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Inhalt
Inhalt
Herbstkräuter
Sommerkräuter
Frühlingskräuter
Mit Wildkräutern in der Küche zaubern
Gaumenkitzler mit Gesundheitseffekt
Giersch
Löwenzahn
Bärlauch
Wiesen-Schaumkraut
Blüte vom Schwarzen Holunder
Knoblauchsrauke
Echter Beinwell
Brennnessel
Gänseblümchen, Rotklee, Glockenblume
Wilder Hopfen
Zaun-Wicke
Bachbunge, Echte Brunnenkresse
Gundermann, Wiesen-Sauerampfer
Breitwegerich, Spitzwegerich
Schafgarbe, Vogelmiere
Wiesen-Bärenklau
Mädesüß
Schmalblättriges Weidenröschen
Wiesen-Bocksbart
Ringelblume
Guter Heinrich, Melde
Wilde Minzen
Dost, Quendel
Beifuß
Kräuterkalender
Rezeptverzeichnis / Register
Quellen / Literaturnachweis
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Einleitung
Mit Wildkräutern in der Küche zaubern
einfache, frische köstlichkeiten aus der natur
willkommen im reich der wildkräuter!
Mit Wildkräutern zu kochen, deren würziger Duft uns verführerisch in die Nase
steigt, während unsere Geschmacksknospen in Wallung geraten – das ist sinnliches
Vergnügen pur. Noch dazu eines, das uns Mutter Natur fast gratis offeriert. Und es
gibt dabei so viel mehr Vertreter dieser »wilden Naturgesellen« zu entdecken als
die uns bekannteren Bärlauch, Brennnessel und Löwenzahn. Nur Mut, ich nehme
Sie jetzt mit auf eine spannende Kräuter-Hexen-Reise!
Dieses Buch gewährt Eintritt in eine neue, fast vergessene Welt – die aber direkt vor
unserer Haustür liegt. Im Garten, auf Wiesen und Feldern, am Waldesrand wach-
sen jedes Jahr aufs Neue zahlreiche Kräuter, die schon vor Jahrhunderten gep ückt
und genossen wurden. Nur vergaß man sie mit der Zeit leider ein wenig. Mit de-
taillierten Beschreibungen, animierenden Fotos und p f gen Rezepten holen wir
»das wilde Kraut« aus der Vergangenheit zurück und hinein in unsere heimische
Küche.
Mit diesem liebevoll gestalteten Buch möchte ich mein über Jahrzehnte erworbenes
Kräuterwissen nun als würziges Kocherlebnis weitergeben an alle Hobby- und Pro -
köche. Viele vorzügliche »Zutaten« kommen dabei zum Einsatz:
Das Buch ist zum einen ein vergnüglicher Führer durch die vier Jahreszeiten von
Mutter Natur, mit dem Ziel, die Wildkräuter neu zu entdecken, sie zu bestimmen
und zu sammeln. Kurzum: Es will Lust machen auf das »Erlebnis Natur« – ob allein
auf weiter Flur oder aber gemeinsam mit Familie oder Freunden. Dabei wird jedes
der 32 Küchenkräuter detailliert in Wort und Bild vorgestellt – damit Sie von vornhe-
rein auf der sicheren Seite sind und die Kräuter bar jeglicher Verwechslungsgefahr.
Des Weiteren winkt dem Kräutersammler als »Belohnung« daheim ein »wilder«
Küchenevent: das Nachkochen und/oder Abwandeln der vielen leckeren Rezepte.
Die Freude am Riechen, Schmecken und (Aus-)Probieren steht dabei obenan. Denn
kreatives Kochen mit den »würzigen Gesellen« ist Sinnenfreude pur!
Übrigens: Die gehobene Gastronomie hat sich ebenfalls »auf den kulinarischen Na-
turtrip begeben« und bietet die »Unkräutertrends« zu horrenden Preisen als Deli-
katessen an. Momentan ganz oben auf der Hitliste: das Gemüse aus Gartenspinat,
mit frisch gezupften Brennnessel-Blättern und jungem Giersch. Das können wir
ebenfalls – allerdings fast zum Nulltarif! Lediglich ein wenig Zeit und Eigeninitia-
tive sind vonnöten.
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Einleitung
das kleine 1 x 1 des richtigen sammelns & verarbeitens
Natürlich können wir nicht mit einer »Einkaufsliste« losziehen, es sei denn, wir
haben uns vorher draußen schon genau umgesehen und wissen, wo welche Wild-
kräuter wachsen.
Was wir mitnehmen hinaus ins Grüne: einen Korb, ein Messer, eine Schere für Blü-
ten und Blätter, einen »Unkrautstecher« aus unserem Gartengerätefundus für die
Wurzeln und ein paar Gartenhandschuhe, falls wir auf Brennnessel-Jagd sind.
Ein paar Grundsätze: Die erste wichtige Regel – wie beim Pilzesammeln – lautet: Bin
ich mir nicht sicher, welches Kraut ich vor mir habe, dann lasse ich es stehen. Als
Nächstes nehmen wir unsere Nase zu Hilfe: Ein zwischen den Fingern zerriebenes
Blatt eines essbaren Küchenkrauts darf nie unangenehm oder ekelhaft riechen.
Wo man fündig wird: Der Lieblingsstandort des jeweiligen Wildkrauts ist bei dessen
Porträt stets angegeben. Man entdeckt Wildkräuter im eigenen Garten, auf Wiesen,
Hängen und im Wald; und sammelt sie überall dort, wo die Wahrscheinlichkeit
einer künstlichen Düngung und anderer belastender Schadstoffe – zum Beispiel
durch Autoabgase – äußerst gering ist.
Die schmackhaftesten P anzenteile für den Kochtopf: Wir verwenden möglichst
junge Kräuter, bei älteren nur die Triebe und Herzblätter. Zu achten ist auf gesunde
P anzen ohne eckige, pilzige oder sporige Teile. Das Ausstechen von Wurzeln
gestaltet sich etwas mühsam, aber es lohnt sich.
Die beste Tageszeit fürs Sammeln: Der späte Vormittag – nach Abtrocknen des Taus
– ist für Blüten, Blätter und Triebe ideal. Sollen die Wildkräuter noch am selben
Tag verwendet werden, dürfen sie noch feucht sein. Einzige Ausnahme: Der Bei-
fuß sollte bei seiner späteren Verwendung etwas trockener und welk sein, um sein
volles Aroma abzugeben.
Getrocknete Kräuter aus der eigenen Produktion: Das Trocknen geschieht am scho-
nendsten langsam im Schatten. Bei großer Eile darf es auch mal die Mikrowelle
sein: die bereits abgetrockneten Kräuter zwischen zwei Lagen Küchenkrepp geben
und bei voller Leistung in Intervallen trocknen; nach insgesamt 4 Minuten dürfte der
Trocknungsprozess abgeschlossen sein. Oder man trocknet im Backofen bei maximal
40 °C. In dunkle Behälter abgefüllt, behalten die Kräuter für ein Jahr ihr Aroma.
So bannen Sie die Verwechslungsgefahr – und schützen sich vor Bauchgrimmen
oder Schlimmerem: Einige Kräuter sind ungenießbar oder gar giftig. Den obersten
Grundsatz kennen Sie bereits – Unbekanntes bleibt immer stehen! Und niemals
Kinder ohne Aufsicht sammeln lassen.
Der köstliche Wiesen-Kerbel lässt sich verwechseln mit dem giftigen Wasser-
schierling; wir verzichten deshalb ganz auf Rezepte mit Wiesen-Kerbel. Es sei hier
nur an Sokrates erinnert, der für den Trank aus dem Schierlingsbecher mit seinem
Leben zahlte.
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Einleitung
Ein anderes Beispiel: Die Verwechslung von bekömmlichen Bärlauch- mit giftigen
Maiglöckchen-Blättern hat ebenfalls gefährliche Folgen. Deshalb bei Beschwerden
den Arzt aufsuchen. Dabei ist es an sich so einfach: Die jungen Maiglöckchen-
Blätter sprießen erst dann aus der Erde, wenn der Bärlauch schon in voller Blüte
steht. Ein sicheres Indiz ist auch der Geruch: Reiben wir ein Blatt des Bärlauchs – auch
Wilder Knoblauch genannt –, duftet es unverwechselbar nach der gleichnamigen
Knolle. Ein Maiglöckchen-Blatt riecht nicht. Zur Kontrolle unseres Korbinhalts
nehmen wir daheim erneut jedes Blattbündel in die Hand, reiben es zart und
schnuppern daran. Erst dann geht es ab in die Küche mit dem Wilden Knoblauch.
Das Verarbeiten der gewonnenen Schätze: Wildkräuter mit stark würzigem Ge-
schmack wie Dost, Quendel und Gundelrebe fein hacken um die entstehenden
ätherischen Öle besser dosieren zu können.
Wichtiger Tipp: Sämtliche Wildkräuter und auch die Gartenkräuter auf einem
feuchten Holzbrett schneiden oder hacken. Die Schneide äche eines trockenen
Brettes saugt die so wichtigen Aroma gebenden ätherischen Öle auf.
Manch ein »Wildkräuterneuling« emp ndet den Geschmack des einen oder an-
deren Krauts als zu herb und bitter. Dabei lässt sich die Intensität gut steuern: Die
P anze einfach kurz in lauwarmes Salzwasser legen und anschließend mit kaltem
Wasser abspülen. Ob dies im Einzelnen nötig sein könnte, wird bei den Rezepten
jeweils angegeben.
Zu den Mengenangaben bei den Rezepten: Wir kochen stets ausreichend für vier
Personen; Ausnahmen sind extra angegeben.
Wenn hinsichtlich der verwendeten Kräuter die Rede ist von »1 Handvoll«, so
ist damit genau die Menge an frischem, nicht zerkleinertem Wildkraut gemeint,
die gehäuft in die gewölbte Fläche einer Hand passt, ohne herunterzufallen. (Es
werden also nicht beide Hände gemeinsam zu einer Schale geformt!) Wo es auf die
exakte Menge ankommt steht hiervon abweichend die Grammangabe.
Die angegebenen Backofentemperaturen beziehen sich auf Ober- und Unterhitze.
Bei Umluft etwa 20 °C weniger.
Und sieht das Ergebnis unserer Kochkünste dann ebenso aus wie auf den
schönen Fotos? Ja, versprochen! Denn die fertig zubereiteten Speisen werden
in diesem Buch so illustriert, dass es bei genauem Nachkochen auf Ihrem Teller
genauso aussieht wie auf den Fotos. Geschönte Werbefotos sind für uns tabu.
Außerdem lautet das Motto: Bereits das Lesen der Rezepte sollte Spaß machen
und die Geschmacksknospen in Wallung bringen.
Viel Vergnügen beim Lesen, Sammeln und Nachkochen, aber vor allem beim krea-
tiven Experimentieren wünscht Ihnen nun
Usch von der Winden
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ist positiv für die Haut,
Vitamin B1
Vitamin B2
Wirkstoffe
Gaumenkitzler mit Gesundheitseffekt
die wirkstoffe der wildpflanzen
vitamine
Vitamin A
die Leber, die Schilddrüse
und die Schleimhäute.
Zu den für uns wichtigsten Vitami-
nen gehören die des B-Komplexes:
wirkt günstig auf den Nervenstoff-
wechsel und ist auch am Eiweiß-
Fettstoffwechsel beteiligt.
fördert während der Kindes-
Entwicklung dessen Wachstum
und Gewichtszunahme und wirkt
zudem heilend bei Sehstörungen.
Vitamin B12
wird benötigt bei der Blutbildung,
bei Blutarmut und Schwäche-
zuständen nach Operationen
und zur Bekämpfung von
Infektionskrankheiten.
Hauptsächlich erfreuen wir uns in der modernen Küche an ihrem herb-würzigen
Geschmack. Aber auch in anderer Hinsicht sind die »wilden Gesellen« nicht zu ver-
achten. Sie haben es – wie alle P anzen – förmlich in sich: Bestimmte Inhaltsstoffe
nämlich machen die Wildkräuter entweder für uns Menschen unbekömmlich bis
giftig oder aber sehr wertvoll, weil gesundheitsfördernd und lindernd bei allerlei
kleineren und größeren Zipperlein. Hier ein kleiner Streifzug durch die wichtigsten
Wirksubstanzen.
ätherische öle
Wir riechen sie, wir schmecken sie: die ätherischen Öle. Sie kommen in vielen
P anzen vor – zum Beispiel in Kamille, Salbei, Thymian und Eukalyptus –, teils
in den Blättern und Stängeln, teils in den Blüten. Ätherische Öle sind fettlöslich,
üchtig (vergleiche: Ether) und verdampfen bei starkem Erwärmen rückstandsfrei.
Deshalb gibt man Gewürze und Wildkräuter, die ätherische Öle enthalten, erst kurz
vor dem Anrichten in die Speisen.
Die Wirkungsweise der ätherischen Öle ist sehr unterschiedlich. Allen gemein-
sam ist ein antibakterieller Effekt. Und entweder reizen sie die (Schleim-)Haut oder
sie besitzen eine leicht betäubende Wirkung. Sie wirken zudem auf das vegetative
Nervensystem, beein ussen heilsam Magen und Darmtrakt oder wirken heilend
auf das Bronchialsystem. Kurzum: Ätherische Öle sind sehr vielseitig einsetzbar.
bitterstoffe
»Bitterstoffe« steht als Oberbegriff für verschiedene chemische Verbindungen, denen
aber nur der bittere Geschmack gemeinsam ist. Sie wirken über die Geschmacks-
nerven im Mund und regen sowohl die Speicheldrüsen an als auch die Drüsen im
Verdauungstrakt; deshalb sind Bitterstoffe appetit- und verdauungsfördernd – und
somit bestens geeignet als Zutat für einen deftigen Braten!
flavonoide
Chemisch gesehen leiten sich die Flavonoide von den Phenolen ab (das sind orga-
nische Verbindungen, die gegen Bakterien und Pilze wirken). Sie sind durchblu-
tungsfördernd, schweiß- und harntreibend. Zudem werden ihnen antioxidative
Eigenschaften zugeschrieben. Flavonoide wirken auch gegen Magengeschwüre,
Leberleiden und andere Entzündungen.
In Arnika-, Ringelblumen- und Kamillen-Blüten ndet man zum Beispiel größere
Mengen dieser sogenannten sekundären P anzenstoffe.
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vitamine
Vitamin P (Rutin)
Vitamin C
Vitamin E
Wirkstoffe
gerbstoffe
Gerbstoffe – die im P anzenreich häu g anzutreffen sind – wirken zusammenziehend
(adstringierend), entzündungshemmend, gegen Bakterien und Viren und neutrali-
sieren zudem Gifte. Äußerlich angewendet, machen Gerbstoffe die Haut widerstands-
fähiger; innerlich zugeführt, besitzen sie einen reizmildernden und heilungsbeför-
dernden Effekt – allerdings sollten sie nicht dauerhaft über längere Zeit eingenommen
werden und in höherer Dosierung können sie sogar Schaden anrichten.
Wir kennen Gerbstoffe beispielsweise im Tee oder als Tannine im Wein.
saponine
ein seifenartiger Schaum) bilden eine Untergruppe der Glykoside. Das Senfglykosid
beispielsweise tritt durch Reiben eines Blattes als scharfer und manchmal bitterer
Geschmack zutage. Wir nden Saponine unter anderem in unserem heimischen
Gänseblümchen.
Saponine sind allgemein schleimlösend und steigern die Ausscheidungen der
Körperdrüsen wie Leber und Nieren, sie wirken deshalb blutreinigend. Zudem wer-
den stärkende entzündungshemmende und hormonstimulierende Eigenschaften
beobachtet. Den P anzen selbst dienen die unterschiedlichen Glykoside als Schutz
gegen das Gefressenwerden.
schleimstoffe
Zahlreiche P anzen enthalten Schleimstoffe. Diese Substanzen – sie kommen unter
anderem in Spitzwegerich und Hu attich vor – schützen beispielsweise unsere
Schleimhäute in den oberen Atemwegen und im Darmtrakt. P anzen mit Schleim-
stoffen dürfen nicht abgekocht werden, sondern sollten für eine Teezubereitung
kalt angesetzt werden.
vitamine
Unser Organismus braucht viele Vitamine. Die Topnachricht für Wildkräuterköche:
Im wilden Kraut sind die Vitamine in weit höherer Konzentration enthalten als in
den Kulturp anzen – und eben nicht nur in den Blättern und Blüten, sondern auch
in den Früchten, Sprossen und Wurzeln. Nutzen wir also diesen kostenlosen Ge-
sundbrunnen!
Vitamin H (Biotin)
fördert eine glatte, gut durch-
blutete Haut und regelt den
Cholesterinspiegel.
verhindert Gefäßblutungen und
unterstützt außerdem die Wirkung
von Vitamin C.
ist für einen gesunden Stoffwech-
sel wichtig und nötig, wird aber
nicht vom eigenen Körper produ-
ziert. Man muss es ihm zuführen.
Viele Wildpflanzen enthalten mehr
Vitamin C als Zitrusfrüchte. Es
schützt vor Infektionskrankheiten,
hilft beim Aufbau von Knochen-
mark und bei der Blutbildung und
beeinflusst die Neubildung von
Knorpeln und Knochen. Sogar
Keuchhusten kann durch Zugabe
von Vitamin C gelindert werden.
entfaltet auf das Bindegewebe
und den Muskelstoffwechsel eine
regenerierende Wirkung.
Frühlingskräuter ˜ Giersch
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eines der grössten energiebündel unter den wildkräutern
sammelzeit
Frühlingskräuter ˜ Giersch
Giersch oder Geißfuß
Aegopodium podagraria
Schon im Mittelalter wurde der Giersch (auch Dreiblatt genannt) professionell als
Gemüsep anze in Klostergärten angebaut und kultiviert. Und noch viel früher mun-
dete römischen Legionären der Geißfuß als wildes Gemüse. Wenn wir nun die alten
Wildkräuter neu entdecken, kommt uns das über Jahrhunderte erworbene Wissen
unserer Vorfahren zugute.
Heutzutage allerdings stöhnt der »Kulturgärtner« über das wuchsfreudige Kraut
und versucht verzweifelt, den Giersch aus dem heimischen Garten zu vertreiben.
Warum stattdessen nicht aus der Not eine schmackhafte Tugend machen!
Der Geißfuß begleitet uns das ganze Jahr hindurch. Er wächst immer wieder mit
neuen Trieben nach und ist unermüdlich für unseren Kochtopf tätig. Gemeinsam mit
der Brennnessel wetteifert er um unsere Gunst als zeitiger Frühlingsgesandter. Die
ersten zarten Blättersprossen eignen sich für unsere Frühlingssalate besser als
jede Petersilie aus dem Laden. Gehackt in Quark, zusammen mit anderen Kräutern,
entsteht die reinste Geschmacksexplosion. Und die ligranen Blütenknospen sind
im Sommer nicht nur optisch eine Delikatesse. Später im Jahr verwendet man die
fein gehackten Blätter der größeren P anzen als Würzkraut; deren nussig-pfeffrige
Note gibt jeder Suppe oder jedem Eintopf den gewissen P ff.
standort
Außer ungewollt in Gärten wächst der Giersch hauptsächlich in Laubwäldern,
im Gebüsch, an Bachläufen und Hecken, wo er eine schattige, etwas feuchte Lage
bevorzugt.
heilwirkung
Der Giersch punktet mit hohem Kaliumgehalt, Vitamin C, Flavonoiden, ätherischen
Ölen und Kaffeesäure. Schon der alte Name Zipperleinskraut weist auf seine Heil-
wirkung bei Stoffwechselstörungen hin. Als Tee aus der getrockneten P anze
zubereitet, hilft das Kraut gegen Gicht, Rheuma und Arthritis. Praktisch auf Wan-
derungen: Äußerlich angewendet, lindert ein frisch zerquetschtes Giersch-Blatt
rasch den Schmerz und die Rötung eines Insektenstiches.
Der Giersch gesellt sich übrigens gern zur Brennnessel. Diese kulinarische
Allianz erfreut stets den Gaumen !
verwendung
in der küche
In Suppen und Salaten, als Pesto,
Gemüse und Würzkraut.
Von Mai bis August. Mit neuen
frischen Blättern bis in den Herbst.
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Kalte Kräuter-Vichyssoise
zutaten
30 g Giersch-Blätter
400 g festkochende,
(ohne Kopf, mit Schale)
15 g Kokosraspel
Frühlingskräuter ˜ Giersch
die berühmte feine kalte kartoffelsuppe
aus der französischen stadt vichy
30 g Brennnessel-Blätter
5 EL Olivenöl
fein geschnittene Kartoffeln
80 g Frühlingszwiebeln
700 ml Geflügelfond
500 g Schlagsahne
Pfeffer, Salz, Muskat
8 Garnelen à 30 g
1 Eiweiß, leicht geschlagen
(Gew.-Kl. M)
Zwiebeln klein würfeln, Frühlingszwiebeln säubern und in feine Ringe schneiden.
Kartoffeln waschen, schälen und in Würfel schneiden. 2 EL Olivenöl in einem Topf
erhitzen, die Zwiebeln und die Kartoffeln kurz anschwitzen, mit 400 ml Ge ügel-
fond ablöschen und zugedeckt in einem Topf in 15 Minuten weich kochen. An-
schließend mit einem Schneebesen pürieren.
Die Brennnessel- und Giersch-Blätter in kochendem Salzwasser kurz blanchie-
ren, mit kaltem Wasser abschrecken, abtropfen lassen und mit dem restlichen Fond
pürieren.
Beide Pürees miteinander vermengen, die Sahne zugeben, mit Pfeffer, Salz und
Muskat würzen. Die dick-sämige Suppe In den Kühlschrank stellen und, am besten
über Nacht, abkühlen lassen.
Die Garnelen bis auf die Schwanz osse aus den Schalen lösen, die Schwanz-
osse längs halbieren und den Darm entfernen, sofern nicht schon geschehen. Die
Garnelen durch das halb steife Eiweiß ziehen und in den Kokosraspeln wälzen. Das
restliche Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Garnelen circa 4 Minuten darin
braten.
Vor dem Servieren die »Früchte des Meeres« mit der Vichyssoise und ein paar
Wildkräuterblättern hübsch anrichten.
Die edle kalte Kartoffelsuppe lässt sich wunderbar vorbereiten. Anstelle der
Garnelen munden ebenso gut in Kokosraspeln gewälzte, gebratene Geflügelstreifen.
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Giersch-Mehl-Butter
zutaten
zutaten
Frühlingskräuter ˜ Giersch
Frühlings-Muntermacher-Salat
wir »bewaffnen« uns mit schutzhandschuhen
Den Speck würfeln und mit der fein gewürfelten Zwiebel im Olivenöl schön kross
braten.
Vorbereitete Gänseblümchen und Vogelmiere zunächst beiseite legen. Erstere
dienen rein zur Garnierung; Letztere besitzt eine so zarte Konsistenz, dass sie dem
Salat erst zum Schluss zugefügt wird. Die übrigen Kräuter und den Salat gut wa-
schen und abtropfen lassen; zerp ücken und in einer Salatschüssel vermischen.
Die Zutaten für die Vinaigrette wie folgt in einem hohen Gefäß mischen: In
den Essig Pfeffer, rote Pfefferbeeren, Salz, Senf und Zucker geben und gut durch-
schütteln. Das Olivenöl langsam zutropfen lassen, gut vermischen, über den Salat
geben.
Speck- und Zwiebelwürfel sowie die zerp ückte Vogelmiere dazugeben und
vorsichtig zusammen mit den Gänseblümchen – Achtung, die zarten Köpfe dürfen
nicht leiden! – unterheben.
Um den Gaumen langsam an bislang unbekannte kulinarische Genüsse zu ge-
wöhnen, wird dem Wildkräutersalat zunächst »normaler« Salat beigemischt.
Das Herantasten an die wild-herbe Geschmackskomponente fällt so weitaus
leichter.
Die Giersch-Blätter waschen, trocknen und fein hacken.
Die weiche Butter und das Mehl – doppelgrif ges lässt sich aufgrund seiner
Rieselfähigkeit besonders gut verarbeiten – miteinander verkneten; die gehackten
Giersch-Blätter einarbeiten.
Den Teig entweder mithilfe einer Lage Klarsichtfolie zu einer Rolle formen, von
dieser Scheiben abschneiden und portionsweise einfrieren oder aber in die Mulden
einer Eiswürfelform füllen und so einfrieren.
Die Giersch-Mehl-Butter ist schnell auf Vorrat zubereitet und hilfreich beim
Binden von hellen Saucen und Suppen. Dabei verleiht sie den Speisen bereits einen
ersten frischen »Kräuter-Kick«.
1 Handvoll junge Giersch-Blätter
250 g Butter
250 g Mehl
(möglichst doppelgriffiges)
Klarsichtfolie oder Eiswürfelform
2 gr. Handvoll Giersch-Blättchen
1 gr. Handvoll Brennnessel-Triebe
1 kl. Handvoll Gänseblümchen
1 kl. Handvoll Vogelmiere
1 gr. Handvoll Endivien- oder
Friséesalat
Nach Gusto
100 g durchwachsener
geräucherter Speck
1 Zwiebel, fein gewürfelt
1 EL Olivenöl
Für die Vinaigrette
4–5 EL Aceto Balsamico
Pfeffer, Salz, 1 Pr. Zucker
1 TL Senf
4–5 EL Olivenöl
1 EL rote Pfefferbeeren
lammkoteletts auf giersch-gemüse
Frühlingskräuter ˜ Giersch
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Lammkoteletts auf Giersch-Gemüse
zutaten
Giersch-Käseknödel
zutaten
Frühlingskräuter ˜ Giersch
Den Giersch gut waschen und abtropfen lassen.
Die Zwiebelwürfel in der Butter anschwitzen und mit Fond ablöschen. Die
Giersch-Blätter zugeben und leicht ankochen. Mit Salz, Pfeffer und etwas Knob-
lauch abschmecken. Den Kümmel dazugeben und unterrühren. Das Gemüse braucht
5 Minuten, bis es bissfest gegart ist.
Die Koteletts gut würzen und im heißen Olivenöl von beiden Seiten kurz anbra-
ten; nach insgesamt circa 10 Minuten (einmal wenden!) sind sie durch. Auf einem