Zerbrochene Murmeln - Wilma Borghoff - E-Book

Zerbrochene Murmeln E-Book

Wilma Borghoff

0,0

Beschreibung

Amalie und Matteo treffen sich bei einer Geburtstagsfeier und verlieben sich ineinander. Sie starten eine Beziehung der weiten Wege: Amalie wohnt in Köln, Matteo in Meran in Südtirol. Ihre unterschiedlichen Charaktere und die schwierigen Umstände stellen die Liebesbeziehung immer wieder auf die Probe. Matteo liebt es, Amalie nachzufahren, und taucht unerwartet bei ihren Reisen auf. Das gefällt Amalie, andererseits möchte sie ihr eigenes Leben führen. Und dann der Schock: Ein Stalker stellt Amalie nach. Er bricht in ihr Haus ein und belästigt sie mit kleinen Geschenken, Blumen, Briefen, ohne sich zu erkennen zu geben. Wer ist es? Warum macht er das? Ist er harmlos? Gibt es eine gemeinsame Zukunft für Amalie und Matteo? Welche Rolle spielen die Raben, die immer wieder auftauchen? Ein Buch über Liebe, Leidenschaft und Bedrohung.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 362

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über das Buch

Amalie und Matteo treffen sich bei einer Geburtstagsfeier und verlieben sich ineinander. Sie starten eine Beziehung der weiten Wege: Amalie wohnt in Köln, Matteo in Meran in Südtirol.

Ihre unterschiedlichen Charaktere und die schwierigen Umstände stellen die Liebesbeziehung immer wieder auf die Probe. Matteo liebt es, Amalie nachzufahren, und taucht unerwartet bei ihren Reisen auf. Das gefällt Amalie, andererseits möchte sie ihr eigenes Leben führen.

Und dann der Schock: Ein Stalker stellt Amalie nach. Er bricht in ihr Haus ein und belästigt sie mit kleinen Geschenken, Blumen, Briefen, ohne sich zu erkennen zu geben. Wer ist es? Warum macht er das? Ist er harmlos?

Gibt es eine gemeinsame Zukunft für Amalie und Matteo?

Welche Rolle spielen die Raben, die immer wieder auftauchen?

Ein Buch über Liebe, Leidenschaft und Bedrohung.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 1

Es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Keinesfalls. Amalie fand ihn attraktiv, interessant, anziehend. Er hatte eine gewisse Wirkung auf Frauen, nicht nur auf sie. Gut sah er aus, nicht unbedingt ein George Clooney, aber gewinnend. Etwas an ihm elektrisierte sie. Obwohl er zu klein war. Kaum größer als sie. Und stämmig, leicht übergewichtig. Er war nicht ihr Typ; sie stand auf große schlanke Männer, auf Männer mit einem intellektuellen Touch. Der Fremde sah aus wie ein Genießer, wie jemand, der gutes Essen und Trinken schätzt.

Amalie war bei einem Freund, Gerrit, eingeladen, um seinen fünfzigsten Geburtstag zu feiern. Sie hatte keine Lust. Eine anstrengende Woche lag hinter ihr, mit zwei langen, stressigen Tagen, die sie beruflich in Großbritannien verbracht hatte, und einer zu kurzen Nacht in einem lauten Hotelzimmer. Sie arbeitete in einem internationalen Unternehmen, das Medikamentenstudien auswertete, und führte ein großes Team von IT-Experten. Es war ein vielseitiger Job, anspruchsvoll, mit netten Kollegen und einem zuverlässigen engagierten Team. Und sie liebte ihren Job, obwohl er aufreibend war, und die vergangene Woche war - wie so häufig – stressig gewesen, nicht nur wegen der zweitägigen Dienstreise. Eines ihrer Projekte war in Schieflage geraten, und sie musste viel Zeit und Energie in dieses Projekt – eines von fünf – investieren. Endlich war Freitagabend, und sie hätte das Ende der Arbeitswoche am liebsten als »Couchpotato« mit einem Glas Wein und einem unterhaltsamen Film im Fernsehen begangen.

Fatalerweise hatte sie schon vor Wochen zugesagt. Gerrit war ein enger Freund von ihr, daher hatte sie keine Wahl, sie musste teilnehmen. Zu ihrem Verdruss musste sie alleine zur Feier aufbrechen, ihre beste Freundin Tinny war nicht eingeladen, und die Nachbarn, die eingeladen waren, hatten sich vor Stunden auf den Weg gemacht. Wegen ihrer Dienstreise war sie spät dran. Sie erschien ungern allein bei einer Party. Häufig hatte sie den Eindruck, beim Ankommen kritisch gemustert zu werden, oder dass hinter ihrem Rücken getuschelt und gefragt wurde, ob sie keine Freundin und keinen Lover habe.

Sie hatte herumgetrödelt, ein bisschen aufgeräumt, ihre Facebook-Seite aktualisiert, E-Mails gecheckt und mit ihrer Katze gespielt: »Na, hast du mich vermisst?«, fragte sie, als die kleine schwarze Katze angeschnurrt kam. Sie hatte alles Mögliche erledigt, damit sie ihre Ruhe hatte. Nicht allein zu dieser lärmenden Geburtstagsparty aufbrechen musste.

Schließlich riss sie sich zusammen, duschte, wusch ihre Haare und rasierte die Beine. Was sollte sie anziehen? Sie hatte vergessen, sich nach dem Dresscode für den Abend zu erkundigen. Schick? Jeans? Abendkleid? Gerrits Frau Deborah konnte sie nicht mehr anrufen und fragen, die war sicher schon bei der Party und mit den Gästen beschäftigt.

Sie musste endlich mit dem Herumtrödeln aufhören. Die beigefarbene leichte Sommerhose mit der Stickerei am unteren Saumabschluss passte zu fast jeder Gelegenheit, dazu ein schwarzes ärmelloses Top und eine Strickjacke. Rasch frischte sie ihr Make-up auf – zog den grünen Lidstrich nach, puderte ihre Nase, trug dunkelroten Lippenstift auf. Dann legte sie ihren Lieblingsschmuck an – goldene Creolen, ein Collier mit passendem Armband, mehrere Ringe. Sie sprühte etwas Parfüm auf, dann wählte sie bequeme halbhohe Pumps – Gerrit hatte von Tanzen gesprochen – und nahm ihre kleine schwarze Handtasche. Ein letzter prüfender Blick in den Garderobenspiegel – sie war zufrieden mit ihrem Äußeren.

Man sagte ihr öfters, dass sie jemand für den zweiten Blick sei – keine Schönheit, aber attraktiv mit ihren dunkelblonden lockigen Haaren, die sie halblang trug, und ihren ausdrucksvollen grünen Augen. Ihre Nase war ihrer Meinung nach zu lang und die Ohren zu groß, aber sonst war sie mit ihrem Äußeren zufrieden. Sie hatte eine gute feminine Figur, hätte aber gerne fünf Kilo weniger auf den Hüften. Jedes Jahr nahm sie sich im Frühling vor, diese fünf Kilo abzunehmen, schaffte es jedoch nie.

Fertig! Sie nahm die zwei Flaschen Rotwein, Grand Cru, die sie für Gerrit in der Vorwoche gekauft hatte, steckte sie in eine dekorative Geschenktüte aus Papier und verließ ihr Haus. Dann verschloss sie die blaue Haustür sorgfältig und ging mit schnellem Schritt zu dem kleinen Restaurant, in dem ihr Freund seinen fünfzigsten Geburtstag feiern wollte.

Partylärm empfing sie: Lachen, Gläserklirren, Musik, Gesprächsmurmeln. Ein handgeschriebenes Schild am Eingang hatte auf eine geschlossene Gesellschaft hingewiesen. Die Gäste drängten sich im Lokal; es war warm und die Luft schien verbraucht. Amalie ging langsam ein paar Schritte in Richtung Bar.

»’Tschuldigung.« Eine Frau hatte sie angerempelt und hastete weiter.

Amalie fragte sich, wo sie so eilig hinwollte. Hatte sie zu viel getrunken?

»Schön dass du doch noch gekommen bist.«

Gerrit stand vor ihr und nahm sie in den Arm. Er roch nach Alkohol und schwankte etwas, offensichtlich hatte er schon mehrfach auf seinen Geburtstag angestoßen. Amalie befreite sich schnell aus seiner Umarmung.

»Alles Gute zum Geburtstag«, sagte sie lächelnd und reichte ihm die Weinflaschen.

Er legte sie auf einem kleinen quadratischen Tisch ab, auf dem mehrere Päckchen und Pakete in Geschenkpapier warteten. Jemand im hinteren Teil des Restaurants rief seinen Namen, und mit einer gemurmelten Entschuldigung ließ Gerrit sie stehen.

Amalie sah sich um. Außer Gerrit hatte niemand auf ihr Erscheinen reagiert, keine schnellen Blicke, kein Getuschel. Sie sah einige – wenige - gemeinsame Bekannte, Nachbarn, und etliche Leute, die sie nicht kannte. Das war zu erwarten, Gerrit hatte einen großen Bekanntenkreis und sicher viele Geschäftspartner eingeladen.

Einige Gäste saßen an hübsch gedeckten Tischen, andere standen vor der Bar oder an einem der Stehtische. Amalie hatte schon öfter in dem Restaurant gegessen, ein gutes italienisches Lokal mit einer anspruchsvollen Speisekarte.

Amalie seufzte innerlich auf und bereute, zur Feier gegangen zu sein. Das war genau die Situation, die sie befürchtet hatte: Die Party hatte begonnen, und sie stand dumm herum. Es wäre mit einer Freundin oder einem Partner viel einfacher, aber ihre letzte Beziehung lag etliche Monate zurück. Sie wusste nicht, mit wem sie ein Gespräch anfangen konnte, es waren für ihren Geschmack zu viele Fremde. Als Single ist man bei solchen Partys entschieden im Nachteil, grollte sie innerlich.

Um nicht alleine herumzustehen, schlenderte sie Richtung Buffet, das an einer Längsseite aufgebaut war. Ihr Magen knurrte - sie hatte zu Hause so lange getrödelt, dass ihr zum Essen keine Zeit mehr geblieben war. Gut, dann hatte sie etwas zu tun und konnte in Ruhe die Gäste beobachten.

Sie lud sich eine Auswahl des appetitlichen Buffets auf einen Teller – Salat, Bruschetta, gefüllte Tomaten, Oliven, Vitello tonnato, etwas geräucherten Lachs, kleine Wraps.

Gerrit kam mit einem Weinglas in der Hand zu ihr.

»Willst du heute Abend etwa trocken bleiben?«, fragte er vorwurfsvoll.

Amalie lächelte, nahm ihm das Glas aus der Hand und trank einen Schluck. Kühl, trocken, fruchtig, so wie sie Weißwein mochte.

»Komm, wir gehen zu Anne und Martin«, forderte Gerrit sie auf und führte sie zu einem der Stehtische.

»Hallo«, sagte sie. »Endlich bekannte Gesichter.«

Sie hatte Anne und Martin bei einer früheren Feier von Gerrit kennengelernt. Sie mochte die beiden, die lachten und etwas zusammenrückten, damit sie Platz fand. Amalie war erleichtert, dass sie nicht mehr alleine herumstand und wirkte, als sei sie auf der Suche nach jemandem. Sie unterhielten sich über die Party und über ihre Urlaubspläne. Amalie leerte ihren Teller, trank Wein, plauderte mit den Bekannten und entspannte sich endlich.

Dann sah sie ihn. Er stand an die holzverkleidete Bar gelehnt, einige Meter entfernt, ein Weinglas in der Hand, und beobachtete sie. Sein Glas war fast leer. Und er sah sie unverwandt an.

Er trug eng sitzende dunkelgraue Jeans und ein weißes Leinenhemd, dessen oberste Knöpfe offen standen und den Blick auf eine schwere goldene Halskette freigaben.

Jetzt stieß er sich von der Bar ab und kam auf sie zu. Er hatte einen eigenartigen geschmeidigen Gang, wie ein Tänzer. Oder eher ein Raubtier? Mehrere Frauen, an denen er vorbeiging, drehten sich nach ihm um und tuschelten miteinander.

Wie gut, dass sie keine High Heels trug, schoss ihr durch den Kopf, als er bei ihr angekommen war und ihr auf Augenhöhe gegenüberstand. Mit höheren Schuhen hätte sie ihn überragt. Er sah ihr forschend ins Gesicht, und sie musterte ihn ebenfalls. Er hatte ein markantes Gesicht mit einer leicht gekrümmten Nase. Schöne Augen hatte er, braun, ausdrucksstark, mit einem amüsierten Funkeln, umrahmt von dichten langen Wimpern. Die Augen passten zu seinen lockigen schwarzen Haaren mit grauen und weißen Strähnen. Sein Mund sah sinnlich aus, sensibel, beim Lächeln entblößte er seine Zähne, die etwas schief standen. Ein dunkler Schimmer überzog seine Wangen- und Kinnpartie, vermutlich hatte er starken Bartwuchs. Amüsiert registrierte sie, dass er ein Doppelkinn hatte. Nicht allzu ausgeprägt. Und er benutzte ein teures Männerparfüm – welches war das?

»Hallo schöne Frau«, sagte er mit samtener Stimme. Sie hörte einen leichten Akzent. Österreichisch? Italienisch? Italienisch würde zu seinem Äußeren und dem offenen Hemd passen. Außer der Panzerkette trug er ein goldenes breites Armband.

»Möchtest du tanzen?«, fragte er mit einem einschmeichelnden Lächeln. »Balare?«

Tatsächlich ein Italiener. Sie hatte vor Jahren Italienisch gelernt und versuchte, so oft wie möglich ihre Kenntnisse anzubringen.

»Ich bin Matteo. Verrätst du mir deinen Namen?« Er sah ihr direkt in die Augen.

»Mein Name ist Amalie.«

Das kam etwas heiser heraus. Matteo hatte sie – was? Überrumpelt? Irritiert? Er hielt ihr seine Hand hin – eine kräftige Hand, mit kurzen gepflegten Fingernägeln und schwarzen Härchen auf der Oberseite.

Fatal, dass er sie nach ihrem Namen gefragt hatte. Hoffentlich hatte ihn das nicht abgeschreckt. Sie hasste ihren Vornamen. Amalie – wer hieß schon Amalie? Ihre Großtante mütterlicherseits. Und ihrer Mutter hatte der Name gefallen. Ungewöhnlich. »Ein außergewöhnlicher Name für ein außergewöhnliches Kind«, sagte sie häufig. Also wurde das kleine Mädchen Amalie getauft. Ohne es zu fragen.

»Amalie – komm, wir tanzen.«

Der Fremde – Matteo - nahm ihr Weinglas und stellte es zusammen mit seinem eigenen Glas auf einem Tisch ab. Dann nahm er ihre Hand und zog sie in Richtung der kleinen Tanzfläche, auf der einige Paare tanzten. Gerrit hatte einen befreundeten DJ engagiert, der bekannte Popmusik spielte. Matteo legte den Arm um Amalie und sie bewegten sich zu einem langsamen Foxtrott. Seine Bewegungen waren geschmeidig und er schien mit der Musik zu verschmelzen. Zwischendurch schwenkte er sie herum und sie spürte, wie ihre Anspannung sich löste. Sie passte sich nach wenigen Schritten seiner Führung an und schwebte geradezu in seinen Armen.

Der Stress der vergangenen Woche, der Ärger über ihren Chef, alles war vergessen. Sie hörte nur die Musik, keine Gespräche der anderen Paare, sie bemerkte kaum die anderen Tänzer. Amalie spürte nur Matteo, seine Hand auf ihrer Schulter, die andere um ihre Taille, seinen kräftigen Körper eng an ihrem, sie roch seinen Duft. Sie tanzte und lächelte den Fremden an.

Gerrit tippte auf ihre Schulter, als sie den dritten Tanz mit Matteo begonnen hatte. »Tanzt du nur noch mit Matteo?« Er warf einen halb erbosten, halb amüsierten Blick auf ihren Tanzpartner. »Alte Freunde zählen nicht mehr?«

Amalie fühlte sich in die raue Wirklichkeit gezerrt, weg von Matteo, weg von ihrem geschmeidigen Tänzer und lächelte etwas gezwungen. »Du hast ja recht, schließlich hast du heute Geburtstag.«

Matteo hatte Luft geholt, um etwas zu sagen, und abwehrend die Hand erhoben, ließ sie aber bei Amalies Worten sinken.

Mit einem Zwinkern ließ Amalie Matteo los und legte die Arme um Gerrit. Sie kannte seinen eigenwilligen Tanzstil: Gerrit tanzte ebenfalls gerne, hatte aber nie einen Tanzkurs besucht und seinen eigenen Stil entwickelt, anders als ein herkömmlicher Foxtrott oder ein anderer Standardtanz. Viele Frauen kamen mit seinem Stil nicht klar, versuchten ihre gewohnten Schritte, die nicht mit seinen harmonierten, und tanzten mehr gegen als mit ihm. Amalie hatte schon oft mit ihm getanzt und passte sich nach wenigen Takten an. Der Tanz mit Gerrit fühlte sich ruckelig an, geradezu unbeholfen, und sie musste aufpassen, dass er ihr nicht auf die Füße trat. Mit Matteo war es viel harmonischer gewesen.

Nach zwei Musikstücken kam Matteo zu ihr auf die Tanzfläche und klatschte ab, Amalie strahlte und Gerrit wandte sich lächelnd einer anderen Frau zu.

Amalie und Matteo tanzten, bis sie außer Atem waren, dann suchten sie sich eine Bank und unterhielten sich. Sie ignorierten die anderen Gäste und hatten nur Augen und Ohren füreinander. Sie stellten viele Gemeinsamkeiten fest: Beide liebten sie italienische Weine und italienisches Essen. Sie mochten dieselben Filme und dieselbe Musik: »Du liebst Adèle? Ich auch!«, rief Amalie. Und beide tanzten sehr gerne.

»Was hältst du von Brings? Oder Cat Ballou?« Als Antwort auf die Fragezeichen in Matteos Augen flitzte Amalie zum DJ und bat ihn, Lieder der beiden in Köln überaus beliebten Bands aufzulegen.

»Was singen die da?«, fragte Matteo stirnrunzelnd. »Ich verstehe kein Wort.«

»Das ist kölsch«, erläuterte Amalie und sang mit:

»Nä, wat wohr dat dann fröher en superjeile Zick,

Mit Träne in d’r Auge lur ich manchmol zurück.

Bin ich hück op d’r Roll nur noch half su doll,

Doch hück Naach weiß ich nit wo dat enden soll.«

Sie grinste über Matteos irritiertes Gesicht. »Superjeile zick – ist doch einfach, supergeile Zeit! Die singen darüber, wie toll die Zeit früher war, dass sie mit Tränen in den Augen zurück gucken, und heute nur noch halb so wild sind. Außer heute Nacht – da weiß er nicht, wo das enden soll.«

Amalie fragte sich, wo die Nacht mit Matteo enden würde und überlegte, wann sie das letzte Mal Sex hatte. Vor Monaten! Und jetzt saß sie neben diesem attraktiven Mann, der mit jedem Lächeln, jedem Blick auf sie und jeder Bewegung Sex ausströmte. Der sie liebevoll anlächelte und ihr aufmerksam zuhörte. Wie würden sich wohl seine Hände auf ihrem Körper anfühlen? Schnell lenkte sie ab.

»Kölsch ist die einzige Sprache, die man trinken kann.« Sie deutete auf die schmalen Biergläser, die viele der Gäste in Händen hielten. »Willst du mal probieren?«

Auf Matteos Nicken hin ergriff sie ein Kölschglas, das der Kellner in einem Kranz voller Gläser vorbeitrug. Matteo nahm einen großen Schluck und verzog das Gesicht.

»Ich hoffe, das ist jetzt nicht das Ende des Abends ...«, sagte er und sah sie forschend an. »... aber der Wein schmeckt mir besser!«

Amalie stellte das Glas weg und rutschte näher an ihn heran.

Der DJ spielte »Ein Stern, der deinen Namen trägt« und Amalie zog Matteo auf die Tanzfläche. Er ließ seine Hände über ihren Rücken wandern.

»Du bist mein Stern«, flüsterte er mit heiserer Stimme. Er drängte sich näher an Amalie, nahm ihren Kopf in beide Hände und küsste sie, ein leidenschaftlicher inniger Kuss. Sie sahen sich tief in die Augen. »Du hast wunderschöne Augen«, sagte er und küsste sie wieder.

»Und dein Name ist wunderschön. Amalie – das ist melodisch, da ist Musik drin. Oder auch Amalia – klingt italienisch.«

Meinte er das ehrlich? Das hatte ihr noch niemand gesagt. Es war Musik in ihren Ohren. Sie hatte bereits vor Jahren die Herkunft des ungeliebten Namens recherchiert. Amalia - Betonung auf der zweiten Silbe wie bei Amalie – gab es bereits im Mittelhochdeutschen und fand durch Friedrich von Schillers ‚Die Räuber‘ im 18. Jahrhundert starke Verbreitung, avancierte damals sogar zum Modenamen. Amalie fand ihren Namen scheußlich und verübelte ihn ihrer Mutter bis zum heutigen Tag. Dummerweise konnte sie nicht auf einen zweiten Namen zurückgreifen, sie hatte nur den einen. Amalie. Sie hatte öfters überlegt, ihn zu ändern, das war ihr aber zu aufwändig. An der Uni wurde ihr Name von den Kommilitonen mit ‚Lie‘ abgekürzt. Das gefiel ihr, klang cool, weltoffen, modern.

»Lass uns hinausgehen«, schlug Amalie vor, als das Lied zu Ende war, und sie schlenderten in den Biergarten hinter dem Restaurant.

Es war im Laufe des Abends stürmisch geworden, typisch für April, aber der Regen hatte sich verzogen, und nach der Enge im Restaurant genoss Amalie die kühle Luft. Die allerdings von den Rauchern vernebelt wurde.

Draußen erzählte Matteo ihr, dass er ein langjähriger Geschäftspartner von Gerrit sei. Er besaß eine Handelsgesellschaft für Werkzeugmaschinen. Ein weiterer Partner, Roberto, war ebenfalls bei der Party eingeladen; sie wohnten im selben Hotel. »Aber nicht im selben Zimmer«, versicherte er ihr mit einem Zwinkern. Der Geschäftssitz seiner Firma war in Meran, in Südtirol, sein Haus stand ebenfalls in einem Vorort von Meran.

»Wie kommt es, dass du einen italienischen Akzent hast?«, fragte Amalie. »Die meisten Südtiroler sprachen doch akzentfrei Deutsch. Oder genauer ausgedrückt Deutsch mit einem Südtiroler Dialekt. Ich war vor ein paar Jahren in Südtirol in Urlaub. Ein sehr schönes Land.«

»Ich bin erst mit zwanzig Jahren nach Südtirol gezogen«, erzählte Matteo. »Aufgewachsen bin ich in Sizilien.«

Er stockte und ließ seine Blicke über den Biergarten schweifen, in dem sich außer ihnen nur noch ein weiteres Paar aufhielt. »Lass uns reingehen, hier draußen wird es zu kalt.«

Amalie hatte Luft geholt, um weitere Fragen nach seiner Jugend zu stellen. Die wurden mit seinen Worten abgeschnitten und Amalie fragte sich überrascht, ob er nicht mehr über seine Jahre in Sizilien reden wollte, und warum.

Drinnen stellten sie sich an die Bar und bestellten zwei weitere Gläser Wein.

»Wie bist du denn von Sizilien nach Südtirol gekommen?«, fragte Amalie. Sie wollte nicht lockerlassen.

»Ach, das ist eine längere Geschichte. Lass uns lieber über dich reden«, tat Matteo ihre Frage ab.

»Hm, na gut. Bist du verheiratet?«, fragte Amalie lächelnd.

»Geschieden«, antwortete Matteo knapp. »Und ich habe zwei halbwüchsige Söhne, die bei der Mutter leben und mich etwa alle drei Wochen besuchen. – Und du? Wir wollten über dich reden: bist du auch geschieden?« Er lächelte sie an und fuhr mit dem Finger zärtlich über ihre Wange.

»Äh, ja«, antwortete Amalie nach einem leichten Zögern. Matteo schien es nicht zu bemerken. »Und ich habe einen erwachsenen Sohn, den ich nicht allzu häufig sehe«.

»Das klang aber traurig«, stellte Matteo fest. »Wie kann das sein?«

Amalie zuckte mit den Achseln und überlegte, wie viel sie Matteo über das Verhältnis zu ihrem Sohn erzählen sollte. Sie lenkte lieber ab.

»Was sind deine Hobbys?«, fragte sie.

»Hobbys?«, Matteo kratzte sich am Kopf. »Eigentlich hab ich nicht viel Zeit für Hobbys. Aber ich wandere gerne. Und ich fahre gerne mit dem Fahrrad. Und du? Was sind deine Hobbys?«

»Fahrradfahren«, sie lächelte. »Wandern – bisher nicht. Ich musste als Kind mit meinen Eltern in Österreich wandern, das fand ich immer total langweilig«.

»Mit mir wird es nicht langweilig«, behauptete Matteo im Brustton der Überzeugung.

»Außerdem lese ich gerne«, ergänzte Amalie. »Und ich schreibe.«

»Ach«, Matteo sah sie überrascht an. »Was schreibst du denn?«

»Alles Mögliche«, antwortete Amalie. »Ich liebe das Schreiben seit meiner Jugend und hab sogar überlegt, Literatur oder Deutsch zu studieren. Ich wollte Schriftstellerin oder Journalistin oder etwas anderes in der schreibenden Zunft werden. Aber ich war dann doch nicht genügend von meinem Talent überzeugt. Und meine Eltern wollten sowieso nichts von dieser ‚brotlosen Kunst‘ hören. Ich hab dann lieber Informatik studiert und betreibe Schreiben als Hobby weiter. Ich schreibe Kurzgeschichten und ich führe Tagebuch.« Bei diesen Worten errötete sie leicht. Matteo sah sie voller Bewunderung an. »Und ich spiele mit dem Gedanken über einen Roman, für den ich bereits eine Story und einige Personen sammle.«

»Ich bin total beeindruckt«, sagte Matteo. »Hast du schon was veröffentlicht?«

»Nein, leider bisher noch nicht«, antwortete Amalie. »Kommt bestimmt noch.« Sie grinste.

Ein Mann, groß, massig, mit gepflegtem Bart, ein Kölschglas in der Hand, setzte sich auf den Barhocker neben Matteo.

»Das ist Roberto, mein Geschäftspartner.«, erklärte Matteo.

»Na ihr beiden«, begrüßte Roberte sie mit lauter, etwas undeutlicher Stimme. Amalie dachte, dass er wohl schon mehr als ein Bier getrunken hatte.

»Ihr seid ja die reinsten Turteltäubchen! Ich hoffe, ich störe euch nicht. Ich muss sagen, ihr zwei passt super zusammen.« Der letzte Satz war von einem Augenzwinkern begleitet.

»Also, mit dem Typ kannst du nichts falsch machen«, fügte er an Amalie gewandt hinzu. »Ich kenne den schon seit vielen Jahren.«

»Ach, wirklich?« Amalie wandte ihren Kopf nahe zu Roberto. »Erzähl mir doch mehr über Matteo. Würdest du ihn einer guten Freundin als Partner empfehlen? Ist er treu? Aufmerksam? Hat er Humor?« Sie war überrascht, dass sie einem Fremden so persönliche Fragen stellte. Hatte sie zu viel getrunken? Oder hatte Matteo ihre Sinne verwirrt?

Roberto grinste und sah mit einem wissenden Lächeln von ihr zu Matteo. »Er ist ein toller Kumpel«, versicherte er voller Überzeugung. »Und ich würde ihn meiner Tochter empfehlen, wenn er nicht zu alt für sie wäre.«

»Kann ich mich darauf verlassen?«, wollte Amalie wissen. »Sieh mir tief in die Augen!« Sie starrte Roberto an und bewegte ihr Gesicht näher zu seinem. Als ihre Nasenspitzen sich berührten, brach Roberto in Lachen aus.

»Können diese Augen lügen?«, fragte er gutmütig und nahm Amalie in die Arme. Dann schubste er sie sanft in Richtung Matteo. »Vertrau mir«, sagte er mit tiefer Stimme. »Matteo wird dich nicht enttäuschen!« Er grinste und ging Richtung Toiletten.

Es war früher Morgen, als das Restaurant sich zusehends leerte, und der Gastgeber die wenigen verbliebenen Gäste freundlich aber bestimmt zum Gehen aufforderte. »Tut mir leid«, sagte Gerrit und wies auf die Bar, hinter der nur noch der Restaurantbetreiber stand. »Aber der Jupp und seine Leut‘ müssen irgendwann ins Bett.«

Amalie und Matteo hatten sich nach ihrem letzten Tanz wieder auf ihre »Kuschelbank« gesetzt, als Amalie Roberto bemerkte, der zu Matteo ging und ihm einen runden Bierdeckel zusteckte. Matteo las, was auf dem Pappuntersetzer in wackliger Schrift geschrieben stand.

»Was meinst du?«, fragte er Amalie und zeigte ihr den Deckel. Sie las halblaut:

‚Ich fahre zum Hotel. Kommst du mit?

Ja O. Nein O. Bitte ankreuzen‘

Amalie lächelte und sah Matteo tief in die Augen. »Hotel wäre ja schade, oder?«

Sie holten ihre Jacken und verabschiedeten sich wortreich von Roberto und Gerrit.

»Ich hab ein Taxi bestellt«, sagte Roberto. »Soll ich euch mitnehmen?«

»Danke, lieber nicht. Ich würde gerne ein paar Schritte gehen«, antwortete Amalie. »Ich wohne ganz in der Nähe«.

Dann standen sie vor der Tür des Lokals. Es regnete leicht und Amalie ärgerte sich, dass sie keinen Regenschirm mitgenommen hatte.

Ein Rabe flog krächzend knapp über ihre Köpfe.

»Ich bringe dich nach Hause«, sagte Matteo und drückte Amalie kurz an sich. »Soll ich uns nicht doch ein Taxi rufen?«

»Nicht nötig«, antwortete Amalie. »Ich wohne nur zehn Minuten entfernt, und es regnet ja kaum noch.« Sie hatte bei ihrem dritten gemeinsamen Tanz beschlossen, ihn mitzunehmen.

»Dann lass uns laufen«, sagte Matteo und sie sprinteten los.

Doch der Sturm hatte viele Blätter und kleine Äste auf den Bürgersteig geweht und Amalie trug Pumps. Sie waren erst wenige Meter gelaufen, als Amalie auf einen der Äste trat und mit einem Aufschrei umknickte. Matteo konnte sie gerade noch festhalten.

Kapitel 2

Immerhin war nichts gebrochen. Als Amalies linker Fuß pochte und beängstigend dick und blau wurde, rief sie ein Taxi.

»Nein, keinen Krankenwagen, bloß nicht, ich bin ja nur am Fuß verletzt«, hatte sie Matteos Vorschlag, die 112 zu wählen, abgewehrt. »Ich will aber ins Krankenhaus und den Fuß röntgen lassen.«

Im örtlichen Krankenhaus waren nur wenige Patienten in der Notaufnahme, aber sie mussten trotzdem warten: mit Anmeldung, Röntgen und Besprechung der Röntgenbilder zwei lange Stunden. Matteo wich kaum von ihrer Seite, er wollte sie sogar in den Röntgenraum begleiten, wurde aber von der Krankenschwester energisch zurückgewiesen.

Der junge Arzt diagnostizierte eine Verstauchung und eine Bänderdehnung, rieb ihren Fuß mit einer Salbe ein, legte einen Kompressionsverband an und empfahl Schmerzmittel, Kühlen, Schonen und Hochlagern.

Sie nahmen ein Taxi zu Amalies Haus. Während der Fahrt sprachen sie kein Wort. Amalie hielt ihren Schuh, der nicht über den Verband passte, in der Hand und ärgerte sich. Warum waren sie nur gelaufen? Sie hätten gehen können. Oder ein Taxi nehmen. Der Abend hatte so vielversprechend begonnen!

Matteo bezahlte und stieg, ohne zu fragen, mit ihr zusammen aus.

Amalie schloss die Haustür auf. »Du kannst gerne mit reinkommen«, sagte sie ironisch. Sie ärgerte sich, dass Matteo das Taxi weggeschickt hatte, ohne sie zu fragen. Ihr war die Lust auf Zärtlichkeiten vergangen. Vermutlich erging es Matteo ebenso, auch wenn er sich seine Frustration nicht anmerken ließ.

Sie standen unschlüssig in ihrem kleinen Flur, die Tür zum Wohnzimmer war offen. Amalies Katze Tiffany schlich auf leisen Pfoten zu ihnen und rieb sich schnurrend an Amalies Beinen. Sie bückte sich und streichelte ihr über den schmalen schwarzen Körper.

»Ich bin müde« sagte sie, richtete sich auf und sah Matteo ins Gesicht. »Ich gehe sofort schlafen.«

»Das verstehe ich«, antwortete Matteo schnell und drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Haare. »Darf ich bei dir übernachten? Und mich zu dir legen?« Er legte seine Hände auf ihre Schultern und sah sie forschend an.

»Na gut. Das Taxi ist ja schon weggefahren.« Amalie trat einen Schritt zurück, weg von Matteos Händen. »Ich finde bestimmt noch eine ungebrauchte Zahnbürste«, lächelte sie erschöpft. »Und einen Rasierer.«

Sie hinkte ihre enge Wendeltreppe hinauf in die erste Etage und musste sich am Handlauf festhalten.

»Hey, ich kann dich rauftragen!«, bot Matteo an und eilte hinter ihr her.

»Bloß nicht!«, lehnte sie entschieden ab. Sie legte zwei saubere Handtücher ins Badezimmer, verwünschte den dicken Verband am Fuß, der sie am Duschen hinderte, zog ihr schönstes Nachthemd an – das lilafarbene mit weißer Stickerei am Ausschnitt – und kroch ins Bett. Matteo kam kurz nach ihr und legte sich – nur mit Boxershorts bekleidet – neben sie.

So verlief ihre erste Nacht; sie lagen nebeneinander, in Löffelchenstellung, Amalie hatte sich an Matteo gekuschelt und versuchte, trotz des schmerzenden Fußes, zu schlafen. Vergebens, zusätzlich zu dem pochenden Schmerz gingen ihr viele Gedanken durch den Kopf. Was empfand sie für Matteo? Wollte sie ihn wiedersehen? Warum nur hatten sie kein Taxi nach Hause genommen?

Sie war endlich eingeschlafen, als sie durch Matteos Schnarchen geweckt wurde. Sie ärgerte sich. Warum schnarchte er so laut? Wegen des Alkohols? Oder schnarchte er immer so? Wollte sie öfter neben ihm liegen? Und ihr Fuß schmerzte immer noch. Amalie nahm eine Schmerztablette vom Nachttisch, richtete sich etwas auf und musterte Matteo. Er lag völlig entspannt neben ihr, auf dem Rücken, den Mund leicht geöffnet, die Haare wirr. Attraktiv!, dachte sie. Sexy! Und jetzt schlaf endlich!, befahl sie sich, schüttelte ihn leicht und versuchte, weiterzuschlafen.

Ein zarter Kuss weckte sie. Die Sonne schien in ihr Schlafzimmer, Matteo lag neben ihr, auf seinen Arm gestützt, und sah sie zärtlich und verlangend an. Sie wandte sich ihm zu, küsste ihn, ihre Zunge fuhr über seine Lippen, erforschten seinen Mund. Matteo küsste sie wieder, stürmisch, gierig, seine Hände streichelten über ihren Körper. Dann griff er nach ihrem Nachthemd und zog es hinauf, dabei sah er sie die ganze Zeit an. Amalie streckte die Arme aus und sie lag nackt neben ihm. Matteo warf ihr Nachthemd neben das Bett, streifte hastig seine Boxershorts ab und presste seinen Körper an sie. Er atmete schwer und küsste sie, startete wieder bei ihrem Mund und ließ seine Lippen Körper hinunterwandern, bis dahin, wo sie es besonders mochte.

Und dann gab es mehr Küsse, Umarmungen, und alles, was zu einem erotischen Morgen zu zweit gehört.

Ermattet und verschwitzt lagen sie nebeneinander. Amalie war fast wieder eingeschlafen, als ein Schreckensruf sie weckte.

»Diavolo! Ich muss zum Flughafen. Mein Flieger geht in einer Stunde.« Matteo war schon aufgesprungen und rannte ins Badezimmer.

Tja, das war der Killer für ihr gemütliches Frühstück zu zweit. Beide putzten sich hastig die Zähne und spritzten sich etwas Wasser ins Gesicht, Amalie trug in Windeseile Mascara und einen dünnen Lidstrich auf. Dann hinkte sie zu ihrem roten Sportwagen.

»Wie gut, dass der Wagen eine Automatikschaltung hat, und ich mir den linken Fuß verletzt habe«, sagte sie und brachte Matteo zu seinem Hotel. Sie wartete vor dem Hoteleingang in ihrem Auto, während er zum Zimmer eilte, seine Sachen packte und auscheckte. Matteo würde nach München fliegen, er erzählte ihr während der Fahrt zum Flughafen, dass er in der bayrischen Landeshauptstadt einen Geschäftstermin hatte.

Über andere Themen sprachen sie nicht, die Nacht und der folgende Morgen waren nicht so verlaufen, wie der Abend zuvor versprochen hatte. Die Enttäuschung saß bei beiden tief.

»Das war jetzt wirklich Pech«, sagte Matteo nach einem längeren Schweigen. »Wir sollten einen neuen Versuch wagen. Du kommst zu mir, und wir machen uns ein richtig schönes Wochenende. Ich kenne einige gute Restaurants, und ich bereite uns ein ausgiebiges Frühstück und zeige dir Meran. Einverstanden?«

Amalie lächelte ihn an. »Das klingt total verlockend,« antwortete sie heiser. »Ich werde es mir überlegen.«

Ihm sofort zuzusagen erschien ihr voreilig. Spontaneität lag ihr nicht: »Spontaneität will wohl überlegt sein« sagte sie gerne.

»Gibst du mir deine Telefonnummer?«, fragte Matteo und hielt sein Handy hoch. Sie diktierte ihre Nummer, die er sofort eintippte. »Kannst du mich denn anrufen? Jetzt?«, fragte sie. Matteo grinste und kurze Zeit darauf gab ihr Handy einen Ton von sich. Gut, damit hatte sie seine Telefonnummer.

Sie hielt vor dem Flughafenterminal und verabschiedete sich mit einem zärtlichen Kuss von Matteo. Dann eilte er nach einem letzten sehnsüchtigen Blick mit langen Schritten in das Flughafengebäude, ohne sich umzudrehen.

Langsam und in Gedanken versunken fuhr Amalie zu ihrem Haus zurück. Sie ging ins Bad und holte die Dusche nach, für die beim überstürzten Aufbruch keine Zeit mehr war. Den verletzten Fuß hatte sie in eine Plastiktüte gepackt. Ihr Blick schweifte über das Bett: Das Laken war zerwühlt, sie meinte, den Geruch von Schweiß und Sex zu verspüren.

Sie rief ihre beste Freundin an, Christine, von ihren Freunden Tinny genannt.

»Hast du Zeit, Tinny?«, fragte Amalie ohne weitere Einleitung.

»Ja, klar«, antwortete ihre Freundin sofort. »Soll ich zu dir kommen? Ist es eine längere Geschichte?«

»Ja, unbedingt, das wäre klasse!«

Nach einer Viertelstunde klingelte es an der Haustür, Tinnys Cabrio stand in der Einfahrt.

Sie umarmten sich, dann hinkte Amalie voraus in die Küche. Sie ließ zwei Tassen Kaffee aus dem Vollautomaten laufen, mit Milch für Tinny, schwarz für sie. Während der Kaffeeduft sich im Raum verteilte, nahm Tinny ihr die Kaffeebecher ab und trug sie ins Wohnzimmer.

»Was gibt es Neues?«, fragte Tinny, als sie auf der Ledercouch Platz genommen hatte. Sie stellte entschlossen die Kaffeetasse ab. Die Cantuccini, die Amalie auf die Glasplatte des Wohnzimmertischs gestellt hatte, ignorierte sie. Sie sah ihre Freundin prüfend an.

»Müde siehst du aus. Und glücklich. Und was ist mit deinem Fuß passiert?«

»Ich hab jemanden kennengelernt«, strahlte Amalie.

»Ach, wieder mal ein Mister Perfect?«, fragte Tinny sofort zurück. »Oder meinst du, das geht diesmal über zwei bis drei Treffen hinaus? Bis er dir zu spießig ist, oder Mundgeruch hat, oder völlig unsportlich, Oder, noch schlimmer, vom Heiraten spricht.« Sie grinste und sah ihre Freundin mit einem Zwinkern in den Augen an. »Na, was ist mit ihm?«

»Kann sein«, antwortete Amalie mit einem vielsagenden Lächeln. »Jedenfalls sieht er gut aus, ist charmant, vermögend und witzig. Und er wäre was für dich, er ist kaum größer als ich.«

Tinny war klein, gerade mal etwas über 1,60 Meter. Trotzdem bevorzugte sie große Männer, fast alle ihre männlichen Bekannten maßen über 1,85 Meter und überragten sie um mindestens einen Kopf. Sie war genauso alt wie Amalie, einundfünfzig Jahre, Ärztin von Beruf. Sie war seit vielen Jahren geschieden und hatte eine Reihe von Beziehungen, aber keine war von Dauer.

»Wann stellst du ihn mir vor?«, fragte sie und lehnte sich angespannt vor.

»Wird schwierig«, gab Amalie zurück. »Er wohnt in Meran und ist nur alle paar Monate in Köln. Ein Geschäftspartner von Gerrit.«

Sie erzählte ihrer Freundin von dem Abend. »Auf einmal bemerke ich diesen Mann, der mich die ganze Zeit ansieht. Und ich denke: oha, interessant. Tja, dann kam der zu mir.« Eine feine Röte überzog ihr Gesicht: »Als er auf mich zugekommen ist, konnte ich nur noch an Sex denken.«

Beide lachten. »Hab ich erzählt, dass ich überhaupt keine Lust auf die Party hatte? Das hatte sich mit dem Auftauchen von Matteo geändert. Wir haben den ganzen Abend nur noch getanzt und gequatscht. Ja, und uns geküsst. Und dann die kalte Dusche ...«

Sie berichtete vom umgeknickten Fuß und vom Krankenhaus.

»Und am nächsten Morgen ging unsere Pechsträhne weiter«, erzählte sie mit einem lauten Seufzer.

»Das war wirklich blöd«, jammerte sie. »Da hatten wir nach dem vermurksten Abend endlich Sex, und dann musste er los, zum Flughafen. Ich hatte mich schon auf ein gemütliches Frühstück gefreut, danach vielleicht zusammen duschen, noch mal Sex ...«. Sie träumte vor sich hin, dann seufzte sie wieder.

»Und wie geht es jetzt weiter?,« fragte Tinny. »Seht ihr euch wieder? In Köln? Oder in Meran? Oder irgendwo dazwischen?«

»Da haben wir nicht drüber gesprochen«, entgegnete Amalie frustriert. »Auf der Fahrt waren wir beide irgendwie enttäuscht und haben nur wenig geredet. Er hat zwar gesagt, dass wir uns wiedersehen, dass er mit mir in ein schönes Restaurant will und uns Frühstück macht.« Sie stockte. »Und er hat nach meiner Telefonnummer gefragt.«

»Du hast sie ihm ja hoffentlich gegeben?«, fragte Tinny und sah ihre Freundin kritisch an.

»Ja klar«, antwortete Amalie und lächelte. »Und ich hab seine.«

»Willst du ihn denn überhaupt wiedersehen?«, fragte Tinny.

»Ich bin nicht sicher«, gab Amalie ehrlich zurück. »Er ist, äh, ja, interessant. Attraktiv. Leidenschaftlich. Aber eigentlich ist er nichts für mich«, beschloss sie ihre Erzählung, mehr zu sich als zu Tinny. »Was soll ich mit einem Mann, der in Meran wohnt? Ich hab mal nachgeguckt, es gibt noch nicht mal einen Flughafen in Meran. Wie soll ich da hinkommen? Ist nicht so bequem wie bei dir, als du deinen Schweizer Freund hattest. Der Flug nach Zürich dauert eine Stunde. Ich fand es übrigens schade, dass ihr euch bald nach meinem Besuch in der schönen Schweiz wieder getrennt habt.«

»Also, Lie, ich kenne Fernbeziehungen nach Kanada, nach Kamerun, nach Portugal, ich hatte eine mit einem Schweizer – da wirst du doch wohl deinen Mister Perfect in Südtirol wiedertreffen können.« Tinnys Stimme klang empört, sie raufte sich theatralisch die Haare. »Und eine mehrstündige Fahrt mit der Eisenbahn hat ja auch ihre Vorteile. Da kannst du sogar arbeiten«.

Sie suchte auf ihrem Smartphone bereits Zugverbindungen von Köln nach Meran heraus.

»Ich warte erst mal«, wiegelte Amalie ab. »Vielleicht will er mich gar nicht wiedersehen. Vielleicht ist es ihm auch zu kompliziert.«

Eine innere Stimme flüsterte ihr zu, dass Matteo sie bestimmt wiedersehen wolle. Er hatte ja von einem langen Wochenende in Meran gesprochen. Und sie musste zugeben, dass sie ihn sehr gerne unter günstigeren Umständen treffen wollte.

Kapitel 3

Amalie konnte es kaum glauben. Sie fuhr zu einem Fremden. Zu jemandem, den sie ein einziges Mal getroffen hatte. Unter teilweise ungünstigen Umständen.

Sie hatte sich entschieden, nach Meran mit dem Zug zu fahren. Achthundert Kilometer mit dem Auto waren ihr zu weit, und unterwegs übernachten wollte sie nicht. Aber daher könnte sie nicht problemlos nach Hause fahren, wenn es ihr nicht gefiel. Die Flug- und Zugverbindungen nach Meran waren suboptimal – Südtirol hat keinen eigenen Flughafen. Wenn man nicht mit dem Auto oder der Eisenbahn – zehn Stunden – fahren will, fliegt man nach Innsbruck und fährt von da aus mit dem Zug über Bozen nach Meran. Im Winter. Im Sommer gibt es keine Flüge von Köln oder Düsseldorf nach Innsbruck.

Amalie schätzte ihre Unabhängigkeit, und sie brauchte Kontrolle über ihr Leben. Ihr Exmann hatte ihr häufig vorgeworfen, dass sie ein Kontrollfreak sei. Er hatte vermutlich recht, auch wenn sie das ungern zugab. Sie neigte dazu, sich und andere zu kontrollieren. Sie wollte keinesfalls, dass jemand über sie bestimmen konnte.

Die lange Zugfahrt gab ihr genügend Zeit zum Nachdenken. Genügend Zeit, in der sie sich fragen konnte, warum sie zugestimmt hatte, ein Wochenende mit Matteo zu verbringen. Mit einem Fremden. Sie, die immer unabhängig sein wollte. Die es überaus schätzte, zu gehen, wann und wohin sie wollte.

Matteo hatte sie am Montagabend nach ihrem verkorksten Kennenlernen angerufen. »Wann kannst du zu mir kommen?«, hatte er gefragt, ohne jegliche Einleitung. Mit dieser direkten Frage hatte er all ihre Bedenken beiseite gefegt. Der einzige Gedanke in ihrem Kopf drehte sich um ihr Wiedersehen. Dass sie Zeit miteinander verbringen konnten. Zärtlichkeiten austauschen. Sich und ihre Körper kennenlernen.

Sie hatten sich auf das Wochenende zehn Tage später geeinigt, dank Fronleichnam ein langes Wochenende. Matteo hatte sofort das Zugticket für sie gebucht. »Damit du es dir nicht anders überlegst«, hatte er mit einem Grinsen in der Stimme gesagt.

Ihre Freundin Tinny fuhr sie zum Hauptbahnhof.

»Lie, melde dich bitte regelmäßig«, ermahnte sie sie unterwegs. »Am besten jede Stunde. Oder wenigstens alle zwei Stunden. Wenn ich länger als drei Stunden nichts von dir höre, alarmiere ich die Carabinieri!«

Sie mussten beide lachen.

Aber mulmig war Amalie trotzdem.

Jetzt stand sie am Gleis und wartete auf die Ankunft des ICEs. Viele Reisende drängten sich auf dem Bahnsteig, Erwachsene, Familien mit Kindern, die aufgeregt schwatzten und kicherten. Ein junges Liebespaar, eng umschlungen, leise flüsternd. Mussten sie sich trennen? Oder stiegen beide in den Zug, auf dem Weg in den Urlaub? Oder in die Flitterwochen? Sie wünschte sich, dass die zwei gemeinsam verreisten.

Ein altes Ehepaar saß auf einer Bank ein paar Schritte entfernt. Sie unterhielten sich leise, lächelten, er drückte kurz ihre Hand. Ein jäher Anflug von Neid überkam Amalie, Neid auf das Ehepaar, das sich seine Liebe bis ins Alter erhalten hatte; sie sah schnell weg.

Ihr Blick wanderte umher, zur beeindruckenden Decke des Bahnhofs. Das Glasdach wölbte sich über die Gleise des Hauptbahnhofs, und erlaubte einen Blick auf den Kölner Dom.

Eine Durchsage machte die Reisenden auf die Ankunft ‚ihres‘ ICEs aufmerksam, kurz drauf rauschte die elegante weiße Lokomotive vorbei, stoppte, und Amalie hievte ihren Koffer hoch und stieg ein. Ihr Fuß, den sie bei ihrem Kennenlernen verletzt hatte, war rechtzeitig geheilt.

Sie hatte zehn Stunden Zeit, über ihre Fahrt nachzudenken. Ob es eine gute Idee war. Zu überlegen, wie sie am besten wegkäme, wenn es ihr nicht gefallen würde. Oder ob sie zähneknirschend die vier Tage durchhalten müsste. – Nach zwei Stunden suchte sie den Speisewagen auf, bestellte einen Salat, dazu genehmigte sie sich ein Glas Wein. Zur Beruhigung.

Sie hatte täglich mit Matteo telefoniert, aber immer nur kurz. »Ich bin kein Telefonierer«, hatte Amalie erklärt, als Matteo sich beschwerte, dass sie wieder einmal das Gespräch nach wenigen Minuten beenden wollte.

»Wir sehen uns ja bald«. Sie wollte einem Mann, der ihr fremd war, am Telefon nichts Privates preisgeben. Selbst wenn sie sich mit dem Fremden bereits im Bett vergnügt hatte.

Sie saß wieder in ihrem Abteil und ihre Gedanken schweiften zurück, zu ihrer letzten Beziehung. Sie und ihr Exmann waren mit Patric und seiner Frau Sabrina befreundet gewesen. Patric hatte Amalie vor einem halben Jahr angerufen.

»Ich wollte mal hören, wie es dir geht«, sagte er. »Sabrina und haben uns übrigens vor ein paar Monaten getrennt.« Sie trafen sich ein paar Mal, gingen zusammen ins Kino und ins Bett. Dann fuhren sie für ein verlängertes Wochenende nach Amsterdam. Amalie war noch nie in Amsterdam, das lockere Treiben der Niederländer, die Grachten, die vielen kleinen Restaurants gefielen ihr ausnehmend gut. Sie wäre gerne länger mit Patric zusammengeblieben, sie empfand die Beziehung als angenehm und stressfrei, und sie war nicht gerne allein.

»Du, es ist schön mit dir«, sagte er, als er nach der Rückfahrt vor ihr Haus fuhr, legte eine Pause ein und konnte sie nicht ansehen.

»Kommt da jetzt ein aber?«, hatte Amalie gefragt. Ihr schwante Böses.

»Ja, aber, irgendwie fehlt das Feuer«, hatte Patric zugefügt, mit Trauermiene. Dann hatte er einen Kuss auf ihre Wange gehaucht, ihren Koffer ausgeladen und war winkend davongefahren.

Es war das erste Mal, dass ein Mann mit ihr Schluss machte. Bisher hatte sie eine Beziehung beendet oder sich in gegenseitigem Einverständnis getrennt. War das ein Zeichen, dass sie alt wurde, dass sie nicht mehr attraktiv war? Patric hatte an ihr Selbstvertrauen gekratzt. Sie war nicht verliebt gewesen, aber dass er die Beziehung gegen ihren Willen beendete, hatte sie getroffen.

Und jetzt Matteo. Ein attraktiver Mann, der sie wiedersehen wollte. Mit dem es Feuer und Leidenschaft gab. Allein beim Gedanken an ihn klopfte ihr Herz stärker und sie dachte an Sex. Und fragte sich trotzdem, ob die Reise nach Meran eine gute Idee war. Rasch sah sie aus dem Fenster.

Endlich – nach zweimaligem Umsteigen – fuhr der Zug in Meran ein. Und all ihre Zweifel verflogen. Sie hatte ihren bunten Rollkoffer genommen, stand an der Eisenbahntür und spähte hinaus. Nur wenige Menschen standen auf dem Bahnsteig. Einer fiel auf: Matteo. Er trug einen knallroten Pullover und hielt eine langstielige rote Rose in der Hand. Bei seinem Anblick machte Amalies Herz einen Hüpfer. Sie spürte sofort, dass die Reise eine ausgezeichnete Idee war. Kein Fehler. Eine logische Fortsetzung ihrer kurzen ersten Nacht.

Sie stieg vorsichtig die Stufen des Zugs hinunter. Matteo kam strahlend auf sie zu, griff ihren Rollkoffer und hob ihn mühelos auf den Bahnsteig. Dann nahm er sie in die Arme.

»Schön dass du da bist,« flüsterte er in ihr Ohr, heiser, erregt. Er drückte ihr einen zarten Kuss auf die Lippen und überreichte ihr die Rose. Amalie schnupperte daran – die Blume verströmte einen feinen Duft. Matteo legte einen Arm um ihre Taille und sie schlenderten zum Ausgang.

Vor dem Bahnhof erwarteten sie Sonne und Wärme. In Köln war es kühl gewesen, zu kühl für Anfang Mai. In Meran hingegen war der Frühling ausgebrochen und die Sonne wärmte Amalie. Eine Amsel saß auf einem Baum vor dem Bahnhof und flötete ihr melodiöses Lied. Der Bahnhof – Hauptbahnhof wäre übertrieben, es gab nur einen in Meran - war ein einstöckiges gelb gestrichenes Gebäude mit Sprossenfenstern und einem schönen schmiedeeisernen Tor. Amalie sah sich um – ihr Blick fiel auf die umgebenden Berge, die Spitzen waren schneebedeckt, zarte Wolken zeichneten sich am blauen Himmel ab.

Sie war angekommen, in Meran, in den Südtiroler Bergen. Bei Matteo.

Sie folgte ihm zu seinem Auto, einem schwarzen Sportwagen.