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Das Finale der WILD-IRISH-Trilogie
Nachdem Makena Fraser von ihrem Ex auf übelste Weise abserviert wurde, hat sie erst mal genug von den Männern. Deshalb lässt sie sich von ihrer Cousine überreden, eine Auszeit zu nehmen und nach Irland zu reisen. Im Flieger trifft sie auf Shane Hayes, der ganz offenbar genau die Art Mann ist, die sie wie die Pest meiden sollte. Doch das Knistern zwischen ihnen ist schwer zu ignorieren. Und warum sollte sie sich nicht einfach mal auf eine Affäre einlassen? Keine Verpflichtungen, keine Versprechen, genau so, wie Shane es offenbar auch mit Beziehungen hält. Doch dann findet sie heraus, dass Shane Teil der Band Wild Irish ist, die weltweit die Charts stürmen. Und von Stars hat sie eindeutig genug, seit ihrem Ex der Ruhm als Hollywood-Star zu Kopf gestiegen ist. Doch so sehr sie sich auch dagegen sträubt, die Anziehungskraft zwischen Shane und ihr ist stärker als alles, was sie je erlebt hat. Aber kann sie wirklich glauben, dass der Bad Boy der Band ausgerechnet für sie seinen Rockstar-Lifestyle aufgeben würde?
"Ich liebe die Jungs von Wild Irish. Immer wenn man denkt, man könnte keinen mehr lieben als den vorher, gibt uns die Autorin den nächsten sexy Iren zum Dahinschmelzen." The Hatters
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Seitenzahl: 279
Veröffentlichungsjahr: 2022
Titel
Zu diesem Buch
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Epilog I
Epilog II
Die Autorin
Die Romane von C. M. Seabrook bei LYX
Leseprobe
Impressum
C. M. SEABROOK
Wild Irish
SHANE
Roman
Ins Deutsche übertragen von Stephanie Pannen
Nachdem Makena Fraser von ihrem Ex auf übelste Weise abserviert wurde, hat sie erst mal genug von den Männern. Deshalb lässt sie sich von ihrer Cousine überreden, eine Auszeit zu nehmen und nach Irland zu reisen. Im Flieger trifft sie auf Shane Hayes, der ganz offenbar genau die Art Mann ist, die sie wie die Pest meiden sollte. Doch das Knistern zwischen ihnen ist schwer zu ignorieren. Und warum sollte sie sich nicht einfach mal auf eine Affäre einlassen? Keine Verpflichtungen, keine Versprechen, genau so, wie Shane es offenbar auch mit Beziehungen hält. Doch dann findet sie heraus, dass der sexy Ire Teil der Band Wild Irish ist, die weltweit die Charts stürmt. Und von Stars hat sie eindeutig genug, seit ihrem Ex der Ruhm als Hollywood-Star zu Kopf gestiegen ist. Doch so sehr sie sich auch dagegen sträubt, die Anziehungskraft zwischen Shane und ihr ist stärker als alles, was sie je erlebt hat. Aber kann sie wirklich glauben, dass der Bad Boy der Band ausgerechnet für sie seinen Rockstar-Lifestyle aufgeben würde?
Turbulenzen erschüttern das Flugzeug, und die Angst schnürt mir die Kehle zu. Ich schließe die Augen, atme tief ein und versuche, nicht an die Tausende von Metern zu denken, die die Blechbüchse, in der ich mich gerade befinde, vom Atlantik unter mir trennen.
Atme, Makena.
Ich atme tief ein und aus.
Das Flugzeug ist relativ leer, und die wenigen Passagiere, die in der Kabine verteilt sitzen, schlafen entweder oder starren auf den winzigen Bildschirm vor sich.
Wir sind erst seit wenigen Stunden in der Luft, was bedeutet, dass es noch mindestens vier weitere dauert, bis wir in Dublin landen.
Ich hasse es zu fliegen. Habe es immer schon vermieden, wann immer ich konnte. Natürlich habe ich die entsprechenden Selbsthilfebücher gelesen und immer wieder gehört, dass es die sicherste Art zu reisen ist. Doch nichts, nicht einmal die drei Wodka Soda, die ich vor dem Start getrunken habe, haben den wachsenden Druck in meinem Schädel lindern können.
Es ist nicht nur der Flug, der mich stresst, sondern mein ganzes verdammtes Leben. Genauer gesagt die relativ spontane Entscheidung, mit einer Frau, der ich noch nie im Leben begegnet bin, für ein halbes Jahr das Haus zu tauschen und in Irland zu leben.
Ich stöhne leise und spüre Panik in mir aufsteigen.
Mache ich das wirklich?
Der Vertrag ist unterschrieben, und es gibt kein Zurück mehr.
Meine Cousine Quinn war diejenige, die mich davon überzeugt hat, es zu tun. Sie war immer schon die Abenteuerlustige von uns beiden, ein bisschen verrückt und sehr wild, genau wie ihre Brüder. Ich habe mich immer gefragt, ob daher wohl ihr Nachname Savage rührt. Wir sind so unterschiedlich wie Habanero und Kartoffel.
Und ich bin die Kartoffel.
Es ist schwer, als Fraser in einer Kleinstadt voller Savages aufzuwachsen. Ich habe mich dort nie wirklich zu Hause gefühlt. Nie richtig hineingepasst. Zumindest bis ich Chad kennenlernte. Da war ich nicht mehr die langweilige schlichte Makena. Ich war mehr. Ich gehörte zu ihm. Die Welt lag uns zu Füßen und all dieser Quatsch. Wir waren wie König und Königin des Abschlussballs. Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Was für ein Schwachsinn.
Mir wird schwer ums Herz, wie immer, wenn ich an den Mann denke, der mir das Herz gestohlen hat, nur um es in tausend winzige Stücke zu brechen.
Er ist der wahre Grund, warum ich mich schließlich entschieden habe, Port Clover zu verlassen. Um von ihm und seiner neuen, sehr schwangeren Frau so weit wie möglich wegzukommen. Und natürlich von all den angeblich wohlmeinenden Leuten, die es kaum erwarten konnten, sich gegenseitig den neuesten Klatsch und Tratsch mitzuteilen.
Ein weiteres Flugloch, und wieder schlägt mein Magen Purzelbäume. Doch niemand sonst scheint sich daran zu stören, und das Leuchtschild für die Sicherheitsgurte bleibt dunkel.
Sei nicht so paranoid, Makena, wiederholt mein Verstand das, was Chad mir immer gesagt hat, wenn er spät nach Hause kam und nach billigen Parfüm stank. Aber ich war nicht paranoid. Ich hatte recht. Und ich habe eine wichtige Lektion gelernt.
Männern kann man nicht vertrauen. Keinem von ihnen. Und sie brechen jedes Versprechen.
Ein tiefes männliches Lachen, gefolgt vom Kichern einer Frau lenkt meinen Blick auf die Abtrennung zwischen Business Class und Economy.
Das Geräusch und alles, was es impliziert, bewirkt etwas in mir. Es weckt ein Verlangen, das ich seit Jahren nicht mehr gespürt habe, und gleichzeitig all meine Abwehrmechanismen.
Es ist nicht so, dass ich den Männern komplett abgeschworen hätte. Auch wenn das anhand meines nicht vorhandenen Liebeslebens denkbar wäre. Aber ich habe Beziehungen abgeschworen, und das hat meinem Sexleben einen echten Dämpfer versetzt. Denn zu Quinns Bestürzung bin ich für bedeutungslosen Sex einfach nicht geschaffen.
Nicht, dass der Sex mit Chad jemals besonders toll gewesen wäre. Aber er ist der einzige Mann, mit dem ich jemals richtig zusammen war, und die Vorstellung, Sex mit jemand anderem zu haben, hat etwas Furchteinflößendes für mich. Ich bin nicht prüde, wie Quinn zu denken scheint. Ich bin einfach nur ein Feigling.
Schon wieder dringt Gelächter über die Sitzreihen zu mir.
Das Kabinenlicht ist abgedunkelt, und im Dämmerlicht erkenne ich den breiten Rücken eines Mannes, der einer Flugbegleiterin etwas ins Ohr flüstert. Selbst in dem schwachen Licht kann ich sehen, wie ihn die hübsche Blondine interessiert mustert und seinen tätowierten Unterarm berührt.
Die beiden sind etwa drei Meter von mir entfernt. Sie berühren sich kaum, doch durch die Art, wie er sich anzüglich zu ihr vorbeugt, komme ich mir wie eine Voyeurin vor. Das Spiel, das ich beobachte, wird wahrscheinlich damit enden, dass sich die beiden zur Toilette schleichen und dem Mile High Club beitreten.
Ich höre die tiefe und melodische Stimme des Mannes, kann aber nicht verstehen, was er sagt. Wieder lacht er. Es ist ein Klang, der mir einen wohligen Schauer über den Rücken jagt.
Verdammt.
Er ist attraktiv. Ich brauche ihn nicht zu sehen, um das zu wissen, so wie er entspannt dasteht und doch den Raum um sich herum einnimmt. Die Arroganz, die er ausstrahlt. Das ist ein Mann, der genau weiß, wie er seinen Charme und sein gutes Aussehen einsetzen muss, um zu bekommen, was er will.
Den Typ kenne ich.
Chad war auch so. Als wäre das Leben ein Büfett, an dem man sich einfach bedienen kann, ohne Rücksicht darauf, wessen Herz dabei auf der Strecke bleibt.
Mistkerl.
Das Flugzeug wackelt, neigt sich erst auf die eine, dann auf die andere Seite, und mir wird ganz übel.
»Alles in Ordnung«, sage ich zu mir selbst und kralle mich fest an meinen Sitz. Aber ich kann bereits spüren, wie sich eine meiner Panikattacken in meiner Brust zusammenbraut.
Der Mann blockiert immer noch den Eingang zur Toilette, und so ungern ich den kleinen Flirt der beiden unterbrechen möchte, muss ich mir unbedingt kaltes Wasser ins Gesicht spritzen, bevor ich hyperventiliere.
Ich öffne meinen Sicherheitsgut und stehe auf. Während ich den Gang entlanggehe, fühlen sich meine Beine an, als würden sie unter mir zusammenklappen.
»Entschuldigung«, murmle ich, als ich bei ihnen bin.
Der Mann ist noch größer, als ich dachte. Mindestens dreißig Zentimeter. Ich bin keine eins sechzig. Sein schwarzes T-Shirt spannt sich über breiten Schultern, und seine Rückenmuskeln arbeiten bei jeder kleinen Bewegung.
Plötzlich habe ich einen Kloß im Hals und muss mich räuspern.
»Entschuldigung«, sage ich, lauter diesmal. Zu laut. Gott, warum muss ich so peinlich sein!
Langsam dreht er sich um. Die Flugbegleiterin wirkt peinlich berührt, beim Flirten mit einem Passagier ertappt worden zu sein, und eilt mit roten Wangen davon.
Ich kann es ihr nicht verdenken. Obwohl ich das Gesicht des Kerls noch nicht gesehen habe, finde ich seine Präsenz bereits berauschend.
Er blockiert noch immer die Tür zur Toilette, und obwohl ich den Blick immer noch gesenkt halte, spüre ich, wie er mich mustert und auf etwas zu warten scheint.
Ich seufze frustriert. »Würden Sie bitte …«
Wieder wackelt das Flugzeug, und ich muss mich an der Wand abstützen. Als ich das tue, berühren sich unsere Arme. Wärme schießt durch mich hindurch, und es kribbelt überall. Schnell ziehe ich die Hand zurück.
Mit einem arroganten Grinsen, das ich aus dem Augenwinkel bemerke, lehnt sich der Mann zu mir vor und sagt mit starkem irischen Akzent: »Würde ich was?«
Die Zweideutigkeit seiner Stimme lässt mich wohlig erschauern, aber auch sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf schrillen. Einen kurzen Moment lang stelle ich mir vor, wie mehr als nur sein Blick über meinen Körper gleitet.
Große Hände.
Kräftige Muskeln.
Die dicke Ausbuchtung in seinem Schritt …
Scheiße. Konzentrier dich, Makena.
Aber jede schmutzige Fantasie, die ich jemals hatte, schießt mir durch den Kopf, und dieser Fremde spielt in jeder von ihnen die Hauptrolle.
Eine lange erhitzte Sekunde vergeht, bevor ich wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt werde.
Ein weiterer Ruck, und das »Bitte anschnallen«-Schild leuchtet auf, gefolgt von der Stimme einer Flugbegleiterin über die Lautsprecher. »Wir durchfliegen jetzt eine Schlechtwetterfront. Wir bitten alle Passagiere, sich auf ihre Plätze zu begeben und sich anzuschnallen. Vielen Dank.«
Mir bleibt keine Zeit, zu meinem Sitz zurückzugehen, bevor die nächste Runde Turbulenzen das Flugzeug knarren und stöhnen lassen, als würde es gleich zusammenbrechen. Ich schreie halblaut auf, als der Kabinendruck abfällt und ich für einen kurzen Moment schwerelos bin. Kurz darauf werde ich wieder auf den Boden gerammt und taumle vorwärts in eine Wand aus harten Muskeln.
»Vorsicht, Süße.« Die Worte rollen in tiefstem irischen Akzent von seinen zu einem frechen Grinsen verzogenen Lippen. Große Hände legen sich um meine Oberarme, und dort, wo er mich berührt, schießt Wärme durch den dünnen Stoff meiner Bluse.
Innerlich verfluche ich das kribbelnde Gefühl zwischen meinen Beinen, das seine Nähe verursacht.
Meine Scheidung ist zwar erst seit zwei Monaten offiziell durch, doch es ist Jahre her, seit mich jemand so intim berührt hat wie dieser Mann jetzt.
Wie erbärmlich ist das?
Als ich aufblicke, legt mein bereits rasender Puls noch einmal einen Zahn zu und setzt dann kurz aus.
Endlich schaue ich mir den Fremden an, in dessen Armen ich gerade liege. Das Gesicht, das zurückstarrt, ist eine gefährliche Kombination aus Arroganz und Herzlichkeit, seine Züge männlich markant.
Wie ich bereits angenommen habe, ist er hinreißend. Aber nicht auf die polierte, typisch amerikanische Weise wie Chad. Nein, dieser Kerl sieht gut aus, ohne es darauf anzulegen. Er hat Ecken und Kanten sowie ein Lausbubengrinsen, das Ärger verheißt.
Und Ärger ist das Letzte, was ich gerade brauche.
Der Mann lässt einen meiner Arme los und streicht über sein stoppeliges Kinn. Mein Blick folgt der Bewegung, als er sich die Strähnen zurückstreicht, die ihm in die Stirn gefallen sind. Dabei kommt eine silbrige Narbe an seiner Augenbraue zum Vorschein.
»Ich …« Mir bleiben die Worte im Hals stecken.
»Sie was?« Intelligente graugrüne Augen funkeln amüsiert, während er mich mustert. Ein Lächeln umspielt seine vollen Lippen.
Lippen, die dazu einladen, geküsst zu werden.
Ich spüre, wie ich mich vorbeuge.
Scheiße.
Was tust du da?
»Sorry«, murmle ich und senke schnell den Blick, doch als wir wieder ein Luftloch durchfliegen, presse ich meine Hände instinktiv gegen seinen Bauch. Durch das T-Shirt spüre ich, wie sich die Muskeln dort unter meiner Berührung anspannen.
Oh mein Gott. Der Kerl hat einen unglaublichen Waschbrettbauch.
Er strahlt puren Sexappeal aus. Seine Stimme, seine entspannten Bewegungen. Selbst sein Geruch – erdig und maskulin. Und ich habe keinen Zweifel daran, dass er gut im Bett ist. Nach der Durststrecke, die ich hatte, wäre er wahrscheinlich sogar der reine Wahnsinn.
Obwohl ich weiß, dass ich es bereuen werde, hebe ich den Blick. Und genau das geschieht, als ich den Blick in seinen Augen sehe.
Dunkel.
Berauschend.
Er verspricht Ekstase … und Herzschmerz.
Ich kenne Männer wie ihn. Ich habe einen geheiratet.
Er ist Gefahr und Ärger und all die wundervoll wilden Dinge, von denen ich mich lieber fernhalten sollte.
Er lacht heiser, dann lehnt er sich vor und sagt mir leise ins Ohr: »Sie sollten sich jetzt lieber wieder hinsetzen. Befehl des Captains.«
Als seine melodische Stimme über meine Haut streift, läuft mir ein Schauer der Erregung über den Rücken.
»Das würde ich ja auch gern, aber dafür müssten Sie mich loslassen«, sage ich steif und bemühe mich, etwas Abstand zwischen uns zu bringen.
Er lacht erneut und beugt sich so nah zu mir vor, dass ich seinen warmen Atem spüre. »Sie halten sich doch an mir fest.«
Ich schaue auf meine Hände hinunter, die sich in sein Shirt gekrallt haben. Abrupt lasse ich los, wende mich mit hochrotem Kopf ab und kehre an meinen Platz zurück. Ich drehe mich nicht um, trotz des herzlichen Gelächters, das mir folgt.
Sobald mein Sicherheitsgurt wieder fest geschlossen ist, schließe ich die Augen und mache Atemübungen, um meine Panik in den Griff zu bekommen.
»Verdammte Flugzeuge«, murmle ich. »Verdammte Männer.«
Auf dem Platz neben mir spüre ich eine Bewegung. »Reden Sie immer mit sich selbst?«
Noch bevor ich die Augen öffne, weiß ich, wer da neben mir sitzt.
Der Mann von eben grinst mich mit einem tiefen Grübchen in der Wange an und lässt zwei Miniflaschen Jameson vor meinen Augen baumeln. »Ich dachte, Sie könnten etwas Hartes gebrauchen. Sie wirken leicht angespannt.«
Er zieht jedes Wort in die Länge, füllt es mit geheimer Bedeutung an, und mein Körper reagiert auf die Einladung, die ich in seinen Augen sehe.
»Es geht mir gut«, sage ich und mache den Fehler, gerade in dem Moment aus dem kleinen Fenster zu schauen, als ein Blitz den dunkelgrauen Himmel erhellt.
Ich. Hasse. Fliegen.
So, wie dieses Jahr gelaufen ist, wäre es nur der krönende Abschluss, wenn jetzt auch noch das verdammte Flugzeug abstürzen würde.
Als die Maschine wieder durchgeschüttelt wird, klammere ich mich panisch an den Armlehnen fest.
»Das ist nur eine kleine Turbulenz«, sagt er, öffnet grinsend eine der Miniflaschen und leert sie in einem Zug.
»Haben Sie keinen eigenen Platz?« Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu, um mir nicht anmerken zu lassen, wie heiß meine Lippen unter seinem Blick brennen. Unwillkürlich bewege ich meine Zunge an genau die Stelle, auf der sein Blick ruht.
Wieder zupft ein Grinsen an seinen Mundwinkeln, als wüsste er genau, was ich denke. »Mir gefällt es hier besser. Und ich wette, ich könnte Sie ein bisschen von dem ablenken, was Sie so stört.«
»Das Einzige, was mich stört, sind uneingeladene Sitznachbarn.«
Er lacht heiser auf und scheint sich an meiner Unhöflichkeit nicht im Geringsten zu stören. Wenn überhaupt, lässt ihn das nur noch entschlossener wirken. Und ich weiß genau, was für ein Spiel er da treibt.
»Aber Sie haben mich doch eingeladen, Süße«, sagt er und lächelt auf eine Weise, die verboten sein sollte. Dazu flüstert er so leise, dass nur ich es hören kann: »Sie haben es vielleicht nicht ausgesprochen, aber ich habe die Einladung in Ihren hübschen braunen Augen gesehen.«
»Wow, sind Sie arrogant«, entgegne ich und verdrehe die Augen, trotz der Schmetterlinge, die ich plötzlich im Bauch spüre.
Er zuckt mit den Schultern. »Ist Teil meines Charmes.«
»Darüber kann man streiten.«
Er stößt ein weiteres tiefes Lachen aus. »Ich bin Shane.« Er streckt mir seine große Hand entgegen und wartet, bis ich gezwungen bin, sie zu ergreifen.
Wieder empfinde ich es fast wie einen elektrischen Schlag, als sich unsere Haut berührt. Schnell ziehe ich meine Hand zurück.
»Makena«, murmle ich und hasse das Gefühl, das er mir gibt. Dennoch genieße ich es mehr, als ich zugeben will.
»Makena.« Er spricht meinen Namen langsam aus und rollt ihn über seine Zunge. Der Klang ist sanft und rau zugleich, als spräche er ihn aus, während er zwischen meinen Schenkeln liegt.
Aber es erinnert mich auch daran, wie gefährlich dieser Mann ist. Und das Letzte, was ich brauche, ist eine weitere Komplikation in meinem Leben.
Ein Ex-Mann, ein Haufen Schulden und eine Million zerstörter Träume sind genug, um den Männern für immer abzuschwören. Besonders solchen wie dem, der neben mir sitzt. Es würde mich nicht überraschen, wenn er das Wort Herzensbrecher auf der Brust tätowiert hätte.
Leider wandert mein Blick in diesem Moment zu den strammen Brustmuskeln hinunter, die sich gegen sein T-Shirt drücken, und ich muss schlucken.
»Da ist er wieder. Dieser Blick«, sagt er so leise, dass nur ich es hören kann.
Schnell wende ich meinen Blick ab, ziehe seufzend eine Zeitschrift aus der Sitztasche vor mir. In der Hoffnung, dass er den Wink mit dem Zaunpfahl versteht und verschwindet, fange ich an, darin zu blättern
Doch er tut es nicht.
»Reisen Sie zum ersten Mal nach Irland?« Er streckt seine langen Beine so weit wie möglich vor sich aus, und nachdem er das getan hat, liegt sein Oberschenkel an meinem.
»Ja«, sage ich leise, ohne von meiner Zeitschrift aufzublicken. Ich will mein Bein wegziehen, schaffe es aber nicht. Als wäre unsere verdammte Haut magnetisch. Ich hasse es, wie meine Schutzmauern bröckeln und sich meine Schultern leichter anfühlen, nachdem er sich zu mir gesetzt hat. Er hat etwas an sich, das mich entspannt.
Vor fünf Minuten hat er noch mit einer der Flugbegleiterinnen geflirtet, rufe ich mir ins Gedächtnis. Aber es ist schon so lange her, seit mir ein Mann solche Aufmerksamkeit geschenkt hat.
In einem Ort von der Größe von Port Clover, wo die Hälfte der Männer mit mir verwandt und die andere Hälfte verheiratet ist, gibt es nicht viele Möglichkeiten. Nicht, dass ich auf der Suche wäre. Ein gebrochenes Herz ist genug. Ich wünschte nur, mein Körper wäre genauso damit einverstanden, enthaltsam zu leben, wie mein Verstand.
Shane sieht mich erwartungsvoll an.
»Was ist denn?«, sage ich etwas zu schroff und winde mich unbehaglich unter seinem intensiven Blick.
Er scheint es nicht zu bemerken. Oder wenn doch, scheint es ihn nicht zu interessieren. »Machen Sie Urlaub?«
»Nein.«
»Dann sind Sie beruflich unterwegs?«
Ich seufze und schüttle den Kopf.
»Ah«, sagt er schließlich in einem wissenden Ton, als seien damit all seine Fragen beantwortet. Seine Augen funkeln amüsiert, als er fortfährt. »Dann sind Sie also auf der Suche nach einem Mann. Ein hübsches Ding wie Sie wird keine Probleme haben …«
»Nein.« Trotz der Verspieltheit in seiner Stimme kann ich nichts gegen meine innere Abwehrhaltung tun. »Es geht nicht immer nur um Sex«, blaffe ich ihn an.
Ein paar Leute drehen sich zu uns um.
Scheiße.
Shane zieht eine Augenbraue hoch und sagt dann mit leiser, tiefer Stimme: »Darüber lässt sich streiten, Makena.« Als er meinen Namen ausspricht, spüre ich erneut ein Kribbeln tief in meinem Innersten.
Ja, er bedeutet definitiv Ärger.
Ich starre erneut auf meine Zeitschrift und blättere sie durch, kann mich aber auf nichts anderes konzentrieren als auf den Riesen von einem Mann, der gerade meine Intimsphäre mit Testosteron und Pheromonen flutet.
Er legt seinen Unterarm auf meine Lehne und lehnt sich näher zu mir hinüber. Doch statt etwas zu sagen, beobachtet er mich nur mit demselben überheblichen Grinsen, das mit Sicherheit schon unzählige Höschen hat dahinschmelzen lassen.
Ich lege die Zeitschrift beiseite. »Wenn Sie mit jemandem … flirten wollen, dann ist unsere freundliche Flugbegleiterin bestimmt gern dazu bereit.«
Er schmunzelt, als fände er meine Verärgerung amüsant. »Sind Sie etwa eifersüchtig?«
»Gott, nein. Ich kenne Sie ja überhaupt nicht.«
»Aber das würden Sie gern.«
»Nein.«
»Warum nicht?« Seine Augen funkeln humorvoll. Er hat viel zu viel Spaß an diesem Gespräch.
»Sie sind nicht mein Typ.«
»Und wer ist Ihr Typ, Makena?« Er berührt mich nicht einmal, und doch spüre ich ihn auf meiner Haut. Seine Essenz durchdringt meinen Körper, als würde er ihm bereits gehören.
»Machen Sie so etwas häufig?«, frage ich, um das Thema zu wechseln und aus der Defensive herauszukommen. Denn genau das bewirkt er. Er reißt meine Schutzmauern mit einer solchen Finesse ein, dass ich kaum bemerke, dass sie bröckeln.
Er ist gut. Das muss ich zugegeben.
»Was denn?« Er klingt immer noch amüsiert.
»Das hier …« Ich deute zwischen uns hin und her. »Die Sache, die Sie hier tun.«
»Sie meinen flirten?« Eine Augenbraue schießt in die Höhe. »Stört Sie das? Zu wissen, dass Sie jemand hübsch findet?« Er lehnt sich vor und grinst mich an, als wisse er genau Bescheid. »Begehrt zu werden?«
Gütiger Himmel. Noch nie in meinen neunundzwanzig Lebensjahren hat jemand so mit mir gesprochen.
Mir fehlen die Worte. »Ich …«
Weitere Turbulenzen erschüttern das Flugzeug, und als diesmal der Kabinendruck sinkt, bin ich nicht die Einzige, die verängstigt aufschreit. Andere Passagiere um uns herum haben sich ebenfalls erschreckt, manche fluchen, als sich ein paar der Fächer über uns öffnen und Gepäck herausfällt.
Eine große Hand ergreift meine, und unsere Finger verschränken sich, während wir in unseren Sitzen herumgeworfen werden.
Panik erfüllt mich, als der Flieger vom Himmel zu stürzen scheint.
»Oh mein Gott oh mein Gott oh mein …« Die Worte strömen aus mir heraus, immer und immer wieder, und ich schließe die Augen.
Als sich das Flugzeug beruhigt und die Flugbegleiterin über die Lautsprecher verkündet, dass wir leichte Turbulenzen durchflogen haben, atme ich erleichtert auf.
»Alles okay?«, fragt Shanes tiefe Stimme an meiner Wange.
Ich öffne die Augen und sehe unsere ineinander verschlungenen Hände. Obwohl ich weiß, dass ich es eigentlich müsste, ziehe ich meine Hand nicht weg. »J-Ja.«
Er streicht mir eine Strähne mit der anderen Hand aus dem Gesicht, dann legt er sie unter mein Kinn und bringt mich dazu, ihn anzusehen. »Sicher?«
Es braucht nur einen einzigen Blick, dann verliere ich mich wieder in seinen Augen. Wer auch immer behauptet hat, es gäbe so etwas wie eine spontane Verbundenheit nicht, kennt diesen Mann offensichtlich nicht.
»Ich …« Meine Zungenspitze versucht meine trockenen Lippen zu befeuchten. »Ich glaube, ich hätte jetzt ganz gern diesen Drink.«
Sobald mich die Frau mit ihren großen verletzlichen braunen Augen angesehen hatte, wusste ich, dass ich gehen sollte. Sie war ganz anders als die Frauen, mit denen ich sonst ins Bett gehe. Die Stewardess, die mehr als bereit ist, mir mit ihren vollen Lippen einen zu blasen, entspricht eher meinem Stil.
Frauen wie sie kennen die Regeln.
Aber Makena repräsentiert alles, was ich zu vermeiden versuche.
Sie ist süß.
Unschuldig.
Verletzt auf eine Weise, die den Beschützerinstinkt in einem weckt, doch gleichzeitig so durchdrungen von einem stillen Selbstbewusstsein, das sie fast unnahbar wirken lässt.
Frauen wie sie sind für Männer wie mich der Untergang.
Ich musste bei meinen besten Freunden mitansehen, dass sie sich so sehr in eine Frau verliebten, bis sie vergaßen, was wirklich wichtig ist – die Musik.
Das war lange Zeit das Einzige, was uns angetrieben hat. Wild Irish war unsere Leidenschaft, unser Traum. Wir vier – Cillian, Owen, Aiden und ich – haben Jahre damit verbracht, den perfekten Sound und das perfekte Image zu erschaffen. Doch dann wurde einer nach dem anderen von dieser Seuche angesteckt, die gute Männer seit Menschengedenken zerstört hat.
Die Liebe.
Aiden war der Erste, der sich verliebte. Und ausgerechnet in meine Schwester. Dann verliebten sich Cillian und vor Kurzem auch Owen.
Natürlich wirken sie glücklich. Und vielleicht sind sie das auch. Aber diese Art Glück ist etwas für Loser, die vergessen haben, wie viel Spaß es macht, Single zu sein.
Ich liebe mein Leben.
Egal was die Jungs denken, es gibt in mir keine Leere, die nur darauf wartet, von der perfekten Frau ausgefüllt zu werden.
Dafür bin ich zuständig.
Und ich bin verdammt gut darin. Ich kümmere mich gut um die Frauen in meinem Bett – wenn wir es überhaupt so weit schaffen. Doch ob sie auf dem Küchentresen kommen oder hinten im Tourbus meinen Namen stöhnen: Ich bringe sie immer zum Höhepunkt.
Ja, ich bin eingebildet. Aber ich habe auch allen Grund dazu, Frauen lieben mich.
Und nicht nur, weil ich in einer der berühmtesten Rockgruppen der Welt spiele. Sondern weil ich genau weiß, wie ich den Körper einer Frau auf nie gekannte Art zum Singen bringe.
Und das werde ich niemals aufgeben.
Langsam löse ich meine Finger von ihren, hole die Miniflasche aus meiner Tasche und reiche sie ihr.
»Danke«, sagt sie mit unsicherer Stimme. Sie schraubt die Flasche auf und kippt den Inhalt schnell hinunter. Sie verzieht das Gesicht, als sich der Whiskey ihre Kehle hinabbrennt. Mir fällt auf, dass sie versucht, Abstand zwischen uns zu bringen. Ein völliger Widerspruch zu dem Verlangen, das ich in ihren Augen sehe. »Leben Sie in Irland?«
»Meistens«, antworte ich ebenso vage wie sie.
Sie will mich. Doch aus irgendeinem Grund ist sie reserviert. Als hätte sie Angst vor der Lust, von der sie weiß, dass ich sie ihr verschaffen kann. Außerdem bekomme ich das Gefühl, dass sie keine Ahnung hat, wer ich bin. Was meinem Ego, wie ich zugeben muss, einen ziemlichen Schlag versetzt.
Natürlich ist mein Gesicht nicht so bekannt wie Cilians, doch ich war im letzten Jahr in genug Talkshows und auf so vielen Titelblättern, dass es schwierig für mich ist, nicht überall erkannt zu werden.
Ein Teil von mir ist enttäuscht, dass sie nicht weiß, wer ich bin. Und ich habe zwar keine Ahnung warum, aber ich will sie beeindrucken. Doch so viel ich auch von mir halte, ein Angeber bin ich nicht. Und ich brauche nicht meinen Ruhm, um eine Frau ins Bett zu bekommen.
Ich bin Shane Hayes. Das allein reicht aus, um die Mädels Schlange stehen zu lassen.
»Ich war in New York auf Talentsuche«, sage ich und strecke mich auf eine Weise, die dafür sorgt, dass sich unsere Oberschenkel wieder berühren. Ihre Wangen werden rot.
»Talentsuche?« Sie zieht alle Register, um zu verbergen, wie sehr ich ihr gefalle. Doch ich bin ein Meister darin, Frauen zu durchschauen. Und ich weiß genau, was sie braucht – mich.
Doch sie hat mehr Mauern um sich herum als Fort Knox. Ich will sie alle einreißen und sie auf eine Weise verwöhnen, von der sie nicht einmal zu träumen wagt. Gleichzeitig warnt mich mein Selbsterhaltungstrieb, dass sich diese Frau hier nicht mit einem Quickie auf der Flugzeugtoilette zufriedengeben wird.
»Ich habe ein Musiklabel.« Keine Ahnung, warum ich ihr nicht einfach sage, wer ich bin.
Aber es ist keine Lüge.
Nachdem Aiden und Cillian entschieden haben, nicht mehr auf Tour zu gehen, hat Owen die Idee unseres eigenen Labels an mich herangetragen. Es ist eigentlich nicht so richtig meine Sache. Klar, es hält mich beschäftigt. Aber es ist eben nicht so, wie auf einer Bühne vor Tausenden jubelnder Fans zu spielen.
Verdammt, wie ich das vermisse.
»Aber ich würde lieber selbst Musik machen, als anderen dabei zuzuhören.« Das ist mehr an mich direkt gerichtet, etwas, das ich mir in letzter Zeit oft sage.
»Sie singen?« Sie klingt immer noch reserviert, als hätte sie noch nicht endgültig entschieden, was für eine Art Ärger ich darstelle. Ich will ihr ins Ohr flüstern, dass ich von der guten Art bin, die Art Ärger, die sie vor Lust zittern lassen wird.
»Nicht sehr gut, nein. Aber ich spiele Schlagzeug, Klavier und hauptsächlich Gitarre.«
Es ist Monate her, seit die Band das letzte Mal miteinander gejammt hat. Und dafür gebe ich den Frauen die Schuld, die mir meine Jungs gestohlen haben. Es ist nicht so, dass ich sie nicht gernhabe. Das habe ich. Aber das Leben hat so viel mehr Spaß gemacht, als sich unsere Unterhaltungen noch nicht um Windelnwechseln und Periduralanästhesie gedreht haben.
Es gibt einfach ein paar Dinge, über die muss ein Mann nicht unbedingt Bescheid wissen.
»Sie sind Musiker.« So, wie sie es sagt, klingt es, als wäre es etwas Schmutziges.
Und ich muss mich zurückhalten, um ihr nicht zu sagen, dass ich nicht irgendein Musiker bin, sondern zu Wild Irish gehöre. Zumindest war das so, bevor meine Arschlöcher von Bandkollegen entschieden haben, häuslich zu werden.
»Was ist mit Ihnen?«, frage ich und übernehme so viel von der Lehne, dass mein Arm ihren berührt.
»Was soll mit mir sein?«, fragt sie. Die Zurückhaltung in ihren Augen hat sich in pures Misstrauen verwandelt.
»Spielen Sie auch ein Instrument?«
Sie schüttelt den Kopf. »Ich bin völlig unmusikalisch.«
Unwillkürlich lasse ich meinen Blick über ihren Körper wandern und frage mich, was sie stattdessen für Talente hat.
Gott, diese Frau ist einfach unglaublich schön. Sie ist winzig, aber sie hat Kurven unter dem übergroßen Sweatshirt, das sie trägt. Alles an ihr drückt aus, dass sie keine Aufmerksamkeit will. Besonders nicht die Art von Aufmerksamkeit, die ich ihr geben will. Aber das sorgt nur dafür, dass ich mich noch mehr von ihr angezogen fühle.
Das »Bitte anschnallen«-Schild erlischt, und eine Stimme verkündet über die Lautsprecher, dass wir uns wieder in der Kabine bewegen können.
Ein paar Meter entfernt beginnt die Stewardess, mit der ich vorhin geflirtet habe, das herausgefallene Gepäck wieder in den Fächern über den Sitzen zu verstauen.
Als sie mich bei Makena sitzen sieht, zieht sie einen kleinen Schmollmund, beugt sich über den Sitz und sagt: »Sind Sie sicher, dass Sie auf Ihrem eigenen Platz nicht bequemer sitzen würden?«
Diese Frau weiß genau, wer ich bin. Und so, wie sie mich ansieht, hat sie mehr mit mir vor, als mir nur ein paar Drinks zu servieren. Sie ist nicht nur an mir interessiert, sondern erwartet auch nicht mehr von mir als eine schnelle Nummer.
Anders als Makena, der »Langzeitbeziehung« praktisch auf der Stirn steht. Und wenn ich nicht genau wüsste, dass ich sie nach diesem Flug niemals wiedersehen werde, würde ich im Affentempo in die andere Richtung laufen.
»Es gefällt mir hier«, sage ich, als mich die Stewardess weiter erwartungsvoll ansieht.
Makena lacht auf, während sie der Frau hinterhersieht.
»Was ist denn?«
»Kein Wunder, dass Sie so eingebildet sind. Die Frauen liegen Ihnen zu Füßen, nicht?«
»Außer Ihnen.« Ich lege den Kopf schief, lächle sie erwartungsvoll an und hoffe, diesen Umstand bald zu ändern.
Sie bekommt knallrote Wangen.
»Weil ich nicht Ihr Typ bin«, wiederhole ich ihre Worte von vorhin. »Oder …« Ich lehne mich näher hinüber. »Weil Sie nur Angst haben, sich zu nehmen, was Sie wirklich wollen?«
Ihr Gesichtsausdruck verhärtet sich, und der Humor in ihren Augen verfliegt so schnell, wie er aufgetaucht ist. »Und Sie denken, dass Sie das sind, was ich will?«
»Irre ich mich?« Ich lehne mich zurück und betrachte sie.
»Ja.« Es klingt nicht besonders überzeugend. »Aber bei ihr haben Sie bestimmt mehr Glück.« Sie nickt in die Richtung der blonden Stewardess, die alle paar Sekunden zu uns herüberschaut.
Makena schnaubt verächtlich und sieht weg.
»Und mich nennen Sie eingebildet?«
»Wie bitte?« Sie funkelt mich böse an.
»So, wie Sie auf andere herabblicken.«
Das lässt sie innehalten. Sie öffnet den Mund, dann schließt sie ihn wieder, ohne auszusprechen, was sie vorhatte zu sagen. »Ich blicke nicht auf sie herab. Frauen wie sie tun mir nur leid.«
Ich runzle die Stirn. »Warum? Weil sie sich nimmt, was sie will? Sie glauben, das macht sie schwach?« Ich schüttle den Kopf und seufze. »Da irren Sie sich.«
Makena presst die Lippen zusammen, und ich kann sehen, wie sie sich den Kopf nach einer Erwiderung zerbricht. Schließlich sagt sie: »Dann sollten Sie ihr vielleicht geben, was sie will.«
Wieder lehne ich mich vor und schaue sie auf eine Weise an, die sie nicht falsch interpretieren kann. »Aber sie ist nicht, was ich will.«
Makena erwidert meinen Blick für einen kurzen, intensiven Moment, dann schaut sie weg. Aber nicht bevor ich das Verlangen sehe, das sich unter ihrer gleichgültigen Fassade verbirgt.
Ich nehme ihre Hand in meine und streiche mit dem Daumen über ihr inneres Handgelenk.
Sie erschauert, zieht ihre Hand aber nicht weg.
»Haben Sie sich jemals genommen, was Sie wirklich wollten, Süße?«
Ich sehe, wie sie einen kurzen Augenblick über meine Frage nachdenkt. Und in diesem Moment kann ich all die aufgestaute Leidenschaft erkennen, die sie zurückhält. Ein Quell unerschlossenen Verlangens. Dann ist der Moment vorbei.
Die Hand, die ich halte, ballt sich zu einer Faust zusammen und wird weggezogen. »Was eine Person will und was sie braucht, sind zwei sehr unterschiedliche Dinge.«
»Jemand hat Ihnen wehgetan?« Ich kenne die Antwort bereits. Sie steht ihr praktisch ins Gesicht geschrieben. Und wer auch immer es war, hat gründliche Arbeit geleistet.
Ihre Unterlippe zittert, bevor sie leise und voller Verbitterung antwortet. »Ja.«
Ich streiche mir übers Kinn und beobachte die Emotionen, die in ihrem Gesicht aufscheinen.
Kompliziert. Das ist diese Frau. Und ich habe bereits ein bisschen tiefer gegraben, als ich vorhatte. Aber verdammt, jetzt will ich mehr wissen.
Zeit, die Reißleine zu ziehen, Kumpel.
»Und Sie?«, fragt Makena. »Hat man Ihnen jemals das Herz gebrochen, oder sind Sie nur darauf aus, es anderen zu brechen?«
Ich zucke mit den Schultern. »Wenn alle Beteiligten von Anfang an die Regeln kennen, wird auch niemand verletzt.«
»Die Regeln?«
Ich grinse sie an und sage so leise, dass nur sie es hören kann: »Keine Gefühle. Keine Versprechungen. Kein Morgen. Nur Vergnügen.«
Ihre Pupillen weiten sich, und sie holt zitternd Luft.
Dunkles welliges Haar fliegt ihr über die Schultern, als sie den Kopf schüttelt. »Ich … könnte das nicht.«
»Was denn?«
»Mit jemandem schlafen, für den ich … nichts empfinde.«
Ich sehe sie skeptisch an. »Wollen Sie mir etwa sagen, dass Sie jeden Mann, mit dem sie jemals zusammen waren, geliebt haben?«
»Ja.« Sie hebt trotzig ihr Kinn. »Ich habe ihn geliebt.«
Es dauert einen Moment, bis mir klar wird, was sie gesagt hat. »Sie waren erst mit einem einzigen Mann zusammen?«
»Nicht, dass es Sie etwas angeht, aber – ja.«
Ich stoße einen leisen Pfiff aus. »Das erklärt einiges.«
Sie kneift die Augen zusammen. »Immer noch besser, als ein lebendiges Aushängeschild für Geschlechtskrankheiten zu sein.«