2Ebenda, S. 1109
3Vgl. Ebenda, S. 1110
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Verfassungsstaates und die Restauration von Wertevorstellungen, welche durch die Diktatur deformiert wurden, einten die Widerständler.4Die Formen von Widerstand lassen sich aufteilen in aktiven und passiven Widerstand. Einige Historiker sehen in dieser Spaltung die Gefahr einer Hierarchisierung des Widerstands, wovon ich jedoch nicht überzeugt bin. Jede Art von Widerstand in einem Unrechtssystem kann zu einer Veränderung beitragen. Zu den Methoden des passiven Widerstandes zählen zum Beispiel die Absentierung durch Selbstmord oder Emigration, Sabotage durch Verrat militärischer Geheimnisse oder Streik. Aktiver Widerstand wird geleistet, wenn geistige Waffen wie Flugblätter oder Wortkampagnen eingesetzt werden oder Gewaltmethoden wie Brandstiftung und Attentate stattfinden.5Der Widerstand im Nationalsozialismus umfasste beide Formen und alle Schichten der Gesellschaft. Im folgenden Abschnitt sollen nur einige Ausprägungen dargestellt werden.
Spricht man vom „deutschen Widerstand“, so ist damit der Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime gemeint. Das Spektrum des deutschen Widerstandes im Dritten Reich bestand sowohl aus Einzelaktionen, wie zum Beispiel dem Attentat auf Hitler von Georg Elser, als auch aus strukturierten und umfassenderen Aktionen, wie dem Attentat vom 20.Juli 1944. Nicht nur die Methoden des Widerstandes, wie zum Beispiel aktiver oder passiver, sondern auch die Herkunft der Teilnehmer aus den Gesellschaftsschichten zeugten von einer großen Pluralität. Trotz dieser starken Differenzierung verfolgten alle Widerständler das gemeinsame Ziel: die Diktatur zu beseitigen. Keine Form des Widerstandes vermochte jedoch das Hitlerregime zu stürzen.
4Steinbach, Peter: Widerstand im Widerstreit. Der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in
der Erinnerung der Deutschen, Paderborn 2001, S. IX (im Folgenden zitiert als: Steinbach:
Widerstand im Widerstreit)
5Vgl. Markmann, Hans - Jochen: Der deutsche Widerstand gegen den Nationalsozialismus 1933 -
1945. Modelle für den Unterricht, Mainz 1984, S. 28