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Megan Clark hat mich vor Jahren abblitzen lassen.
Niemand lässt mich abblitzen. Mit meinem Geld und meinem Charisma bin ich es gewohnt, zu bekommen, was ich will. Wozu ist man Millionär, wenn nicht, um Spaß zu haben?
Und ich habe viel Spaß.
Als Megan mich um einen Gefallen bittet, weiß ich ganz genau, welchen Preis ich verlangen werde.
Eine Nacht. Ohne Kleider. Und mehr Spaß als sie jemals mit irgendeinem anderen Mann hatte. Man bekommt nicht oft eine zweite Chance im Leben, und ich bin fest entschlossen, ihr zu zeigen, was sie bisher verpasst hat.
Doch obwohl es zwischen uns knistert, verbirgt sie etwas. Ein Geheimnis.
Auch ich habe ein Geheimnis. Ich will die eine Sache, die ich mit Geld nicht kaufen kann: ihre Liebe.
Über »Year of Passion«
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen ...
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Seitenzahl: 194
J. KENNER
YEAR of PASSION
JUNI
ROMAN
Aus dem Amerikanischen von Emma Ohlsen
Die Serie
»Mit dieser Serie trifft J. Kenner mitten ins Herz!« Carly Phillips
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen …
Entdecken Sie zwölf leidenschaftliche Liebesgeschichten:
Year of Passion – Januar
Year of Passion – Februar
Year of Passion – März
Year of Passion – April
Year of Passion – Mai
Year of Passion – Juni
Year of Passion – Juli
Year of Passion – August
Year of Passion – September
Year of Passion – Oktober
Year of Passion – November
Year of Passion – Dezember
Die Autorin
Die Bestsellerautorin J. Kenner arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unter J. Kenner im Diana Verlag. Wenn Sie mehr über J. Kenner erfahren wollen, entdecken Sie Das große J. Kenner Fanbuch.
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Vollständige deutsche E-Book-Ausgabe 12/2018
Copyright © 2018 by Julie Kenner
Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Man of the Month.
In Your Eyes bei Martini & Olive.
Copyright des deutschsprachigen E-Books © 2019 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Antje Steinhäuser
Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München
Umschlagmotiv: © Per Winbladh/ Gettyimages; surachet khamsuk, Christopher Hall, MrVander/ Shutterstock
Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich
Alle Rechte vorbehalten
e-ISBN 978-3-641-23722-6V002
www.diana-verlag.de
1
»Sieben Frauen aus meinem Spinning-Kurs«, sagte Taylor, als sie sich aus der Karaffe, die auf Megans Couchtisch stand, Wein einschenkte. »Sieben! Oder, nein, ich habe eine vergessen. Acht. Acht von den Frauen, die sich einen Flyer mitgenommen haben, wollen zu dem Event am Mittwoch kommen. Mädchen, du bist ein Genie. Oder Parker Manning ist schlicht schärfer, als die Polizei erlaubt.«
»Warum nicht beides?«, sagte Megan aufgekratzt. Sie hätte nie gedacht, dass ihre Marketing-Idee derart einschlagen würde. »Ich bin ein heimliches Promo-Genie, und Parker ist die personifizierte Sünde. Ernsthaft jetzt: Der Mann ist eine wandelnde Orgasmusgarantie. Und wie sagt man in der Branche so schön?«
»Sex sells?«, fragte Taylor.
»So ist es.«
Bei dem Event, von dem sie sprachen, handelte es sich um eine alle zwei Wochen stattfindende Wahl zum »Mann des Monats« für einen Männerkalender. Die Jungs, die sich zur Wahl stellten, schlenderten – meistens oben ohne – unter dem Jubel des größtenteils weiblichen Publikums über die Bühne und zeigten, was sie hatten.
Bisher hatte das The Fix Mr. Januar bis Mr. Mai gekrönt, und die Wahl zum Mr. Juni war für kommenden Mittwoch angesetzt, was in drei Tagen war. Kurz vor dem letzten Ereignis war Megan auf die Idee gekommen, nicht nur den Wettbewerb selbst zu promoten, sondern auch die Männer, die sich zur Wahl stellten. Wenn sie Flyer mit den Kandidaten druckten, würden diese sie bestimmt in der Familie und im Freundeskreis verteilen und dadurch den Bekanntheitsgrad erhöhen. Und wenn sich Lokalprominenz zu dem Wettbewerb anmeldete, vergrößerte das die Reichweite für ein potenzielles Publikum natürlich umso mehr.
Da die Flyer ihre Idee gewesen waren – und da sie zwei ihrer Chefs, Jenna und Tyree, gesagt hatte, die Bewerberliste bräuchte dringend sowohl mehr Sex-Appeal als auch mehr Berühmtheiten –, hatte Megan es sich zur Aufgabe gemacht, Männer zu rekrutieren, die entweder stadtbekannt waren und/oder ohne T-Shirt außergewöhnlich scharf aussahen.
Sie war noch immer dabei, Matthew Herrington, einen Fitnessstudio-Besitzer aus Austin, zu überreden, doch mit Parker Manning war ihr ein echter Coup gelungen. Manning, Erbe eines Ölvermögens, hatte das Gesicht eines Filmstars und den Körper eines griechischen Gottes, sah in Jeans und T-Shirt aus wie Sex am Stiel und war im Anzug der Inbegriff kultivierter Sinnlichkeit. Zwar hatte sie ihn noch nie mit freiem Oberkörper gesehen, zweifelte aber nicht daran, dass jede Frau in der Bar Schnappatmung bekommen würde, wenn er am kommenden Mittwoch über die Bühne spazierte.
Ihn für das The Fix zu gewinnen war wirklich eine PR-Großtat gewesen, und geholfen hatte zweifellos, dass es in ihrem Vorleben einige Berührungspunkte gegeben hatte. Parker hatte zu der Zeit in L. A. gelebt, als Megan dort als Maskenbildnerin gearbeitet hatte, und sich in denselben Kreisen bewegt wie Carlton, der Mistkerl, und einige ihrer wohlhabenderen Kundinnen. Dabei waren sie sich ein-, zweimal begegnet, und Parker hatte sie sogar einmal um ein Date gebeten, doch da sie und Carlton sich damals gerade näherkamen, hatte sie ihm einen Korb gegeben.
Als Megan erfahren hatte, dass Parker wieder nach Austin zurückgezogen war und sich ein Penthouse ausgerechnet in der Nähe vom The Fix gekauft hatte, deutete sie das als Vorsehung und verkündete ihren Freunden in der Bar, dass sie Parker Manning rekrutieren würde.
Natürlich hegten alle so ihre Zweifel. Denn Parker Manning hatte zwar ein atemberaubendes Äußeres und einen Ruf wie Donnerhall, war aber bekannt dafür, sich in der Öffentlichkeit eher zurückzuhalten. »Ich kenne ihn von der Highschool«, verriet Brooke Hamlin ihr. »Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du Glück haben wirst. Nicht, weil Parker schüchtern wäre. Er hat es bloß nicht nötig, ins Rampenlicht zu treten.«
Dessen war sich Megan bewusst. Der Parker, den sie in L. A. kennengelernt hatte, strahlte kühle, stille Zuversicht aus. Er schien genau zu wissen, wer er war, und musste niemandem etwas beweisen. Ein Mann wie er hatte wahrscheinlich wenig Freude daran, sein Gesicht auf dem Flyer einer Bar zu sehen.
Dennoch. Schließlich war er ein Bürger Austins, und es gab eine Verbindung zwischen ihnen, also konnte es nicht schaden, ihn einfach zu fragen. Und genau das tat sie.
Nicht direkt natürlich. Sie kontaktierte seine Assistentin, fragte um Erlaubnis, ein Foto von seiner Wikipedia-Seite benutzen zu dürfen, und bat, extra darauf hinzuweisen, dass man sich bereits aus Los Angeles kannte. Megan machte sich keine großen Hoffnungen, zumal Brookes Bemerkung ihre eigene Einschätzung unterstrich, daher war sie vollkommen verdattert, als er in weniger als vierundzwanzig Stunden nach der Anfrage zusagte.
Der Erfolg hatte ihrem Selbstvertrauen einen mächtigen Schub versetzt, und nach einem ausgelassenen Freudentänzchen durch ihre Wohnung hatte sie sich mit frischem Elan an die Arbeit gemacht. Dank Parker gelang es ihr in Rekordzeit, die restlichen Männer anzuwerben und den Flyer drucken zu lassen.
»Du hast doch noch welche, oder?«, fragte Taylor nun, als könne sie Gedanken lesen. »Dann würde ich morgen früh nämlich noch welche ins Seminar mitnehmen und dir die übrigen am Abend zurückgeben.«
Taylor, die an der University of Texas Theaterwissenschaften studierte, war nicht nur Stammgast im The Fix, sondern auch bei den vierzehntägigen Events für das Bühnenmanagement zuständig.
»Ja, ich habe noch welche.« Megan sprang auf und trat an ihren Schreibtisch – obwohl es nicht wirklich ihr Schreibtisch war, da sie die Wohnung nur für sechs Monate übernommen hatte und sich als Gegenleistung für eine geringe Miete um zwei Katzen und drei Aquarien mit exotischen Fischen kümmerte.
Sie hatte den ersten Karton mit zweihundert Flyern vor drei Tagen bestellt, doch im Handumdrehen waren alle an Bekannte, Kommilitonen und Kollegen verteilt, in Cafés und Bistros ausgelegt und an Schwarze Bretter gepinnt worden, und Megan war zur Druckerei zurückgekehrt, um zwei weitere Kartons zu bestellen, von denen sie nun einen zu Taylor trug.
»Ta-daaa!«, kommentierte sie. »Damit kannst du die ganze Stadt zupflastern.«
Taylor nahm den Deckel ab und legte ihre Hand auf das Bild von Parker, der in seinem Smoking so sexy aussah wie James Bond auf einer Cocktailparty. »Gib mir nur einen Moment, diesen Traum von Mann in mich aufzunehmen.«
Megan verdrehte die Augen. »Also, weißt du. Die anderen Jungs sind auch nicht wirklich hässlich. Wir verschaffen ihnen noch einen waschechten Minderwertigkeitskomplex.« Auf dem Flyer waren um das Logo vom The Fixon Sixth die Fotos von zwölf Männern gruppiert worden; Parker war also nur einer von vielen.
»Um Gottes willen, sie sind der Wahnsinn«, gab Taylor zurück. »Und wenn Parker nicht unter ihnen wäre, könnte ich mich kaum entscheiden. Doch der Bursche wird nicht nur gewinnen, sondern uns auch noch die Gäste in die Bar holen. Und langfristig dazu beitragen, dass noch ein paar mehr Kalender verkauft werden.«
Da Megan derselben Ansicht war, konnte sie nichts einwenden. Stattdessen hob sie ihr Glas und stieß damit gegen Taylors. »Auf mich!«, sagte sie und trank einen Schluck. Nach einem Augenblick fügte sie hinzu: »Vielleicht sollten wir langsam in die Bar gehen, wenn wir weitertrinken wollen. Mina wollte auch kommen.«
Megan und Taylor hatten sich im The Fix kennengelernt, kurz nachdem Megan von Los Angeles nach Austin gezogen war, und beim gemeinsamen Laufen schnell angefreundet. Mit Mina, der Dritten im Bunde, trainierten sie für einen Fünf-Kilometer-Lauf.
»Kann sein, dass sie heute in die Bar kommt, aber nicht wegen uns.« Minas Freund Cameron war für einen der Barkeeper eingesprungen, die am Wochenende arbeiteten. »Außerdem wollte Griffin mit uns kommen.« Sie blickte auf die Uhr auf dem Display ihres Handys und runzelte die Stirn. »Wo bleibt er überhaupt?«
»Jetzt mal im Ernst. Was ist da zwischen euch? Ihr schlaft doch miteinander, oder?«
»Nein«, sagte Megan. »Wir sind nur gute Freunde.«
»Aha.« Taylor stand auf und hängte sich ihre Tasche über die Schulter. »Pass auf, ich gehe schon mal vor, und ihr zwei kommt nach, okay?«
»Herrgott im Himmel, Taylor. Wir sind nicht zusammen. Du musst uns nicht allein lassen.«
Taylor neigte den Kopf zur Seite. »Weiß er, dass ich hier bin?«
»Was? Nein. Keine Ahnung. Wieso?«
»Weil der Junge zwar in deiner Gegenwart völlig entspannt ist, mich aber noch nicht besonders gut kennt. Und wenn er dich hier treffen will statt im The Fix, dann bestimmt, damit er sich keine Sorgen machen muss, was die Leute über seine Narben denken.«
»Warum müssen die Leute überhaupt immer etwas über seine Narben denken«, gab Megan zurück, obwohl sie recht gut wusste, wie albern die Frage war. Durch einen Unfall in der Kindheit hatte Griffin massive Brandnarben auf seiner gesamten rechten Gesichts- und Körperseite, und obwohl sie sie gar nicht mehr wahrnahm, wusste sie doch, dass sie außerhalb seiner Familie bei ihm eine Sonderstellung innehatte.
Sie hatte Taylor die Wahrheit gesagt, was Griffins und ihr Verhältnis anging, doch Taylor hatte mit ihrer Ahnung ebenfalls recht gehabt: Zwischen Megan und Griff hatte es sofort gestimmt. Doch nach dem ersten etwas unbeholfenen Kuss hatten sie sich eingestanden, dass ihre Beziehung wohl eher geschwisterlich bleiben sollte, und auf dieser Basis fühlten sie sich ungemein wohl miteinander. Daher war Taylors Einschätzung gar nicht so falsch: Wahrscheinlich war Griffin tatsächlich froh, wenn er erst bei ihr ein bisschen runterkommen konnte, ehe sie sich in die Menge stürzten.
Sie seufzte und zuckte die Achseln. »Na gut, dann geh vor. Wir kommen nach.«
Sobald Taylor aus der Tür hinaus war, kehrte Megan zum Wohnbereich im ersten Stock zurück und spähte aus dem Fenster. Sie beobachtete, wie ihre Freundin in Richtung Sixth Street ging, während sie gleichzeitig nach dem verbeulten Mustang Ausschau hielt, den Griffin gerade restaurierte.
Doch keine Spur von seinem Auto, und mit leichter Besorgnis streckte sie die Hand nach ihrem Handy aus, um Griffin eine Nachricht zu schicken, als sie innehielt. Auf der anderen Straßenseite entdeckte sie einen schwarzen Wagen. Plötzlich war ihr kalt, und unwillkürlich schlang sie die Arme um ihren Oberkörper. Dieser Wagen … hatte sie ihn nicht schon einmal gesehen? Hatte er nicht gestern auch schon dort gestanden?
Wieder schauderte sie, dann fuhr sie heftig zusammen, als es am Tor klingelte. Sie legte sich eine Hand aufs Dekolleté und seufzte. Sie musste endlich aufhören, Gespenster zu sehen. Los Angeles lag hinter ihr und war nur noch eine Erinnerung. Sie lebte jetzt in Austin.
Sie hatte sich aus dem Bauch heraus für diese Stadt entschieden und bereute es nicht. Austin erwies sich als echte Inspiration. Das Essen war großartig, die Atmosphäre hervorragend, und in nur wenigen Monaten hatte sie einen wunderbaren Freundeskreis um sich geschart. Zu dem auch Griffin gehörte, der gerade bei ihr geklingelt hatte. Sie würde sich nicht alles verderben, indem sie sich vor Schatten aus der Vergangenheit fürchtete. Carlton war nicht hier. Er kam auch nicht her. Alsohör auf, deine Paranoia zu pflegen!
Sie holte tief Luft, um sich zu stabilisieren, ging zur Tür und drückte die Taste für die Sprechanlage. »Griff?«
»Bist du fertig?«, fragte er vom Eingang. »Oder soll ich reinkommen?«
»Komm rein«, sagte sie und drückte den Knopf für das Tor. »Ich muss mich noch schminken.« Umziehen würde sie sich allerdings nicht. Ihre Jeans und das Top mit dem Stadt-Motto »Keep Austin Weird« mochten zwar sehr zwanglos sein, aber das kümmerte hier niemanden. In L. A. zog man sich zu jeder Gelegenheit schick an, doch Austin war tiefenentspannt. Außerdem hatte sie sich noch immer nicht an das feuchtheiße Klima gewöhnt, daher waren Tanktops zu ihrer Sommeruniform geworden.
»Tut mir leid, dass es etwas später wird«, sagte sie zu Griffin, als er an ihrer Tür war. »Taylor war eben hier, ist aber schon mal losgezogen, als sie hörte, dass du kommen würdest. Wir treffen sie gleich in der Bar.«
»Aha? Und warum ist sie nicht geblieben?«, fragte er und zog sich mit einer geübten Handbewegung die Kapuze vom Kopf.
Megan trat sich in Gedanken in den Hintern. Sie hatte nicht vor, ihm zu verraten, dass Taylor vor allem an seine Narben gedacht hatte. »Sie glaubt, dass wir heimlich etwas miteinander haben.«
»Heimlich?«, fragte er. »Also mir ist das ja eher unheimlich.«
Lachend lief Megan nach oben, um sich fertig zu machen, was nicht besonders lange dauerte. Sie legte nur ein leichtes Make-up auf und fasste ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, da sie sonst in diesem Klima schnell im Nacken schwitzte.
»Taylor sollte schon anhand meines Tops klar sein, dass wir beide nichts miteinander haben«, erklärte sie, als sie zurückkehrte.
»Was? Bin ich es etwa nicht wert, dass du dich für mich umziehst?«, fragte er gespielt empört.
»Sorry, viel zu heiß. Ich glaube, ich gehe bis zum Herbst mit niemandem mehr aus. Alles eine Kleiderfrage.«
»Keine schlechte Entscheidung«, entgegnete er. »Ich gehe bis zum nächsten Jahrtausend mit niemandem mehr aus. Alles eine Egofrage.«
»Griff …« Sie schüttelte den Kopf. Diese Diskussion hatten sie in den Monaten, die sie sich nun schon kannten, bereits mehrfach gehabt. »Du brauchst keine Hemmungen zu haben. Wir zwei hätten fast etwas miteinander angefangen, und mir gegenüber warst du nie befangen.«
»Ja, du bist ja auch Maskenbildnerin.«
Verblüfft blieb sie an der Tür stehen. »Das kapier ich nicht. Dann müsstest du doch eigentlich in meiner Nähe umso befangener sein.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein. Du bist geübt darin, über Makel hinwegzusehen. Für dich sind vergrößerte Poren doch genauso eine Herausforderung wie dieses Desaster hier.« Er deutete auf sein Gesicht, das nun, da er die Kapuze wieder über den Kopf gezogen hatte, kaum zu sehen war. »Die meisten Menschen sehen nur die Fassade, aber nicht das Potenzial dahinter. Falls ich jemanden kennenlernen wollte …«
»Wenn du jemanden kennenlernst«, verbesserte sie ihn.
»Wenn ich jemanden kennenlerne«, setzte er neu an, »dann kann es nur eine Frau sein, die das versteht.«
»Vielleicht sind die meisten Frauen gar nicht so oberflächlich, wie du es ihnen unterstellst.«
Er zuckte die Achseln. »Mag sein. Vielleicht habe ich das alles auch nur gesagt, um zu vertuschen, dass ich einfach noch nicht bereit bin.«
Da das durchaus der Fall sein mochte, beschloss Megan, nicht weiter darauf einzugehen. Dennoch hoffte sie, dass er bald der Richtigen begegnen würde. Griffin war lustig, cool und talentiert. Durch seine Arbeit als Synchronschauspieler und Sprecher, mit seinem beliebten Podcast und der Web-Serie, die sich zu einem Riesenerfolg entwickelte, machte er sich langsam, aber sicher einen Namen.
Doch bei all dem Rummel um seine Person war er, wie sie befürchtete, schrecklich einsam.
Allerdings wäre es heuchlerisch von ihr gewesen, ihn zu sehr zu drängen, denn ihr eigener Unwille, sich mit jemandem zu verabreden, hatte nicht nur mit Tanktops zu tun. Sie hatte in L. A. eine Beziehung gehabt, und die war nicht gerade gut gelaufen. Im Augenblick hatte sie keinerlei Bedürfnis, diese Erfahrung zu wiederholen.
Was allerdings nicht bedeutete, dass sie im Zölibat leben wollte. Anders als Griff hatte sie zwei One-Night-Stands gehabt, seit sie nach Austin gezogen war. Kleine Intermezzi aus Einsamkeit oder – wenn sie ganz ehrlich war – aus purem Verlangen nach Sex. Doch nichts davon hatte auch nur annähernd mit einer Beziehung zu tun gehabt.
Ja, verdammt, sie war nicht einmal über Nacht geblieben. Und der Gedanke, einem Mann Herz und Seele zu öffnen … Tja, es würde wohl verflixt lange dauern, bis sie bereit war, dieses Risiko ein weiteres Mal einzugehen.
Sie schloss die Tür hinter sich, und sie gingen auf das äußere Tor zu. Die Railyard-Wohnanlage war aus alten Lagerhäusern entstanden und befand sich in Austins Innenstadt. Da sie am westlichen Ende des Grundstücks wohnte, hatten sie nicht weit zu gehen, bis sie die Kreuzung erreichten und sich in Richtung Vergnügungsviertel begaben.
»Ach, was soll’s!«, sagte sie, um die Stille zu füllen und ihre Stimmung etwas aufzuheitern. »Vielleicht sollten wir auf alle pfeifen und heiraten.«
»Von mir aus«, sagte er, als sie links auf die Sixth Street einbogen. »Sollten wir noch Single sein, wenn uns junge Leute über die Straße helfen wollen, geben wir uns das Ja-Wort.«
»Abgemacht.« Sie warfen einander einen Blick zu und begannen zu lachen. Mission erfüllt, dachte sie, als das The Fix on Sixth in Sicht kam. Allein in der Bar zu sein, die ihr wie ein zweites Zuhause geworden war, hätte ihre Stimmung gehoben, aber es war ein gutes Gefühl, lächelnd hineinzugehen.
Für einen Sonntagabend war der Laden erstaunlich gut besucht. Griffin war das anscheinend auch aufgefallen, denn er lehnte sich zu ihr, um sich besser verständlich zu machen. »Sieht so aus, als würde die Werbung ihren Zweck erfüllen. Ein zweischneidiges Schwert, wenn du mich fragst.«
Sie wusste, was er meinte. Der Besitzer der Bar, Tyree Johnson, hatte in den vergangenen Monaten mit finanziellen Sorgen zu kämpfen gehabt und deutlich gemacht, dass das The Fix im nächsten Jahr nur dann noch geöffnet sein würde, wenn der Laden einen kontinuierlichen und substanziellen Gewinn abwarf.
Mehr Gäste bedeuteten mehr Umsatz, und das war im Angesicht der drohenden Schließung natürlich nur gut. Aber es bedeutete eben auch mehr Leute, und das selbst an Abenden, die traditionell schwach besucht gewesen waren, und manchmal fürchtete Megan, dass es zu voll werden könnte, um noch gemütlich zu sein. Es wäre traurig, nur noch mit Mühe einen Platz an der Theke zu ergattern, nur um festzustellen, dass man praktisch niemanden mehr kannte.
Im Augenblick war die Sorge noch vollkommen unbegründet. Sie und Griff fanden problemlos Plätze am Ende der langen Bar, die sich parallel zur Längsseite erstreckte, und der Barkeeper, Cameron, brachte ihnen nur wenige Sekunden, nachdem sie sich niedergelassen hatten, schon ihre üblichen Drinks. »Wollt ihr was essen?«, fragte er und sah sie abwechselnd an. »Ich weiß doch, dass ihr gefüllte Eier liebt.«
Cameron, der an der University of Texas studierte, wenn er nicht gerade hinterm Tresen stand, war vor Kurzem zum stellvertretenden Wochenendmanager befördert worden, und in Anbetracht der Tatsache, dass er nie vergaß, was ein Stammgast trank, und stets köstliche Gerichte empfahl, war die Beförderung in Megans Augen mehr als verdient.
Cameron, dunkelhaarig und breitschultrig, war vor einigen Wochen zum Mr. März in dem geplanten Männerkalender gekürt worden, und sein Anblick erinnerte Megan wieder an ihr baldiges Treffen mit Tyrees Verlobter Eva Anderson, der Fotografin, die offiziell die Jungs für den Kalender und die Bar ablichten würde.
»Hey.« Taylor gesellte sich zu ihnen, im Schlepptau Brooke Hamlin, Star der Reality-Show, für deren kommende Staffel das The Fix renoviert wurde. Bisher hatte das Team hauptsächlich gefilmt und geschnitten, doch im August würde die erste Folge gezeigt werden, und Megan ging davon aus, dass anschließend noch mehr Leute in den Laden strömen würden.
»Gut, dass du da bist.« Taylor schob sich zwischen Griffin und Megan, konzentrierte sich jedoch gänzlich auf Megan. »Da ist etwas im Busch. Und es ist nicht gut.«
Megan zog die Brauen zusammen. »Wieso? Was meinst du?«
»Es hat was mit dem Flyer zu tun«, erklärte Brooke. »Ich habe Jenna und Reece reden hören. Es scheint Ärger zu geben, wenn ich auch nicht weiß, was genau los ist.«
»Aber … aber wieso denn?« Sie blickte hinab auf den Flyer, auf den sie so stolz war, und fragte sich beklommen, was damit nicht stimmen mochte.
»Ach, mach dir keine Sorgen«, sagte Griffin. Sie saß zu seiner Rechten, wie sie es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, weil sie auf diese Art seine entstellte Seite vor Fremden abschirmte. Nun nahm er ihre Hand in seine und drückte sie aufmunternd, und sie spürte das harte, gespannte Narbengewebe seine Haut. »So schlimm wird es schon nicht sein.«
Leider doch, wie sie weniger als drei Minuten später feststellen musste, als Jenna auf sie zu eilte. »Ich bin so froh, dass du hier bist«, sagte sie und klang teils erleichtert, teils besorgt. »Ich wollte dich schon anrufen. Tyree und ich müssen unbedingt mit dir reden. Jetzt.«
Megan warf Griffin einen Blick zu, den er ratlos erwiderte. »Ähm, worum geht’s?«
»Um Parker Manning«, sagte Jenna. »Er hat den Flyer gesehen. Und ist stinksauer!«
2
Sobald Megan Tyrees Büro betrat, wusste sie, wie sich eine zum Tode verurteilte Person vor dem Erschießungskommando fühlen musste.
Tyree saß hinter seinem Schreibtisch, die Hände vor sich gefaltet, und das Licht der Tischlampe ließ seine dunkle Haut glänzen.
Jenna, deren rotes Haar ihr Gesicht einrahmte, stand neben ihrem Verlobten Reece und fokussierte einen Punkt irgendwo über Megans Schulter. Reece, Mitbesitzer und Geschäftsführer der Bar, sah sie mitfühlend an, was Megan eher zu schätzen gewusst hätte, wenn sie wenigstens eine Ahnung gehabt hätte, worum es hier überhaupt ging.
Es war Brent, vierter Teilhaber und Sicherheitschef, der das Wort ergriff, und seine Stimme war so sanft, als spräche er zu seiner fünfjährigen Tochter. »Danke, dass du gekommen bist. Setz dich. Ich verspreche dir, dass wir dir nicht den Kopf abreißen, aber wir müssen die Sache klären.«