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Unter dem Namen Johnny Fuck Me Walker gibt er sich als reicher Afroamerikaner aus New York aus, der Obama und Beyonce persönlich kennt, der mit Micheal Jackson schon essen war. Er spricht nur noch Englisch, in dem der starke amerikanische Akzent natürlich nicht fehlen darf. Sein Freund Roger ist als Übersetzer an seiner Seite und nimmt es dabei mit wortwörtlichen Übersetzungen meist nicht so ernst, was oft zu interessanten Wendungen führt. Er versucht er sich als Heiratsschwindler und gaukelt Anzehma, einem junge Mädchen aus dem Internet, die Liebe ihres Lebens vor. Mit geliehenem Geld finanziert er ihr und dem ganzen Heimatdorf den Luxus der Reichen, was alle überzeugt, dass Johnny wirklich ein reicher Afroamerikaner ist und sie aus ihrer Armut erlösen wird. Johnny und Anzehma übernachten in den besten Hotels der Stadt, gehen teuer essen und er beschenkt sie mit viel Geld. Er verspricht ihr, sie zu heiraten und sie mit nach Amerika zu nehmen. Außerdem will er, als ein guter Freund von Obama, allen Bewohnern des Dorfes ein Einreisevisum für Amerika beschaffen. Jeder muss nur einen kleinen Beitrag für sein eigenes Flugticket bezahlen. Die Hochzeitspläne stehen schon fest, als Johnnys ganzes Geld "plötzlich geklaut" wird – also legen Anzehma und ihr gesamtes Dorf ihr Erspartes zusammen, um das Geld für Flugtickets vorzuschießen: insgesamt 350 000€, die Johnny unter anderem dafür benutzt, weiter den reichen Mann geben zu können und eine große Feier für das Dorf zu veranstalten.
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Seitenzahl: 208
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Dantse Dantse
"Yeah, I am the rich black man from New York in Africa: Johnny Fuck Me Walker"
Der Heiratsschwindler, die afrikanische Frau und die Illusion des amerikanischen Traums
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
„Ich fliege nach Amerika! Mein Internet-Prinz, der reiche Mann aus New York kommt“
13. Juli 2014: Johnny, Roger und Rita in Paris. WM Finale: Deutschland gegen Argentinien im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro.
4. Oktober 2013: Johnnys neuer Plan.
5. Oktober 2013: Johnny lernt im Internet Anzehma kennen
…Eine Woche später: 12. Oktober 2013. Douala, Kamerun. Johnny erklärt seiner Frau Rita einen Teil seines Plans
7. Oktober 2013: Johnny trifft Anzehma am Flughafen.
…Zwei Monate zuvor: 2. September 2013: Johnny trifft einen Mann, der ihm bei der Ausreise helfen will
8. Oktober 2013, 9:34 Uhr im Hotel: Johnny und Roger streiten sich wegen dem Frühstück.
8. Oktober 2013, 10:30 Uhr: Johnny und Ani treffen Roger beim Frühstück.
8. Oktober 2013, 14 Uhr: Anzehma ist wieder zu Hause und erzählt von ihrem Glück.
8. Oktober 2013: Abendessen und der Trick mit dem Geldautomat.
8. Oktober 2013: In der Bar. Das doppelte Spiel von Roger und der Streit zwischen Rita und Johnny
9. Oktober 2013: Nach dem Streit mit Rita treffen sich Johnny und Roger. Wie geht es weiter?
…Zwei Monate zuvor: 3. September 2013: Johnny erklärt Roger seinen Plan und wie sie an Geld kommen könnten.
12. Oktober 2013: Johnny erklärt Rita einen weiteren Teil seines Plans.
12. Oktober 2013: Nach dem Gespräch mit Rita fahren Johnny und Roger zu Tamo, um mehr Geld zu holen.
13. Oktober 2013: Johnny, Roger, Ani, ihre Schwester und ihr Schwager.
14. Oktober 2013, 2 Uhr morgens: Roger und Anzehma haben Sex.
14. Oktober 2013, 10 Uhr: Besprechung und Vorbereitung von Anis Elternbesuch.
15. Oktober 2013, 10 Uhr: Vorbereitungen in Bamougoum.
16. Oktober 2013, 10 Uhr: Johnny und Roger sind in Bafoussam.
16. Oktober 2013, Bafoussam: Die große Feier am Abend
17. Oktober 2013, 11 Uhr: Zweiter Tag von Johnny in Bafoussam.
18. Oktober 2013, 13 Uhr: Johnny und Roger sind wieder in Douala.
19. Oktober 2013: Bep Solo hat Neuigkeiten aus Yaoundé.
22. Oktober 2013: Beschattungsbefehl an Bep Solo. Er muss sofort nach Douala.
26. Oktober 2013: Johnny und Roger sollen verhaftet werden.
26. Oktober 2013: Der Tag der Hochzeit
26. Oktober 2013, 11:40 Uhr: Standesamt. Verhaftung von Anzehma und ihren Eltern.
14 Juli 2014, in Paris: Johnny und Rita sprechen über Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.
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Impressum neobooks
rief Anzehma euphorisch. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie nicht die leiseste Ahnung, dass der Mann kein Afro-Amerikaner, sondern ein Betrüger war, der Kamerun noch nie verlassen hatte und dass sich vor ihr und ihrer Familie bald ein riesiger Schuldenberg auftürmen würde.
(Dieses Buch basiert auf einer wahren Geschichte, verpackt in einer fiktiven Rahmenhandlung, die sich so in einem afrikanischen Land zugetragen hat. Auf den ersten Blick eine Komödie, kommt man aus dem Lachen oft nicht heraus – auf den zweiten Blick ist sie jedoch fast traurig und unheimlich.)
Dantses unverwechselbarer Schreibstil, geprägt von seiner afrikanischen und französischen Muttersprache, ist sein Erkennungsmerkmal und wurde in den Texten erhalten und absichtlich nur behutsam lektoriert.
„Was machst du hier, Johnny? Solltest du nicht in Brasilien sein, statt hier in Paris die WM zu schauen?“, neckte Roger Johnny.
Wie alle Fußball-Fans waren auch Johnny und Roger im Fußballfieber und sahen sich mit Bekannten und Verwandten in einer Bar das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien an.
Die Bar war angesichts eines solchen Ereignisses gar nicht so voll, dafür könnte aber die Stimmung nicht besser sein.
Es wurde heiß diskutiert und kommentiert, wer das Finale gewinnen würde. Die Meinungen waren geteilt, wobei sich für kein Land eine klare Mehrheit bilden konnte. Es gab Leute, die fanatisch für das eine oder das andere Land mitfieberten und sich nicht von etwaigen Argumenten beeinflussen ließen, aber es gab auch viele Menschen, die einfach ein schönes Finale erleben wollte.
Einen Trend konnte man jedoch ausmachen. Die „Ausländer“ in Frankreich tendierten zu Deutschland, die Franzosen eher zu Argentinien.
Auch Johnny unterstützte Deutschland. Er war immer ein Fan der „Mannschaft“ gewesen.
„Die Djaman (kamerunisch für German) werden gewinnen“, warf er in den Saal hinein, wodurch sich eine laute und heftige Diskussion entfaltete, denn die Gaucho-Fans waren selbstverständlich anderer Meinung.
„Ich sage euch, dass die Deutschen das Final gewinnen werden. Ich bin mir sicher“, blieb er bei seiner Meinung und fuhr großmäulig fort: „Ich als Fußballexperte sage voraus, dass Deutschland in der Verlängerung durch das Tor von…“
„Klose, der alte Mann mit den eisernen Nerven. Ein Spieler mit Erfahrung. Es wird ein Kopfballtor sein, seine Spezialität“, sagte Roger.
„Mund zu, Roger. Ein sportunfähiger wie du. Seit wann kennst du dich im Fußball aus? Lass die Männer über Fußball reden und zieh zu Rita und zu anderen Frauen da drüben, das ist deine Ecke. Ich sage dir, dass Deutschland das Spiel zu null gewinnen wird, denn ich sehe nicht, wie Messi gegen Boateng und Neuer ein Tor schießen könnte. Nicht der alte Klose wird das Tor schießen. Nein, nein, du musst Fingerspitzengefühl haben, Mann. Du musst spüren können. Sachen sehen, wenn sie nicht sprechen. Ein Jungbulle, wie Müller, Götze oder Kross wird das Siegtor schießen. Das ist der Lauf der Dinge. Das hier ist ihr Moment. Klose hatte seine Zeit. Ja, wir kennen Fußball. Nur das Schicksal hat verhindert, dass ich in diesem Final stehe“, erklärte Johnny.
„Bitte mach deinen Mund zu. Wenn du Durst hast, nehme dir noch ein Bier, ich zahle, besser als dieser Blödsinn. Das Schicksal, das Schicksal, haha“, erwiderte ein anderer Afrikaner, der mit am Tisch saß.
„Warum nicht? Warum rede ich Blödsinn? Stimmt doch. Schau dir Boateng an. Ist er nicht genauso schwarz wie du und ich? Das Schicksal hat bewirkt, dass er in Deutschland aufgewachsen ist und nun bald Weltmeister wird. Der erste schwarze Weltmeister in und aus Deutschland. Wäre ich auch in Deutschland aufgewachsen, würde ich jetzt in dieser Mannschaft spielen. Ich sage euch, ich wäre mit dabei! Punkt Schluss aus. Das ist keine Diskussion“, erwiderte Johnny.
„Du lässt deine Mannschaft, die unzähmbaren Löwen aus Kamerun, im Stich und willst für Deutschland spielen?“, fragte der andere Kameruner nach.
„Was, die unzähmbaren Löwen aus Kamerun? Ha ha ha, lass mich lachen. Das sind doch Hauskatzen geworden“, scherzte jemand aus Senegal und machte sich so über die Mannschaft lustig, die schon sehr früh ausgeschieden war.
„Ihr versteht nichts, Dummköpfe. Ich weiß gar nicht, ob ich mit euch hier bleiben und reden will. Ich will mich jetzt auf das Spiel konzentrieren. Ob ihr wollt oder nicht, ich ernenne mich hier und jetzt zum Experten am diesem Abend in dieser Bar“, bekräftigte Johnny.
„Ja, er hat Recht. Eigentlich sollte er in Brasilien mit der kamerunischen Delegation sein und nicht in Paris. Was machst du hier in Paris, du Experte“, neckte Roger weiter, der schon leicht durch die Bar schwankte.
„Du bist betrunken, Roger“, sagte Johnny und kommentierte nicht weiter, denn das Spiel hatte schon begonnen.
Nach 120 Minuten war das Spiel fertig, Deutschland war Weltmeister und das Tor hatte ein Jungbulle namens Götze geschossen, der nicht mal 24 Jahre alt war. Messi war auch kein Tor gelungen.
„Habe ich es nicht gesagt? Wenn man gut ist, ist man gut. Ich bin gut, egal, was ihr Neider sagt. Ich habe alles genau so vorher gesagt. Das war keine Voodoo-Magie, das war Können“, rühmte sich Johnny, fand aber bei Roger keine Reaktion mehr. Der hatte das ganze Spiel verpennt und nichts mitbekommen.
Johnny weckte ihn auf: „Trinker, steh auf, wir gehen. Das Spiel ist fertig.“
„Hat Kamerun gewonnen? Hat Roger Milla ein Tor geschossen?“, fragte Roger, der aussah, als ob er aus einer anderen Welt zu sich käme. Er wusste gar nicht mehr, dass der Held Roger Milla seit über 20 Jahren keinen Fußball mehr gespielt hatte und dass im Finale Deutschland gegen Argentinien gespielt hatte.
Ohne die Augen zu öffnen, fragte er noch einmal: „Was machst du in Paris, Johnny? Du solltest doch in Brasilien sein, oder? Hast du Anzehma angerufen? Mann, Mann, das arme Mädchen. Was haben wir getan? Das ist nicht gut. Das ist grausam, Johnny.“
Johnny schwieg zunächst, nahm zusammen mit zwei anderen Menschen seinen Freund mit und trug ihn ins Auto. Unterwegs erzählte der betrunkene Roger alles, was sich in Kamerun ab September 2013 abgespielt hatte und ließ sich nicht von Johnny unterbrechen.
„Warum hat die alte Amina uns nicht geholfen, die Hexe. Es doch kein Problem für sie gewesen. Ihr Mann ist reich. Sie ist reich und ihr hattet ein paar nette Bettgeschichten, oder? Ich hasse sie. Ich hasse sie, Bruder. Wegen ihr muss Anzehma leiden. Wir wären gar nicht auf diese Idee gekommen. Jetzt müssen das kleine Mädchen und ihre Eltern einen riesigen Schuldenberg auf ihren Schultern tragen. Ist das nicht gemein, was wir gemacht haben? Ist das nicht böse, Johnny? Wir sitzen hier in Paris und tun so, als ob es uns gut geht. Wir sind aber Betrüger, und du bist ein Heiratsschwindler. Fuck Me, Johnny Fuck Me Walker? Haha, ist das dein Name?“
Er machte eine Pause und schlief ein. Ja, er schnarchte sogar und Johnny war ein bisschen erleichtert, denn sie saßen zu fünft im Auto. Seine Frau Rita, eine Freundin von Rita, Roger, ein Freund von Johnny, und er selbst am Steuer.
Keiner von den Mitfahrern kannte seine Geschichte. Die waren immer noch in dem Glauben, er wäre auf der Flucht, wegen seiner ständigen Attacken gegen den Präsidenten von Kamerun.
Roger hörte auf zu schnarchen und, wie ein Automat, führte seinen Monolog genau da weiter, wo er eingeschlafen war.
„Hey Leute, er nannte sich Johnny Fuck Me Walker, der Afroamerikaner! Der reiche Mann, der Michael Jackson und Whitney Houston kannte, der mit Obama, Lebron James und Jordan Basketball spielt, der schon 50 Cent, Beyonce, Dr. Dre, Kanye West, Snoop und Stevie Wonder getroffen hat. Hahaha. Du bist ein Heiratsschwindler, Mann. Wir haben ein ganzes Dorf ausgeplündert. Wir haben ein ohnehin schon armes 18-jähriges Mädchen betrogen und sie für immer und ewig arm gemacht, mit kaum einer Chance, in dieser Welt noch glücklich zu werden. Der reiche Prinz, der aus New York kommt. Johnny, wir haben gesündigt. Wir müssen von den Reichen nehmen und nicht von den Armen. Es wäre mir egal, wenn wir Amina 10.000.000€ weggenommen hätten. Ich würde mich sogar freuen und mich als Held sehen. Für dieses Mädchen, ihre Familie und das ganze Dorf waren schon 100.000€ zu viel. Sie verkauften ihren Besitz, in der Hoffnung, dass es in ihrem Dorf bald asphaltierte Straßen, einen Flughafen, Hotels, eine Universität und Supermärkte geben würde. Sie freute sich darauf, dass Obama bei eurer Hochzeit zu Besuch käme. Aber wie konnte sie so naiv sein? Es wäre doch ganz einfach gewesen, alles aufzudecken. Die Hoffnung auf Reichtum treibt Menschen dazu, das unmögliche als möglich zu sehen. Auch wenn alle Signale auf Rot sind, sehen sie sie grün. Geld hat Magie. Geld ist Magie. Wegen Geld verlieren Menschen ihre Sinne und ihren Verstand. Wegen Geld werden Menschen zu Verbrechern. Eigentlich müsste ich das das Geld anklagen und nicht dich, Johnny Fuck Me Walker. Das Geld zeigt sich und versteckt sich wieder, wie eine Frau, die sich dir kurz nackt zeigt und dann in ein Labyrinth rennt. Du bist geil und dein Mann steht, wie ein Strahlstock, und du rennst hinter ihr her und jedes Mal siehst du sie immer am Ende der nächsten Kurven, und du wirst noch geiler, noch motivierter, sie endlich zu haben. Sie macht dich verrückt und du vergisst alles, was um dich ist. Du willst alles tun, um sie zu haben. So ist es mit dem Geld, Johnny. Eigentlich wollten wir nur Geld. Wir wollten gar niemandem schaden. Wir wollten nur das verdammte Geld. Ja, das verdammte Geld, um aus dem Land zu kommen, und noch mehr Geld zu bekommen. Wir wollten einfach nur dahin gehen, wo wir von den richtig Reichen Geld abhaben können. Dorthin, wo unser ganzes Geld liegt. Hier in Paris. Eigentlich nichts Verwerfliches, wenn nur kein armes Mädchen jetzt dafür büßen müsste. Johnny, sag mal, was glaubst du, wie es ihr jetzt geht? Lebt sie noch? Leben ihre armen und kranken Eltern noch? Konnten sie den Schock verkraften? Was für Menschen sind wir? Nein, ich werde meine Erinnerung in einem Tagesbuch aufschreiben. Weißt du, was der Titel sein wird: Der Heiratsschwindler, die afrikanische Frau und die Illusion des amerikanischen Traums. Ja, alles ist Illusion. Wir sind hier in Paris und das Geld, das wir aus Kamerun im Fernsehen gesehen haben ist nirgendwo zu finden. Hast du vielleicht einen einzigen Euro auf der Straße gefunden? Hahaha, ich lache mich kaputt. Wir betrügen, töten, nehmen Gefahren auf uns, ertrinken im Meer oder in der Wüste, um nach Europa zu kommen. Ja, wenn wir in Afrika sind, zeigt uns Europa sein ganzes Geld. Genau wie die Frau im Labyrinth. Europa zeigt uns sein ganzes Geld und Reichtum. Sie locken uns an und bringen uns dazu, sie zu bewundern. Europa freut sich, ja, Europa ist stolz darauf, wenn wir so kämpfen, um dorthin zu kommen. Europa genießt es, wenn es hört, dass noch Hunderte von Afrikanern im Meer ertrunken sind, nur weil sie zu ihm gelangen wollten. Es fühlt sich dadurch besonders. Es spielt damit, wie die Frau, die sich dir offen zeigt, aber dann davon rennt. So fühlt sich Europa wertvoll und kann seinen Kindern ein Gefühl der Überlegenheit vermitteln. Seht ihr, meine Kinder? Seht ihr, wie gut es euch geht? Seid froh und glücklich über das, was ihr habt. Andere Menschen würden sich allein schon darüber freuen, eure Krümel abzubekommen. Solches erzählt Europa ihren Kindern und betäubt somit ihr eigenes Leiden, ihr eigenes Unglück. Es ist alles nur Illusion. Wir alle, die afrikanische Frau, wir, die Kinder Europas, wir alle leben in Illusion. Ich habe dich gefragt, Johnny, du wolltest nach Paris kommen, um dir das Geld, das du im Fernsehen gesehen hast, zu holen. Stimmt doch, oder? Du dachtest, genau wie ich, dass wir hierher kommen und gleich am Flughafen Mercedes stehen sehen, an denen sich jeder bedienen kann? Du dachtest, du kommst hier, gehst in irgendein Geschäft und kannst dir deinen Boss-Anzug einfach so mitnehmen, oder? Sag die Wahrheit Rita, du warst dir sicher, dass das Chanel-Parfum hier auf der Straße verteilt wird, oder? Johnny, du dachtest, du kommst nach Paris und jede Wohnung sieht aus wie das Hotelzimmer vom Meridien in Douala, oder? Du hast es nie gewusst, Johnny. Du hast es nicht gewusst. Stimme mir doch zu.“
Sie waren nun in einer Banlieue nordwestlich von Paris angekommen und alle stiegen aus. Sie mussten noch etwa 100 Meter laufen, bis sie ihren Wohnblock erreicht hatten.
Johnny und ein anderer Freund trugen Roger nach oben in den siebten Stock, ohne Aufzug, und dabei redete dieser weiter wie am Fließband.
„Wir sind hier in Paris, Johnny. Verstehst du, Rita, wir sind hier in Paris und nicht in Douala. Ha ha ha, ha ha ha. Johnny, du wusstest nicht, dass es hier auch Schimmel gibt, oder? Du wusstest nicht, dass es in den Treppen hier so schmutzig und stinkig ist, oder? Du wusstest nicht, dass es hier auch Löcher in den Straßen gibt, oder? Du wusstest nicht, dass du hier Kinder und Menschen treffen wirst, die Löchern in den Kleidern haben, oder? Du wusstest nicht, dass hier geklaut und geschlagen wird, um an ein Stück Brot zu kommen, oder? Du wusstest nicht, dass Menschen hier sagen könnten, sie hätten Hunger, oder? Du wusstest nicht, dass man Speiseöl auf der Straße löffelweise verkauft, weil es sich manche nicht leisten können, eine ganze Flasche davon zu kaufen, oder?“
Sie waren nun mit Mühe in ihrer runtergekommenen Wohnung angekommen. Seit zwei Tagen hatten sie keinen Strom mehr gehabt, weil die Rechnung nicht bezahlt worden war. Mit der Taschenlampe vom Handy beleuchteten sie den Raum und brachten Roger in das Bett, in dem sie zu dritt schliefen.
„Wusstest du, Johnny, dass Menschen in Europa auch Strom weggenommen bekommen, weil sie nicht gezahlt haben? Genau wie bei uns in Kamerun? Ja, Bruder. Dieser hässliche Teil von Europa hatte sich vor uns versteckt. Nein, das hätte uns erschrecken und uns entmutigen können, die Reise ins Paradies anzutreten. Ich bin mir sicher, dass ich nicht hierhergekommen wäre, wenn ich alles das gewusst hätte. Wenn ich alles das im Fernsehen gesehen hätte, wenn nur alle diese Europäer, die ich in Kamerun kennengelernt habe, nicht so getan hätten, als ob es bei ihnen keine Armut gäbe. Europa hat uns nicht die ganze Wahrheit über sich gezeigt. Es wollte und will es nicht. Es hat Angst, dadurch seinen Wert zu verlieren. Ja, womit würde es noch angeben? Womit kann es noch seinen Kindern Stolz geben, wenn niemand mehr an ihm Interesse zeigt und es sich selbst überlässt? Sie kämpfen mit Milliarden gegen Einwanderer, dabei wäre es so viel einfacher, diese Bilder hier der Welt zu zeigen. Schau mal hier, schau dir mal die Treppen des Hauses an, schau mal, wo wir schlafen? Dafür mussten wir so ein Verbrechen begehen? Dafür mussten wir zu diesem Mädchen ungerecht sein? Wir müssen nun weitere Verbrechen begehen und das Ungerechte Gerecht machen. Aber hier ist das nicht so schlimm. Europa hat doch genug Geld, oder? Ein klein wenig aus Paris zu klauen und nach Kamerun zurückzubringen, macht Paris nicht arm, oder Johnny? Jetzt musst du zeigen, dass du wirklich Johnny Fuck Me Walker bist, der reiche, der aus New York kommt. Du bist jetzt - the rich black man from New York – aber diesmal in Europa. Jetzt fangen wir an, der Illusion eine Realität zu geben. Von der Illusion vom Geldes zum wahren Geld. Jetzt wirst du diese Frau im Labyrinth stellen. Sie wird nicht mehr wegrennen können. Aber jetzt wirst du nicht mit ihr schlafen und sie somit dafür bestrafen, dass du so leiden musstest, um sie zu fangen. Europa hat uns mit Geld hierher gelockt. Dieses Geld müssen wir jetzt haben und mitnehmen und dem Mädchen in Afrika und ihrem ganzen Dorf helfen. Wir müssen die Ungerechtigkeit reparieren. 500.000€ wird Europa dafür büßen müssen, dass es uns eine Illusion gegeben hat. Jetzt fühle ich mich wieder glücklich, Johnny. Jetzt geht es mir gut und ich weiß, dir geht’s jetzt auch gut. Gute Nacht, Bruder. Schlaf gut. Wir sind dort angekommen, wo wir uns das Geld nehmen werden.“
Johnny deckte seinen Freund zu und sagte: „Danke Bruder, ja, es geht mir auch wieder gut. Echt gut: Das erste Mal, seitdem ich hier in Frankreich bin. Ja, wir sind angekommen. Wir werden alles wiedergutmachen. Ich bin Johnny Fuck Me Walker. Schlafe du auch gut.“
„Guten Appetit, Roger. Hat es dir geschmeckt?“, fragte Johnny seinen besten Freund Roger.
„Willst du mich provozieren, Mann? Kann so ein Essen jemandem nicht gut schmecken?“, antwortete Roger und leckte seine Finger ab.
„Was ist los mit dir, Mann? He, ist essen ist% für dich so viel wert wie dein Leben? Ich habe nur eine Frage gestellt und du greifst mich sofort an, wie ein Schäferhund“, protestierte Johnny.
„Essen ist mein Leben, weil ich das Leben liebe. Lass mich in Ruhe essen. Wo ist dein Problem? Ich sage dir nicht, ob es mir geschmeckt hat oder nicht. Mach, was du willst. Von mir aus kannst du wieder aufstehen und weg gehen. Nein, anders rum, ich kann nach meinem Essen wieder aufstehen und weggehen. Du hast mich hierher bestellt“, griff Roger ihn an.
„Wenn du mir das Geld für dieses Essen zurückgibst, kannst du aufstehen und weg gehen. Sonst wirst du da sitzen bleiben, damit wir darüber reden, weswegen ich dich sehen wollte“, entgegnete Johnny.
„Siehst du? Du brauchst mich und ich dich nicht. Ich habe mich entschieden, nicht mit dir zu reden. Ja, ich bin beleidigt und deswegen rede ich nicht mit dir. Punkt, Schluss, aus“, sagte Roger.
„Warum beleidigt? Beleidigt, wegen dem leckeren gerillten Fisch mit frischen frittierten Kochbananen?“
„Haja. Du wusstest genau, dass es lecker ist und fragst mich trotzdem, ob es mir geschmeckt hat? Das war einfach nur pure Provokation. Zur deiner Information, nicht der Fisch und die Kochbanane waren das Leckerste. Nein, der Dip, der scharfe Dip war es und das Problem ist, dass man danach Durst bekommt. Anstatt dass du die richtigen Fragen stellst, verwirrst du Leute mit unsinnigen Dingen“, argumentierte Roger.
Johnny kannte seinen Freund sehr gut. Der hatte wie immer kaum was in der Tasche, dafür aber so ein Großmaul. Er wusste genau, worauf Roger hinaus wollte. Wenn er etwas essen oder trinken wollte, griff er immer an. Tat er so, als ob er sauer wäre. Besonders dann, wenn Johnny ihn brauchte. Johnny kannte seine erpresserische Art, aber Roger schaffte es trotzdem immer irgendwie, ihn damit unter Druck zu setzen.
„Was wäre dann deiner Meinung nach die richtige Frage gewesen?“, fragte Johnny.
„Willst du noch ein Bier haben? Ja, das wäre die richtige Frage. Nicht, dass ich ein Bier tatsächlich möchte. Aber das wäre die richtige Frage gewesen“, antwortete Roger und schaute dabei in eine andere Richtung, um Johnny nicht ins Gesicht sehen zu müssen.
„Ich wusste es. Ich war mir sicher, dass du etwas zu trinken willst. Es gibt nichts. Du hast sowieso schon gesagt, dass du keins willst“, sagte Johnny.
„Jetzt will ich es aber, denn wenn ich dabei bleibe, dass ich es nicht will, wie es wirklich auch war, wirst du glauben, du hättest Recht gehabt. Ich will jetzt dieses Bier, oder ich gehe“, drohte Roger.
„Steh auf und geh doch. Dann kannst du sehen, wo du dein Bier herbekommst“, antwortete Johnny, diesmal entschieden, sich die Erpressung von Roger nicht zu beugen.
„Okay, das hast du dann davon. Ich werde auch später nicht mit dir über deinen Plan reden“, versuchte Roger sich mit Johnny zu messen.
„Wenn du nicht gehst, dann gehe ich“, warnte Johnny.
„Okay, bleib stehen, ich gehe schon. Und erwarte nicht, dass ich dir für das Essen danken werde!“ Roger wollte austesten, wie ernst Johnny es wirklich meinte.
Er tat so, als ob er wirklich gehen wollte. Er stand auf, durchsuchte seine Tasche, dann räumte er den Tisch auf und trieb sich weiter so rum, ohne wirklich zu gehen, in der Hoffnung, dass Johnny ihn doch noch bitten würde zu bleiben.
„Du, nur ein Bier, Mann. Ich brauche nur noch ein Bier, um das gute Essen nachzuspülen und mir dabei deinen Plan anzuhören. Nur ein Bier, Johnny.“
„Was ist denn das Zauberwort, Roger?“
„Bitte, dann sage ich bitte, wenn das dich potenter macht.“
Johnny bestellte ihm sein Bier und Rogers Laune hatte sich auf einmal immens verbessert.
„Echt, nur wegen diesem einen Bier mussten wir 30 Minuten lang streiten?“, beklagte sich Johnny.
„Ich habe mit niemand gestritten. Das ist ein gutes Bier hier. Mit dieser Hitze und dem Dip geht es mir gut, Johnny; ja, es geht mir gut. Schieß mal los.“
„Danke für deinen Tipp von vorgestern“, fing Johnny an.
„Welcher Tipp denn? Ich gebe dir Tipps am laufenden Band“, gab Roger an.
„Mit dem Internet“, antwortete Johnny.
„Moment, Moment, ganz langsam jetzt. Heißt das, mit Armina hat es nicht geklappt?“
„Mann, ich werde diese Frau nicht mehr berühren. Nie mehr wieder. Sie spielt mit mir. Trotz Überstunden im Bett habe ich es noch nicht geschafft, sie zu überzeugen. Du kennst diese älteren Frauen. Nie wieder. Aber im Internetcafé von Wadjo habe ich ein anderes Opfer gefunden. Sie ist aber noch sehr jung. Ich habe sie ausspioniert, sie war auf einer Seite, wo Frauen Männer aus Europa suchen. Ich habe mit Wadjo geredet, er wird mir ihren Nicknamen beschaffen und mir den Namen der Seite aufschreiben.“
„Was ist dann dein Plan? Was hast du vor?“, fragte Roger.
Johnny erklärte ihm, was er vorhatte.
„Guter Job, Johnny. Gute Idee. Aber ich habe noch eine Bessere. Du hast gesagt, dass sie 18 ist. Die perfekte Beute. Sie ist noch die ganze Hoffnung einer Familie. Man kann noch auf sie setzen und spekulieren. Nun, wenn Wadjo dir ihre Daten gegeben hat, spioniere sie weiter aus und warte ab, bis sie wieder online ist. Du gehst schnell in ein anderes Café und nimmst über diese Seite Kontakt mit ihr auf. Anstatt über deinen Freund in Paris zu gehen, machst du die Sache selbst. Du weißt, dass unsere Frauen auch sehr vorsichtig geworden sind mit allem, was mit Frankreich zu tun hat. Sie sind nicht besser als wir, eher sogar schlimmer“, argumentierte Roger.
„Mann, was soll ich nun tun? Soll ich auch gar nicht sagen, dass ich selbst Pariser bin?“, fragte Johnny fast genervt.
Roger lächelte ein bisschen, trank sein Bier fertig und erklärte ihm genauestens seinen Plan. Alle Details waren darin bedacht.
„Mit diesem Plan, Bruder, knackst du auch die härtesten Nüsse“, sagte er stolz und betrachtete die leere Bierflasche auf dem Tisch.