Woyzeck - Georg Büchner - E-Book + Hörbuch

Woyzeck E-Book

Georg Büchner

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Beschreibung

Woyzeck ist ein Dramenfragment des deutschen Dramatikers und Dichters Georg Büchner. Nach seinem frühen Tod blieb das Werk als Fragment zurück. Der einfache Soldat Franz Woyzeck, der seine Freundin Marie und das gemeinsame uneheliche Kind finanziell zu unterstützen versucht, arbeitet als Diener für seinen Hauptmann. Um sich einen zusätzlichen Verdienst zu seinem mageren Sold zu sichern, lässt er sich von einem skrupellosen Arzt zu Versuchszwecken auf Erbsendiät setzen. Hauptmann und Arzt nutzen Woyzeck nicht nur physisch und psychisch aus, sondern demütigen ihn obendrein in aller Öffentlichkeit. Als Marie heimlich eine Affäre mit einem Tambourmajor beginnt, glaubt er, innere Stimmen zu hören, die ihm befehlen, Marie umzubringen.

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Seitenzahl: 33

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LUNATA

Woyzeck

Drama

Georg Büchner

Woyzeck

Drama

© 1837 Georg Büchner

© Lunata Berlin 2020

Inhalt

Vorbemerkung

Personen

Woyzeck

Vorbemerkung

Dieses Stück ist ein Fragment. Es gibt keine einzig richtige Reihenfolge der einzelnen Szenen, denn sie sind weder nummeriert noch in Akte aufgeteilt.

Das Stück spielt in Darmstadt, die Figuren sprechen größtenteils in dortigem Dialekt. Deshalb haben im Hochdeutschen grammatikalisch falsche Konstruktionen hier ihre Richtigkeit.

Personen

Woyzeck

Marie

Hauptmann

Doktor

Tamboumajour

Unteroffizier

Andres

Margret

Budenbesitzer

Marktschreier

Alter Mann mit Leierkasten

Jude

Wirt

Erster Handwerksbursch

Zweiter Handwerksbursch

Käthe

Narr Karl

Grossmutter

Erstes, zweites, drittes Kind

erste, zweite Person

Polizeikommissar

Soldaten. Studenten. Burschen und Mädchen. Kinder. Volk

Woyzeck

Beim Hauptmann

Hauptmann auf dem Stuhl, Woyzeck rasiert ihn.

Hauptmann. Langsam, Woyzeck, langsam; eins nach dem andern! Er macht mir ganz schwindlig. Was soll ich dann mit den 10 Minuten anfangen, die Er heut zu früh fertig wird? Woyzeck, bedenk Er, Er hat noch seine schönen dreißig Jahr zu leben, dreißig Jahr! Macht dreihundertsechzig Monate! und Tage! Stunden! Minuten! Was will Er denn mit der ungeheuren Zeit all anfangen? Teil Er sich ein, Woyzeck!

Woyzeck. Jawohl, Herr Hauptmann.

Hauptmann. Es wird mir ganz angst um die Welt, wenn ich an die Ewigkeit denke. Beschäftigung, Woyzeck, Beschäftigung! Ewig. das ist ewig, das ist ewig – das siehst du ein; nur ist es aber wieder nicht ewig, und das ist ein Augenblick, ja ein Augenblick – Woyzeck, es schaudert mich, wenn ich denke, daß sich die Welt in einem Tag herumdreht. Was 'n Zeitverschwendung! Wo soll das hinaus? Woyzeck, ich kann kein Mühlrad mehr sehen, oder ich werd melancholisch.

Woyzeck. Jawohl, Herr Hauptmann.

Hauptmann. Woyzeck, Er sieht immer so verhetzt aus! Ein guter Mensch tut das nicht, ein guter Mensch, der sein gutes Gewissen hat. – Red er doch was Woyzeck! Was ist heut für Wetter?

Woyzeck. Schlimm, Herr Hauptmann, schlimm. Wind!

Hauptmann. Ich spür's schon. 's ist so was Geschwindes draußen. so ein Wind macht mir den Effekt wie eine Maus. – Pfiffig. Ich glaub', wir haben so was aus Süd-Nord?

Woyzeck. Jawohl, Herr Hauptmann.

Hauptmann. Ha, ha ha! Süd-Nord! Ha, ha, ha! Oh, Er ist dumm, ganz abscheulich dumm! – Gerührt. Woyzeck, Er ist ein guter Mensch – aber – Mit Würde. Woyzeck, Er hat keine Moral! Moral, das ist, wenn man moralisch ist, versteht Er. Es ist ein gutes Wort. Er hat ein Kind ohne den Segen der Kirche, wie unser hochehrwürdiger Herr Garnisionsprediger sagt – ohne den Segen der Kirche, es ist ist nicht von mir.

Woyzeck. Herr Hauptmann, der liebe Gott wird den armen Wurm nicht drum ansehen, ob das Amen drüber gesagt ist, eh er gemacht wurde. Der Herr sprach. Lasset die Kleinen zu mir kommen.

Hauptmann. Was sagt Er da? Was ist das für eine kuriose Antwort? Er macht mich ganz konfus mit seiner Antwort. Wenn ich sag'. Er, so mein' ich Ihn, Ihn –

Woyzeck. Wir arme Leut – Sehn Sie, Herr Hauptmann. Geld, Geld! Wer kein Geld hat – Da setz einmal eines seinesgleichen auf die Moral in der Welt! Man hat auch sein Fleisch und Blut. Unsereins ist doch einmal unselig in der und der andern Welt. Ich glaub', wenn wir in Himmel kämen, so müßten wir donnern helfen.

Hauptmann. Woyzeck, Er hat keine Tugend! Er ist kein tugendhafter Mensch! Fleisch und Blut? Wenn ich am Fenster lieg', wenn's geregnet hat, und den weißen Strümpfen nachseh', wie sie über die Gassen springen – verdammt, Woyzeck, da kommt mir die Liebe! Ich hab' auch Fleisch und Blut. Aber, Woyzeck, die Tugend! Die Tugend! Wie sollte ich dann die Zeit rumbringen? Ich sag' mir immer. du bist ein tugendhafter Mensch – gerührt. –, ein guter Mensch, ein guter Mensch.

Woyzeck