14,99 €
In einer scheinbar grenzenlosen Welt sehnen sich viele Menschen nach Heimat. Anselm Grün geht dieser Sehnsucht nach und zeigt, dass ein Zuhause nicht nur ein Ort ist, sondern ebenfalls unsere Sprache, Musik, die uns vertraut ist, Kontakte – auch in den sozialen Netzwerken – oder der Glaube, in dem wir aufgewachsen sind. Anselm Grün inspiriert in diesem Buch dazu, sich selbst auf die Suche zu machen, was für uns Heimat bedeutet und uns Sicherheit und Geborgenheit schenkt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 140
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie. Detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Printausgabe
© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2021
ISBN 978-3-7365-9011-3
Neuausgabe des 2011 im Kreuz-Verlag erschienenen gleichnamigen Titels.
E-Book-Ausgabe
© Vier-Türme GmbH, Verlag, Münsterschwarzach 2024
ISBN 978-3-7365-0594-0
Alle Rechte vorbehalten
E-Book-Erstellung: Sarah Östreicher
Covergestaltung: wunderlichundweigand
Portraitfoto Pater Anselm Grün: © Hsin-Ju Wu
www.vier-tuerme-verlag.de
Anselm Grün
Wo ich zu Hause bin
Von der Sehnsucht nach Heimat
Vier-Türme-Verlag
Einleitung
Das Wort »Heimat« hat im Deutschen einen eigenen Klang. Da schwingt das Gefühl von Geborgenheit mit. Und das Wort Heimat weckt die Sehnsucht nach einem Ort, an dem ich daheim sein kann, an dem ich so sein kann, wie ich bin, an dem ich angenommen bin, geliebt bin, an dem ich mit meinen Wurzeln in Berührung bin. Dieses emotional aufgeladene Wort kann natürlich auch missbraucht werden. Im Dritten Reich haben die Nazis das Wort instrumentalisiert, um die Soldaten zu motivieren, für die Heimat zu sterben. Die Heimat wurde als das Kostbarste geschildert, das der Mensch besitzt. Heimat wurde so verklärt, dass es sich lohnt, für sie zu sterben.
Für mich persönlich hatte Heimat immer einen guten Klang. Ich habe mein Zuhause in einem Vorort von München als Heimat erlebt. Als ich dann mit zehn Jahren ins Internat ins fränkische Münsterschwarzach kam, da hatte ich zuerst Heimweh. Und das Heimweh hat die Heimat noch wichtiger werden lassen. Wenn wir dreimal im Jahr in den Ferien nach Hause fuhren, war das für mich immer mit großer Vorfreude und innerer Spannung verbunden.
Seit fast 50 Jahren bin ich jetzt im Kloster. So ist das Kloster für mich Heimat geworden. Wenn ich heute sage, ich fahre heim, meine ich das Kloster. Der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, löst zwar noch ein Gefühl von Vertrautsein aus. Aber es ist nicht mehr die eigentliche Heimat. Je älter ich werde, desto weniger ist Heimat für mich ein Ort. Auf meinem spirituellen Weg habe ich die Heimat in mir selbst gesucht und sie letztlich in Gott gefunden. Die Beheimatung im Glauben relativiert das Heimatgefühl, das an einen Ort gebunden ist.
Als bei einem Gespräch die Idee aufkam, etwas über Heimat zu schreiben, spürte ich sofort einen inneren Impuls dazu. So habe ich mich über ein Jahr lang mit dem Thema beschäftigt. Am Anfang war meine Beschäftigung eher akademisch. Ich las, was Schriftsteller, Philosophen, Theologen und Psychologen dazu geschrieben haben. Aber dann wurde das Thema auf einmal existenziell. Es tauchte immer mehr in Begleitungsgesprächen auf. Da erzählten Menschen, dass sie nicht nur die äußere, sondern auch die innere Heimat verloren haben, dass sie sich heimatlos fühlen, sich verloren haben. Sie wissen nicht mehr, wer sie sind und wohin sie gehören, was sie trägt und wo sie Geborgenheit finden könnten.
Ich spürte, dass die Suche nach der Heimat heute ein Thema ist, das viele Menschen beschäftigt. Und es ist ein Thema, auf das die Religion, auf das die christliche Tradition schon immer eine Antwort zu geben versuchte. Aber zugleich wurde mir auch wichtig, heute anders über Heimat zu schreiben, als es die vielen Heimatromane oder Heimatfilme tun. Es geht nicht darum, einer Heimatromantik nachzutrauern, sondern darum, für uns heute in einer unübersichtlichen und mobilen Welt über Heimat nachzudenken. Was bedeutet uns heute Heimat? Welches Gefühl ist damit verbunden? Wo sind wir daheim? Sind es Orte, sind es Menschen, ist es der Glaube, ist es der Freundeskreis? Oder aber ist es die Sprache, die Musik oder ein Buch, das wir lesen?
Neulich erzählte mir eine Frau, dass sie sich daheim fühlt, wenn sie in aller Ruhe ein Buch liest. Über diese Aussage habe ich nachgedacht. Inwieweit kann ein Buch Heimat bieten? Wir verbinden mit Heimat normalerweise einen Ort, an dem wir leben. Ein Buch ist kein Ort. Und dennoch tauchen wir im Lesen in eine eigene Welt ein. Manche haben als Kinder leidenschaftlich gern gelesen. Sie haben sich in jeder freien Minute in ihr Zimmer zurückgezogen und gelesen. Oder sie haben im Bett noch lange gelesen und mussten ihr Lesen vor dem Vater oder der Mutter verstecken. Im Lesen sind sie in eine andere Welt eingetaucht. Sie haben in den Büchern eine Gegenwelt zu der ihren entdeckt, in der sie sich nicht daheim gefühlt haben. Die Familie, die Umgebung, das Dorf, das Milieu, in dem sie aufgewachsen sind, war ihnen nicht Heimat. In den Büchern haben sie etwas entdeckt, was für sie Heimat ist: Da sind sie in eine Welt eingetaucht, die ihren eigenen Gedanken und Träumen entsprach. Und weil ihr Herz angerührt war, fühlten sie sich in Büchern daheim. So ist für viele Menschen, die ihre kirchliche Heimat verloren haben, in unserer säkularen Welt das religiöse Buch zur Heimat geworden.
Manche meiner Leserinnen und Leser erzählen mir, dass sie beim Lesen das Gefühl haben, dieses Buch sei nur für sie geschrieben. Sie erleben im Buch ihre innere Heimat. Sie kommen in Berührung mit dem, was sie in ihrem Herzen wissen, was aber von einer areligiösen Umgebung verdeckt wird. Sie finden durch das Buch zu ihrer inneren Heimat.
Gerade in unserer mobilen Welt wächst die Sehnsucht nach Beheimatung in einer überschaubaren Gruppe, nach Beheimatung in der Sprache, in der Religion und in einer Kirche. Es ist die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Ruhe und Sicherheit und die Sehnsucht nach den Wurzeln, aus denen wir leben. Die vielen Fremden, die sich in Deutschland niedergelassen haben, sind oft hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht nach der Heimat, die sie verlassen haben, und der Beheimatung dort, wo sie wohnen. Eine Griechin, die schon lange in Deutschland lebt, meinte: »Heimat ist für mich dort, wo ich mich zu Hause fühle«. Viele Migranten sind ja gerade deshalb aus ihrer Heimat ausgewandert, weil sie dort keine Heimat mehr fanden. Sie konnten dort nicht mehr wohnen, weil die wirtschaftlichen oder politischen Verhältnisse es nicht zuließen. Trotzdem bleibt in ihnen der Geruch der heimatlichen Felder oder Feste. Die vielen Menschen, die innerhalb Deutschlands oft ihren Wohnort gewechselt haben, lokalisieren ihre Heimat nicht an einem Ort, sondern in den verschiedenen Gruppierungen, in denen sie Heimat gefunden haben.
Wonach sehnen sich also die Menschen, wenn sie sich nach Heimat sehnen? Bei der Suche nach einer Antwort stoße ich auf den Philosophen Ernst Bloch. Heimat ist nie nur das Vergangene, von dem wir schwärmen. Im Begriff der Heimat – so meint Bloch – steckt vielmehr immer auch unerfüllte Hoffnung. Man sehnt sich nach der Heimat und verbindet damit, geborgen und geliebt zu sein, einen Raum zu haben, in dem man ganz man selbst sein kann, in dem man in Berührung kommt mit dem, was einem in der Kindheit Zuversicht und Hoffnung geschenkt hat, was einen als Kind genährt hat. Doch Bloch sieht Heimat nicht als das, was es zu bewahren gilt, sondern als ein Noch-nicht, als eine Utopie, die »dem Menschen den Impuls zu innerweltlicher Veränderung und zum die Gegebenheiten verbessernden Tun vermitteln« (Hartmut Kreß, Heimat, in: Theologische Realenzyklopädie (TRE), Band 14, Berlin 1985, 779) kann.
Heimat ist nicht einfach da, sie muss vielmehr von uns erst geschaffen werden. Berühmt ist die Definition von Ernst Bloch am Ende seines großen Werkes »Prinzip Hoffnung«. Heimat ist für ihn etwas, »das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war«. Wir verbinden Heimat mit unserer Kindheit. Aber die Kindheit ist nicht mit der Heimat identisch. Vielmehr leuchtet etwas in die Kindheit hinein, was den Geschmack der Heimat hat. Heimat ist für Bloch nie nur etwas Vergangenes, sondern etwas, was in die vergangene Kindheit hineinleuchtet, was uns aber letztlich erwartet. Denn niemand war schon in dem, was wir Heimat nennen. Heimat ist somit eine Utopie, ein Nicht-Ort, den wir aber gerne mit den Orten unserer Kindheit identifizieren. Die Kindheit ist nicht die Heimat, sondern die Verheißung von Heimat. Das, was wir als Kinder gespürt haben an Geborgenheit, an Geschmack des Lebens, was uns als Geruch des Lebens in die Nase gestiegen ist, das erwarten wir in der Zukunft. So sind wir unser ganzes Leben lang auf der Suche nach der Heimat, die uns in die Kindheit hinein geleuchtet hat, die aber noch aussteht als das, was uns für immer Geborgenheit und ein Zuhause schenkt, ein Heim, in dem wir uns niederlassen, in dem wir daheim sind, in dem wir wohnen und bleiben können.
So wünsche ich den Leserinnen und Lesern, dass sie beim Lesen dieses Buches eintauchen in eine Welt, in der sie sich daheim fühlen. Und dass sie in meinen Gedanken und in den Gedanken, die ich von anderen Autoren zitiere, in Berührung kommen mit der eigenen Sehnsucht nach Heimat und mit dem Geschmack von Heimat, den jeder offensichtlich in sich trägt und in dem zugleich die Verheißung von einem Leben steckt, das sich getragen und geborgen weiß, um mitten in der Unübersichtlichkeit dieser Welt einen Raum der Sicherheit und Geborgenheit, der Ruhe und des Angenommenseins zu erfahren. Jedes Kapitel schließe ich mit Fragen und Wahrnehmungsübungen ab. Sie sollen die Leser anregen, sich selbst bewusst zu machen, was für sie Heimat bedeutet, worin sie Heimat finden und welche Gefühle und Sehnsüchte sie damit verbinden. Es geht mir in diesem Buch nicht um Informationen über das Thema Heimat, sondern um die existenzielle Auseinandersetzung, wie ich heute in meiner Lebenssituation mit diesem Thema umgehen möchte.
Anselm Grün
Heimat und Herkunft
Heimat verstehen wir gewöhnlich als den Herkunftsort, in dem wir geboren und aufgewachsen sind. Wir haben eine besondere Beziehung aufgebaut zu diesem Ort. Er ist uns lieb und teuer geworden. Wir können oft gar nicht genau sagen, was uns das Gefühl gibt, heimzukommen, wenn wir an den Ort unserer Herkunft kommen. Wir fühlen uns daheim, geborgen. Alles ist uns vertraut. Alles erinnert uns an die eigenen Wurzeln. Heimat schenkt Wurzeln. Wir haben das Gefühl, dass wir aus der Kraft dieses Ortes leben und aus der Kraft der Menschen, die hier gelebt haben. Sie alle geben uns Anteil an ihren Wurzeln. Offensichtlich sind die ersten Tage, Wochen und Monate eines Kindes für sein Werden entscheidend. Es nimmt mit offenen Augen und Ohren alles auf, was sich ihm darbietet. Und so, wie die Welt sich ihm darbietet, wird sie ihm vertraut.
Ich bin im Januar 1945 in Junkershausen, einem kleinen Dorf in der Rhön mit nur 100 Einwohnern, geboren. Mein Vater war im Krieg und hatte über seinen Bruder, der Mönch in Münsterschwarzach war, eine Möglichkeit gefunden, seine Frau und seine Schwägerin mit insgesamt sieben Kindern dort bei Bauern unterzubringen. Im August 1945 fuhren wir mit einem Holzvergaser-Lastwagen zurück nach Lochham, wo meine Eltern und Geschwister schon vorher wohnten. Obwohl ich also keine bewusste Erinnerung an Junkershausen habe, erlebe ich an diesem Ort doch etwas, das mir vertraut ist. Das gilt nicht nur für die Sprache, sondern auch für die Gerüche und für die Ausstrahlung, die von diesem kleinen Ort ausgehen.
Viele Menschen haben mir ähnliche Erfahrungen erzählt. Die ersten Eindrücke prägen sich tief in unsere Seele ein. Und wir können gar nicht mehr genau erklären, was sie in uns hervorrufen. Aber da ist offensichtlich etwas von dem, was Bloch mit dem »Hineinscheinen in die Kindheit« meint.
Carl Jacob Burckhardt, ein Schweizer Diplomat, Essayist und Historiker, definiert die Heimat als »den Ort des tiefsten Vertrauens, der tiefsten Ruhe, den Ort, der die Ruhe des Vertrauens schenkt« (Otto Kimminich, Heimat, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Band 4, Freiburg 1995, 1364). In der Heimat ist einem alles vertraut. Da hat man als Kind Vertrauen ins Leben gelernt. Das Vertraute des Ortes, der Verhaltensweisen seiner Bewohner, die vertraute Sprache, die vertrauten Rituale der Dorfgemeinschaft, aber auch der Kirche, die vertrauten Feste, all das hat das Vertrauen ins Leben gestärkt. All das wirkt in uns nach, wenn wir an die Heimat denken. Heimat ist der Raum des Vertrauens, in dem wir zu dem geworden sind, der wir heute sind. Wenn wir an die Heimat denken, denken wir immer auch an die Ruhe, die die Heimat ausgestrahlt hat. Da war noch nicht die Hektik von heute. Da hatte man noch Ruhe, um zu spielen, miteinander zu sprechen und die gewohnten Feste zu feiern.
Wenn ich im Urlaub die Wege durch den Wald nach Maria Eich gehe, die ich mit meinem Vater öfter gegangen bin, dann ist es nicht nur der schöne Wald, sondern es tauchen all die Erinnerungen an die Menschen auf, die mich hier geprägt haben, von denen ich Liebe und Zuwendung erfahren habe. Inzwischen ist mir Lochham, der Ort an dem ich groß geworden bin, nicht mehr der eigentliche Heimatort. Inzwischen bin ich seit mehr als fünf Jahrzehnten in Münsterschwarzach, zuerst war ich im Internat und dann im Kloster. Wenn ich in unserer Bachallee spazieren gehe, dann fallen mir all die Mitbrüder ein, mit denen ich hier gewandert bin, aber auch diejenigen, die die Abtei geprägt haben. Dieser klösterliche Wanderweg, der nur uns Mönchen vorbehalten ist, erinnert mich an die Wurzeln meines klösterlichen Lebens und an all die Menschen, die für mich in den letzten Jahrzehnten wichtig waren. Das waren nicht nur Mitbrüder, sondern auch Gäste und Freunde, die mich hier in der Abtei besucht haben und mit denen mich eine tiefe Freundschaft verband oder verbindet.
Heimat ist also nie nur ein äußerer Ort, sondern der Ort, der mich an die Menschen erinnert, die mich geprägt und genährt haben und aus deren Verbundenheit ich heute lebe. Dann erinnert mich alles an diese Menschen: der Geruch von Heu, das Singen der Vögel, das Rauschen des Windes, das Licht, das durch die Bäume einfällt und den Bach erglänzen lässt. Mit allen Sinnen nehme ich etwas wahr, was ich letztlich nicht genau beschreiben kann. Am besten ist es wohl mit dem Wort Herkunft zu benennen. Von diesem Ort her kommt etwas auf mich zu: Liebe, Geborgenheit, Herausforderung, Erfahrungen, die mich geprägt haben. Dort, wo ich herkomme, war ich auch angekommen bei mir selbst, dort war ich willkommen. Dort bekam ich alles, was ich nötig hatte, dort hatte ich das nötige Einkommen.
Schon vor dem Zweiten Weltkrieg, als viele Deutsche aus ihrer Heimat vertrieben wurden, beschäftigte sich die katholische Theologie mit dem Begriff der Heimat. Der Jesuit Alfred Delp, der 1945 von den Nazis hingerichtet wurde, hat im Jahre 1940 in den »Stimmen der Zeit« einen Aufsatz über Heimat geschrieben. Er vertritt darin die Meinung, durch den Krieg seien viele Menschen heimatlos geworden. So sei der Begriff der Heimat neu ins Bewusstsein gerückt. Heimat ist für ihn nicht einfach nur der Ort, an dem wir aufgewachsen sind, wo wir hingehören. Vielmehr meine Heimat immer schon eine innige Beziehung zu dem Ort, an dem wir lange Zeit gelebt haben. Delp schreibt, im Begriff Heimat liege »die ursprüngliche Beziehung des Menschen zu dem Land, in dem er geboren, zu dem Eigentum, in das er hineingeboren wurde, zu den Menschen, mit denen er über Land und Eigentum verbunden ist, und es liegt darin eine Zuständlichkeit des Menschen selbst, die so tief in sein Leben und dessen rechte Ordnung eingreift, dass der Heimatlose als der Mensch des Elends und des Unglücks bezeichnet wird« (Alfred Delp, Heimat, in: Stimmen der Zeit 137, München 1940, 278). Heimat sei mehr »als ein Hüten und Bewahren alten Brauchtums« (Delp 277). Zur Heimat gehöre nicht nur der Ort, sondern auch die Zeit. Es brauche eine dauernde Beziehung zu dem Ort, ein Anteilnehmen an der Geschichte dieses Ortes. »Die Geschichte bindet tief und verpflichtend an die Heimat, und sie bewahrt die Heimat vor der Entartung in das kleinbürgerliche Idyll« (Delp 280).
Menschen fühlen sich beheimatet in einer gemeinsamen Geschichte. Das erlebe ich oft bei Mitbrüdern, die in der Rekreation von den alten, längst verstorbenen Mitbrüdern erzählen. Die Geschichte, die sie miteinander erlebt haben, ist für sie Heimat, nicht nur der Ort Münsterschwarzach. Dabei sind es vor allem die leidvollen Erinnerungen, die die Menschen zusammenbinden und so etwas wie Heimat schaffen.