Würde – Respekt – Ehre - Karin Schreiner - E-Book

Würde – Respekt – Ehre E-Book

Karin Schreiner

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Beschreibung

Was hat die Ehre der Samurai mit Japanern von heute zu tun? Warum gibt es im Chinesischen 113 Begriffe für Scham? Weshalb hat ein Ja in Indien so viele Bedeutungen und gilt ein Nein als ausgesprochen unhöflich?Wer sich länger im Ausland aufhält oder mit Menschen aus fremden Kulturen zusammenarbeitet, der weiß, wie schnell wir als Mitteleuropäer an unsere Grenzen stoßen. Vielfach irritieren uns unverständliche Verhaltensweisen, oft können Verunsicherungen, Probleme und Spannungen entstehen. Doch hinter diesen so unterschiedlichen Verhaltensweisen stehen Werte, die die Grundlagen des sozialen Zusammenlebens darstellen. Wie können wir Begriffe wie Ehre, Würde, Respekt, Gesicht-Wahren, Harmoniestreben, vor ihrem kulturspezifischen Hintergrund besser verstehen? Karin Schreiner, Coach und Dozentin für Interkulturelle Kommunikation, erklärt Werte und Verhaltensweisen in verschiedensten Kulturen – in asiatischen Ländern wie China, Japan, Indien, in arabischen Kulturen, in Nord- und Zentralafrika, in der Türkei, im Nahen Osten, aber auch Südosteuropa.Angesichts einer globalisierten Welt, großer Migrationsbewegungen und stetig wachsender Arbeitsmobilität sind wir zunehmend mit kultureller Vielfalt konfrontiert. Wie lässt sich diese Vielfalt heute – und in Zukunft - leben? Anhand von zahlreichen Beispielen zeigt die Autorin eine neue Sicht auf das Gesellschaftsthema Werte und erklärt, wie wir interkulturelle Kompetenz – eine Schlüsselqualifikation in einer zukünftigen Welt – erwerben können.

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Karin Schreiner

Würde, Respekt, Ehre

Verlag Hans Huber

Sachbuch

Karin Schreiner

Würde, Respekt, Ehre

Werte als Schlüssel zum Verständnis von anderen Kulturen

Verlag Hans Huber

Lektorat: Dr. Mathilde Fischer, Editionsservice

Herstellung: Jörg Kleine Büning

Umschlaggestaltung: Gesine Beran, Sant’Angelo, Romano

Druckvorstufe: punktgenau GmbH, Bühl

Druck und binderische Verarbeitung: AALEXX Buchproduktionen GmbH, Großburgwedel

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen oder Warenbezeichnungen in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen.

Anregungen und Zuschriften bitte an:

Hogrefe Verlag

Lektorat Psychologie

Länggass-Strasse 76

CH-3000 Bern 9

[email protected]

www.hogrefe.ch

1. Auflage 2013

© 2013 by Hogrefe Verlag, Bern

(E-Book-ISBN [PDF] 978-3-456-95313-7)

(E-Book-ISBN [EPUB] 978-3-456-75313-3)

ISBN 978-3-456-85313-0

Inhalt

Einleitung

Werte und Kulturen

Werte und ihr Konfliktpotenzial

Perspektivwechsel

Interdisziplinarität der interkulturellen Thematik

Das Konzept der Ehre

Soziale Rollen und Verpflichtung zur Ehre

Die Ehre der Samurai

Ehre in afrikanischen Ländern

Das Gefühl der Scham

Schamangst

Scham als Kontrollinstrument

Gesicht-Wahren

Die verschiedenen Rollen des Ich

Verpflichtung zur Rollenerfüllung

Harmonie

Harmonie in konfuzianischen Ländern

Harmonie in Indien

Harmonie in afrikanischen Ländern

Familienstrukturen und Erziehungsmodelle

Familiärer Zusammenhalt

Gehorsam und Disziplin

Traditionelle Erziehung der Mädchen

Arrangierte Heirat

Bildung und Lernen

Innen und Außen: Der Umgang mit Räumen

Privatsphäre

Öffentlicher Raum

Frauenräume und Männerräume

Raum als Symbol für Distanz und Nähe

Mobilität als Lebensform: Roma und Sinti

Zeitvorstellungen

Zeitstrukturierungen

Soziale Zeit

Interkulturelle Kompetenz als Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit

Aspekte interkultureller Kompetenz

Kommunikation

Sprache, Denken, Wirklichkeit

Kollektives Gedächtnis

Beziehungsorientiertheit und Sozialkompetenz

Aufbau von Wissen und Zugang zu anderen Denkweisen

Aufbau von interkultureller Handlungskompetenz

Schlussbetrachtungen

Anmerkungen

Literaturverzeichnis

Einleitung

Seit etwa zehn Jahren beschäftige ich mich mit Themen des Kulturvergleichs, insbesondere damit, was wir Europäer lernen und wissen müssen, wenn wir den Personen, Familien, Migranten und Mitarbeitern im In- und Ausland begegnen, die aus asiatischen, arabischen oder afrikanischen Ländern stammen. Viele Verhaltensweisen wirken unverständlich, und Missverständnisse häufen sich, weil wir sie nicht deuten können. Diese Auseinandersetzung mit Interkulturalität ließ mich auf Einstellungen und Wertehaltungen zurückkommen. Hinter jedem Verhalten stehen Werte – einige davon zu erklären ist meine Absicht in diesem Buch.

Bei meiner beruflichen Arbeit legte ich mir neben vielem anderen immer wieder die Frage vor: Woher kommt das kulturell unterschiedliche Autoritätsverständnis? In vielen anderen Kulturen werden Autoritäten tendenziell leichter akzeptiert, man ordnet sich unter, stellt die eigene Meinung zurück, erfüllt seine Aufgaben und Pflichten, ohne Fragen zu stellen. Bei meiner Suche nach den Hintergründen für diese Verhaltensweisen landete ich zunächst bei Familienstrukturen und Erziehungsmodellen, in weiterer Folge schließlich bei den Wertekonzepten von Ehre, Gesicht-Wahren und Harmonie. Diese Wertehaltungen regeln das Zusammenleben in vielen Kulturen auf sehr unterschiedliche Weise. Sie sind daher für das Verständnis dieser Kulturen ganz entscheidend.

Die Werte Ehre, Gesicht-Wahren und Harmonie manifestieren sich in unausgesprochenen Regeln und Verhaltensweisen, die von Außenstehenden oft nur schwer zu durchschauen sind. Die Wertehaltungen, von denen hier die Rede ist, haben alle etwas gemeinsam: Sie bilden das geistige Fundament der jeweiligen Kulturen und Weltanschauungen und haben sehr unterschiedliche Entstehungsgeschichten. Sie sind zwar immerwährenden Einflüssen von außen ausgesetzt und verändern sich, wenn auch nur langsam. Denn Werte werden vor allem über die Erziehung weitergegeben, die sich meistens an den Traditionen orientiert.

Wie man unterschiedliche Wertehaltungen, die das Zusammenleben von kulturellen Gemeinschaften prägen und sich in informellen Regelungen äußern, besser verstehen kann, werde ich im Lauf dieses Buches erklären. Es soll dazu beitragen, dass meine Leser sich in der globalen Welt und Vielfalt unserer Gesellschaft besser zurechtfinden. Aber auch von den Veränderungen bei diesen nicht europäischen Wertehaltungen durch Globalisierung, Internationalisierung und Migration soll im Folgenden die Rede sein.

Werte als Basis für Verhaltensweisen

In meinen interkulturellen Trainings beobachtete ich regelmäßig Folgendes: Wenn ich auf die Hintergründe von Verhaltensweisen, nämlich über die zugrunde liegenden Wertehaltungen zu sprechen komme, zeigt sich dies in einer erhöhten Aufmerksamkeit der Teilnehmenden. Es geht dann meist um die Erklärung von Rollenmustern wie etwa Geschlechterrollen, um Themen wie Ehre und Respekt, Gesicht-Wahren, arrangierte Heiraten, Familienstrukturen, Erziehungsmodelle sowie unterschiedliche Zeit- und Raumauffassungen, die ich mit Beispielen illustriere. Wie kommt es dazu, dass in bestimmten Kulturen Ehre für Familien so bestimmend ist oder dass Gehorsam als oberstes Erziehungsprinzip gilt? Warum werden junge, oft noch nicht einmal geschlechtsreife Frauen verheiratet? Warum gibt es im Chinesischen 113 unterschiedliche Ausdrücke für Scham? Was bedeutet es, dass es in vielen Sprachen für jede einzelne Verwandtschaftsbeziehung väterlicher- und mütterlicherseits eigene Begriffe gibt?

Welche Werte und Einstellungen liegen hier zugrunde? Was kann man daraus für das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft schließen?

Um Werte in einer Gesellschaft zu verstehen, ist der soziokulturelle Kontext wichtig. Nur wenn wir das soziokulturelle Umfeld kennen, wird uns die Bedeutung von Werten verständlich und damit die Verhaltensweisen, die sich daraus ergeben. Diesen Kontext darzulegen ist eines meiner wichtigsten Anliegen in diesem Buch.

Verständnis von Werten

Oft beginne ich meine Trainings mit einem Foto; darauf sieht man eine zum Gruß ausgestreckte Hand, auf der geschrieben steht: Shake when required − bei Bedarf Händeschütteln. Dieses Bild lasse ich von den Teilnehmenden interpretieren und die Diskussion verläuft in der Regel immer ähnlich ab. Manche meinen, das Bild deute darauf hin, dass man in unserer mitteleuropäischen Kultur beim Begrüßen einander die Hand gibt. Andere meinen, es sei nicht selbstverständlich, dies zu tun. Es sei der Hinweis auf sehr unterschiedliche Begrüßungsformen.

Ich schließe die Diskussion, indem ich anmerke, dass wir uns im interkulturellen Bereich auf unsicherem Terrain bewegen − wir tappen im Dunkeln. In den entsprechenden Situationen steht nirgends auf einer Hinweistafel geschrieben: Unbedingt Hände schütteln, beim Essen nicht alles aufessen, Blickkontakt vermeiden, nicht laut sprechen, fremden Frauen nicht in die Augen schauen, beim Begrüßen leicht verbeugen, Geschenke nicht gleich auspacken. Und so weiter. Aber wenn wir uns ernsthaft mit anderen Ländern und Kulturen auseinandersetzen, möchten wir diese Details gern wissen, denn wir wollen mit unseren Gesprächspartnern angemessen und zielführend kommunizieren. Kurz: Wir möchten interkulturell kompetent auftreten.

Heute treffen wir Menschen aus unterschiedlichen Kulturen überall. Dies ist unser gesellschaftlicher Alltag, ganz gleich wo wir leben oder arbeiten; es geschieht in einer kulturell vielfältigen Gesellschaft. Der Umgang mit den Unterschieden fordert uns heraus. Interkulturell kompetentes Verhalten beweist man, wenn man angemessen mit diesen Unterschieden umgeht. Kommunikationsfähigkeit, Kulturwissen, Einfühlungsvermögen, Flexibilität sind die Voraussetzungen für kompetentes Verhalten.

Um kulturelle Unterschiede zu verstehen, muss man die jeweiligen Wertehaltungen nachvollziehen können, so lautet meine These in diesem Buch. Das ist nicht immer einfach, wenn es sich um ganz andere Werte handelt, vor allem solche, die mit unseren eigenen im Widerspruch stehen. Ich habe mir vorgenommen, einen Einblick in andere, uns besonders fremd erscheinende Wertehaltungen zu gewähren, aber auch Hilfestellungen für das eigene Verhalten in konkreten Situationen zu geben.

Im Mittelpunkt meiner Ausführungen stehen daher die Werte Ehre, Schamgefühl, Gesicht-Wahren, Harmonie, auf die ich sehr ausführlich eingehe und deren ursprüngliche Bedeutung in konkreten Kulturen ich aufzeige. Ziel dieser Darlegung ist es, Kulturwissen zu vermitteln und das Verständnis für Verhaltensweisen zu erweitern, denen wir in unserem kulturell vielfältigen Alltag begegnen.

Werte werden in der Erziehung weitergegeben und daher beschreibe ich ausführlich Familienstrukturen und Erziehungsmodelle im Kulturvergleich. Im Anschluss gehe ich auf unterschiedliche Zeit- und Raumvorstellungen ein, und dies sowohl historisch als auch in einem kulturellen Vergleich.

In einem abschließenden Kapitel beschäftige ich mich mit interkultureller Kompetenz, weshalb diese Kompetenz heute so bedeutend ist und wie sie entwickelt werden kann.

Werte und Kulturen

Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was keinem anderen schadet.

So lautet der Artikel 4 der «Menschen- und Bürgerrechte» von 1791: Das Recht auf Freiheit schließt auch die moralische Pflicht ein, niemandem zu schaden. Auf kulturelle oder religiöse Praktiken ausgelegt ist diese Forderung gar nicht so eindeutig, denn wer entscheidet, «was keinem anderen schadet»?

Werte und ihr Konfliktpotenzial

Der Einzelne steht immer im Spannungsfeld zwischen Verantwortung für sein Handeln im Kontext der Gemeinschaft und seiner Freiheit, das zu tun, was er will.

Die Diskussion über das Recht auf körperliche Unversehrtheit und die Beschneidung moslemischer und jüdischer Jungen, die Ende 2012/Anfang 2013 in Deutschland und vorübergehend auch in Österreich geführt wurde, zeigte auf, dass der Begriff der körperlichen Unversehrtheit kulturell sehr unterschiedlich interpretiert wird.1

In diesem Sinne sind Werte Orientierungen für die Vorstellungen, Ideen oder Ideale einer Gruppe oder Gemeinschaft und diese können daher sehr unterschiedlich sein. Sie dienen als Kriterien für Verhaltensweisen und sind Ziele von Handlungen. Sie steuern unsere Wahrnehmung. Sie spiegeln das Verhalten des Einzelnen in einer Gruppe wider. Sie dienen der sozialen Kontrolle und der Handlungskoordination.2 Werte als Grundlage für jede beliebige soziale Gruppe sind von kulturellen und religiösen Traditionen bestimmt und verändern sich mit der Zeit. Allerdings verändern sie sich langsam, weil sie über die Erziehung weitergegeben werden. Dies wird ein Thema im Kapitel «Familienstrukturen und Erziehungsmodelle» sein.

Der deutsche Werte-Index 2012 rückt den Wert der Freiheit an die erste Stelle. Auch in der im April 2013 erschienenen Broschüre «Zusammenleben in Österreich», in der die zentralen Werte Österreichs dargelegt werden, stehen Freiheit und Selbstbestimmung an erster Stelle. Freiheit ist in unserer Gesellschaft der wichtigste Wert. Sie symbolisiert Individualität, Autonomie, Selbstbestimmung.Dazu aus dem deutschen Werte-Index 2012 zu Freiheit: «Bislang haben institutionelle Strukturen für Stabilität und Sicherheit – die Grundlage für Freiheit – gesorgt. Diese erweisen sich in hochdynamischen Zeiten zunehmend als ineffizient. (...) Ein neues Verständnis von Freiheit wird deshalb wichtiger: Unabhängigkeit. Heute geht es darum, selbst über sich zu bestimmen und sich nicht in die Zwänge anderer zu begeben.»

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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