Ziele und Zaubersprüche - Roman Kellner - E-Book

Ziele und Zaubersprüche E-Book

Roman Kellner

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2011
Beschreibung

Zaubern wie Harry Potter? Ja, das geht – selbst für Muggel wie uns! Wir können mit Hilfe von Harry Potters Welt unsere Gedanken und damit auch unsere Handlungsspielräume erweitern. Wo Rowlings Erzählungen auf Coaching-Methoden und Kreativitätstechniken treffen, entsteht eine spannende und verspielte Auseinandersetzung mit Möglichkeiten und neuen Wegen. In 17 Kapiteln gehen die beiden AutorInnen wesentlichen Aspekten in Rowlings Werk nach und finden faszinierende Anwendungen in der Alltagswelt – praxisnah und locker zu lesen. Selbstcoaching à la Potter. Dieses Buch richtet sich an alle, die … … Harry Potter mögen und sich noch weiter mit seiner Welt befassen wollen. … Rowlings Gedankenwelt für die Problemlösung im Alltag nützen möchten. … gern spielerisch Neues entdecken. … im beruflichen Kontext mit Metaphern arbeiten. … mit Coaching zu tun haben und neue Ideen in ihren systemischen Beratungskoffer packen wollen. Mehr Informationen auf zieleundzaubersprueche.com

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Seitenzahl: 126

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Ziele und Zaubersprüche

Von Harry Potter und seiner Welt lernen

Elisabeth Gräf und Roman Kellner

Copyright 2011 Elisabeth Gräf/Roman Kellner

published at epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-0655-5

Covergestaltung: www.absatzwerbung.at

Cover-Eule: Sabina Kellner

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

Jegliche Vervielfältigung, z. B. durch Kopieren, Übersetzung, Mikroverfilmung, Einspeicherung in Datenbanken und Einspeicherung in elektronische Systeme ist ohne ausdrückliche Genehmigung der AutorInnen untersagt und wird ggf. straf- und zivilrechtlich verfolgt.

Alle sonstigen Rechte liegen bei den AutorInnen.

INHALT

Vorwort

Methodische Einleitung: Zauber- und Vorstellungswelten

1. Undursleyhaft handeln: Bloß nicht von den Dursleys lernen

2. Ziel, Wille, Bedacht! Am Apparier-Kurs teilnehmen

3. Was du hast, kannst und bist: dem Sprechenden Hut zuhören

4. Zauberkunst und Verwandlung: ein reines Accio-Lösungen-Kapitel

5. Die Freiheit, Dinge anders zu sehen: das Denkarium nützen

6. Mentor und Coach: Albus Dumbledores Weisheit

7. Das innere Team: von Harry, Ron und Hermine als Team lernen

8. Sich seinen Ängsten stellen – mit Hilfe von Remus Lupin

9. Das Tier in dir: Animagus sein wie Sirius Black

10. Die Kraft des Humors: Fred und George als Vorbilder

11. Der Umgang mit sich selbst: Voldemorts Versäumnis

12. Die ultimative Grenze: Was der Tod uns lehrt

13. Dranbleiben und scheitern dürfen: Sogar von Neville lernen

EPILOG

BONUSTEIL

BONUS I: Fliegen und Jonglieren

BONUS II: Zaubertränke und Wirkstoffe

Literatur

Danke!

Über die AutorInnen

Quellen und Anmerkungen

Vorwort

Wir sind Potter-Fans. Wir sind Geisteswissenschafter und lieben die Arbeit mit Sprache. Wir sind systemische Coaches und haben uns viel mit Kreativitätstechniken beschäftigt. Und wir sind verspielte Naturen. Sie halten den Versuch in Händen, all das zusammenzuführen.

Der Fernsehzauberer Bobby Lugano sagte in unserer Kindheit immer: „Zaubern muss man können.“ Bei Harry Potter lesen wir: Zaubern muss man – selbst als Zauberer – lernen. Und uns erinnern manche Zauber unglaublich an Coaching- und Kreativitätsmethoden, mit denen wir arbeiten. Daher sagen wir: Zaubern im Alltag, so ein bisschen wie Harry Potter, ja, das geht!

Dann nämlich, wenn wir beschließen, nicht einfältige Muggel wie die Dursleys zu sein, die nichts anderes gelten lassen als ihre eigenen engen Denkmuster. Und die auch nicht bereit sind, über ihren Tellerrand zu blicken und ihr Universum zu erweitern. Denn das kann jeder von uns: seine Vorstellungswelt vergrößern. Neue Möglichkeiten suchen. Dadurch besser ins Handeln kommen. Und neue Dinge spielerisch ausprobieren. Zu diesem spielerischen Umgang mit Möglichkeiten wollen wir alle unsere Leserinnen und Leser einladen.

Sie finden in unserem Buch unterschiedliche Zugänge zur Zauberwelt von Joanne K. Rowling, aufgeteilt auf weitgehend eigenständige essayartige Kapitel. Natürlich müssen Sie sich nicht an die vorgegebene Reihenfolge halten. Lesen Sie, was das Apparieren mit dem Stecken von Zielen zu tun hat, was wir von dem weisen Schulleiter Albus Dumbledore lernen können, worin die Lösungskompetenz von Harry, Ron und Hermine als Team liegt oder wie ein Schutzzauber aussehen könnte. Die meisten Kapitel enden mit „Accio Lösungen!“ (in etwa: „Lösungen herbei!“) Die kleinen Übungen, Überlegungen und Angebote sollen anregen, das Gelesene in die Praxis umzusetzen. Nehmen Sie sich, was Sie brauchen können. Und lassen Sie bleiben, was für Sie nicht passt. Erfreuen Sie sich am Universum von Harry Potter und an einer Vielfalt von Techniken und Methoden, die an die Zauberwelt angelehnt sind. Und probieren Sie’s einfach aus. Viel Erfolg, vor allem aber: viel Spaß dabei!

Elisabeth Gräf und Roman Kellner

Methodische Einleitung: Zauber- und Vorstellungswelten

In diesem Kapitel erfahren Sie, …

–was an einem Problem gut sein kann

–dass das Vorstellungsvermögen die Basis ist, um an einer Lösung zu arbeiten

–was das mit Harry Potter zu tun hat

„Aber Sie sind doch normal“, sagte Harry heftig. „Sie haben nur ein – ein Problem.“[1]

Probleme und die Vorstellung einer Lösung

Meistens seufzen wir, wenn wir irgendwo ein Problem orten. Wir gehen davon aus, dass es ausschließlich schlecht ist, ein Problem zu haben. Wir wollen es abwehren, gar nicht erst damit konfrontiert werden. Aber es gibt kluge Leute, die behaupten, dass Probleme Lösungen sind. Sie meinen damit: Wenn ich ein Problem habe, dann habe ich offensichtlich bereits eine Idee davon, wie es anders sein könnte. Denn sonst wäre das Problem ja gar nicht da! Die Ahnung, dass es anders sein könnte, weist also bereits ein bisschen in die Richtung der Lösung. Auch wenn nicht sofort klar ist, wie sie aussehen könnte und wie man zu ihr kommt.

Dabei kann z. B. ein Coach helfen, und dazu stellt er oder sie gern Fragen im Konjunktiv, der, wie könnte man es besser bezeichnen, Möglichkeitsform. Was wäre, wenn … Angenommen, Sie könnten … – typische Einstiegsfragen, die über die derzeitige Realität hinaus- und auf eine andere Möglichkeit hinweisen. Und es gibt noch viele weitere Techniken, mit deren Hilfe man über die eigene, gewohnte Art zu denken hinaus auf eine andere Ebene der Erkenntnis, gelangen kann.

Solche Methoden schaffen einen neuen Zugang zum eigenen Wissen, das bisher für das Lösen des Problems nicht genutzt wurde, z.B.  über das Visualisieren einer Situation oder über die Arbeit mit Bildern. Gerade Metaphern – also die Übertragung auf eine bildliche Ebene – sprechen das Vorstellungsvermögen und Emotionen an. Diese beeinflussen unser Verhalten. Und so kann man über die Vorstellungswelt zu Lösungen kommen. Und dann sein Verhalten – ganz real – in diese Richtung verändern.

Und damit sind wir bei Harry Potter: Einerseits werden wir als Lesende in ein Universum voll neuer Möglichkeiten hineingezogen – die magische Welt verfügt über Eigenheiten, die uns bisher nicht bekannt waren. Andererseits ist die Vorstellungsgabe auch für die Zauberer selbst enorm wichtig: Wer sich im Zauberunterricht nicht geistig vor Augen führen kann, wie die Teetasse zur Ratte wird, der zaubert der Teetasse im besten Fall vielleicht nur einen Schwanz an.

Veränderungen funktionieren auch im Alltag, in der nichtmagischen Welt, über eine konkrete Zielvorstellung. Um zu ihr zu kommen, können Bilder aus Harry Potters Wirklichkeit hilfreich sein: Gestaltet sich die innere Wirklichkeit durch die Vorstellungskraft um, dann verändert sich auch die äußere Wirklichkeit. Denn über die Idee, was anders sein könnte, kann man zu einem konkreten Bild kommen, einer Zielvorstellung, und kann sie in dieser Bilderwelt auch bearbeiten. Dann ist eine Übertragung auf die Realität möglich – und somit die Umsetzung.

Diese enge Verknüpfung von Vorstellungswelt und äußerer Welt thematisiert auch Albus Dumbledore in einem Dialog mit Harry:

„Verraten Sie mir noch ein Letztes“, sagte Harry, „ist das hier wirklich? Oder passiert es in meinem Kopf?“ [...] „Natürlich passiert es in deinem Kopf, Harry, aber warum um alles in der Welt sollte das bedeuten, dass es nicht wirklich ist?“ [antwortet Dumbledore][2]

Möglichkeiten und Handlungsspielräume

Warum können eigentlich Harry, Ron und Hermine so komplexe Probleme lösen, obwohl sie noch Kinder und keine voll ausgebildeten Zauberer sind? Eine Antwort wäre, dass sie über erhöhte Lösungsfähigkeit verfügen, weil es in der magischen Welt generell ein größeres Spektrum an Möglichkeiten gibt. Das trifft natürlich auf alle Zauberkinder in Hogwarts zu. Die drei beachten darüber hinaus noch vieles, was bei der Lösung von Problemen hilfreich ist: Sie kennen ihr Ziel, sie nutzen ihre unterschiedlichen Erfahrungen und Begabungen und sie arbeiten im Team. Sie probieren vieles aus – und wenn es nicht funktioniert, machen sie etwas anderes. Ein extrem bewährtes Prinzip, das durch Steve de Shazer auch zu einem wichtigen Fundament in lösungsorientierten Coachingansätzen geworden ist.

Nicht zuletzt nähern sie sich – als Kinder – vielen Problemen spielerisch. Und ein spielerischer Umgang mit Ideen hilft, Lösungen zu finden und aktiv zu werden. Eine rein magische Eigenschaft? Nein, wir können das ebenso nützen!

Einen spielerischen Umgang mit Ideen kann man lernen, auch wenn man nicht Hogwarts-SchülerIn ist. Wer Harry Potter gelesen hat, ist mit vielen Dingen aus der magischen Welt bereits vertraut. Sich diese Welt konkret vorzustellen, muss nicht heißen, sich auf Realitätsflucht zu begeben. Im Gegenteil. Wer sich vorstellen kann, etwas größer oder kleiner zu zaubern, ist auf dem besten Weg, eine Kreativitätstechnik anzuwenden, mit deren Hilfe sich schnell neue Ideen finden lassen. Wer im Geist einen Schluck Felix felicis, des „flüssigen Glücks“, nimmt und zu Papier bringt, wie die Zukunft verlaufen könnte, wenn ab sofort alles bestmöglich verläuft, wendet eine hypnosystemische Intervention an.[3]

Es gibt viele Wege, mit der eigenen Vorstellungswelt zu spielen, um kreativer mit Problemen umgehen zu können. Sich selbst ein Stück mit Hilfe Harry Potters Welt zu coachen und diese zu nützen, ist eine Möglichkeit.

Wir verstehen die folgenden Kapitel als eine Art Reiseführer und eine Anleitung für Gedankenspiele, die ganz im Sinne des Spiels erst einmal Spaß machen sollen. Darüber hinaus bietet ein Spiel aber auch den angenehmen Nebeneffekt, in freier Atmosphäre Lösungen anzudenken, Zugang zu eigenen Ressourcen zu finden, Kreativität fließen zu lassen, sich Wissen anzueignen und – wenn auch vielleicht erst einmal in Gedanken, ähnlich dem mentalen Training – neue Muster für die Tat zu üben.[4] Und so schaffen Sie sich selbst neue und weitere HandlungsSPIELräume.

1. Undursleyhaft handeln: Bloß nicht von den Dursleys lernen

In diesem Kapitel geht es darum,

–warum wir am besten alles ganz anders machen als Harrys Ziehfamilie, die Dursleys

Mr. und Mrs. Dursley im Ligusterweg Nummer 4 waren stolz darauf, ganz und gar normal zu sein, sehr stolz sogar.[5]

Wir beginnen bei den Dursleys. Keine Sorge, da bleiben wir nicht lange. Gleich Harry wollen wir ihre enge und kontrollierte Welt ganz rasch hinter uns lassen. Aber ein kurzer Blick auf sie lohnt, denn wie es die weise Hexe McGonagall auf den Punkt bringt: „Sie können keine zwei Menschen finden, die uns weniger ähneln.“[6]

Mr. und Mrs. Dursley sind gemeinsam mit ihrem verwöhnten Sohn Dudley jene Ziehfamilie, bei der Harry von seinem ersten bis zu seinem elften Geburtstag lebte, leben musste. Wichtig ist für sie, was „man“ tut und vor allem nicht tut. „Man“ wohnt zum Beispiel in einem Einfamilienhaus mit gepflegtem Garten und Vorzeigeauto in der Garage. Aber „man“ kann „Leute nicht ausstehen, die sich komisch anzogen“[7]. Mit der Welt der Zauberer wollen sie, obwohl oder gerade weil Petunia Dursleys Schwester dazu gehörte, nichts zu tun haben.

Weil die Dursleys aber „alles Vertraute und Geordnete“[8] mögen und alle „Abnormitäten“[9] ablehnen, schränken sie sich selbst unnötig ein. Es ist wie in dem Witz von dem Betrunkenen, der im Schein einer Laterne seinen Schlüssel sucht. Ein Polizist kommt hinzu, hilft ihm suchen und fragt schließlich, wo genau er denn den  Schlüssel verloren hätte. „Dort hinten“, meint der Betrunkene und zeigt ins Dunkle, „aber dort ist es viel zu finster.“ Paul Watzlawick nimmt diese Geschichte als Anlass, um über das beliebte Muster, immer mehr von dem zu tun, was nicht funktioniert, zu philosophieren.[10] Man nennt das auch Neurose. Aber was bleibt jemandem übrig, der nur einen Weg kennt? Wer nur einen Hammer besitzt, der wird alles wie einen Nagel behandeln. Die Dursleys haben eine starre Vorstellung davon, wie die Welt zu sein hat, was richtig und was falsch ist. Diese „Normalität“ verteidigen sie mit aller Kraft.

Damit ist Harrys Ziehfamilie das ideale Gegenstück zur Zauberwelt: Kreativität bleibt draußen, ja, sie gilt als bedrohlich. Was ist, muss so bleiben. Was man hat ist wichtiger als was man ist. Und am allerwichtigsten ist ohnedies, wie man scheint.

Die Dursleys sind komplett humorlos, dafür obrigkeitshörig. Sie haben nichts Subversives oder Verspieltes. Sie kennen einen Weg und den gehen sie stur weiter. Doch es gibt nie nur einen Weg.

Stellen Sie sich ein Büro vor, in dem all die Werte der Dursley hochgehalten werden. Dort gelten dann sehr rigide Kleidervorschriften, die Arbeitszeiten sind genau vorgegeben und werden streng überprüft. Starre Hierarchien sind wichtig und werden immer wieder betont und erneuert. Gelacht wird hier wenig, es gibt auch kaum verspielte Ecken und funktionslose Orte oder Momente. Kann in diesem Klima Kreativität gedeihen? Kann hier etwas Neues entstehen?

Wenn wir unseren SPIELraum einschränken möchten, dann machen wir am besten alles genau so wie die Familie Dursley. Das verhindert andere und damit neue Sichtweisen, neue Handlungsmöglichkeiten und neue Wege. Oder aber wir verhalten uns völlig „undursleyhaft“[11], eher wie Zauberer, und eröffnen uns auf diese Art ein Universum neuer Möglichkeiten.

Accio Lösungen!

 Der Kreativität eine Chance geben

Machen Sie Dinge anders. Das beginnt schon im Kleinen: Wählen Sie morgen einen neuen Weg in die Arbeit, selbst wenn es ein Umweg ist. Grüßen Sie anders, als Sie es üblicherweise tun, wenn Sie ein Geschäft betreten. Kaufen Sie einmal eine andere Zahnpasta als sonst. Hören Sie einen ungewohnten Radiosender. Gehen sie in einen Kinofilm, in den Sie sonst nie gehen würden. Machen Sie jemandem, der es von Ihnen nicht erwarten würde, ein Kompliment. Achten Sie auf neue Eindrücke und Geschmäcker, auf andere Reaktionen und die Möglichkeiten, die sich dadurch auftun.

Nehmen Sie solche Herausforderungen an, denn sie fordern Sie HERAUS. Oder, wie ein Sprichwort so schön sagt: Umwege erhöhen die Ortskenntnis.

2. Ziel, Wille, Bedacht! Am Apparier-Kurs teilnehmen

In diesem Kapitel erfahren Sie, …

–dass für das Erreichen eines Zieles eine genaue Zielvorstellung unerlässlich ist

–dass kleine und große Ziele nicht in Widerspruch stehen sollten

–dass ein Wunsch kein Ziel ist

–was das mit dem Apparierkurs zu tun hat und wie wir den Raum der Wünsche und den Spiegel Nerhegeb nützen können

Der Weg ist das Ziel.

Konfuzius

Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.

Lao-Tse

Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen.

Johann Wolfgang von Goethe

So viele kluge Worte über Ziele! Und in jedem Ratgeber wird man es ebenso finden: das Ziel, das es zu erreichen gilt. Und man wird lesen können, dass man das mit der X- oder Y-Methode auch schafft. Dass man sich die Ziele stecken und dann „nur“ hartnäckig verfolgen müsse.

Die Wenigsten gehen der Frage nach, wie man überhaupt zu einem Ziel kommt. Nein, das ist kein Verschreiber, wir meinen nicht: ans Ziel! Wir meinen: ZU einem Ziel. Zu einem ganz persönlichen Ziel. Nicht eines, das sich ein Diätberater, Jobberater, Typberater ausgedacht hat. Das eigene. Oder die eigenen.

Ziele sollten Klarheit bringen. Das ist aber oft nicht so, wenn etwa vorgegaukelt wird, man könnte jedes Ziel erreichen, wenn man nur wirklich wolle. Die Euro-Million in einem Jahr? Glauben Sie fest daran, und sie gehört Ihnen. Der Partner/die Partnerin Ihrer Träume? Sie müssen es nur ganz fest wollen, und schon steht er oder sie vor der Tür. So einfach, so Lebensratgeber. Was bei diesem Strecken nach den Sternen zusätzlich schnell verloren geht, ist die Wertschätzung der kleinen Meilensteine und Etappenziele. Auch kleine Ziele sind Ziele.

Die AutorInnen wissen aus leidvoller Erfahrung, dass gerade jene Coaching-Sitzungen Gefahr laufen, ergebnislos zu enden, in denen wir der Erarbeitung exakter Ziele zu wenig Aufmerksamkeit schenken. Und ein österreichischer Kolumnist bemerkte unlängst, die Politiker würden heute so farblos wirken, weil sie sich nicht für ein großes, klares politisches Ziel einsetzten[12]. Ja, es ist verdammt wichtig zu wissen, wo man hin will. Aber das Wollen muss aus einem selbst kommen. Und wenn das Ziel vom eigenen Herzenswunsch zu weit entfernt ist, kann man es zwar durchaus erreichen, aber Verluste sind vorprogrammiert.

Joanne K. Rowling weiß all das natürlich. Und ihr Wissen um die Bedeutung von Zielen, Wünschen und Werten fließt in ihre Bücher ein: Die magische Welt ist voll von Metaphern, die mit Zielerreichung zu tun haben. Einiges ist auch für uns Muggel nützlich und auf das Hier und Jetzt übertragbar.

Reisen wir dazu doch einmal gemeinsam nach Hogwarts. Ein Samstagmorgen im Februar. In der Großen Halle haben sich die aufgeregten Sechstklässler zur ersten Stunde des zwölfwöchigen Apparier-Kurses versammelt. Jetzt endlich dürfen sie lernen, wie man sich nur mit Hilfe eines Zauberstabs an einen anderen Ort „beamt“. Nur mit Hilfe eines Zauberstabs? Es braucht schon etwas mehr. Der Ministeriumszauberer Wilkie Twycross, ein „merkwürdig farbloser“ Mann, trichtert den gebannten ZuhörerInnen die „Goldene Dreierregel“ des Apparierens ein: „Ziel, Wille, Bedacht!“[13] Außer Hermine gelingt es niemandem. Susan Bones zersplintert gar und es braucht fremde Hilfe, um sie wieder mit ihrem Bein zu vereinen. Auch Ron wird später noch diesen Preis für die Unachtsamkeit zahlen. Denn das Apparieren hat seine Tücken, wenn man nicht ganz genau artikuliert, wohin man möchte oder sich den Ort, an den man reisen will, nicht verinnerlicht und genau vorstellt. Dasselbe gilt übrigens auch für das Reisen mit Flohpulver: So landet Harry bei seinem ersten Flohpulverreiseversuch in der trüben Nokturngasse, weil er in seiner Aufregung statt Diagon Alley (Winkelgasse) „diagonally“ (diagonal) nuschelt[14].