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Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst ist wieder da! Seit Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst, bei Paul im Kinderzimmer wohnt, ist jeder Tag ein Abenteuer. Diesmal will Zippel endlich auch Geburtstag feiern, weil man da Geschenke bekommt. Also beschließt er, dass er am 51. Kalember geboren wurde, – was praktischerweise gleich am nächsten Tag ist – und wünscht sich eine Fahrt mit der Geisterbahn. Dass Zippel dann im Dunkel der Geisterbahn plötzlich verschwindet, damit hätten weder Paul noch Zippel selbst gerechnet. Daran muss einer dieser Awachsanan schuld sein! Klar, dass Paul alles dransetzt, seinen geliebten Zippel zu retten, und die beiden ein großes Abenteuer erleben.
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ZIPPELZEFIX – WAS FÜR EIN LESESPASSS:
ZIPPEL, DAS WIRKLICH WAHRE SCHLOSSGESPENST, IST WIEDER DA!
Seit Zippel, das kleine lustige Schlossgespenst, bei Paul im Türschloss wohnt, ist jeder Tag ein Abenteuer. Als Paul Geburtstag feiert, bekommt Zippel große Augen: So ein Fest mit vielen tollen Geschenken – oh, ja, das will er auch! Verflixt, dass er nur überhaupt keine Ahnung hat, wie alt er ist. Also beschließt er, dass er am 51. Kalember geboren wurde – was praktischerweise gleich am nächsten Tag ist. Er wünscht sich eine Fahrt mit der Geisterbahn und die beiden haben einen Riesengruselspaß. Doch nach der dritten Fahrt ist Zippel plötzlich verschwunden. Klar, dass Paul alles dransetzt, seinen geliebten Zippel zu retten, und so beginnt ein großes Gespensterabenteuer …
Von Alex Rühle sind außerdem bei dtv lieferbar:
Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst
Zippel macht Zirkus
Traumspringer
Gigaguhl und das Riesen-Glück
(mit Bildern von Barbara Yelin)
Alex Rühle
Ein Schlossgespenst auf Geisterfahrt
Illustrationen von Axel Scheffler
Ruttelditschüüü …
Ruttelditschüüü …
Am Samstagmorgen wachte Paul von seinem Lieblingsgeräusch auf. Es kam sehr gleichmäßig und leise aus einem alten Türschloss, das im Regal über seinem Bett steht.
Ruttelditschüüü …
Ruttelditschüüü …
In der Küche klapperten Teller, dazu war leiser Gesang zu hören. Anscheinend deckte Pauls Mama gerade den Frühstückstisch.
Aus dem Schlafzimmer rief Pauls Papa, dass er seine roten Socken nirgends finden kann. »Oh, die gelben sind auch weg! Und wo sind denn …?« Dann war nur noch verärgertes Gemurmel zu hören. Als Paul sich ein wenig streckte, rutschte das Buch, das er am Abend vor dem Einschlafen gelesen hatte, von der Bettdecke auf den Fußboden.
Ruttelditschüüü …
Ruttelditschüüü …
»Zippel?« Paul flüsterte in Richtung des Türschlosses. Als er leise aufstand, trat er auf ein paar winzige weiße Körner. Dann sagte er noch mal, etwas lauter: »Hey, Zippel, du alter Schnarcher!«
Ruttelditschüüü …
Rutteldi- waswowie?!
Es sah aus, als würde in dem alten Türschloss über Pauls Bett eine Lampe angehen. Das Wesen, das gerade »waswowie« gerufen hatte, streckte ein weißes Ärmchen aus dem Schloss. Dazu hörte man ein kurzes Gähnen – und dann kam, schwups, ein kleines, leuchtendes Gespenst aus dem Schlüsselloch geploppt.
Das war Zippel. Der lebt bei Paul. In dem alten Türschloss. Weil Schlossgespenster nun mal in Türschlössern leben, auch wenn Erwachsene oft behaupten, dass sie in Burgen und Königsschlössern zu Hause sind. Was nur beweist, dass Erwachsene von vielen Dingen keine Ahnung haben.
Zippel schüttelte sich in der Luft, gähnte dabei noch mal, drehte zwei Runden durchs Pauls Zimmer und setzte sich dann auf die Vorhangstange über dem Fenster.
»Guten Morgen, Zippel«, sagte Paul und zeigte auf den Boden. »Hast du hier vielleicht Salz verstreut?«
»Salz?« Zippel schüttelte den Kopf. »Ähpfuidibäh. Das ist Zucker.«
»Zucker?«, fragte Paul. »Warum verstreust du denn nachts Zucker in meinem Zimmer?«
»Na, weil die Tiere was zu essen brauchen.«
»Welche Tiere?«, fragte Paul.
»Die aus dem Zoo.« Zippel zeigte auf das Buch neben Pauls Bett. Es hieß »Ein Tag im Tierpark«.
»Elefanten. Robben. Ledermäuse«, zählte Zippel auf. »Hast du doch gestern vorgelesen. Und dann bist du plötzlich eingeschlafen und ich war allein. Und die Tiere waren noch alleiner. Und der Elefant war am alleralleinsten. Außerdem bist du ausgerechnet an der Stelle eingeschlafen, wo die alle auf ihre Fütterung warten.«
Paul schaute sich in seinem Zimmer um. Alles sah wie immer aus. Das Bett. Darüber das kleine Regal. Der Schreibtisch, auf dem die bunten Geburtstagseinladungen lagen, die er schreiben wollte.
»Aber wo sind die Tiere, die du gefüttert hast?«, fragte Paul.
»Im Zoo natürlich«, sagte Zippel, schwebte an Paul vorbei in Richtung Fußboden und verschwand unter dem Bett. Jetzt war nur noch seine Stimme zu hören: »Na, habt ihr alle gut geschlafen, ihr kleinen Hosenscheißer?«
Paul schaute unter sein Bett. Da lagen und hingen lauter lange Socken, grün, gelb, rot, grau. Einige waren mehrfach verknotet, einige lagen kreisrund da, einige sahen aus, als würden sie sitzen.
Zippel schwebte durch dieses bunte Wirrwarr, zeigte nach rechts, zeigte nach links, kraulte eine gelbe Socke an der Ferse und erklärte: »Guten Morgen, Grummellöwe. Oh, unser Braunbär ist auch schon wieder wach. Aber die Blaubären schlafen noch ein bisschen.«
Zippel klang wie ein Tierpfleger, der einem Besucher all die Tiere erklärt. »Und hier der Elefant, unser alter Vielfraß aus Rüsseldorf.« Er tätschelte einen Haufen grauer Socken, die er anscheinend in der Nacht zu einem dicken Knödel verknotet hatte. Vorne schaute eine Rüsselsocke aus dem weichen Klumpen raus und hing mit der Spitze in einem Häufchen Zucker.
Paul musste lachen. »Und die rosa Socken, die da so einzeln von der Matratze runterhängen?«, fragte er.
»Socken?«, rief Zippel. »Das sind Flamingos! Sieht man doch. Stehen alle auf einem Bein.«
Es klopfte. Zippel verschwand im hintersten Eck unter Pauls Bett.
Die Tür ging auf. Da stand Pauls Papa. Barfuß.
»Guten Morgen, Paul. Hast du vielleicht meine Socken gesehen«, fragte er.
»Deine Socken? Ach sooo!« Paul tat so, als fiele es ihm gerade wieder ein. »Ja klar … Entschuldige, ich hab gestern Abend damit gespielt.« Er bückte sich unter sein Bett und sammelte schnell alle Socken ein.
»Gespielt?«, fragte sein Papa. »Was kann man denn mit meinen Socken spielen?«
»Äh, Verkleiden«, murmelte Paul und drückte ihm den ganzen Sockenhaufen in die Arme. Dann sagte er schnell: »Ich schreibe noch kurz Einladungskarten vorm Frühstück, okay?«
»Klar«, sagte Pauls Papa. »Schöne Idee.«
Paul setzte sich an den Schreibtisch, nahm einen Stift in die eine und eine blaue Karte in die andere Hand, um zu zeigen, dass er jetzt wirklich viel zu tun hatte und leider gar keine Fragen mehr beantworten konnte.
Papa machte die Tür wieder zu und ging in den Flur. Paul hörte ihn brummeln. Irgendwas über kleine weiße Krümel auf all seinen Socken. Mehr war nicht zu verstehen, weil Zippel schimpfend unter dem Bett hervorgeschwebt kam.
»Mein wunderhübscher Tierpark«, zeterte er. »Der Elefant hat noch gar nicht aufgegessen. Ihr könnt doch nicht einfach …«
Zippel verstummte plötzlich. Er war über dem Schreibtisch stehen geblieben, mitten in der Luft. »Oh?«, wunderte er sich und zeigte auf die Einladungskarten. »Du, das sind aber schöne bunte Zettel. Sind die alle für mich?«
»Einer ist für dich«, sagte Paul. »Die anderen sind für meine Freunde.«
»Warum?«
»Weil ich die einlade. Zu meinem Geburtstag.«
»Ah. Macht ihr da alle Burtselbäume?« Zippel machte einen kleinen Looping über Pauls Schreibtisch.
»Was? Nein. Keine Purzelbäume.« Paul lachte. »Der Geburtstag heißt Geburtstag, weil man da die eigene Geburt feiert.«
»Ehrlich wahr?«, fragte Zippel und bekam ganz große Augen. »Wirst du da noch mal geboren? So ganz von Anfang an und winzig klein?«
»Mann, Zippel.« Paul schüttelte den Kopf. »Am nächsten Samstag ist es neun Jahre her, dass ich geboren wurde, und das wird da gefeiert.«
»Mhm«, sagte Zippel wenig begeistert. »Und was macht man an so einem Tag, an dem man vor neun Jahren geboren wurde?«
»Man kriegt Geschenke.«
»Oh – echt?«, fragte Zippel. Er klang plötzlich viel interessierter. »Ach so … Du, Paul … Da fällt mir ein …« Er fing an, in der Luft auf und ab zu schweben. »Es ist nämlich … also – ich bin auch geboren.« Zippel wippte immer schneller auf und ab und rieb sich dabei die Hände. »Ich bin sogar sehr geboren. Wo kann ich mal meine Geschenke abholen?«
»An welchem Tag bist du denn geboren?«, fragte Paul, während er eine Einladungskarte für Linus in einen Umschlag steckte.
»An welchem … ähm …« Zippel blieb in der Luft stehen und dachte nach. »Ich glaube, das war ein guter Tag«, sagte er dann. »Ja, genau. Jetzt erinner ich mich wieder. Ein toller Tag war das. Der beste überhaupt.«
»Ich meine, war das im September? Im November? Oder wann?«
»Das war …«, sagte Zippel und schaute im Zimmer umher, so als würde da irgendwo die Antwort auf Pauls Frage stehen, »das war … – am 51. Kalember!«
»Kalember?«, fragte Paul. »Echt? Den Monat kenn ich gar nicht.«
»Da siehst du mal«, sagte Zippel stolz. »Das ist der allerwichtigste Gespenstermonat. Genau da bin ich geboren. Und ich werd – wie alt wirst du noch mal?«
»Ich werde am nächsten Samstag neun«, sagte Paul.
»Ja eben«, rief Zippel, während er aufgeregt mit seinen Ärmchen in der Luft herumwedelte. »Und deshalb werde ich am nächsten Sonntag acht!«
»Acht?«
»Neun bist du ja schon, also nehm ich die Acht.« Dann überlegte er und fragte schließlich: »Ist Sonntag weit weg von heute?«
»Acht Tage«, sagte Paul.
»Oioioi«, seufzte Zippel, »das ist ja noch sehr weit weg. Morgen. Übermorgen. Drübermorgen. Und Ganzobendrübermorgen auch noch. Kann ich die Geschenke nicht schon vorher haben?«
»Nee.« Paul schüttelte den Kopf. »Geburtstagsgeschenke gibt’s immer erst am Geburtstag. Aber wen sollen wir denn einladen zu deiner Feier?«
»Ähm … also … viele!« Zippel bewegte all seine Finger, so als würde er aufgeregt damit zählen. »Sehr viele. Eigentlich alle!«
»Ich lade meine besten Freunde ein«, sagte Paul.
Ehrlich gesagt war das ein bisschen geschwindelt. Paul hat eigentlich nur einen Freund in der Schule. Den Linus. Aber er lud einfach noch die vier Kinder aus seiner Straße ein, mit denen er manchmal spielt.
»Ich auch!«, rief Zippel sofort. »Nur die allerbesten! Die anderen brauchen gar nicht zu kommen.«
»Mhm«, murmelte Paul, der gerade auf einen der Umschläge »Deniz« schrieb. »Und wer sind deine besten Freunde?«
Zippel überlegte. Dann sagte er: »Na, du latürnich. Du bist meine besten Freunde: Mein bester. Mein zweitbester. Und sogar mein drittbester. Also, du kriegst schon mal keine Einladung, sondern eine Dreiladung.«
»Einladung reicht mir.« Paul grinste.
»Und Frau Wilhelm!«, rief Zippel. »Die muss auch kommen. Du bist mein bester Freund und Frau Wilhelm ist meine beste Freundin.«
Frau Wilhelm wohnt im selben Haus wie Paul, ganz oben im sechsten Stock. Von ihr hat Zippel das schöne alte Türschloss, in dem er immer schläft.
»Gut«, sagte Paul. »Dann schreibst du also zwei Einladungen und am Sonntag feiern wir zusammen.«
»Und du schenkst mir ganz bestimmt und sicher was?«, fragte Zippel ganz aufgeregt.
»Ja klar!« Paul nickte.
»Oh, ich liiiiebe Geburtstage«, rief Zippel und drehte mehrere Loopings im Zimmer, so schnell, dass er aussah wie eine weiß leuchtende Luftschlange. Plötzlich hielt er an: »Aber – was macht man überhaupt, wenn man da so feiert?«
»Das wirst du schon sehen, ich feier ja einen Tag vor dir. Aber du musst dich gut verstecken, wenn meine Freunde kommen, und mir versprechen, dass du keinen Blödsinn machst.«
»Latürnich, latürnich.« Zippel schloss die Augen, hob den rechten Zeigefinger und reimte das feierliche Geburtstagsgespensterversprechen.
Lädst du deine Freunde ein,
wird der Zippel leise sein.
Leise, still und pst, mucksmäuschen,
Zippel macht ein Blödsinns-Päuschen.
»Aber du …« Zippel kam näher geschwebt. »Kannst du dafür Frau Wilhelm fragen, ob ich bei ihr feiern darf? Deine Eltern dürfen mich ja nicht sehen.«
»Gute Idee«, sagte Paul.
Zippels Idee war wirklich gut. Frau Wilhelm ist nämlich der einzige Mensch außer Paul, der Zippel kennt. Sie hat selbst mal ein Gespenst gehabt, den Quockel, vor vielen Jahren, als sie noch ein Kind war. Jetzt ist sie ziemlich alt. Zippel hat sie mal auf achthundertdreiundzwölfzig Jahre, siebenundsiebzig Tage und fünf Sekunden geschätzt. Ganz so alt ist sie dann doch noch nicht. Aber sie hat weiße Haare. Und sie sammelt alte Schlösser.
Paul hat sich früher vor ihr gefürchtet, weil sie nur ein Auge hat und ihr Gesicht deshalb ziemlich schrumpelig aussieht. Aber inzwischen weiß er, wie nett sie ist. Zippel mag sie sehr. Er besucht sie auch manchmal, wenn Paul in der Schule ist. Dann schwirrt er den ganzen Vormittag lang durch ihre Schlössersammlung und eigentlich erzählt er Paul danach jedes Mal, die Frau Wilhelm sei der beste Awachsana überhaupt, wirklich wahr.
Paul hat sich dann die ganze Woche auf seinen Geburtstag gefreut. Seine Eltern haben auch immer wieder davon gesprochen, wie schön das alles wird am Samstag, und gefragt, was für einen Kuchen er sich wünscht und ob denn alle kommen, die er eingeladen hat, und dabei haben ihm beide immer wieder so über die Haare gestrichen, wie er es überhaupt nicht mag.
Am Tag vor Pauls Geburtstag waren Mama und Papa aber plötzlich sehr seltsam. Kein Wort vom Geburtstag. Stattdessen flüsterten sie immer wieder miteinander. Aber nicht so, wie man flüstert, wenn man ein schönes Geheimnis hat oder jemanden mit Geschenken überraschen will. Sondern so, wie man flüstert, wenn jemand anderes es nicht mitbekommen soll. Als Paul einmal in die Küche kam, um sich ein Glas Wasser zu holen, biss Mama sich auf die Unterlippe und Papa schaute ratlos zur Balkontür raus. Ab und zu klingelten auch Nachbarn aus dem Haus und murmelten mit Pauls Eltern an der Wohnungstür. Und beim Mittagessen hielt sich Pauls Mama einmal ein Taschentuch vors Gesicht, sagte danach aber, ihr sei nur was ins Auge geflogen.
Spät am Nachmittag wollte Mama dann ja eigentlich Kirschkuchen backen, aber stattdessen nahm sie Pauls Hände und erklärte ihm, dass sie jetzt leider dringend zu Herrn Ritsche musste. Das ist der Hausmeister. »Bei dem treffen sich alle Nachbarn. Wir haben was Wichtiges zu besprechen«, erklärte sie und ergänzte mit schiefem Lächeln: »Den Kuchen back ich dir heute Nacht. Oder wir kaufen morgen einen beim Bäcker, okay?«
»Na gut«, nickte Paul.
Sobald Pauls Eltern weg waren, kam Zippel aus seinem Schloss geschwebt. »Huiuiui«, rief er. »Deine Mama war aber echt komisch.«
»Ja«, seufzte Paul. »Und ich hab morgen vielleicht keinen Kuchen. Na ja, auch nicht so schlimm. Meist brennt er Mama eh im Ofen an.«
»Nix da, kein Kuchen«, rief Zippel. »Dann backen eben wir zwei!«
»Wir?«, überlegte Paul. »Ich weiß nicht … Ich hab zwar mal geholfen, aber allein kann ich das nicht.«
»Erstens bist du nicht allein, sondern allzwein«, sagte Zippel und zeigte auf sich und Paul. »Und außerdem hat deine Mama doch diese ganzen Bücher, wo die Rezäpfchen drinstehen.«
»Rezepte«, sagte Paul.
»Ganz genau, oberschlau«, sagte Zippel. »Wir können’s doch mal verkuchensuchen.«
»Stimmt«, sagte Paul, »versuchen wir’s.«
Er holte das Buch mit den Rezepten raus, schlug die Seite mit dem Kirschkuchen auf und stellte die Zutaten auf den Küchentisch: Eier, Zucker, Butter, Mehl und am Ende noch ein Glas mit Kirschen.
»Panschen wir das jetzt alles zusammen?«, fragte Zippel und rieb sich schon die Hände.
»Nein«, sagte Paul, »eins nach dem andern.«
»Na gut«, sagte Zippel, »dann panschen wir das eben eins nach dem andern zusammen.«
Paul machte die große Mehltüte auf und kippte das ganze Mehl auf den Tisch.
Das gefiel Zippel schon mal sehr gut, weil wenn man da reinbläst, gibt es herrliche Wolken, mitten in der Küche.
»Ich kann Wetter machen!«, jauchzte er.
Paul rief zwar noch: »Nein, nicht!«, aber da hatte Zippel schon so fest in den Mehlhaufen gepustet, dass die beiden in einer dichten Nebelwolke standen.
Als Paul nach einer Weile wieder was erkennen konnte, sah die Küche aus, als hätte es lange geschneit: Tisch, Regal, Herd, Spüle, überall lag eine puderweiße Schicht.
»Ui«, flüsterte Zippel fasziniert. »Wunderschöner Küchenwinter.«
Paul seufzte. Er ging auf den Balkon und schüttelte sich das Mehl aus den Kleidern und den Haaren. Dann lief er in den Flur und holte den Staubsauger. Als er damit zurückkam, flog Zippel schnell ins hinterste Eck der Küchendecke.
»Hilfe!«, schrie er. »Das scheußliche Rüsselmonster!«
Paul fing wortlos an zu saugen. Zippel zitterte und zeterte und kniff die Augen zusammen. Aber dann machte er erst ein Auge auf, dann das zweite, und als er sah, wie das ganze Mehl einfach so in dem langen, schwarzen Staubsaugerrohr verschwand, fand er das doch sehr spannend. Er flog zu Paul und fragte, ob er bitte auch mal darf, bittebitte.
Paul sah ihn stumm an. Er hatte eine richtige Zornesfalte auf der Stirn.
»Oh … bist du sauer?«, fragte Zippel.
»Ja klar bin ich sauer!«, rief Paul und machte den Staubsauger aus. »Weil ich jetzt saugen muss und kein Mehl mehr da ist.« Er biss sich auf die Unterlippe. »Es wird immer später und alles ist schmutzig und ich hab morgen keinen Kuchen. Dann wundern sich alle Kinder und ich …« Paul konnte nicht mehr weiterreden, weil seine Stimme so zitterte.
»Oh nein«, unterbrach ihn Zippel. »Entschludigung. Ähm … weißt du was? Ich sauge das blöde alte Mehl weg und du kaufst schönes neues. Wie wär das?«
Paul überlegte kurz und sagte dann: »Wenn du mir versprichst, dass du diesmal echt keinen Quatsch machst.«