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Als Barkeeper kenne ich mich mit Flirten aus. Ich habe ein attraktives Lachen, Selbstbewusstsein und ich mixe einen perfekten Martini.
Aber es gibt nur eine Frau, die ich will. Mina Silver.
Ich habe Jahre damit verbracht, mir vorzustellen, wie sie sich in meinen Armen anfühlen würde. Was wir alles im Bett tun würden. Wie wir alle Regeln brechen würden.
Denn auch wenn es zwischen uns bei jeder Berührung knistert, ist sie tabu für mich.
Doch ich halte es nicht mehr aus … Ich werde die Regeln brechen und um die Frau kämpfen, die ich will.
Über »Year of Passion«
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen ...
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Seitenzahl: 234
J. KENNER
YEAR of PASSION
MÄRZ
ROMAN
Aus dem Amerikanischen von Marie Rahn
Die Serie
»Mit dieser Serie trifft J. Kenner mitten ins Herz!« Carly Phillips
Sexy Sixpacks, breite Schultern und verführerische Blicke – in der Bar The Fix geht es heiß her. Ein attraktiver Mann nach dem anderen liefert auf dem Laufsteg eine atemberaubende Show. Und die Damen in der Jury haben die Qual der Wahl: Welche zwölf Kandidaten werden gewinnen und am Fotoshooting für den heißesten Kalender aller Zeiten teilnehmen?
Mit dieser genialen Publicity-Aktion will eine Gruppe von Freunden ihre Lieblingsbar vor dem Aus retten. Schnell wird klar, dass es um noch viel mehr geht als den Kalender: Während sich die Atmosphäre immer weiter aufheizt, entflammen die Gefühle – und für jeden der zwölf Männer führt eine aufregende Begegnung zu ungeahnten Konsequenzen ...
Entdecken Sie zwölf leidenschaftliche Liebesgeschichten:
Year of Passion – Januar
Year of Passion – Februar
Year of Passion – März
Year of Passion – April
Year of Passion – Mai
Year of Passion – Juni
Year of Passion – Juli
Year of Passion – August
Year of Passion – September
Year of Passion – Oktober
Year of Passion – November
Year of Passion – Dezember
Die Autorin
Die Bestsellerautorin J. Kenner arbeitete als Anwältin, bevor sie sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, widmete. Ihre Bücher haben sich weltweit mehr als drei Millionen Mal verkauft und erscheinen in über zwanzig Sprachen. J. Kenner lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Texas, USA. Ihre lieferbaren Romane und Erzählungen finden Sie unter J. Kenner im Diana Verlag. Wenn Sie mehr über J. Kenner erfahren wollen, entdecken Sie Das große J. Kenner Fanbuch.
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Vollständige deutsche E-Book-Ausgabe 12/2018
Copyright © 2018 by Julie Kenner
Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel Man of the Month. Need You Now bei Martini & Olive.
Copyright des deutschsprachigen E-Books © 2019 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Antje Steinhäuser
Umschlaggestaltung: t.mutzenbach design, München
Umschlagmotiv: © Geber86/ Gettyimages; surachet khamsuk,
Christopher Hall, MrVander/ Shutterstock
Satz: Christine Roithner Verlagsservice, Breitenaich
Alle Rechte vorbehalten
e-ISBN 978-3-641-23719-6V001
www.diana-verlag.de
1
»Du, mein Freund, hast echt Eier! Richtige Prachteier!«
Cameron Reed trank zufrieden einen großen Schluck von seinem Bier und starrte auf den Zeigefinger direkt vor seiner Nase. Er saß an einem Vierertisch am vorderen Fenster im The Fix on Sixth, einer angesagten Bar in Austin, wo er als Barkeeper arbeitete, wenn er nicht gerade zur Uni ging oder, wie heute, seinen freien Tag genoss.
Der Finger vor seiner Nase gehörte Nolan Wood, einem Moderator des Lokalradios, der im The Fix Stammgast war.
Darryl Silver besetzte den dritten Stuhl am Tisch. Er war schon seit Kindertagen Cams bester Freund und gerade nach seinem erfolgreich abgeschlossenen Jurastudium nach Austin zurückgekehrt. »Will mir mal jemand verraten, wieso hier die cojones meines Kumpels gepriesen werden?«, erkundigte er sich.
»Tja«, sagte Cam, schob den Stuhl zurück und umfasste besagtes Körperteil. »Weil sie es wert sind, wusstest du das nicht?«
Darryl schnaubte und wandte sich zu Nolan. »Dann verrat’s du mir doch. Das Ego unseres Goldjungen steht meiner Bildung im Wege.«
»Es geht schon wieder los: Er redet wie ein Babyanwalt«, spottete Cam, worauf Darryl ihm den Mittelfinger zeigte.
Nolan ignorierte das kleine Scharmützel und antwortete Darryl: »Weil Cam und seine cojones beim Contest um Mr. Februar viel Aufsehen erregten, obwohl er nicht gewonnen hat.«
Cam schnappte sich einen Loaded Hush Puppy aus einem papierverkleideten Plastikkörbchen und steckte ihn sich in den Mund. Obwohl es sein freier Tag war, fühlte er sich im The Fix genauso heimisch wie in seinem Studentenzimmer am Campus oder in dem winzigen Haus im Süden von Austin, wo seine Schwester und er aufgewachsen waren. Jetzt war er hier, um was zu Mittag zu essen und das Leben auf der anderen Seite der Bar zu genießen.
Ein paar Tische weiter blickte Tiffany, eine der Kellnerinnen, zu ihnen herüber. Er hob sein Bier, um ein weiteres zu bestellen, worauf sie nickte, während sie Getränke und Burger servierte. Zwar war das The Fix abends am vollsten, aber auch zur Mittagszeit war es gut besucht.
Cam lehnte sich zurück und nahm dieselbe entspannte Haltung ein wie Nolan. »Ach, weißt du«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass ich Aufsehen erregt, sondern eher ein Statement abgegeben habe.«
»Ha!«, stieß Nolan fast bellend hervor. »Allerdings! Comic Relief«, sagte er kopfschüttelnd, als würde er die Szene noch mal durchleben. »Das muss man doch einfach lieben!«
»Du vielleicht«, bemerkte Darryl und stellte sein Glas mit Cola-Rum ab. »Aber ich weiß eben nicht, worüber ihr zwei da redet, verdammt noch mal. Comic Relief? Mr. Februar? Was soll das – oh, halt!« Er wandte sich an Cameron. »Das hat was mit dem Kalendermann-Contest zu tun, oder? Mina hat mir was davon erzählt.«
Bei der Erwähnung von Darryls Zwillingsschwester spürte Cam das vertraute Ziehen in der Magengegend und einer Region weiter südlich. Schon sein halbes Leben hatte er eine Schwäche für Mina Silver, und er kannte sie noch viel länger. Schließlich war sie die Zwillingsschwester seines besten Freundes, daher war sie ständig in der Nähe gewesen. Sie hatten ihre Scherze mit ihr getrieben und sie verscheucht, wenn sie nervig wurde.
Zumindest so lange, bis Cam ihr süßes Lächeln und ihr ganz spezieller Humor aufgefallen waren. Bis er bemerkte, dass mindestens die Hälfte seiner Besuche während der Sommerferien weniger der Lust auf Videospiele mit seinem Kumpel geschuldet war, sondern mehr der Aussicht, einen Blick auf Mina zu erhaschen.
Und dann, eines Tages, hatte er gesehen, wie sie im Einkaufszentrum mit Tony Renfroe herummachte, einem Quarterback aus der Highschool, dessen Gesicht ständig in der Lokalzeitung zu sehen war.
Da hatte sich zum ersten Mal die Bestie in Cameron gerührt. Ein wildes, gieriges Tier, das sich am liebsten auf Tony gestürzt und ihn vom Sockel gerissen hätte – und aus Minas Armen.
Aber er hatte der Bestie nicht nachgegeben. Damals nicht. Und später auch nicht.
Und Mina war mit Tony gegangen. Dann mit Alex. Danach mit Roger. Und mit Gott weiß wem noch.
Aber nie mit Cam. Und im Laufe der Jahre waren seine Empfindungen für sie immer intensiver geworden, hatten die warmen, schnulzigen Gefühle eines Teenagers zugunsten von detailgetreuen, nicht jugendfreien Bildfolgen hinter sich gelassen, die ihn morgens mit einer derart schmerzhaft harten Latte aufwachen ließen, dass nicht mal eine kalte Dusche Linderung brachte.
»Du sagst es«, erwiderte Nolan auf Darryls Frage. »Der Contest zum Mr. Februar war letzten Mittwoch. Ich muss sagen: Bislang hat das The Fix zwar erst zwei Wettbewerbe veranstaltet, aber man hört schon in der ganzen Stadt davon. Ich glaube, da haben sie wirklich einen Coup gelandet.«
Darryl öffnete den Mund, wahrscheinlich um zu sagen, dass er immer noch nicht genau wusste, wovon die Rede war, da kam ihm Cam zuvor und erklärte ihm alles über den Contest und die anderen Veränderungen im The Fix, die die Umsätze der Bar ankurbeln sollten.
Als Barkeeper wusste Cam nur das, was Tyree, der Eigentümer der Bar, ihm in groben Zügen erzählt hatte. Im Wesentlichen ging es darum, dass The Fix in finanziellen Schwierigkeiten steckte – hauptsächlich, weil mehrere Bars, die als Filiale irgendwelcher Gastronomieketten liefen, neu eröffnet hatten und mit billigen Drinks und spärlich bekleideten Serviererinnen Gäste anlocken sollten.
Die Quintessenz? Wenn der Umsatz der Bar nicht bis zum Ende des Kalenderjahrs beträchtlich anstieg, würde The Fix seine Türen schließen müssen.
Die Lage war Cam und den anderen Angestellten bei einem Personalmeeting erläutert worden, genau wie die Neuigkeit, dass Tyree sich mit Reece Walker, Brent Sinclair und Jenna Montgomery zusammengetan hatte, um die Bar zu retten.
Reece, der Barmanager, war Cams direkter Vorgesetzter. Brent, ein ehemaliger Cop, kümmerte sich um alle Sicherheitsfragen. Jenna hatte nicht in der Bar gearbeitet, bevor sie an Bord gekommen war, sondern im Marketing. Sie hatte mehrere Veränderungen und Werbemaßnahmen eingeführt, die die Umsätze steigern, mehr Gäste ansprechen und den Ruf der Bar in der ganzen Stadt verbessern sollten.
Nach Cams Meinung war der größte Coup für die Bar allerdings, dass man The Business Plan an Land gezogen hatte, eine Reality-Show rund ums Renovieren, in der sich alles darum drehte, The Fix on Sixth auf Vordermann zu bringen. Für Cam war das nicht nur eine verdammt gute Methode, an kostenlose Werbung zu kommen, sondern die Sendung brachte auch mit sich, dass Mina, die sich ein Praktikum in der Show ergattert hatte, jetzt fast täglich in der Bar war und mit ihrem strahlenden Lächeln und der auf perfekte Weise knappen Jeans vor seinen Augen herumtänzelte.
Die Show wurde noch nicht gesendet – man drehte erst alle sechs Folgen ab, bevor sie gezeigt wurden. Doch der Kalender-Contest war einer der Gründe, warum die Produzenten sich für The Fix entschieden hatten, denn er sollte als Hintergrund für das laufende Renovierungsprojekt dienen. Und es war nun mal eindeutig so, dass der Contest bei den Stammgästen wie eine Granate eingeschlagen hatte.
Nicht nur männliche Gäste bewarben sich als Kandidaten, sondern auch Fitnessgurus, Schauspieler und Models aus Austin. Und bei den ersten beiden Contests waren die Frauen in Scharen gekommen, um zu trinken und den Kandidaten zuzujubeln.
Der Wettbewerb war ein derartiger Zuschauermagnet, dass sich eine Schlange bis zum Ende des Blocks gebildet hatte, und an beiden Abenden hatte Cam an der Bar so hart geschuftet wie noch nie zuvor. Er musste sich ehrlich eingestehen, dass er allein deshalb in Versuchung war, sich erneut als Kandidat zur Verfügung zu stellen, weil er beim Wettbewerb eine volle Stunde von der Bar weggekommen war.
»Wirklich? Das hast du getan?« Man hörte an Darryls Stimme, wie schockiert er war. Mit nacktem Oberkörper über eine Bühne zu stolzieren gehörte ohne Weiteres zu Darryls Repertoire, aber bis letzten Mittwoch hätte Cam nie gedacht, dass das auch in ihm selbst steckte. »Du?«, wiederholte Darryl. Er räusperte sich und verkündete dann mit tiefer, dramatischer Stimme: »Cameron Reed. Tagsüber sanftmütiger Bibliothekar, nachts Internetpornostar.«
»Pornostar?«, echote Cam und nickte weise. »Weißt du, es sind meine Prachteier, die die Zuschauer anlocken.«
Nolan platzte so laut los, dass er die Runde fast mit Bier bespuckt hätte. »Bibliothekar?«
Jetzt musste Darryl lachen. »Nein, nein, dieser Teil ist kein Scherz. Höchstens das ›sanftmütig‹.«
Cam verdrehte die Augen. »Seltene Bücher und Manuskripte«, erklärte er Nolan. »Und Darryl zieht mich deswegen gern auf.«
Wie die meisten ihrer Freunde hatte auch Darryl angenommen, Cam würde sich um ein Jurastudium bewerben und ihm ins Land der Einsprüche und eidesstattlichen Aussagen folgen. Stattdessen hatte Cam sich mit seinem funkelnagelneuen Abschluss in Geschichte an einer Uni beworben, wo man gleichzeitig Geschichte und Bibliothekswissenschaften studieren konnte. Das war vielleicht nicht so sexy wie Strafprozesse, aber er mochte die stille, penible Arbeit, ganz zu schweigen von dem Ruch der Vergangenheit und dem Duft von Leder, Staub und Papier. Ende des Sommers würde er seinen Abschluss machen und hatte bereits ein sehr gutes Stipendium für eine Promotion ergattert.
»… kann mir dich einfach nicht in einem Contest für den Mann des Monats vorstellen.«
Cam sah seinen Freund an. »Sorry, was?«
»Ich meine, dich auf einer Bühne. Dich, wie du bist, schon«, fuhr Darryl fort und bemerkte augenscheinlich nicht, dass Cam nicht ganz bei der Sache war. »Denn wir beide wissen ja, was für ein scharfer Typ du bist.«
Er wirbelte zu Nolan herum. »Cam ist mein bester Freund – und zwischen uns gilt eine strikte ›Hände-weg-Regel‹, seit ich ihm gestanden habe, dass ich bi bin – aber das heißt nicht, dass ich mir jeden Kommentar zur Qualität der Ware verkneifen muss. Ich meine: diese breiten Schultern? Und dieses lächerlich definierte Sixpack? Ganz zu schweigen von diesem Arsch? Findest du nicht?«
»Da kann ich nicht widersprechen«, nickte Nolan. »Und das als lebenslanger Hetero und Macho.«
»Ganz genau.« Er wandte sich wieder an Cam, der kopfschüttelnd zur Decke blickte, als flehte er die Götter um Gnade an. »Keine Frage, dass du über die erforderliche Ausstattung verfügst. Du wirst ja auch von Gott weiß genug Angehörigen des weiblichen Geschlechts angebaggert. Aber wir beide wissen auch, dass du einfach keine Rampensau bist. Woher hast du also die Prachteier, von denen wir die ganze Zeit reden?«
»Ganz ehrlich?«, erwiderte Cam. »Der Verdienst gebührt deiner Schwester, weil sie mir derart zusetzte, als ich nicht antreten wollte, dass innerhalb kürzester Zeit praktisch jeder in der Bar mich fragte, wieso ich mir nicht einfach das Hemd vom Leib reißen und auf die Bühne stürmen würde.«
Darryl schnaubte. »Ja, ja, Mina kann zur Naturgewalt werden, wenn sie sich erst mal etwas in den Kopf gesetzt hat. Es ist verdammt schwer, ihr zu widerstehen.«
Wie recht er doch hatte!
Als Mina das erste Mal vorschlug, Cam sollte sich bewerben, hatte er sich ganz kurz in dem Glauben gewiegt, sie stellte sich ihn so vor wie er sich sie: mit nacktem Oberkörper, verschwitzt und in zerwühlten Laken. Oder zumindest so, wie Darryl ihn immer beschrieb: als Kerl, von dem sich Frauen ein Bild an die Wand pinnten.
Aber so war es nicht, und das wusste Cam. Mina sah ihn als Freund – und als Freund wollte sie ihn nur ein bisschen auf die Schippe nehmen. Ihn provozieren, sich zu zeigen und die Sau rauszulassen. Nur leider nicht mit ihr.
Nachdem er erst mal erkannt hatte, dass Mina kein persönliches Interesse an seiner Kandidatur hatte, erschien ihm die Vorstellung, mit nacktem Oberkörper über eine Bühne zu stolzieren, nicht mehr so verlockend. Aber hätte er einen Rückzieher gemacht, hätte ihn jeder im The Fix für einen verdammten Feigling gehalten.
Also war er eingeknickt – und hatte auf cool gemacht.
»Ist über den roten Teppich geschritten, als hätte er nie was anderes gemacht«, erklärte Nolan jetzt, »und als er auf der Bühne war, hat er sich einfach das Hemd vom Leib gerissen. Und da war es, mit rotem Lippenstift quer über seine Brust geschrieben.«
»Comic Relief«, sagte Darryl, lehnte sich zurück und klatschte anerkennend in die Hände. »Verdammt smart.«
»Hey«, erwiderte Cam, mehr als gewillt, das Lob einzustecken, anstatt zu gestehen, dass seine Prachteier ziemlich geschrumpft waren. »Manchmal muss man eben alles auf eine Karte setzen.«
»Wie ich schon sagte, große, glitzernde Prachteier.« Nolan fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Deshalb musst du mit deinen Prachteiern unbedingt in meine Sendung. Genau so was kann ich in Radiogold verwandeln. Vor allem, weil wir die Sendung auch live über Social-Media-Plattformen senden. Meine Fans werden verrückt spielen.«
»Vergiss es.« Ziemlich viele Einwohner von Austin schalteten morgens im Berufsverkehr Nolan Woods Sendung Mornings with Wood ein, und Cam war nicht darauf erpicht, seinen Anfall von lustgetriebenem Wahnsinn mit ihnen zu teilen.
»Wo ist eigentlich Mina?«, fragte Cam, sowohl, um das Thema zu wechseln, als auch, weil es ihn wirklich interessierte. »Ich dachte sie sollte heute die zweite Kamera bedienen, während Brooke und Spencer an der zusätzlichen Bar arbeiten.«
Er wies nickend über das Gewimmel aus Tischen, Stühlen und Gästen hinweg zum hinteren Teil des Raums, wo Brooke Hamlin und Spencer Dean – die beiden Moderatoren von The Business Plan – gerade die Position der frei stehenden Bar korrigierten, die sie am Vorabend fertig gebaut hatten. Einer der beiden Kameramänner stand in der Nähe und filmte alles. Der zweite war heute freigestellt, weil er wegen einer dringenden Familienangelegenheit nach L. A. hatte zurückfliegen müssen.
Als Praktikantin der Sendung sollte Mina die zweite Kamera bedienen. Nur war sie nicht da. Und da Cam wusste, wie sehr Mina dieses Praktikum gewollt hatte und wie hart sie arbeitete, konnte er nicht den Anflug von Sorge unterdrücken, der ihn befiel. Und als er sah, wie Spencer liebevoll und gleichzeitig besitzergreifend Brookes Nacken umfasste, wurde Cams Sehnsucht nach Mina nur noch stärker, obwohl er nicht das geringste Recht hatte, sie auf solche Weise zu berühren.
»Darryl?«, hakte er nach. »Weißt du, wo sie ist?«
Sein Freund zuckte nur die Achseln. »Ich kann von Glück sagen, wenn sie daran denkt, mir ’ne Weihnachtskarte zu schicken. Auch wenn wir Zwillinge sind, waren wir – Moment mal – wann das letzte Mal an der Hüfte verbunden? – Nie.«
Aber Cam hörte ihm schon gar nicht mehr zu. Stattdessen blickte er hinaus auf die Straße, wo die Frühlingssonne die Fußgänger beschien, die wahrscheinlich nach der Mittagspause wieder zur Arbeit eilten. Und da, wie eine Göttin unter Feldarbeitern, war Mina.
Ihre cremeweiße Haut strahlte so im Sonnenlicht, dass sie fast unwirklich erschien. Sie trug ihr dunkles Haar ganz kurz, und ihre Frisur betonte ihre unglaublichen Wangenknochen. Mit ihren grünen Augen und den anmutigen Gliedmaßen erinnerte sie ihn an die junge Audrey Hepburn. Der Lieblingsfilm seiner Großmutter war Sabrina gewesen, und er sah ihn bis heute immer wieder an, nur stellte er sich jetzt vor, er hätte die Rolle von Bogart und würde die Frau für sich gewinnen, die ihn zuerst kaum wahrgenommen hatte.
Jetzt kam sie rasch, mit blitzenden Augen und leichtem Lächeln auf die Bar zu. Sie wirkte lebendig und glücklich, und Cam fragte sich, was der Grund für ihre blendende Laune war. In einem Anflug von Selbstsucht überkam ihn der Wunsch, er, Cam, hätte sie so glücklich gemacht. Mit leichtem Ziehen im Bauch wünschte er, dass es kein anderer Mann war.
Eine Sekunde lang befürchtete er, sie würde einfach am The Fixvorbeigehen, aber dann zog sie die Tür auf und hüpfte praktisch über die Schwelle. Sie hielt inne und blickte sich um. Sein Herz machte einen kleinen Satz, als ihre Blicke sich trafen und sie breiter lächelte. Aber als ihr Blick weiterwanderte, quietschte sie laut auf, weil sie ihren Bruder entdeckt hatte.
»Du hier? Warum hast du mir keine SMS geschickt?« Sie lief durch die Bar, umarmte ihren Bruder, zog sich einen unbesetzten Stuhl heran und quetschte sich zwischen Darryl und Cam.
»Weil es dann keine Überraschung mehr gewesen wäre, Dummerchen.«
»Äh, hallo? Dad und ich wussten schon seit Beginn des letzten Semesters, dass du kommen würdest. Also ist es sowieso keine große Überraschung.«
Darryl wies zwischen der Eingangstür und ihr hin und her. »Und doch darf ich hier zeigen: Ausstellungsstück A, das ich gerne bezeichne als: Mädchen, überrascht.«
Mina schüttelte gespielt entnervt den Kopf. »Wer auch immer entschieden hat, dass er Jura studiert, hat eine Menge Fragen zu beantworten.«
»Das wäre wohl ich«, erwiderte Darryl.
Sie lächelte süßlich. »Ich weiß. Hüte dich vor meinem überraschenden Zorn.«
Bevor Darryl den Schlagabtausch fortsetzen konnte – von dem Cam ehrlich gesagt etwas schwindlig wurde –, wandte sie sich zu Cam und Nolan, um sie ins Gespräch einzubinden. »Okay, schnell, schnell, bevor ich da rüber muss, um Brooke und Spencer zu helfen. Aber ihr müsst mir noch kurz sagen, worüber ihr gerade redet. Es liegt so viel Testosteron in der Luft, dass ich es praktisch einatmen kann.«
»Du bist wohl gar nicht neugierig, wie?«, entgegnete Darryl. »Erzähl uns erst mal, wieso du auf Wolke sieben schwebst.«
»Ist das so deutlich?«
»Du siehst aus, als hättest du im Lotto gewonnen«, nickte Cam.
»Habe ich auch.« Sie lachte und schlang beide Arme um sich. »Ihr kennt doch das Produktionsstudio in Süd-Austin, das Griffins Webserie macht?«, fragte sie und bezog sich damit auf einen weiteren Stammgast im The Fix, der einen beliebten Podcast erfunden und produziert hatte, aus dem jetzt eine erfolgreiche Webserie wurde.
»Na klar doch«, antworteten Darryl und Cam wie aus einem Munde.
»Tja, also das verlegt sich jetzt auf Features – in ihrem ersten dreht sich alles um Beverly Martin. Es hat alle möglichen Auszeichnungen bekommen.«
»Das wissen wir«, sagte Cam. »Deshalb ist Brooke auch so ausgeflippt, als Beverly anbot, den Kalender-Contest zu moderieren. Ein echter Filmstar auf der Bühne ist schon was ganz Besonderes.«
»Ich weiß«, fuhr Mina fort. »Das Produktionsstudio will aber auch mehr Filme und Fernsehen machen. Und ratet mal, wer die neue Assistentin für den stellvertretenden Leiter der Entwicklungsabteilung sein wird?«
»Im Ernst?« Darryl umarmte seine Schwester. »Das ist ja großartig.«
»Ja, nicht wahr? Und die Firma ist so klein, dass ich eine Menge Verantwortung haben werde.«
»Heißt das, du hast die Idee aufgegeben, nach L. A. zu ziehen?«, erkundigte sich Darryl.
»Soll das ein Witz sein? Hollywood ist doch nur das Sahnehäubchen, wenn ich erst mal da bin, werde ich die ganz große Welle machen. Vor allem, weil ich jetzt was in meinem Lebenslauf vorzuweisen habe. Nicht nur Schulprojekte und Praktika. Nein, durch diesen Job habe ich den Fuß in der Tür! Ein paar Jahre Berufserfahrung, und dann erobere ich Hollywood im Sturm!«
»Meinen Glückwunsch«, sagte Cam so aufrichtig begeistert, dass er sie völlig spontan ebenfalls umarmte. Erst als er die Arme um sie geschlungen hatte und ihre kleinen Brüste sich an seinen Brustkorb drückten, durchfuhr ihn ein Schock, und er schob sie etwas überstürzt wieder von sich, weil er befürchtete, die Energie zwischen ihnen würde zu einer Latte führen, die seine Wranglers nicht verbergen konnten.
Glücklicherweise war Mina viel zu aufgedreht, um sein Unbehagen zu bemerken. »Ich weiß, es ist super. In ein paar Wochen fange ich an.«
»Warum nicht sofort?«, erkundigte sich Darryl, worauf Mina seufzte, als wäre das eine ganz dämliche Frage.
»Hallo? Weil ich mal ’ne Pause brauche. Außerdem schreibe ich mit meiner Tutorin einen Artikel für ein Kinomagazin, über Beleuchtungstechniken, und wir müssen noch ein bisschen daran herumdoktern. Aber das läuft außerhalb meines Studiums.« Mit selbstzufriedener Miene lehnte sie sich zurück. »Denn das ist offiziell beendet, und als Beweis dafür habe ich meinen Master of Fine Arts in Film und Medienproduktion.«
Sie seufzte glücklich, als die Männer ihr applaudierten. »Also, was habt ihr gemacht? Euch in eine Ecke verzogen und Geheimnisse ausgetauscht?«
»Eher Geschichten erzählt«, erklärte Darryl. »Und Camerons Hoden gelobt.«
»Verdammt, Darryl …«, setzte Cam an und spürte, wie sein Gesicht zu brennen anfing. Shit!!
»Tja, die müssen wohl ziemlich prächtig sein«, sagte Mina und zwinkerte Cam zu, worauf er wieder das angenehme Ziehen in besagtem Körperteil spürte. »Ist das ein typisches Männergespräch? Denn dann will ich nie wieder eine Klage hören, wenn ich mit meinen Freundinnen über Concealer und Peelings rede.«
»Ich versuche, ihn zu überreden, in meine Sendung zu kommen und mit mir über seinen Stunt während des Contests letzten Mittwoch zu reden.«
»Super!«, sagte Mina. »Denn ich persönlich bin überzeugt, es steckt mehr hinter der Geschichte.«
»Welcher Geschichte denn?«, fragte Darryl.
»Zu mir hat er gesagt, er wollte nur mal was anderes machen«, erwiderte Mina. »Aber ich glaube, es steckt eine Frau dahinter.« Sie neigte sich zu ihm, legte ihre Hand auf seinen Oberschenkel und stieß ihn von der Seite an. »Habe ich recht?«
»Nicht mal ansatzweise«, log er, überrascht, dass seine Stimme ganz normal klang, obwohl sein ganzer Körper heißer glühte als die Sonne und jede seiner Zellen zu vibrieren anfing.
»Das glaube ich nicht.« Sie lehnte sich zurück und hob die Hand, um Tiffany zu signalisieren, dass sie ein Wasser wollte. Cam holte tief Luft, gleichzeitig dankbar für die Gnadenfrist und frustriert über die Unterbrechung ihrer Verbindung. »Ich glaube, es war psychologische Manipulation.«
Cam wusste, er würde es bereuen. Trotzdem fragte er nach, was sie meinte.
»Du weißt schon«, sagte sie. »Du schreibst was Witziges auf deinen Sixpack, sodass die Frauen im Publikum zweimal hingucken. Erst lachen sie, und dann sagen sie sich: Wow, der Spruch ist vielleicht witzig, aber der Sixpack ist echt umwerfend. Habe ich recht?«
Wieder lehnte sie sich an ihn, und dieses Mal wäre Cam fast vom Stuhl gesprungen, als sie zwei Knöpfe seines Hemds öffnete und ihre Hand hineinschob. Ihre warme Handfläche presste sich an seine glühende Haut, worauf sein Herz so heftig zu schlagen anfing, dass er sicher war, sie würde gleich fragen, ob er einen Herzanfall hätte.
»Ehrlich, das einzig Witzige an deinem Auftritt war deine Annahme, ein solcher Oberkörper könnte je für Lacher sorgen.« Sie zwinkerte ihm zu. »Aber ich ging davon aus, dass du das nur ironisch gemeint hast.«
Für eine Sekunde trafen sich ihre Blicke, und ihre Hand hielt über seinem Herzen inne. Ihre Lippen öffneten sich, und in ihren Augen sah er etwas Vertrautes: etwas Heißes, Bedürftiges, das ihn ansprach und sein eigenes heftiges Verlangen widerspiegelte.
Dann lachte sie leicht auf und zog ihre Hand zurück. Der Augenblick verging, löste sich auf wie eine Pusteblume im Wind, und Cam musste sich fragen, ob er sich das alles nur eingebildet hatte.
Wahrscheinlich, vor allem, da Mina ihm einen Hush Puppy wegschnappte, mit Darryl und Nolan lachte und keinerlei Hinweis darauf gab, dass sie etwas Echtes empfunden hatte, als sie über seine Haut strich.
Aber für Cam war ihre Berührung so echt gewesen, wie es nur hatte sein können.
»Ich habe doch recht, oder nicht?«, wiederholte sie, nachdem sie das frittierte Maisbällchen heruntergeschluckt hatte. »Cams Sixpack hätte absolut den Titel bekommen müssen.« Sie wandte sich an Cam, und nichts an ihr zeugte noch von dem Moment eben. »Ich meine, du hast nur gegen den anderen verloren, weil er ein Reality-TV-Superstar ist.«
Dabei grinste sie spitzbübisch und zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter auf Spencer, den frisch gekürten Mr. Februar, der jetzt mit Brooke an ihren Tisch kam.
»Äh, wie bitte?«, sagte Brooke. »Cams Sixpack ist echt nicht übel, aber ich finde Spencers besser.« Sie wackelte mit den Augenbrauen. »Und den Rest von ihm übrigens auch.«
»So genau wollte ich das gar nicht wissen«, erwiderte Nolan lachend.
»Und wieso reden wir hier überhaupt über den Sixpack meines Kerls?«, fragte Brooke Mina. »Noch dazu, wo du doch eigentlich stillschweigend die Kamera bedienen solltest.«
»Stillschweigend?«, schaltete Darryl sich ein. »Meine kleine Schwester hat in ihrem ganzen Leben noch nicht stillschweigen können. Sie würde nicht mal schweigen, wenn ihr Leben davon abhinge.«
»Kleine Schwester?« Mina schob sich vom Tisch zurück. »Ich bin gerade mal fünfzehn Minuten jünger als du.«
»Sag ich doch, du Knirps.«
Mina schnitt eine Grimasse, worauf alle in Gelächter ausbrachen. Alle außer Cam, der immer noch am ganzen Körper vibrierte.
»Komm jetzt«, sagte Spencer. »Wir wollen die neue Bar am Boden und an der Wand verdübeln. Kannst du die zweite Kamera übernehmen?«
»Na klar«, erwiderte Mina und winkte den Jungs zum Abschied, während sie Brooke und Spencer folgte.
»Hey, Meanie«, rief Darryl ihr nach. Cam wusste, dass sie diesen Spitznamen hasste. »Ich bring Zachary zu meiner Überraschungsparty mit!«
»Du mieser Typ! Kannst du nicht mal überrascht tun? Und wer ist Zachary?«
»Er hat mit mir den Abschluss gemacht und ist ebenfalls ein Jahr am Berufungsgericht, bevor er für eine Riesenkanzlei in Los Angeles arbeitet. Er hat mir erzählt, sein Onkel ist eine ganz große Nummer in einem der Filmstudios, und er will in die Rechtsvertretung der Unterhaltungsbranche einsteigen. Außerdem ist er ein großartiger Kerl. Du wirst ihn mögen.«
Darryl hatte gerade eine ziemlich gute, auf ein Jahr befristete Stelle bei einem Bundesanwalt bekommen, dem er als rechte Hand zuarbeiten sollte. Cam wusste, dass er noch nicht entschieden hatte, wohin er danach gehen wollte. Aber offenbar hatte sein Freund Zach das schon bis ins letzte Detail geplant.
»Ach ja? Trotzdem bist du ein mieser Typ. Nur weil er Beziehungen zur Filmbranche hat, heißt das noch lange nicht, dass ich den weißen Schleier und die Fesseln der Ehe anlegen werde.«
Darryl hob verteidigend die Hände. »Das ist keine Kuppelei, ehrlich. Aber die besten Beziehungen sind auch beruflich miteinander verbunden. Das sagt Dad immer.«
»Als würde ich über Beziehungen einen Rat von jemandem annehmen, dessen Ehe gescheitert ist. Und Mom hat gar nicht …«
»Leute«, unterbrach Cam sie, »können wir uns darauf einigen, dass euer Dad jede Menge Einfluss hat, und damit aufhören? Denn ich bin ziemlich sicher, Brooke und Spencer werden dich feuern, wenn du nicht sofort bei ihnen bist.« Das stimmte wahrscheinlich nicht, war aber ein gutes Argument. »Und Tyree feuert mich, wenn ich zulasse, dass gewisse Gäste andere Gäste verscheuchen.«
»Aber du bist doch gar nicht im Dienst«, widersprach Darryl.
Cam brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Ich kann gerne eine Schicht übernehmen, wenn ich euch beiden damit endlich das Maul stopfe.«
»Na gut«, sagte Mina, hob ihre Hand und legte Daumen, Zeigefinger und kleinen Finger zusammen, als Zeichen für Ich liebe dich.