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Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), Note: angenommen, Universität Zürich (Philosophisches Seminar), Veranstaltung: Willensfreiheit, Sprache: Deutsch, Abstract: Seit Ch. W. Snells 1789 erschienenem Werk Determinismus firmieren jene Begriffe unter der Determiniertheit bzw. Indeterminiertheit, die seither zur Charakterisierung der Welt im allgemeinen und die des Menschen im besonderen benutzt werden. Während aber heutzutage, zumindest bei einem Grossteil der Philosophen und Naturwissenschaftler, nicht mehr die Frage im Raum steht, ob das Schicksal des Menschen von einem allmächtigen, allwissenden und unfehlbaren Gott vorherbestimmt sei, bedroht vielmehr der naturwissenschaftliche Determinismus etwaige Willensfreiheit des Menschen. Andererseits wird es einem nicht erleichtert, Willensfreiheit zu verfechten, wenn statt dessen der Indeterminismus Geltung besäße. Einerlei also, welche These diesbezüglich wahr sein sollte, keiner der Vertreter kann wirklich überzeugend darlegen, ob und wie, sofern es überhaupt einen wie auch immer gearteten Willen gibt, jener nun mit einem Determinismus oder Indeterminismus verträglich sei.
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Universität Zürich Philosophisches Seminar Sommersemester 2004 Seminar:Willensfreiheit
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„Wie sie sich gefunden hatten? Durch Zufall, wie man sich so findet. Wie sie hießen? Was geht Sie das an? Wo sie herkamen? Vom nächstliegenden Ort. Wo ihr Weg hinführte? Weiß man je, wohin ein Weg einen führt? Was sie sagten? Der Herr hatte nichts zu sagen; Jacques aber sagte, sein Hauptmann hätte gesagt, alles Gute, alles Böse, was uns hier unten begegnet, stehe da oben geschrieben.“1
Mit diesen wenigen, ironisch anklingenden Sätzen skizziert der französische Aufklärer und Enzyklopädist Denis Diderot auf wohl nicht gewollte Weise ein auch bis heute unzählige Menschen, und nicht nur Philosophen beschäftigendes Problemfeld. Dieses Problemfeld wird man getrost als das der Willensfreiheit bezeichnen können. Hineinwirken eben jene Elemente, die Diderot zum einen als „Zufall“ und zum anderen als Gott bzw. als „da oben geschrieben“ benennt. Seit Ch. W. Snells 1789 erschienenem WerkDeterminismus2firmieren jene Begriffe unter der Determiniertheit bzw. Indeterminiertheit, die seither zur Charakterisierung der Welt im allgemeinen und die des Menschen im besonderen benutzt werden. Während aber heutzutage, zumindest bei einem Grossteil der Philosophen und Naturwissenschaftler, nicht mehr die Frage im Raum steht, ob das Schicksal des Menschen von einem allmächtigen, allwissenden und unfehlbaren Gott vorherbestimmt sei, bedroht vielmehr der naturwissenschaftliche Determinismus etwaige Willensfreiheit des Menschen. Andererseits wird es einem nicht erleichtert, Willensfreiheit zu verfechten, wenn statt dessen der Indeterminismus Geltung besäße. Einerlei also, welche These diesbezüglich wahr sein sollte, keiner der Vertreter kann wirklich überzeugend darlegen, ob und wie, sofern es überhaupt einen wie auch immer gearteten Willen gibt, jener nun mit einem Determinismus oder Indeterminismus verträglich sei. Eng geknüpft an diese gr undlegende Elemente, wie es aus Diderots Prolog herausgelesen werden kann, ist das der Verantwortlichkeit der Menschen für ihr Tun und Unterlassen. Kann der Mensch sowohl für das vermeintlich Böse als auch für das angenommene Gute zu Recht verantwortlich g emacht werden, wenn er nicht Herr seiner selbst ist, weil für ihn entweder bereits alles von Gott, respektive den unabänderlichen Naturgesetzen, in die Wege geleitet wurde oder aber, weil der pure Zufall über ihn herrscht? Es stellt sich somit die Frage, ob der Mensch aufgrund des vorherrschenden Determinismus bzw. Indeterminismus in einem für Verantwortlichkeit gefordertem Sinne frei sein kann. Und ohne aufwendiges Suchen wird aus dem Prolog die nächstliegende Frage herauszulesen sein, ob denn die jeweiligen Protagonisten zu jedem Zeitpunkt in ihrem Leben auch anders hätten handeln bzw. sich für einen anderen einzuschlagenden Weg hätten entscheiden können.3