Wie die Seele den Körper heilt - Gabriele Frohme - E-Book

Wie die Seele den Körper heilt E-Book

Gabriele Frohme

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  • Herausgeber: TRIAS
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Die heilende Kraft der Gedanken Sie haben Magenschmerzen, weil Sie ständig unter Zeitdruck stehen? Sie freuen sich riesig auf ihren Urlaub, um ausgerechnet dann krank im Bett zu liegen? Wie stark das Zusammenspiel von Körper und Psyche ist, spüren wir oft in unserem Alltag, manchmal scheinen sich beide gegen uns verbündet zu haben. Die erfahrene Psychotherapeutin Gabriele Frohme zeigt Ihnen, wie Sie ganzheitlich gesund werden und bleiben: - Entdecken Sie, welchen Einfluss Sie selbst auf Ihre Gesundheit haben und wie Sie Ihre Selbstheilungskräfte nutzen können. - Befreien Sie sich von negativen Gedanken und stärken Sie Ihre Psyche durch positive Emotionen – das hilft auch Ihrem Körper. - Entkommen Sie dem Burnout durch Timeout.

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Seitenzahl: 242

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Wie die Seele den Körper heilt

Selbstheilungskräfte aktivieren – psychische und körperliche Erkrankungen überwinden

Gabriele Frohme

1. Auflage 2020

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit fast 30 Jahren bin ich in meiner eigenen psychotherapeutischen und naturheilkundlichen Praxis tätig. In dieser Zeit habe ich viele Patienten begleitet, die entweder mit körperlichen oder psychischen Problemen zu mir kamen. Sie hatten sich von unterschiedlichen Ärzten behandeln lassen und hatten einige Klinikaufenthalte (mit oder ohne Operation) hinter sich. Nicht selten wurden sie dort mit den Worten abgespeist: »Da kann man nichts machen. Mit den Schmerzen müssen Sie leben.« Auffällig war bei allen Erkrankungen, dass bestimmte Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster eine Rolle spielten. Viele Menschen sehen ihren Körper wie eine Maschine, die bei nicht reibungslosem Funktionieren repariert werden muss, ähnlich wie ein Auto, das in die Werkstatt gebracht wird. Für akute Erkrankungen oder eine Operation nach einem Unfall ist dies sicher auch sinnvoll. Aber jeder Mensch ist ein Individuum. Wir brauchen deshalb auch eine individuelle Heilbehandlung. Das ausschließliche Behandeln der Symptomatik reicht nicht aus. Deshalb bin ich der Frage nachgegangen, ob es für lebensbedrohende Erkrankungen psychische Ursachen gibt, wie Dauerstress, Konfliktsituationen oder unverarbeitete Traumata. Oft erkennen Patienten am Anfang noch keinen Zusammenhang zwischen den eigenen Lebensereignissen und ihrer Krankheit. Psychische Ursachen sind häufig auf den ersten Blick nicht erkennbar, sie sind aber bei einer Erkrankung beteiligt oder sogar auslösend! Die menschliche Psyche ist nicht zu sehen, sie bleibt im Inneren des Menschen. Aber sie fühlt, reagiert und beeinflusst den Körper. Umgekehrt kann der Körper auf die Psyche bzw. die Seele des Menschen einwirken. Meine Patienten beschäftigen sich während der Behandlung mit Fragen zur Entstehung ihrer Erkrankung. Sie suchen nach Möglichkeiten zur Genesung. Viele möchten die Zusammenhänge zwischen Körper und Psyche verstehen lernen. Es ist wichtig, die eigene Krankheit, körperlich oder psychisch, als Hinweis zu verstehen. Dabei spielt es keine Rolle, um welche Krankheit es sich handelt. Wichtig ist es, die Botschaft des Körpers und der Psyche anzunehmen. Ihre Heilung vollzieht sich in Ihrem Körper durch Ihre eigenen Selbstheilungskräfte. Diese können Sie unterstützen, auch wenn Sie bereits medizinisch oder psychisch behandelt werden.

Mit diesem Buch möchte ich Ihnen zeigen, wie Heilung ermöglicht werden kann, wenn wir den Menschen in seiner Individualität und Komplexität betrachten. An praxisnahen Beispielen möchte ich Sie in die Begrifflichkeit der ganzheitlichen Gesundheit einführen und Ihr Verständnis dieser Zusammenhänge fördern. Sie werden besser verstehen, wie Krankheiten entstehen und wie Sie gesund werden können. Mir geht es nicht darum, schulmedizinische Erklärungen abzugeben, esoterische Thesen parat zu haben oder nur auf der psychologischen Ebene zu argumentieren. Mir ist es wichtig, Ihnen ein Buch an die Hand zu geben, dem Sie das entnehmen können, was für Sie persönlich wichtig ist. Gerichtet ist es an Menschen, die bereits an Krankheiten leiden, aber auch an gesunde Menschen und an alle Interessierten, die im Sinne einer Vorbeugung ihre Gesundheit erhalten möchten. Denn Gesundheit wird nie zu Ihrem Besitz.

Im ersten Kapitel des Buches finden Sie Hinweise auf wissenschaftliche Erkenntnisse zum Erhalt von Gesundheit und zur Entstehung von Krankheit. Das zweite Kapitel liefert Erklärungen zur Persönlichkeitsentwicklung, zu persönlichem Verhalten, zu Bedürfnissen, Gewohnheiten sowie dem Umgang mit Gefühlen. Dazu beschreibe ich Übungen, die sich während meiner langjährigen Erfahrung als Therapeutin als wirkungsvoll erwiesen haben. Alles rund um die Psychotherapie wird im dritten Kapitel erläutert. Dort erfahren Sie, welche Therapieverfahren es gibt, worauf Sie bei der Therapeutenwahl achten sollten und warum Psychotherapie auch bei körperlichen Erkrankungen hilfreich sein kann.

Alle in diesem Buch erwähnten Fallbeispiele sind authentische Heilungs- und Krankheitsverläufe. Zum persönlichen Schutz meiner PatientInnen sind die Namen und Daten verändert worden.

Gabriele Frohme

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Liebe Leserin, lieber Leser,

Psyche gesund – Körper gesund

Was ist ganzheitliche Gesundheit?

Warum die Psyche so wichtig für den Körper ist

Was ist ganzheitliche Krankheit?

Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Umwelteinflüsse und soziale Probleme

Stress gehört zum Leben

Time-out statt Burn-out

Psychoneuroimmunologie

Was ist unser Immunsystem?

Die Erkenntnisse der Psychoneuroimmunologie

Genetik und Epigenetik

Was ist Epigenetik?

Geheimnis Gesundheit

Was braucht der Mensch, um gesund zu sein?

Was ist Gesundheit?

Die Erfüllung von psychischen Grundbedürfnissen

Identität und Zugehörigkeit

Bindung und Beziehung

Liebe, Freude und Glück

Autonomie und Selbstbestimmung

Sinn und Spiritualität

Kompetenz und Wirksamkeit

Sicherheit und Orientierung

Wohlbefinden und Lustgewinn

Stimmigkeit

Struktur

Stimulus

Zuwendung und Anerkennung

Gesund bleiben, obwohl nicht alle Bedürfnisse erfüllt sind

Negative innere Dialoge entdecken, stoppen und verändern

Die Korrektur negativer Gedanken und Vorstellungen

Die Befreiung von negativen Suggestionen

Ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln

Berührungen und Bindung

Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit ermöglichen

Die Entwicklung einer täglichen Psychohygiene

Die Beachtung der eigenen Sprache

Die Macht alter Glaubenssätze erkennen und verändern

Alte Verhaltensmuster verändern

Das Skript

Ausstieg aus den schädigenden Skriptentscheidungen

Unsere unterschiedlichen Gefühle

Die Grund- oder Lebenspositionen

Wie funktioniert das mit den Neuentscheidungen?

Das »Drama-Dreieck«

Der Ausstieg aus dem Drama-Dreieck

Die Fähigkeit, sich und anderen zu vergeben

Kreativer Umgang mit Lebensenergie und Physis

Keine Angst vor Psychotherapie

Der Weg zur Psychotherapie

Was ist Psychotherapie?

Psychotherapeutische Richtlinienverfahren

Begriffserklärungen der unterschiedlichen Berufsbezeichnungen

Wie bekommt man einen Termin?

Was passiert bei einer Psychotherapie?

Stimmt die »Chemie« zwischen Therapeut und Patient?

Ablauf und Vereinbarungen zu Beginn der Therapie

Gemeinsames Erarbeiten von Zielen

Therapieplanung

Beginn der Psychotherapie

Nebenwirkungen, Risiken und Verschlimmerungen

Das Fundament Ihrer Persönlichkeit und die Möglichkeit zur Veränderung

Warum Psychotherapie auch bei körperlichen Erkrankungen hilft

Übernahme von Verantwortung für die eigene Behandlung

Danksagung

Weiterführende Literatur

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

Psyche gesund – Körper gesund

Psyche und Körper bilden eine Einheit. Wie stark sie aufeinander wirken und wie dies auf Erkrankung und Heilung Einfluss hat, erfahren Sie in diesem Kapitel.

Was ist ganzheitliche Gesundheit?

Wenn wir Gesundheit ganzheitlich sehen, geht es um das »Ganze«, um uns als ganzen Menschen – nicht nur um einzelne Organe oder um den Körper.

Keine zwei Menschen sind gleich, jeder ist anders. Jeder Mensch hat:

eigene Anlagen

einen individuellen körperlichen Aufbau

eine persönliche psychische Entwicklung

eine eigene spezielle soziale Herkunft

ein eigenes Bewusstsein mit individuellen Prägungen

persönliche Erfahrungen

eigenes Verhalten

individuelle Gefühle

eigenes Denken

Reflexionsübung

Stellen Sie sich vor, Sie stehen mit netten Menschen auf einer großen Wiese: Sie spüren das Gras unter Ihren Füßen, Sie hören die Bienen summen und atmen gute Luft, Sie werden gleich zusammen etwas Köstliches essen und trinken. Es geht Ihnen gut und Freude durchströmt Ihren Körper. Sie fühlen sich aufgehoben, rundherum geborgen und stellen fest: »Das Leben ist schön!« Es ist alles in Ordnung, Sie sind in Balance, fühlen sich sicher und sind »eins mit sich und anderen«.

Ganzheitliche Behandlung

Durch all diese unterschiedlichen Bereiche wird unsere Gesundheit beeinflusst. Ganzheitliche Gesundheit bedeutet also, dass alle Bereiche im Gleichgewicht sein sollten. Ein Ungleichgewicht in gewissem Umfang ist mit dem Gefühl, gesund zu sein, jedoch vereinbar.

Folgende Bereiche entscheiden über Gesundheit oder Krankheit:

der Körper (mit allen Funktionen ausgestattet – ein Wunderwerk)

die Psyche (mit Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen ebenfalls ein komplexes Gebilde)

die soziale Ebene (sie steht für die Einbindung eines Menschen in die Gemeinschaft; dazu gehören Partnerschaft, Beziehungen, Familie, Arbeitsplatz und weitere soziale Bindungen)

der kulturelle Einfluss (steht für unsere Herkunft, für unsere Zugehörigkeit zu einer größeren Gemeinschaft, einem Volk oder einer Völkergemeinschaft)

die Spiritualität (steht entweder für eine Glaubensgemeinschaft oder für eine ethische oder philosophische Gemeinschaft mit Sinngebung für das Leben jedes Einzelnen)

Umweltbedingungen (umfassen Pflanzen und Tiere, die Landschaft sowie das Klima)

Ganzheitliche Gesundheit besteht aus einer Wechselbeziehung mit Abhängigkeiten zwischen Körper, Psyche, sozialen, kulturellen, spirituellen und Umwelt-einflüssen. Nur im Zusammenspiel dieser Beziehungen liegen der Ursprung und die Kraft zur ganzheitlichen Gesundheit. Wenn wir auf die verschiedenen Bereiche korrigierend Einfluss nehmen können, erzielen wir im Alltag eine positive Auswirkung auf unser Wohlbefinden.

Transaktionsanalyse

Grundlage meiner psychotherapeutischen Tätigkeit ist die Transaktionsanalyse. Diese Methode besitzt eine klare, gut vermittelbare, einfache Sprache, die es erlaubt, auch komplexe Sachverhalte und Problemstellungen klar zu erfassen. Sie ist eine Theorie und Methode innerhalb der humanistischen Psychologie mit tiefenpsychologischen Wurzeln. Entwickelt wurde sie Mitte des 20. Jahrhunderts von dem kanadisch-US-amerikanischen Arzt und Psychiater Eric Berne. Berne hat dabei kommunikationspsychologische und verhaltenspsychologische Sichtweisen kombiniert. Inzwischen wird die Transaktionsanalyse weltweit angewandt.

Das Ziel der transaktionsanalytischen Psychotherapie ist, Menschen mit unterschiedlichen Erkrankungen wie neurotischen Störungen, Depressionen, Ängsten oder psychosomatischen Krankheiten in ihrem Heilungsprozess zu unterstützen. Ein zentrales Thema ist dabei das Lebensskript (siehe ▶ Kapitel »Das Skript«,). Die Transaktionsanalyse wird außer in der Psychotherapie auch überall dort angewandt, wo Menschen zusammentreffen, die sich mit Kommunikation und Informationsübermittlung beschäftigen. Sie kommt zum Einsatz in der Beratung und Seelsorge oder in der Pädagogik, der Erwachsenenbildung, bei Erziehern, Lehrern oder auch in Organisationen.

Warum die Psyche so wichtig für den Körper ist

Psychische Konflikte können sich in körperlichen Beschwerden äußern. Es gilt nun, diesen Zusammenhang zu entdecken und ganzheitliche Lösungen zu finden.

Oft ist es so, dass man erst über Gesundheit nachzudenken anfängt, wenn sich bereits Beschwerden zeigen. Man beruhigt sich zunächst, indem man sich gut zuredet: »In einem Monat kommt der lange Urlaub, da kann ich mich erholen. Dann treibe ich Sport und kümmere mich um meinen Körper.« Doch dann kommt es anders, als man es sich vorgestellt hat. Man wird krank, im Urlaub! Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, zu dem man ernsthaft über Gesundheit nachdenken sollte. Erkrankungen treten oft auf, wenn die Anspannung des alltäglichen Lebens nachlässt, und die Stresshormone absinken. Dieses Phänomen wird auch als »Urlaubskrankheit« bezeichnet. Es ist meist die Folge einer zurückliegenden lang anhaltenden Überforderung, die bis zur letzten Minute vor dem Urlaub anhält. Im ▶ Kapitel »Stress gehört zum Leben« und im ▶ Kapitel »Die Entwicklung einer täglichen Psychohygiene« werden einige Möglichkeiten aufgezeigt, solche Situationen zukünftig zu reduzieren oder zu vermeiden.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob eine Erkrankung auch positiv sein kann? Ihre Erkrankung kann Ihnen helfen, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Sie können zur Ruhe kommen. Sie haben die »offizielle« Erlaubnis, nichts zu tun und aus dem alltäglichen Hamsterrad auszusteigen. Sie können innehalten und sich im Hier und Jetzt wahrnehmen. Sie können überlegen und spüren, wo Sie sich gerade im Leben befinden. Vielleicht ziehen Sie ein inneres Resümee und setzen sich bewusst mit dem eigenen Leben auseinander. Eine Erkrankung kann auch als Ansporn dienen, neue Schritte oder einen neuen Aufbruch zu wagen, neue Wege zu beschreiten, z. B. in einen anderen Beruf zu wechseln. Sie entscheiden sich möglicherweise dabei, Veränderungen vorzunehmen. Wenden Sie sich nach innen, hören Sie Ihrem Körper zu, begegnen Sie ihm mit liebevoller Aufmerksamkeit. Das kostet nichts, ist effektiv und hilft bei der Heilung. Das ist allemal besser, als sich aufzuregen und wütend auf den Körper zu sein, vor allem dann, wenn Sie im Urlaub krank werden.

Selbst in jungen Jahren ist Gesundheit leider nicht mehr selbstverständlich. Auch junge Menschen erkranken bereits am Burn-out-Syndrom. Eine Erklärung für dieses Phänomen liefert unser Umgang mit Stress und Überforderung. Unsere Umwelt hat sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verändert. Wir leben in einer schnelllebigen Welt mit komplexen Alltagsbedingungen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wenn zu Hause Ihre Telefonanlage plötzlich ausfällt, Sie telefonisch nicht erreichbar sind, das Internet auch nicht mehr funktioniert, dann erleben Sie in diesen Momenten Stress, Ärger und Frustration! Diese Emotionen können sich auch körperlich zeigen, durch Magenschmerzen, Kopfschmerzen oder Unruhe bis hin zu Schlafstörungen und deren Folgen (um nur einige Symptome zu nennen). Derartige Reaktionen kommen aus dem Zusammenspiel zwischen Psyche und Körper. Das bedeutet, dass Ihre Psyche eine Reaktion in Ihrem Körper auslöst.

Schulmedizinisch können körperliche Symptome meist kurzfristig behoben werden. Da aber oft die Ursache nicht geklärt wird, kehren die Symptome häufig wieder zurück – manchmal in der Intensität noch verstärkt. In meiner Praxis erlebe ich viele solcher Leidensgeschichten. Als letzter Ausweg hilft dann eine Psychotherapie, zu der meistens auch der Hausarzt rät.

Meine Patienten erleben nach einer längeren therapeutischen Behandlung Psyche und Körper als Einheit. Sie empfinden keine Trennung mehr. Sie glauben an sich, entwickeln Ideen und Fähigkeiten, ihre Gesundheit zu fördern. Sätze wie »Meine Beschwerden müssen doch noch eine andere Ursache haben, als die rein körperliche…« höre ich oft. Das ist richtig und schon eine gute Erkenntnis. Aus meiner Sicht sind Beschwerden nicht nur rein körperlich oder rein psychisch zu betrachten, sondern sie haben meist mehrere Ursachen.

Die Psyche wirkt sich auf unser Immunsystem, auf das Herz, den Magen-Darm Trakt, unsere Muskeln oder die Haut aus, positiv wie negativ. Jeder von Ihnen kennt den Zusammenhang: Sie müssen eine Prüfung ablegen und laufen vorher andauernd zur Toilette. Die Verbindung zwischen unserem Darm und unserer Psyche ist sehr eng. Stellen Sie sich das wie eine Telefonverbindung vor. Ich erinnere mich noch gut an mein Examen zur Lehrtherapeutin. An dem Abend, als die ersten beiden Prüfungen stattfanden, empfand ich Herzklopfen, Aufregung und ein inneres Vibrieren. Am nächsten Morgen stand die dritte und letzte Prüfung an. Der folgende (fiktive) Dialog veranschaulicht Ihnen das Zusammenspiel von Psyche und Darm:

Psyche Hu, ich weiß nicht, ob ich die Prüfung bestehe.

Darm Hilfe! Stress. Loslassen (glucker, glucker). Ich muss den Stress loswerden. (Eine Hyperperistaltik mit lauten Darmgeräuschen kann zu Durchfall führen.)

Psyche Ich lese jetzt den Spickzettel durch und glaube an mich. Schließlich habe ich gestern Abend die ersten beiden Prüfungen auch schon bestanden.

Darm Ist gut, ich beruhige mich.

Ich hatte in dieser Situation ganz normale psychosomatische Reaktionen. Gefühle und Körperreaktionen gehören nun einmal untrennbar zusammen. Auf ein Gefühl reagieren wir körperlich: Wir weinen vor Freude, bekommen bei schöner Musik eine Gänsehaut, wir zittern vor Aufregung oder bekommen Durchfall, wenn wir Angst haben.

Körperliche Reaktionen sind auch vorhanden, wenn die Gefühle verdrängt werden. Magenschmerzen können eine Folge unterdrückter Wut sein. Oft ist dieser Zusammenhang für uns selbst nicht erkennbar oder anfänglich nicht akzeptabel. Wir möchten uns nicht mit unserer Wut auseinandersetzen, sondern nehmen lieber einen Säureblocker für den Magen.

Früher war es völlig klar, dass Körper und Psyche untrennbar sind. Schon in der Antike gab es Überlegungen zu Körper und Seele, Geist und Natur im Zusammenhang mit Gesundheit und Krankheit. Diese Verbindungen waren damals ein selbstverständlicher Bestandteil der Medizin. Erst mit dem Aufkommen der wissenschaftlichen Medizin trat dieses Wissen immer mehr in den Hintergrund.

Störungen im sozialen, kulturellen oder spirituellen Bereich wirken meist über die Psyche auf die Gesundheit ein. Mittlerweile ist diese Ganzheitlichkeit mit dem medizinischen Begriff »Psychosomatik« wieder in aller Munde. Es gibt unzählige psychosomatische Kliniken, die sich auch bei körperlichen Erkrankungen mit dem Menschen in seiner Gesamtheit beschäftigen. Dort werden neben medizinischen Behandlungen auch Gesprächskreise, Psychotherapie und Entspannungsverfahren angeboten.

Mir persönlich gefällt besonders die Denkweise der Psychotherapeutin Gertrude-Raven Croissier. In ihrem Buch »Die magische Wunde« differenziert sie zwischen den Begriffen »Psyche« und »Seele« wie folgt: »›Psyche‹ benennt die funktionalen Aspekte unserer Innenwelt, die psychische Struktur, den sogenannten psychischen ›Apparat‹ (Es, Ich, Über-Ich nach Freud). Sie umfasst den individuellen Charakter der Persönlichkeit, die Gesamtheit der Gefühle und Emotionen sowie die Bedürfnisse und Verhaltensmuster einer sterblichen Person. ›Seele‹ oder ›seelisch‹ bezeichnet die spirituellen, ewigen Aspekte unseres Bewusstseins, die universelle Energie, die alles produzierend durchströmt und erfüllt.(1)«

Statt »Psychosomatik« verwende ich gern den Begriff »ganzheitliche Gesundheit«. Ich betrachte Gesundheit und Krankheit aus ganzheitlicher Sicht. Körper und Psyche bilden, genau wie alle anderen aufgeführten Faktoren, eine Einheit mit Wechselwirkungen und Abhängigkeiten.

Psychosomatik

Der Begriff Psychosomatik setzt sich zusammen aus den Wörtern Psyche und Soma. Psyche kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet »Atem, Hauch, Belebtheit, Lebendigkeit oder Lebenskraft«. Soma ist ebenfalls Altgriechisch und bedeutet »Körper«. Psyche kann zu einem gewissen Teil mit dem deutschen Wort Seele gleichgesetzt werden. In der Medizin und Psychologie wird deshalb manchmal auch von seelischen Erkrankungen gesprochen.

Wenn Sie hören, dass Sie eine psychosomatische Störung haben, ist dies keine Abwertung, sondern drückt aus, dass der Körper auf die Psyche reagiert, oder eben auch umgekehrt. Erinnern Sie sich an die letzten Zahnschmerzen: Nicht nur der Körper, sondern auch die Psyche leidet mit. Sie sind »nicht gut drauf«. Das ist also völlig normal. Wenn wir uns mit etwas Schwerwiegendem beschäftigen, reagiert zunächst die Psyche, im Sinne von Stimmungsschwankungen oder einer Depression, und der Körper folgt dann mit Symptomen. Ein psychosomatisches Symptom kann auf der psychischen Ebene sogar eine »versteckte Bitte«, z. B. um Zuwendung oder Vergebung, beinhalten, natürlich, ohne dass uns das bewusst ist. Wenn Sie fühlen, dass sich Psyche und Körper in Balance befinden, erleben Sie sich als ausgeglichen und gesund. Wenn Sie viel für Ihr Innenleben bzw. Ihre Psyche unternehmen, geht es Ihnen auch körperlich besser.

Johanna L.

Eine Patientin suchte mich wegen eines Knotens in der Brust auf. Sie hatte Angst, dies medizinisch abklären zu lassen. Nachdem wir ein Gespräch geführt hatten, entschied die Patientin, nicht weiter in Panik zu verfallen, sondern stattdessen die medizinische Diagnostik durchführen zu lassen, um im Anschluss weitere Entscheidungen zu treffen.

Der Knoten war gutartig! Wir arbeiteten dennoch weiter an ihrer Krebsangst. In der Familiengeschichte dieser Patientin gab es viele Krebserkrankungen. Die Patientin folgte einer unbewussten Dynamik: »Ich gehöre zur Familie. Ich bin loyal, ich werde auch krank.« Als ihr dies in unserer Arbeit klar wurde, traf sie die Entscheidung: »Ich darf gesund sein. Ich darf ein gutes Leben führen.« Sie begann sich das zu erlauben, auch wenn dies nahen Verwandten nicht gelang. Sie entwickelte Freude am Leben, ließ sich auf Beziehungen ein, stabilisierte sich psychisch mehr und mehr, sodass ihre Angst vor einer Krebserkrankung und dem vorzeitigen Sterben abnahm.

In einer mit ihr durchgeführten Übung (»Dialog mit dem Körper«) versprach sie, sich besser um ihren Körper zu kümmern. Sie begann regelmäßig Sport zu treiben, entspannte sich bewusst durch Musik und Saunagänge und ernährte sich ausgewogener und gesünder. Dies führte wiederum zu einem stärkeren Vertrauen zu sich selbst und zu ihrem Körper. Heute ist diese Patientin eine lebenslustige Frau, die viel lacht, Spaß hat und ihr Leben genießt. Hier und da schleicht sich die alte Angst wieder ein. Sie hat aber gelernt, sich mit ihrem Körper zu unterhalten, auf ihn zu hören, und meist verschwindet die Angst dann wieder. Ihre veränderten Gedanken und ihr verändertes Verhalten haben sich auf ihren Körper ausgewirkt. Sie vertraut ihm und sieht ihn nicht mehr als unbeeinflussbar an. Als ich sie zum Abschluss nach ihrem Knoten fragte, sagte sie, sie könne ihn nicht mehr tasten.

Dieses Beispiel zeigt, welche positiven Auswirkungen eine stabile, gesunde Psyche auf den Körper hat.

Was ist ganzheitliche Krankheit?

Zunächst klingt es paradox, aber Krankheit kann auch als Chance gesehen werde. Wer sich bewusst damit auseinandersetzt, kann sich ganzheitlich heilen.

Wenn es eine ganzheitliche Gesundheit gibt, dann gibt es auch eine ganzheitliche Krankheit. Sie resultiert auch aus den beschriebenen Abhängigkeiten und Wechselwirkungen, wie dies an den folgenden Beispielen nachvollzogen werden kann.

Denken Sie einmal an Ihre letzte Erkältung. Alles tat weh, Sie hatten Muskelschmerzen, die Nase war zu, Sie haben in der Nacht schlecht geschlafen, kurzum, Sie fühlten sich körperlich schlecht. Dieser schlechte körperliche Zustand wirkte sich auf Ihre Psyche aus. Sie gingen Ihren Mitmenschen wahrscheinlich sogar auf den Geist, weil Sie »nicht gut drauf« waren.

Es gibt körperliche Erkrankungen, die erst einmal nicht als solche erkannt werden. Dadurch kann es passieren, dass eine psychische Diagnose gestellt wird, obwohl eine körperliche Krankheit zugrunde liegt. In meiner Arbeit als Psychotherapeutin und als Heilpraktikerin habe ich die Ganzheitlichkeit im Blick. Ich schaue mir die mitgebrachten Blut- und Laborbefunde an und versuche, diese in den ganzheitlichen Zusammenhang zu bringen.

Folgende Fallbeispiele zeigen, wie schwer es manchmal ist, zwischen psychischer und körperlicher Ursache bei einer Krankheit zu unterscheiden, da Krankheit auch aus unterschiedlichen Bereichen entstehen kann (körperlich, psychisch, sozial etc.).

Anna B.

Anna B. (28 Jahre) ist als Sachbearbeiterin tätig. Sie hatte schon eine Menge Überstunden angesammelt, da viele Mitarbeiter krank waren. Seit Monaten fühlte sie sich »schlecht«. Sie war vor allem müde und schlapp und wollte nur noch schlafen. Die Ärzte fanden keine Erklärung und rieten ihr zu einer Psychotherapie, da eine Erschöpfung mit depressiven Episoden vermutet wurde. In unserem Erstgespräch stellte sich heraus, dass Anna viele Symptome hatte: allgemeines Unwohlsein, Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Bauchschmerzen. Die Stimmungsschwankungen waren allerdings erst in den letzten Wochen aufgetreten.

Anna erzählte in der Therapie, dass sie nach langen gemeinsamen Überlegungen mit ihrem Freund gerade zusammengezogen sei und sie mit ihm glücklich sei. Kurz nach dem Einzug in die neue Wohnung habe sie eine »dicke Erkältung« gehabt. Sie schob dies auf die zu kalt eingestellte Klimaanlage an ihrer Arbeitsstelle. Alle seien erkältet. Sie war zwei Wochen arbeitsunfähig. Es gehe ihr jetzt zwar etwas besser, aber nicht gut.

Aus meiner Sicht lag bei Anna keine Depression vor. Ich empfahl ihr nochmals, ihren Hausarzt aufzusuchen. Der Hausarzt nahm eine Blutuntersuchung vor. Heraus kam, dass Anna an einer Virusinfektion (dem Pfeiffer’schen Drüsenfieber, hervorgerufen durch das Epstein-Barr-Virus) erkrankt war. Dieses Virus führt zu einer Vielzahl von Symptomen, unter anderem auch Stimmungsschwankungen bis hin zu einer Depression. Die traten bei Anna auf, weil sie sich so schlapp und müde fühlte. Das gehört zum Krankheitsbild des Pfeiffer’schen Drüsenfiebers, das auch Leber und Milz befallen kann. Dadurch können Übelkeit oder Bauchschmerzen auftreten. Bei Anna gab es zwar die Anzeichen einer Depression, die Ursache war aber körperlich, nämlich die Virusinfektion.

Das Epstein-Barr-Virus gehört zu den Herpes-Viren und kursiert lebenslang in unserem Körper. Bei einem geschwächten Immunsystem kann es wieder aktiv werden.

Julius D.

Bei einer anderen ernsthaften körperlichen Erkrankung wurde ebenfalls eine psychische Diagnose gestellt und dadurch wurde wertvolle Zeit verloren: Julius D. suchte meine Praxis wegen Schlaflosigkeit, Ängsten und zeitweilig auftretenden Kopfschmerzen auf. Auch hier war der Verdacht auf eine Depression geäußert worden. In der zweiten Therapiestunde erzählte er mir nebenbei, dass seine Freunde ihm vorwerfen, er sei arrogant. Auf Nachfragen erzählte er Folgendes: Er ging alleine über den Weihnachtsmarkt und schaute sich die verschiedenen Stände an. Am nächsten Tag rief einer seiner Freunde an und machte ihm Vorwürfe, dass er ihn und andere Bekannte nicht gegrüßt habe. Julius entschuldigte sich zwar, war aber völlig irritiert und versicherte, dass er weder ihn noch die anderen gesehen habe.

Es gibt einen kleinen Test, den Gesichtsfeldtest, den ich mit ihm durchgeführt habe. Dabei wird eine Hand oder beide Hände neben das Gesicht des Patienten gehalten. Julius konnte meine Hände nicht sehen. Er hatte also eine Gesichtsfeldeinschränkung. Ich überredete ihn, schnellstmöglich einen Neurologen aufzusuchen und das abklären zu lassen. Julius ließ sich mit der Untersuchung aber Zeit, da er meinte, er brauche keinen Neurologen. Mit einiger Überredungskunst ging Julius schließlich doch hin. Dieser wies ihn nach der Untersuchung sofort in ein Krankenhaus ein. Bei Julius lag ein Hirntumor auf dem Chiasma opticum vor, also auf der Kreuzung der Sehnerven. Sicherlich kein so häufiger Befund! Aber auch hier war erst einmal eine Depression diagnostiziert worden.

Diese Beispiele zeigen, dass es häufig schwierig ist für Ärzte, Psychotherapeuten oder Berater, Symptome klar zuzuordnen, da Wechselwirkungen vorhanden sind.

Körperliche Erkrankungen können die Ursache für psychische Erkrankungen sein. Seelische und psychische Einflüsse können die Ursache für körperliche Erkrankungen sein. Ganzheitlich betrachtet können auch die anderen Ebenen wie die soziale (Arbeitslosigkeit), spirituelle (Nahtoderlebnisse), kulturelle (Heimatverlust) und Umwelteinflüsse (Zerstörung von Eigentum durch Unwetter) unsere Gesundheit stark beeinträchtigen ( ▶ siehe Abbildung).

Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Umwelteinflüsse und soziale Probleme

Unsere Umwelt unterliegt gerade einem nicht unerheblichen Wandel. Wir erleben Wettereskapaden mit starken Temperaturschwankungen, Überschwemmungen und Tornados. Der vermehrte Umgang mit Unkrautvernichtungsmitteln führt zu einer Zerstörung der Lebensgrundlage von Bienen, Insekten und Kleintieren, die für uns enorm wichtig sind. Es gibt vermehrt Fälle von Leukämie bei Kindern, die direkt unter oder neben Starkstromleitungen leben. Plastikpartikel befinden sich mittlerweile in unserem Darm, da wir die Fische essen, die unser Plastik gefressen haben. Die Folgen sind noch unbekannt. Zusätzlich schädigen Schwermetallvergiftungen, Strahlungen und auch Antibiotika unsere Gesundheit. Manchmal müssen wir wie ein Detektiv denken, um diese schädigenden Einflüsse in unserem eigenen Umfeld zu finden und zu verändern. All dies kann Existenzängste in uns auslösen.

Hier jetzt ein anderes Beispiel, diesmal die soziale Ebene betreffend, die sich auf mehrere Bereiche auswirkte.

Lena D.

Lena D. (55 Jahre) ist nach 27 Jahren Arbeit im selben Unternehmen seit zwei Jahren arbeitslos. Am Anfang war ihr das noch angenehm. Sie brachte Dinge in Ordnung, die lange liegen geblieben waren. Das bereitete ihr Freude, da sie endlich einmal Zeit dafür hatte.

Nach einem Jahr lief das Arbeitslosengeld aus, finanziell wurde es nun knapp. Doch trotz aller Bemühungen fand sie keinen neuen Arbeitsplatz. Stattdessen musste sie sich anhören, dass sie zu alt und nicht flexibel sei und zu viel Gehalt verlange. Lena machte sich Gedanken über ihre Zukunft und ihre finanzielle Situation.

Lena beschrieb, dass ihr »die Decke auf den Kopf fiel«, da die frühere Zeitstruktur als Regulativ wegfiel. Es trat Langeweile auf. Sie stellte sich Fragen nach dem Sinn ihres Lebens. So entstand allmählich eine Resignation, dann eine Depression. Sie entwickelte die Fantasie, dass ihre Familie und die Nachbarn schlecht über sie redeten, da sie ja immer zu Hause sei. Diese Gedanken und Gefühle führten bei Lena psychisch zu Verstimmungen und Hoffnungslosigkeit. Dazu kamen häufige Bauchschmerzen. Eine Magenspiegelung brachte keinen krankhaften Befund. Im weiteren Verlauf wirkte sich die Arbeitslosigkeit auf Lenas gesamten Lebenskontext aus. Sie erlebte eine spirituelle Krise, da sie die Frage nach dem Lebenssinn und die Bilanz ihres bisherigen Lebens nicht zufriedenstellend für sich beantworten konnte.

An diesem Beispiel zeigt sich, wie unser soziales Erleben durch eine längere Arbeitslosigkeit zu einer veränderten Lebenssituation führt und viele Beeinträchtigungen mit sich bringt. Durch eine Störung im sozialen Bereich entstand bei Lena zuerst eine psychische Erkrankung, dann traten körperliche Symptome auf. Dies alles führte nach einer gewissen Zeit zu der oben beschriebenen spirituellen Krise.

Störungen auf den verschiedenen Ebenen (sozial, körperlich und psychisch etc.) wirken sich einschränkend auf das Individuum aus und engen uns ein. Ist ein Bereich für lange Zeit belastet, werden auch viele andere Bereiche stärker beeinträchtigt. Dann ist Hilfe erforderlich, um den stark belasteten Bereich durch Stärkung anderer Bereiche zu kompensieren.

Jeder von uns hat schon Angst gehabt: Angst vor einer Erkrankung oder dem Arbeitsplatzverlust, Angst vor existenzieller oder finanzieller Not, Angst vor Prüfungen oder sogar auch vor dem Leben an sich.

Es kann sein, dass man dann unbewusst anfängt, diese Angst negativ zu bewerten. Die negative Bewertung wiederum löst in unserem Körper physiologische Prozesse aus. Wir kommen unter Stress. Oft werden dann Medikamente wie Psychopharmaka (Antidepressiva) verschrieben, die in die verschiedenen Neurotransmitter-Systeme eingreifen. Diese Medikamente helfen manchmal, aber nicht immer. Meistens wird dann die Dosis erhöht. Aber alles, was wirkt, hat auch Nebenwirkungen. In den letzten Jahren hat sich in Deutschland der Verbrauch an Medikamenten, die gegen Depressionen wirken, drastisch erhöht.

Die Ursache, wie in unserem Beispiel die Angst, ist weder bearbeitet noch verarbeitet worden. Stattdessen wird sie nur irgendwohin, ins Unbewusste oder in den Körper, verschoben. Nach einigen Jahren wissen die Patienten häufig nicht mehr, warum sie überhaupt Medikamente bekommen haben.

Krankheit: ganzheitliche Betrachtungsweise

In den körperlichen, psychischen, sozialen, spirituellen und kulturellen Bereichen haben wir Grundbedürfnisse, die erfüllt werden wollen. Diese werden im ▶ Kapitel »Die Erfüllung von psychischen Grundbedürfnissen« näher aufgeführt. Wichtig ist, dass, wenn ein Bereich für eine längere Zeit negativ besetzt ist, andere Bereiche gestärkt werden müssen.

Stress gehört zum Leben

Eine weitere wichtige Ursache für psychosomatische Erkrankungen ist lang anhaltender Stress. Doch Stressauslöser und -symptome können erkannt werden.

Stress ist erst einmal nichts Negatives, sondern dient ursprünglich dem Überleben. Äußere oder innere Reize wirken als Stressfaktoren, die im Körper wiederum eine Stressreaktion auslösen. Die Bewertung der Stressreaktion kann positiv oder negativ interpretiert werden. In diesem Zusammenhang hat Hans Selye in den 1930er-Jahren »Eustress« und »Disstress« als Konzept entwickelt. Eustress ist der »gute« anregende Stress, der den Körper belebt, ihn positiv beeinflusst und zu Höchstleistungen anspornt, ohne ihm zu schaden. Disstress ist der »zerstörende«, bedrohende oder angstauslösende Stress, der zu körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen führt, wenn man ihm länger ausgesetzt ist. Diesen Vorgang möchte ich Ihnen im Folgenden erläutern.

Um Ihnen zu erklären, was Disstress mit uns macht, gibt es hier einen kleinen Exkurs in die physiologischen und psychischen Abläufe unseres Körpers. Wenn wir uns ärgern, uns bedroht fühlen oder wenn unsere psychischen Grundbedürfnisse (siehe ▶ Kapitel »Die Erfüllung von psychischen Grundbedürfnissen«) über längere Zeit nicht berücksichtigt werden, kommt es in unserem Organismus zu einem hohen Stressaufkommen. Dieses Stressaufkommen löst Alarm aus, und zwar auf der muskulären Ebene. Verspannungen entstehen. Diese können zu einer erheblichen Muskelarbeit führen. Der berühmte Muskelhartspann im Nacken ist ein Beispiel. Auf der vegetativen und hormonellen Ebene wird ebenfalls Alarm ausgelöst. Wir schütten Hormone aus: Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol. Kortisol schwächt das Immunsystem mit weiteren negativen Folgen. Alle aktuell nicht mehr benötigten Körperfunktionen werden bei Stress heruntergefahren. Die Stresshormone werden nur sehr verzögert abgebaut, wir erleben körperlichen Dauerstress, der sich in erhöhtem Blutdruck, erhöhter Pulsfrequenz, Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung oder Durchfall zeigt.