Wolfgang Kirchbachs Roman „Salvator Rosa“ als Programmschrift des Naturalismus - David Liebelt - E-Book

Wolfgang Kirchbachs Roman „Salvator Rosa“ als Programmschrift des Naturalismus E-Book

David Liebelt

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Beschreibung

Essay aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Neuere Deutsche Literaturwissenschaft), Veranstaltung: HS: Salvator Rosa und sein literarisches Schaffen, Sprache: Deutsch, Abstract: Künstlerromane sind Offerten zum Kitsch, denn über nichts lässt sich so gemütvoll parlieren wie über Kunst und die Menschen, die sich selber als Kunstschaffende verstehen. Vor allem die bildenden Künste werden regelmäßig leidtragende Objekte hemmungsloser Projizierungen, und das Innere von Malern, die Seele von Bildhauern zum Schauplatz genialischen Aufruhrs – oder was eben der jeweilige Autor darunter versteht: impressionistisch, expressionistisch, kubistisch, futuristisch, manieristisch – der musen-geküsste Schriftsteller findet für jede Strömung ein psychologisches Pendant. Van Goghs Pinselstrich ist Ausdruck seines Wahns und die Sache mit dem Ohr erklärt sich daraus von selbst. Die Verschrobenheit der weiblichen Figuren auf Pablo Picassos Leinwänden verrät das unterentwickelte männliche Ego des Künstlers, das, wie allgemein bekannt ist, Picasso im Übermaß wettmachte, indem er seine Geliebten öfter wechselte als seine Socken. Mit anderen Worten: Je größer das Innenleben des Künstlers; desto phantasievoller die Interpretation – Wenn sie lesbar ist, mag es ja hingehen und die trockenen Wahrheitskrümel können nachher immer noch zusammengeklaubt werden. Normalerweise. Freilich bildet Wolfgang Kirchbachs Roman >Salvator Rosa< da eine Ausnahme. Denn, wenn man dieses Buch zur Hand nimmt (was sich als recht umständlich erweisen kann, da es nur noch in Antiquariaten vorhanden ist), sieht man sich mit einem rund 700 Seiten schweren Werk konfrontiert, dass einem auf Anhieb vor zwei Fragen stellt: Wer ist Wolfgang Kirchbach, und vor allem – wer ist Salvator Rosa? Die erste Frage ist die schwierigere, denn der 1857 in London geborene und 1906 in Bad Nauheim gestorbene Märchen- und Romanautor Kirchbach ist ein Vergessener der Literaturgeschichte, dessen Dramen, aber vor allem Lustspiele, die Menschen zur Jahrhundertwende zu amüsieren verstanden und dem Kleinkünstler Kirchbach – neben diversen Redaktionstätigkeiten – ein erkleckliches Einkommen sicherten.

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Wolfgang Kirchbachs Roman „Salvator Rosa“ als Programmschrift des Naturalismus.

 

Literatur: Kirchbach, Wolfgang: Salvator Rosa. Roman. Leipzig 1880. Bandzahl: 2. Seiten: 358+304. 

 

Künstlerromane sind Offerten zum Kitsch, denn  über nichts lässt sich so gemütvoll parlieren wie über Kunst und die Menschen, die sich selber als Kunstschaffende verstehen. Vor allem die bildenden Künste werden regelmäßig leidtragende Objekte hemmungsloser Projizierungen, und das Innere von Malern, die Seele von Bildhauern zum Schauplatz genialischen Aufruhrs – oder was eben der jeweilige Autor darunter versteht: impressionistisch, expressionistisch, kubistisch, futuristisch, manieristisch – der musen-geküsste Schriftsteller findet für jede Strömung ein psychologisches Pendant. Van Goghs Pinselstrich ist Ausdruck seines Wahns und die Sache mit dem Ohr erklärt sich daraus von selbst. Die Verschrobenheit der weiblichen Figuren auf Pablo Picassos Leinwänden verrät das unterentwickelte männliche Ego des Künstlers, das, wie allgemein bekannt ist, Picasso im Übermaß wettmachte, indem er seine Geliebten öfter wechselte als seine Socken. Mit anderen Worten: Je größer das Innenleben des Künstlers; desto phantasievoller die Interpretation – Wenn sie lesbar ist, mag es ja hingehen und die trockenen Wahrheitskrümel können nachher immer noch zusammengeklaubt werden. Normalerweise.

 

Freilich bildet Wolfgang Kirchbachs  Roman >Salvator Rosa<  da eine Ausnahme.  Denn, wenn man dieses Buch zur Hand nimmt (was sich als  recht umständlich erweisen kann, da es nur noch in Antiquariaten vorhanden ist), sieht man sich mit einem rund 700 Seiten schweren Werk konfrontiert, dass einem auf Anhieb vor zwei Fragen stellt: Wer ist Wolfgang Kirchbach, und vor allem – wer ist Salvator Rosa? Die erste Frage ist die schwierigere, denn der 1857 in London geborene und 1906 in Bad Nauheim gestorbene Märchen- und Romanautor Kirchbach ist ein Vergessener der Literaturgeschichte, dessen Dramen, aber vor allem Lustspiele, die Menschen zur Jahrhundertwende zu amüsieren verstanden und dem Kleinkünstler Kirchbach – neben diversen Redaktionstätigkeiten – ein erkleckliches Einkommen sicherten. Ähnlich, aber nicht ganz so schlimm ist es um den Maler und Poeten Salvator Rosa bestellt, dessen Name zwar auch eher den Kennern der jeweiligen Materie vorbehalten ist, der aber durch seinen etwas zwielichtigen Lebensstil dann doch vielfaches Interesse – posthum – zu wecken verstand. Dies aber gilt  für die  Zeit, die Banditen-, Soldaten-  und Hexenszenen liebte  –  wir reden also vom 18. und 19. Jahrhundert – so dass unserer nüchternen Gegenwart eine  aktuelle  oder gar deutschsprachige Monographie über diesen Maler (bisher) verwehrt blieb.

 

Das nun wird auch der Roman von Kirchbach nicht ändern. Denn – und dies sei gleich am Anfang gesagt – es  handelt sich tatsächlich um einen rein fiktionalen Roman, der seine Haupt- und parallel laufenden Nebengeschichten mit einigen historischen Ereignissen kollidieren lässt und dem Autor viel Raum gibt, persönliche Ansichten über Architektur, Malerei, Musik, Psychologie, Kirchengeschichte und vieles mehr an den Leser zu bringen. Man möchte fast vermuten, dass das 1880 publizierte Werk auch darum keine zweite Auflage erlebte, denn mehr als Räubergeschichten und Liebeständeleien in historischer Zitronen-Kulisse vermag der erste alle 700 Seiten durchmessende Blick nicht zu erfassen – das haben auch andere gekonnt und zwar besser – (Man denke etwa an Albert Emil Brachvogels ungleich erfolgreicheren >Friedemann Bach< ).