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In diesem Buch finden drei sehr unterschiedliche junge Männer in separaten Geschichten ihre Gefährten.
Reese studiert in Charlottesville und gerät bei einem Clubbesuch in eine brenzlige Situation, die er auf sehr unerwartete Art löst. Dabei bringt er sich selbst in Schwierigkeiten. Kann der Beta Walker Duma, ein Gepardenwandler, helfen?
Wenn sich ein Nerd in einen Wolfsbeta verliebt und sie außer der Dominanz auch noch das Alter trennt, ist der Weg zusammenzukommen steinig. Finden Tiny und Callum trotzdem zusammen, obwohl sie angegriffen und verfolgt werden?
Der aufstrebende Künstler Skinny Tate stellt zum ersten Mal in einer namhaften Galerie in New York aus. Er lernt dort den taffen Rudelbeta Ukanda Felis kennen. Leider weiß er nichts über Wandler, was Ukanda aber annimmt. Können sie das Missverständnis aus dem Weg räumen?
Zusätzlich gibt es noch die Kurzgeschichte über Henry und Becks aus New York.
Viel Vergnügen beim Lesen!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Von Celia Williams
In diesem Buch finden drei sehr unterschiedliche junge Männer in separaten Geschichten ihre Gefährten.
Reese studiert in Charlottesville und gerät bei einem Clubbesuch in eine brenzlige Situation, die er auf sehr unerwartete Art löst. Dabei bringt er sich selbst in Schwierigkeiten. Kann der Beta Walker Duma, ein Gepardenwandler, helfen?
Wenn sich ein Nerd in einen Wolfsbeta verliebt und sie außer der Dominanz auch noch das Alter trennt, ist der Weg zusammenzukommen steinig. Finden Tiny und Callum trotzdem zusammen, obwohl sie angegriffen und verfolgt werden?
Der aufstrebende Künstler Skinny Tate stellt zum ersten Mal in einer namhaften Galerie in New York aus. Er lernt dort den taffen Rudelbeta Ukanda Felis kennen. Leider weiß er nichts über Wandler, was Ukanda aber annimmt. Können sie das Missverständnis aus dem Weg räumen?
Zusätzlich gibt es noch die Kurzgeschichte über Henry und Becks aus New York.
Viel Vergnügen beim Lesen!
Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.
E-Books sind nicht übertragbar und dürfen auch nicht kopiert oder weiterverkauft werden.
Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.
Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!
Zum Studieren verlässt Reese Townsend seine Heimat und sein Wanderrudel im mittleren Westen. Charlottesville in Virginia wirkt zwar nicht gefährlich, aber für einen jungen Mann, der sich nicht in eine Raubkatze verwandeln kann und auch keine Hilfe vom ortsansässigen Katzenrudel erwarten darf, eben weil er keine Wandlerfähigkeiten hat, kann es trotzdem gefährlich werden.
Diese Erfahrung muss Reese nach seinem ersten Clubbesuch machen und erlebt an diesem Tag seine erste Wandlung. Sein Körper verändert sich, um ihn zu schützen, doch es läuft nicht so wie es sein sollte.
Hilfesuchend wendet er sich an den Bezirks-Beta des Katzenrudels und findet bei dem attraktiven Gepardenwandler Walker Duma Unterstützung und Rat. Vielleicht findet er dort auch noch ein bisschen mehr.
Müde öffnete Reese die Tür seines Zimmers und betrat zum ersten Mal sein vorübergehendes Zuhause auf dem Campus der University of Viginia in Charlottesville. Hier würde er für die nächsten paar Jahre leben. Das Einzelzimmer entsprach vollkommen Reese‘ Erwartungen. Als latenter Wandler sollte er sich kein Zimmer mit einem Kommilitonen teilen. Zwar hatte er sich noch nie in einen Schneeleoparden verwandelt, aber rein genetisch bestand noch immer die Möglichkeit, dass es passieren könnte. Faktisch war die Chance astronomisch gering, aber trotzdem hatte sein Heimatrudel die Kostendifferenz zum Doppelzimmer übernommen, um ihn und im Endeffekt alle Wandler zu schützen.
In diesem Moment dankte Reese seinem Rudel für diese Umsicht. Seine Heimat Ipswood war ein winziges Städtchen mit gerade einmal dreihundert Einwohnern und er kannte sein Leben lang nur Freiheit und Weite. Zwar lebte seine Familie eher in bescheidenen Verhältnissen, aber der Weg in die Natur war immer nur ein Gang durch die Haustür. Hier sah die Sache etwas anders aus. Auch Charlottesville war keine Metropole und verfügte nicht über Hochhäuser, wie beispielsweise New York oder Chicago, aber trotzdem lebten dort immerhin fünfzigtausend Menschen. Wenigstens gab es dort ein heimisches Katzenrudel, das zum New Yorker-Rudel gehörte, bei dem er im Notfall Unterstützung bekommen konnte. Die Rudelgebiete waren sehr groß und meist in Bezirke aufgeteilt. Für jeden Bezirk gab es einen zuständigen Beta, einen Stellvertreter des Alphas, der im Notfall auch Entscheidungen treffen konnte.
Seufzend deponierte Reese seinen Seesack und seine Laptop-Tasche auf dem Einzelbett und öffnete erst einmal das Fenster, um die abgestandene Luft hinauszulassen. Dann zog er sein Smartphone aus der Hosentasche und suchte aus seinen Kontakten das hiesige Rudel heraus. Er musste seine Ankunft melden, um nicht als Eindringling zu gelten. Im Grunde roch er nicht nach Wandler, sondern eher wie ein Mensch, der mit einem Wandler Kontakt hatte, aber seine Mutter war eine Wandlerin und daher unterlag er denselben Regularien wie jeder normale Wandler.
Bereits nach dem dritten Klingeln wurde das Gespräch angenommen und eine tiefe Stimme antwortete mit einem neutralen „Hallo“.
Nach einem Räuspern antwortete Reese: „Hallo, mein Name ist Reese Townsend. Ich komme aus Ipswood in Missouri und studiere an der UVa. Meine Familie hat mich angemeldet.“ Da Reese sein ganzes Leben Kontakt mit Wandlern hatte und die notwendigen Vorgehensweisen kannte, fiel es ihm nicht schwer sein Anliegen so zu umschreiben, dass er sich und andere nicht in Schwierigkeiten brachte, falls er sich verwählte und einen normalen Menschen am Telefon hatte.
„Verstehe. Willkommen in Charlottesville. Ich bin Walker Duma und für den Bezirk hier zuständig. Brauchst du aktuell Unterstützung? Kommst du zu den Treffen?“
Die wohltönende Stimme verursachte bei Reese eine Gänsehaut und ein angenehmes Kribbeln rann durch ihn hindurch. Wieder musste er sich räuspern, da er sonst vermutlich, wie ein Frosch geklungen hätte, und nicht wie eine Katze. „Nein, Sir. Ich brauche nichts weiter. Aber danke für das Angebot. Zuhause hat man es nicht gemacht. Daher nochmal Danke. Sollte etwas sein werde ich Sie kontaktieren. Untergekommen bin ich im Studentenwohnheim der Universität, falls Sie mich erreichen müssen.“
„Ist notiert, Reese. Viel Erfolg beim Studium und scheue dich nicht mich oder einen von uns zu kontaktieren. Über die Homepage von Panthera Enterprises kannst du auch zu jeder Tag- und Nachtzeit jemanden in New York erreichen.“
Wieder sorgte die durchtönende Stimme für eine körperliche Reaktion bei Reese und er unterdrückte das Schütteln seines Körpers. „Danke, Sir. Auf Wiederhören.“ Damit legte er auf und fuhr sich mit der freien Hand über den Arm, um die Gänsehaut zu minimieren. So hatte er noch nie auf eine rein akustische Stimulation angesprochen. Reese musste sich selbst eingestehen, dass er sehr selten so stark auf jemanden reagierte. Durch sein verbessertes Geruchsvermögen konnte er zwar seine Mitmenschen und auch Wandler besser riechen, aber ihm fehlte irgendwie die Fähigkeit das Erschnüffelte auch zu deuten. Seine Mutter hatte ihm vor Jahren von der Tatsache berichtet, dass Wandler Übereinstimmung wittern konnten, also ob man zu dem Menschen oder Wandler gehörte. Es musste schön sein, wenn einem die Nase schon verriet, ob es im Bett und auch außerhalb passte. Reese ging dieses Talent restlos ab. Hier hatte er einem Menschen nichts voraus.
Stöhnend beendete Walker das Telefonat. Fest presste er seinen Handballen gegen die Basis seines mit Blut gefüllten Schwanzes. Er konnte sich nicht erinnern, dass er jemals so auf eine Stimme reagiert hätte. Der Gepardenwandler konnte sich über geeignete Bettpartnerinnen nicht beklagen und er fand auch Übereinstimmungen bei Männern, aber so hatte er noch nie reagiert, vor allem wenn es nur ein akustischer Reiz war. Ganz weit hinten in seinem Kopf keimte die Idee auf sich mit Reese zu treffen, um zu sehen, ob er auch so gut duften würde, wie er klang. Doch sein bewusstes Denken ließ diese Idee nicht wirklich keimen, denn er fand unter dem weiblichen Teil der Bevölkerung immer kompatible Betthäschen und er war nicht auf einen Mann angewiesen. Als Wandler bezeichnete er sich selbst zwar als bisexuell, aber faktisch hatte bisher kein Mann ihn verleiten können, es auch mal am gleichen Ufer zu versuchen.
Die bewussten Gedanken des Katers kreisten kurz um die Tatsache, dass der junge Mann im Grunde nicht Angelegenheit seines Rudels sein sollte. Als wandlungsunfähiger Nachkomme einer Schneeleopardin hatte er nur wenig mit den Wandlern gemein, bei denen die tierische Seite viel ausgeprägter war. Natürlich konnte Walker nicht beurteilen, ob Reese vielen tierischen Instinkten unterworfen war oder nicht. Allein, dass er darüber nachdachte, irritierte ihn.
Kopfschüttelnd legte der Beta des Virginia-Bezirks des New Yorker-Katzenrudels sein Smartphone zur Seite und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Sein Job bei einer karitativen Klinik brachte sehr viel Bürokratie in sein Leben. Die Klinik gehörte zur Panthera-Gruppe und war eine Tochtergesellschaft der Firma in New York. Faktisch wurde das kleine Krankenhaus als gute steuerliche Absetzmöglichkeit betrieben und sie sorgten so zusätzlich noch für die Menschen in ihrem Bezirk. Der Charlottesville Health Center war die erste Klinik und ursprünglich der Versuchsballon von Panthera. Mittlerweile gab es in ihrem ganzen Rudelgebiet in jeder größeren Stadt solch einen Center und der Name variiert nur im Städtenamen. Zwar konnte Panthera nicht jeden Posten in den eigenen Unternehmen mit Wandlern besetzen, aber zumindest in den Chefetagen saßen immer Wandler. Nur so konnte die Geheimhaltung gewahrt bleiben. Zusätzlich sorgte die Rudelleitung immer dafür, dass mindestens ein angestellter Arzt und Assistent in jedem Center ein Wandler war, damit die Wandler der Region eine Notfallversorgung bei Unfällen hatten. Normal niedergelassene Wandlerärzte gab es auch überall. Die Vernetzung im Rudel funktioniert sehr gut und zeigte wie erfolgreich die letzten paar Alphas waren.
Ein Klopfen an der Tür riss Walker aus seiner Lektüre und mit einem lauten „Herein“ reagierte er auf die Störung.
„Hallo Boss, ich wollte dich nur an deine Videokonferenz mit New York und Co. erinnern“, rief ihm seine Assistentin zu. Als Geschäftsführer des Health Centers unterstand ihm einiges an Personal und seine Assistentin arbeitete nur halbtags für ihn, da seine Arbeit im Grunde ebenfalls an einem halben Tag erledigt sein konnte. Nach der Mittagspause beschäftigte er sich meistens nur noch mit Rudelangelegenheiten und dafür brauchte er keine Zeugen. Mirage war eine Top-Angestellte der Klinik und machte ihre Arbeit herausragend gut, daher bestand bei ihr immer das Risiko, dass sie ihm auf die Schliche kam. Menschliche Angestellte bargen immer ein gewisses Risiko. Walker konnte es sich nicht leisten, dass man ihn oder die Wandler im Allgemeinen enttarnte. Eine Enthüllung ihrer Existenz würde für sie in einem Fiasko enden. Es hatte alle Wandler weltweit viel gekostet von den Radaren der Militärs zu verschwinden und so sollte es auch bleiben.
Die erste Woche hatte Reese hinter sich gebracht. Sein Kopf schwirrte nach jeder Vorlesung und er hatte das Gefühl seine Speicherplatte zu überhitzen. Schon immer hatte er es leicht in der Schule gehabt. Der Lehrstoff floss in ihn wie Wasser in eine Badewanne und füllte sein Hirn mit Wissen, ohne das er zusätzlich hatte viel dafür tun müssen. Jetzt sah die Sache anders aus. Der Inhalt der Vorlesungen erschloss sich Reese, aber die vielen Querverweise mussten erarbeitet werden. Zu jedem dritten Satz gab es vom Dozenten eine Anmerkung was wo nachzulesen sei und erforderte somit ausführliche Recherche. Das war der junge Mann aus dem mittleren Westen nicht gewohnt. Nachschlagen hatte er in der Highschool nie gemusst, alles war einem häppchenweise serviert worden. Jetzt besuchte er jeden Nachmittag nach den Vorlesungen die große Alderman Library, eine der größten Bibliotheken der USA. Reese bevorzugte das Lernen aus tatsächlich erfahrbaren Büchern und nicht das digitale auf dem PC oder Tablet. Hinzu kam noch, dass er sich auf Dauer in seinem Zimmer im Studentenwohnheim eingesperrt fühlte. Die Bibliothek hingegen bot Platz, Ruhe und der Duft der Bücher gefiel dem jungen Mann und beruhigte ihn.
Gegen Abend, nachdem er alle Querverweise ermittelt und in seinen Unterlagen ergänzt hatte, kehrte Reese zu seinem Studentenwohnheim zurück. Den Weg konnte er gemütlich spazierend in zehn Minuten bewältigen, joggend würde er es in einem Drittel der Zeit schaffen. Doch es gab keinen Grund zur Hetze. Die schwülwarme Luft umschmeichelte Reese eher stämmigen Körper. Er liebte dieses warme Wetter. In Missouri gab es auch warme Sommertage, dafür aber auch eisigkalte Winter mit Schnee und allem Drum und Dran. Obwohl er als Sohn einer Schneeleopardenwandlerin eigentlich eine Vorliebe für Kälte haben sollte, kam er da wohl eher nach seinem Dad. Reese‘ Vater stammte aus Kalifornien und verabscheute die winterliche Witterung in Missouri. Da er seine Frau liebte und verstand, dass sich eine Schneeleopardin im hitzigen Klima der südlichen Westküste eher unwohl fühlen würde, arrangierte er sich mit den Gegebenheiten im mittleren Westen. Reese war froh zumindest eine Weile diesem Klima zu entkommen. Da er nur mit Hilfe eines Vollstipendiums studieren konnte, fehlten ihm die Mittel, um regelmäßig nach Hause zu reisen, und er würde daher sogar dem Weihnachtswinterzauber zu Hause entkommen beziehungsweise verpassen. Die Kälte und der Schnee waren kein Verlust, aber seine Angehörigen und Freunde würden ihm auf jeden Fall fehlen.
Glücklich summend öffnete Reese seine Zimmertür und deponierte seinen Rucksack auf dem Bürostuhl vor dem ziemlich schäbigen Schreibtisch, als schon an seine Tür geklopft wurde. Ohne aufgefordert worden zu sein, trat sein rechts gelegener Zimmernachbar ein, um ihn einzuladen: „Hey, Reese! Wir gehen heute Abend ins Abraxas. Um zehn soll`s losgehen. Willst du mitkommen?“
Schon am ersten Tag hatte Reese den jungen Mann kennengelernt. Der Brillenträger hieß Virgil und studierte Medizin. Daher überschnitten sich teilweise ihre Dozenten und Kurse. Beide waren Erstsemester und ihr Lehrstoff hatte Schnittpunkte. Reese studierte Krankenpflege und medizinische Assistenz. Er wollte nach seinem Bachelorabschluss in einer chirurgischen Praxis als Arzthelfer arbeiten. Er hatte schon vor seiner Ausbildung zu Hause die Fühler ausgestreckt und festgestellt, dass in der nächstgrößeren Stadt, nur etwa zwanzig Fahrminuten von Ipswood ein Chirurg ansässig war, der durchaus Interesse hätte, dass er mit abgeschlossener Ausbildung nach Hause zurückkehrte. Sedelia gehörte mit seinen zwanzigtausend Einwohnern auch nicht zu den Metropolen, aber es gefiel ihm dort und er konnte sich vorstellen dort zu arbeiten und eventuell auch zu wohnen. In dem Kuhdorf, das er Zuhause nannte, würde er vermutlich keinen Lebensgefährten finden und dass er schwul war, daran zweifelte niemand, auch wenn er keine ausgeprägt feminine Ader hatte. Tatsächlich wirkte Reese sogar ziemlich männlich, vor allem wenn man bedachte, dass er nicht einmal einen Meter siebzig groß war. Dafür hatte er eine breite Brust, gute Muskelansätze an Armen und Beinen und verfügte über genügend Kraft für einen eher kleinen Menschen. Sein Gesicht zeigte deutlich sein Schneeleopardenerbe. Seine Nase war eher breit und seine Augen standen nach menschlichem Empfinden etwas weit auseinander, aber nicht so weit, dass es unnormal wirken würde. Am beeindruckendsten waren Reese‘ ausgesprochen schöne Iriden. Seine Pupillen wurden durchscheinend hellgrünen umkranzt und die Iris wurde vom Weiß der Augen von einem schwarzen Ring getrennt. Hinzu kam, dass seine störrischen dicken Haare außergewöhnlich hell, fast schon weiß schimmerten. Einzig im Nacken zeigten sich eine Partie Haar mit regelrecht schwarzen Spitzen. Solche Mutationen kamen auch bei Menschen vor, bedurften daher keiner kosmetischen Korrektur. Damit es weniger auffiel rasierte Reese immer seinen Nacken, hielt diese Partie also kurz.
Nach kurzem Überlegen antwortete er Virgil: „Da morgen Samstag ist und ich mit meinen Aufgaben auf dem Laufenden bin, spricht nichts gegen einen Club-Besuch. Was ist das Abraxas für ein Club?“
„Für Jungs wie uns“, kam es postwendend von dem schlaksigen Medizinstudenten. „Zieh dir aber was Aufreizendes an, sonst gehst du in der Masse unter“, sprach´s und weg war er.
Ein paar Infos mehr wären schon schön gewesen. Schnell schloss Reese seinen Laptop an den Strom an und marschierte zu seinem Kleiderschrank. Faktisch besaß er nur eine sehr begrenzte Garderobe. Auf keinen Fall würde etwas dabei sein, was für einen Schwulenclub taugte. Es half aber nichts. Mehr stand ihm nicht zur Verfügung und er hatte nicht genügend Bargeld, um seine Garderobe aufzustocken. Konzentriert ging er alle Shirts und Hosen durch. Erstaunlicherweise fand er recht schnell etwas Passendes, fand zumindest Reese. Eine enge graue Jeans mit Löchern an den Knien und ein weißes Shirt mit einem schwarz-weißen Leopardenkopf als Motiv landete auf seinem Bett.
Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet Reese, dass er noch vier Stunden hatte, bis es losgehen sollte. Eine Dusche, ein Abendessen und ein kleines Nickerchen und es konnte losgehen. Eine Stunde später lag Reese selig schlummernd auf der Bettdecke und nur ein paar schwarze Pants bedeckten seinen Körper. Die Wärme lullte ihn ein und nur die Weckfunktion seines Smartphones bewahrte ihn vorm Verschlafen.
Staunend sah sich Reese im Club um. So etwas hatte er noch nie gesehen. Vermutlich war er doch das typische Landei. Die hintere Wand des Abraxas war schwarz gestrichen und riesengroß prangte ein silberumrissener Dämon auf dem Untergrund. Die gewundenen Hörner hatten eine Spannweite von mindestens vier Metern und die Augen blitzen wütend auf die Tanzfläche. Hier war alles anders als Reese es erwartet hatte. Auf der ovalen Tanzfläche tummelten sich Männer aller Couleur. Vom strammen Bauarbeiter bis hin zum smarten Yuppie war alles vertreten. Doch eines hatten die Männer gemein, sie trugen wenige und wenn, dann hautenge Kleidung. Virgil hatte Recht gehabt, als er beim Aufbruch Reese‘ Aufmachung als konservativ betitelt hatte. Es half nichts, er verfügte nur über diese Kleidung. Sie musste genügen und dem Türsteher hatte sie genügt. Die Musterung hatte Reese ein wenig an Fleischbeschau beim Schlachter erinnert. Aber letzten Endes hatte der muskulöse Riese mit dem grimmigen Blick ihn und seine Freunde durchgewunken.
Drei Stunden und zwei scheißteure Cola später verabschiedete sich Reese von seinen Freunden und trat den Heimweg an. Die Müdigkeit hatte ihn gepackt und hinzu kam die Frustration, dass er den meisten Männern im Club nicht genügte. Zwei hatten ihn auf der Tanzfläche angetanzt, doch nach wenigen Minuten hatten sie zu einem anderen Sahneschnittchen gewechselt. Als dann der zweite auch noch mit dem Aufriss fast umgehend den Darkroom ansteuerte, hatte Reese genug. Es deprimierte ihn, dass er nicht ansprechend genug war, um wenigstens entjungfert zu werden. Zuhause gab es keine Gay-Clubs. Selbst in Sedalia gab es kein passendes Etablissement. Dafür hätte er nach St. Louis oder sogar bis Kansas City fahren müssen. Dort konnte man sich entsprechend vergnügen, was aber nur funktionierte, wenn man einen fahrbaren Untersatz besaß. Leider musste sich Reese immer das Auto seiner Eltern leihen, wenn er irgendwo hinwollte, und er brachte es einfach nicht fertig, wenn sein Dad ihn fragte, warum er nach St. Louis wollte ihm reinen Wein einzuschenken. Daher verzichtete er auf derartige Ausflüge. Seine Hoffnung ruhte auf seiner Studienzeit, doch der heutige Abend sorgte für Ernüchterung. Vielleicht musste er außerhalb der Clubszene suchen.
Müde, frustriert und vor allem unaufmerksam schlurfte Reese die Straße hinunter. Mit seinen einundzwanzig Jahren sollte er wissen, dass er mitten in der Nacht am Wochenende nicht so leichtsinnig sein durfte, doch er verfügte nur über Erfahrung in der ländlichen Gegend seiner Heimat.
Als er die nächste Straßenecke erreichte trat er unweigerlich aus dem Lichtkegel der Straßenlaterne heraus und überquerte die schmale Seitengasse. Doch er schaffte es nicht auf den Bürgersteig auf der anderen Seite. Große Hände packten seine Schultern und zerrten ihn in die Gasse. Es handelte sich um die Lieferzufahrt für das Chinarestaurant um die Ecke, das um diese Uhrzeit schon geschlossen hatte. Daher konnte er von dort keine Hilfe erwarten. Krampfhaft versuchte Reese zu schreien, doch sofort legte sich eine weitere harte Hand auf seinen Mund. Es waren mindestens zwei Angreifer! Angst, Panik und eine Riesenportion Adrenalin durchspülten seinen Körper. Als die Kerle ihn zu Boden stießen und anfingen auf ihn einzuprügeln und einzutreten reagierte Reese. Sein Körper zuckte, die Muskeln kontrahierten und er veränderte sich. Doch es überkam ihn nicht die für Wandler typische Veränderung. Normalerweise wurde aus dem Menschen ein Tier, zumindest optisch. Ein Wandler verfügte auch in seiner Tierform über den vollständigen menschlichen Verstand gepaart mit den tierischen Reflexen und Instinkten. Doch der Sohn einer Schneeleopardin und eines Menschen wurde nicht zum Tier. Seine Hände veränderten sich. Die Finger verkürzten sich, seine Fingernägel wurden zu zentimeterlangen Krallen. Obwohl er Stiefel trug, fühlte Reese, dass dasselbe auch mit seinen Fußnägeln passierte. Seine Haut wurde heiß und überzog sich blitzschnell mit schwarz-weißem Fell. Knackgeräusche ertönten in seinem Gesicht. Er fühlte, wie sich seine Jochbeine verschoben, der Kiefer sich verformte und sich seine Brauenbögen veränderten. Mit einem wütenden Brüllen, das sich verdächtig nach einer Großkatze anhörte, kämpfte Reese sich frei. Bis zu diesem Moment flogen homophobe Beschimpfungen durch die schmutzige dunkle Gasse, doch plötzlich stoppten die Beleidigungen und wurden durch Angst- und Schmerzschreie ersetzt. Reese‘ Klauen durchtrennten Stoff, Haut und teilweise auch Fleisch. Dumpf pochten seine Rippen und eine Seite. Die Kerle hatten mit ihren Stahlkappenstiefeln gut gezielt und kraftvoll zugetreten. Innerhalb einer Minute schlug Reese die Kerle in die Flucht und hörte nur noch deren davoneilenden Schritte. Die Blutspritzer auf dem Boden verrieten dem nun teilverwandelten Mann, dass er gut gezielt hatte. Vermutlich würden alle drei überleben, aber garantieren würde Reese es nicht.
Noch immer schlug Reese das Herz bis zum Hals. Er zitterte und hatte Angst hier einfach zusammenzuklappen. Wenn man ihn hier so fand, würde er in einem Labor für Tierversuche landen. Er musste weg!
Doch diese Entscheidung war ein Fehler, zumindest würde ihn diese Erkenntnis in fünf Sekunden ereilen. Schnell rannte er aus der Gasse und genau vor die Füße einer Gruppe von Clubgängern. Natürlich hatten diese ihre Smartphones bereit, als hätten sie auf das Erscheinen eines Katzenmenschen gewartet. Schreiend und mit den Finger zeigend machten sie Gott und die Welt auf Reese aufmerksam. Blitze zuckten um ihn herum auf und dem Studenten wurde sofort klar, dass er Scheiße gebaut hatte. Bilder von ihm in halbverwandelter Form wurden aufgenommen und vermutlich gingen sie noch in dieser Minute viral. Panisch rannte er davon und verschwand in der nächsten Seitenstraße. Während er lief, fühlte er, wie sich das Fell zurückbildete und sein Gesicht und seine Hände und Füße wieder die normale menschliche Form annahmen. Doch jetzt war es zu spät. Man hatte ihn fotografiert und er würde Walker Duma informieren müssen. Hoffentlich würde die Strafe für sein Vergehen moderat ausfallen. Reese wusste, dass heutzutage niemand mehr für solch einen Fehler hingerichtet wurde, aber es konnte passieren, dass er nach Hause geschickt wurde. Sollte das geschehen, dann musste er sein Studium abbrechen. Mit einem abgebrochenen Studium würde er kein neues Stipendium bekommen und er würde letzten Endes in irgendeinem Aushilfsjob landen. Sein Lebensziel bestand nicht darin Burger zu braten oder Kunden im Supermarkt zu bedienen.
Keuchend erreichte Reese das Studentenwohnheim, sprintete in den zweiten Stock hinauf und verbarrikadierte sich regelrecht hinter der geschlossenen Tür. Zitternd ließ er sich am kalten harten Türblatt nach unten sinken und schlang seine Arme um die angezogenen Knie. Er fühlte sich in diesem Moment wie ein Monster. Als Kind einer Wandlerin hatte er schon im Kindesalter Unterweisungen zum Thema Wandlerinstinkte, -verhalten und -gewohnheiten erhalten. Niemals hatte jemand erwähnt, dass es Wandler gab, die sich teilweise verwandeln konnten. Noch nie hatte er davon gehört! Seine Teilmetamorphose ängstigte ihn mehr als der Übergriff der Fremden in der dunklen Gasse. Was würden seine Eltern sagen? Wie würde sein Alpha reagieren? Was würden die New Yorker-Katzen unternehmen? Reese wusste auf keine dieser Fragen eine Antwort. Erschöpfung machte sich in ihm breit. Er kippte zur Seite und schlief direkt an Ort und Stelle ein. Weder der harte Boden noch seine schmerzende Seite hinderten ihn am Schlafen.
Die schrille Türklingel riss Walker aus dem Schlaf. Müde rieb er sich durch die Augen und schlurfte dann zur Haustür. Er bewohnte eine ziemlich große Blockhütte im Randbezirk von Charlottesville. Er mochte es nicht mitten in der Stadt zu wohnen, sondern wollte Platz haben, um sich zu verwandeln und direkt zu laufen. Aus diesem Grund zog er die Position des Betas hier in Virginia der in New York vor. Auf keinen Fall wollte er in diesem Betondschungel leben und arbeiten. Die hohen Gebäude wirkten erdrückend. In Charlottesville war das höchste Gebäude nur acht Stockwerke hoch, ausreichend für Walkers Dafürhalten.
Ein Blick durch das Seitenfenster verriet Walker, dass einer seiner Rudeloffiziere mit sehr besorgtem Gesichtsausdruck auf seiner Veranda stand. Was konnte nur vorgefallen sein?
Schnell öffnete er die Tür und bat Thyson herein. „Was gibt’s?“
„Probleme, mega-große Probleme“, erklärte Thyson und marschierte durch Walkers Wohnzimmer, in den Flur und von dort in dessen Arbeitszimmer. Dort drückte er auf den Rechner und deutete Walker an sich zu setzen. Kaum saß dieser öffnete Thyson ein Social Media Portal. Was ihn dort ansprang, als dieser Charlottesville eintippte, ließ Walker nach Luft schnappen. Auf dem Bildschirm prangerte eine Kreatur, gekleidet in graue Jeans und ein weißes Shirt mit Leopardenprint. Doch das Problem war nicht die Kleidung. Die sichtbare Hand wies eindeutig ein weiß-schwarzes Fell und die Fingerspitzen Klauen auf. Das Gesicht des Wandlers hatte die typischen Züge eines Leoparden. Nur die Fellfarbe wich ab. Statt dem sandfarbenen Ton mit den schwarzen Kringeln zeigte sich schneeweißes Fell unter dem schwarzen Muster. Insgesamt wirkte das Fell auch struppiger als das eines Steppenbewohners. Was ging hier vor? Als Walker auf die Likes sah, weiteten sich seine Augen. Das Bild war bisher fast fünftausend Mal angeklickt worden und es stand erst eine Stunde im Netz. Kein Wunder das Thyson ihn so rabiat geweckt hatte. Er würde Leopold informieren müssen. Das würde seinem Alpha nicht gefallen. Heute bestätigte sich wieder die Meinung des Betas von Virginia. Er hasste Social Media und Co..
Noch in der Nacht kontaktierte Walker seinen Alpha und die Rudelspitze weckte dann alle anderen Betas auf. Während gemütlich die Sonne über den Horizont kletterte, saßen alle sieben Betas und der Alpha des Katzenrudels vor ihren Rechnern und berieten per Videokonferenz, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. Das Ergebnis der Beratung war, dass Walker erst einmal herausfinden musste, was hier passiert war und wer letzten Endes dafür verantwortlich war.
Grimmig beendete Walker den Videostream und schaltete seinen Rechner ab. Krampfhaft überlegte er und es kam ihm auch eine Idee. Es hatte sich in den letzten Wochen nur eines geändert. Der Sohn einer Schneeleopardin war nach Charlottesville gekommen. War er die Ursache? Konnte er sich auf diese spektakuläre Weise wandeln?
Blinzelnd richtete sich Reese auf. Er saß auf dem harten Linoleumboden und presste seine Hand auf die noch immer schmerzenden Rippen. Der schwache Sonnenschein des Sonnenaufgangs erhellte sein Zimmer und machte ihm ganz deutlich, dass er jetzt endlich vernünftig reagieren musste. Es würde seiner Zukunft auf jedem Fall schaden, wenn er nicht umgehend Walker Duma informierte.
Mit zitternden Fingern zog er sein Smartphone aus der Hosentasche. Frustriert stellte er fest, dass die graue Jeans jetzt auch an der Hüfte über einen eher unansehnlichen Riss verfügte. Das Shirt war nur schmutzig. Grummelnd strich er über das Display und riss die Augen auf, als ihm ein Bild seiner selbst entgegenleuchtete. Auf dem Sperrbildschirm ließ sich Reese immer die News seines bevorzugen Mediaportals anzeigen und heute zeigte es ihn in „Katzenverkleidung“. Übelkeit stieg in ihm auf. Das konnte dem Katzenrudel auf keinen Fall entgangen sein. Wenn er nicht umgehend anrief, würden sie ihm das auch noch zum Vorwurf machen. Auf keinen Fall durfte der Eindruck entstehen, dass er es verheimlichen wollte.
Schnell wählte er den Kontakt und wie beim letzten Mal wurde nach dem dritten Klingeln abgehoben. Doch diesmal kam kein „Hallo“ als Begrüßung.
„Reese Townsend“, schneidend und kalt klang die Stimme des Betas. Auch heute sorgte die Stimme für Gänsehaut auf Reese‘ Armen, doch keine der wohligen Art.
„Es tut mir so leid!“, schluchzte Reese nur. Tränen liefen über seine Wangen. Er hatte seine Gefühle nicht mehr im Griff. Die dominante Stimme des Betas hatte jede seiner Barrieren niedergerissen und zerrte seine Gefühle an die Oberfläche.
Nach einem tiefen Durchatmen entgegnete Walker: „Beruhige dich Katerchen. Ich werde in fünfzehn Minuten bei dir sein. Packe ein paar Kleider zusammen, du wirst mindestens bis Montag bei mir sein. Wir müssen das klären und sehen wie wir das Problem lösen können.“
Diese eindeutigen Anweisungen gaben Reese Halt und er entgegnete leise wimmernd: „Ja, Sir. Ich werde fertig sein. Es tut mir wirklich leid.“
„Mach dir jetzt keine Sorgen. Wir reden darüber. Bist du wieder in menschlicher Form?“
„Ja, Sir. Ich weiß nicht…“
„Nicht, Reese. Später. Wir sehen uns gleich.“
Zitternd steckte Reese das Smartphone wieder in die Hosentasche, zog es dann aber schnell wieder heraus. Auf keinen Fall konnte er in dieser Aufmachung sein Zimmer verlassen. Die Hose und das Shirt konnten erkannt werden und das musste vermieden werden. Schnell schälte er sich aus den Kleidern und wechselte sie gegen weite Jeans und ein fast schon sackartiges Hemd. Diese Kleider trug Reese normalerweise nur, wenn er es sich zuhause bequem machte, doch heute brauchte er diesen Trost. Nichts erinnerte ihn stärker an seine Heimat, an seine Eltern, an sein Zimmer. Das Hemd hatte ursprünglich seinem Dad gehört, doch als ein Knopf abriss und seine Mum keinen passenden Ersatz finden konnte, heimste Reese es ein, trennte alle Knöpfe ab und nähte sechs unterschiedliche an. Jetzt wurde das Jeanshemd von einem Knopf aus Perlmutt, einem Jeansknopf, einem aus Holz, zwei aus unterschiedlich gefärbtem Kunststoff, einem aus Metall und einem in Herzform geschlossen.
Da Reese keine klassische Reisetasche besaß, sondern nur einen Seesack, räumte er stattdessen seinen Schulrucksack aus und stopfte dort Wechselkleider und Hygieneartikel hinein. Zwar würde der Beta über Duschgel und Zahnpasta verfügen, aber in diesem Moment dachte Reese über seine Handlungen nicht wirklich nach.
Als Reese gerade den Reißverschluss des Rucksacks schloss klopfte es an seiner Tür. Natürlich erwartete er den Beta des Rudels zu sehen, als er öffnete. Faktisch starrte er aber Virgil ins Gesicht. Dieser wirkte angeheitert und wedelte mit seinem Smartphone. Durch den Alkoholkonsum klang seine Stimme etwas verwaschen, aber Reese hörte ganz deutlich, dass er sich über das phänomenale Ereignis der Nacht ausließ. Gab es Katzenmenschen in Charlottesville? Als der dürre Medizinstudent gerade diese Frage herausposaunte erschien ein großgewachsener Mann im Flur und runzelte die Stirn.
Schluckend starrte Reese zu dem Gepardenwandler und hoffte, dass dieser nicht wütend wurde. Zwar konnte Reese nichts für den Überfall seines Zimmernachbarn, aber das konnte Walker Duma nicht wissen.
Missmutig besah sich Walker die Szene. Er hatte sich nach der Videokonferenz ausgiebig mit den vorliegenden Fakten befasst und eigene Schlüsse gezogen. Der Katzenmensch war in der Nähe des Abraxas gesichtet worden. Dort verkehrten hauptsächlich Schwule, daher vermutete Walker sehr stark, dass Reese eher dem eigenen Geschlecht zugetan war. Jetzt musste die Situation so entschärft werden, dass der menschliche und leider auch angetrunkene Student nicht auf die Idee kam in Reese den Katzenmenschen zu erkennen. Er hatte nur eine Idee, wie er dafür sorgen konnte, dass der Jungspund annahm, dass Reese auf keinen Fall involviert sein konnte.
Energisch schob er den Spargeltarzan zur Seite, beute sich leicht nach vorne, umschlang Reese stämmigen Körper und zog ihn an sich. Verzehrend küsste er den jungen Wandler. Bespielte die Zunge in dessen Mund und vereinnahmte ihn vollständig. Mit dem ersten Atemzug und dem Kontakt ihrer Zungen, explodierte Lust und Verlangen im Körper des Geparden. Dieser Wandler schmeckte besser als alles was er jemals gekostet hatte. Die Stimme am Telefon hatte ihn vor einer Woche schon auf Touren gebracht, doch das hier sprengte nun den Rahmen. Würde er ihn weiter küssen, würde er in seiner Hose ejakulieren und er war zu alt, um sich so gehenzulassen. Mit einem liebevollen Lecken beendet er den Kuss und raunte Reese deutlich hörbar entgegen: „Hast du gepackt, Baby? Können wir los?“
Blinzelnd sah Reese zu dem Gepardenwandler auf und versuchte zu verstehen, was hier gerade passierte. Reflexartig nickte er, denn er wollte und musste dem dominanteren Mann antworten.
„Gut. Ich will diese Nacht wiederholen und das nicht in deinem schmalen Bett hier im Studentenwohnheim. Ich hab meinen Wagen unten.“ Die Aussage des Geparden war eindeutig.
Jetzt verstand Reese endlich. Das hier war ein abgekartetes Spiel, damit Virgil die Fährte verlor. Ob der angetrunkene Medizinstudent überhaupt eine Verbindung hergestellt hatte, wusste Reese nicht, aber er verstand Walkers Wunsch es im Keim zu ersticken. Zusätzlichen Ärger oder weitere Komplikationen brauchte keiner von ihnen.
Lächelnd schmiegte sich Reese an den harten Körper des Betas. Sein Penis pochte unangenehm hart in der weiten Hose und bereitete ihm Unbehagen. Er hatte das Gefühl jeder konnte seine Erregung sehen. Dass der Gepard sie witterte, wusste Reese, aber wenigstens vor seinen Kommilitonen wollte er sich nicht die Blöße geben. Konzentriert sah er noch einmal Virgil an und fragte in schmelzendem Ton: „Was meintest du, Virgil?“
Doch dieser schüttelte nur debil grinsend den Kopf und meinte: „Nicht so wichtig. Ich wünsch dir einen schönen Samstag.“ Als dieser versuchte schnell kehrt zu machen, torkelte er kurz gegen die Türzarge und wimmerte schmerzerfüllt. Das hatte weh getan.
Erleichtert aufseufzend machten sich Walker und Reese auf den Weg. Als sie ins Treppenhaus kamen entließ der Gepard den jungen Mann aus seiner Umarmung und griff stattdessen dessen warme Hand. Die Treppe war nicht breit genug, um sich im Arm zu halten.