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»›Wie fühlt es sich an?‹ ist mein persönlichstes Buch. Denn Eves Geschichte ist meine Geschichte.« Sophie Kinsella
Als Eve eines Morgens im Krankenhaus aufwacht, hat sie keinerlei Erinnerung, wie sie dort hingekommen ist. Ihr Mann Nick, der stets an ihrer Seite wacht, erklärt ihr, dass ihr ein bösartiger Hirntumor entfernt wurde. Von nun an muss Eve, eine gefeierte Bestsellerautorin, alles neu lernen – das Laufen, das Sprechen, das Schreiben. Und sie muss sich mit der Diagnose auseinandersetzen, womöglich nie wieder gesund zu werden. Wie soll sie das ihren Kindern erklären? Wie dem eigenen Ende ins Auge blicken? Doch Eve entdeckt inmitten des Schmerzes auch die kleinen Freuden des Alltags: die morgendliche Tasse Tee im Bett, lange Spaziergänge mit ihrem Mann, seine Hand in ihrer, Abende mit der ganzen Familie und der spontane Kauf eines viel zu teuren Kleids.
Sophie Kinsella erzählt von ihrer Krebsdiagnose und von der großen Liebe zu ihrem Mann und ihrer Familie. Mit unnachahmlicher Leichtigkeit und Wärme findet sie Worte für unaussprechliche Tatsachen und Gefühle und schafft es, Kraft, Mut und Zuversicht zu spenden.
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Seitenzahl: 102
Als Eve eines Morgens im Krankenhaus aufwacht, hat sie keinerlei Erinnerung, wie sie dort hingekommen ist. Ihr Mann Nick, der stets an ihrer Seite wacht, erklärt ihr, dass ihr ein bösartiger Hirntumor entfernt wurde. Von nun an muss Eve, eine gefeierte Bestsellerautorin, alles neu lernen – das Laufen, das Sprechen, das Schreiben. Und sie muss sich mit der Diagnose auseinandersetzen, womöglich nie wieder gesund zu werden. Wie soll sie das ihren Kindern erklären? Wie dem eigenen Ende ins Auge blicken? Doch Eve entdeckt inmitten des Schmerzes auch die kleinen Freuden des Alltags: die morgendliche Tasse Tee im Bett, lange Spaziergänge mit ihrem Mann, seine Hand in ihrer, Abende mit der ganzen Familie und der spontane Kauf eines viel zu teuren Kleids.
In fiktionalisierter Form erzählt Sophie Kinsella von ihrer Krebsdiagnose und von der großen Liebe zu ihrem Mann und ihrer Familie. Mit unnachahmlicher Leichtigkeit und Wärme findet sie Worte für unaussprechliche Tatsachen und Gefühle und schafft es, Kraft, Mut und Zuversicht zu spenden.
Weitere Informationen zu Sophie Kinsella
sowie zu lieferbaren Titeln der Autorin finden Sie am Ende des Buches.
Sophie Kinsella
Kurzroman
Aus dem Englischenvon Stefanie Retterbush
Die englische Originalausgabe erschien 2024 unter dem Titel »What does it feel like?« bei Bantam, an imprint of Transworld Publishers, London.
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Deutsche Erstveröffentlichung November 2024
Copyright © 2024 by Sophie Kinsella
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2024
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München
Covergestaltung: UNO Werbeagentur, München
Covermotive: Design by Richard Ogle/TW
Illustration by Paul Thurlby/ Handsome Frank
Redaktion: Dr. Ann-Catherine Geuder
MR · Herstellung: ik
Satz und E-Book-Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-641-32860-3V001
www.goldmann-verlag.de
Für Henry
»Also«, sagt die nette Journalistin vom Modern Woman Magazin, »wie ist es so, sein siebtes Buch zu schreiben?«
»Ganz grandios«, lügt Eve. »Es könnte gar nicht besser laufen, und ich kann es kaum erwarten, was meine Leserinnen wohl dazu sagen werden.«
Es ist der reinste Albtraum. Die Wörter stecken seit Wochen in meinem Hirn fest und wollen einfach nicht rauskommen, und ich habe keinen Schimmer, was ich da eigentlich mache. Es fühlt sich alles so übertrieben an; völlig sinnentleert. Warum wollte ich noch mal Schriftstellerin werden?
»Können Sie uns vielleicht schon irgendwas verraten?«, bohrt die Fragenstellerin nach.
»Ja, es wird eine epische Familiengeschichte um eine Familie namens Wilson. Der Roman spielt zwischen den beiden Weltkriegen auf einem herrschaftlichen englischen Landsitz.«
»Klingt fabelhaft!«
»Oh, danke schön«, bedankt Eve sich ohne rechte Überzeugung.
»Ich freue mich schon aufs Lesen! Und ich muss Sie das einfach fragen, weil ich weiß, dass es unsere Leserinnen und Leser brennend interessieren wird: Haben Sie einen guten Rat für aufstrebende Autoren, den Sie ihnen mit auf den Weg geben möchten?«
»Ja«, sagt Eve prompt, die genau diese Frage schon mindestens fünfundzwanzigtausend Mal beantworten musste und die Antwort längst parat hat. »Den habe ich. Mein Rat wäre: Schreiben Sie das Buch, das Sie selber lesen möchten. Stellen Sie sich vor, Sie gehen in einen Buchladen und finden dort das perfekte Buch. Das Buch, das Sie ohne zu zögern auf der Stelle kaufen würden. Wie sieht es aus? Worum geht es? Was für ein Genre ist es? Und dann schreiben Sie dieses Buch. Und vor allem, schreiben Sie wahrhaftig. Schreiben Sie über etwas, das Sie kennen, und tun Sie es überzeugend. Was nicht heißen soll, dass Sie ein Sachbuch schreiben sollen«, betont sie. »Ich meine, schreiben Sie wahrhaftig über das Leben, ganz gleich in welchem Genre.«
»Weise Worte, in der Tat. Aber kommen wir nun«, sagt die Interviewerin munter, »zu Ihrem anderen Leben, dem mit den fünf Kindern! Wie um Himmels willen finden Sie da noch die Zeit zum Schreiben?«
»Na ja, mein Mann ist einfach großartig«, gesteht Eve ehrlich ein. »Ohne ihn wäre das ein Ding der Unmöglichkeit. Heute ist er beispielsweise mit den Kindern picknicken gegangen, damit ich Muße zum Schreiben habe.«
»Ein wahrer Held!«, jubiliert die Dame von der Presse.
»Das können Sie laut sagen. Außerdem sind wir beide ein eingespieltes Team. Ich meine, bei uns ist immer was los. Es geht immer laut und hektisch zu. Aber wir haben uns bewusst für eine große Familie entschieden und möchten es auch nicht missen.«
»Wunderbar, danke«, sagt die Interviewerin. »Das war’s auch schon. Danke schön und alles Gute für das neue Buch.«
»Ich danke Ihnen«, entgegnet Eve. »Und einen schönen Tag noch!«
Und dann legt sie das Telefon beiseite, sackt seufzend in sich zusammen, und ihr wenig begeisterter Blick geht wieder zum Bildschirm vor ihrer Nase.
Zurück zum Schreiben. Sie hat das ganze Haus für sich und damit keine Ausreden mehr. Nur ist ihr irgendwie die einstige Begeisterung für die Geschichte abhandengekommen. Und sie hat noch gut achtzigtausend Wörter vor sich.
Diese affigen Wilsons sind mir mittlerweile piepegal, denkt Eve missmutig. Und genau das ist das Problem. Es ist mir schnurz, ob Mr Wilson seine Arbeitsstelle verliert, und es ist mir genauso schnurz, ob Harriet Wilson was mit dem Stallburschen anfängt, und mittlerweile ist es mir sogar egal, ob Großbritannien in den Krieg eingreift oder nicht.
Sie überlegt, sich noch einen Kaffee zu machen, entscheidet sich aber dagegen. Vielleicht sollte sie lieber ein bisschen aus dem Haus gehen und sich irgendwo in ein Café setzen und auf eine geniale Eingebung hoffen.
Die Haustür knallt hinter ihr ins Schloss, und augenblicklich fühlt sie sich wie befreit. Na also. Sie musste bloß mal an die frische Luft. Gemächlich schlendert sie die Straße entlang, genießt den wärmenden Sonnenschein und bummelt an den verführerischen Schaufensterauslagen vorbei. Sie ist schon fast in Wimbledon Village, auf der Schickimicki-Einkaufsstraße mit den angesagten Boutiquen und Cafés auf beiden Seiten und …
Allmächtiger.
Wie angewurzelt bleibt sie vor einem der kleinen Läden stehen. Hier war sie schon öfter. Das Schaufenster ist leer bis auf eine Puppe in einem Kleid. Eve sieht es, und ihr Herz schlägt einen Purzelbaum.
Es ist nicht irgendein Kleid. Es ist göttlich: eine magisch silbrig schimmernde Robe aus graubrauner Seide mit paillettenbesetztem Wellensaum. Von den perlenbestickten hauchzarten Trägern bis hin zu der entzückenden kleinen Schleppe ist es einfach Stoff gewordene Vollendung. Ein Oscar-Gewinner-Kleid. Es würde perfekt zu ihr passen. Sie muss es einfach anprobieren.
Kein Gedanke mehr an die Wilsons und ihr baufälliges Herrenhaus. Sie geht in den Laden und fragt nach dem silbernen Paillettenkleid.
»Aber natürlich«, sagt die Verkäuferin eifrig und nimmt es behutsam von der Schaufensterpuppe. »Das ist von Jenny Packham. Es ist das letzte. Traumhaft, finden Sie nicht auch? Suchen Sie etwas zu einem bestimmten Anlass?«
Auweia, denkt Eve. Was macht sie denn da bloß? Sie hat keine Glamourparty im Kalender stehen. Wann sollte sie so ein Kleid also anziehen?
Eine Frage, auf die sie keine Antwort hat. Sie weiß nur, sie muss es unbedingt anprobieren.
»Nein, nur so«, sagt Eve leichthin. »Es ist einfach ein Traumkleid.«
Die passende Gelegenheit wird sich früher oder später schon ergeben, ganz bestimmt.
Sie schlüpft also in das Kleid, von dem sie vorher schon weiß, dass es der Wahnsinn ist, und will gerade die Verkäuferin bitten, ihr den Reißverschluss am Rücken hochzuziehen, da klingelt ihr Telefon. Ach du je, dran ist ihr Mann, Nick. Eigentlich sollte sie jetzt brav zuhause am Schreibtisch sitzen und tippen. Stattdessen steht sie hier, halb in einem Kleid, das sie so gar nicht braucht.
»Hallo?«, antwortet sie und hört selbst, wie schuldbewusst sie klingt.
»Liebling, es tut mir echt leid, dass ich dich beim Schreiben störe«, hört sie seine vertraute sonore Stimme. »Ich wollte nur mal hören, wie du vorankommst, und ob ich dir die Kinder noch ein bisschen von den Füßen halten soll?«
»Nein, geht schon«, beeilt sie sich zu sagen, und ihre Stimme klingt ein bisschen zu schrill. »Ich … ehrlich gesagt, ich musste mal eben raus, auf neue Ideen kommen.«
»Wunderbar!«, ruft ihr ahnungsloser Ehemann, und Eve wird rot. Jetzt hat sie ein schlechtes Gewissen. Aber es ist so ein fantastisches Kleid. »Also, dann will ich dich mal nicht länger stören«, sagt er. »Frohes Schaffen! Bis später.«
Eve tritt aus der Kabine, und die Verkäuferin schnappt hörbar nach Luft. »Es steht Ihnen fabelhaft! Sie müssen einfach eine Gelegenheit finden, es zu tragen.«
»Wenn ich das Kleid kaufe, kommt auch die Gelegenheit, es zu tragen«, erklärt Eve geheimnisvoll. »Daran glaube ich ganz fest.«
»Dann möchten Sie es also haben?«
»Ich denke schon. Könnten Sie mir den Reißverschluss eben hochziehen?«
Die Verkäuferin zieht ihn hoch, und Eve weiß, das Kleid ist ihrs. Aber sie hat ein schrecklich schlechtes Gewissen, weil »Kleid kaufen« heute definitiv nicht auf ihrer To-do-Liste stand. Auf der Liste stand nur ein einziger Punkt: »Buch schreiben«. Im Hintergrund lauern der Abgabetermin und ihre Lektorin, ganz zu schweigen von all ihren treuen Leserinnen.
Sie steigt wieder aus dem Kleid, und die Verkäuferin faltet es in etliche Lagen Seidenpapier. Eve ruft ihr unfertiges Manuskript auf dem Handy auf und überfliegt hastig ein paar Seiten. Sie hasst jedes einzelne Wort. Dann ruft sie ihre letzte Kreditkartenabrechnung auf. Auch kein besonders schöner Anblick. Wie kann sie bloß so viel Geld verpulvert haben? Sie war in letzter Zeit ja nicht mal shoppen. Sie scrollt runter und hoch, dann wieder runter, und versucht sich verzweifelt zu erklären, wie um alles auf der Welt sie es geschafft hat, neununddreißig Pfund bei Fortnum and Mason auszugeben. Sie geht nie zu Fortnum and Mason.
Und dann passiert etwas Seltsames. Ihre eigenen Worte fallen ihr wieder ein, hallen ihr laut und deutlich durch den Kopf wie ein Glockenschlag.
Schreiben Sie das Buch, das Sie selber lesen möchten. Schreiben Sie wahrhaftig über das Leben, ganz gleich in welchem Genre. Schreiben Sie über etwas, das Sie kennen, und tun Sie das überzeugend.
Was würde sie selbst gerne lesen? Was interessiert sie, womit kennt sie sich aus? Welche Wahrheiten hat sie über das Leben gelernt?
Und mit einem Mal fliegt ihr eine ganz neue Buchidee zu, so unverbraucht und genial, dass sie auf der Stelle ein Dokument auf dem Handy öffnen muss und hektisch zu tippen beginnt, um ihre Idee fix in Worte zu fassen, ehe sie sie gleich wieder vergessen hat. Sie wird ihren eigenen Rat beherzigen. Sie wird wahrhaftig über das Leben schreiben. Sie wird das Buch schreiben, das sie selbst lesen möchte. Sie wird über etwas schreiben, womit sie sich auskennt.
Hey Big Spender von Eve MonroeErstes Kapitel
Okay. Keine Panik. Dora Delaney starrte mit weit aufgerissenen Augen auf ihre VISA-Kartenabrechnung und durchlief im Schnelldurchgang sämtliche bekannten Trauerphasen. Schock, Wut, Leugnen, Feilschen und schließlich – widerwillig – Akzeptanz.
Könnte schlimmer sein, dachte sie und stierte düster auf ihr Handy. Schulden gehörten zum Leben dazu, genau wie Kunst oder Tai-Chi, und mussten als solches hingenommen werden. Wobei, hatte sie wirklich £99,50 bei Sephora verpulvert? Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Und was war mit den £45 bei North Face? Sie shoppte doch nie bei North Face. Litt sie unter Gedächtnisverlust?
Oder, Moment, hatte etwa jemand ihre Kreditkarte geklaut?
Eve atmet tief aus, klickt auf Speichern und liest ihre Worte mit wachsender Begeisterung noch mal. Schon besser. Schreib über das, was du kennst. Ein Buch über Shopping in London, keine zähe Herrenhaussaga. Sie springt in Gedanken schon weiter: skizziert die einzelnen Kapitel, malt sich die Dialoge aus, lacht über die Witze. Wird bestimmt ein Spaß, das zu schreiben. Ein Spaß. Sie kann es kaum erwarten, sich an den Schreibtisch zu setzen. Zum Teufel mit den verblödeten Wilsons und ihren albernen Teekleidchen und der vornehm verklemmten Affektiertheit. Sie will etwas schreiben, das echt ist. Das jetzt ist.
»Möchten Sie vielleicht einen unserer Kataloge mitnehmen?«, fragt die Verkäuferin, die geduldig darauf gewartet hat, dass Eve endlich fertig wird.