15,99 €
Unsere Haltung ist entscheidend. Zum Beispiel dafür, ob wir im Gespräch unsicher oder selbstbewusst wirken und unserem Gegenüber sagen können, was uns auf dem Herzen liegt. Ob uns etwas zugetraut wird – und wir uns selbst etwas zutrauen. Dafür dass wir in Beziehungsfragen oder im Beruf souverän agieren können oder scheitern. All das hat mit unserer Körperhaltung zu tun – und diese äußere Haltung hängt wesentlich von unserer inneren Befindlichkeit ab. Dass wir Antworten auf die Sinnfrage haben, Werte unserem Leben Halt geben. Die Autorin Doro Plutte ist seit vielen Jahren als Moderatorin und Fernsehjournalistin auf großen Bühnen unterwegs und berät Menschen als Medientrainerin und Coach in Haltungsfragen. Sehr oft geht es in den Beratungsgesprächen, die sie führt, um Wertefragen, innere Einstellungen, Sinn. Denn wer erkennt, was wesentlich ist, kann anders auftreten. Deshalb geht es in diesem Buch nicht nur um Körperhaltung und die Frage, mit welchem Verhalten wir selbstbewusster, empathischer oder entschlossener wirken können. Doro Plutte ist sicher: Wenn wir uns selbst und anderen Menschen gegenüber eine liebevolle Haltung einnehmen, werden wir auch sicher auftreten können. Eine ganz wichtige Quelle für sie persönlich ist es, sich von Gott geliebt zu wissen. Denn Liebe ist der Schlüssel.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 272
Doro Plutte
Wie Haltung unser Leben verändert
Mit Illustrationen von Joy Katzmarzik
Knaur e-books
Unsere Haltung ist entscheidend. Zum Beispiel dafür, ob wir im Gespräch unsicher oder selbstbewusst wirken und unserem Gegenüber sagen können, was uns auf dem Herzen liegt. Ob uns etwas zugetraut wird – und wir uns selbst etwas zutrauen. Dafür dass wir in Beziehungsfragen oder im Beruf souverän agieren können oder scheitern. All das hat mit unserer Körperhaltung zu tun – und diese äußere Haltung hängt wesentlich von unserer inneren Befindlichkeit ab. Dass wir Antworten auf die Sinnfrage haben, Werte unserem Leben Halt geben.
Die Autorin Doro Plutte ist seit vielen Jahren als Moderatorin und Fernsehjournalistin auf großen Bühnen unterwegs und berät Menschen als Medientrainerin und Coach in Haltungsfragen. Sehr oft geht es in den Beratungsgesprächen, die sie führt, um Wertefragen, innere Einstellungen, Sinn. Denn wer erkennt, was wesentlich ist, kann anders auftreten. Deshalb geht es in diesem Buch nicht nur um Körperhaltung und die Frage, mit welchem Verhalten wir selbstbewusster, empathischer oder entschlossener wirken können. Doro Plutte ist sicher: Wenn wir uns selbst und anderen Menschen gegenüber eine liebevolle Haltung einnehmen, werden wir auch sicher auftreten können. Eine ganz wichtige Quelle für sie persönlich ist es, sich von Gott geliebt zu wissen. Denn Liebe ist der Schlüssel.
Welche Haltung haben Sie, gerade jetzt in diesem Moment? Möglicherweise ertappen Sie sich dabei, wie Sie automatisch den Rücken strecken oder die Schultern straffen, sich auf Ihrem Stuhl etwas aufrichten oder in der Buchhandlung einen Zentimeter größer werden, während Sie diese Zeilen lesen. Paul Watzlawick hat einmal gesagt: »Man kann nicht nicht kommunizieren.« Ich behaupte: »Man kann nicht keine Haltung haben.« Die Frage ist, ob sie uns bewusst ist, ob wir sie aus freien Stücken wählen oder ihr ausgeliefert sind.
Dabei meine ich zum einen die Körperhaltung, zum anderen aber auch die innere Haltung, die uns genauso wie die äußere permanent unterbewusst steuert und unser Handeln beeinflusst. Sie haben eine innere Haltung, während Sie das Badezimmer putzen, einen Vortrag halten oder sich mit Ihrem Partner streiten. Unsere innere Haltung entscheidet darüber, wie wir Nachrichten lesen, mit Vorwürfen umgehen und über unsere Kollegen sprechen. Sie beeinflusst, was wir von uns selbst und anderen denken, wie wir Geschehnisse bewerten und wie wir uns verhalten.
Ob wir erfüllt sind, das Beste aus allem machen, ob wir innerlich immer wieder aufblühen und strahlen oder ob wir ein Leben führen, das sich stumpf, hohl und fremdbestimmt anfühlt, all das hängt stark von unserer Haltung ab.
Wie kann ich herausfinden und steuern, mit welcher Haltung ich durchs Leben gehe? Dieses Buch soll eine Einladung sein, Antworten auf diese Fragen zu finden. Nicht auf einer abstrakten, philosophischen Ebene, sondern ganz praktisch und sofort anwendbar. Dazu helfen zahlreiche Übungen, Tipps und Anregungen, mit denen Sie das Gelesene vertiefen können.
Ein kurzes Experiment zu Beginn: Denken Sie an das letzte Gespräch, das Sie geführt haben. Verschränken Sie Ihre Arme dabei vor dem Oberkörper, runzeln Sie die Stirn, pressen Sie die Lippen aufeinander und konzentrieren Sie sich auf all das, was Ihnen negativ aufgefallen ist. Denken Sie an die Worte oder das Verhalten Ihres Gegenübers – und an Ihr eigenes Verhalten. Fühlen Sie sich bewusst in eine Haltung der Kritik, des Vorwurfs und des Ärgers hinein.
Dann schütteln Sie sich einmal kurz durch und schütteln Sie auch das schlechte Gefühl ab. Entspannen Sie Ihr Gesicht, lächeln Sie. Schwingen Sie die Arme hin und her, tun Sie so, als wollten Sie Ihr Gegenüber umarmen. Konzentrieren Sie sich auf alles, was Ihnen positiv aufgefallen ist. Bewerten Sie den anderen, sich selbst und das gesamte Gespräch als etwas Gutes. Nehmen Sie eine Haltung der Annahme, Neugierde und Herzlichkeit ein. Durch diese kleine Übung können Sie feststellen, wie stark Ihre innere Haltung die Wahrnehmung und Bewertung einer Situation beeinflusst.
Haltung beinhaltet für mich dabei immer beides: Körpersprache und innere Haltung. Beides bedingt sich gegenseitig. Seit einigen Jahren interessieren mich besonders die Schnittstellen, die Verbindung zwischen innen und außen: wie das sogenannte Mindset den Körper beeinflusst und wie ich andererseits über die Körperhaltung auch zu einer neuen inneren Position und Sicherheit finden kann. Alles ist miteinander verbunden – auch in diesem Buch. Fragen wie »Wie halte ich am besten meine Hände beim Sprechen?« oder »Was kann ich tun, wenn mir vor einem wichtigen Termin die Knie zittern?« richten zu Beginn eines Kapitels zunächst den Fokus auf die äußere Haltung. Anschließend folgt ein »Innencheck«, in dem es etwa um die Frage geht, welchen Werten wir folgen oder welche Ziele uns im Leben wichtig sind.
Sie können dieses Buch auf verschiedene Weise lesen. Entweder begeben Sie sich auf eine ganzheitliche Reise von Fuß bis Kopf, auf der Sie sowohl viel Interessantes über Ihre Körperhaltung als auch über Ihre innere Einstellung lernen können. Wenn Sie lieber bei den praktischen Tipps zur Körpersprache bleiben möchten, lesen Sie jeweils nur die ersten Kapitelabschnitte. Um tiefer einzusteigen und Ihre innere Haltung in den Blick zu nehmen, bieten sich die darauf folgenden Abschnitte an. Vielleicht stellen Sie bei sich eine Unsicherheit fest und suchen Rat. Zum Beispiel: Warum halte ich meinen Kopf immer so schief? Dann schlagen Sie einfach im entsprechenden Kapitel nach.
Als ich angefangen habe, dieses Buch zu schreiben, dachte ich an einen klassischen Ratgeber. Aber dann merkte ich schnell, wie viel ich bei dieser Vorgehensweise von dem zurückhalten würde, was mir geholfen hat, meine eigene Haltung zu finden. Ich bin nicht nur durch meine berufliche Expertise, sondern auch durch meinen persönlichen Lebensweg und meinen christlichen Glauben zu dem geworden, was ich heute bin. Deshalb erzähle ich Ihnen immer wieder aus meinem Leben, von schönen Momenten und Erfolgen ebenso wie von Schwächen und schwierigen Zeiten.
Das Thema Haltung hat auch mit Blick auf unsere Zukunft eine hohe Relevanz. Warum? Weil Maschinen demnächst vielleicht klüger als Menschen sein werden. Geht es um Wissen, Logik und mechanisches Können, sind wir – schon jetzt oder aber bald – vermutlich abgehängt. Die Covid-19-Krise hat die Digitalisierung in vielen Bereichen noch beschleunigt. Was uns als Menschen einzigartig macht, ist die Fähigkeit, eine innere Haltung einzunehmen, diese zu leben und auch äußerlich zu vertreten. Jack Ma, der Gründer und langjährige Chef der Alibaba Group, sagte in einer Rede: »Alles, was wir unseren Kindern beibringen, muss sich von dem unterscheiden, was Maschinen können.« Als Beispiele nennt er unter anderem Werte, Mitgefühl und Überzeugungen. Kein Roboter wird den Kern unserer Menschlichkeit ersetzen können, und es ist der Auftrag an jeden Einzelnen, sich selbst zu fragen: Mit welcher Haltung will ich in die Zukunft gehen? Was soll mich ausmachen, wofür will ich stehen, und zu welcher Art von Gesellschaft möchte ich beitragen?
Wenn Sie beginnen, dieses Buch zu lesen, können Sie sich bewusst dafür entscheiden, mit welcher Haltung Sie das tun möchten. Das Gefühl innerer Freiheit ist dabei wichtig. Schauen Sie, was Sie anspricht, was Sie ausprobieren oder übernehmen möchten. »Prüft aber alles, und das Gute behaltet«, um es mit der Bibel zu sagen. Den Druck, der aus einem stark ausgeprägten Drang zur Selbstoptimierung entstehen kann, finde ich wenig hilfreich.
Mir geht es nicht darum, mich selbst oder andere zu perfektionieren. Denn wir sind nicht dafür geschaffen, einem Idealbild hinterherzuhecheln, weder was unsere äußere noch was unsere innere Haltung angeht.
Sie sind schon sehr gut, so, wie Sie sind. In dieser Gewissheit geht es darum, Verantwortung zu übernehmen: die eigene Haltung nicht dem Zufall, der Prägung oder dem sozialen Umfeld zu überlassen, sondern frei und mündig zu entscheiden, wer Sie in dieser Welt sein möchten.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich zu voller Größe aufrichten – innerlich und äußerlich.
Doro Plutte
Kapitel 1
Vor Kurzem wollte ich einen gebrauchten Autositz für meine Tochter kaufen. Beim privaten Verkäufer angekommen, wurde mir an der Tür ein Sitz mit Früchteriegel-Krumen und verschmutzten Gurten überreicht. Ich schluckte, tippelte hin und her, sank in mich zusammen. »Das ist ja eine Sauerei«, dachte ich. Doch dann stellte ich mich fest auf meine Füße, richtete mich auf und sagte: »Ich hatte mir diesen Sitz sauberer vorgestellt.« Am Ende einigten wir uns auf einen reduzierten Preis, und ich war zufrieden. Den Sitz habe ich später gereinigt, jetzt krümelt meine Tochter ihre eigenen Früchteriegel ins Polster. Der entscheidende Moment war der, in dem ich einen sicheren Stand einnahm. So konnte ich eine klare Haltung vertreten, meine Meinung sagen und trotzdem freundlich bleiben. Ich konnte mich im wahrsten Sinne des Wortes positionieren. Und das beginnt mit den Füßen.
Sehr bewusst wird mir dieser Zusammenhang auch in meinem Job. Ich arbeite als Moderatorin, stehe dafür vor Publikum, auf Bühnen, in Fernsehstudios, früher auch vor Radiomikrofonen.
In diesem Buch werde ich Sie mitnehmen in diese für viele fremde Welt und Ihnen erzählen, was ich darin über Haltung gelernt habe. Es ist nicht relevant, ob Sie selbst vor Menschengruppen sprechen oder nicht. Alles lässt sich direkt auf das »normale Leben« übertragen. So zum Beispiel der Moment, wenn ich als Moderatorin an einem fremden Ort ankomme und als Erstes die große Bühne in Augenschein nehme, auf der ich später stehen soll. Um der aufkeimenden Anspannung zu begegnen, stelle ich mich der Umgebung, der Aufgabe und meiner Aufregung. Das bedeutet ganz praktisch: Ich stelle mich hin – an die Stelle, wo ich später sprechen werde. Ich stelle mich auf meine Fußsohlen, spüre die Verbindung zum Boden, nehme Kontakt auf und den Platz für mich ein.
Dieses Vorgehen funktioniert auch abseits von Bühnen und TV-Studios. »Ich stelle mich dem« kann bedeuten: Ich stelle mich einer blöden Situation, dem verdreckten Autositz, ich stelle mich meiner Verärgerung und meiner Unsicherheit. Unsere Füße sind wie ein Anker, der helfen kann, uns im Hier und Jetzt zu verorten. Wo bin ich gerade? Wofür stehe ich? Es tut gut zu wissen: Ich bin getragen. Nichts kann mich umhauen. Wenn ich mir das mitten im Trubel des Alltags für einen kurzen Moment klarmache, stehe ich danach sicherer und kann überzeugender auftreten. Sei es in einer Vorstellungsrunde beim Elternabend, in Verhandlungen mit einem Kunden oder wenn ich verschimmelten Käse im Supermarkt zurückgeben will. Nehmen Sie sich das nächste Mal, wenn Sie in der herausfordernden Situation sind, etwas anzusprechen, das Ihnen unangenehm ist, vorher einmal zehn Sekunden Zeit. Spüren Sie Ihre Fußsohlen. Treten Sie fest auf. Nehmen Sie Raum ein. Das geht auch im Sitzen, indem Sie beide Fußsohlen aufstellen und den Kontakt zum Boden bewusst wahrnehmen. Es wird die folgende Situation verändern.
Wenn ich vor großen Auftritten fest auftrete, merke ich, wie ich körperlich – und auch innerlich – stabiler werde. Obwohl ich eher in die Kategorie »klein und schmal« gehöre, spüre ich: Indem ich mit festem Stand vor Publikum stehe, haben die Menschen Respekt vor mir. Es stellt sich nicht die Frage, ob ich etwas zu sagen habe oder nicht. Meine Körperhaltung zeigt: Ich weiß, was ich tue. Ich bin mir sicher. Auch dann, wenn ich als Moderatorin über Themen spreche, für die ich keine Expertin bin. Das kommt häufig vor. Mal geht es bei meinen Jobs um Kunst, mal um Materialforschung, dann um Digitalisierung des Mittelstands oder soziale Projekte in Indien. Ich arbeite mich in jedes Gebiet ein, lese Artikel darüber und führe Vorgespräche. Aber eine Expertin bin ich trotzdem nicht. Umso wichtiger ist in diesen Situationen eine klare Körpersprache. Gerade wenn ich thematisch nicht sicher bin, achte ich darauf, stabil zu stehen, mich zu erden, Festigkeit auszustrahlen. Im Verlauf der Moderation gehe ich auch hin und her oder verlagere das Gewicht von einem Bein auf das andere. Immer wieder aber stelle ich mich fest hin. Besonders in heiklen Situationen oder wenn meine klare Leitung, mein Durchgreifen gefragt sind.
Unabhängig davon, worüber wir sprechen, lesen Menschen die Sprache unserer Füße mit: Haben wir einen klaren Standpunkt? Stehen wir fest zu dem, was wir sagen, und hinter dem, was wir vertreten? Tun wir das nicht, entlarven uns wahrscheinlich unsere Füße. Sie wackeln nervös, wippen hin und her oder verknoten sich fast mit dem Stuhlbein. Deshalb: Positionieren Sie sich! Sei es, wenn Sie im Kollegenkreis eine Idee einbringen, bei der nächsten Gartenparty das Wort ergreifen oder Ihre Kinder bitten, das Zimmer aufzuräumen.
Ein sicherer Stand sendet nicht nur den Menschen ein Signal, die uns zuhören, sondern auch uns selbst. Unser Gehirn glaubt dem Körper. Mehr zu diesem Thema finden Sie im Kapitel über Embodiment (Seite 115). Für die Füße heißt das: Wenn ich sicher stehe, sende ich mir das Signal: Ich bin sicher. Mir kann nichts passieren. Mich haut so schnell nichts um.
Der zweite Schwerpunkt meiner Tätigkeit ist die Arbeit als Trainerin für Moderation und Kommunikation. Über die Jahre habe ich Hunderte Menschen geschult, die lernen wollten, sicherer aufzutreten – vor Publikum oder Kameras, aber auch in Konfliktgesprächen und im Alltag. Fast immer beginne ich mit genau diesem Zusammenhang: Sicher aufzutreten heißt erst einmal im ganz wörtlichen Sinne, sicher aufzutreten. Also fest zu stehen. Die Fußsohlen bewusst in Kontakt mit dem Boden zu bringen.
Der Sichere Stand ist eine Position, eine Körperhaltung, die Sicherheit und Klarheit ausstrahlt. Sie können ihn jederzeit nutzen, wenn Sie kommunizieren, sei es vor einer Gruppe von Menschen oder mit einer einzelnen Person.
Der Sichere Stand zeigt dem Gegenüber: Ich weiß, was ich sage und tue. Gleichzeitig hat diese Körperhaltung direkte Auswirkungen auf Ihre Eigenwahrnehmung: Sie steigern damit Ihr Selbstvertrauen, fühlen sich sortierter und kraftvoller.
Ausgangspunkt des Sicheren Stands sind Ihre Füße. Sie sollten hüftbreit auf dem Boden stehen. Bei Männern wird auch ein etwas weiterer Abstand als natürlich und stabil wahrgenommen.
Hüftbreit bedeutet: so weit voneinander entfernt wie die Knochen des Hüftgelenks, die Sie vorne im Becken, oberhalb Ihrer Oberschenkel, erspüren können.
Diese Position signalisiert: Ich fühle mich stabil und lebe geradlinig. Stehen die Füße deutlich breiter auseinander, wirkt es wie Dominanzgehabe oder Platzhirschgebaren. Machthungrige Männer stehen oft so, weil sie autoritär wirken möchten. Frauen tendieren hingegen dazu, ihre Füße enger als hüftbreit zusammenzustellen. Damit machen sie sich unbewusst klein und schmal, so als ob sie sich verstecken wollten.
Auch die Richtung, in die Ihre Zehenspitzen zeigen, ist aussagekräftig. Sind beide parallel nach vorne oder nur leicht nach außen gerichtet, vermittelt das: Diese Person weiß, wo es hingeht, sie ist zielstrebig. Sind die Füße deutlich nach außen gedreht, symbolisiert dies Unentschlossenheit. Sind die Füße nach innen gerichtet, signalisiert dies Hilfsbedürftigkeit und Unsicherheit.
Also: hüftbreit stehen, die Zehenspitzen nach vorn oder leicht nach außen ausrichten. Damit haben Sie die Grundlage für den Sicheren Stand geschaffen.
Eine kompakte Videoanleitung für den Sicheren Stand finden Sie unter: doro.video/fuesse
Durchschnittlich 1500 Schritte pro Tag legt ein Büroangestellter zurück. Ein Kellner bringt es auf etwa 10000 Schritte, eine Hausfrau mit kleinen Kindern sogar auf 13000. Durchschnittlich geht ein Mensch im Laufe seines Lebens etwa 200 Millionen Schritte und legt damit eine Strecke zurück, die etwa vier Mal um die Erde reichen würde.
Früher war der Fuß das wichtigste Längenmaß. In vielen Teilen der Welt und auch in Deutschland wurden Größe und Entfernung in Fuß gemessen. Ein Fuß variierte, je nach Land, zwischen 25 cm und 34 cm. Mittlerweile hat der Meter den Fuß landläufig als Maßeinheit abgelöst, aber in der See- und Luftfahrt wird die englische Maßeinheit Fuß immer noch verwendet. 1 ft (engl. foot, Plural feet) ist genau 30,48 cm lang. Das entspricht ungefähr unserer deutschen Schuhgröße 47.
Unsere Vorfahren berührten den Boden beim Laufen noch direkt mit ihren Fußsohlen. Heute sind wir nur noch selten barfuß unterwegs. Schade eigentlich. Denn ohne Schuhe kann der Fuß die Belastung beim Gehen optimal abfangen und auf den ganzen Fuß verteilen – alle Muskeln und Sehnen werden gefordert und gestärkt, um den Fuß zu stabilisieren und flexible Bewegungen zu ermöglichen.
Unser Körper kommuniziert permanent. Er sendet Signale, die uns meist nicht bewusst sind. Hier ein paar Beispiele, verbunden mit praktischen Tipps, wie Sie Ihre nonverbalen Botschaften an das anpassen können, was Sie tatsächlich vermitteln möchten.
Füße über Kreuz stellen
Das wirkt, als würden Sie auf Distanz zu Ihrem Gegenüber gehen wollen. Sie verschließen sich dem anderen und machen sich gleichzeitig kleiner.
Besser: Die Füße in Hüftbreite nebeneinanderstellen. Damit signalisieren Sie Offenheit und zeigen Größe.
Auf den Füßen wippen
Oft passiert es aus Nervosität, manchmal ist es der Versuch, sich größer zu machen und die Wichtigkeit der eigenen Aussagen zu unterstreichen. Tatsächlich wirkt die Bewegung unstet und zeigt, dass Sie sich selbst und Ihren Worten nicht ganz trauen.
Besser: Ruhig stehen und Ihre Aussagen durch Gestik und Mimik unterstreichen. Innere Größe strahlt von selbst.
Mit den Füßen schlurfen
Schlurfen signalisiert nicht etwa Lässigkeit, sondern Lust- und Haltungslosigkeit sowie mangelnden Respekt vor den Mitmenschen.
Besser: Wenn Sie zu einem schlurfenden Gang neigen, stellen Sie sich beim Gehen ein anmutiges Tier vor, zum Beispiel einen Löwen oder ein edles Pferd. Oder denken Sie daran, wie ein König oder eine Königin schreiten würde. Das innere Bild wirkt sich direkt auf Ihre Haltung und Bewegung aus.
Fußsohlen zeigen
Manche Menschen strecken im Sitzen die Beine weit von sich, sodass die Schuhsohlen zu sehen sind. Das wirkt abwehrend und desinteressiert. In manchen Kulturen gilt es sogar als offener Affront, die Sohlen zu zeigen.
Besser: Beide Füße auch im Sitzen ganz auf dem Boden aufsetzen. Und bei überschlagenem Bein darauf achten, dass der eine Fuß sicher auf dem Boden steht, nicht auf der Außenkante.
Setzen Sie sich bequem hin, die Füße haben vollen Bodenkontakt. Stellen Sie sich vor, Sie würden mit Ihren Zehen im Sand oder in lockerer Erde graben. Spreizen und strecken Sie die Zehen, so weit Sie können, dann ziehen Sie sie zu sich heran. Am besten probieren Sie das auch mal im Freien.
Versuchen Sie, mit nackten Füßen einen Bleistift aufzuheben und dann ein Bild zu malen. Oder pflücken Sie eine Blume. Unsere Füße sind zu viel mehr in der Lage, als wir oft meinen. Trainieren wir ihre Beweglichkeit und »Zehenfertigkeit«, werden sie stabiler und stärker. Legen Sie einen Tennis- oder Golfball unter eine nackte Fußsohle, belasten Sie den Fuß mit etwa 80 Prozent Ihres Körpergewichts und lassen Sie ihn von den Zehen bis zur Ferse über den Ball rollen. Das lockert die Faszien und entspannt, wenn der Schmerz nachlässt, die gesamte Fußsohle. Bevor Sie die Übung mit dem anderen Fuß wiederholen, spüren Sie im Stehen nach, wie unterschiedlich sich der Kontakt zum Boden anfühlt.
Stehen Sie hüftbreit, die Fußsohlen fest auf dem Boden. Die Schultern locker, die Arme hängen entspannt, der Oberkörper ist aufgerichtet. Schließen Sie die Augen. Schwanken Sie dann leicht mit dem Oberkörper nach rechts und links, wie ein Halm im Wind. Achten Sie darauf, dass Ihre Füße dabei fest auf dem Boden stehen bleiben, und nehmen Sie wahr, wie sie Ihnen Stabilität verleihen.
Auf das Innenleben übertragen, symbolisieren die Füße den Bereich der Werte und Überzeugungen. Häufig beobachte ich, wie unruhige Füße zeigen: Ich bin nicht sicher, wofür ich stehe.
Tatsächlich ist es nicht immer einfach, das herauszufinden. Was macht mich als Persönlichkeit aus? Schon in den ersten Lebensjahren erfahren wir eine Prägung durch unser Elternhaus. Die Herkunftsfamilie ist verantwortlich dafür, was wir als selbstverständlich empfinden, was »einfach so ist« und gefühlt auch so sein muss. Erst später beginnen wir einiges zu hinterfragen. Mancher reflektiert erst mit Mitte 30, auf welchem Wertegerüst sein Leben steht. Andere stellen sich ausgelöst durch eine Krise bewusst Sinn- und Wertefragen.
Ich habe mit Mitte 20 einen Einschnitt erlebt, der alle Bereiche meines Lebens erschütterte. Nachdem ich schon mit 20 Jahren geheiratet hatte, ging die Ehe einige Jahre später in die Brüche. Im Zuge der Trennung und Scheidung erlebte ich viel Anfeindung, sowohl in meinem persönlichen als auch in meinem beruflichen Umfeld. Menschen, von denen ich mir Unterstützung oder zumindest Verständnis erhofft hatte, reagierten mit Härte und Verurteilung. So schmerzhaft diese Situation war, sie eröffnete mir die Chance, wirklich hinzuschauen und zu begreifen, wofür ich stehen möchte.
An einem besonders herausfordernden Tag saß ich mit meinem Tagebuch unter einem Baum und weinte. Eigentlich wollte ich gerade aufschreiben, wer gemein zu mir gewesen war. Doch statt mich in meiner Opferrolle selbst zu bemitleiden, fing ich an zu notieren, welches Verhalten ich mir wünschen würde. Im Wesentlichen waren das Mitgefühl, Akzeptanz und weiche Herzen. Dann fragte ich mich: Lebe ich das selbst? Verhalte ich mich anderen gegenüber so? Ganz allgemein, aber auch in der konkreten Situation? Die ehrliche Antwort war: Nein. Zumindest nicht immer.
Dieser Moment hat für mich viel verändert, weil mir bewusst wurde: Ich muss bei mir selbst anfangen! Wenn ich weine, weil alle böse zu mir sind, ändert sich gar nichts. Aber ich kann mein eigenes Verhalten ändern und leben, was ich bei anderen gerne sehen würde. Ich kann mich entscheiden, Mitgefühl zu haben, auch mit denen, die mich verurteilen. Wahrscheinlich verhalten sie sich so, weil sie selbst Verletzungen erlebt haben – vielleicht auch durch mich. Ich kann mich dafür entscheiden, Menschen zu akzeptieren, auch wenn mir ihr Verhalten nicht gefällt. Durch die Entscheidung, selbst so zu leben, habe ich kein »Recht« mehr, andere zu verurteilen. Nicht einmal dafür, dass sie mich verurteilen. Das ist herausfordernd, aber eine grandiose Schule für eine tiefgreifende persönliche Entwicklung.
In der Krise habe ich mich erstmals so intensiv mit meinen eigenen Werten auseinandergesetzt. Das hat mir geholfen, durch diese schwierige Zeit zu gehen, ohne zu verbittern oder negativ zu werden. Seitdem frage ich mich im Großen wie im Kleinen: Lebe ich gerade das, wofür ich stehen will? Der Moment unter dem Baum hat bis heute Einfluss auf meine innere Haltung, Kommunikation, Körpersprache und meine Gefühle.
»Wofür stehe ich?« Das sollten wir uns immer wieder fragen, auch wenn wir gerade nicht durch Brüche und Krisen gehen. Jede kleine Unzufriedenheit kann uns auf einen Wert hinweisen, der in unserem Leben momentan nicht zum Zuge kommt.
Inzwischen darf ich als Beraterin Menschen helfen, auf diesem Weg ein Stück weiterzukommen. Viele möchten an ihrer Außenwirkung arbeiten. Ich setze oft bei der Körperhaltung an, gehe aber dann meist eine Ebene tiefer – denn Innen und Außen hängen zusammen. Wer in seinem Innersten nicht genau weiß, wofür er steht, kann keine gute Haltung einnehmen.
Ich erinnere mich zum Beispiel an einen Chefarzt, den ich begleitet habe. Er war unzufrieden mit seiner Wirkung auf andere und hatte den Eindruck, sich nicht so recht durchsetzen zu können. Seine Position verlangte Dominanz, seine ganze Persönlichkeit aber war ausgerichtet auf Harmonie, Hilfsbereitschaft und Verständnis. Das führte dazu, dass er seinen Mitarbeitern zwar Anweisungen gab, dabei aber auf seinen Fußsohlen hin und her schwankte. Nach außen und innen, nach vorne und hinten. So als würde er nonverbal sagen: »Leute, nehmt das alles nicht so ernst! Ich lasse mich auch gerne umstimmen. Nagelt mich bloß nicht auf das fest, was ich sage!«
Wir hätten uns im Coaching auf die Körperhaltung beschränken können. Ich hätte mit ihm üben können, fest auf den Fußsohlen zu stehen, damit seine Botschaften klarer werden. In vielen anderen Fällen tue ich das auch. Wenn der unsichere Stand nur eine Gewohnheit ist, reicht es aus, funktional anzusetzen und den Sicheren Stand als neue Normalität zu trainieren. In diesem Fall aber haben wir tiefer geschaut: auf das, was ihn schwanken ließ und was er brauchte, um seinen eigenen Worten trauen zu können.
Gemeinsam gingen wir eine Werteliste durch. Der Arzt konnte wie auf einer Speisekarte wählen, was ihm wichtig ist. Für ihn waren es Hilfsbereitschaft, Glaubwürdigkeit und Effektivität. Das konkret zu benennen half ihm, seine Haltung zu finden. Ihm wurde klar: Er fordert seine Mitarbeiter nicht zu bestimmten Aktivitäten auf, weil er das als Chef eben muss, sondern weil es ihm wichtig ist, dass den Patienten effektiv geholfen wird. Und um dieses Ziel zu erreichen, muss er klar auftreten.
Vor der nächsten Teambesprechung machte er sich dies neu bewusst und begann seine Rede diesmal mit dem Satz: »Ich möchte, dass diesem Patienten geholfen wird.« Dann folgte die konkrete Aufgabe. Der Chefarzt hat dadurch seine innersten Werte zum Ausdruck gebracht. Er stellte seine Direktive nicht mehr, weil seine Position ihn dazu zwang, sondern aus dem klaren Wunsch heraus, dem Patienten mit seinem Handeln zu helfen. Und siehe da: Er stand fest. Kein Schwanken mehr, weder in der Stimme noch in den Füßen.
Eine sichere Ausstrahlung wünschen wir uns alle. Authentisch wollen wir sein. Aber was heißt das? Für mich bedeutet es: im Einklang mit den eigenen Werten zu leben. Das, was mir wichtig ist, über die Lippen, auf die Straße, in die Realität zu bringen.
Manche Werte übernehmen wir, erst einmal unreflektiert, aus der Herkunftsfamilie. Andere bekommen im Laufe unserer Entwicklung Bedeutung und Priorität. Ich denke, es ist gut, sich über die persönliche Werte-Landkarte klar zu werden. Denn nur wenn wir wissen, wofür wir stehen, können wir authentisch auftreten.
Als Moderatorin mache ich mir immer wieder bewusst, dass ich für Offenheit und Herzlichkeit stehen möchte. Als Mama sind mir Liebe und Geduld besonders wichtig. Allgemein haben Ermutigung und Wertschätzung große Bedeutung für mich. Und ich will ein Mensch sein, der auf das Gute schaut. Deshalb habe ich die Entscheidung getroffen, nicht zu schimpfen, zu meckern und mich zu beklagen, sondern das hervorzuheben, was lobenswert und liebenswert ist.
Für Sie können es ganz andere Werte sein, die zählen. Es geht nicht darum, einen idealen oder perfekten Wert zu finden. Für unterschiedliche Lebensbereiche und -situationen können durchaus verschiedene Werte zentral sein, die sich im Laufe des Lebens auch verändern. Entscheidend ist, dass wir uns überhaupt klarmachen, wofür wir einstehen wollen.
Werte und Überzeugungen sind wie Wurzeln, die uns tragen und im übertragenen Sinne dafür sorgen, dass wir in Stürmen nicht fallen. Praktisch bedeutet das: Wenn Sie wissen, wofür Sie als Vorgesetzte, Vater, Ehepartnerin, Trainer, Mitarbeiterin, Freund oder Nachbarin stehen wollen, können Sie Ihr Verhalten, Ihre Worte und Gedanken auch in Konflikten oder schweren Zeiten daran orientieren. Sie können selbst dann freundlich sein, wenn andere Sie unfreundlich behandeln. Sie können großzügig sein, auch wenn Sie sich gerade nicht danach fühlen. Sie können ehrlich sein, auch wenn es unbequem ist. Diese klare innere Haltung lässt uns auch äußerlich stabil stehen.
Vielen fällt es schwer, diese Frage aus dem Stegreif zu beantworten. Leichter wird es mit der besagten Werteliste. Sie ist eine Anregung und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Nehmen Sie sich Zeit und schauen Sie, welche Werte Sie besonders ansprechen – ganz allgemein für Ihr Leben oder für einen bestimmten Bereich, eine Rolle, eine Situation. Vielleicht können Sie herausfinden, welcher zentrale Wert in Ihrer Herkunftsfamilie Bedeutung hatte. Oder fragen Sie sich: An welches dieser Worte sollen Menschen denken, wenn sie mich sehen?
Kreisen Sie Ihre Favoriten im Buch ein, schreiben Sie sie auf ein schönes Blatt Papier oder lassen Sie sie auf dem Sperrbildschirm Ihres Handys erscheinen. Jede Beschäftigung damit, schon das bloße Anschauen des Wortes, wird diesen Wert in Ihnen festigen und größer werden lassen. Je genauer Sie wissen, wofür Sie stehen, desto sicherer werden Sie auftreten und desto mehr Standfestigkeit haben Sie. Es wird Ihnen leichter fallen, den Mund aufzumachen und Position zu beziehen, wenn dieser Wert angegriffen wird.
Falls Sie unsicher sein sollten, was Ihnen besonders wichtig ist, machen Sie es wie ich damals unter dem Baum und fragen Sie sich: Über welches Verhalten ärgere ich mich bei anderen am meisten? Überlegen Sie dann: Was ist das Gegenteil? Der Wert, den Sie jetzt nennen, ist höchstwahrscheinlich einer, der Ihnen persönlich viel bedeutet.
□ Abenteuer □ Achtsamkeit □ Agilität □ Altruismus □ Andersartigkeit □ Anerkennung □ Anstand
□ Ästhetik □ Aufgeschlossenheit □ Aufmerksamkeit □ ;Ausgewogenheit □ Authentizität □ Beharrlichkeit □ Bescheidenheit □ Besonnenheit □ Dankbarkeit □ Demut □ Disziplin □ Effektivität □ Ehrlichkeit □ Empathie □ Fairness □ Fantasie □ Fleiß □ Flexibilität □ Freiheit □ Freundlichkeit □ Frieden □ Fröhlichkeit □ Fürsorglichkeit □ Geduld □ Gelassenheit □ Gemütlichkeit □ Gerechtigkeit □ Glaube □ Glaubwürdigkeit □ Großzügigkeit □ Güte □ Harmonie □ Herzlichkeit □ Hilfsbereitschaft □ Hingabe □ Höflichkeit □ Humor □ Idealismus □ Innovation □ Integrität □ Kreativität □ Leichtigkeit □ Leidenschaft □ Liebe □ Loyalität □ Mitgefühl □ Mut □ Nachhaltigkeit □ Nächstenliebe □ Neutralitä □ Offenheit □ Optimismus □ Ordnungssinn □ Pflichtgefühl □ Professionalität □ Pünktlichkeit □ Redlichkeit □ Respekt □ Rücksichtnahme □ Ruhe □ Sanftmut □ Sauberkeit □ Selbstdisziplin □ Sensibilität □ Sicherheit □ Solidarität □ Sorgfalt □ Sparsamkeit □ Spaß □ Standfestigkeit □ Tapferkeit □ Teamgeist □ Teilen □ Toleranz □ Tradition □ Transparenz □ Treue □ Tüchtigkeit □ Unabhängigkeit □ Unbestechlichkeit □ Verantwortung □ Verlässlichkeit □ Vertrauen □ Wachsamkeit □ Wertschätzung □ Willenskraft □ Würde □ Zielstrebigkeit □ Zuneigung □ Zuverlässigkeit □ Zuversicht…
Haben Sie Ihre Lieblingswerte gefunden? Dann können Sie sich bei allem, was Sie tun und sagen, fragen: Handle ich meinen Werten entsprechend?
Das wird nicht immer der Fall sein. Auch ich bin nicht jederzeit eine geduldige Mama, und es gibt Situationen, in denen meine Mitmenschen mich nicht als ermutigend empfinden. Wir scheitern auf unserem Weg. Aber das Schöne ist: Wir dürfen es immer wieder neu versuchen.
Kapitel 2
Die Schule fand zu Hause statt, Nudeln, Hefe und Klopapier waren ausverkauft. Ob der lang ersehnte Urlaub stattfinden würde, wusste keiner. Und fast täglich meldete sich einer meiner Auftraggeber, um einen schon länger vereinbarten Termin abzusagen. Als die Coronakrise begann, habe ich mich immer wieder selbst dabei ertappt, wie ich ohne echtes Ziel durchs Haus gewandert bin. Wie ich irgendetwas angefangen, aber nicht zu Ende gebracht habe. Ich habe Sachen von A nach B geräumt, ohne dass es danach besser aussah. Die Unsicherheit hat mich rastlos werden lassen, es fiel mir schwer, meine Zeit und Energie zu bündeln. Dauernd war ich in Bewegung, ohne dabei irgendwo wirklich anzukommen. Sicher kennen Sie die Redewendung »wie ein Kaninchen vor der Schlange stehen«. Es beschreibt eine Handlungsunfähigkeit, die uns in bestimmten Situationen überkommt. Ich bin fixiert auf eine Herausforderung, ein Problem oder einen Konflikt und mache, schockiert von der scheinbaren Größe und Schwere, einfach gar nichts.
Mir geht es in Streitgesprächen manchmal so. Die ersten harten Worte fallen, und ich fühle mich, als sei alles in mir blockiert. Mit verspanntem Kiefer sitze ich da, den Blick starr nach vorne gerichtet, die Lippen zusammengepresst. Mein Mann kennt diesen Ausdruck nur zu gut. Meistens ziehe ich dabei die Beine nah an den Körper. Aus dieser Haltung heraus den sprichwörtlichen Schritt auf jemand anderen zuzugehen ist fast unmöglich.
Auch als Moderationstrainerin beobachte ich diese beiden Phänomene häufig: Manche Menschen laufen permanent hin und her – rechts, links, rechts, links, ohne Pause – wie ein gefangenes Tier, das den Fluchtweg sucht. Haben Sie schon einmal beobachtet, was mit Ihnen als Zuschauer passiert, wenn jemand dauernd in Bewegung ist? Genau, Sie werden unruhig, weil sich die Nervosität der Person auf der Bühne auf alle anderen überträgt. Gegen diese Ansteckung kann sich keiner wehren, das liegt an den Spiegelneuronen. Mehr dazu finden Sie ab Seite 169. Das andere Extrem sind Redner, die starr vor Aufregung und Anspannung sind. Mit weit geöffneten Augen stehen sie wie festgenagelt auf der Bühne, außer dem Mund bewegt sich nichts. Wie das Kaninchen eben. Nur dass die Schlange in diesem Fall das Publikum ist.
Unser Körper spricht eine klare Sprache. In den oben genannten Beispielen sagt er: »Ich will hier weg!« oder »Ich bin starr vor Angst«. Ob wir wollen oder nicht: Unser Gegenüber wird der Sprache des Körpers immer mehr glauben als unseren Worten. Mehr dazu finden Sie im Zwischenkapitel »Kommunikation in Zahlen«.
Die Beine beinhalten das größte Gelenk, den größten Muskel und den größten Knochen unseres Körpers. Fast die Hälfte unseres Körpergewichts machen die Beine aus.