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Betrug – Urlaub – Träume – ein neues Leben Nachdem Anna sich von ihrem Freund getrennt hat, fährt sie nach Dänemark, um Zeit mit ihrer besten Freundin Silva zu verbringen. Die zwei sind seit frühester Kindheit befreundet, woran auch Annas Umzug nach Deutschland nicht geändert hat. In Dänemark trifft Anna auf alte und neue Freunde und startet in ein vollkommen neues Leben. Ob Christer oder Rasmus darin einen Platz finden? Und was wird aus Annas Träumen?
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Seitenzahl: 158
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Antje Steffen
Wovon träumst du, Anna?
Man darf seine Träume niemals aufgeben!
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2024 Antje Steffen
Coverdesign by Nancy Salchow, www.nancysalchow.de/buchcover unter Verwendung der Grafiken:
#599231835 ©by ArtDingo, #567439942 © by Anna
Alle Grafiken unter Standard-Lizenz erworben bei Adobe Stock: https://stock.adobe.com/
Info: Für das Cover wurden bei Adobe Stock erworbene KI-Grafiken verwendet.
2. Auflage, Vorgängerausgabe 2020
ISBN Softcover: 978-3-384-23447-6ISBN E-Book: 978-3-384-23448-3
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter: Antje Steffen, Rader Weg 190, 22889 Tangstedt, Germany.
Anna griff nach ihrem Koffer, schaute sich noch einmal um und verließ die Wohnung. Sie musste raus hier. Drei Jahre hatten sie und Tom gemeinsam in der Wohnung gelebt. Jetzt war Tom weg und ihr fiel die Decke auf den Kopf. Die Erinnerungen taten ein Übriges. Zum Glück konnte sie kurzfristig Urlaub nehmen und wegfahren.
Anna zog ihren Koffer bis zur Treppe, hob ihn hoch und trug ihn die zwei Stockwerke nach unten, um das Haus zu verlassen. Unten angekommen warf sie einen letzten Blick in den Briefkasten und ging zu ihrem Auto. Schnell verstaute sie den Koffer, legte ihre Handtasche auf den Beifahrersitz und stieg ein.
Nachdem ihr Navi programmiert war, konnte es losgehen. Sie startete den Motor und fuhr los: Auf nach Dänemark! Dort wartete Silva, ihre beste Freundin seit Kindertagen, auf sie. Anna freute sich auf den Besuch bei Silva, auch wenn ihr ein anderer Anlass lieber gewesen wäre.
Sie dachte an die Jahre ihrer Kindheit zurück, die sie mit ihren Eltern in Dänemark verbracht hatte. Ihre Mutter stammte von dort und ihr Vater hatte jahrelang für eine dänische Firma gearbeitet. Silva und ihre Familie wohnten in der Nachbarschaft und die gleichaltrigen Mädchen freundeten sich schnell miteinander an.
Die beiden teilten alle Geheimnisse, halfen sich in der Schule und waren immer füreinander da. Wenn sie ihre Ruhe haben wollten, zogen sie sich in ihr Versteck zurück. Dieses befand sich in einem Wald nahe ihrer Elternhäuser. Die Mädchen hatten es sich dort richtig gemütlich gemacht und nach und nach Kissen, Decken und was sie sonst noch so brauchten in ihre Höhle geschleppt.
Silva hatte zwei ältere Geschwister. Ihre Schwester Tilda war acht Jahre älter und gab sich nur ungern mit den Kleinen ab. Rasmus, Silvas Bruder, war zwei Jahre älter als die Mädchen und machte sich einen Spaß daraus, sie zu ärgern so oft es ging.
Als Anna zwölf war, zogen ihre Eltern nach Deutschland. Sie lebten von da an in Schleswig-Holstein, nicht weit weg von Dänemark und doch zu weit entfernt für regelmäßige Treffen der Freundinnen. Trotzdem verloren die zwei sich nicht aus den Augen. Sie nutzten alle Möglichkeiten, um in Kontakt zu bleiben und besuchten sich in den Ferien gegenseitig.
So kam es auch, dass sie sich bei Liebeskummer trösteten. Silva war und blieb Annas engste Vertraute. Zwar fand sie in ihrer neuen Umgebung auch neue Freundinnen, ein solch inniges Verhältnis, wie zu Silva, baute sie jedoch zu keiner von ihnen auf.
In den letzten Jahren waren die Besuche seltener geworden, doch ihre Freundschaft hatte nach wie vor Bestand. Als Silva erfuhr, was zwischen Anna und Tom passiert war, lud sie Anna sofort zu sich ein. Das war für Silva eine Selbstverständlichkeit. Nachdem sie alles für einen zweiwöchigen Urlaub geklärt hatte, war Anna endlich auf dem Weg nach Dänemark.
Die Fahrt verlief ruhig. Es war wenig Verkehr und Anna konnte sich ein bisschen entspannen. In circa zweieinhalb Stunden würde sie ihr Ziel erreichen. Anna lächelte. Sie musste an ihren letzten Besuch bei Silva denken. War das jetzt wirklich schon dreieinhalb Jahre her? Wieso hatte sie Silva nie besucht, als sie mit Tom zusammen war?
Als sie damals bei ihrer Freundin gewesen war, erklärte diese ihr, sich unsterblich verliebt zu haben. Natürlich hatte Anna wissen wollen, wer denn der Glückliche war. Als Silva ihr darauf von Mats, dem besten Freund ihres Bruders vorschwärmte, musste Anna sich zusammenreißen, um nichts Falsches zu sagen.
Mats war ein rothaariger, sommersprossiger Typ, der nie ernst sein konnte. Außerdem hatte er sich in ihrer Kindheit und Jugend, genau wie Rasmus, einen großen Spaß daraus gemacht, die Mädchen, wo es nur ging, zu ärgern. Wieso Silva sich ausgerechnet in ihn verliebt hatte, war für Anna bis zum heutigen Tage ein Rätsel geblieben. Was jedoch noch erstaunlicher war, war die Tatsache, dass auch Mats sich in Silva verliebt hatte. Die zwei wollten sogar heiraten. Damit hatte Anna nicht gerechnet. Doch allen Zweifeln zum Trotz, waren Silva und Mats glücklich, und Silva schwärmte bei jeder Gelegenheit von ihrem Mats.
Anna musste an Tom denken. Bis vor wenigen Wochen hatte sie noch daran geglaubt, irgendwann mit ihm vor dem Traualtar zu stehen. Bis Saskia kam!
Diese Schnepfe hatte sich schamlos an Tom rangemacht, und er war ihr ins Netz gegangen. Anna schnaubte! Nie hätte sie es für möglich gehalten, von Tom betrogen zu werden. Doch sie hatte ihn auf frischer Tat ertappt! Als sie früher von einer Reise zurückkam, fand sie die beiden in ihrem Wohnzimmer. Der Anblick, der sich ihr auf ihrem Sofa bot, verschlug ihr kurzfristig die Sprache, dann warf sie das Pärchen aus der Wohnung. Am liebsten hätte sie das Sofa gleich hinterhergeworfen.
Nachdem Anna die Grenze überquert hatte, überkam sie ein Gefühl wie nach Hause kommen. Die Kinderjahre, die sie hier verbracht hatte, hatten Anna geprägt. Auch wenn sie als Erwachsene in Deutschland geblieben war, fühlte sie sich in Dänemark heimisch. Sofort nach dem Grenzübertritt überkam sie ein Gefühl der Ruhe. Tom und alles, was mit ihm zusammenhing, war weit weg und spielte hier keine Rolle mehr.
Zügig legte Anna die letzten Kilometer zurück, die sie von ihrem Ziel trennten. Sie freute sich, Silva endlich wiederzusehen und war gespannt, wie Mats sich entwickelt hatte. Ob sie den Rest von Silvas Familie treffen würde, wusste sie nicht genau. Zwar war sie sich relativ sicher, dass sie Silvas Eltern besuchen würde, doch Tilda und Rasmus standen nicht unbedingt auf der Liste der Menschen, die Anna in diesem Urlaub treffen wollte.
Bald erreichte sie den kleinen Ort an der Nordsee, in dem Silva wohnte. Ihre Freundin war sehr erfolgreich in ihrem Beruf und hatte sich vor einiger Zeit den Traum vom eigenen Haus in Strandnähe erfüllt. Fünf Minuten später parkte Anna vor Silvas Grundstück. Sie war kaum ausgestiegen, da kam ihre Freundin bereits aus dem Haus gelaufen.
„Hallo Anna! Ich freue mich so, dich zu sehen. Es ist viel zu lange her! Komm ich helfe dir mit dem Gepäck. Dann gibt es Kaffee und selbstgebackenen Kuchen.“
Anna lachte.
„Hey, Silva! Ich freue mich auch, endlich hier zu sein. Dein Haus sieht toll aus!“
Anna betrachtete das Haus ihrer Freundin. Es war aus Holz gebaut und in dem Rot gestrichen, das so typisch für Skandinavien war. Die Fensterrahmen und auch die Tür waren weiß. Der kleine Vorgarten wirkte gepflegt und war von Silva liebevoll gestaltet worden. Ein Haus, wie auch Anna es sich schon oft für sich als Heim erträumt hatte.
„Danke, wir haben es neu gestrichen und ein bisschen renoviert. Jetzt ist es perfekt.“
Die beiden nahmen Annas Gepäck aus dem Kofferraum und gingen zum Haus. Anna sah sich aufmerksam um. Silva hatte schon immer einen Sinn fürs Schöne gehabt und das Haus und der Garten bewiesen, dass sich daran nichts geändert hatte.
Im Haus angekommen, führte Silva ihre Besucherin als erstes nach oben. Rechts von der Treppe befand sich eine Tür.
„Hier ist dein Zimmer. Ich hoffe, es gefällt dir. Du kannst vom Fenster aus das Meer sehen.“
Anna blickte sich im Zimmer um. Es war gemütlich mit hellen Buchenholzmöbeln und bunten Decken und Kissen eingerichtet. Vor dem Fenster stand ein kleiner Schreibtisch. Das Bett war ein wenig erhöht und sah richtig einladend aus. Ansonsten gab es noch einen gemütlichen Sessel und einen zweitürigen Kleiderschrank.
„Das Zimmer ist wunderschön! Hier werde ich mich sehr wohlfühlen!“
„Gut, das Badezimmer ist gleich gegenüber. Du hast es ganz für dich allein.“
Die Frauen hatten die Gepäckstücke abgestellt und Anna trat zum Fenster, um hinauszusehen.
„Mach dich ruhig ein bisschen frisch und komm dann nach unten. Ich habe den Tisch auf der Terrasse gedeckt.
„Okay, ich komme gleich runter.“
Silva nickte und ging nach unten. Anna sah sich noch einmal im Raum um und ging dann ins Bad. Das Bad und seine Einrichtung waren maritim gestaltet. Es gab neben einer Dusche ein Waschbecken und natürlich eine Toilette. Vor dem Fenster hing ein kleiner Vorhang mit Seepferdchenmuster. Der kleine Schrank war blau-weiß gestrichen. Auch die Handtücher, die Silva für Anna rausgelegt hatte, waren blau-weiß. Anna fühlte sich sofort wohl.
Kurz darauf machte sie sich auf den Weg nach unten. Dort angekommen folgte sie dem Kaffeeduft, bis sie auf der Terrasse angekommen war.
„Da bist du ja. Setz dich! Ich habe Erdbeertorte gemacht. Ich weiß doch, wie gern du die isst.“
Anna grinste.
„Lecker und dazu eine ordentliche Portion Schlagsahne.“
Silva lachte.
„Ich verstehe einfach nicht, wie du es schaffst, so schlank zu bleiben. Wenn ich so viel essen würde wie du, könntest du mich durch die Gegend rollen.“
Anna zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung, warum das so ist. Aber nun her mit der Torte. Wenn ich diese Köstlichkeit sehe, brauche ich sofort ein Stück davon!“
Silva legte Anna ein großes Stück Erdbeertorte auf den Teller, welches sie mit einem ordentlichen Klacks Schlagsahne versah. Genüsslich schob Anna sich gleich darauf den ersten Bissen in den Mund.
„Mmh, wirklich lecker! Den Boden hast du bestimmt auch selbst gebacken, richtig?“
„Klar, die gekauften Böden taugen doch nichts.“
Silva grinste.
„Nun erzähl mir, was genau bei dir und Tom passiert ist. Ich dachte, es würde bald eine Einladung zur Hochzeit kommen und nun ist alles aus?“
Anna seufzte.
„Ich weiß, ich habe auch nicht damit gerechnet. Ich war mir sicher, in einer glücklichen Beziehung zu leben. Tja, das war wohl ein Irrtum.“
Dann berichtete sie, was geschehen war. Silva hörte aufmerksam zu.
„Tom ist ein Idiot. Wie kann jemand, der eine so tolle Freundin wie dich hat, alles wegschmeißen und mit einer anderen rummachen?“
Anna zuckte mit den Schultern.
„Ich bin auf jeden Fall durch mit Tom. Er hat zwar noch versucht, mir alles zu erklären und geschworen, so etwas würde nie wieder vorkommen, aber ich kann ihm nicht mehr vertrauen.“
„Das kann ich gut verstehen. Mir würde es genauso gehen. Wenn Mats mir etwas Derartiges antun würde, könnte er von Glück sagen, wenn er heil aus dem Haus kommen würde.“
Anna grinste. Sie kannte das Temperament ihrer Freundin und wusste, dass das keine leere Drohung war. Sollte Mats Silva tatsächlich einmal betrügen, wäre es gesünder für ihn, ganz schnell das Weite zu suchen.
„Wie geht es Mats denn so? Und was machen eure Hochzeitspläne?“
Silva bekam einen träumerischen Gesichtsausdruck.
„Mats geht es gut. Er kommt morgen her. Wir wollen demnächst zusammenziehen, da er endlich einen Job hier in der Nähe gefunden hat.“
Anna lächelte, als sie die strahlenden Augen ihrer Freundin sah. Sie wünschte Silva von ganzem Herzen, dass ihr Glück für immer andauern würde.
Als nächstes erzählte Silva Anna genau, wie weit die Pläne für die Hochzeit waren. Mats musste sich wirklich sehr verändert haben, sonst wäre es für Anna vollkommen unverständlich, wie sehr ihre Freundin von ihm schwärmte.
Nachdem die beiden ihren Kuchen gegessen hatten, räumten sie den Tisch ab und beschlossen, einen Spaziergang zu machen. Anna genoss die Meeresluft und atmete tief ein. Hier waren ihre Probleme weit weg und sie konnte es vielleicht schaffen, Tom und seinen Verrat für eine Weile zu vergessen.
Silva machte Anna auf einen kleinen Laden aufmerksam.
„Der Laden ist ziemlich neu. Er gehört einer jungen Frau, die dort selbstgemachten Schmuck und Bilder verkauft. Es lohnt sich, einmal hineinzugehen. Leider ist jetzt geschlossen, aber du bist ja noch eine Weile hier.“
Anna nickte.
„Stimmt, das Äußere gefällt mir. Lass uns mal in die Fenster sehen.“
Die beiden gingen zu dem Haus, in dem der Laden war, und schauten sich die Auslagen an.
„Sehr schöne Sachen gibt es hier. Den Laden sehe ich mir auf jeden Fall genauer an.“
Die beiden gingen weiter und unterhielten sich über früher. Fast zwei Stunden waren sie unterwegs, bevor sie zu Silvas Haus zurückkehrten. Da keine von ihnen Lust auf Kochen hatte, beschlossen sie, in ein Lokal in der Nähe zu gehen. Dort ließen sie den Abend gemütlich ausklingen.
Am nächsten Morgen wachte Anna früh auf. Sie beschloss loszugehen, um Brötchen zu holen. Anna horchte, doch von Silva war noch nichts zu hören. Schnell zog sie sich an und ging in den Ort. Sie genoss die Stille des Morgens und atmete tief die frische Seeluft ein, die hier überall wehte.
Bald erreichte Anna ihr Ziel und erledigte ihre Einkäufe. Zurück in Silvas Haus begab sie sich in die Küche und setzte als erstes die Kaffeemaschine in Gang. Danach deckte sie den Tisch.
Angelockt vom Kaffeeduft betrat Silva kurze Zeit später die Küche. Sie grinste.
„Wenn du jeden Morgen Frühstück machst, kannst du gern länger als die geplanten zwei Wochen bleiben.“
Anna lachte.
„Das könnte dir so passen! Außerdem zieht Mats doch bald hier ein. Da würde ich nur stören.“
Silva schüttelte energisch den Kopf.
„So ein Quatsch! Du würdest uns absolut nicht stören. Es wäre schön, wenn du hier in der Nähe leben würdest.“
Anna wusste, ihre Freundin meinte das ernst. Schon früher hatte Silva öfter darüber gesprochen, wie sehr sie sich freuen würde, wenn Anna nach Dänemark ziehen würde. Eine Zeitlang hatte Anna ernsthaft darüber nachgedacht, doch nachdem sie Tom kennengelernt hatte, verschwand der Gedanke daran. Vielleicht war es an der Zeit, noch einmal über diese Möglichkeit nachzudenken.
Die Freundinnen setzten sich an den Tisch und frühstückten.
„Wann genau kommt Mats denn an?“
„Er wollte so gegen zwölf hier sein. Ich dachte, wir könnten Essen gehen und dabei weitere Pläne machen.“
„Klingt gut!“ Anna zögerte. „Stört es Mats wirklich nicht, dass ich zu Besuch bin? Ich meine, ihr habt euch länger nicht gesehen. Vielleicht möchte er lieber mit dir allein sein?“
Silva schüttelte erneut den Kopf.
„Vergiss es! Mats freut sich, dich wiederzusehen. Er weiß, wie wichtig mir dein Besuch ist.“
Anna lächelte. Sie war froh, Silva zur Freundin zu haben. Nach der Trennung von Tom brauchte sie jemanden, der wusste, wie es ihr ging.
Die beiden frühstückten weiter und sprachen darüber, was sie in den nächsten Wochen auf jeden Fall unternehmen wollten.
Nach dem Frühstück räumten sie die Küche auf. Silva musste noch etwas für die Arbeit erledigen und so beschloss Anna, sich auf die Terrasse zu setzen und zu lesen.
Das Wetter lud dazu ein, sich dorthin zurückzuziehen. Außerdem hatte sie sich seit Ewigkeiten nicht mehr die Zeit genommen, ein gutes Buch zu lesen. Jetzt wollte sie endlich wieder die Dinge machen, die ihr Freude bereiteten.
Zwei Stunden später tönte Mats‘ Stimme durch das Haus.
„Silva! Anna! Ich bin da!“
Anna hörte Silva die Treppe runterlaufen. Dann rief die Freundin.
„Mats! Endlich, ich hab dich so vermisst.“
Anna beschloss, den beiden einen Moment Zweisamkeit zu gönnen, bevor sie Mats begrüßte.
Als Anna sich gerade auf den Weg ins Haus machen wollte, kamen Mats und Silva auf die Terrasse. Anna staunte, als sie Mats sah. Er hatte sich wirklich sehr verändert. Anstelle des schlaksigen Typen, den sie in Erinnerung hatte, stand da ein gutgebauter, sportlicher Mann vor ihr. Die roten Haare trug Mats inzwischen kürzer und auch ansonsten wirkte er viel reifer als früher.
Mats kam auf Anna zu und umarmte sie zur Begrüßung.
„Hey, Anna! Schön dich zu sehen. Silva war total aus dem Häuschen, als du deinen Besuch angekündigt hast.“
„Hey, Mats! Ich finde es auch schön, dich mal wiederzusehen. Jetzt weiß ich, was Silva meinte, als sie mir erzählt hat, du hättest dich total verändert.“
Mats lachte.
„Silva hätte mich bestimmt nicht in ihr Leben gelassen, wenn es anders wäre. Ich weiß, dass Rasmus und ich euch früher oft geärgert haben.“
Anna winkte ab.
„Das ist lange her. Rasmus habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Ich denke, wir können das vergessen.“
Silva nickte.
„Das denke ich auch.“ Sie wandte sich an Mats. „Wie wäre es, wenn du deine Sachen hochbringst. Danach könnten wir einen Spaziergang machen, Essen gehen und den Tag danach ruhig ausklingen lassen.“
„Hört sich für mich nach einem guten Plan an. Ich bin bald wieder bei euch.“
Damit gab Mats Silva einen Kuss und verschwand, um seine Taschen zu holen.
Silva drehte sich zu Anna um. Erwartungsvoll sah sie die Freundin an.
„Was sagst du? Habe ich zu viel gesagt? Ist Mats nicht toll?“
Anna grinste.
„Du hast gewonnen. Mats sieht gut aus, und wie es aussieht, ist er sehr in dich verliebt. Ich freu mich für euch.“
Und obwohl sie das wirklich meinte, konnte Anna nicht verhindern, dass ihre Stimme leicht traurig klang.
Silva ging zu ihr und nahm sie in den Arm.
„Tut mir leid! Ich hätte daran denken sollen, was dir passiert ist.“
Anna schüttelte den Kopf.
„Das muss dir nicht leidtun. Nur, weil Tom so ein Arsch ist, besteht kein Grund, mich in Watte zu packen. Ich werde darüber wegkommen.“
Silva lächelte.
„Gut so! Das ist die richtige Einstellung.“
Bevor die zwei weiterreden konnten, kam Mats zu ihnen zurück.
„So, Ladies, ich bin soweit!“
Die beiden lachten und Silva klatschte in die Hände.
„Dann nichts wie los. Nachdem ich am Schreibtisch gehockt habe, brauche ich dringend Bewegung an der frischen Luft.“
Die drei verließen das Haus und gingen in Richtung Strand. Allerdings mieden sie den Bereich, der von den Touristen bevölkert war. Stattdessen gingen sie in die andere Richtung. Dort war der Strand fast menschenleer.
Anna genoss die Brise, die vom Meer über den Strand wehte. Das fehlte ihr zuhause. Zwar lebte sie immer noch in Schleswig-Holstein, jedoch nicht in der Nähe des Meeres. Da sie nicht oft die Gelegenheit fand, an die Küste zu fahren, freute sie sich umso mehr, hier zu sein.
Früher war sie oft am Strand gewesen. Irgendwo auf dem Dachboden oder im Keller ihrer Wohnung in Deutschland musste es noch ein oder zwei Kisten mit Steinen geben, die sie bei ihren Spaziergängen am Meer gesammelt hatte. Sobald sie wieder zuhause wäre, würde sie die Kisten holen und ihre Schätze sichtbar in der Wohnung verteilen. Etwas, was Tom nie gewollt hatte. Für ihn waren das überflüssige Staubfänger. Er liebte es, wenn alles schlicht und ordentlich und sogar ein bisschen steril war.