Wie wir Katzen glücklich machen - Carmen Schell - E-Book

Wie wir Katzen glücklich machen E-Book

Carmen Schell

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Beschreibung

Was denkt und fühlt meine Katze? Endlich die Bedürfnisse unserer Katzen richtig erkennen! Denn kaum ein Haustier wird so oft missverstanden wie die Katze. Auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand, gelingt es der Katzenpsychologin und Verhaltensberaterin Carmen Schell, Katzenverhalten begreiflich zu machen. Ihr Buch wendet sich an alle, die ihr Tier nicht nur gut versorgt wissen, sondern ihm ein rundum glückliches Leben ermöglichen möchten. Man erfährt, was für eine gelungene Kommunikation und ein harmonisches Zusammenleben wichtig ist - vom Einzug bis zum Abschied. Oft wirken schon kleine Veränderungen im Alltag positiv. Und indem wir ihre Signale richtig deuten, kann Mieze zeigen, was sie sich wünscht. So gelingt der Aufbau einer vertrauensvollen Partnerschaft. - Mit Carmen Schell: Ausgebildete Katzenpsychologin und Verhaltensberaterin bekannt aus dem TV und von YouTube - Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Bedürfnissen der Katze und praxiserprobte, im Alltag leicht umsetzbare Tipps - Die Signale verstehen, mit denen die Katze uns zeigt, was sie sich wünscht

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Seitenzahl: 334

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Impressum

© eBook: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2024 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Anita Zellner

Lektorat: Gabriele Linke-Grün

Bildredaktion: Petra Ender, Natascha Klebl (Cover)

Korrektorat: Anne-Sophie Zähringer

Covergestaltung: ki36 Editorial Design München, Petra Schmidt

eBook-Herstellung: Evelynn Ruckdäschel

ISBN 978-3-8338-9386-5

1. Auflage 2024

Bildnachweis

Coverabbildung: Stocksy

Fotos: Bine Bellman; Getty Images; Sebastian Goßmann-Jonigkeit; Alicia Koch/Insta: cookie_and_bunny; Camen Schell; Shutterstock; stock.adobe.com; Stocksy; Tierfotoagentur; Trio Bildarchiv

Syndication: Bildagentur Image Professionals GmbH, Tumblingerstr. 32, 80337 München, www.imageprofessionals.com

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wir wollen Ihnen mit diesem E-Book Informationen und Anregungen geben, um Ihnen das Leben zu erleichtern oder Sie zu inspirieren, Neues auszuprobieren. Wir achten bei der Erstellung unserer E-Books auf Aktualität und stellen höchste Ansprüche an Inhalt und Gestaltung. Alle Anleitungen und Rezepte werden von unseren Autoren, jeweils Experten auf ihren Gebieten, gewissenhaft erstellt und von unseren Redakteur*innen mit größter Sorgfalt ausgewählt und geprüft.

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GRÄFE UND UNZER VERLAG Grillparzerstraße 12 81675 München

Wichtiger Hinweis

Die Gedanken, Methoden und Tipps in diesem Buch basieren auf den Erfahrungen der Verfasserin. Sie wurden von ihr nach bestem Wissen erstellt und mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft. Weder Autorin noch Verlag können jedoch für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch gegebenen praktischen Hinweisen resultieren, eine Haftung übernehmen.

VORWORT

Jede Katze ist eine große Persönlichkeit auf vier Pfoten!

Zu Beginn möchte ich Ihnen ein Geständnis machen: Dieses Buch ist nicht nur für Sie, liebe Leserin und lieber Leser, entstanden. Es ist ebenso in Gedenken an Polly entstanden, die mich im Zusammenleben und Arbeiten mit Katzen so geprägt hat, wie keine Aus- oder Fortbildung es konnte. Ich möchte dieses Geschenk mit Ihnen teilen und würde mich freuen, wenn ich dazu beitragen kann, dass Sie Ihre Katze/n besser verstehen und das Zusammenleben (noch) mehr genießen können. Es sind faszinierende, eigenständige und gleichzeitig gesellige Tiere, die uns weit mehr verzeihen, als ihr Ruf gemeinhin vermuten lässt. Sie werden in vielerlei Hinsicht unterschätzt und fristen nicht selten ihr Dasein als überaus gelangweilte oder aber völlig überforderte Haustiere, denen alles Mögliche unterstellt wird – aus Unwissenheit oder fehlender Empathie von uns Menschen. Nicht selten beginnen wir erst dann über ihre Bedürfnisse nachzudenken, wenn sie mit einem Problemverhalten vehement darauf aufmerksam machen.

Wäre es nicht viel schöner, wenn wir ihre Bedürfnisse nicht nur verstehen, sondern mit oft nur kleinen Veränderungen in unseren Alltag integrieren könnten? Verstehen wir, wie eine Katze tickt und nehmen Rücksicht darauf, vermeiden wir nicht nur, dass unser Zuhause zum felinen Schlachtfeld mit Urinpfützen, zerkratzten Tapeten und sonstigen unschönen Auswüchsen ihres Temperaments wird. Wir ermöglichen uns eine tiefe Beziehung zu einem Wesen, das sich seine Sozialpartner freiwillig aussucht, und dürfen uns über sein größtes Geschenk freuen: sein Vertrauen. Anders als beispielsweise Hunde sind Katzen in ihrem Wesen zunächst Solokämpfer. Gibt es ein Problem, lösen sie es auf ihre Weise – manchmal eher in einer Art, die wir im Zusammenleben als unangenehm erleben. Haben wir das Vertrauen einer Katze gewonnen, fragt sie uns in schwierigen Situationen nach Unterstützung und Orientierung. Am Ende wird sie sich immer für ihren persönlichen Weg entscheiden – gleichzeitig dürfen wir ihr einen Impuls geben, den sie in einer harmonischen Beziehung mit uns Menschen annehmen kann und erfreulich oft wird. Ein schöner Gedanke, nicht wahr?

Jede Katze ist eine große Persönlichkeit auf vier Pfoten. Ihr Wille lässt sich nicht mit Gewalt brechen – umso mehr ihr Herz mit Verständnis auf Augenhöhe gewinnen. Jede von ihnen ist individuell und möchte auf ihre Weise von uns verstanden und wahrgenommen werden – jede von ihnen hat nichts weniger als das von uns verdient.

Und noch ein Hinweis: Für eine bessere Lesbarkeit verzichte ich bewusst und ohne Wertung auf den Gebrauch geschlechtergerechter Formulierungen und werde vielmehr möglichst ausgewogen zwischen der weiblichen und männlichen Form wechseln. Ebenso schreibe ich von »der Katze« in der Einzahl – es sei denn, der Kontext bedingt die Formulierung in der Mehrzahl. Keinesfalls ist damit gemeint, dass Katzen grundsätzlich allein mit uns leben sollten. Das ist ebenso wenig richtig wie der Anspruch, sie müssten immer mindestens zu zweit gehalten werden. Mit wie vielen Katzen wir das Zuhause teilen sollten, ergibt sich vielmehr aus mehreren Faktoren, die wir auch in diesem Buch betrachten werden.

Für Polly, meinen süßen Pummeluff, dessen Seele ich sehen und lieben durfte. Danke für alles, mein kleiner Schatz.

Herzlichst,

Carmen Schell

Sind Sie bereit für das Abenteuer Katze?

Katzen verzaubern uns. Sie sind mystisch, rätselhaft und unabhängig. Sie biedern sich uns nicht an, sind uns aber dennoch zugetan, wenn sie uns vertrauen und wir ihnen ein gutes Leben bieten. Und sie haben einen fantastischen Humor, wenn wir ihn zu verstehen wissen.

GEDANKEN VOR DEM EINZUG EINER KATZE

In meiner Beratungspraxis bin ich immer wieder überrascht, wie widersprüchlich die Erwartungen an das Zusammenleben mit einer Katze sind. Vom anspruchslosen Sofatiger, der geduldig den Tag verschläft, um abends ein paar Stunden mit seinem Menschen zu kuscheln, bis hin zum tagesfüllenden Actionhelden mit Freigehege, Designer-Catwalks und zahlreichen Kunststücken im Clickerrepertoire scheint eine Katze alles und nichts erfüllen zu müssen.

DIE KATZE – EIN ANSPRUCHSLOSES WESEN?

Es gibt Katzen, die in Großfamilien mit Kindern, Oma, Hund und Kaninchen den ganzen Tag mitten im Geschehen sind, und andere, die manchmal tagelang ganze Ortschaften auf ihren Streifzügen abklappern und eine Art Zweit- oder Dritt-Wohnsitz zu haben scheinen. Eine meiner Kundinnen teilt sich ihr ganzes Wohnquartier mit ihrem Kater. Der Süße hat eine Social-Media-Gruppe, über die sein Mensch erfährt, wo sich der Frechdachs wieder herumtreibt, sich das Bäuchlein vollschlägt oder sich ganz dreist in eine Wohnung einlädt, um neben dem Haushund ein Mittagsschläfchen zu genießen. Katzen scheinen überaus anpassungsfähig zu sein, und doch häufen sich die Beratungsanfragen, weil es offenbar immer mehr Katzen gibt, die nicht mit dem für sie vorgesehenen Lebensstil zurechtkommen. Unsauberkeit, Harnmarkieren und Aggressionsverhalten gegenüber Artgenossen und Menschen sind nur einige der möglichen Probleme, mit denen das Tier auf sein Unbehagen aufmerksam macht. Woran liegt das?

Katzen sind anpassungsfähig

Die Gründe, warum es immer mehr »Problemkatzen« zu geben scheint, sind sicherlich vielfältig. Zum einen steigt die Anzahl der Katzen in deutschen Haushalten von Jahr zu Jahr. Inzwischen ist längst nicht mehr der Hund das »liebste Haustier der Deutschen«, sondern die Katze. Laut einer haushaltsrepräsentativen Erhebung des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e. V. aus dem Jahr 2021 lebten in deutschen Haushalten 16,7 Millionen Katzen (26 Prozent der Haushalte), gefolgt von 10,3 Millionen Hunden (21 Prozent der Haushalte) und 4,6 Millionen Kleintieren (5 Prozent der Haushalte). 2017 waren es noch 13,7 Millionen Katzen – ein Anstieg von über 20 Prozent in vier Jahren. Die Katze wird immer beliebter.

Ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit

Gleichzeitig hat sich das Leben der Minitiger drastisch verändert. Noch in meiner Kindheit in den 1980er Jahren durften die meisten von ihnen ein weitgehend selbstbestimmtes Leben als Freigänger genießen. Sie schlossen sich ihren Menschen an, wo sie es wollten, und drehten ansonsten ihr Katzending in umliegenden Gärten, bei Nachbarn und in angrenzenden Feldern, wo es zahlreiche Mäuse zu erbeuten gab. Ihr Lebensstil war sicherlich in vielen Punkten dem ihrer Vorfahren im alten Ägypten ähnlich. Dort domestizierten sie sich als einziges Haustier vor etwa 9000 Jahren selbst. Sie waren es, die sich den Menschen anschlossen, weil es dort Beutetiere zu erjagen gab und sie einen hervorragenden Ruf als Kammerjäger der Getreidespeicher genossen. Die kleinen Jäger wurden im alten Ägypten regelrecht verehrt. Eine Katze schlecht zu behandeln oder gar zu töten, bestrafte man hart, es konnte sogar das Leben kosten – ein Aspekt, der sich ganz sicher zum Nachteil der Katze verändert hat.

Schmusekatze. Mieze genießt es, unter dem Kinn gekrault zu werden.

Es gibt immer mehr Wohnungskatzen

Betrachtet man heute das Lebensumfeld vieler Katzen, leben sie in immer kleineren Stadtwohnungen, in denen sie ohne Sozialkontakte zu Artgenossen ihr Dasein fristen oder aber in teilweise eher fragwürdig zusammengewürfelten Gruppen kaum Möglichkeiten zum Ausweichen haben.

Dürfen sie im Freigang frische Luft schnuppern, müssen sie wiederum mit einer steigenden Katzenpopulation und einer insgesamt dichteren Besiedelung durch den Menschen in der Nachbarschaft klarkommen.

Obgleich sie über Kratz- und Duftmarkierungen ihre Reviere im Timesharing zu teilen wissen, steigt dennoch das Konfliktpotenzial, wenn eine zu große Anzahl Tiere auf zu engem Raum um die beliebtesten Streifgebiete konkurrieren muss (>).

EINE KATZE IST EINE KATZE – KEIN TEILZEITHUND

Als gäbe dies nicht schon genug Sprengstoff, ist der Ruf der »anspruchslosen Katze« nach wie vor verbreitet. Eigentlich wollte man einen Familienhund, der sich so problemlos dem Menschen anschließt und stets bemüht ist, zu gefallen. Man hat aber keine Zeit oder Lust, mehrfach täglich bei Wind und Wetter mit ihm spazieren zu gehen, oder der Vermieter erlaubt keine Hunde als Haustiere.

Überhaupt ist ein Hund in der Pflege und den damit verbundenen Kosten für Tierarzt, Futter und vielleicht sogar für eine Hundeschule einfach zu viel des Guten. Wie wäre es stattdessen mit einer Katze? Sie scheint damit zufrieden, stundenlang anmutig aus dem Fenster zu schauen, bis ihr Mensch heimkommt, und sich dann gemütlich kuschelnd auf die Couch zu legen, um ihm oder ihr beim Streicheln schnurrend die Sorgen des Tages abzunehmen. Sicherlich ein überspitztes Szenario, aber auch ich rechnete bei der Aufnahme meiner ersten Katzen nicht damit, wie oft ich ganz unbewusst falsche Erwartungen an unser Zusammenleben hatte.

Wie Katzen uns fordern

Ich bin mit Hunden aufgewachsen und überlegte tatsächlich, ob ich einen Hund in meinen damaligen Alltag als Berufsanfängerin in Frankfurt am Main integrieren könnte. Mich schreckte unter anderem die Vorstellung täglicher Spaziergänge nicht wenig ab – zum Glück, wie ich heute rückblickend erkennen darf. Damals wohnte ich in einem Mischgebiet in der Großstadt, sodass Freigang für Cleo und Polly, so die Namen der beiden Katzendamen, nicht in Frage kam.

Umso größer war meine Herausforderung, ihnen in der Wohnung ausreichende Beschäftigungsmöglichkeiten und Abwechslung zu bieten – erst recht, als sie sich mit etwa einem Jahr so heftig ins Fell bekamen, dass ich sie zumindest zeitweise räumlich voneinander trennen musste.

Der Zahn, mit Katzen einfache und anspruchslose Wegbegleiter zu haben, wurde mir schnell gezogen. Bis zum Schuss begleitete mich ein latent schlechtes Gewissen, ob ich ihnen wirklich gerecht werde, wenn ich ihnen schon nicht die »richtige Freiheit« zugestehen konnte beziehungsweise wollte.

Auf die Bedürfnisse der Katze achten

Sicherlich sind meine eigenen Ansprüche durch meine Ausbildung und Erfahrungen als Verhaltensberaterin für Katzenhaltung besonders hoch, und mein Hang zu Perfektionismus macht es nicht leichter.

Dennoch muss ich mir eingestehen, dass ich die Entscheidung für Katzen damals aus den »falschen« Gründen getroffen habe und vieles dazulernen musste.

Noch heute danke ich meinen beiden Fellnasen, dass sie mich auf so liebenswerte Art gelehrt haben, auf ihre Bedürfnisse zu achten, und mir damit gezeigt haben, wie wunderbar sich die Beziehung zu ihnen vertiefen konnte.

MEIN PERSÖNLICHER TIPP

Unterschiede zwischen Katze und Hund

Sollten Sie – ähnlich wie ich zu Beginn meiner »Katzenlaufbahn« – bisher mit Hunden zusammengelebt haben oder durch Ihre bisherigen Erfahrungen mehr über deren Haltung wissen, lösen Sie sich unbedingt vor Anschaffung einer Katze von diesem Wissen und geraten damit nicht in die Versuchung, eine Katze zum »kleinen, selbstständigen Hund« zu degradieren.

Katzen dürfen nicht hungern

Das Wesen und die Biologie einer Katze sind dem des Hundes in keiner Weise gleich – außer ihrem Bedürfnis, auf ihre Weise gefördert und gefordert zu werden, und damit mindestens ebenso anspruchsvoll zu sein wie Hunde.

Ein besonders wichtiger Unterschied ist die Ernährung und damit im Zusammenleben mit uns verbunden die nötige Beschäftigung von Hund und Katze: Die Katze jagt solitär deutlich kleinere Beutetiere als sie selbst. So kommt sie pro Tag auf neun bis zwölf erjagte Mäuse oder stolze 15 bis 30 Beutetiere insgesamt – inklusive Falter, Spinnen etc. Muss eine Katze längere Zeit hungern, droht ihr - anders als einem Hund – schnell eine lebensgefährliche Stoffwechselerkrankung, die hepatische Lipidose.

Katzen sind absolute Fleischfresser

Der gesamte Organismus der Katze ist auf die Verwertung ganzer Beutetiere spezialisiert. Die Katze gilt als absoluter Fleischfresser (sogenannter Karnivore).

Ihr fehlen Enzyme zur Verwertung pflanzlicher Rohkost entweder vollständig oder sie sind in nur geringer Menge vorhanden.

Der in der Beute enthaltene Kohlenhydratanteil (beispielsweise im Magen der Maus) ist vorverdaut und kann nur so im Verdauungssystem der Katze verwertet werden. Die gesunde Katze benötigt – wenn überhaupt – nur einen sehr geringen Anteil an Kohlenhydraten.

Lediglich einige wenige Erkrankungen können eine Erhöhung des Kohlenhydratanteils in der Fütterung sinnvoll machen. Das entscheidet die Tierärztin oder der Tierarzt. Generell gilt jedoch für die gesunde Katzenernährung: ein möglichst hoher Fleischanteil.

Der Hund ist zwar ebenfalls als Raubtier (Carnivora) klassifiziert, jedoch ist sein Körper in der Lage, zudem andere Nahrungsbestandteile zu verdauen. Auch sein Futter sollte überwiegend aus Fleisch bestehen. Gemüse und Co. kann er jedoch dank der hierfür benötigten Enzyme ebenso verstoffwechseln. Das macht ihn zum Fleisch-Allesfresser (Carni-Omnivore).

Verschiedene Jagdstrategien

Überträgt man die unterschiedlichen Ernährungsansprüche auf das Verhalten der Tiere, jagt der Hund seltener und dafür größere Beute pro Tag – woraus sich die eher großzügigen Ausflüge mit verhältnismäßig wenigen, aber längeren Jagd- beziehungsweise Spielsequenzen ergeben.

Die Katze trainiert wiederum in vielen kurzen Spieleinheiten ihr Jagdkönnen. Sie lauert ihrer Beute auf, spitzt die Öhrchen in Richtung des Zielobjekts und schießt im für sie passenden Moment los.

War sie erfolgreich, folgt das Erlegen und Fressen des Opfers und schließlich ein erholsames Ruhepäuschen.

Kaum hat die Katze ihre Akkus wieder aufgeladen, ist sie für die nächste Jagd (-simulation) bereit und das Spiel geht von vorne los.

Nicht selten dauert eine Spieleinheit mit der Samtpfote nur wenige Minuten, bis sie scheinbar keine Lust mehr hat, nur um eine halbe Stunde später erneut mit uns nach der widerspenstigen Spielangel zu pfoteln. Es liegt in der Natur der kleinen Jäger, mehrfach am Tag in kurzen Sequenzen zu jagen oder zu spielen – was letzten Endes die Übung für eine erfolgreiche Jagd darstellt.

Anpassungsfähig und doch überfordert

Nun scheint zunächst die Verwirrung perfekt. Die Katze als anpassungsfähiges Wesen und doch mit unserer modernen Lebensweise überfordert. Was stimmt nun? Die Antwort ist klar: beides! So unterschiedlich unsere Lebensstile sind, so unterschiedlich ist das Wesen der Katzen, und genau das macht sie für die meisten von uns zu perfekten Wegbegleitern. Dabei ist es nicht nur essenziell, sondern vor allem lohnend, ein großes Augenmerk auf die Auswahl der »passenden« Katze zu legen. Nur wenn sich unsere Art zu leben mit der unserer Katze gut vereinen lässt, gibt es keine Verlierer in dieser Lebensgemeinschaft, sondern zwei Partner auf Augenhöhe, die sich bereichern und ihren Weg gemeinsam gehen. Sie sind »glücklich« miteinander.

Dem Gedanken folgend, dass Katze und Mensch zueinander passen müssen, betrachten Sie zunächst Ihr persönliches Lebensmodell, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, einer Samtpfote ein Zuhause zu schenken. Sind Sie frisch aus Ihrem Elternhaus ausgezogen und stehen noch am Beginn Ihres persönlichen Lebenswegs, lassen sich einige Fragen nur bedingt beantworten. Verschaffen Sie sich umso mehr eine Orientierung, um bei der Auswahl der Katze zumindest schon eine Richtung Ihres gemeinsamen Wegs absehen zu können. Je mehr Fragezeichen bestehen bleiben, desto offener sollte die Katze mit Veränderungen umgehen können. Eine gute Sozialisierung und ein katzengerechtes Umfeld sind für diese Tiere ganz besonders wichtig, um den einen oder anderen Umweg oder Richtungswechsel in Ihrem gemeinsamen Leben gut meistern zu können.

Katzensenioren lassen alles etwas ruhiger angehen. Von dieser Gelassenheit können auch wir profitieren.

Liebenswerte Katzensenioren

Wissen Sie noch gar nicht, wohin Ihre Reise in den nächsten zehn bis 15 Jahren gehen soll, ist die Aufnahme einer Seniorkatze vielleicht eine gute Option für Sie beide. Ein Katzensenior kann sich vielleicht nicht mehr so gut auf einen trubeligen Alltag einstellen. Gleichzeitig sind gerade Oldies häufig sehr dankbar für Ihre Zuwendung. Sie haben ein hohes Schlafbedürfnis und sehen es Ihnen eher nach, wenn das abendliche Spiel einmal nicht allzu umfassend und enthusiastisch ausfällt. Anders als ein Kitten, das voller Energie und Tatendrang – abgesehen von einer großen Portion Schabernack – durch Ihre Wohnung stürmt und im Zweifel sehr kreativ wird, wenn es von Ihnen nicht ausreichend beschäftigt wird.

Ich persönlich schätze zudem die überaus liebenswerten und ganz besonderen Charaktere von Katzensenioren, von denen wir so vieles für unser oft hektisches Leben mitnehmen können.

Nicht verschweigen möchte ich an dieser Stelle, dass ein Katzensenior auch aus dem Grund vielleicht eine Überlegung für Sie wert sein kann, weil Sie sich mit ihm meist für einen etwas überschaubareren Zeitraum binden, denn die Aufnahme eines Tieres ist stets mit Verantwortung für dieses Wesen und seine Bedürfnisse verbunden.

Im Alter kommt meist das eine oder andere »Zipperlein«

Eine Hauskatze wird im Durchschnitt 15 bis 18 Jahre alt. Wollen Sie sich nicht für so viele Jahre festlegen, könnte Sie ein Katzensenior für einen etwas besser planbaren Zeitraum begleiten. Bedenken Sie jedoch, dass Haustiere an ihrem Lebensende häufig nicht nur unsere Liebe, sondern medizinische Versorgung und Pflege benötigen (>).

Katzen werden zwar erfreulicherweise immer älter. Ebenso häufig leiden sie dabei jedoch an Alterskrankheiten wie Arthrose, Nierenschwäche, Diabetes, Gelenk- und Zahnerkrankungen etc. Frühzeitig erkannt, können die Tiere jedoch in der Regel gut und lange damit leben – die entsprechende Versorgung durch Sie vorausgesetzt.

Dennoch bedeutet diese Lebensphase zugegeben eine finanzielle, emotionale und manchmal zeitliche Belastung, der Sie sich als Katzenneuling vielleicht nicht direkt stellen möchten. Wägen Sie daher gut ab, was für Sie und das kleine Wesen auf vier Pfoten am besten passt.

Mit Katzen umziehen

In den ersten Jahren meiner beruflichen Laufbahn bin ich fast jährlich umgezogen, meist in eine andere Stadt. Für Katzen als revierbezogene Tiere kann das eine große, vielleicht sogar unüberwindbare Herausforderung sein.

Hier braucht es unter anderem eine stabile Katzenpersönlichkeit mit engem Menschenbezug, die sich leicht auf eine neue Umgebung einstellen kann. Das Sicherheitsgefühl einer scheuen Streunerkatze kann dagegen bereits durch einen einzigen Umzug in ihrem Leben nachhaltig gestört werden.

Ein Umzug mit einer Wohnungskatze ist zumindest unter einem organisatorischen Aspekt einfacher als der einer Freigängerin. Letztere muss mit jedem Wohnungswechsel zunächst so lange im »Hausarrest« bleiben, bis sie das Umfeld als ihr neues Zuhause angenommen hat und so im Freigang zuverlässig nach Hause findet. Das können ein paar Tage, meist jedoch eher Wochen oder sogar Monate sein. Setzt das Tier zu schnell die Pfötchen ins neue Umland, wandert es womöglich zurück in das alte Revier oder verliert gänzlich die Orientierung. Vielleicht zieht es kurzerhand woanders ein, wo es ihm ebenfalls gemütlich erscheint. Der feline Wunsch nach draußen pausiert nach einem Umzug leider nicht, und so wird die gemeinsame Zeit im neuen Domizil oft zum Nervenkrieg, weil Mieze allzu vehement versucht, ins ersehnte Draußen zu kommen. Stress für alle Beteiligten ist vorprogrammiert.

Wenn Sie viel unterwegs sind

Sind Sie beruflich stark eingebunden, genießen ein abwechslungsreiches Privatleben mit vielen Ausflügen oder aber es treiben Sie familiäre Verpflichtungen häufig außer Haus, leidet ein menschenbezogenes Tier schnell unter Ihrer Abwesenheit. In diesem Fall sollten Sie Ihr Herz eher an eine unabhängige Katze verschenken, die sich zwar über Ihre Anwesenheit freut, aber nicht unbedingt darauf angewiesen ist, dass Sie ständig in ihrer Nähe sind.

Ein begeisterter Freigänger mit dauerhaft zugänglicher Katzenklappe oder einem wettergeschützten, warmen Plätzchen in Hauseingangsnähe könnten eine gute Lösung sein. Vielleicht gibt es in der Nachbarschaft jemanden, bei dem die Katze unterschlüpfen kann (und möchte), wenn Sie mal wieder im Büro aufgehalten werden oder über ein Wochenende auf Städtetrip sind.

Es kommt auf den Charakter an

Die Familie des auf > erwähnten felinen Freigeistes mit Zugang in nahezu alle Wohnungen seiner Umgebung kann ohne schlechtes Gewissen in den Urlaub fahren. Ihr Katerchen schnurrt sich in dieser Zeit durch die Nachbarschaft und ist rundum zufrieden, wenn in seinem »Stamm-Zuhause« täglich das Katzenklo gereinigt und der Napf mehrfach gefüllt wird. Seine Sozialkontakte holt er sich in dieser Zeit ausreichend von seiner Fangemeinde in der Umgebung. Seine Familie wiederum würde sich gelegentlich ein wenig mehr Exklusivität ihres Katers wünschen, denn sie sehen ihn manchmal tagelang nicht und würden ihn nur allzu gern auf der heimischen Couch begrüßen. Eine menschenbezogene Wohnungskatze über Nacht oder sogar länger allein zu lassen und nur für Futter, Wasser und eine gereinigte Toilette zu sorgen, ist ein überaus egoistischer Gedanke. Genießen Sie die Anwesenheit Ihrer Kuschelkatze, gestehen Sie dieses Bedürfnis bitte auch ihr zu – selbst oder gerade wenn Sie eine längere Abwesenheit planen.

Das Tier ist auf Ihre, auch emotionale, Versorgung angewiesen und sollte umso mehr Zuwendung erhalten, wenn ihr Bezugsmensch nicht vor Ort ist. Die Bedürfnisse Ihrer Katze pausieren nicht, wenn sie für Sie ungelegen kommen. Gleichzeitig werden Sie erstaunt sein, wie entgegenkommend das Tier sein kann, wenn es sich bei Ihnen zu Hause und geborgen fühlt.

Wenn ein Baby geplant ist

Als junges Paar übernehmen Sie mit der Aufnahme einer Fellnase zum ersten Mal die gemeinsame Verantwortung für ein kleines Lebewesen – durchaus ein großer Schritt in der Partnerschaft.

Das Tier wird verwöhnt, umsorgt und geliebt. Die Samtpfote genießt Ihre volle Aufmerksamkeit und ist zumindest im heimischen Umfeld zunächt der zentrale Punkt Ihrer Familie. Wächst Ihre Liebe zu Ihrem Partner, kündigt sich möglicherweise über kurz oder lang menschlicher Nachwuchs an und verlagert den Fokus zwangsläufig zumindest ein wenig weg von dem felinen Schutzbefohlenen. Auf jeden Fall bringt ein Baby Ihr gemeinsames Leben ordentlich durcheinander. Behalten Sie diesen Aspekt bei der Aufnahme einer Katze im Hinterkopf, wenn zumindest die Möglichkeit des menschlichen Nachwuchses besteht. Katzen und Kinder können in einem perfekten Team harmonieren und sich gegenseitig bereichern, sofern die Katze die dafür nötige Toleranz mitbringt und von Ihnen darauf vorbereitet beziehungsweise darin unterstützt wird.

Die kinderfreundliche Katze

Sie ist in der Regel von klein auf gut auf Menschen inklusive Kinder sozialisiert. Sie kennt das manchmal unbeholfene und laute Auftreten von Kleinkindern und wertet das Wesen, das mit großen, neugierigen Kulleraugen und mit unkoordinierten Bewegungen auf sie zu-

purzelt, nicht als Bedrohung.

Im Zweifel flüchtet sich die Katze mit einem beherzten Sprung auf das Bücherregal vor den eher grabschenden als streichelnden Händchen und nutzt den Mittagsschlaf des Nachwuchses, um sich entweder dazuzukuscheln oder im eigenen Körbchen ausgiebig Siesta zu halten.

Katzen aus dem Tierheim

Eine Katze aus dem Tierheim zu übernehmen, ist erfreulicherweise für viele von uns mittlerweile selbstverständlich. Aber man sollte diese Entscheidung auch ganz bewusst treffen.

Möchten Sie als junger Mensch zum Beispiel einer sehr scheuen Katze aus dem Tierheim eine Chance geben, machen Sie sich bewusst, dass sich dieses Tier wahrscheinlich nur mit einer großen Portion Geduld und Einfühlungsvermögen Ihrerseits auf Sie als Sozialpartner einlassen kann.

Solche Katzen können natürlich auch zu wahren Schmusemonstern werden und sich besonders stark auf Sie fokussieren. Vielleicht öffnet sich das Tier auch Ihrem (künftigen) Partner gegenüber.

Eine innige Beziehung. Vertrauensvoll legt Mieze ihre Pfote auf die Hand des Menschen.

MEIN PERSÖNLICHER TIPP

Besser als ihr Ruf

Leider ist der Ruf von Tierheimkatzen oft negativ behaftet.

Die einen adoptieren Katzen von dort aus Mitleid – ungeachtet der persönlichen Vorlieben und Bedürfnisse der Tiere. Andere wiederum unterstellen Tierheimkatzen einen Makel, ein Problemverhalten oder vielleicht auch einen besonders eigenwilligen Charakter. Beides wird den Plüschpopos nicht gerecht, denn im Wesentlichen sind es ebenso individuelle Persönlichkeiten wie Tiere aus der Zucht oder einer Privatvermittlung.

Die überwiegende Anzahl der Tierheimkatzen haben ein mehr oder weniger »normales« Leben genießen dürfen und verloren ihr Zuhause aus den unterschiedlichsten Gründen, die häufig nicht mit einem Problemverhalten verbunden sind. Doch selbst wenn eine Katze in ihrer Vergangenheit unsauber, aggressiv war oder ein anderes Problem zeigte, bedeutet dies in erster Linie lediglich, dass sie sich in ihrer vorigen Unterbringung nicht wohlgefühlt hat. Ob und in welchem Maß sie diesen Umstand bei Ihnen erneut durchleben muss, liegt nicht zuletzt an Ihnen.

Wie bei jeder anderen Katze hinterfragen Sie, ob das Tier mit seinen individuellen Eigenschaften und Bedürfnissen gut bei Ihnen aufgehoben ist.

Fragen Sie sich, ob Sie ihr das geben können, was in ihrem bisherigen Zuhause womöglich nicht ausreichend erfüllt wurde. Sie sind weder gut darin beraten, eine Katze aufzunehmen, nur um sie aus dem Tierheim zu »retten« und sie schließlich erneut in einer für das Tier stressigen Umgebung unterzubringen. Noch hilft es Ihnen oder der Katze, sie bei einem eventuellen Problem aus Überforderung unmittelbar zurückzubringen.

Fragen Sie bei der Vermittlung genau nach, was über die Geschichte der Katze bekannt ist und welche Beobachtungen im Tierheimalltag vom Personal gemacht wurden. Suchen Sie den Kontakt zu den Personen, die sich näher mit Ihrer Wunschkatze beschäftigt haben.

In den meisten Tierschutzeinrichtungen sind es Ehrenamtliche, die in ihrer Freizeit die Katzen bespaßen und mit ihnen kuscheln. Sie können Ihnen häufig mehr über die individuellen Charaktereigenschaften verraten als festangestellte Mitarbeiter, die in ihrem Alltag meist verhältnismäßig wenig entspannte Zeit mit den Katzen verbringen können.

Nicht zuletzt machen Sie sich bei mehreren Besuchen am besten ein eigenes Bild von der Katze, die Sie in Ihr Herz geschlossen haben.

Sehr wahrscheinlich jedoch bleiben größere Veränderungen wie Umzüge, Babys oder häufig wechselnde Einrichtungsgegenstände eine Herausforderung, die mindestens zu großem Stress für den kleinen Tiger führen und sich vielleicht sogar in einem Problemverhalten manifestieren.

Seit ich meine ständigen Umzüge hinter mir gelassen habe, ist als kleiner Rest dieser Zeit ein immer wieder aufkommendes Bedürfnis geblieben, unser Haus umzugestalten. Mal steht die Couch hier, mal dort, mal ist das Zimmer grün gestrichen und mal grau. Alle paar Monate benötige ich das Gefühl, dass etwas anders ist. Cleo und Polly kannten diese Eigenschaft von Anfang an und wurden immer bei den Aktionen einbezogen. Die beiden zogen als junge, aufgeschlossene Kitten bei mir ein. Dadurch konnten sie sich nicht nur gut darauf einlassen, sondern wir integrierten meinen Wunsch nach räumlichen Veränderungen sogar als Teil ihres Beschäftigungprogramms. Sie durften immer wieder etwas Neues erkunden und blieben flexibel.

Eine aktuell bei mir wohnende Pflegekatze aus dem Tierheim brauchte jedoch mehr als drei Monate, um sich überhaupt zu Hause zu fühlen. Damit sie sich eingewöhnen konnte, war es wichtig, ihr vor allem Stabilität in ihrem Umfeld zu geben.

Erst jetzt kann ich so langsam kleinere Veränderungen in ihren Alltag integrieren, in erster Linie als Übung für sie und weniger wegen meines Wunschs nach Umgestaltung.

Kater Kalle kann nach seiner Tierheimvermittlung im »Für-immer-Zuhause« entspannen.

CATDATING – WELCHE KATZE PASST ZU MIR?

Hand aufs Herz: als Katzenfan fällt es Ihnen bestimmt – ähnlich wie mir – schwer, sich überhaupt auf einen »Katzentyp« festzulegen. Irgendwie sind alle Katzen bezaubernd, und man findet höchstens die Differenzierung zwischen »toll« und »besonders toll«. Polly war meine Seelenkatze, und trotzdem nannte ich sie stets nur »die tollste Polly in diesem Haus», weil ich ihre Schwester nicht degradieren wollte und natürlich auch keine andere Polly dieser Welt. Kennen Sie dieses Gefühl?

KITTEN – SÜSSES ÜBERRASCHUNGSPAKET MIT TURBOANTRIEB

In meinen Beratungen und der Arbeit im Tierheim lerne ich innerhalb eines Jahres Hunderte verschiedene Katzen kennen und jede von ihnen ist liebenswert und drollig süß. Dennoch gibt es unter ihnen einzelne, die mich ganz besonders berühren. Die mir direkt in die Seele zu blicken scheinen, mit denen vom ersten Moment an eine tief berührende Verbindung besteht.

Sollten Sie mit einer Begegnung dieser Art beschenkt werden, kann ich Ihnen vermutlich mit allem verhaltenstherapeutischen Wissen wenig bis gar nichts gegen die Aufnahme dieser Katzenseele entgegensetzen – und das ist auch gut so. Lassen Sie uns vielmehr versuchen, Ihr Herz schon vorab in eine Richtung blicken zu lassen, sodass Sie »die« eine Katze von den vielen anderen niedlichen Geschöpfen erkennen können.

Wenn eine Katze die Seele berührt

Katzenanfänger und junge Familien entscheiden sich oft für die Aufnahme von Kitten. Sie haben einen unübertroffenen Niedlichkeitsfaktor, sind verspielt, lebenslustig und formbar. Ihr ganzes Leben liegt noch vor ihnen, und der Gedanke ihrer Endlichkeit spielt bei der Aufnahme scheinbar keinerlei Rolle.

Meine Seelenkatze Polly entwickelte sich vom ängstlichen Kätzchen zur gütigen Katzenomi.

Auch ich startete meine Katzenlaufbahn mit zwei Kitten, wobei ich mit meinem heutigen Wissen meinem damaligen Ich davon abraten würde. Ich wusste viel zu wenig über Katzen und musste parallel mit ihrer Entwicklung die wichtigsten Kernaspekte ihres Lebens und ihrer Erziehung erlernen. Dabei stieß ich mitunter an meine Grenzen. Mit der Aufnahme eines Katzenkindes übernehmen Sie neben großer Freude die Verantwortung für ein ganzes Leben. Die kleinen Wesen benötigen viel Aufmerksamkeit, noch mehr Beschäftigung, gleichzeitig ein stabiles und Halt gebendes Umfeld sowie eine extra Portion Geduld und Erziehung von Ihnen.

Sie setzen von Anfang an den Grundstein, zu welcher erwachsenen Persönlichkeit sich das Kitten entwickeln wird, und formen dabei Charakter und die gesundheitliche Basis des Tiers entscheidend.

Bei der Aufnahme eines Kittens haben Sie die einmalige Chance, das Potenzial der Katze voll auszuschöpfen. Ein Kitten von Anfang an geistig und körperlich auszulasten, kann anstrengend sein, ist aber gleichzeitig eine einzigartige Erfahrung. Sie können das junge Wesen auf ein eigenbestimmtes und dennoch an Ihnen orientiertes Leben vorbereiten.

Nichts für schwache Nerven

Ein Katzenkind probiert sich jeden Tag aufs Neue aus – das sollten Ihre Nerven und Ihr Mobiliar aushalten können. Bieten Sie dem Frechdachs keine ausreichenden legalen Kletter- und Kratzmöglichkeiten, die er spannend findet, werden Sie schon bald mit einem kreativen Designer auf vier Pfoten zusammenleben, der Ihre Vorhänge in Fadenoptik dekoriert und der Raufasertapete im Flur eine ganz persönliche Note verpasst.

Laufen Sie im Sommer barfuß durch die Wohnung, sprintet ihr gelangweilter, junger Jäger mit vollem Körpergewicht auf Sie los und freut sich umso mehr, je lauter Sie vor Schmerz quieken.

Eine Katze zu erziehen, erfordert eine gute Portion Konsequenz und attraktive Alternativen, denn mit reinen Verboten kommen Sie bei den Fellnasen nicht weit – weder bei Kitten noch bei erwachsenen Tieren.

Regel Nummer 1: Eine Katze macht nie etwas »einfach so«. Sie hat immer einen Grund für die Dinge, die sie »anstellt«, und es liegt an uns, diese Bedürfnisse in für beide Seiten angenehme Bahnen zu lenken. Der Mythos, eine Katze sei nicht erziehbar, basiert unter anderem auf der Fehlannahme, man könne ihr etwas »aberziehen« oder »abgewöhnen«, dabei benötigt es vielmehr attraktive Angebote, welche die Katze stattdessen annehmen kann. Angebote kann man bekanntlich ablehnen, und so sollte Ihres mindestens so spannend sein wie der sanft wehende Vorhang, den die Mieze nur allzu gern aus Langeweile anspringt und nach Lust und Laune umgestaltet.

MEIN PERSÖNLICHER TIPP

Kitten suchen Nähe

Springt Ihr Kitten unermüdlich auf der Anrichte herum, während Sie das Essen dort zubereiten, werden Sie mit einem noch so konsequenten »Nein« nicht allzu weit kommen – oder ein überaus frustriertes Kätzchen von dannen ziehen sehen. Es lernt, dass Sie es bei den wirklich spannenden Dingen des Alltags nicht dabeihaben wollen und es sich nicht auf Sie verlassen kann. Aber genau das ist es, was unsere Bindung stärkt.

Selbst wenn das Kitten nach dem Hundertsten »Nein« für einen kurzen Moment auf dem Boden sitzen bleibt, wird es seinen Erkundungsdrang und den Wunsch, bei Ihnen zu sein, bei nächster Gelegenheit erneut zum Ausdruck bringen. Integrieren Sie es am besten direkt in Ihre Tätigkeit. Bieten Sie ihm zum Beispiel einen Stuhl neben der Anrichte an, von dem aus es Sie auf Augenhöhe beobachten kann. Haben Sie etwas für das Kitten Ungefährliches in der Hand, lassen Sie es daran schnuppern und erkennen, dass es gar nicht so spannend ist, wie es dachte. Kochen Sie miteinander statt mit beidseitigem Nervfaktor und freuen Sie sich über Ihre feline Küchenhilfe.

Die Entwicklung des Katzenkindes

Ein Kitten benötigt Erziehung und durchläuft dabei verschiedene Phasen der Entwicklung. In den ersten Lebenswochen wird es idealerweise im felinen Familienverbund mit den wichtigsten Grundeigenschaften des Lebens vertraut gemacht. Was es in dieser Zeit verpasst, ist später nur schwer und manchmal gar nicht mehr aufzuholen.

Leider halten sich nach wie vor die verschiedensten Ansichten hartnäckig, wie früh ein Katzenkind von seiner Mutter getrennt werden kann. Taub, stumm und weitgehend hilflos geboren, scheint es nach wenigen Wochen auf der Welt selbstständig zu sein.

Ab der vierten Woche beginnt es, neben der Muttermilch zusätzlich feste Nahrung zu sich zu nehmen, schaut sich den Gang zur Katzentoilette ab und wird insgesamt immer mobiler.

Mit etwa acht Wochen scheint es weitgehend »fertig« ausgestattet zu sein. Aber eben nur scheinbar, denn nur im Familienverbund lernt es weiterhin die ebenso wichtigen sozialen Kompetenzen, die es später in verschiedenen Alltagssituationen benötigt.

Ab etwa der sechsten Woche wird verstärkt der Beutefang trainiert, auch im geschwisterlichen Spiel wird grober gerauft und Elemente der Beutejagd an der Geschwister- und Mutterkatze geübt. Die soziale Kompetenz wird mehr und mehr ausgebildet und in der zehnten bis zwölften Woche schließlich besonders intensiv geübt und gefestigt.

Die jungen Katzen lernen die kätzische Netiquette. Ab wann hört mein Gegenüber auf zu spielen oder tut mir sogar weh im Versuch, sich zu wehren? Die Tiere lernen, freundlich miteinander zu kommunizieren, mit Konflikten und ebenso Abfuhren umzugehen. Sie bilden eine gesunde Frustrationstoleranz und Selbstkontrolle aus – zwei sehr wichtige Kompetenzen im gesamten Leben der Katze. Wird sie vor Abschluss dieser Lebensphase aus dem Familienverbund genommen, sind oft soziale Defizite die Folge.

1. Dieser Knirps hat gerade seine Äuglein geöffnet und erkundet langsam die Welt.

2. Nur scheinbar »fertig« – dieses Kitten sollte noch in seiner Katzenfamilie bleiben.

Katzenkinder nicht zu früh von Mutter und Geschwistern trennen

Die Herangehensweise, Kitten nur zu zweit oder in Haushalte mit bereits vorhandenen Katzen zu vermitteln, ist bei einem zu früh ausgezogenen Tier nur ein Kompromiss für die unersetzlichen Erfahrungen mit verschiedenen Geschwistern und einer gut sozialisierten Mutterkatze.

Lebt das Kitten mit einer einzigen anderen Katze zusammen, lernt es in dieser frühen Lebensphase nur den Umgang mit den Verhaltensweisen dieser einen Partnerkatze kennen und überträgt diese auf alle späteren Begegnungen mit Artgenossen.

Sein Erfahrungshorizont ist deutlich begrenzt, was später zu Problemen mit anderen, aber auch zu Konfliktsituationen im Alltag führen kann. Stellen Sie sich vor, Ihr Wunschkitten wuchs mit einem einzigen Artgenossen auf, der es ständig drangsalierte, beim Spiel immer zu grob war und es in seinen Bewegungen stark einschränkte. Dieses Kitten kann kaum positive Erfahrungen mit Katzen sammeln und keine Selbstsicherheit aufbauen. Es lernt, dass sich freundliches Miteinander nicht lohnt und man lieber für sich allein bleibt und Begegnungen aus dem Weg geht. Oder aber es entscheidet sich nach dem Motto »Angriff ist die beste Verteidigung« als Mittel der Wahl im tierischen Miteinander.

Umgekehrt lernt die forschere Partnerkatze keine Grenzen kennen. Das Tier kann stets seinen Willen durchsetzen, muss selten zurückstecken und verliert damit die Erfahrung, auch einmal mit einer Niederlage umzugehen – abgesehen von der freundlichen Kommunikation gegenüber anderen Lebewesen. Sein Maß an Frustrationstoleranz und Selbstkontrolle wird nur geringfügig ausgebildet. Noch deutlicher ausgeprägt sind diese Defizite der Entwicklung bei mutterlosen Kitten, die von einem Menschen mit der Flasche aufgezogen wurden. Entscheiden Sie sich für die Aufnahme einer solchen Katze (ungeachtet ihres Alters bei Übernahme), könnte es sein, dass Sie zwar eine sehr menschenbezogene Katze zu sich nehmen, aber gleichermaßen einen kleinen Grobian, der nicht gelernt hat, seine Bedürfnisse ohne Krallen zu äußern und das Wort »Geduld« nahezu gänzlich im Wortschatz vermissen lässt.

3. Diese Frechdachse sind mit ihren etwa neun Monaten in der Pubertät.

4. Ole galt in seiner Pflegestelle als »Sozialarbeiter«. Er half anderen Katzen, Vertrauen zu fassen.

Je versierter der Mensch in der Aufzucht des Kittens ist und je mehr Sozialkontakte das Tier außerhalb des fehlenden Familienverbunds machen darf, desto geringer ist die Gefahr des »verzogenen Kätzchens«. Haken Sie daher möglichst genau nach, wie das Flaschenkind aufgezogen wurde. Welche Erfahrungen durfte es denn in welchem Alter mit anderen Katzen machen? Durfte es mit mehreren gleichaltrigen Kitten aufwachsen? Lebten dort vielleicht sogar erwachsene Tiere, die bei der Erziehung mitgeholfen haben und dem Kätzchen manchmal auf kätzisch-liebevolle Art Grenzen gesetzt haben?

Die Mutterkatze dosiert ihre Erziehung, ja, sogar den Schweregrad des Milchzugangs, je nach Entwicklung der Nachkommen. Dieses Feingefühl ist für einen Menschen nur schwer umsetzbar. Rechnen Sie daher lieber mit einer größeren Portion Toleranz und Erziehungsarbeit für ein solches Kätzchen.

Selbstverständlich kann auch ein Kitten mit nicht optimaler Aufzucht zu einer wunderbaren Wegbegleiterin heranwachsen – gar keine Frage! Sollten Sie vorher allerdings noch keine Katze gehabt haben, möchte ich Ihnen die Aufnahme eines im felinen Familienverbund gut sozialisierten Kätzchens oder einer erwachsenen, sozialen Katze ans Herz legen. So können Sie sich ganz auf die positiven Aspekte konzentrieren und Schritt für Schritt zu einem erfahrenen Katzenmenschen werden.

1. Kätzisches Meet and Greet: Clickern hiflt beim Kennenlernen, Positives miteinander zu erleben.

2. Eine der beiden Katzen sitzt etwas erhöht in einem Kartondeckel. So fühlt sie sich sicherer.

3. »Wenn du da bist, passiert für mich etwas Tolles» – so das Motto.

DER KATZENSENIOR – ALTERSMILDE TRIFFT AUF STARRSINN

Steht ein Kitten noch am Anfang aller kleinen und großen Abenteuer seines Lebensweges, zieht ein Katzensenior bereits mit einem ganzen Köfferchen an Erfahrungen bei Ihnen ein. Es ist eine oft tief berührende Erfahrung, einer Katze jenseits der zehn oder gar 15 Jahre ein Zuhause zu schenken. Alles ist etwas ruhiger und bedächtiger als bei den jungen Hüpfern, man darf sich insgesamt mehr über die bei Katzen so berühmte Anmut freuen.

Der feline Haudegen von einst rollt sich meist lieber gemütlich an einem warmen Plätzchen ein, hält lieber ein entspanntes Nickerchen, als die fünfte Maus am Tag ins Wohnzimmer zu schleppen oder dem frechen Nachbarskater lautstark klarzumachen, dass er gefälligst das Weite zu suchen hat. Es ist alles etwas gediegener und dem Anschein nach überlegter.

Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, als mir Pollys Alter schließlich in ihrem veränderten Jagdverhalten bewusst wurde. In jungen Jahren schoss die leidenschaftliche, wenn auch überwiegend erfolglose Jägerin wie ein geölter Blitz aus der Katzenklappe, wenn sie einen Vogel im Garten entdeckte. Mit etwa 14 oder 15 Jahren beließ es mein Puschelblitz schließlich überwiegend bei vehementem Keckern und Schnattern aus dem Küchenfenster, bis die waghalsige Beute weiterflog. Sie wägte immer genauer ab, ob sich die ganze Aufregung mit körperlicher Anstrengung denn wirklich lohnen könnte – und entschied immer häufiger, dass es sich durchaus mit warmem Popo vom Fenster aus ganz gut jagen ließ, zumindest in ihrer Vorstellung.

Die alternde Katze hat ein größeres Schlaf- und Ruhebedürfnis als ihre noch mitten im Leben stehenden Artgenossen. Ein Umstand, der besonders umtriebigen Menschen, die vielleicht nicht ganz so viel Zeit oder Muse für die aktive Beschäftigung ihrer Katze in petto haben, entgegenkommt. Wer jedoch glaubt, eine Seniorkatze würde nebenbei laufen, irrt dennoch. Katzen jagen und spielen bis ins hohe Alter – genau genommen bis kurz vor ihrem Lebensende, vorausgesetzt es geht ihnen gesundheitlich gut und wir Menschen bieten ihnen ein altersgerechtes Spiel (Kampf gegen die Langeweile, > ). Bei der Abwägung, welcher Katzentyp gut mit Ihrem aktuellen Lebensabschnitt harmoniert, könnte dieser Punkt jedoch für die Entscheidung für eine Seniorkatze sprechen.

Begrenztes Zusammensein